Mongolei

Journal einer Mongoleireise

Steffis Kommentare zu den Fotos

INTERVIEWS IN DER STEPPE

Unser zweiter spannender Auftrag soll eine Befragung mehrerer Nomadenfamilien ueber ihre Viehwirtschaft sein. Lange vor Sonnenaufgang klingelt unerbittlich der Wecker, aber der Fahrer ist so lieb, seine Ankunft selbststaendig hinauszuzoegern, so dass wir die Sonne vor unserer gemeinsamen Jurte in Ulaangom geniessen koennen.

Foto 1

Ab der Station unseres Praktikumstierarztes im etwa 50 km entfernten Sum-Center Taarialan ist der Tierarzt aufgrund einer Fortbildung in der Hauptstadt abkoemmlich. So begleitet uns seine taffe Frau Tsendjav, die als Tierarztgattin beste Kenntnisse besitzt, zusammen mit ihrem Sohn, selbst Tiermedizinstudent, auf einem gelaendegaengigen Motorrad durch die malerische Steppe mit Blick auf den entfernten Gletscher, das Wahrzeichen des Aimag oder „Bundeslandes“ Uvs. Die Fahrt fuehrt durch Wildbaeche und ein hohes, weites Canyon hindurch.

Foto 2 (Linda 154)

Leider sind aufgrund dieses ungewoehnlich heissen und trockenen Sommers die meisten Bachlaeufe ausgetrocknet und die Vegetation ist dieses Jahr recht karg.

1. Der erste Besuch findet bei der Nomadenfamilie statt, deren Schafherde wir bereits am ersten und zweiten Arbeitstag untersuchen durften. Wir werden wieder sehr herzlich empfangen und in ihr Heim gebeten, in dem der Milchtee auf dem Holzofen gekocht wird und Bisquits neben selbstbereitetem, getrocknetem Kaese bereitstehen.

Um nicht mit der „Jurtentuer in’s Haus“ zu fallen, geben wir das am Vorabend Einstudierte zum Besten, indem wir uns noch einmal als Studentinnen aus Berlin vorstellen und unser Interesse an der Tierhaltung, der Tiergesundheit und, last not least, der Lebensweise der Nomaden bekraeftigen. Als Fragensteller des bereits an der Heimatuni ausformulierten „Questionnaire“ ist Linda, unsere reifeste im Bunde, zusammen mit der Uebersetzerin und mittlerweile zur Freundin gewordenen Ariuna auserkoren, waehrend Lene und ich interessiert folgen, Kekse knabbern, gekonnt gesalzenen Milchtee schluerfen und mit den Kindern flirten.

Foto 3 (P1050270)

Nach meinen Nebenjoberfahrungen in der Marktforschung bin ich besonders positiv von der Auffassungsgabe der Gastgeber beeindruckt, denn voellig unkompliziert sind unsere Fragen nun doch nicht, als auch von ihrer Offenheit. Es wird viel gelacht und den Befragten scheint die Prozedur mindestens so viel Spass zu machen wie uns. Nebenbei gibt es noch einige weitere Infos, wie , dass eines der Kinder in Ulaanbatar Agrarwissenschaft studiert.

Foto 4 (1050285)

Ohne ein weiters Highlight, beim ersten Besuch durften wir auf einem Yakstier reiten, duerfen wir nicht abfahren: Das Grosselternpaar macht sich von selbst aus die Muehe, sich die traditionellen Dells, Obermaentel aus feinem, in diesem Falle mittelblauem Stoff mit dunkelblauer Bemusterung aus mongolischen Zeichen, ueberzulegen und mit gelben Guerteln zu halten. Sie bitten uns zu einer Fotosession nach draussen, allerdings mit der Bedingung, ihre „schmutzigen Arbeitsschuhe“ nicht mit abzulichten. Ehrensache – obwohl die hier allseits beliebten Reit- und Arbeitsstiefel tipp-topp gepflegt sind!

Zum Abschied wird sich brav bedankt – ich koennte sie alle fuer ihre Herzlichkeit knutschen – und lebhaft aus dem Wagen gewunken.

Der Beitrag wurde am Sonntag, den 26. August 2007 um 21:03 Uhr von veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Sie können einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf Ihrer Seite einrichten.

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