„Ich hätte wahrscheinlich schon deutlich früher aufgegeben.“

Ein Beitrag von Hannah W.

Heute habe ich den Gesellschaftswissenschaftsunterricht einer 5. Klasse beobachtet. Die Kinder sollten einen Zeitstrahl über die Geschichte der Schule gemeinsam erstellen. Ein paar Kinder arbeiteten noch an ihren persönlichen Zeitstrahlen. Die Klasse diskutierte sehr laut über die Gestaltung des Zeitstrahls der Schule. Der Lehrer musste die Kinder immer wieder ermahnen.
Nach einer Weile unterbrach er den Unterricht, um mit den Kindern über ihr Verhalten zu reden. Er fragte sie, warum er den Unterricht unterbrechen musste und welche Vorschläge sie hätten, damit das Verhalten nicht noch einmal vorkäme. Falls die Kinder Vorschläge hätten, sollten sie in der Pause zu ihm kommen. Im Anschluss gingen die Kinder in die Pause.
Als die Pause vorbei war, trafen sich alle wieder in der Klasse. Der Lehrer merkte an, dass niemand in der Pause zu ihm kam. Nun sollten sie noch einmal in der Klasse zusammen überlegen, ob es Verbesserungsvorschläge gäbe. Die Kinder wussten erst nicht, was sie sagen sollten und überlegten. Manche baten darum, noch eine Chance zu bekommen. Eine Schülerin entschuldigten sich, aber es dauerte bis ein Kind einen Vorschlag machte, um die Situation zu verbessern. Der Schüler schlug vor, eine neue Sitzordnung auszuprobieren. Daraufhin setzten sich immer ein Junge neben ein Mädchen. Die Sitzordnung wurde vom Lehrer festgelegt.

Meine Einsichten

In dieser Situation war ich überrascht, dass ein konstruktiver Vorschlag eines Schülers gemacht wurde. Der Lehrer wartete sehr lange auf einen Lösungsvorschlag. Ich hätte wahrscheinlich schon deutlich früher aufgegeben.
Es war auch auffällig, dass die Kinder wirklich ernsthaft überlegt haben und zu einer Lösung kommen wollten, nachdem sie gemerkt haben, dass eine Entschuldigung nicht ausreicht. Sie wurden in die Verantwortung gezogen, ihr Verhalten zu verändern und ihre Lernsituation zu verbessern. Dies hatte eine viel größere Wirkung als die Kinder zu bevormunden und ihnen jegliche Verantwortung durch auferlegte Maßnahmen zu entziehen.

Meine Folgerungen

Das Arbeitsbündnis wurde durch das Gespräch gestärkt, da die Kinder sich verantwortlich fühlten. Durch diese Maßnahme ist das Erreichen von erwünschtem Verhalten wahrscheinlicher und langanhaltender, als durch eine Strafe.

Meine Anschlussfragen

In der Schule werden sehr viele Regeln bestimmt, ohne dass Kinder überlegen, warum etwas gut oder schlecht, angebracht oder unangebracht ist.

  • In welchen Bereichen kann noch mehr Eigenverantwortung der Schüler*innen verlangt werden?
  • Warum bestimmen Lehrer*innen so viel und wie kann man sich davor schützen zu viele Vorgaben zu machen?

3 Gedanken zu „„Ich hätte wahrscheinlich schon deutlich früher aufgegeben.““

  1. Der Blogbeitrag gibt einen interessanten Einblick in eine Unterrichtssituation, in der Schülerinnen in die Verantwortung genommen werden, ihr Verhalten zu ändern und Lösungen für ein besseres Arbeitsklima zu finden. Der Lehrer zeigt dabei ein hohes Maß an Geduld und gibt den Schülerinnen die Möglichkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen. Es ist bemerkenswert, dass die Schüler*innen tatsächlich ernsthaft überlegten und schließlich einen konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung der Situation machten.

    Die Folgerungen der Autorin des Blogbeitrags, dass das Arbeitsbündnis gestärkt wird und erwünschtes Verhalten wahrscheinlicher und langanhaltender erreicht werden kann, sind plausibel und unterstützen den Ansatz, Schülerinnen in die Verantwortung zu nehmen. Die anschließenden Anschlussfragen geben Raum für weitere Diskussionen und Überlegungen, wie Schülerinnen in anderen Bereichen in die Verantwortung genommen werden können und wie Lehrer*innen sich vor dem Überschreiten einer Grenze hinsichtlich Vorgaben schützen können.

    Insgesamt ist der Blogbeitrag sehr gut geschrieben und gibt einen interessanten Einblick in eine Unterrichtssituation, die viele Lehrende und Lernende sicherlich aus eigener Erfahrung kennen.

  2. Ich finde diesen Beitrag sehr interessant!
    Ich finde es total super von dem Lehrer, dass er die Schüler und Schülerinnen in die Verantwortung zieht, da es ja auch um ihren Lernerfolg geht. Dass es dann auch noch klappt und einer der Schüler wirklich einen guten Vorschlag macht, finde ich sehr beeindruckend. Das zeigt vielleicht auch ,dass der Lehrer immer die Regeln und Lösungen mit seinen Schülern und Schülerinnen bespricht.

  3. 1. Lernprozess: Schülerinnen und Schüler können mehr Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen, indem sie ihre Lernziele setzen, ihre Fortschritte verfolgen und ihre eigenen Lernstrategien entwickeln. Dies kann durch selbstgesteuertes Lernen, Projektarbeiten oder das Erstellen von Lernplänen unterstützt werden.

    2. Organisation: Schülerinnen und Schüler können lernen, ihre Zeit und ihre Aufgaben selbstständig zu organisieren. Dies beinhaltet das Einhalten von Abgabeterminen, das Planen von Hausaufgaben und das Organisieren von Unterrichtsmaterialien.

    3. Zusammenarbeit: Schülerinnen und Schüler können Verantwortung für ihre Gruppenarbeit übernehmen, indem sie ihre Aufgaben effektiv koordinieren, Kommunikation und Kollaboration fördern und gemeinsam Ziele erreichen.

    4. Soziales Verhalten: Schülerinnen und Schüler können in Bezug auf ihr Verhalten gegenüber anderen Verantwortung übernehmen, indem sie Empathie zeigen, Konflikte friedlich lösen und sich aktiv an einer positiven Klassengemeinschaft beteiligen.

    Lehrkräfte haben oft die Aufgabe, Struktur und Leitung im Klassenzimmer zu bieten, um ein effektives Lernumfeld zu schaffen. Sie haben Erfahrung und Fachkenntnisse, um den Lernprozess zu unterstützen und die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung zu begleiten. Zudem tragen sie die Verantwortung für den Lehrplan und die Umsetzung der Bildungsstandards.

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