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11. These: Im Zuge der Globalisierung von Umweltpolitik kommt es zu einer zunehmenden transnationalen Vernetzung subnationaler Einheiten. Diese Vernetzung, die überwiegend auf Kommunikation und wechselseitigen Lern- und Nachahmungsprozessen beruht, könnte einen eigenständigen Kapazitätsfaktor für die Umweltpolitik von Kommunen und Ländern darstellen.
In jüngerer Zeit wächst das Interesse der internationalen und vergleichenden Umweltpolitikanalyse an der subnationalen Ebene. Im Mittelpunkt steht die Beobachtung einer zunehmenden kommunikativen Verflechtung der Umweltpolitik über alle Politikebenen hinweg. So vernetzen sich Städte und Kommunen zunehmend in transnationalen Klima- oder Nachhaltigkeitsnetzwerken (Kern/Bulkeley 2009; Bulkeley/Newell 2010; Schreurs 2008). Ähnlich wie im Falle der zwischenstaatlichen Politikdiffusion (vgl. These 10) steht dabei die Vermutung im Mittelpunkt, dass die transnationale Vernetzung von Kommunen und Bundesländern einen eigenständigen Kapazitätsfaktor für die subnationale Umweltpolitik darstellen könnte. Darüber hinaus wird die These aufgestellt, dass ein verstärkter Umweltschutz auf der subnationalen Ebene Stagnation oder Rückschritte auf der nationalen Ebene ausgleichen könnte. Dies könnte etwa der Fall sein wenn innovative US-Bundesstaaten versuchen, die legislative Blockade der nationalen Umweltpolitik dadurch zu umgehen, dass sie umweltpolitische Konzepte aus Europa importieren (Schreurs et al. 2009a).
Trotz einer Reihe von Studien sind die beiden Fragen noch nicht abschließend geklärt. Im Hinblick auf die Bedeutung transnationaler Städtenetzwerke sind einerseits quantitative large-n Studien notwendig, die den kausalen Einfluss transnationaler Vernetzung belegen können und dadurch ausschließen, dass transnationale Städtenetzwerke lediglich die ohnehin schon stattfindenden Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten der kommunalen Ebene widerspiegeln, also lediglich Epiphänomene städtischer Umweltpolitik sind (siehe z.B. Hakelberg 2011). Andererseits muss in qualitativen Fallstudien der genaue Mechanismus geklärt werden, durch den Städtenetzwerke die kommunale Umweltpolitik beeinflussen. Geschieht dies durch die Stimulation von Lernprozessen, durch peer review und einen darauf aufbauenden Wettbewerb um Anerkennung und Legitimität oder durch die direkte Bereitstellung von politischem oder technischem know-how? Im Hinblick auf die Möglichkeiten subnationaler Einheiten, Rückschritte der nationalen Umweltpolitik auszugleichen, ist eine systematische Evaluation ihrer Anstrengungen notwendig. Inwieweit führen diese Maßnahmen tatsächlich zu Umweltqualitätsverbesserungen, die über die Wirkungen nationaler Programme hinausgehen? Welches sind die Erfolgsbedingungen solcher Maßnahmen? Und wo liegen die Grenzen?

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