Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Deutsland vür Nederländers – 3

Wir beobachten weiter, was NOS-Deutschlandkorrespondent Jeroen Wollaars in der Sondersendung von De Wereld Draait Door zu erzählen hat.

11:45 – Der NOS-Korrespondent ist offenbar stolz wie Bolle, dass er bei der Bundespressekonferenz dabei sein darf: Foto mit rotem Kreis um seinen Kopf, wie er unter den Hauptstadtjournalisten sitzt. Wer hätte das gedacht – so viel Glamour hat also die dröge Berliner Republik.

15:05 – Wollaars erklärt ein weiteres deutsches Verb: merkelen. Was natürlich auch schon eine niederlandisierte Variante ist, denn auf Deutsch heißt es merkeln. Auf Niederländisch ist dieses Lautabfolge [ln] aber unüblich, dazwischen steht immer ein Schwa, wie in zweifelntwijfelen. Also auch merkeln – merkelen.

15:52 – „Im Alleingang, zoals ze dat in Duitsland noemen.“ Und wie nennt man das in den Niederlanden? Man kann es höchstens umschreiben, so etwas wie zonder overleg met haar collega’s. Vielleicht ein Konzept, dass dem Land des Poldermodells insgesamt wenig vertraut ist.

17:17 – Vom Sonderweg zur Willkommenskultur. Was es mit dem historischen „Sonderweg“ auf sich hat, hätte man vielleicht ausführlicher erläutern können als nur in 10 Sekunden. Schließlich verbindet man in der Gegenwart Sonderwege eher mit Großbritannien oder der Schweiz, während Deutschland die Kooperation fast zur Staatsdoktrin erklärt hat. Für eine ausgeprägte Willkommenskultur sind die Briten und Schweizer in letzter Zeit allerdings auch nicht gerade bekannt.

18:40 – Der Rijkstag. Schöne Kontamination: Niederländisches [k], deutsches [t] und am Ende ein [χ], das niederländisch sein kann, aber genauso gut regionales Deutsch. (Im zweiten Fall wäre das [a] wahrscheinlich kürzer ausgefallen.)

Das nationaal monument slavernijverleden steht in Amsterdam im Oosterpark. (Arthena, CC-BY-SA-4.0)

18:50 – Wollaars macht eine interessante Parallele auf: Das Holocaust-Mahnmal im Zentrum Berlins ist so, als stünde das Sklavereidenkmal mitten im Binnenhof. Durchaus ein Gedanke, den man verfolgen könnte. Stichwort Aufarbeiten.

19:30 – „Ik woon in Kreuzberg, vlakbij Tempelhof.“ Älteren Niederländern mag vielleicht der Flughafen tatsächlich noch geläufig sein. Fragt sich nur: Steht „Tempelhof“ hier für den Stadtteil (das wäre seltsam, denn Kreuzberg ist sicher bekannter als Tempelhof)? Oder eher für den Flughafen? Das wäre dann fast ein wenig anachronistisch.

23:20 – „het Stunde Null“. Logisch, es heißt ja auch het uur. Trotzdem ist es immer wieder faszinierend, für welches Genus man sich zwischen den beiden Sprachen entscheidet, wenn eine der beiden ein Neutrum hat und die andere nicht. Zum Beispiel sagt Wollaars auch de Brandenburger Tor. Für mich wäre aus deutscher Perspektive das Neutrum vermutlich zu stark gewesen und ich hätte mich für het Brandenburger Tor entschieden – für manche niederländische Ohren völlig seltsam. Andererseits habe ich mich oben beim Binnenhof durch die Präposition (im) nur geschickt davor gedrückt, mich entscheiden zu müssen zwischen der (es heißt ja der Hof) und das (nl. het Binnenhof).

Im folgenden Teil treffen wir ein paar alte Bekannte wieder, die wir eigentlich nicht unbedingt wiedersehen möchten, nämlich Pegida und die AfD.

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Der Beitrag wurde am Sonntag, den 28. August 2016 um 08:50 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Aussprache, Idiom, Niederlande, Sprachvergleich, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

Eine Reaktion zu “Deutsland vür Nederländers – 3”

  1. Marion 5750

    01.09.2016Jeroen Wollaars behauptet in dwdd nicht zu wissen was „Dicke Luft“ bedeutet!! Lachhaft