Stadtkultur Moskau

Die Exkursion

Tag 7: Showcasing Socialism

Das heutige Exkursionsobjekt befindet sich vor unserer temporären Haustür – dem Hotel Cosmos. Seit der Ankunft in Moskau können bereits diejenigen, die ein Zimmer zur Frontsei-te des Hotels im neunten Stock ergattert haben, den weiten Blick über das VDNCh Gelände genießen.

Beim Verlassen des Hotels am frühen Vormittag begrüßte uns leider nicht mehr der strahlende Sonnenschein der letzten Tage, sondern kalter Wind und graue Wolken, die Regen prophezeiten. Nach circa 20 Minuten Fußweg standen wir vor den gewaltigen Eingangstoren des Geländes, hinter dem sich das heutige Park- und Ausstellungsgelände befindet. Es wurde 1939 unter dem Namen „Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirt-schaft“ [Выставка достижений народного хозяйства (ВДНХ)] eröffnet als ein Ort an dem die Stärke und Größe des sozialistischen Staates demonstriert wurde.

Das Eingangstor zur VDNCh

Das Eingangstor zur VDNCh

Nach dem Durchschreiten des Eingangsportals wurden unsere Blicke in die Tiefe des Geländes erstmal von einer im Aufbau befindlichen, unspektakulären Bühne aufgefangen. Diese versperrte die Sicht auf den ersten imposanten Pavillon, der die Gemeinschaft aller Republiken der Sowjetunion repräsentieren sollte.
Die Erwartung nach nach dem Portal war erst einmal getrübt. Die poppige Musik, die über Lautsprecher die gesamte Anlage beschallte, die seitlich angelegten Achterbahnen in einem Vergnügungspark und die vielen kleinen Baustellen nahmen einem den ehrwürdigen Moment, bei dem die Besucher zu damaligen Zeiten wahrscheinlich innehielten. Die grauen Wolken verstärkten diese Impression.

Der Weg zum zentralen Pavillon

Der Weg zum zentralen Pavillon

Doch je weiter wir auf dem Gelände voranschritten, desto mehr beeindruckender waren die umliegenden Pavillons. 1939 hatte jede Republik auf dem Gelände einen temporären Pavillon, in denen die Leistungen aus der Landwirtschaft demonstriert wurden. Neu errichtet wurden diese 1954 – nun massiv im klassizistischen Stil.
Dabei stach vor allem der usbekische Pavillon ins Auge. Die Konstruktion des Gebäudes strebte wie die anderen Pavillons in die Höhe, jedoch wirkte sie durch die dünnen Säulen der Rotunde weniger massiv. Auch waren die für die Sowjetunion typischen verwendeten Verzierungen und Muster dezenter und die orientalischen Ornamente traten in den Vordergrund. An diesem Beispiel waren die kleinen individuellen Momente zu erkennen in einem zur Einheit strebenden Gesamtbild der Architektur.

Brunnen "die steinerne Blume"

Brunnen „die steinerne Blume“

Zwei Brunnen mit in Stein gemeißelter sowjetischer Symbolik zeigten schon fast aufdringlich die imperiale Repräsentationsästhetik. Die nun nostalgische Musik aus den Lautsprechern und der aufklarende Himmel ließen die erste Enttäuschung vergessen und ermöglichten vielleicht einen Tagtraum zu den Zeiten der Höhepunkte im sozialistischen Staat. Einen letzten Höhepunkt bildete der Platz, an dem sich der Pavillon für die sowjetische Raumfahrt vorstellte. Die maßstabsgetreuen Nachbildungen der WOSTOK-Rakete und des Jak 42 Fliegers waren nicht zu übersehen.
Nach unserer Führung hatten wir die Gelegenheit das Gelände weiter auf eigene Faust zu erkunden. Es ist interessant, wie die sich Qualität des Innenlebens der einzelnen Pavillons unterscheidet. Während in manchen lediglich kleine und lieblos aneinandergereihte Verkaufsstände aufgestellt wurden, waren andere liebevoll eingerichtet. Bei den meisten Pavillons wie dem der Sowjetrepublik Ukraine standen wir vor verschlossenen Toren.

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Der Beitrag wurde am Samstag, den 6. Juni 2015 um 02:22 Uhr von Katja Nuss veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.

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