Ich muss zugeben, dass ich doch ein wenig erstaunt war bei meinem ersten Besuch einer Milchviehherde in Khentii. Inmitten eines Durcheinanders von Bretterbuden und Yurten, versteckt hinter einem hohen Bretterzaun, erblicke ich eine schoene Kuhherde, eine Mischung aus autochthonen Rassen, Holstein-Friesian und Braunvieh. Neben jeder Kuh ist ein gesundes Kalb angebunden. Bei diesem Anblick draengen sich mir gleich die Fragen nach Fruchtbarkeits – und Leistungskennzahlen auf. Aber soll ich diese ein wenig akademisch anmutenden Fragen in dieser Umgebung wirklich stellen? Ich trau mich und die Herdenbesitzerin (!) beantwortet sie mir mit grosser Souveraenitaet. Mithilfe eines Zuchtzentrums aus Ulaanbaatar und kuenstlicher Besamung hat sie diese Herde aufgebaut und sie ist sehr zufrieden. Jede Kuh hat pro Jahr ein Kalb und gibt durchschnittlich 8 Liter pro Tag. Und auch die Milchverarbeitung hat sie in die Hand genommen. Sie produziert Aruul (steinharte Milchkekse – unbeschreibbar…), Butter , Yoghurt und Eiscreme. Eiscreme? Ich stutze schon wieder, aber warum nicht? In einem Land, in dem die Sommertemperaturen durchschnittlich 40 Grad Celsius sind, braucht man auch Eiscreme! Mithilfe einer Eismaschine produziert sie aus 10 Liter Milch 100 Eis am Stiel in den Geschmacksrichtungen Yoghurt, Vanille, Schockolade und Erdbeer. Durch eine Kuehlkette kann sie ihr Eis im gesamten Aimag (ungefaehr 1800 Quadratkilometer) vertreiben. Das Eis schmeckt herrlich und ich bin beeindruckt von so einer toughen Frau! Neben ihrer Arbeit im Aimag Labor versorgt sie ihre Familie und hat so ein Kleinunternehmen aufgebaut.
Natuerlich sehe ich hier eine Ausnahme, aber doch stimmt es mich zuversichtlich fuer die Zukunft der Landwirtschaft in der Mongolei!

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