Die Khentii-Gruppe hatte Glueck – zu Ehren eines neuen Festraumes des Klosters in Undorkhaan wurde letzten Freitag ein kleines Naadam in der Stadt abgehalten.
Das Naadam-Fest gehoert mit Tsagaan sar, dem mongolischen Neujahrsfest zu den wichtigsten Feiertagen in der Mongolei. Es gibt ein Staatsnaadam, welches zur Erinnerung an die Revolution von 1921 am 11. und 12. Juli jeden Jahres gefeiert wird und es gibt eben solche kleine Naadams, die in den einzelnen Soms gefeiert werden. Unser Gastgeber, ein Pferdenarr, hatte uns zu diesem Fest eingeladen und natuerlich liefen auch seine Pferde ein paar Rennen mit. Denn das Naadam besteht aus drei obligatorischen Disziplinen – dem Pferderennen, dem Bogenschiessen und dem Ringen. Am Abend vor dem Fest, noch in der Steppe bei seinen Pferden wurden wir denn auch Zeuge, wie die Pferde geschmueckt und verladen wurden. Der Transport passiert sehr unpraetentioes und nach deutschen Vorstellungen halsbrecherisch auf der offenen Ladeflaeche eines Pick-ups – schunkelnd werden die Tiere ueber die Buckelpiste gefahren, bleibend dabei aber erstaunlich entspannt. Die Rennen werden gestaffelt nach Alter: es gibt Rennen fuer die Zweijaehrigen (Daaga – 15 km), Dreijaehrigen (Shudlen – 16 km), Vierjaehrigen (Khyazaalan – 17 km), Fuenfjaehrigen (Soyolon – 20 km), Sechsjaehrigen (Azraga – 21 km), Siebenjaehrigen (Ikh nas – 24 km), danach kommt die Rente! Geritten werden die Pferde von 5 – 12 jaehrigen Maedchen und Jungs. Wir stehen an der Zielgerade beim Lauf der Daaga und schon ca. 25 Minuten nach dem Start sehen wir hinten am Steppenhorizont eine riesengrosse Staubwolke, die sich auf uns zu bewegt – die Reiter kommen! Der Zieleinlauf ist eingerahmt von Zuschauern auf Pferden, Motorraedern und Autos – ein buntes Gemisch aus Moenchen, Nomaden und Stadtleuten, jungen und alten Menschen, stolzen Eltern und Pferdebesitzern. Pferd und Reiter sehen in unseren Augen noch so klein und untrainiert aus, aber es gehoert zur Tradition dazu, so jung damit anzufangen. Am Kloster werden derweil das Bogenschiessen und das Ringen abgehalten. Die Bogenschuetzen bringen ein wenig Ruhe in das Getuemmel herein. Gekleidet mit einem Deel, einem wunderschoenen langen bunten Mantel und einem Hut, spannen sie ihre aus Holz und Sehne gebauten Boegen, um damit ein Ziel auf dem Boden zu treffen. Das Ringen ist wieder ein Publikumsmagnet. Vor den Richtern bauen sich die Ringer auf, um sich in ihrer Tracht zu praesentieren. Sie haben schwere, reichverzierte Lederstiefel an, an denen sich die Spitze nach oben beugt – nach altem bhuddistischem Glauben soll die Mutter Erde niemals mit einer Stiefelspitze verletzt werden. Des Weiteren tragen sie einen sehr reissfesten Slip und eine an der Brust offene Weste. Der Erzaehlung nach hatte die Weste frueher einen geschlossenen Schnitt. Nachdem dann auf einem Naadam aber ein unbekannter Ringer saemtliche namhaften Rivalen schlug und dieser sich spaeter als Frau (!) herausstellte, wurde nach diesem fuer die Maennerwelt beschaemenden Vorfall der Schnitt der Weste in die heutige Form veraendert. Und so duerfen bis heute Frauen bei diesem Teil des Naadams nur zu gucken – auch nicht schlecht! Gekaempft wird so lange, bis einer der beiden Ringer die Erde mit einem anderem Teil als mit seinen Schuhsohlen beruehrt – das kann dauern….
Einzigartig ist auch die Preisverleihung der Pferderennen – eine Mischung aus Tradition und Moderne. Die Moenche sprechen den Segen fuer die Pferde und geben ihnen Tee auf Maehne und Flanke, Besitzer und Reiter bekommen als Anerkennung einen Kochtopf und Suessigkeiten.
Es war wirklich bezaubernd, an so einem Fest teilnehmen zu koennen: leider gibt dieser Bericht nur einen sehr kleinen Bruchteil wieder. Man muss sich dazu die leuchtenden Farben des Klosters, der Gewaender und der Steppe vorstellen, die festlich herausgeputzten Menschen; die unmoeglichsten Transportmittel, mit denen sie angereist kommen (zum Beispiel eine fuenfkoepfige Familie von der Oma bis zum Baby auf einem Motorrad); das leider oft zahnlose Lachen und Grinsen der Alten; die kleinen Kinder, die sich zur Feier des Tages den Bauch mit Eis vollschlagen duerfen und mit Rueschenkleidchen fein gemacht wurden und noch vieles mehr….

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