#17
17. These: Die enge Verknüpfung von Wissenschaft und Politik im Bereich des Umweltschutzes führt zu einer Verengung des Themenspektrums der Umweltpolitikanalyse.
In einer aktuellen Publikation beobachtet Elizabeth DeSombre eine sehr enge Verknüpfung von Wissenschaft und Politik im internationalen Umweltschutz (DeSombre 2011). Zwar sieht sie kein Feld der internationalen Beziehungen, in dem die wissenschaftliche Politikberatung einen größeren und dauerhafteren Einfluss auf konkrete Politiken hatte und auch weiterhin hat, als den Umweltschutz. Neben vielen Vorteilen für die Qualität umweltpolitischer Entscheidungen, führt diese enge Verknüpfung ihrer Ansicht nach aber auch zu einer – bisher wenig beachteten – nachfrageorientierten Verengung der Forschungsthemen, die mittel- bis langfristig den Erfolg der Umweltpolitikberatung gefährden kann. Gerade vor dem Hintergrund einer Forschungsförderung, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten von einer starken universitären Eigenfinanzierung immer mehr in Richtung Drittmittelfinanzierung bewegt hat, muss sich die Umweltpolitikanalyse aktiv mit der Frage nach den Dynamiken der Themenfindung und Prioritätensetzung auseinandersetzen. Dabei müssen die Vorteile einer nachfrageorientierten Forschung – insbesondere ihre hohe politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aktualität – systematisch ihren möglichen Nachteilen – etwa einer Vernachlässigung genuin wissenschaftlicher Relevanzkriterien bei der Themenfindung – gegenübergestellt werden. Zugleich ist zu fragen, ob durch eine stärkere Nachfrageorientierung diejenigen Umweltthemen besonders leiden, die zwischen die Stühle verschiedener institutioneller Zuständigkeiten fallen und daher nicht automatisch Gegenstand institutionalisierter Forschungsförderungsprogramme sind (zum Beispiel Stadt-Land Beziehungen, Flächennutzung). Während Untersuchungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik viel zu den Chancen und Restriktionen einer stärkeren Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der politischen Entscheidungsfindung sagen, bleiben sie eigentümlich still wenn es umgekehrt um die Berücksichtigung politischer Kriterien im Wissenschaftsprozess geht. Bislang ist diese Forschungslücke in der Umweltpolitikforschung vor allem von den teils polemischen und spekulativen Publikationen sogenannter „Klimaskeptiker“ gefüllt worden (Pielke, JR. 2007; Kellow 2007). Nicht zuletzt aus diesem Grund sind systematische Langzeitanalysen zur Definitionsmacht politischer Akteure in der politikwissenschaftlichen Umweltforschung dringend erforderlich.

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