Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Groningen 050

Von Aniko Schusterius


illustratieAls ich mich vor über einem Jahr für einen Erasmusaufenthalt in den Niederlanden bewarb, war ich gerade Erstsemester und beschäftigt mit dem Stunden- und Raumplan der FU. Doch schon bald stand für mich fest,dass ich für ein Semester im Ausland studieren möchte. Meine Fachkombination Theaterwissenschaft
/ Niederländische Philologie brachte mich für mein viertes Semester an die Rijksuniversiteit in Groningen.

Groningen (GFDL)

Aller Anfang ist schwer (Alle begin is moeilijk)
Ähnlich wie in Berlin lief ich die ersten Wochen verwirrt über den neuen Campus. Hinzu kam der kalte Februar, den ich nur mit heißer chocomel (Kakao) in der Bibliothek und lauwarmen stroopwafels (± Sirupwaffel) bekämpfen konnte. Schnell lernte ich trotz Schnee und gefrorenen Straßen mit dem Rad zur Universität zu fahren. Einer meiner liebsten Erinnerungen ist ein Wochenende im März, an dem ganz Groningen auf den vereisten Grachten unterwegs war. Schlittschuhe, Schlitten und dicke Winterstiefel kratzten und stapften an dem im Eis gefangenen pannenkoekenschip vorbei unter den zahlreichen Brücken hindurch.

Der Kampf mit den Sprachbarrieren

Schnell kam bei mir die Erkenntnis, dass Groningen mit seiner renommierten Universität sehr international ist. Auf den Straßen hört man Studenten mehr Englisch als Niederländisch miteinander sprechen. Im Laden um die Ecke und auf dem Wochenmarkt trifft man junge Menschen aus der ganzen Welt, jedoch nur vereinzelt aus Groningen. Meine Versuche auf Niederländisch ins Gespräch zu kommen, endeten in den meisten Fällen damit, dass mein Gegenüber ins Englische oder auch Deutsche wechselte, um höflich zu sein. Nur eine Stunde von der deutschen Grenze entfernt, sprechen die Niederländer in Groningen genauso gut Deutsch wie Englisch. Dass ich aufgrund von Kursüberschneidungen keines der ohnehin wenigen Seminare in niederländischer Sprache belegen konnte, ärgerte mich sehr. Trotzdem bekam ich die Chance, mein Studium in meinem Nebenfach in einem englischsprachigen Kurs über Niederländische Literatur fortzusetzen.

Eine fremde Kultur kennen lernen

Stamppot (M.Minderhoud, GFDL)

Die niederländische Kultur erlebte ich unter anderem bei einem landestypischen Abendessen bei einer Gastfamilie. Die Teilnahme an einem Projekt ermöglichte es uns, in ihrem Haus mehr über das Leben in den Niederlanden zu erfahren. Zwischen mosterdsoep (Senfsuppe) und stamppot (Eintopf) erzählten sie uns von ihrer Arbeit, Familie und dem Alltag in Groningen.
Darüber hinaus steckten sie uns an mit der Vorfreude auf den Besuch der niederländischen Königsfamilie am nahenden
Koningsdag im April. Bis wir diesen allerdings begehen konnten, stand die erste Prüfungsphase an.

Academiegebouw (Esdert, CC-BY-SA-3.0-NL)


Hohe Ansprüche und ein strenges Notensystem

Das Semester wird in den Niederlanden unterteilt in zwei Blöcke, sodass es die ersten Klausuren und Hausarbeiten bereits Mitte April gab. Der Anspruch speziell an der RUG ist sehr hoch und das Notensystem streng. Schon in der ersten Woche wurde ich von meinen Kommilitonen vorgewarnt, dass die höchste Note, eine 10, niemals vergeben würde und für eine 9 mehr als das Dreifache geleistet werden musste. Die wöchentlichen Seminare und Vorlesungen schließt man nicht nur mit einer Prüfungsleistung ab, wie an der FU, sondern meist mit einer Klausur, einer zusätzlichen Hausarbeit sowie einer Gruppenarbeit, die in einer Präsentationsprüfung mündet. Eine konsequente Anwesentheitspflicht sorgt dafür, dass niemand den Kurs abschließt, ohne etwas dazugelernt zu haben. Die Qualität der Lehrveranstaltungen ist dabei sehr gut. Dozentinnen und Dozenten, die meist geduzt werden wollen, nehmen sich viel Zeit für ihre Studierenden. Fragen und Anregungen zum Kurs beantworten sie nach meiner Erfahrung sogar am Sonntagabend um 23:00 Uhr. Die Universitätsgebäude sind modern eingerichtet und vernetzt. Eine App ermöglicht es Bücher vorzubestellen. Sämtliche Hausarbeiten werden über ein Onlineportal eingereicht. Der Papierweg ist ausgeschlossen.

Das Fazit (Slotsom)

Zurückblickend würde ich bei der Kurswahl einiges anders machen und mich auch um einen Niederländisch-Sprachkurs an der Uni bewerben.

Ich habe Freunde aus der ganzen Welt gefunden, darunter auch eine Freundin auch aus den Niederlanden, die ich jetzt nicht mehr missen möchte. Die Vorteile einer Kleinstadt wie Groningen, im Vergleich zu Berlin, werde ich vermissen.

(R.Gerrits,CC-Zero)

Der Koningsdag, das eten uit de muur (etwas im Automatenrestaurant essen – s. Foto rechts) und die Radfahrten durch das Groninger Umland haben mir die Niederlande nahe gebracht.

Doch ich weiß, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt. Groningen war deshalb ein sehr guter Start für eine Rundreise zum Abschluss des Semesters.

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Der Beitrag wurde am Montag, den 6. August 2018 um 10:00 Uhr von Johanna Ridderbeekx veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Niederlande, Sprachvergleich, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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