Südsee

Blog zum ozeanistischen Diskurs

Faszination Südsee

Dieses Blog fragt begleitend zu meinem Seminar über den ozeanistischen Diskurs in der Komparatistik der FU-Berlin im WS 2011/12 nach den Gründen für die anhaltende Faszination, die von der Südsee ausgeht. Seit den Reiseberichten des 18. Jahrhunderts (Bougainville, Forster …) entwickelt sich die Südsee zu einem diskursiven Brennpunkt des Exotismus. Im 19. Jahrhundert richtet sich das koloniale Begehren auf die Archipele von Hawaii bis Tahiti. Der deutsche Kolonialismus erschließt sich ein pazifisches Imperium, das von Neuguinea über die Karolinen bis nach Samoa reicht.

Erwünscht sind Diskussionsbeiträge zur imaginären Geographie Ozeaniens (Palmen, Korallenriffe, Vulkane …), zu den kollektiven Südsee-Mythen (Paradies, edle Wilde …), aber auch postkoloniale Kritik am Umgang mit den tropischen Inseln der Südsee, auf denen die Atommächte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Bombe testen.

Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 21. September 2011 um 13:23 Uhr von Thomas Schwarz veröffentlicht und wurde unter Ozeanismus, ozeanistischer Diskurs abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.

2 Reaktionen zu “Faszination Südsee”

  1. Thomas Schwarz

    „Deutscher in der Südsee Opfer eines Verbrechens“
    Unter diesem Titel in der FAZ heute eine Nachrichten-Novelle von einem Format, das an Kleists Berliner Abendblätter erinnert: „Der Verdacht, dass ein auf einer Südseeinsel vermisster deutscher Urlauber einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen“ sei, habe sich „erhärtet“. Die in „einem Tal der Insel Nuku Hiva gefundenen Kleidungsstücke“ stammen vermutlich von dem Vierzigjährigen: „Der Deutsche und seine Freundin hatten bei ihrer Weltumsegelung einen Zwischenstopp eingelegt. Der Mann war am Sonntag vergangener Woche auf Einladung eines einheimischen Jägers zu einer Bergtour aufgebrochen. Der Jäger kehrte allein zurück und bedrohte und belästigte die Frau. Die Behörden fanden eine frische Feuerstelle mit menschlichen Knochenresten, Zähnen und Kleidung“. (Deutschland und die Welt, 17.10.2011, S. 10)
    In der von einer zurückhaltenden Ökonomie geprägten Meldung schießen aus dem kulturellen Gedächtnis unausgesprochen Texte zusammen, die von Bougainvilles „Voyage autour du monde“ bis zu Herman Melvilles Roman „Typee“ reichen. Die BILD bedient die Sensationsgier ihrer Leserschaft, indem sie die Ereignisse als „Horror“-Drama im „Südsee-Paradies“ inszeniert.
    Der Artikel endet suggestiv mit einer kollektiven Verurteilung der Bewohner des Archipels. Einmal mehr werden sie zu unedlen Wilden stilisiert, vor denen sich die zivilisierte Welt zu fürchten habe: „Beängstigend: In der Vergangenheit berichteten Forscher und Seefahrer immer wieder über Kannibalen auf den Marquesas-Inseln!“
    https://www.bild.de/news/inland/kannibalismus/deutscher-urlauber-in-der-suedsee-getoetet-20468692.bild.html

  2. Thomas Schwarz

    Am 27.10.2011 titelt der Stern zu einem Foto mit Palmen-Motiv: „Tod im Paradies. Wie der deutsche Weltumsegler Stefan Ramin in der Südsee das Glück suchte und dabei sein Leben verlor“. Der Artikel ist illustriert mit Fotos von tanzenden Insulanern auf Nuku Hiva und einer Kultstätte mit steinernen Tikis. Der Text hebt die „Erotik“ der Tänze hervor,
    Ein Porträt zeigt den mutmaßlichen Mörder, den tätowierten „Henri Haiti“, dazu das pikante Detail, dass dieser angeblich Mitglied des Kochclubs der Insel sei.
    Die Ambivalenz dieses Südsee-Diskurses ist präfiguriert in Herman Melvilles Roman „Typee“ (1846): „The Marquesas! What strange visions of outlandish things does the very name spirit up! Lovely houris – cannibal banquets – groves of cocoa-nuts – coral reefs – tattoed chiefs – and bamboo temples; sunny valleys planted with bread-fruit trees – caned canoes dancing on the flashy blue waters – savage woodlands guarded by horrible idols – heathenish rites and human sacrifices.“

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