Schlagwörter: hci, psychologie, erwartung-wert-modell, goals, mensch, menschen, norman
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22. Mai 2021 um 16:24 Uhr #1280Aljoscha PetersTeilnehmer
Hallo Alexa,
wieder eine vertiefende Nachfrage – sorry.
Wenn ich richtig erinnere, habe meinen Exzerpt des Buchs jetzt nicht zu rate gezogen, spricht Norman – so auch hier im VL Video 07-1 – von Goals allgemein. Wurde das Modell von ihm (oder anderen) angepasst, um bspw. näher noch an ein Erwartungs-Wert-Modell zu rücken.
Menschen formulieren ja nicht wild einfach Ziele ins Blaue, sondern vielmehr aus ihren Vorerfahrungen. Sie formulieren also Ziele im Hinblick auf einen Wert (für sich selbst) und aus den bisherigen Erfahrungen mit einer (oder mehreren) Erwartung(en) bzgl. des Outcomes. Das würde ja jetzt noch nahe an Norman sein, aber so werden eben verschiedene Motive zur Motivation, da einige verworfen werden (geringer Erwartung x Wert-Outcome), während andere bevorzugt werden (höherer Erwartung x Wert-Outcome).
In der Lernmotivation und -motivation erklärt man so beispielsweise die (nicht-)passende Aufgabenwahl von Lernern, und konkreter und sehr einfach:
- Es gibt die leistungswertorientierten Lerner, die meist bei freier Aufgabenwahl die für sie je mittelschweren Aufgaben wählen. Sie wählen eine für sie herausfordernde, aber lösbare Aufgabe. Sie erwarten die Aufgabe lösen zu können (positiver, hoher Erwartungswert). Die Aufgabe hat aber auch einen Wert, da die Zeit sinnvoll verbracht wird durch bspw. einen Lernzuwachs (mit Belohnung, weil gelöst gleich Erfolg) (positiver, hoher Wert). Dadurch entwickeln diese Lerner:innen ein positives Bild vom Selbst und werden auch schulisch erfolgreich.
- Es gibt die versagenswertorientierten Lerner, die meist eine zu leichte oder eine zu schwere Aufgabe wählen. Bei zu schwerer Aufgabe erwarten sie von vornherein, diese nicht lösen zu können und scheitern auch (negative Erwartung, negativer Wert). Bei zu leichten Aufgaben lösen sie diese, aber das wurde von vornherein von ihnen erwartet. Damit ist der Wert der Aufgabe aber sehr gering für sie. So entwickeln sie ein negatives Bild von sich selbst (Aufgabe gelöst, weil Glück gehabt. Ich kann das sowieso nicht. Ich bin eh zu blöd. Ich kapiere das nie. …)
Finden solche Betrachtungen in HCI auch Eingang? Hast Du da ’nen Starting Point für mich?
Danke
Aljoscha
(Sorry, lästige Fragen und ein wenig abseitig. Aber als Didaktiker und jemand, der viel über Digitalisierung in der Schule nachdenkt und praktisch auch seit knapp drei Jahren vor sich hat, beschäftigt mich das halt O:) )
16. Juni 2021 um 18:00 Uhr #1655Alexa SchlegelAdministratorHi Aljoscha,
deine Frage klingt spannend! Was suchst du denn genau? Meinst du also, dass der Umgang mit Software, bzw. die Erwartungen an das was eine Software kann sich je nach leistungswertorientierte Menschen bzw. veragenswertorientierte Menschen unterscheidet, bzw. dann in Konsequenz auch Auswirkung auf das Selbstbild dieser Person hat?
Grüße,
Alexa27. Juni 2021 um 17:20 Uhr #1773Aljoscha PetersTeilnehmerHi!
Was ich meine, ist, dass (i) die Nutzer sich Ziele stecken, je nach Erwartung x Wert. Also z. B. werden die Leistungsorientierten sich eher eine Software suchen, die ihre Aufgaben bearbeiten kann, aber vllt. auch etwas mehr; Versagensorientierte wählen – wenn ich jetzt stupide das in der VL Lernförderung und -motivation Gelernte übertrage bzgl. der Aufgabenwahl von Schüler*innen – eine zu komplizierte Software (an der sie scheitern) oder eine zu leichte, die dann aber nur sehr einfach Aufgaben bearbeiten kann (einfacher Spruch aus der Unterrichtswelt, als ich in Medialer Kommunikation Bildbearbeitung (GIMP) und Audiobearbeitung (Audacity) behandelt habe, von einer schwachen und versagensorientierten Schülerin: „Gibt es nicht dafür ’ne App?“ Das würde (ii) ja wohl darauf hinweisen, dass ich entweder eine super simple App bauen muss, um von dieser Nutzergruppe Geld zu bekommen – man lebt ja nicht von Luft und Liebe -, oder ich eben das in der UI-Entwicklung berücksichtigen muss.
Etwas Ähnliches findet sich doch auch im Digital Gap als solches: die Digital Natives gehen relativ sicher und ohne Angst an den Computer, ggf. auch an neue Programme; die ältere Generation, die Non-Digital-Natives, sind sehr viel ängstlicher. Ähnliches mittlerweile auch bei der Smartphone-Generation: Wenn es nicht wischbar ist, ist sie verloren.
Das greift Norman so ja nicht auf. Auch die Heuristiken von Nielsen bringen das nicht hervor.
Ich hatte gelesen, dass es jetzt eine Gruppe von Forscher*innen endlich gibt, die sich der Smartphone-Problematik bzgl. der älteren Menschen annimmt und der UIs dazu – weil ja digital Impfausweis und Corona und so. Es scheint also vorher keine Beachtung gefunden zu haben?!
Das meine ich: Ich finde in der Literatur, die ich bisher gelesen habe, solche komplexeren Modelle nicht. Oder um es auf LU#10 zu wenden: Wenn man solche komplexeren Modelle der Lehr-Lernforschung aufgreifen würde, könnte man sich doch sicherlich die eine oder andere Lab-Session bei der Eval sparen. ^^
Merzschi
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