Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

The international Wilders

verkiezing

Geert Wilders ist auf Twitter sehr präsent, sehr oft auch zweisprachig: Niederländisch und Englisch. So z.B. am 16. Januar, als er wieder eine seiner Botschaften in die Welt schickte: Een vrij en trots Nederland. Een Nederland dat kiest voor zijn eigen mensen. Der zugehörige Hashtag war #NederlandWeerVanOns. Die englische Version des Slogans folgte direkt: A free and proud Netherlands. A Netherlands choosing for its own people. Hier lautet der Hashtag in bester Trump-Manier: #MakeTheNetherlandsGreatAgain.

Warum? Die Leute, die ihn wählen wollen/sollen/können, sprechen alle Niederländisch. Um sie zu erreichen, sind die englischen Tweet-Versionen kaum nötig. Und inhaltlich sind die Botschaften auch in aller Regel strikt nationalistisch ausgerichtet, sie zielen auf das ‚eigene Volk‘ und das ‚eigene Land‘ (eigen land eerst, onze vrijheid, ons geld, onze grenzen – so steht es im Programm und auf den Plakaten). Nederland weer van ons. Die Parallelen zur Trumps America first sind mehr als deutlich.

Offenbar geht es aber um mehr, um die Internationalisierung der ‚Bewegung‘ bzw. doch wenigstens darum zu suggerieren, dass wir es mit einer internationalen Bewegung zu tun haben. Nationalisten aller Länder, vereinigt euch!? Haben die jeweiligen Parteien und Protagonisten denn überhaupt etwas gemeinsam, jenseits von ‚raus aus der EU‘ und ‚keine Flüchtlinge mehr reinlassen‘?

Ihr Familientreffen in Koblenz (Ende Januar) wollten die  rechten Parteiführer/innen jedenfalls dazu nutzen, das Bild einer internationalen Bewegung öffentlichkeitswirksam zu propagieren. Der dazu geschaffene Begriff lautet patriotischer Frühling. Dieser Begriff war im vergangenen Jahr auch schon von der österreichischen FPÖ verwendet worden, im Rahmen eines Besuchs von Marine Le Pen in Wien.

Der Anklang an den arabischen Frühling ist sicherlich nicht zufällig, sondern gewollt. Er unterstreicht den revolutionären Anspruch der neuen Patrioten, das heutige politische System komplett umkrempeln zu wollen, immer verbunden mit der Unterstellung, dass die Anderen eben keine Patrioten sondern Vaterlandsverräter sind. Im internationalen Vergleich scheint die Rhetorik immer gleich: Wir wollen unser Land/unsere Demokratie/unsere Selbständigkeit/unser Geld usw. zurück, was stets auch unterstellt, dass es jemanden gibt – die Anderen (die EU, die Linken, die Politiker, die Juden, die Moslems…) – die uns dieses Gut weggenommen bzw. gestohlen haben. Hinzu kommt das Bedrohungsszenario: das Schüren der Angst vor dem Anderen, dem Fremden gehört zum (Wahlkampf-)Geschäft. Nochmal Wilders: Ik vecht voor onze vrijheid, wobei der zugehörige Hashtag dann den vermeintlichen Feind dieser Freiheit benennt: #StopIslam.

Wilders weiß um die Macht der Bilder. Am 6. Februar twittert er eine Fotomontage, die den politischen Gegner Alexander Pechtold (D66) inmitten von radikalen Moslems zeigt (ein altes Foto einer Demo gegen Wilders in London). Dass Pechtold mit dieser Demonstration gar nichts zu tun hatte, ist egal. Der Zusammenhang ist durch die geschickte Fotomontage hergestellt, und im Text wird noch ein weiterer Zusammenhang hergestellt, nämlich zwischen Pechtold und den Hamas-Terroristen. Fake-News heißt sowas auf Neudeutsch und auf Niederländisch nepnieuws. Es stimmt zwar alles nicht, aber indem man die Zusammenhänge einfach mal behauptet, sind sie in der Welt und in den Köpfen der Leser. Suggestive Formulierungen und Unterstellungen, gerne auf der Grenze zu Beleidigung und Verleumdung, aber nach Möglichkeit so, dass es (noch) nicht strafbar ist – Tagesgeschäft der Populisten. Die Aktion hat Wilders später selber stolz als großen Erfolg gewertet: in einem weiteren Tweet zählt er die Medien und Sendungen auf, die über seinen Provozier-Tweet mit dem gefälschten Foto berichtet haben. Soviel Effekt mit „1 Tweetje“. Der Hashtag, den er hinzufügt lautet: #ilovetwitter. Es gilt die alte Weisheit: egal ob positiv oder negativ, „any news is good news“.

Das ist alles nicht neu, aber in der geballten Form, in der es zur Zeit auftritt, erhält es doch eine neue Qualität. In Koblenz sagte Le Pen im vergangenen Monat: „Wir erleben das Ende einer Welt und die Geburt einer neuen.“ Die westlichen Demokratien, die uns nach dem zweiten Weltkrieg zu Frieden und Wohlstand verholfen haben, werden als veraltet und überholt dargestellt, dem Untergang geweiht (das Ende einer Welt). Dem steht in der rechten Rhetorik eine neue Welt gegenüber, deren Anfang (Frühling) wir gerade erleben. Mit Huxley: eine schöne neue Welt

Gleich nachdem Donald Trump seinen ‚Muslim Ban‘ erlassen hatte, gratulierte Geert Wilders, natürlich via Twitter (am 28.1.2017): „Well done @POTUS it’s the only way to stay safe + free. I would do the same. Hope you’ll add more Islamic countries like Saudi Arabia soon.“

Der Kollege Marc van Oostendorp (@fonolog) kommentierte das am Tag darauf so: „English is becoming the international language of narrow-minded and heartless nationalism.“ Ja, sieht fast so aus.

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Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 8. Februar 2017 um 14:05 Uhr von Matthias Hüning veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Niederlande abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

5 Reaktionen zu “The international Wilders”

  1. Marc van Oostendorp

    Interessant. Ik heb vorige maand ook nog iets uitvoeriger over Wilders‘ Engels geschreven: https://www.neerlandistiek.nl/2017/01/geert-wilders-en-het-engels/

  2. Matthias Hüning

    Dank je wel, Marc. Dat stuk was mij ontgaan, maar ik heb het idee dat we het zeer eens zijn met elkaar…

  3. Marc van Oostendorp

    Ik geloof wel dat Wilders temidden van zijn rechtse collega’s alleen is in zijn omarming van het Engels – dat zal wel iets met de bijzondere relatie van Nederland met het Engels te maken hadden. Tegelijkertijd gaf hij bij de bijeenkomst in Koblenz die je noemt een toespraak in niet foutloos maar toch acceptabel Duits, dat vond ik ook interessant.

  4. Matthias Hüning

    Ja, dat is waar. Terwijl ze allemaal zeggen dat ze deel zijn van een internationale beweging, krijgt dat bij Wilders door het gebruik van vreemde talen gelijk ook nog een performatief karakter.

  5. Johanna Ridderbeekx

    Dat iemand die in de jaren 60 in Venlo (Kum-se in de stad, wat suus-se? Pruuse!) opgegroeid is (dialect + Thomas College + Duitse tv via de antenne) een aardig woordje over de grens spreekt, is niet zo verwonderlijk.