Umweltpolitikanalyse

Eine Forschungsagenda

#7

7. These: Eine quantifizierende Politikwissenschaft erlaubt die Modellierung von Umweltpolitik, ihrer Erfolgsbedingungen und erlaubt den Anschluss an die wachsende Zahl ökonomischer und integrierter Modelle der Umweltwissenschaften

Umweltpolitikanalyse wird nicht alleine von der Politikwissenschaft betrieben. Ökonomen, Klimatologen, Ökosystemforscher, und viele andere Disziplinen bewerten die Effizienz und die Effektivität von Umweltpolitik. Immer häufiger werden dafür Modelle herangezogen. Bisher wird dabei der Staat sehr einfach und als exogene Variable dargestellt. Erkenntnisse der Politikwissenschaft finden nur selten Eingang in diese Ansätze. Auch für die Policy Analyse werden Modelle bisher selten verwendet. Eine formale Modellierung von Politik stößt auch auf viele Schwierigkeiten: Die Fallzahl ist häufig zu gering für ökonometrische Verfahren, umweltpolitische Maßnahmen sind schwer miteinander zu vergleichen, politische Rhetorik ist von tatsächlichen Maßnahmen schwer zu trennen (Jacob/Volkery 2006). Die vorhandenen „large-N“ Studien der Umweltpolitikanalyse (z.B. Jahn/Wälti 2007; Scruggs 2003) werden bisher nicht für eine Modellierung herangezogen. Trotz dieser Schwierigkeiten, die eher qualitative und auf die Vergangenheit bezogene empirische Forschung nahelegen, könnte es sinnvoll sein, die Möglichkeiten und Grenzen von formalen Modellen auch in der Politikwissenschaft zu erkunden. Erstens könnte damit eine realistischere Repräsentation staatlichen Handelns in ökonomischen und in integrierten Modellen erreicht werden. Zweitens könnten Rückkopplungen analysiert werden: Wie wirken Innovationen, ökonomische Entwicklungen oder umweltpolitischer Problemdruck auf Handlungskapazitäten und wie können diese durch Umweltpolitik angeregt und bearbeitet werden? Dafür könnten insbesondere Ansätze von System Dynamics Modellen in Frage kommen (Saleh et al. 2010). Drittens ermöglicht die Modellierung von Prozessen und Politiken ein arbeitsteiliges Vorgehen nicht nur zwischen den Disziplinen sondern auch innerhalb der Disziplin.

Eine Reaktion zu “#7”

  1. Sandor Ragaly

    Das ist eine interessante und, wie Ihr deutlich macht, aktuelle Perspektive. Es gibt dabei aber eine wichtige nötige Ergänzung, oder Explizierung des wohl Mitgedachten:

    Für mich ist der Hauptpunkt, der nahelegt, in quantifizierend-modellierender Richtung Schritte zu versuchen, doch das ganz *Spezifische* an dem Ansatz:

    Es geht um eine induktive Vorgehensweise, die im guten Fall Gesetzmäßigkeiten deutlich macht, die vielleicht gröber sein mögen, als eine evtl. Ableitung aus Fallstudien bzw. qualitativer Arbeit – die aber aufgrund ihrer größeren bzw. statistisch *kontrollierten* Verallgemeinerbarkeit fundierter, „härter“ sind.

    Der Vorteil liegt damit – wo eine solche Modellierung machbar ist – vor allem im *Erkenntnisgewinn* bzw. dem Gewinn für die (politikwiss. und andere) Theorie.

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