Google und die Macht des Wissens

Die gut 90-minütige Dokumentation (Originaltitel: Google and the World Brain) wurde gestern zur Prime Time auf Arte ausgestrahlt. Regisseur Ben Lewis blickt darin zurück auf die Auseinandersetzungen um das Google-Books-Projekt und beginnt seinen Film zugleich mit dem Gegenbild von H. G. Wells‘ Idee eines Weltgehirns. Zu Wort kommen u. a. die Bibliotheksdirektoren Robert Darnton (Harvard), Richard Ovenden (Oxford) und Jean-Noël Jeanneney (bis 2007 Französischen Nationalbibliothek). Dagegen wird Google angeblich aus juristischen Gründen nur durch einen Abgesandten repräsentiert.

Der Dokumentarfilm war dieses Jahr im Wettbewerb des US-amerikanischen Sundance Filmfestivals anzutreffen und kann u. a. noch sieben Tage kostenfrei in Artes Online-Mediathek angesehen werden.

Kostenfrei in den Archiven von „Ebony“ und „Jet“ stöbern

Nach der Ergänzung einiger kostenfreier Zeitschriftentitel in die Digitale Bibliothek via Google Books sind nun auch die zwei Archive der afroamerikanischen Zeitschriften Ebony und Jet dazugekommen. Beide Zeitschriften präsentieren sich zwar heute eher als LifeStyle-Magazine, können aber rückblickend auch als interessante Quellen für die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA angesehen werden. Beide Magazine wurden Mitte des 20. Jh. von dem schwarzen Verleger John H. Johnson aus Chicago konzipiert.

Die monatlich erscheinende illustrierte Zeitschrift Ebony wurde 1945 ins Leben gerufen und war das erste landesweit für afroamerikanische Leser herausgegebene Magazin. Ähnlich wie das LIFE-Magazin aufgebaut, war Ebony von Anfang an Erfolg bei seinem Publikum, der afroamerikanischen Mittelklasse, beschieden. Ursprünglich mit Geschichten auf schwarze Größen aus dem Showgeschäft und Sport fokussiert, erweiterte es später sein inhaltliches Spektrum auf alle Bereiche des afroamerikanischen Lebens. Mit einer Auflage von 1,2 Mio. Exemplaren (2011) gilt Ebony nach wie vor als größtes afroamerikanisches Magazin. Via Google Books lassen sich kostenfrei die gesamten Jahrgänge von Nov. 1959 – 2008 einsehen.

1951 folgte die wöchentlich erscheinende Illustrierte Jet. Ursprünglich als „The Weekly Negro News Magazine“ begründet, berichtete es von Anfang an als Nachrichtenmagazin aus allen Bereichen des afroamerikanischen Lebens (u. a. über Auslandsnachrichten, Kultur, Wirtschaft, Sport, Medizin, Religion usw.). Auch dokumentierte Jet mit Berichten über die Ermordung des 14-jährigen Emmett Till, den „Montgomery Bus Boycott“ oder Martin Luther King die schwarze Bürgerrechtsbewegung. Als Lifestyle-Magazin konzipiert erreicht es heute eine Auflage von ca. 800.000 Exemplaren. Via Google Books lassen sich kostenfrei die gesamten Jahrgänge von November 1951 – Oktober 2008 einsehen.

Sowohl alle Zeitschriftenhefte als auch einzelne Ausgaben können nach Stichworten durchsucht werden. Auch lassen sich Permalinks erzeugen. Das Kopieren, Abspeichern oder Ausdrucken ist nicht möglich.
Die neuesten Jahrgänge ab Anfang der 1990er ff. lassen sich u. a. bequemer über die von der FU lizenzierte Presse-Datenbank LexisNexis Wirtschaft recherchieren.

ÖNB kooperiert mit Google Books

Nachdem die Bayerische Staatsbibliothek sich bereits vor mehr als drei Jahren mit Google zusammen tat, um ihren Buchbestand digitalisieren zu lassen, ziehen die Nachbarn aus Österreich nun nach. 400.000 Bände aus dem 16. bis 19. Jahrhundert der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) in Wien sollen mittels Public Private Partnership durch Google Books im Volltext erschlossen werden. Voraussichtlich 120 Millionen Buchseiten sollen nach sechs Jahren kostenfrei im Online-Katalog der Bibliothek, via Google Books und der Europana abrufbar sein – ausschließlich Werke, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen. 2011 soll mit der Digitalisierung begonnen werden.

Digitale Bibliothek für Deutschland

Ein „Jahrhundertprojekt“, ein „Quantensprung in der Welt der digitalen Information“, so hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann (Bild) gestern die Errichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) angekündigt. Das vom Bundeskabinett beschlossene Projekt soll bis 2011 ca. 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland vernetzen und allen Bürgern kostenfreien Zugriff auf Bücher, Bilder, Skulpturen, Noten, Musik und Filme gewähren – vorerst nur urheberrechtsfreie Werke.

Die DDB soll auch einen Gegenentwurf zur viel diskutierten Plattform Google Books bilden, die zahlreiche Scans aus Büchern anbietet, deren Urheberrecht noch nicht abgelaufen ist. Dies hat große Bedenken von Verlegern und Autoren nach sich gezogen, die beim Bibliotheksprojekt übergangen wurden. Vor einigen Wochen hatte der Suchmaschinen-Betreiber auf die Kritik reagiert und versichert, nur noch in den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien oder Großbritannien veröffentliche Bücher zuzulassen. Dies könnte jedoch gerade für Europa einen Rückschritt bei der Digitalisierung von Büchern bedeuten, wie Kritiker bemängelten.

Die Europäische Union hat darauf reagiert und Ende November den Ausbau der Internetplattform Europeana angekündigt. Gerade urheberrechtsfreie deutschsprachige Texte von beispielsweise Goethe, Schiller & Co. hat man in der vor einem Jahr gegründeten Digitalen Bibliothek für Europa bisher vergeblich gesucht. Dies wird sich mit dem Erscheinen der Deutschen Digitalen Bibliothek ändern, die in die Europeana integriert werden soll.

Für die Infrastruktur des deutschen Digitaliserungsprojekts sind fünf Mio. Euro vorgesehen, ab 2011 soll die DDB dann jährlich mit einer Summe von 2,6 Mio. Euro unterstützt werden, die aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes kommt. Auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein, zumal unser Kulturgut nicht einem kommerziell denkenden Unternehmen anvertraut wird und das Urheberrecht gewahrt bleiben soll.

Danke für das Bild an WikiCommons!