Social Entrepreneurship

Warum man als Berufseinsteiger*in auch einen Blick auf Social StartUps oder Social Entrepreneurships werfen sollte…

von Anne Schliebs

1. Definitionen
Was ist das eigentlich: Social Entrepreneurs – Soziales Unternehmertum – Social Entrepreneurship? Und, geht das denn überhaupt – sozial wirtschaften? Ja, es geht sogar ganz wunderbar und ist ein Unternehmensmodell, das zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt und eine Alternative für die Zukunft bietet. Soziale Unternehmer*innen schaffen den Spagat zwischen sozialem Mehrwert und unternehmerischen Handeln und Denken.  Damit streben sie mit ihrer Geschäftsidee nicht in erster Linie eine Gewinnmaximierung an, sondern die Lösung eines gesellschaftlichen Missstandes. Sozialunternehmer*innen streben  innovative, pragmatische und langfristige Lösungen sozialer Probleme oder allgemeiner: einen wesentlichen, positiven Wandel einer Gesellschaft an.

2. Tätigkeitsfelder

Die Gebiete, auf denen sich ein*e Social Entrepreneur*in engagiert, sind dabei ganz vielfältig: zum Beispiel gibt es Sozialunternehmen im Bereich Bildung, Umweltschutz, Arbeitsplatzschaffung für Menschen mit Behinderungen, Armutsbekämpfung oder Menschenrechte. Der Profitgedanke steht für Social Entrepreneur*innen im Hintergrund, weshalb viele dieser Unternehmer*innen in Non-Profit-Organisationen organisiert sind, andere Rechtsformen leiten oder unterstützen. Ein eindeutiger (rechtlicher) Hinweis für Social Enterprises liegt oftmals schon im Namen: Sobald ein Unternehmen als gGmbH – als gemeinnützige GmbH – organisiert ist, verpflichtet es sich per Gesetz, erzielte Erträge für gemeinnützige Zwecke zu verwenden. Aktuell steckt hinter jeder vierten, europaweiten Unternehmensgründung ein Sozialunternehmen, wie die Europäische Kommission feststellte (socialstartups.de).

Gerade im Zuge der Finanzkrise von 2008 ist das Bewusstsein weiter gewachsen, dass ungebremstes Profitstreben einer Gesellschaft schadet und seine Grenzen erreicht hat. Unsere Gesellschaft braucht nun Gründer*innen, die über den Tellerrand blicken, innovativ arbeiten und aktiv Lösungen bieten, wo sonst Werte hinter der Profitgier zurückstecken mussten. Hier setzen Sozialunternehmer*innen an. Sie werden aktiv und gehen mit ihren Unternehmungen auch Wagnisse ein, statt zu warten, dass sich gesellschaftliche Probleme oder Missstände von alleine auflösen. Damit knüpfen sie an das traditionelle Bild von ehrbaren Kaufleuten an, der sich eben nicht nur seiner unternehmerischen, sondern eben auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein sollte.

3. Anforderungen und Einstiegswege

Für Absolvent*innen des Lateinamerikainstitutes sind Social Enterprises oder Social Entrepreneurships eine mögliche Option für den Berufsstart. Sozialunternehmen sind abhängig von Mitarbeitenden, die innovativ, kreativ und unterdisziplinär denken und arbeiten können. Ein Studium der Interdisziplinären Lateinamerikastudien an der Freien Universität Berlin fördert und fordert alle drei genannten Eigenschaften.

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Als Absolvent*in des Studiengangs kann man soziale Missstände, und die dahinter liegenden Machtstrukturen und -diskurse, erkennen und benennen. Die Einsatzmöglichkeiten in Sozialunternehmen sind vielfältig: Man hat die Möglichkeit als Projektmanager*in, Netzwerker*in oder als PR-Berater*in zu arbeiten; die Geschäftsbereiche Marketing (Online, Offline, Produkt), Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und viele weitere bieten ebenfalls die Möglichkeiten für einen Berufseinstieg. Je nach angestrebtem Bereich ist es vorteilhaft bereits Erfahrungen durch verschiedene Praktika, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Uniprojekte gesammelt zu haben. Hilfreich ist sicherlich auch ambitioniert und ehrgeizig seine persönlichen Ziele, aber auch mögliche Unternehmensziele zu verfolgen. Social Enterprises bieten in aller Regel aber auch Praktika oder studentische Aushilfstätigkeiten an, die als erste praktische Erfahrungen natürlich zielführend sein können.
Sollte man sich als Absolvent*innen für den Standort Berlin interessieren, bietet die deutsche Hauptstadt eine Vielzahl an Sozialunternehmen. Ein bekanntes Social StartUp ist zum Beispiel die Kiron Open Higher Education gGmbH, die sich aktiv für einen weltweiten, gleichberechtigten Zugang zu Bildung einsetzt. Ein anderes, wahrscheinlich auf den ersten Blick unerwartetes Sozialunternehmen ist die Finanztip Verbraucherinformation gGmbH, die unabhängige Verbraucherinformationen beispielsweiße zu den Themen Versicherung, Finanzen oder Auto & Reise anbieten. Finanztip – im Gegensatz zu anderen gängigen Verbraucherportalen – verzichtet gänzlich auf die Kollaboration oder auf Sponsoring von den Anbietern, die es bewertet. Ein anderes, allerdings im Profit-Bereich angesiedeltes Social StartUp ist einhorn condoms, die ein nachhaltiges, veganes und fair produziertes Kondom herstellen. Desweiteren lohnt sich auch ein Blick auf Hilfswerft-Soziales Unternehmen. Die Firma bietet Coaching und Workshops an, um Social Entrepreneurship bekannter zu machen und zu etablieren. Desweiteren vermitteln sie auch Stellen für interessierte Bewerber*innen, die gern in Sozialunternehmen arbeiten möchten.

4. Konkrete Zahlen

Für Deutschland ist es schwierig, belastbare Daten gerade für SEs im engeren Sinne (alle Kategorien wie Gemeinwohlorientierung, Innovation und und leistungsbasiertes Einkommen treffen zu) zu finden, für SEs im weiteren Sinne (die Gemeinwohlausrichtung ist gegeben sowie eines der anderen Kriterien) kann laut einer Studie im Auftrag der KfW von einem unteren vierstelligen Bereich ausgegangen werden (KfW 2013: 20). Dabei handelt es sich überwiegend um Kleinstunternehmen mit Mitarbeiter*innenzahlen im unteren Bereich, jedoch vielen Ehrenamtlichen, und die meisten Organisationen sind lokal aktiv (ebd.: 31). Zudem konnte festgestellt werden, dass viele der Unternehmen jung oder sehr jung sind und diesbezüglich von einer starken Gründungsdynamik (Start-Up Boom) gesprochen werden kann, gerade in Bezug auf gGmbHs und Genossenschaften. Doch auch etablierte Akteure, die ihre Bereiche ausweiten oder verändern (Intrapreneurships, Ausgründungen) können hier potentielle Arbeitgeber sein (ebd.: 37).

Statistische Erhebungen gestalten sich europaweit oft schwierig, da es keine einheitlichen Definitionen dafür gibt, was ab wann als Social Enterprise gilt, weswegen viele  nicht als solche erfasst werden (siehe auch den Bericht der EU-Kommission hierzu von 2014).

Quellen:

Scheuerle, Thomas et.al. 2013: Social Entrepreneurship in Deutschland –
Potentiale und Wachstumsproblematiken (Zusammenfassung). Hg: CSI und Universität Heidelberg im Auftrag der KfW. https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Studien-und-Materialien/Social-Entrepreneurship-in-Deutschland-KF.pdf. Letzter Zugriff: 20.10.2017.

socialstartups.de: Social Entrepreneurship. https://www.social-startups.de/social-entrepreneurship/. Letzter Zugriff: 25.10.2017.

Weiterführende Links:

Kiron: https://kiron.ngo/join-ourteam/become-an-intern/ Außerdem gibt es eine offene Vollzeitstelle als Projektmanager*in: https://kiron.ngo/project-manager/

Das Digital Career Institute setzt sich für Geflüchtete ein und bietet ihnen kostenfreie Kurse im Web Developing an. Nach einer einjährigen Ausbildung haben die teilnehmenden Geflüchteten einen anerkannten Abschluss, um in Deutschland einer Arbeit nachzugehen: https://www.digitalcareerinstitute.org/jobs/

Finanztip: https://www.finanztip.de/jobs/

Zuletzt möchte ich gern noch auf einen erst kürzlich erschienen Artikel in der Gründerküche aufmerksam machen, der sich ebenfalls intensiv mit Social StartUps beschäftigt: https://www.gruenderkueche.de/fachartikel/die-social-entrepreneurship-szene-indeutschland-teil-1-startups-unternehmen-und-events/  In diesem Artikel werden weitere spannende Sozialunternehmen vorgestellt!