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VISIONEN

5. Studentisches Symposium der Japanologie der Freien Universität Berlin
am 25. April 2015 auf dem Campus der FU Berlin

„Japan sinkt!“ (Nihon Chinbotsu) betitelte der Science-Fiction-Autor Komatsu Sakyō 1973 seine düstere Zukunftsvision eines durch Naturkatastrophen im Meer versinkenden Japans. Premierminister Abe sprach dagegen im Januar auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos in Bezug auf die sogenannten „Abenomics“ von seiner „neuen Vision eines neuen Japans“, während „Der Standard“ ihm im November nach der Auflösung des Parlaments vorwarf, er habe zwar „Reformen, aber keine Vision für Japan“. Das Tokyo Metropolitan Government formulierte noch unter Gouverneur Ishihara Shintarō 2011 nach der Katastrophe in Fukushima  in Hinblick auf eine Olympia-Bewerbung seine „Tokyo Vision 2020“ und Überlebende des Tsunami in Tōhoku berichteten in Folge  posttraumatischer Belastungsstörungen angeblich über zunehmende „Geister-Visionen“.

Die „Vision“ scheint folglich zumindest begrifflich auch heute noch allseits präsent und sowohl in Politik, Wirtschaft und Medien als auch in Kunst und Kultur lebendig. Die Etymologie der Vision verweist dabei auf jemanden, der etwas sieht, was andere nicht oder noch nicht sehen können. Doch gibt es heute wirklich noch „Visionen“, oder sollte, wer Visionen hat, wie es Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal pampig formulierte, doch lieber zum Arzt gehen?

Wir möchten unter dem Titel „Visionen“ das gesamte Bedeutungsspektrum dieses Begriffs erfassen und neben Zukunftsbildern,  Strategien, Dystopien, Eutopien und Utopien auch Erscheinungen, Vorstellungen und Fantasien thematisieren. Wie lassen sich zum Beispiel die unheimlichen Erscheinungen in Yōkai-Erzählungen oder die Marien-Vision in Akita (Akita no Seibo Maria) im Jahr 1973 wissenschaftlich untersuchen und was meint Marguerite Yourcenar, wenn sie von Mishima Yukios „Vision der Leere“  (Vision du Vide) spricht?

Welche Visionen gibt es und gab es in und auf Japan bezogen? Wie leiten sich diese ideengeschichtlich, literarisch, künstlerisch, medial, politisch oder sozial her und wie sind sie in der japanischen Kultur verankert?

In diesem Sinne ruft die Studentenschaft der Japanologie der Freien Universität Berlin Studierende jeder Disziplin und aller Semester zum 5. Studentischen  Symposium auf. Wir möchten das Thema vor einem multidisziplinären Hintergrund beleuchten, um es auf vielfältige und ergiebige Weise zu  erfassen und verschiedene Perspektiven aufzuzeigen. Wir wenden uns damit explizit nicht nur an politik- oder sozialwissenschaftliche Annäherungen, sondern möchten auch kultur-, kunst- oder literaturwissenschaftliche  Vortragende auf dem Symposium mit den anderen Disziplinen zusammenbringen.

Wir würden uns wieder freuen, auch mit KommilitonInnen anderer Universitäten in Austausch treten zu können, und werden, wenn möglich, wie bisher einen Reisekostenzuschuss bereitstellen. Das Symposium soll eine Möglichkeit bieten, sich selbst und das eigene Thema außerhalb der üblichen Regularien in einem japanologischen sowie interdisziplinären Kontext erproben zu können.

Interessierte Studierende werden gebeten, bis zum

15. März 2015

ein Abstract (max. 500 Wörter) sowie eine Kurzbiographie (letzte/geplante Abschlussarbeit, Themenschwerpunkte) an

symjapan@zedat.fu-berlin.de

zu schicken. Die Vortragszeit sollte nicht mehr als 20 Minuten betragen. Für jeden Vortrag sind zunächst 10 Minuten Diskussionszeit vorgesehen. Für Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Die Veranstalter
Jens Oliver John, Robert Kade, Stefanie Reetz, Christopher Scholz, Daniel Yamada.

(Druckfassung als PDF-Datei)

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