Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Schießpartie

Angenommen ein Fußballspiel ist 90 Minuten lang zum Gähnen langweilig und geht dann unentschieden aus: Wieder eine Hängepartie. Die Fans ärgern sich, und den Hooligans ist eigentlich egal, wer gewonnen oder verloren hat. Sie wollen sich sowieso nur prügeln. Es entsteht eine vechtpartij. Dank strenger Kontrollen am Stadioneingang kann es zum Glück nicht zu einer schietpartij kommen.

Mit was für einer partij haben wir es hier zu tun? Das Niederländische macht keinen Unterschied zwischen Partei und Partie. Eine Partie ist z.B. eine Runde bei einem Spiel oder einem Sportwettbewerb. Eine Partei ist dagegen eine politische Vereinigung oder auch eine Person, die bestimmte Interessen in einem Konflikt hat. Aus dem Lateinischen bzw. Französischen entstanden sind diese Formen alle, und in der Sprachgeschichte kannte auch das Niederländische mal die partie.

Die schietpartij hat mit der Partie Schach (nl. een partijtje schaken) eigentlich wenig gemein – jedenfalls gehen Springer, Bauern und Türme nicht unkontrolliert mit der Knarre aufeinander los. Aber die beiden Begriffe haben doch einen kleinen gemeinsamen Kern: Es gibt Beteiligte. Egal ob Partei, Partie oder partij, es müssen immer mehrere Menschen an einer gemeinsamen Tätigkeit beteiligt sein. Eine Partei steht eher für die Gruppe von Menschen, eine Partie dagegen mehr für eine Zeiteinheit der gemeinsamen Tätigkeit. Diese Zeiteinheit muss begrenzt sein, zum Beispiel durch Regeln oder einfach weil sie irgendwann von selbst aufhört.

Ausrüstung für eine Schießpartie (Nemo5576, CC-BY-SA 3.0)

Vermutlich wäre eine schietpartij deshalb bei direkter Übersetzung ins Deutsche eher eine Schießpartie als eine Schießpartei. Eine Schießpartei könnte eine Person sein, die an einem Schusswaffenkonflikt beteiligt ist und eine Gegenpartei hat, oder aber eine politische Partei, deren Ziel möglichst weit verbreiteter Schusswaffengebrauch ist. (Vielleicht ist die NRA eine Schießpartei?) Da aber eine Schießerei nach einiger Zeit wieder vorbei ist, gewissermaßen als Zeiteinheit, wäre Schießpartie treffender.

Das Suffix –erei in Schlägerei oder Schießerei drückt dagegen viel mehr die chaotischen Zustände aus. Den Begriff schieterij findet man durchaus auch gelegentlich im Internet, damit ist aber beinahe das Gegenteil einer schietpartij gemeint. Es geht dann vor allem darum, dass endlos und immer wieder geschossen wird und man latent in Gefahr ist. Das Suffix -erij ist an anderer Stelle (pdf) schon ausführlich erforscht. Dazu hilft an dieser Stelle alle Schreiberei nichts.

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Der Beitrag wurde am Sonntag, den 26. Juli 2015 um 08:13 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Sprachvergleich, Wortbildung, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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