Inequalitics

Promotionskolleg "Steuer- und Sozialpolitik bei wachsender Ungleichheit"

Atlas der Einkommensungleichheit

Eine unsichtbare Mauer trennt das Land

Im vergangenen Jahr wurde zum 25. Mal der Fall der Berliner Mauer gefeiert. Eine spektakuläre Installation aus illuminierten Ballons ließ die Betonmauer noch einmal für ein paar Stunden auferstehen. Trotz der beeindruckenden Bilder waren am Ende wohl dennoch alle froh, als das trennende Monument im Nachthimmel verschwand. Doch eine Mauer ist geblieben: die unsichtbare Mauer zwischen den Einkommen in Ost- und Westdeutschland.

Foto: Soeren Stache/dpa

Foto: Soeren Stache/dpa

In einem Projekt für das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung habe ich mir mithilfe der Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) die Entwicklung der personellen Einkommensverteilung in Deutschland für die Jahre  2001 bis 2012 angeschaut. Die Ergebnisse sind in einem interaktiven Atlas dargestellt und sie zeichnen ein eindeutiges Bild: In den vergangenen Jahren sind die Einkommensunterschiede zwischen den alten und neuen Ländern unverändert groß geblieben. Der Osten hinkt dem Westen hinterher.

In Abbildung 1 zeigt sich, dass die durchschnittlichen bedarfsgewichteten und inflationsbereinigten Nettoeinkommen der Personen in Privathaushalten in den neuen Ländern deutlich unterhalb der Nettoeinkommen in den alten Ländern liegen. Die Differenz variiert dabei relativ konstant zwischen 4000 und 5000 Euro im Jahr, wobei das Niveau der Durchschnittseinkommen im Osten bei ca. 80% des westdeutschen Niveaus verharrt.

Abbildung 1: Durchschnittliche Nettoeinkommen Ost/West (in Euro)
Abbildung 1: Durchschnittliche Nettoeinkommen Ost/West (in Euro); Quelle: SOEP v30, eigene Berechnungen.
Quelle: SOEP v30, eigene Berechnungen.

Diese Unterschiede spiegeln sich ebenso auf Ebene der einzelnen Bundesländer wider. Abbildung 2 zeigt jeweils die drei Bundesländer mit den höchsten und geringsten durchschnittlichen Nettoeinkommen im Zeitverlauf. Das klare Ergebnis: die höchsten Durchschnittseinkommen sind durchgängig in den alten Ländern zu beobachten, bspw. in Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen. Die Schlusslichter sind ausschließlich neue Länder wie Thüringen, Sachsen, oder Sachsen-Anhalt. Betrachtet man die verfügbaren Medianeinkommen (mittleren Einkommen), die sich robuster gegenüber Extremwerten verhalten, so sind die Unterschiede weniger gravierend, aber weiterhin vorhanden.

Abbildung 2: Durchschnittliche Nettoeinkommen Bundesländer (in Euro)

Abbildung 2: Durchschnittliche Nettoeinkommen Bundesländer (in Euro); Quelle: SOEP v30, eigene Berechnungen.

Quelle: SOEP v30, eigene Berechnungen.

Wer sich nun fragt, wie sich die Einkommensungleichheit auf Landes- oder auch Bundesebene entwickelt hat, der sei auf den

Atlas der Einkommensungleichheit

verwiesen. Dort finden sich außerdem weiterführende Begriffserklärungen und Erläuterungen zu den Daten und der Methodik. Zusätzlich stehen dort alle Daten mit zusätzlichen Berechnungen wie Konfidenzintervallen zum Download zur Verfügung.

Atlas der Einkommensungleichheit

Der Atlas der Einkommensungleichheit wurde im Rahmen des von der HBS geförderten Forschungsprojekts 2014-766-4 erarbeitet.

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Der Beitrag wurde am Montag, den 25. Januar 2016 um 11:59 Uhr von Maximilian Stockhausen veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Atlas der Einkommensungleichheit, Einkommensverteilung, Ungleichheit abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.

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