Schriftliche Diskussion im Forum als Weg zum Lernziel

Hier nur eine kurze Mitteilung zu einem ‚Rahmen‘, den ich entwickelt habe, um schriftliche Diskussion im Forum in der virtuellen Lernumgebung Blackboard in Bahnen zu lenken.

Mir ist in den ersten Wochen in der Lehrveranstaltung Araber und Orient in Hollywood im Modul Literatur und Quellen II B mit ca. 40 Teilnehmenden aufgefallen, dass Studierende vor allem auf meine Initialbeiträge antworten, aber nicht wirklich untereinander diskutieren, sodass eigentlich keine Diskussionsfäden entstehen. Ziel ist ja, dass die Studierenden auch untereinander von ihrem Wissen profitieren.

Ein Kollege empfahl mir die Facebook-Gruppe Pandemic Pedagogies (die ich unbedingt weiterempfehle), wo ich mit anderen Lehrenden aus ganz verschiedenen Bereichen – sowohl universitärer und nicht-universitäre Lehre – in Austausch hinsichtlich der Moderation und des Streamlinens von schriftlichen Diskussionen trat.

Herausgekommen ist der folgende ‚Leitfaden‘ für die Diskussionsbeteiligung im Forum als Form der aktiven Teilnahme in der Lehrveranstaltung Araber und Orient in Hollywood im Modul Literatur und Quellen II B.

Auszug aus einer Blackboard-Ankündigung an Studierende

In den kommenden (ca. 10) Wochen wird es jeweils Oberthemen für die Diskussion geben. Dazu wird es von mir jede Woche zwei bis drei Initialbeiträge geben.

Ihre Aufgabe besteht darin, jeweils mindestens in einem ersten Beitrag auf mindestens einen meiner Initialbeiträge zu antworten sowie mindestens zwei Antworten auf Beiträge Ihrer Mitstudierenden zu geben, sodass Diskussionsfäden entstehen.

Für Ihre Initialbeiträge (=Antworten auf meine Initialbeiträge) und Kommentare/Antworten auf Initialbeiträge Ihrer Mitstudierenden gilt Folgendes:

  • Sie stellen mindestens eine kritische Frage;
  • Sie bringen mindestens eine (weitere) Quelle in die Diskussion ein (einen Film oder eine Szene zum Vergleich, wissenschaftliche Sekundärliteratur, einen populärwissenschaftlichen Artikel, etwas Journalistisches, etc.);
  • Sie ergänzen mindestens eine weitere/neue Idee.

Es gibt keine vorgegebene Wortzahl für diese Beiträge und Antworten, aber ich möchte Sie dazu ermutigen, die Möglichkeit zur Reflexion und Diskussion mit Ihren Mitstudierenden ausgiebig zu nutzen.

Ich selbst werde mich aus der Diskussion zurückhalten, sodass ich lediglich zum Ende der jeweiligen Themenwoche, Ansätze/Fragen/Termini synthetisiere und zusammenfassen und entsprechend aufbereite. Bitte diskutieren Sie Ihre Gedanken/Ideen nicht per E-Mail mit mir 😉 Wir wollen die Themen gemeinsam erarbeiten.

Für die aktive Teilnahme beteiligen Sie sich bitte mindestens an 5 der 10 Oberthemen.

Film als Form kulturellen Diskurses online unterrichten – erste Ideen

Man könnte meinen, ein Filmseminar in den virtuellen Raum zu übertragen wäre ein Leichtes – immerhin handele es sich bei ‚Film‘ ja um ein Medium, dessen digitale Existenz in Hochzeiten des Streamings bereits etabliert scheint. Tatsächlich aber tue ich mich schwer damit, ein Seminar, das die Darstellung und Verhandlung von ‚Arabern‘ und ‚Orient‘ in Hollywood-Filmen in den Mittelpunkt rücken sollte, gänzlich ‚online‘ zu denken.

Meine Komplexe rühren sicher auch daher, dass es sich bei der Lehrveranstaltung um ein Kernseminar des Bachelorstudienganges Geschichte und Kultur des Vorderen Orients, Schwerpunkt Arabistik handelt; die Studierenden schreiben hier die erste differenziert benotete Hausarbeit des Kernfachs. Demnach hätten Übungen zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben einen großen Teil der Präsenzstunden ausgemacht. (Von meiner Idee für die Prüfungsleistung in diesem Modul berichte ich in einem der folgenden Beiträge.)

Es geht um folgenden Kurs:

  • Kurstitel: Araber und Orient in Hollywood
  • Lehr- und Lernform: Seminar
  • zugehörig zum Modul: Literatur und Quellen II B
  • Studiengang: BA Geschichte und Kultur des Vorderen Orients, Schwerpunkt Arabistik
  • Fachsemester: 4

Qualifikationsziele und Kursinhalte

Seit mehr als einem Jahrhundert bedient sich die US-amerikanische und europäische Filmindustrie eines bestimmten ‚Anderen‘ (engl. other), um im Film ein seltsames oder gefährliches Gegenüber für die Protagonisten zu konstruieren. ‚Araber‘ bilden da keine Ausnahme – und ihre Darstellung ist teilweise ähnlich karikiert wie die des ‚Juden‘ in anderen Kontexten: gekleidet in Haremshosen und Turbanen, mit unheimlichem Blick, unzivilisiert und wild, politisch radikalisiert oder religiös fanatisch. Oft genug, ist der ‚Araber‘ der Bösewicht – das kulturelle ‚Andere‘ par excellence.

In dem Seminar möchte ich mich mit den Studierenden zusammen Spur solcher ‚Stereotypen‘ begeben. Dabei werfen wir nicht nur einen Blick auf Filme, sondern schauen uns auch Serien und Dokumentationen an. Beispielhaft genannt seien: The Thief of Baghdad, Aladdin, Body of Lies, The Night Manager, Terra-X-Dokumentationen.

Als Qualifikationsziele habe ich mir überlegt, dass die Studierenden:

  • ‚Film‘ als Form kulturellen Diskurses erkennen;
  • Analysekategorien kennen, um die Repräsentation von Arabern und dem Orient in Filmen zu beschreiben und zu diskutieren;
  • bewerten können, was in Filmen repräsentiert wird und was abwesend bleibt;
  • in der Lage sind, Filme als Dokumente mit anderen Formen kultureller Produktion zu vergleichen;
  • Filme als Medium für die Kommunikation von Ideologien, Traditionen, Mythologien, politischer Agenda, usw. analysieren können;
  • ein Verständnis dafür haben, wie Filme auf Emotionen wirken, Interesse hervorrufen, belehren, Vorstellungen in Frage stellen usw.

Die Kursinhalte fasse ich zunächst kurz:

  • Die Studierenden erforschen anhand von primärem und sekundärem Material die filmische Darstellung von ‚Arabern‘ und dem ‚Orient‘ mit Blick auf Themen wie Diversität, Ethnizität, Sexualität, Tradition sowie die komplexen und oft widersprüchlichen Erzählungen Hollywoods über nationale Identität, historische Handlungsfähigkeit und Macht.

Alternative zum ‚Text‘

An oberste Stelle steht für mich, die Studierenden mit einem anderen Medium als ‚Text‘ zu konfrontieren. Als Philologie ist die Arabistik natürlich eine textlastige Disziplin und in den ersten Semestern des Bachelorstudienganges haben die Studierenden neben dem Sprachstudium eigentlich vorrangig mit ‚Literatur‘ im weitesten Sinne zu tun – sei sie nun vorislamische Dichtung, Tausendundeine Nacht oder der Koran.

Nun studieren sie ja aber gerade keine reine Literaturwissenschaft – immerhin heißt der Studiengang Geschichte und Kultur des Vorderen Orients und ist am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften angesiedelt. Literatur ist zweifelsohne ein Teil von Kultur; aber diese ‚Kultur‘ des Vorderen Orients lässt sich meiner Meinung nach nicht nur durch Literatur erfassen; schließlich sind auch Musik, Kleidung, Architektur oder eben Film Zeugnisse kultureller Produktion.

Mehr noch: Das Erfassen dieser ‚Kultur‘ muss sich auch aus der Perspektive Arabistik, wie sie der Studiengangstitel auf den Punkt bringt, nicht nur auf arabische Primärquellen beschränken; schließlich besteht ‚Kultur‘ nicht nur in der Eigenwahrnehmung sondern auch in der Fremdwahrnehmung.

An diesem Punkt setze ich mit meinem Seminar an, da ich es wichtig finde, nicht nur die innerarabischen Quellen quasi als ‚Artefakte‘ einer Kultur zu präsentieren, sondern dass sich Studierende auch konkret mit zeitgenössischen Ausformungen von Kulturwahrnehmung und Kulturschaffung beschäftigen und in Diskussion darüber treten können.

‚Film‘ als nahbares Medium

Ich verstehe, dass den Studierenden die Textlastigkeit des Schwerpunktbereichs Arabistik bisweilen dröge und unnütz vorkommt. Und natürlich: Über die Berufsrelevanz von reinen Fakten zur klassischen arabischen Literatur, zur nahḍa oder zur arabischen Stämmegesellschaft im 7. Jahrhundert lässt sich sehr wohl diskutieren.

Bestenfalls geht es in den Modulen darum, Kompetenzen zu entwickeln, die auch in andere wissenschaftliche Disziplinen transferiert werden können und sich in nichtwissenschaftlichen Bereichen anwenden lassen können  – Recherchekenntnisse etwa, Kompetenzen im stringenten, stilsicheren und zielgruppengerechten Schreiben, Fähigkeiten zur logischen und verständlichen Präsentation eines Themas, Reflexionsvermögen, und so weiter.

In diesem Zusammenhang bildet das Medium ‚Film‘ für mich einen vielversprechenden Ansatzpunkt:

Zum einen handelt es sich bei den Filmen, die ich so ins Auge fassen,  um kulturelle Zeugnisse, denen die Studierenden im außeruniversitären Kontext sicher schon das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen sind. Die Live-Action-Verfilmung von Disney’s Aladdin ist vermutlich kaum jemandem entgangen, auch wenn sie vielleicht nicht jeder tatsächlich gesehen hat. Dementsprechend besteht gegenüber diesen Untersuchungsobjekten vielleicht eine verminderte Distanz (als etwa im Vergleich zu einer maqāma oder einem nabaṭī-Gedicht) – oder positiv gesprochen: eine gewisse Vertrautheit. Diese Vertrautheit selbst bildet natürlich auch einen Diskussionsgegenstand.

Zum anderen bringt das Medium ‚Film‘ natürlich auch bestimmte Formen des Schreibens mit sich, und zwar solche, die in einer Philologie sonst eher marginal behandelt, zumindest aber kaum geübt werden: Reviews und Kommentare. Zwar möchte ich mit den Studierenden nicht explizit das Schreiben von Rezensionen üben (obwohl dies eine Option sein könnte); dennoch bilden Reviews durchaus eine Quelle im Kontext von ‚Film‘, die wiederum selbst Untersuchungsgegenstand sein kann. In jedem Fall aber zeigen sie, wie Schreiben über Filme funktionieren kann. Somit entfernt sich das Seminar trotz seines Fokus auf Filme nicht ganz vom ‚Text‘, denn schließlich gilt mein Hauptaugenmerk immer noch, dass sich die Studierenden in wissenschaftlich fundierter sowie reflektierter Art und Weise mit einem ‚Gegenstand‘ auseinandersetzen können – und in diesem Fall sind die zu untersuchenden Gegenstände eben Filme (oder Filmausschnitte); sie bilden – im Sinne des Modultitels – eine Quelle.

Was noch offen ist …

Bezug zur Vorlesung

Mein Seminar ergänzt eine allgemeine Vorlesung zu Literaturen und Quellen der Arabistik und Semitistik. Mit dem Schwerpunkt auf Filme – und dazu noch auf nicht-arabische Filme – greife ich radikal keine Quellen und Themen aus der Vorlesung auf.

Ich weiß, dass den Kernfachstudierenden der Zusammenhang zwischen Vorlesung und Seminar in den Modulen des Bachelorstudienganges Geschichte und Kultur des Vorderen Orients oftmals nicht klar ist – aus meiner Sicht als Lehrende und Lehrplanerin ehrlich gesagt: Es besteht oft auch gar kein Zusammenhang, und: Es muss meiner Meinung nach auch kein direkter Zusammenhang im Sinne einer Abhängigkeit bestehen; die Lehrveranstaltungen bilden meist ‚Phänomene‘ innerhalb des Modulzusammenhangs, aber sie verweisen selten direkt aufeinander, insbesondere dann nicht, wenn zwei Lehrveranstaltungen eines Moduls von unterschiedlichen Lehrkräften abgehalten werden.

Im Fall meines Seminars Araber und Orient in Hollywood bin ich auch den Nachfragen von Studierenden (nicht nur der Arabistik) nachgekommen, die seit mehreren Semester immer wieder artikulieren, dass sie gern einmal was zur „Darstellung von Arabern“ oder der „Arabischen Welt“ in anderen Medien machen würden. Ob dieses Seminar auch im virtuellen Raum gelingt, das wird sich zeigen; denn eigentlich hatte ich mir eine sehr diskussionslastige Lehrveranstaltung vorstellt, die sich in der Form natürlich nicht asynchron in Blackboard oder synchron in Cisco WebEx abhalten lässt. Dazu mehr im nächsten Beitrag.

Zugang zu Filmen

Ich weiß, dass Studierende nicht generell auf sämtliche Streaming-Dienste Zugriff haben; insofern werde ich das Schauen von Filmen, die nur über bestimmte Plattformen zugänglich sind, nicht zur Bedingung für das erfolgreiche Absolvieren dieser Lehrveranstaltung machen.

Ich werde versuchen, bei den Studierenden zunächst abzufragen, welche Filme sie vielleicht selbst gesehen haben oder sich demnächst anschauen können; möglicherweise reichen auch Ausschnitte, die bisweilen auf YouTube kursieren – eine schöne Gelegenheit auch, um Copyright-Themen anzusprechen.

Kolloquium online – zwischen Assassin’s Creed und Scheherazade

Im gestrigen Beitrag legte ich kurz dar, wie ich mir das Online-Kolloquium zum Modul Forschungsperspektiven der Arabistik vorstellte, nämlich als Mosaik aus Blog-Beitragen und Blog-Kommentaren Studierender zu verschiedenen ‚Gegenständen‘ der Arabistik (was auch immer man unter diesem Fach verstehen mag).

Die Idee dahinter ist unter anderem, den Studierenden mit diesem Kolloquium eine Lehrveranstaltung zu bieten, die asynchron und mit niedriger Bandbreite funktioniert. Es soll nur eine einzige Live-Session geben, einfach um die Studierenden in den Kurs einzuführen. Aber da selbst bei Veranstaltungen mit physischer Präsenz im Unterrichtsraum nie alle Studierenden zur ersten Sitzung kommen (können), werden die Informationen aus dieser Live-Session im Nachhinein ebenfalls asynchron präsentiert, als kurzes Skript oder in Form von FAQs.

Heute möchte ich einige Gegenstände präsentieren, die mir so einfielen, als ich mich mit der Umsetzung des Kolloquiums im virtuellen Raum beschäftigte. Ziel ist es, bis zum Ende der Vorlesungszeit jeweils wöchentlich 10 Gegenstände zu präsentieren, denen sich die Studierenden in Form von kurzen, essayistischen Blog-Beiträgen und/oder Kommentaren (nicht länger als 500 Wörter) nähern. Die Studierenden sollen unter Einbezug literatur-, sprach- oder kulturwissenschaftlicher Theorien und Methoden erste Ideen für die wissenschaftliche Bearbeitung ausgehend vom jeweiligen Gegenstand entwickeln. Dabei müssen sie nicht jeden der 10 Gegenstände selbst in einem Blog-Beitrag erkunden; sie können sich auch konstruktiv zu den Ideen anderer in Form von Blog-Kommentaren äußern und üben damit das kritische Reflektieren anderer Denkansätze.

Die Nummerierung der folgenden Gegenstände deutet weder auf eine Bevorzugung meinerseits noch auf die Reihenfolge, in der sie im Kolloquium zur Sprache kommen werden.

1. Gegenstand

Dieses Video: „Arabic always sounds the same! – Guess my dialect #1“.

2. Gegenstand

Die Regenhymne des irakischen Dichters Badr Šākir as-Sayyāb (eng. Übersetzung).

3. Gegenstand

Was auf diesem Bild zu sehen ist, nämlich Bögen des Alcázar von Sevilla:

Photo by Clark Van Der Beken on Unsplash

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Gegenstand

Dieser Auszug aus Assassin’s Creek.

5. Gegenstand

Dieser Auszug aus Rimsky Korsakovs symphonischer Suite Scheherazade.


Diese Gegenständen sollen nur als Inspiration dienen – für mich und für die Studierenden. Unter Umständen kommen sie im Kolloquium dann letztendlich gar nicht vor.

Folgende Stichwörter fallen mir bei den präsentieren Gegenständen ein (in unbestimmter Reihenfolge):

  • Diglossie;
  • Mythos;
  • Arabeske;
  • Was ist Arabisch?
  • T.S. Eliots The Waste Land;
  • Hochsprache;
  • al-Andalus;
  • Intertextualität;
  • freie Verse;
  • Übersetzung;
  • Rahmengeschichte;
  • Orientalismus;
  • Standardsprache;
  • 1001 Nacht;
  • Phonologie;
  • Gérard Genette;
  • arabische Folklore;
  • ein Artikel von Otto Jastrow: „Das Spannungsfeld von Hochsprache und Dialekt im arabischen Raum“;
  • erzählen um zu überleben;
  • Narratologie;
  • oral poetry;
  • Transtextualität;
  • Charles A. Ferguson;
  • Phonetik;
  • othering;
  • Mudéjar-Architektur;
  • Adaption;
  • Mosaik;
  • social media;
  • Wer ist ‚Araber‘?
  • Kalligraphie;
  • Frauen in arabischer Literatur;
  • Bilderverbot;
  • gender;
  • Soziolinguistik;

Die Liste könnte endlos weitergehen und soll nur einen Einblick darin geben, was sich alles mit einzelnen Gegenständen verknüpfen lässt und in welche Richtungen sich wissenschaftliche Bearbeitungen bewegen können.

Bestenfalls produzieren die Studierenden kurze schriftliche Umkreisungen solcher Gegenstände und erlernen oder üben dabei, auf ihre im Studium bereits erworbenen Kenntnisse verschiedener Theorien und Methoden, die in der Arabistik Anwendung finden können, zurückzugreifen und damit erste Ideen zu entwickeln, wie mit solchen Gegenständen wissenschaftlich umgegangen werden kann und wie daraus vielleicht eine Fragestellung kondensiert werden kann.

Im Prinzip sind Gedankenausflüge in jegliche Richtungen erlaubt und ich lasse mich gern von den Studierenden überraschen!

Kommentare sind jetzt schon willkommen.

Kolloquium online als mosaikartiges Blog – erste Ideen

Meinen Beitrag zu unaufgeregten Online-Lehrformen aufgreifend möchte ich kurz erste Ideen für die Lehr- und Lernform „Kolloquium“ präsentieren.

Es geht um folgenden Kurs:

  • Kurstitel: Arabistik als Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft
  • Lehr- und Lernform: Kolloquium
  • zugehörig zum Modul: Forschungsperspektiven der Arabistik
  • Studiengang: MA Arabistik
  • Fachsemester: 3

Qualifikationsziele und Kursinhalte

Laut Studien- und Prüfungsordnung dienen Kolloquien der Präsentation und Diskussion selbstständig erarbeiteter Fachkenntnisse insbesondere zur Vorbereitung auf die Masterarbeit sowie der Vertiefung methodischer und theoretischer Zugänge für eigene Fragestellungen.

Meiner Meinung nach sollten Kolloquien fester Bestandteil von Vertiefungsphasen sowohl in Bachelor- als auch in Masterstudiengängen sein; bestenfalls dienen sie dabei nicht nur der Vorbereitung auf die Abschlussarbeit, sondern trainieren allgemein die Kompetenz, eigene und fremde Ansätze zu reflektieren, in Austausch über Ideen zu treten und diese verständlich zu präsentieren.

Aus diesem Grund habe ich im Vorlesungsverzeichnis explizit darauf hingewiesen, dass sich das Kolloquium, wie ich es angedacht habe, auch für Bachelorstudierende in der Vertiefungsphase eignet. Außerdem sind Arabischkenntnisse nicht unbedingt nötig, um die Qualifikationsziele für diese Lehrveranstaltung zu erreichen. Diese habe ich wie folgt gefasst:

  • Die Studierenden sind in der Lage, sich in Blog-Beiträgen in essayistischer Form verschiedenen Gegenständen der Arabistik als literatur-, sprach- und kulturwissenschaftliche Disziplin zu nähern;
  • sie können verschiedene Theorien und Methoden der Arabistik in ihrer disziplinären Breite anwenden, um erste Ideen für die wissenschaftliche Bearbeitung verschiedener Gegenstände zu entwickeln;
  • sie haben die Fähigkeit, sich in Blog-Kommentaren kritisch mit den Ideen anderer auseinanderzusetzen und diese knapp und konstruktiv in schriftlicher Form zu kommentieren;
  • sie haben ein Bewusstsein für die Etikette bei der Kommunikation in wissenschaftlichen Blogs.

Ich möchte versuchen, das in der Wissenschaftskommunikation durchaus verbreitete Bloggen für die Umsetzung dieser Lehrveranstaltungsform im  virtuellen Raum nutzbar zu machen und die Studierenden damit in Kontakt zu bringen. Inhaltlich liegt der Fokus dabei auf der Frage, wie theoretische und methodische Ansätze für die Arbeit mit Primärtexten und anderen kulturellen Zeugnissen fruchtbar gemacht werden können.

Die Kursinhalte lassen sich dementsprechend formulieren:

  • Die Studierenden entwerfen eigene Ideen zur wissenschaftlichen Bearbeitung von verschiedenen ‚arabistischen‘ Untersuchungsgegenständen in Form von Blog-Beiträgen;
  • sie üben die schriftliche Darstellung und Diskussion von Ideen und Ansätzen anderer in Form von Blog-Kommentaren;

Ich stelle mir den Ablauf der Lehrveranstaltung so vor, dass in regelmäßigen Abständen ein ‚Gegenstand‘ präsentiert wird, zu dem die Studierenden überlegen, wie dieser Gegenstand in einer schriftlichen Arbeit bearbeitet werden könnte:

  • Welche Fragestellungen ergeben sich?
  • Welche theoretischen und methodischen Ansätze eigenen sich?
  • Was für Sekundärliteratur findet sich?

Die Gegenstände werden variieren: vom Romantext, Manuskriptfolio oder Koranvers über Musikvideoclips, Hollywood-Filme oder Videogames, bis hin zu Inschriften, Architektur oder oral poetry. Die Studierenden werden ermuntert, selbst Vorschläge zu machen, die dann im Blog kommentiert werden und gegebenenfalls in einem Forum in Blackboard weiter diskutiert werden können.

Die Blog-Beiträge zur essayistischen Annäherung an die jeweiligen Gegenstände sollen eine Länge von 500 Wörtern* nicht überschreiten; es geht darum, eine gewisse Spontaneität und Bündigkeit im Umkreisen der Gegenstände zu bewahren, den Studierenden aber auch genug Raum zu einer gewissen methodischen und/oder theoretischen Entfaltung zu lassen. Blog-Beiträge sind keine wissenschaftlichen Hausarbeiten; als Dozentin möchte ich hier sehen, dass die Studierenden ihren Ideen verständlich verschriftlichen können und Reflexionsvermögen hinsichtlich der Ideen anderer zeigen. Dabei muss nicht jeder Gegenstand jede Woche von den Studierenden in Form eines Essay-Blog-Beitrags verarbeitet werden; die Fähigkeit zur Ideenentwicklung und konstruktiven Kritik kann sich ebenso in Blog-Kommentaren zeigen.

Was noch offen ist …

Länge der Blogbeiträge

Aktuell stelle ich mir vor, dass jede Woche ein neuer Gegenstand präsentiert wird. Allerdings möchte ich es den Studierenden überlassen, welche Gegenstände sie bearbeiten oder kommentieren.

Momentan gehe ich von 10 Gegenständen bis zum Ende des Semesters aus. Für die aktive Teilnehme sollen die Studierenden eine Anzahl (mindestens) x von diesen Gegenständen als essayistischen Blog-Beitrag bearbeitet.

Des Weiteren sollen sie in Form von Blog-Beiträgen Rückmeldung zu den Ideen anderer geben; auch hier habe ich mich noch nicht für eine Mindestanzahl von Kommentaren entschieden.

Live-Sessions

Aktuell habe ich nur eine Videokonferenz angesetzt, nämlich für die allererste Sitzung; aber auch das muss nicht unbedingt sein; weitere Sessions dieser Art sind aus meiner Sicht nicht geplant; ich stehe den Studierenden aber wie gewohnt in Video- und Chat-Sprechstunden während des Semesters zur Verfügung.

Im Prinzip teste ich mit diesem Szenario eine zurückhaltende Form der Online-Lehre, die gänzlich in einem asynchronen Format mit wenig Unmittelbarkeit und niedriger Bandbreite aufgeht. Ich hoffe, dass das Blog-Format genügend Anreize zur Kollaboration und zum Austausch bietet.

Öffentlichkeit des Blogs

Eigentlich plädiere ich für das direkte, spontane und jederzeit zugängliche Kommunizieren von Wissenschaft. Aus diesem Grund möchte ich für die Lehrveranstaltung ein öffentliches Blog anlegen, in dem ich die Studierenden als „Autoren“ hinzufüge, sodass sie ihre eigenen Blog-Beiträge und Kommentare selbst bearbeiten, veröffentlichen und löschen können.

Gleichzeitig möchte ich aber meine Studierenden nicht zur Öffentlichkeit zwingen. Daher habe ich überlegt, den Studierenden anzubieten, dass sie mir ihre Blog-Beiträge, sofern sie sie nicht selbst veröffentlichen, im Voraus schicken können (z. B. über die Tagebuchfunktion in Blackboard) und ich sie dann mit dem Hinweis ‚anonymer Blog-Beitrag‘ o. Ä. veröffentliche.

Gleiches gilt für Kommentare. Zwar könnte ich hier in den Diskussionseinstellungen der FU-(WordPress-)Blogs durchaus zulassen, dass Benutzer zum Kommentieren keinen Namen und keine E-Mail-Adresse angeben müssen; dies würde allerdings die Quantifizierung und Qualifizierung der aktiven Teilnahme der Studierenden beeinträchtigen.

In der ersten Sitzung werde ich mit den Studierenden die Frage nach öffentlicher Wissenschaftskommunikation und Themen wie open access und code of conduct beim Bloggen diskutieren.

Abschließend

Photo by Michael Humphries on Unsplash

Ich hoffe, dass sich möglichst viele Studierende in diesem Sommersemester an diesem Blog beteiligen; vielleicht hat es ja sogar darüber hinaus Bestand

Auch werde ich den Eröffnungsbeitrag derart offen gestalten, dass auch Gastkommentare (oder sogar Beiträge) von Studierenden anderer Fächer  willkommen sind, obwohl das Blog den Masterstudierenden der Arabistik explizit dazu dient, die aktive Teilnahme in einem Teil des Moduls Forschungsperspektiven der Arabistik zu erbringen. Den Austausch mit Studierenden anderer Fächer stelle ich nicht an erste Stelle, denke aber, dass dieser belebend wirken kann.

Am Ende des Semesters wird sich das Blog vermutlich als Mosaik von Ideen und Gedankengängen zu verschiedenen Themenfeldern der Arabistik und darüberhinaus zeigen – zumindest würde ich mich darüber freuen.

Ideen? Kommentare?

Liebe Mitlesende – ob Ihr nun Lehrende, Studierende, Wissen-Schaffende oder Wissen-Kommunizierende, Menschen in Leitungspositionen im Bereich Studium und Lehre, oder einfach nur Interessierte seid,

kommentiert gern meine Ideen hier!

Noch ist der Beginn der Vorlesungszeit wenige Wochen hin und da ich mich stets in Flexibilität übe, bin ich offen, inspiriert von frischen Ideen meine Kurspläne weiter zu verfeinern.


*Zum Vergleich: Dieser Beitrag hier hat knapp 1000 Wörter.

Das virtuelle Semester zum Thema machen

Heute möchte ich nur kurz ansprechen, warum ich mich dazu entschieden habe, nicht alle meine für den Präsenzunterricht im Sommersemester geplanten Themen in den virtuellen Raum zu übertragen, sondern die aktuelle Situation rund um online lernen und lehren tatsächlich auch zum Thema einer Lehrveranstaltung zu machen.

Eigentlich wollte ich in einer sprachpraktischen Übung im Masterstudiengang Arabistik einen Kurs zu literaturwissenschaftlichen Fachsprache im Arabischen geben – einen Kurs, den ich schon seit längerer Zeit unterrichten wollte. Allerdings habe ich diesen Kurs zugunsten eines Hauptseminars im Modul Forschungsperspektiven der Arabistik aufgegeben. Die Gründe dafür waren (mindestens) dreierlei:

  1. Die aktuelle Situation thematisieren: Nachdem spätestens am 24. März das „digitale“ Sommersemester ausgerufen wurde, war mir klar, dass ich diese besondere Situation in irgendeiner Weise mit den Studierenden thematisieren und diskutieren wollte. Im Modul Erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch, in dem ich meinen Kurs zur literaturwissenschaftlichen Fachsprache im Arabischen eigentlich anbieten wollte und in dem ich im Sommersemester 2020 einen weiteren Kurs (Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische) unterrichten werde, schien mir das nicht möglich. Also strich ich diesen Kurs gänzlich aus dem Curriculum und überlegte mir, ob es nicht spannend und erhellend – sowohl für die Studierenden als auch für mich – sein könnte, gemeinsam darüber nachzudenken, wie Arabistik online oder digital eigentlich funktionieren kann. So entstand das Hauptseminar Arabistik online – Wie geht das?, das diesem Blog auch seinen Titel gab – oder war es andersherum? Ich weiß es nicht mehr.
  2. Unterschiedliche Prüfer in einem Modul ermöglichen: Das Modul Erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch besteht aus zwei von einander unabhängigen sprachpraktischen Übungen, die ich im Sommersemester 2020 beide unterrichtet hätte. Während ich bei Modulen mit Lehrveranstaltungskombinationen wie „Seminar“ plus „Lektürekurs“ oder „Grundkurs“ plus „Übung“ sehr wohl didaktisch Sinn darin sehe, dass sich die beiden Kurse im Sinne der Inhalte und Qualifikationsziele der Module aufeinander beziehen und dass es dementsprechend zuträglich sein kann, wenn beide Modulteile von ein und derselben Lehrkraft angeboten werden, liegt der Fall beim Modul Erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch für mich anders: Meines Erachtens nach gebietet das Modul eine inhaltliche Diversität in den beiden Lehrveranstaltungen, die sich sehr gut verwirklichen lässt, wenn die beiden sprachpraktischen Übungen von unterschiedlichen Lehrkräften angeboten werden. Damit erhalten die Studierenden dann auch die Möglichkeit, sich für die mündliche Prüfung, mit der das Modul abgeschlossen wird, zwischen zwei Prüfern zu entscheiden – eine Wahlmöglichkeit, die ich als Mehrwert erachte.
  3. Ein Modul in Gänze anbietenMit dem Kurs Arabistik online – Wie geht das? vervollständige ich das Modul Forschungsperspektiven der Arabistik, wozu noch ein Kolloquium gehört. Zwar ist dieses Modul eigentlich für das dritte Fachsemester vorgesehen und müsste im Sommersemester gar nicht angeboten werden; da seit der Novellierung der Studien- und Prüfungsordnung des Masterstudienganges Arabistik im Jahr 2016 dieses Modul nur ein einziges Mal vollständig von der Arabistik angeboten wurde und Studierende des Masterstudienganges nachdrücklich Interesse an diesem Modul (inkl. des zugehörigen Kolloquiums) bekundet haben, sehe ich das kommende Sommersemester als eine gute Gelegenheit, dieser Nachfrage nachzukommen.

In einem Beitrag in den nächsten Tagen werde ich davon berichten, wie genau ich mir vorstelle, das „Digitale“ im Zusammenhang mit dem Studium der Arabistik in einem Kurs zu thematisieren, was die Lernziele dabei, und warum das Thema Arabistik online – Wie geht das? in ein Modul namens Forschungsperspektiven der Arabistik passt.