„… ich wusste nicht, worüber ich mit den Schülerinnen und Schülern reden kann.“

Ein Beitrag von Vanessa L.

In meiner dritten Woche des Orientierungspraktikums begleitete ich mit einer weiteren Praktikantin eine der Willkommensklassen während ihres Kunstunterrichts. Thema der Stunde war die Fertigstellung eines farbigen Hintergundes, welcher aus verschieden farbigen Papierstücken kreiert werden sollte.
Meine Aufgabe bestand darin, den Schülern zu helfen und so viel wie möglich mit ihnen zu reden, da sie zu diesem Zeitpunkt kaum Deutsch sprachen. Die Lehrerin der Klasse musste nebenbei eine Klausur beaufsichtigen, wodurch die Praktikantin und ich die Klasse überwiegend alleine betreuten. Anfangs hatte ich starke Berührungsängste und wusste nicht, worüber ich mit den Schülern und Schülerinnen reden kann oder wie sensibel ich gewisse Themen ansprechen muss, da ich die Gründe ihrer Flucht beispielsweise nicht kannte. Nach den ersten drei Minuten fragte mich ein Mädchen, ob sie sich neben mich setzen kann, da sie meine Hilfe benötigte. Ich bemerkte ihr Interesse und Engagement, etwas zu lernen und sich mit mir zu unterhalten, wodurch unser Gespräch automatisch vorangetrieben wurde.
Ich verlor jegliche Berührungsängste und begann jeden einzelnen Schüler oder Schülerin zu fragen, ob sie Hilfe benötigen. Ein Schüler, welcher mir zu Beginn des Unterrichts als sehr schüchtern auffiel, sprach zu diesem Zeitpunkt nur ein paar Wörter Deutsch. Ich verständigte mich durch das Zeigen auf Dinge mit ihm und versuchte ihm so viel Materialien zur Verfügung zu stellen wie möglich, da er sich kaum traute, etwas von alleine zu benutzen. Anschließend setze ich mich wieder neben das Mädchen, woraufhin ein weiterer Schüler der Klasse sich zu mir setzte. Ich half ihnen beim Bearbeiten ihres Hintergrundes und fragte sie woher sie kommen, wie es ihnen in Deutschland gefällt, was sie bereits gesehen haben und vieles mehr. Je mehr Zeit verging, desto offener wurden beide und fingen an sehr viel von sich zu erzählen. Zwischendurch fragte ich immer wieder alle anderen Schüler und Schülerinnen, ob sie Hilfe benötigen. Kurz bevor die Unterrichtsstunde zu Ende war, kam ihre Kunstlehrerin zurück, um sich zu vergewissern, wie weit die Klasse mit dem Bearbeiten der Aufgabe vorankam. Zum Schluss verabschiedeten wir uns und halfen beim Aufräumen.

Meine Einsichten

Es wurde schnell deutlich, dass das Unterrichten in Willkommensklassen kaum vergleichbar mit dem Unterricht der herkömmlichen Klassen ist. Es gibt keinen Rahmenlehrplan, den die Lehrer befolgen müssen, denn das Ziel des Unterrichtens in Willkommensklassen ist es, die Schüler und  Schülerinnen sprachlich so vorzubereiten, dass sie in die herkömmlichen Klassen aufgeteilt werden können. Des Weiteren ist das Unterrichten der
Willkommensklassen freiwillig, denn viele Lehrkräfte trauen es sich nicht zu, wodurch jede Unterstützung willkommen ist.
Mir hat die Zusammenarbeit mit den Willkommensklassen sehr gut gefallen, denn dadurch wurde mir ein neuer Einblick in einen Schulalltag gewährt, den ich normalerweise nicht bekommen hätte. Die Schüler und Schülerinnen der Willkommensklassen sind enorm engagiert und motiviert etwas zu lernen, wodurch mein Interesse ihnen etwas beizubringen, stetig anstieg. Des Weiteren bringen sie einem enorm viel Dankbarkeit entgegen, wodurch ich sehr viel Freude an der Arbeit mit ihnen hatte.

Meine Folgerungen

Durch diese Erfahrung wurde mir bewusst, dass der Lehrerberuf viel mehr Facetten hat, als ich es mir vorgestellt habe. Auch wenn das Unterrichten in Willkommensklassen normalerweise nicht Pflicht und keine Aufgabe eines Lehrers der Mittelstufe und Oberstufe ist, sollte meiner Meinung nach jede Lehrkraft pädagogisch genug ausgebildet sein, um in solchen speziellen Fällen aushelfen zu können. Durch diese Erfahrung stellte ich mir selber die Frage, ob ich es mir vorstellen kann, beispielsweise an Sonderschulen zu arbeiten. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen macht mir ungemein Spaß. Außerdem kann man viel Einfluss auf Kinder und Jugendliche als Lehrer haben. Deshalb ist es mir persönlich sehr wichtig ist, dass ich genug ausgebildet werde, damit ich einen guten Einfluss auf meine späteren Schüler ausüben kann.

8 Gedanken zu „„… ich wusste nicht, worüber ich mit den Schülerinnen und Schülern reden kann.““

  1. In der heutigen Zeit wird es immer elementarer sich mit Menschen verständigen zu können, die Deutsch nicht als Muttersprache haben oder denen Deutsch noch komplett fremd ist. Diese Kinder und Jugendliche brauchen besonders viel Aufmerksamkeit, um ihnen ein Umfeld zu bieten, wo sie sich nicht fremd fühlen oder unwohl. Ich habe schon sehr viel mit Kindern zu tun gehabt, die diese Schwierigkeiten hatten. Da wurde mir bewusst, dass man im Unterricht vor einige Probleme gestellt wird. Ich bin der Meinung, dass jeder Student der Lehramt studiert und an die Schule gehen möchte, speziell unterstützt werden muss, dass kein Schüler benachteiligt wird. Somit stimme ich dem Kommentar zu, dass man an den Herausforderungen wächst, jedoch nicht alles lösen kann ohne eine spezielle Ausbildung gelöst werden.

  2. Ich kann Vanessa L. vollkommen zustimmen. Meine ersten Tage sowohl in Willkommensklassen, als auch in herkömmlichen Klassen lösten gewisse Berührungsängste in mir aus.
    Doch die Schüler*innen im Grundschulalter sind sehr neugierig, sodass die Fremde zueinander schnell aufgelöst wird. Wichtig finde ich es, dass die Schüler*innen (dessen Muttersprache nicht deutsch ist) auf gar keinen Fall anders bzw. differenziert behandelt werden. Die Sprache zu erlernen soll keine Strafe sein, sondern soll als Chance dienen, ihren Wortschatz zu erweitern.
    Positiv haben sich aus meiner Erfahrung verschiedene Spiele auf das Verhalten der Kinder ausgewirkt. Sie probieren, mit Mimik und Gestik zu verdeutlichen, was sie ausdrücken wollen. Mit ein wenig Geduld und Zeit kann man den Lernfortschritt, vor allem sprachlich, erkennen. Durch den Austausch im Klassenverband werden die Schüler*innen unbewusst dazu gezwungen verbale Kommunikation anzuwenden, was den enormen Vorteil für das Erlernen der deutschen Sprache mit sich bringt.
    Angemessen fände ich es, im Studiengang Grundschulpädagogik die angehenden Lehrpersonen auch für Willkommensklassen ausreichend zu schulen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht die fehlende Lust ist, die die Lehrpersonen von dem Unterrichten der Willkommensklassen abhält. Sondern eher die Angst, mit Überforderung und Missverständnissen konfrontiert zu werden. 

  3. Ich kann mir gut vorstellen, dass man anfangs Ängste hat und nicht weis, wie man erstere Gespräche anfangen soll. Die Kinder selbst sind bestimmt motiviert und möchten etwas lernen, nur wissen nicht genau wie sie es angehen sollen. Hierbei ist es besonders wichtig, dass man diesen Kindern ein sicheres Umfeld bietet, wo sie sich entfalten und wohlfühlen können. Auch das sie die Integration in der Klasse schaffen ist ein wichtiger Punkt, worauf Lehrer definitiv achten und helfen sollten. In diesem Punkt stimme ich Vanessa L. zu und bin auch der vollen Überzeugung, dass Lehrkräfte auch hierauf gut ausgebildet werden müssen und geschult sein sollen. Auch zu der heutigen Zeit wird deutlich, dass dies immer wichtiger und wichtiger wird und hier auch kompetent geholfen werden muss. Ich auch hatte mit Kindern zu tuen, die kein Deutsch sprechen konnten und ihnen fiel es schwer sich zu integrieren. Dennoch sind sie sehr motiviert und bereit zu lernen, weswegen solche Willkommensklassen für sie essentiell sind.

  4. Ich verstehe, dass viele Lehrerinnen und Lehrer es sich nicht zutrauen, eine Willkommensklasse zu unterrichten, da dies eine große Verantwortung mit sich bringt, diese Kinder einerseits sprachlich so gut vorzubereiten, dass sie von einer Willkommensklasse übergehen können in eine Regelklasse. Andererseits ist es wichtig diese Kinder ohne oder mit wenigen Sprachkenntnissen in die Schulgemeinschaft mit einzubinden. Diese Kinder dürfen sich nicht fremd und ausgegrenzt fühlen, sondern müssen merken, dass sie ein wichtiger Teil der Schulgemeinschaft sind. Ich denke genau wie Vanessa L., dass Lehrkräfte pädagogisch genug ausgebildet sein sollten, um solche Willkommensklassen auf ihrem Weg zu begleiten. Ich denke, es ist für die Kinder einer solchen Klasse eine große Chance, die Sprache erlernen zu dürfen, was ihnen in ihrer Zukunft sicherlich viele Türen öffnen wird. Genau so, sehe ich die Chance für die Lehrkräfte. Sie haben die Chance diese Kinder so zu unterstützen, dass sie aus ihren Leben etwas besonderes machen können. Was ich aber noch wichtiger finde ist, dass Lehrkräfte die Verantwortlichen dafür sind, ob ein Schüler einer Willkommensklasse sich wohl und zugehörig fühlt oder nicht. Ich denke, dass eine Lehrerin oder ein Lehrer allein mit dem Gefühl der Zugehörigkeit, das sie oder er den Schülern vermittelt, oder auch mit der Aufmerksamkeit für die Schüler, vieles bewirken kann. Erst wenn diese Kinder merken, dass sie ein wichtiger Teil der Gemeinschaft, aber auch der gesamten Gesellschaft, sind, ist ein großer Schritt getan.

  5. Ich kann die Situation der Autorin Vanesssa L. voll und ganz nachvollziehen, da ich in meiner Schulzeit selbst als Dolmetscher in den Willkommensklassen arbeiten oder helfen musste. Nur war meine Aufgabe hier entscheidend, dass ich die Arbeitsaufträge der Lehrer in die jeweilige Sprache übersetzen musste, damit die Schüler verstehen, was ihre Aufgabe ist oder was sie im jeweiligen Unterricht erwartet. Dadurch bekam ich einen kurzen Einblick in die Geschichte der einzelnen Schüler. Das war genug, um zu verstehen, warum ich diese Arbeit mache und wie ich ihnen wieder helfen kann – auch außerhalb des Klassenzimmers. Daher stimme ich der Autorin zu, dass LehrerInnen pädagogisch besser geschult werden müssen oder die SchülerInnen besser in die Schule integrieren müssen, damit sie sich wohlfühlen und mehr Motivation zum Lernen haben und vor allem Spaß an der Schule haben.

  6. Ich stimme Vanessa L. Definitiv zu.
    Es ist verständlich, dass man in der Anfangszeit ein Angstgefühl sowie eine gewisse Aufregung spürt.
    SuS sind anfangs selbst aufgeregt, motiviert und sehr neugierig, dazu ist es schwierig zu wissen wie man dies angehen soll.
    Es ist daher sehr wichtig, dass man den Kindern ein Gefühl von Sicherheit und vertrauen aufbaut.
    Daher stimme ich Vanessa L. zu, da Lehrkräfte pädagogisch besser geschult werden sollen.
    Eine gute Integration der SuS ist ebenso sehr wichtig, damit sich die SuS wohl fühlen sowie ein gewisses Selbstbewusstsein aufbauen.

  7. Ich kann mir vorstellen wie die Erfahrung in der Willkommensklasse am Anfang Angsteinlösend sein könnte und dem Praktikanten gezeigt hat, dass der Lehrerberuf vielfältiger ist als sie erwartet hatte. Außerdem erkennt man das die Freude der Schüler/-innen die Interesse der Praktikantin an Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gestärkt hat. Die Erkenntnis, dass man als Lehrer einen großen Einfluss auf Kinder und Jugendliche haben kann, ist wichtig und zeigt das Verantwortungsbewusstsein des Praktikanten, der sich weiterhin für eine Ausbildung einsetzt, um später einen positiven Einfluss auf seine Schülerinnen und Schüler ausüben zu können. Es ist schön zu lesen das sie ihre Angstgefühle überwinden konnte um mit den Kindern sorgfältig umzugehen.

  8. Als Praktikantin in einer Willkommensklasse zu sein, kann echt aufregend sein. Willkommensklassen bieten nämlich oft besondere pädagogische Herausforderungen, da die SuS unterschiedliche Sprachniveaus und Bildungshintergründe haben. Sich mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen, kann als Praktikantin sehr spannend sein.

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha
Refresh
Hilfe
Hinweis / Hint
Das Captcha kann Kleinbuchstaben, Ziffern und die Sonderzeichzeichen »?!#%&« enthalten.
The captcha could contain lower case, numeric characters and special characters as »!#%&«.