Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

(H)ulanda

Das Verhältnis zwischen Holland und den Niederlanden war vor Kurzem und vor Längerem schon Thema. Es ist nicht so schwer zu begreifen und liefert trotzdem immer wieder neuen Anlass zum Nachdenken.

Die Regierung von Curaçao zum Beispiel sieht die Insel als Teil des Reino Hulandes. (Oder auch des Reino Ulandes – die Schreibung variiert selbst auf dem offiziellen Regierungsportal.) Nun wissen wir, dass das eigentlich nicht sein kann. Wir unterscheiden schließlich gewissenhaft zwischen der Region Holland, dem gesamten Land Nederland und dem Koninkrijk der Nederlanden, dem auch die verschiedenen Teilländer in der Karibik angehören.

Hat Curaçao da etwas falsch verstanden? Glaubt man in Willemstad, dass die eigene Insel Teil des Königreichs Holland ist? Man kann davon ausgehen, dass die dortige Regierung ziemlich genau über den eigenen politischen Status Bescheid weiß. Darüber wacht schließlich nicht zuletzt in der Kas di Kòrsou (Haus von Curaçao) in Den Haag der Gevolmachtigde Minister (auf Deutsch ein bevollmächtiger Minister, auf Papiamentu der minister plenipotensiario).

Vertretung von Curaçao in Den Haag (Foto: Kabinet van de Gevolmachtigde Minister van Curaçao)

Die Lösung ist simpel: Das Papiamentu hat das geläufigere Wort entlehnt. Hulanda bedeutet schlichtweg Niederlande. Hulandes bedeutet Niederländisch. Es mag ungewohnt sein, denn auf den ersten Blick kommt uns das ungenau vor. Aber so sind Lehnwörter nun einmal: Sie schaffen sich beim Übergang in eine andere Sprache eine neue Bedeutung und scheren sich nicht unbedingt um die Semantik der Ausgangssprache. Bei Anglizismen wie Public Viewing und Bodybag hat das schon viele zur Weißglut getrieben. Während wir auf Deutsch Holländisch nur in der Umgangssprache sagen, ist Hulanda auf Papiamentu völlig korrekt.

An Differenzierung mangelt es trotzdem nicht. Die Region Holland und die beiden Provinzen können als zweite Entlehnung weiterhin einfach Holland heißen (etwa bei der Erläuterung zur Auflösung der Niederländischen Antillen in der Wikipedia auf Papiamentu).

Der bevollmächtigte Minister untersteht übrigens dem Ministerio di Asuntunan General. So niederländisch ist man dann doch: Auch wenn sich die Bezeichnung auf Papiamentu tarnt, ist es doch eine glasklare Lehnübersetzung des Ministerie van Algemene Zaken.

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Der Beitrag wurde am Sonntag, den 28. Juni 2015 um 09:28 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Karibik, Niederlande, Sprachvergleich, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

2 Reaktionen zu “(H)ulanda”

  1. JanZ

    Da Finnisch ja auch schon Thema war: Die niederländische Sprache heißt dort „hollantia“, weil es zu „Niederlande“ (Alankomaat) zwar ein Herkunftsadjektiv (alankomaalainen), aber kein Sprachadjektiv gibt.

  2. JanZ

    „Hollantia“ ist natürlich der Partitiv, der Nominativ lautet „hollanti“.