Deutscher Buchpreis für Ursula Krechel

Nachdem im Vorjahr Romandebütant Eugen Ruge (In Zeiten des abnehmenden Lichts) siegreich war geht der Deutsche Buchpreis 2012 an Ursula Krechel. In ihrem Roman Landgericht zeichne sie laut Jurybegründung „Bald poetisch, bald lakonisch […] präzise ihr Bild der frühen Bundesrepublik – von der Architektur über die Lebensformen bis hinein in die Widersprüche der Familienpsychologie. Landgericht ist ein bewegender, politisch akuter, in seiner Anmutung bewundernswert kühler und moderner Roman“.

Das Werk folgt einem vor den Nazis geflüchteten jüdischen Richter, der 1947 aus dem Exil in Havanna nach Deutschland zur versprengten Familie zurückkehrt. Ursula Krechel, die zuletzt 2009 mit dem Roman Shanghai fern von wo auf sich aufmerksam machte, stammte aus Trier, lebt aber mittlerweile in Berlin. Sie studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte und ist nach Arbeiten als Dramaturgin seit Anfang der 1970er-Jahre als freie Schriftstellerin tätig. Neben Romanen erschienen von ihr auch Gedichtbände, Hörspiele und Essays (Werke von Ursula Krechel im FU-Katalog).

Krechel setzte sich im Finale gegen Ernst Augustin (Robinsons blaues Haus), den diesjährigen Preisträger der Leipziger Buchmesse Wolfgang Herrndorf (Sand), Clemens J. Setz (Indigo), Stephan Thome (Fliehkräfte) und Ulf Erdmann Ziegler (Nichts Weißes) durch. Lese- und Hörproben aller nominierten Romane bietet eine kostenfreie App. Alle sechs auf der Shortlist vertretenen Titel sind auch im Bestand der Philologischen Bibliothek zu finden (teilweise schon vorgemerkt).

Der Deutsche Buchpreis wird seit 2005 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels kurz vor der Frankfurter Buchmesse verliehen. Die Auszeichnung gilt als deutsche Antwort auf den französischen Prix Goncourt oder den britischen Booker Prize und ist mit 25.000 Euro für den Sieger dotiert. Über die Vergabe entscheidet eine jährlich wechselnde, siebenköpfige Jury. 2012 setzte sich diese u. a. aus dem Literaturkritiker bzw. -redakteur Andreas Isenschmid (NZZ am Sonntag), Dirk Knipphals (taz) und Stephan Lohr (NDR Kultur) zusammen.

Nobelpreisvergabe am Donnerstag
Der Deutsche Buchpreis ist nicht die einzige literarische Auszeichnung, die diese Woche vergeben wird. Am Donnerstag wird in Stockholm der Gewinner des diesjährigen Literaturnobelpreises bekannt gegeben. Am höchsten gewettet werden gegenwärtig der japanische Romancier Haruki Murakami (Naokos Lächeln), sein chinesischer Kollege Mo Yan (Das rote Kornfeld) sowie die kanadische Kurzgeschichtenautorin Alice Munro (Die Liebe einer Frau). Im letzten Jahr war der schwedische Dichter Tomas Tranströmer erfolgreich.

Autor: Marc Spieseke

Zentralbibliothek, Team Auskunft und Teaching Library / Stabstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

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