„Von da an meldete er sich die ganze Stunde nur noch leise.“

Ein Beitrag von Sebastian S.

In diesem Mikroartikel beziehe ich mich auf eine Mathematikstunde in einer 8. Klasse. Ich gehe auf das Verhalten der Lehrkraft M. und den Schüler Anton (Name geändert) ein. Die Stunde war eine Wiederholungs- und Übungsstunde zum Thema binomische Formeln.
Nach der Begrüßung wollte Herr M. wissen, was sie in der letzten Stunde gemacht hatten. Es meldeten sich fast alle Schüler/innen. Auch Anton meldete sich. Allerdings meldete er sich nicht leise und Herr M. ignorierte ihn bei jeder Frage. Das Gleiche passierte auch beim Vergleichen der Hausaufgaben. Als Anton sich dann schließlich beschwerte und Herrn M. fragte, warum er denn nie antworten darf, antwortete Herr M. nur, dass sich die Anderen leise melden und er nicht. Bei der nächsten Frage von Herrn M. meldete sich Anton leise und wurde auch direkt rangenommen, was ihn sehr freute. Von da an meldete er sich die ganze Stunde nur noch leise.

Meine Einsichten

Anton war meiner Meinung nach sehr motiviert am Unterricht teilzunehmen und merkte nicht, dass seine Geräusche vom Lehrer als Störung wahrgenommen wurden. Herr M. wollte die Aufmerksamkeit nicht auf das störende Verhalten von Anton lenken, sondern Anton auf das stille Verhalten der Anderen hinweisen und bestrafte Anton mit dem Entzug des Privilegs, die richtige Antwort geben zu dürfen. Diese stille Methode der Bestrafung hat in diesem Fall sehr gut funktioniert, da sie zu einer Änderung des Verhaltens bei Anton führte, ohne dass Herr M. das Handlungsprogramm unterbrechen musste.

Meine Folgerung

Ich folgere daraus, dass nicht jede Störung eine sofortige aktive Intervention benötigt.

Meine Anschlussfragen

  • Bei welchen Störungen muss ich direkt eingreifen?
  • Wann benutze ich Sanktionen und wann ist es besser, eine Belohnung zu entziehen?

7 Gedanken zu „„Von da an meldete er sich die ganze Stunde nur noch leise.““

  1. Ich finde diesen Beitrag sehr interessant, denn es zeigt wie ein Lehrer erfolgreich auf Störungen von SUS eingehen kann. Indem der Lehrer nämlich dem Schüler zuerst nicht rangenommen hat, hat dieser Anton die Möglichkeit gegeben auf sein eigenes Verhalten zu reflektieren und zu fragen, warum dies denn der Fall sein könnte. Dies hat außerdem Anton aufgefordert mit der Lehrkraft direkten Kontakt aufzunehmen anstatt, dass die Lehrkraft ihn einfach ermahnen würde und er dabei vermutlich weiter stören würde. Zudem hat der Lehrer, nachdem er dem Schüler direkt mitgeteilt hatte, was dieser verbessern könnte, Anton direkt belohnt, um ihm bei seiner Verbesserung auch entgegenzukommen. Dies zeigt auch, dass die Lehrkraft zwar von den SUS bestimmtes Verhalten fordern sollte, allerdings dies nicht ohne auch dem Kind entgegenzukommen. Dadurch entsteht auch ein gewisses Vertrauen zwischen den SUS und der Lehrkraft.

  2. Der Artikel zeigt gut, wie man als Lehrkraft mit kleinen Störungen umgehen kann. Allerdings frage ich mich, ob die Lehrkraft dem Schüler nicht schon früher signalisieren hätte können, dass das kein erwünschtes Verhalten beim Melden ist. Schließlich sieht der Schüler zunächst nicht, dass er das Problem sein könnte, sondern beschwert sich bei der Lehrkraft, da der Schüler sich ignoriert fühlt und wahrscheinlich somit auch unfair behandelt fühlt, ohne das Verhalten der Lehrkraft auf das eigene Verhalten zu beziehen. Klar, die Erklärung der Lehrkraft wirkte als erfolgreiche Maßnahme und der Schüler verbesserte sein Verhalten, aber dies hätte wahrscheinlich schon weitaus früher im Unterricht passieren können und der Schüler hätte sich somit nicht ignoriert gefühlt, was im schlimmsten Fall bei SuS negative Gefühle gegenüber der Lehrkraft oder sogar dem Fach herbeiführen könnte. Andere SuS hätten vielleicht gar nicht nachgefragt, weshalb sie nicht ran genommen werden und ihr Schicksal vielleicht einfach akzeptiert und das Verhalten der Lehrperson als Abneigung gegenüber einen selbst wahrgenommen.
    Auf der anderen Seite verstehe ich natürlich auch, dass man nicht bei jeder kleinen Störung den Unterricht unterbrechen muss und kann, um die Person zu ermahnen, sodass die Konzentration der SuS aufrechterhalten bleibt und der Unterricht „flüssig bleibt“. Aber dennoch denke ich, dass die gewählte Maßnahme nicht bei allen SuS anschlagen würde …

  3. Es ist schön zu sehen, wie der Lehrer mit einer solchen Störung eines Schülers umgeht. Indem der Lehrer seinen störenden Schüler nicht rannimmt, bringt er den Schüler dazu, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und die eigene Störung wahrzunehmen. Durch die direkte Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler, wird die Störung bzw. das Problem direkt aufgedeckt und kann seitens des Schülers auch direkt behoben und verbessert werden. Dadurch, dass der Lehrer seinen Schüler nach der Besserung rannimmt, zeigt er seinem Schüler, dass er ihm, bei Einhaltung der Regeln und bei Vermeidung von Störungen, entgegenkommt und verdeutlicht damit die eigentlich so einfache Lösung des Problems. Ich nenne das gute und richtige Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler(n), die zwischen ihnen Vertrauen aufbaut, da deutlich wird, dass beide Parteien nach der Lösung des Problems streben.

  4. Ich finde diesen Artikel sehr interessant und spannend, aber die Vorgehensweise des Lehrers kann unterschiedliche Auswirkungen haben. Einerseits mag es für Anton frustrierend gewesen sein, als er versuchte, sich Gehör zu verschaffen, aber von Herrn M. ignoriert wurde. Andererseits wurde Anton vielleicht ermutigt, still zu sein und sich anzupassen, um die Aufmerksamkeit des Lehrers zu bekommen. Ich denke jedoch, dass es wichtig ist, dass Lehrer eine faire und gleiche Behandlung aller Schüler sicherstellen, unabhängig davon, wie sie sich äußern. Jeder Schüler sollte die Möglichkeit haben, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen und gehört zu werden. Ein selektives Vorgehen könnte das Selbstvertrauen und die Motivation der Schüler beeinträchtigen.

  5. Ein sehr Interessanter und spannender Beitrag.
    Ich finde es super interessant, wie Lehrkräfte mit Störungen umgehen und wie sie mit den SuS agieren.
    Die direkte Kommunikation von Lehrkraft und Schüler wirkt einerseits positiv auf den Schüler ein, da er über sein Verhalten sofort konfrontiert wird und somit sein Verhalten bessern kann.
    Durch diese Handlung werden Probleme schnellstmöglich behoben.
    Jedoch kann die Vorgehensweise der Lehrkraft auch eine kontra Auswirkungen auf die SuS haben.
    Es könnte für Anton eine Enttäuschung als auch eine Entmutigung sein, dass er von der Lehrkraft nicht beachtet wird und somit aus der Gruppe ausgegrenzt wird.
    Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass es wichtig ich das sich jedes Kind in der Schule wohl fühlt, beachtet wird und fair behandelt wird.
    Jedes Kind soll so gut wie möglich im Unterricht mit einbezogen werden , um eine gewisse Sicherheit und Selbstbewusstsein zu haben.

  6. Schüler*innen lernen meistens nicht durch Ermahnungen, vor allem wenn sie wiederholt ermahnt werden, daher finde ich es interessant, dass diese unterschiedliche Herangehensweise besser klappt. Kann man sich für die Zukunft merken.

  7. Ich finde den Artikel äußerst interessant, da er spannende Einblicke in die pädagogische Praxis bietet und zum Nachdenken über verschiedene Strategien der Verhaltenslenkung im Unterricht anregt.
    Die Erkenntnis, dass Anton motiviert am Unterricht teilnehmen wollte, aber sein störendes Verhalten nicht als solches erkannte, ist von großer Bedeutung. Herr M. entschied sich dafür, Anton nicht direkt zu konfrontieren, sondern ihm durch den Vergleich mit dem leisen Verhalten anderer Schüler*innen eine implizite Sanktion zukommen zu lassen. Diese Methode führte dazu, dass Anton sein Verhalten änderte und sich für den Rest der Stunde leise meldete.
    Es wird deutlich, dass nicht jede Störung eine sofortige aktive Intervention erfordert. In einigen Fällen kann es effektiver sein, subtile Methoden der Verhaltenskorrektur anzuwenden, um den Unterrichtsfluss nicht zu unterbrechen und den Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, ihr Verhalten selbst anzupassen.

    Die gestellten Anschlussfragen regen dazu an, über situative Entscheidungen als Lehrkraft nachzudenken, wann eine direkte Intervention notwendig ist und wann die Anwendung von Sanktionen oder das Entziehen von Belohnungen angemessen ist.

    Ich würde sagen, dass diese von Herr M. gewählte Vorgehensweise mit der Störung umzugehen zwei Seiten hat. Wie schon gesagt ist diese Vorgehensweise positiv, da der Unterrichtsfluss somit nicht unterbrochen wurde. Allerdings ist es von großer Bedeutung, eine faire und gleiche Behandlung aller Schüler*innen sicherzustellen und niemanden aufgrund seiner Lautstärke zu ignorieren. Herr M. konzentriert sich ausschließlich auf die ruhigen Schüler*innen, dieses Verhalten könnte bei Anton Frustration auslösen und sein Selbstvertrauen, sowie seine Motivation beeinträchtigen Daher wäre es sinnvoll gewesen, im Vorfeld gemeinsam mit der Klasse Regeln aufzustellen, um angemessenes Verhalten im Unterricht festzulegen und solche Situationen von vornherein zu vermeiden.
    Ich finde es daher wichtig, dass Lehrer*innen verschiedene Strategien anwenden, um Schüler*innen zu ermutigen, ihre Gedanken und Meinungen auszudrücken, unabhängig von ihrer Lautstärke. Es ist wichtig, ein inklusives Lernumfeld zu schaffen, in dem alle Schüler*innen gleichermaßen unterstützt und ermutigt werden, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.

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