Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Berührungspunkte: Namibia

Wo kommt der niederländische Sprach- und Kulturraum mit anderen in Berührung? Wo gibt es gemeinsame Interessensgebiete der Niederlandistik und ihrer Nachbarfächer? Solche Berührungspunkte stellen wir in einer kleinen Serie vor.

Die Serie Berührungspunkte, die wir im Mai 2017 starteten, werden wir in loser Folge fortsetzen.

Namibische Berührungspunkte zum niederländischen Sprachraum findet man eigentlich eher über den Umweg des Afrikaans. Aber ein Besuch beim Nationalarchiv Namibias veranlasst mich zu diesem Blogbeitrag, denn dort gab es Auszüge aus der Korrespondenz und den Tagebüchern von Hendrik Witbooi – auf Niederländisch!
Wie das?

Hendrik Witbooi wurde um 1830 in Pella (Kapkolonie) geboren. Sein wirklicher Name: ǃNanseb ǀGabemab. Die Zeichen ! und ǀ stehen für Laute, die von unserer Zunge eine schwer zu erlernenden Akrobatik erfordern.

Die Geräuschbildung dieser Laute entsteht durch das Öffnen des primären Verschlusses der entstandenen oralen Luftkammer, in welche die umgebende Luft infolgedessen schnell hineinströmt, um den Unterdruck auszugleichen. Die Klicks werden auf verschiedene Weise durch Schnalzen mit der Zunge gebildet. Um die Klicks zu erzeugen, muss die Zunge eine saugende Bewegung ausführen. Die Stellung der Zunge und die Art des Atemholens bringt ganz verschiedene Klicks hervor. Quelle

Ein Erbsenzähler (pietje-precies) würde beim Lesen von Witboois Notizen rufen: Kapholländisch!
Ja, richtig!
Aber … die Zeilen lesen sich (ein paar Abweichungen) wie das heutige Niederländisch.
Witbooi hat am Kap das dortige NL gelernt und beherrschte das in Wort und Schrift (in woord en geschrift). Allein schon in seinem Namen erkennt man (wit=weiß, booi=boy) die Namensgebung einer Kolonialmacht. Das Volk der Nama wanderte in den Norden aus und ließ sich nieder in dem Gebiet, das 1884/1885 (Kongokonferenz) dem deutschen Reich zugeschlagen wurde: Deutsch-Südwestafrika – dem heutigen Namibia.

Erst 1925 wurde in Südafrika das Niederländische als Staatssprache abgeschafft und Afrikaans neben Englisch als Amtssprache in der Südafrikanischen Union anerkannt.

Auch die Baster (Afrikaans für „Bastard“ – sie selbst bestehen auf diese Bezeichnung), Nachkommen aus Beziehungen zwischen Nama-Frauen und Buren in Südafrika, haben die niederländische Sprache mitgenommen. Sie wanderten unter Führung von Hermanus van Wyk in den Norden aus und leben im namibischen Rehoboth. Ihre Sprache ist meist Afrikaans und sie haben in der Regel niederländisch klingende Namen: Hans Beukes gehörte z.B. zu den Namibiern, die sich bei der UNO für die Unabhängigkeit Namibias einsetzten.

In Namibia kam es 1904 zu einem Aufstand der Herero und Nama gegen die deutsche Kolonialmacht. Hendrik Witbooi fiel 1905. Der „Konflikt“ – wie Deutschstämmige diesen Krieg manchmal nennen – endete in einen Genozid; ihm fielen 10.000 Nama (und 40.000-60.000 Herero) zum Opfer.

Zurück zum Anfang:
Diese Dokumente von Hendrik Witbooi gehören zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Das Überseemuseum in Bremen hat diese Dokumente vor etwa 20 Jahren zurückgegeben.
Inzwischen hat auch das Stuttgarter Museum Witboois Bibel und Peitsche zurückgegeben.

Die Niederländerin Connie Braam (eine der GründerInnen der Anti-Apartheidsbeweging der NL) schrieb den Roman Ik ben Hendrik Witbooi – noch nicht übersetzt.

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Der Beitrag wurde am Samstag, den 14. September 2019 um 14:37 Uhr von Johanna Ridderbeekx veröffentlicht und wurde unter Afrikaans abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

4 Reaktionen zu “Berührungspunkte: Namibia”

  1. Henk Smout

    In een boek in mijn bezit staat het document afgedrukt van de eerste landaankoop in Namibië door de firma Lüderitz in Bremen. Dat is gesteld in het Nederlands, de ploeg bestond uit drie Nederlanders, drie Duitsers en een Zwitser.

  2. Johanna Ridderbeekx

    Interessant! Hoe luidt de titel van dat boek? Auteur?

  3. Henk Smout

    Entschuldigen Sie bitte, dat ik daar eerst te lui voor was.
    Dat boek heet ‚Der Wahn vom Weltreich. Die Geschichte der deutschen Kolonien‘
    von Jürgen Petschull mit Farbfotos von Thomas Höpker.
    STERN-Buch im Verlag Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg.
    1. Auflage 1984. ISBN 3-570-3879-3.
    Het betreffende document staat op blz. 50 met op de volgende, tegenoverliggende bladzij de toelichting: „Am 1. Mai 1883 wurde der Grundstein für das deutsche Kolonienreich gelegt: Heinrich Vogelsang unterzeichnete im Auftrage des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz den Kaufvertrag über ein Stück Wüstenland an der Küste Südwestafrikas. Die Eingeborenen- Häuptlinge unterzeichneten mit einem Kreuz, das sie vor ihre Namen setzten.“

  4. Johanna Ridderbeekx

    Hartelijk dank!