„Wieder einmal rief Moritz etwas unüberhörbar Lautes in den Unterricht hinein, …“

Ein Beitrag von Marcus R.

Die im Folgenden beschriebene Situation ereignete sich während des Unterrichts einer 8. Klasse im Fach Biologie. Es war während des dritten Unterrichtsblocks und es war ein sehr heißer Tag. Beide Faktoren haben einen Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler (SuS) genommen. Die SuS dieser Klasse sind, wie so viele Jugendliche in ihrem Alter, recht energiegeladen und suchen bei jeder Gelegenheit die Möglichkeit, etwas anderes zu tun, als dem Unterricht zu folgen. Besonders einem Schüler, im Folgenden nur noch Moritz genannt (Name geändert), fällt es besonders schwer, dem Unterricht zu folgen und er nutzt jede freie Sekunde auch andere SuS vom Unterricht abzulenken.
Die SuS befanden sich am Anfang des Themas Organsysteme und sollten zur Wiederholung als Klasse gemeinsam tierische und pflanzliche Zellmodelle beschreiben. Im Anschluss sollten die SuS ihre Ideen zu Organsystemen, die sie bereits kennen, nennen, sodass die Lehrerin diese an ein Whiteboard schreiben konnte. Während dieses Einstiegs in das Thema war die Klasse größtenteils konzentriert und vor allem waren die Beiträge meist konstruktiv und wurden nicht einfach in den Raum gerufen. Allerdings machte sich vor allem im hinteren Teil der Klasse Unruhe bemerkbar. Es begannen sich viele SuS zu unterhalten und dem Unterricht keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.
Viele dieser Unruhen entstanden durch Moritz, der in seinen Sachen herumsuchte, mit Kaugummis spielte, einfach aufstand und herumlief, sich mit seinen Banknachbarn unterhielt und wahllos Dinge in den Raum hineinrief. Auf mich wirkte es so, als würden die allermeisten dieser Aktionen von Moritz die anderen SuS eher nerven, als dass sie sie interessierten. Die Lehrerin konnte nahezu alle dieser Störungen durch direktes Ansprechen des Betroffen unterbinden. Mir ist aufgefallen, dass Sie dabei, wie auch im restlichen Unterricht, eine ruhige Stimme beibehielt. Sie ließ sich auf keine Diskussionen ein und machte meist noch kleinere Scherze. Diese waren nie herabwürdigend und haben oft die gesamte Klasse zum Kichern gebracht, auch die betroffen SuS. So hat sie die Aufmerksamkeit der SuS wieder auf sich gezogen und konnte mit dem Unterricht fortfahren.
Doch die eigentlich interessanteste Situation war die, in der die Lehrerin gar nicht reagierte. Wieder einmal rief Moritz etwas unüberhörbar Lautes in den Unterricht hinein, doch keiner der SuS reagierte. Anscheinend waren sie von seinem Kommentar genervt und ignorierten ihn einfach. Auch die Lehrerin ignorierte den Kommentar von Moritz und was zurückblieb war nur ein Moritz der neben seinem Stuhl stehend auf eine Reaktion der Klasse wartete. Nach einem kurzen Augenblick voller Stille setzte er sich wieder hin und der Unterricht nahm seinen Lauf von dort an, ohne weitere Störungen von Moritz, fort.

Meine Einsichten

In dieser Situation habe ich erkannt, dass es beim Umgang mit Störungen oft mehrere Handlungsmöglichkeiten gibt und dass diese sehr abhängig von der jeweiligen Situation sind. Moritz scheint mit seinen Aktionen nach der Aufmerksamkeit anderer zu suchen und nachdem diese ihm verweigert wurde, hat er kurzer Hand aufgegeben. Was die Reaktion der Lehrerin angeht, so war es aus meiner Sicht ein etwas riskantes Vorgehen: Nicht zu agieren hätte auch nach hinten losgehen können und dem Schüler signalisieren können: „Ich toleriere dein Verhalten, mach weiter.“
Des Weiteren hätte es sicher Möglichkeiten gegeben, Störungen im Unterricht präventiv zu verhindern. Konkret stelle ich mir vor, dass die SuS selbst Begriffe an das Whiteboard hätten schreiben können, um sie so aktiver in den Unterricht zu integrieren. Die perfekte Lösung für den Umgang mit sämtlichen Störungen wird es – denke ich – nicht geben. Es bleibt also eine Fähigkeit des Lehrers, schnell zu erkennen, ob und wie auf eine bestimmte Störung reagiert werden sollte. Dennoch sollte vor allem Moritz weiter beobachtet werden und ggf., nach weiteren Wochen der Beobachtung und bei kontinuierlichem störenden Verhalten, ein persönliches Gespräch mit ihm in Betracht gezogen werden.

Meine Anschlussfragen

  • Welche Möglichkeiten gibt es, Störungen präventiv zu verhindern?
  • Wie findet man heraus, welche Reaktion auf eine Störung die Beste ist?

9 Gedanken zu „„Wieder einmal rief Moritz etwas unüberhörbar Lautes in den Unterricht hinein, …““

  1. Möglichkeiten um Störungen zu präventiveren, sind Regeln oder Rituale die der Klasse bewusst sind und die die Klasse mit aufgestellt hat. Funktionierende Regeln hat die Lehrkraft mit den SuS selbst aufgestellt, dabei haben die SuS Regeln aufgestellt für die Lehrperson und die Lehrperson Regeln für die Klasse entworfen. Rituale, wie einen Spruch oder ein Zeichen wenn es zu unruhig wird können schon einen großen Einfluss auf den Unterricht haben. Moritz hat den Unterricht gestört und keiner hat eine Reaktion gezeigt, nicht die Lehrperson oder ein Su. Dieses Verfahren war mit viel Risiko verbunden, denn wenn die Klasse eine Reaktion, wie Gelächter gezeigt hätte, wäre das Handlungsprogramm gestört gewesen. Im Normalfall muss die Lehrkraft versuchen, nach mehreren Störungen ihr Handlungsprogramm zu schützen. Die unterschiedlichen Reaktion auf Störungen rufen unterschiedliche Reaktionen hervor, nur durch ausprobieren kann das beste Verhalten gefunden werden.

  2. Ich finde diesen Kommentar sehr gut, da er perfekt aufzeigt wie die Klasse und der Lehrer in solch einer Störung zu reagieren haben. Da auf keine der permanenten Störungen eingegangen wird, da es wohl möglich die Mitschüler unpassend finden, wird die Störung aktiv eingeschränkt, da der störende Schüler keine Befürworter für sein Verhalten findet. Da er als Folgerung keine Aufmerksamkeit erhielt sondern nur eine peinliche Stille herrschte, setzte er sich wieder und nahm wieder aktiv am Unterricht teil und folgte dem Handlungsprogramm.

  3. Prävention von Störungen ist ein wichtiges Thema für den Unterrichtsfluss den die Lehrer gestalten wollen. Es gibt keine konkrete Lösung für alle. Dieser Blogbeitrag stellt aber gut dar, auf welche Weise man mit Störungen umgehen kann um das Unterrichtsklima möglichst wenig zu beeinflussen. Durch die permanenten Störungen von Moritz sollte eigentlich das Unterrichtsklima stark beeinflusst werden, jedoch durch die Reaktion der Lehrerin, sozusagen keine Reaktion bzw. ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken, schenkten ihm auch die anderen SuS keine Aufmerksamkeit. Im Endeffekt muss man für sich selbst entscheiden welche Varianten man wählen will um mit Störungen umzugehen. Durch eine gute Beurteilungsgabe kann man in viele Fällen gut damit umgehen um ein gutes Unterrichtsklima zu gewährleisten.

  4. Ich finde den Umgang mit der Störung seitens der Lehrerin sehr gut. Die Lehrerin wird bestimmt Ihre Erfahrungen mit Moritz gemacht haben oder mit ähnlichen Charakteren. Daher wird die Lehrerin diese Art der Bewältigungsstrategie genutzt haben. Zudem hat die Lehrerin durch diese Bewältigungsstrategie noch die Möglichkeit im Notfall härter gegen Moritz durchzugreifen (bspw. den Raum verweisen). In der Vorlesung behandelten wir das Thema Störungen im Unterricht und hatten dort auch mehrere Stufen für die Konfliktbewältigung. Also ohne das der Unterricht unterbrochen werden muss und das Lehrpersonal ein Gespräch mit den Schüler_in führt.
    Außerdem sollten die Umweltfaktoren nicht vergessen werden. Vielleicht war Moritz einfach durch die Hitze abgelenkt und konnte sich nicht konzentrieren. An anderen Tagen ist Moritz vielleicht ein aufmerksamer Schüler. Daher hat die Lehrerin nicht gleich ein Gespräch mit Ihm gesucht,

  5. Anhand dieses Blogeintrags lassen sich mehrer Möglichekeiten formulieren, wie man mit einer Störung umgehen kann. Zunächst ist die Lehrkraft auf das Verhalten des Schülers eingegangen und hat ihn zurückgewiesen. Nach wiederholten Störungen hat sie sein Verhalten ignoriert. Ich denke, dies ist vor allem möglich, wenn man die Klasse kennt und sich seiner Autorität bewusst ist und diese auch von den SuS wahrgenommen wird. Denn, wie schon der Verfasser schreibt, kann es auch dazu kommen, dass dies von den SuS falsch aufgenommen wird. Sinnvoll ist es definitiv, verschieden Regeln aufzustellen, an die sich die Lehrkraft und die SuS halten müssen. Diese sollten klar und genau kommuniziert werden und für die SuS verständlich sein. Die Lehrkraft, hat meiner Meinung nach, gut in dieser Situation gehandelt. Jedoch lässt sich dies bestimmt nicht in jeder Situation und in jeder Klasse anwenden. Dennoch ist es eine weitere Möglichkeit, mit Störungen umzugehen.

  6. Meiner Meinung nach hat die Lehrerin ihr Handlen an den jeweiligen Schüler angepasst und ich denke sie wird Moritz bereits einschätzen können. In diesem Fall finde ich es gut, dass sie so ruhig geblieben ist und mit dem ignorieren von Moritz` fehlerhaften Verhalten, ihm nicht die Aufmerksamkeit gegeben hat die er erreichen wollte. Ich denke aber auch, dass solch ein Verhalten der Lehrkraft bei anderen Schülertypen nach hinten losgehen könnte, da die Störungen von ihnen als nicht fehlerhaft erachtet werden und sie weiter permanent den Unterricht stören. Des Weiteren wurde beschrieben, dass es an dem Tag sehr heiß war und dies auch einen großen Einfluss auf das Verhalten der Schüler haben könnte. So erachte ich es auch als richtig nicht direkt ein Gespräch zu suchen, ich vertraue der Lehrerin, dass sie ein richtiges Gespür für ihre schüler hat und nicht die gleiche Methode bei allen anderen anwendet.

  7. Die Fähigkeit, Schülerinnen und Schüler richtig einzuschätzen, ist entscheidend, um ein unterstützendes Lernumfeld zu schaffen und ihre individuelle Entwicklung zu fördern. Es erfordert Einfühlungsvermögen, Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, auf nonverbale Signale zu achten. Durch regelmäßigen Austausch mit Kollegen, Fortbildungen und Reflexion kann man seine pädagogischen Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln und die Herausforderungen im Unterricht besser bewältigen.
    Letztendlich ist es wichtig, sich selbst und den eigenen pädagogischen Ansatz stetig zu reflektieren und offen für neue Ideen und Anregungen zu sein. Der Beruf als Lehrkraft ist eine fortlaufende Lernreise, bei der man sowohl von den Schülerinnen und Schülern als auch von den eigenen Erfahrungen und Weiterbildungen profitiert.

  8. Meiner Meinung nach hat die Lehrkraft sehr gut reagiert, da deutlich gezeigt wird, wie angemessen die Klasse und der Lehrer auf eine solche Störung reagieren. Durch das Nichteingehen auf die permanenten Störungen, die möglicherweise von den Mitschülern als unangebracht empfunden werden, wird die Störung aktiv reduziert. Der störende Schüler findet keine Unterstützung für sein Verhalten, was dazu führt, dass er weniger stört. Folglich erhielt er keine Aufmerksamkeit, wodurch er sich dazu entschied, sich wieder hinzusetzen und aktiv am Unterricht teilzunehmen.

  9. Der betroffene Schüler wollte Aufmersamkeit und bekam sie nicht. Die Lehrerin schätzte im richtigen Moment ein, seine Rufe in den Klassenraum, zu ignorieren. Dieses Beispiel zeigt, dass es mehrere Handlungsmöglichkeiten gibt und die Lehrerin ihre Schülerinnen und Schüler gut einschätzen kann, um ein störungsfreies Unterrichtsklima zu erreichen.

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