Mongolei

Journal einer Mongoleireise

Helminthensuche in Zavhan

Die Nacht war kurz. Aber schliesslich waren wir alle gespannt auf unsere neuen Mitbewohner. So harrten wir, bewegungslos und es kaum wagend zu atmen, in der Kueche unserer neuen Bleibe aus. Das Rascheln und Piepsen unter den Dielen wurde zunehmend lauter und mutiger. Hinter einer Ecke des Ofens lugte vorsichtig eine Schnueffelnase als Vorhut heraus, um einige Sekunden spaeter unter den naechsten Schemel zu huschen und uns verhalten und dennoch neugierig, aber jederzeit bereit zur Flucht zu beaeugen. Die Begegnung mit der rattengrossen, hamsteraehnlichen ,,Cowmouse” fand in einem erbosten, hohen Pfiff ihr jaehes Ende als Sebastian den Ausloeser der Kamera betaetigte.

Etwas muede pellten wir uns aus den Schlafsaecken, als uns das uns anvertraute, liebenswuerdige Unikat eines Tierarztes, Dr. Menge am naechsten Morgen abholte. Nach diversen Umpack-, Einpack-, und Einkaufsmanoevern war der Land Cruiser brechend voll und es konnte samt Tochter und Tante unserer Herde entgegen gehen.

Die Fahrt fuehrte durch das endlos gruene Tal des Flusses Shurag, vorbei an friedlich grasenden Yak-, Schaf- und Ziegenherden, sowie atemberaubend dahingaloppierenden Pferdeherden nach Yaruu Sum, in das Geburtstal von Menge.Als wir dieses erreicht hatten, begann es, das Jurten-hopping.

Angefangen bei Menges Mutter arbeiteten wir uns ueber Brueder und Schwestern, die vielleicht auch Cousins und Cousinen waren, Tanten, Onkel, Neffen und Nichten schliesslich auch zum charismatichen Grossvater, dem ,,Big Boss” des ganzen Clans vor.

Schichtweise fuellten sich unsere Maegen mit unzaehligen Variationen von Koestlichkeiten, wie Bortzok mit Oruum –in Fett ausgebackenen Kuchen mit Butter und Zucker- und natuerlich mit Milchvodka, dessen unzaehlige Runden jede Begegnung abschlossen.

Nach dem Besuch der (fuege beliebige Zahl ein)ten Jurte, machten wir einen Abstecher zum ,,See in Sand”. Die Naturszenerie aenderte sich binnen Sekunden schlagartig von gruener Steppe zu einer beeindruckende Duenenlandschaft in deren Mitte ein glasklarer See auf unsere Fuesse wartete.Unser neues Lieblingsgesoeff schluerfend, ruhten wir kurz auf dem Kamm einer Duene und wettschlitterten diese anschliessend herab.

Waehrend sich die Sonne langsam hinter die Berge senkte halfen wir den Frauen und Kindern an unserer letzten Jurte dieses Tages eine kleine Yakherde zu melken, wir versuchten zumindest unser Bestes…

Nach einer erstaunlich kalten Nacht, einem ausgiebigen Fruehstueck und nachdem wir endlich unserer Herde fuendig wurden, begannen wir im spaeaeaeten Mooorgengrauen mit der Probennahme.Das Schafwrestling zog sich unter sengender Sonne bis in den fruehen Nachmittag und liess laengst vergessene Muskelgruppen wieder schmerzlich aufleben.

Unser Untersuchungslager errichteten wir am naechstgelegenen Fluss. Das eigensinnige russische Lichtmikroskop, das wohl schon so einige Dutzend Winter hinter sich gelassen hatte, machte die Arbeit weder einfach noch besonders schnell.

Mit ein wenig Improvisationstalent, einem ausgekluegelten Schichtplan und genuegend Heizstoff im Arbeitszelt, schlugen wir uns die Nacht um die Ohren und hatten, rechtzeitig bevor unser Heardsman weiterziehen wollte, am kommenden Mittag alle noetigen Proben untersucht. Trotz einer ueberwaeltigend hohen Anzahl von Kokzidien und einer verblueffend niedrigen Anzahl an Wurmeiern, gingen wir uinserer angekuendigten Behandlungspflicht nach und der Heardsman zog zufrieden seines Weges.

Am spaeten Nachmittag, nachdem wir Menge dabei zugesehen hatten wie er mit einer Mischung aus traditionellem Aderlass und Antibiotikagabe eine Pferdeherde behandelte, bedankten wir uns bei unseren Gastgebern und packten unsere Zelte. Am Abend bekochten wir unseren Heardsman uns seine Familie mal so ganz typisch deutsch- Gemueseeintopf mit Schaf ueber Yakdungfeuer. Der sowohl mongolischen als auch unseren Maegen guttat.

Am nachsten Morgen, nachdem wir uns mit einer letzten Runde Vodka und mit Freude empfangenen Gastgeschenken vom Heardsman verabschiedet hatten zeigte uns Menge einen nahe gelegenen Laerchenwald in den sich die Nomaden in den harten Wintermonaten zurueckziehen. Als naechstes machten wir Halt bei einer weiteren Tante/Schwester wo extra fuer uns zwei Murmeltiere zubereitet wurden. Nach einem letztzen Halt bei Menges Mutter wo sich der Kreis schloss und Sebastian seine vergessene Jacke wiederfand, traten wir endgueltig den Heimweg, mit einem stolz-glueckliochen Sebastian hinter dem Steuer des Land Cruisers und einem frisch geschlachteten Schaf im Koffereraum, nach Uliastay an.   
 
Fanny   

Der Beitrag wurde am Montag, den 13. August 2007 um 16:22 Uhr von veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.

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