2. Juli 2007 von Andrea Sieber
Das Spektrum der Ergebnispräsentationen im Rahmen unseres Seminars endete mit Thesen von Verena Bless zu dem Film „Avalon. Spiel um dein Leben“ (2001).
Der Film erzählt von der Spielsüchtigen Ash, die als ‚Kriegerin’ nach ‚Avalon’ gelangen möchte, um ihren ehemaligen Wizzard-Team-Gefährten Murphy dort aus seinem Zustand eines ‚Verschollenen’ zu erlösen und sich selbst aus dem hermeneutischen Zirkel zu ‚befreien’, der suggeriert, dass ‚die Wirklichkeit immer nur der Köder sei, der uns zu etwas außerhalb unserer selbst führt’.
Der Film arbeitet mit einer komplexen Ästhetik aus paratextuellen Anspielungen auf den Artusmythos (Avalon, Merlin, mythische Entrückung), intermedial-ästhetischen Anspielungen auf den Film „The Matrix“ (Computerdesign, Action und Special Effects), einer meta-reflexiven Ebene über Fragen der medialen Realitätskonstitution (Virtualität vs. Realität) und politisch-zeitgenössischen Kontexten (Modi der Inklusion und Exklusion).
Das unverhofft farbige und abrupte Ende des Films wirft beim Rezipienten nicht nur die Frage auf in welcher ‚Realität’ sich Ash zuletzt bewegt, sondern erzeugt auch das beunruhigende Gefühl, das Wirklichkeit ‚ganz anders’ konstituiert sein könnte, als wir diese im alltäglichen Sinne und im praktischen Vollzug ‚erleben’.
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25. Juni 2007 von Andrea Sieber
Ebenfalls am 25. Juni 2007 haben Olivia Gritli, Wiebke Lübben, Antonia Stöger und Oliver Knabe mit uns ein Spiel gespielt, dass das ‚verheißungsvolle Label’ „King Arthur“ trägt.
Nach einer kurzen Einführung in die Motivik der Spielkarten, die von Drachen als Gegnerkarten bis hin zu Excalibur und dem Heiligen Gral als Abenteuerkarten reicht, haben wir das Spiel ausprobiert.
Aufgrund der Erstbegegnung mit dem Spiel und dem Streben nach einer optimalen Erfolgsstrategie kam das Spiel nur zögerlich in Gang, konnte außerdem wegen des begrenzten Zeitrahmens im Seminar nicht zu Ende gespielt werden. Dennoch konnten wir uns einen Eindruck davon verschaffen, wie das Spiel funktioniert und Aspekte dieser Spielerfahrung in der darauf folgenden Woche in der Diskussion zum medialen Kontext von Spielen noch einmal aufgreifen: Grundsätzlich blieb die Frage, ob Spiele als ‚Medien’ im engeren oder weiteren Sinne fungieren, unentschieden. Betrachtet man Spiele im didaktischen Sinne als Medien der Informationsvermittlung oder als praktische Anlässe für die Vermittlung von Sozialkompetenzen ließen sich Spiele als Informationsträger oder Interaktionsmedien beschreiben. Fraglich erschien uns in diesem Zusammenhang, ob die Informationsübertragung auch dann funktioniert, wenn keine Vorkenntnisse zum Artus-Mythos gegeben sind. Aufgrund des reduzierten oder sogar veränderten Wissens über König Artus, das mit dem Spiel auf die Rezipienten ‚übertragen’ wird, erzeugt das Spiel u. U. ‚gefährliche’ Verfremdungen historischer Überlieferungen und Wirklichkeiten, die es medienkritisch zu hinterfragen gilt. Auffällig ist prinzipiell, dass das Spiel zwar zur abstrakten Vermittlung von Handlungswissen (Logik, Strategien, Interaktionsmechanismen) beitragen kann, dafür aber auch mit beliebigen aktuellen Labeln versehen werden könnte und nicht zwingend einer Kontextualisierung mit König Artus bedarf.
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25. Juni 2007 von Andrea Sieber
Am 25. Juni 2007 haben uns Nina-Christin Machens und Anika Paulick zwei Bücher vorgestellt, in denen der Mythos um König Artus in modernen Fassungen präsent ist.
Am Beispiel von Joan Wolfs „Der Weg nach Avalon“ wurde diskutiert, inwiefern und warum durch Strategien der Umcodierung (Tilgung des Inzests zwischen Morgane und Artus oder des Ehebruchs zwischen Ginover und Lancelot) oder der Verschiebung (Entschärfung des Vater-Sohn-Konfliktes zwischen Artus und Mordred) der Artus-Mythos im Medium des modernen historischen Romans ‚verkitscht’ und entschärft wird.
Am Beispiel des Covers von Peter Davids Buch „Wählt König Arthur!“ wurde zunächst aufgezeigt, wie zeitgenössische amerikanische Symboliken (Freiheitsstatue, Skyline von New York) mit Elementen des Artus-Mythos (Schwert, Krone) strategisch verschränkt wurden, um diverse Medien-Faszinationstypen für die Vermarktung des Buches produktiv zu machen. Auch der Cover-Text erwies sich in diesem Zusammenhang als ein intertextueller Verweis auf den Drehbuchautor von „Star Trek“, wodurch zielgerichtet eine bestimmte Leserschaft angesprochen werden soll. Außerdem wies die Transformation des Artus-Mythos in den amerikanischen Wahlkampf des 21. Jahrhunderts deutliche Allusionen zu Mark Twains Roman „A Connecticut Yankee in King Arthurs Court“ auf, die einen ‚typisch’ amerikanischen Gestus der ‚Einverleibung’ europäischer Vergangenheit ‚heraufbeschwören’. Als sinnvoll und lohnenswert erscheint es daher, ‚König Artus’ als eine Art ‚Label’ zu betrachten, wofür Machens/Paulick folgende Definition in die Diskussion eingebracht haben: „Anhand eines Labels sollen potenzielle Nutznießer die zu erwartende Qualität einer Dienstleistung oder eines Produktes abschätzen können. Positive Auszeichnungen haben einen wichtigen Werbeeffekt; daher wird ein Label oft als Etikett auf der Produktverpackung oder an hervorragender Stelle in Werbebroschüren verwendet.“ (zitiert nach ppt-Präsentation vom 25.6.) ‚Avalon’ oder ‚König Arthur’ – letzteres in bewusst englischer Verfremdung – fungieren demnach für die vorgestellten Bücher im Sinne eines marktstrategischen Kalküls.
Kategorie König Artus als Label in der Belletristik | 0 Kommentare »
18. Juni 2007 von Andrea Sieber
Am 18. Juni 2007 hat Martin Otto unsere Ergebnispräsentationen zur aktuellen Repräsentation des Artus-Mythos eröffnet. Gezeigt wurde, wie Versatzstücke des Artus-Mythos etwa der Gral oder die Tafelrunde als Kultobjekte, symbolische Narrationen oder ikonographische Elemente europaweit in kulturelle Praktiken eingebunden waren, die mediale Räume konstituieren. Besonders beeindruckend war die Erkenntnis, dass nach Alfred Watkins entworfene Ley-Line-Karten Glastonbury als einen derjenigen Orte in England ausweisen, an dem die ‚mythische Energie’ um König Artus in einem Knotenpunkt zusammen läuft.
Dass dieser Ort bereits 1133 von Geoffrey of Monmouth mit Avalon und 1191 als Begräbnisort von Artus und Ginover identifiziert wurde, trug mit großer Wahrscheinlichkeit schon im Mittelalter dazu bei, Glastonbury als Wallfahrtsort zu profilieren. Noch heute wird Glastonbury in labyrinthische Pilgerwege eingebunden, die ‚nach Avalon führen’.
Sowohl aufgrund der mittelalterlichen Überlieferungen als auch auf Basis der Ley Lines haben wir diskutiert, ob und wie sich Glastonbury eines multimedialen Konstruktionsprozesses verdankt. Die Diskussion kulminierte in einer hermeneutischen Paradoxie: Wenn die Tafelrunde als medialer Raum definierbar ist, dann bleibt die Frage, wodurch sich dieser Raum konstituiert in einer Oszillationsbewegung? Wird die Tafelrunde als medialer Raum durch männliche Verbrüderungspraktiken hervorgebracht oder werden diese männlichen Verbrüderungspraktiken durch den medialen Raum hervorgebracht, den die Idee der Tafelrunde bereitstellt? Diese Frage werden wir in unserer Abschlussdiskussion zum Film „King Arthur“ am 16. Juli 2007 wieder aufgreifen.
Kategorie König Artus auf dem 'Weg' nach Glastonbury | 1 Kommentar »
21. Mai 2007 von Andrea Sieber
Bereits zu Beginn des Semesters wurde König Artus das erste Mal hier in Berlin gesichtet:
(Zitat, Forum, Marie-Luise Musiol): „Mit einem Zwinkern empfehle ich einen Blick in den Eingangsbereich des Avalon-Hotels in der Emser Straße hier in Berlin…“.
Kurz darauf, am 11. Mai, durften wir uns sogar ein Bild davon ‚machen‘
Diese erste Begegnung mit ‚Artus’ warf dann am 21. Mai 2007, als es darum ging, dass wir uns auf den Einstieg in eine dreiwöchige online-Phase zur Medienrecherche und –analyse zum Thema „König Artus lebt!“ vorbereiten wollten, Fragen auf nach der medialen Klassifizierung des Objektes (Foto, Werbeträger), nach den aus dem Artus-Mythos entlehnten ikonographischen Versatzstücken (Label, Krone, Rüstung) und vor allen Dingen nach der Einbindung in performative Praktiken. In diesem Zusammenhang haben wir diskutiert, inwiefern die Geste des ‚Mediennutzers’ zu interpretieren wäre, etwa als Ausdruck einer symbolischen Partizipation am Artus-Mythos, als emotionale Geste oder als Ausdruck der Macht des Subjektes über ein Objekt.
Berücksichtigt man außerdem, dass der Artus-Buddy als Werbeträger für ein Berliner Hotel in Auftrag gegeben wurde, dass er geplant, hergestellt, angeliefert und öffentlich platziert wurde, kommt dem ebenfalls fotographisch dokumentierten Moment der ‚Enthüllung’ eine besondere Bedeutung zu, denn erst ab dem Augenblick als der Artus-Buddy in kulturelle Praktiken eingebunden wurde, wird er als ‚Medium’ hervorgebracht.
Kategorie König Artus gesichtet! | 0 Kommentare »
16. April 2007 von Andrea Sieber
Dieser Blog entsteht im Rahmen eines Seminars zur ‚Mittelalterrezeption – multimedial’ an der Freien Universität Berlin, dass sich mit dem Thema ‚König Artus lebt!‘ in offener Recherche auseinandergesetzt hat. Einige Ergebnisse präsentieren wir hier:
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