Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Spargelsuffix

Heute beginnt trotz des langen Winters pünktlich die Spargelsaison. Ein guter Anlass, über Morphologie nachzudenken. Morphologie kennt man auch in der Biologie: der Aufbau, die Zusammensetzung, die Anatomie von Organismen fällt darunter.

Nun kann ich wenig über die biologische Morphologie des Spargels sagen, über die linguistische dagegen wohl. Wahrscheinlich sind die Namen der einzelnen Sorten von Spargel nur Kennern geläufig. Die verbreitetste Sorte, in Deutschland und auch woanders, ist der Gijnlim. Daneben gibt es weitere Sorten wie etwa den Aspalim, den Maxilim oder den Vitalim. Offenbar müssen Spargelsorten also auf –lim enden. Das ist natürlich kein zauberhaftes historisches Sprachgesetz, sondern eine menschengemachte Regel.

Vielleicht auch verschiedene Sorten auf -lim? (Aceera BV, CC-BY-SA 3.0)

Wie so oft in der kommerziellen Landwirtschaft stammen die meisten Spargelsorten, die zum Anbau gezüchtet und als Samen oder Setzlinge verkauft werden, von demselben Anbieter. Die Limgroup in den Niederlanden ist anscheinend Marktführer oder zumindest sehr einflussreich, und zur Markenbildung benennt sie alle eigenen Sorten mit Formen auf –lim.

Das Unternehmen ging hervor aus den Proeftuinen Noord-Limburg, also einem landwirtschaftlichen Versuchsbetrieb. Daraus gründete man das Unternehmen Asparagus B.V. und laut Webseite der Firma benannte man es dann um – wegen der zunehmenden internationalen Aktivitäten. Latein war also offenbar nicht international genug.

Ein Konkurrenzunternehmen ist die Südwestdeutsche Saatzucht. Deren Spargelsorten heißen zum Beispiel Ramada, Raffaello oder Ravel. Das Kriterium ist hier wohl eher phonologisch als morphologisch, jedenfalls muss offenbar ein Ra- vorkommen. Vermutlich weil das Unternehmen in Rastatt sitzt.

Damit sind erst einmal alle Geheimnisse rund um die Sprachstrukturen von Spargelsorten geklärt. Eine Frage bleibt offen: Wenn die meisten Sorten aus Limburg kommen, warum isst man sie dann mit sauce hollandaise?

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Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 12. April 2018 um 13:38 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Wortbildung abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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