Heute begann der Tag mit einem ausgedehnten Spaziergang entlang des Alten und des Neuen Arbat. Wir starteten am Außenministerium am Smolenskaja Platz. Das 1951 vollendete Gebäude gehört nicht nur zu den „Sieben Schwestern“, sondern bestimmte auch deren Architektursprache, da es als erstes unter ihnen fertig gestellt wurde. Den Alten Arbat empfanden alle als äußerst angenehm, da er bereits in den 1980er Jahren zur ersten Fußgängerzone Russlands umgewandelt wurde. Allerdings wurde der Gesamteindruck etwas dadurch getrübt, dass sich dort hauptsächlich Souvenirläden und Schnell-Restaurant-Ketten befinden.
Bekanntermaßen war der Arbat das Zentrum der literarischen und auch im allgemeinen kulturellen Szene Moskaus. So konnten wir Ueinige Wohnhäuser berühmter Persönlichkeiten wiederfinden, etwas das Haus, in dem Puschkin kurze Zeit gelebt hatte oder auch die Wohnung Rybakows. Ebenso das Restaurant Praga, wo sich viele Persönlichkeiten die Klinke in die Hand gedrückt haben. In letzter Zeit kamen auch mehre Denkmäler hinzu, so für Okudschawa, der in seinen Liedern den Arbat besang oder auch für die Oper Turandot, mit deren Inszenierung das Theater Wachtangow berühmt wurde.
Besonders interessant war es, die architektonische Entwicklung dieser zentralen Straße zu verfolgen. Eines der ältesten erhaltenen Gebäude ist das Puschkin-Haus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das nur zweigeschossig ist. Überwiegend fanden wir dort aber höhere Wohnhäuser im klassizistischen Stil vom Anfang des 20. Jahrhunderts, wo es offenbar eine großzügige Umgestaltung der Straße gegeben haben muss. Eine Ausnahme bildete da das in einer Seitenstraße gelegene konstruktivistische Melnikov-Haus, das freistehend ist und aus zwei Zylindern besteht. Der Neue Arbat dagegen wird natürlich von den V-förmigen Hochhäusern dominiert, die eine sehr schöne Blickachse auf die Moskau City bilden.
Der Gang entlang des Neuen Arbat gestaltete sich völlig anders als der Spaziergang durch den Alten Arbat. Während wir auf dem Alten Arbat noch schlendern könnten und ohne Probleme dem Referat folgen konnten, war der Neue Arbat durch seine Funktion als wichtige Verkehrsader sehr laut und für das zügige Abschreiten gedacht. Umso entspannender war der Aufenthalt in dem kleinen Park vor dem Wohnhaus am Kudrinskaja-Platz, das ebenfalls zu den Sieben Schwestern gehört. Wie in einer Oase inmitten des Stadttrubels könnten wir dort unsere Mittagspause genießen. Aus dieser Erfahrung kann man ablesen, wie sehr Moskau auf das Automobil ausgelegt war und wie wenig fußgängerfreundlich es heute ist.
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