In der Sitzung am 08.01.2016 haben wir uns mit dem fünften und sechsten Kapitel aus Julie E. Cohens Werk „Configuring the Networked Self“ beschäftigt. Der noch recht junge Text aus dem Jahr 2012 beleuchtet die immer noch brisante Diskussion über Privatheit im Internet auf wissenschaftliche Weise. Doch das Thema ist nicht neu. Bereits in den 1990er Jahren beschäftigte sich Solveig Singleton mit dem Gegensatz zwischen Privatheit und Freiheit durch die Neuen Medien.
Wie dieser Beitrag von der Cato Institute Confernce zeigt.
Währen Cohen sich im Kapitel fünf den bisherigen Forschungsansätzen nähert und diese in die Mangel nimmt, stellt sie in Kapitel sechs ihre eigenen Thesen zur Privatheit und dem überwachten Raum zur Debatte.
Das Ich als „Ich“ verstehen
So wohl in ihrer Kritik an den bisherigen Forschungsansätzen, wie auch in ihrer eigenen Hypothese stellt für Cohen das „ich“ als Konstruktion eine wichtigen Part der Debatte da.
Das „Ich“ als ein selbstkonstruiertes „Ich“ (self-constructed) trifft auf das von der Gesellschaft geformte „Ich“ schreibt Cohen in Kapitel fünf. Später, in Kapitel sechs untermauert sie dieses Argument, in dem sie die Bildung des „Selbst“ stark mit der Kultur in der eine Person aufgewachsen ist, in Verbindung setzt.
Auch Cohen beschäftigt sich ebenso wie Hannah Ahrend in der Vita Activa mit dem „Ich“ in verschiedenen Rollen. Auch wenn anzumerken ist, dass Cohen dies weniger politisch und in einem wesentlich geringerem Umfang tut.
Julie E. Cohen geht noch einen Schritt weiter. So hat nicht nur die Gesellschaft und die Kultur einen Einfluss auf das „Seien“ eines jeden Individuums, nein auch das „Seien“ eines jeden trägt zur Formung der Gesellschaft bei.
Raum als Öffentlichkeit
Der, wie ich finde spannendste Part ihrer These ist im letzten Unterkapitel, „ Privacy as Room for Boundary Management“ zu entdecken. Hier setzt sie sich mit der Privatsphäre als Raum auseinander. Cohens Beschreibung der Privatheit als Raum, verdeutlicht den Begriff sehr eingängig.
Ein Raum, den man fassen kann, seine Grenzen sind sichtbar und das Verlassen oder Betreten von Personen/Informationen, die nicht in diesen Raum gehören, ist unerwünscht.
Doch was bedeutet es wenn ein privater Raum, plötzlich öffentlich werden kann? Wie gehen wir damit um?
Zu dem sind wir auch oft selbst die Informationen Freigeben, ohne uns dessen Folgen vollkommen Bewusst zu sein.
Verhalten wir uns dadurch, dass wir wissentlich in einem Öffentlichen Raum gedrückt wurden, anders?
Vielleicht könnte man als Frühen Bedenkenträger dieser These auch schon Warren/Brandeis mit seiner Kritik an der modernen Fotografie sehen.
Dennoch beschäftigt sich die Frage nach der Privatheit und einer nicht einschätzbaren Öffentlichkeit immer noch. Und werfen wir das Stichwort Social-Media in den Raum, geht es wie bei Warren/ Brandeis immer noch um die Fotografie.
Zu diesem Thema hat Jens Krüger in einem Essay auf der Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung verfasst. –Ein Denkansatz, der die abstrakte Problematik an Beispielen verdeutlicht.
Bild:Loozrboy (CC- on Flicker.com)
Tags: Cohen, Privatheit vs. Öffentlichkeit
Am 14. Januar 2016 um 13:19 Uhr
Hi Miriam, danke für den Beitrag. Am Schluss bin ich allerdings darüber gestolpert, dass du auf Westin verweist. Meinst du eventuell Warren/Brandeis? Wenn nicht, würde mich interessieren, was genau bei Westin interessant ist.