„Fliegende Bücher“ dürfen auf Oscar hoffen

Diese Woche wurden in Hollywood die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben. Neben der favorisierten Stummfilm-Hommage The Artist oder Wim Wenders 3D-Dokumentation Pina darf sich auch der animierte Kurzfilm The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore der beiden US-Amerikaner William Joyce und Brandon Oldenburg Hoffnungen auf den renommierten Filmpreis machen. Der Link zum 15-minütigen Streifen, der seit dieser Woche kostenfrei in Netz zu sehen ist, ging schon durch diverse Biblioblogs und soll auch hier nicht verschwiegen werden. Der Titel hält auf alle Fälle, was er verspricht. Hier die englischsprachige Originalbeschreibung zum Film, der gänzlich ohne Dialog auskommt:

Inspired in equal measures, by Hurricane Katrina, Buster Keaton, The Wizard of Oz, and a love for books, “Morris Lessmore” is a story of people who devote their lives to books and books who return the favor. The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore is a poignant, humorous allegory about the curative powers of story. Using a variety of techniques (miniatures, computer animation, 2D animation), award-winning author/illustrator William Joyce and Co-director Brandon Oldenburg present a hybrid style of animation that harkens back to silent films and M-G-M Technicolor musicals.“Morris Lessmore” is old-fashioned and cutting edge at the same time.

Bei dem Film handelt es sich um die erste Produktion des Animationsstudios Moonbot. Koregisseur Joyce hat früher bei Pixar gearbeitet, was man dem Film deutlich anmerkt. Als Vorlage für die bibliophile Titelfigur diente übrigens William C. Morris († 2003), der mehrere Jahrzehnte lang die Kinderbuchabteilung des Verlags HarperCollins leitete und auch Ansprechpartner für US-amerikanische Bibliotheken war. Die Oscars werden am 26. Februar vergeben.

Update: Die fliegenden Bücher haben sich gegen die Konkurrenz durchsetzen können, allerdings ist nach der Mission Oscar der Film aus dem Netz genommen worden …

Rockgitarrist als Bibliothekar?

Wer hätte gedacht, dass in Keith Richards ein kleiner Bibliothekar schlummert? Der Rockgitarrist und die zweite tragende Säule der Rolling Stones eröffnete vor ein paar Tagen in einem Interview mit der britischen Sunday Times, dass er seine Bücher pflichtbewusst nach der Dewey-Dezimalklassifikation (DDC) ordnet. Richards hat angeblich auch schon darüber nachgedacht, ein „professionelles Training“ zu absolvieren, um seinen großen Buchbestand noch besser verwalten zu können …

Mehr über den bibliophilen Rockmusiker wird in dessen Autobiografie zu lesen sein, die für kommenden Herbst erwartet wird.

Danke für das Bild an WikiCommons!

Buchtipp: Die Kunst des Bücherliebens

Geschrieben von Umberto Eco, der ja nicht nur der Autor von Romanen wie „Der Name der Rose“ oder des „Foucaultschen Pendels“ ist, sondern Philosoph, Medienwissenschaftler und Professor für Semiotik an der Universität in Bologna. Und er ist Bücherliebhaber mit einer Privatbibliothek von 30.000 Bänden.

Die Kunst des Bücherliebens / Umberto Eco. – 1. Aufl.
München : Hanser, 2009. – 194 S. – ISBN: 978-3-446-23293-8

Das Büchlein setzt sich zusammen aus Aufsätzen und Vorträgen aus den letzten 20 Jahren und spannt den Bogen vom Mittelalter, beispielsweise mit Bemerkungen zu verschiedenen Lesarten des Stundenbuches des Duc de Berry [als Faksimile in der UB vorhanden] bis hin zum Inneren Monolog eines E-Books [Leseprobe auf faz.net].

Amüsant ist das Kapitel „Verrücktheiten der Experten“ auf S. 157ff mit Verrissen von Literatur, Musik und Filmen durch Verlagsgutachter und andere Experten … so kann man sich irren.

Empfohlen seien hier die ausführlichen Rezensionen von Gerrit Bartels auf kulturradio.de und in Zeit-Online.

Umberto Eco wurde übrigens von der Freien Universität Berlin 1998 mit dem Ehrendoktortitel geehrt.