The State of American Democracy

Research-based Analysis and Commentary by the Department of Politics at the John-F.-Kennedy Institute

IPG Beitrag: Thomas Greven über Bernie Sanders

Der ehrenwerte Mr. Sanders

Und was Hillary Clinton von ihm lernen sollte.

Wer hätte gedacht, dass dies möglich ist? Vielleicht zum ersten Mal in der amerikanischen Fernsehgeschichte wurde zur besten Sendezeit von Spitzenpolitikern über „demokratischen Sozialismus” diskutiert, ohne dass krude antikommunistische Parolen jedes inhaltliche Argument gleich zerstörten. Es ging plötzlich nicht um die Sowjetunion oder Nordkorea, sondern um Dänemark und Schweden.

Selbstverständlich wollte die in den Umfragen führende Hillary Clinton die inhaltliche Diskussion nicht zu weit treiben; schließlich würde dies auf eine fundamentale Kritik ihrer größten Förderer in der amerikanischen Wirtschafts- und Finanzwelt hinauslaufen. „Ich liebe Dänemark” sagte sie, „aber wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika”. Das Publikum jubelte erwartungsgemäß. Warum dies aber bedeuten muss, dass Amerikaner mit einem schwachen Wohlfahrtsstaat, stark eingeschränkten Rechten von Arbeitnehmern und ihren Organisationen und einer massiven sozialen Einkommens- und Vermögensungleichheit leben müssen, kam nicht zur Sprache.

Bernie Sanders, Senator aus Vermont und selbsterklärter „demokratischer Sozialist” bohrte nicht nach. Auch an anderer Stelle ließ er Hillary Clinton vom Haken, indem er deren leidige Email-Affäre zu einer parteipolitischen Sache machte: Die Amerikaner hätten die Debatte satt – was ziemlich sicher nicht für die Republikaner unten ihnen gilt. Dies war ehrenwert und brachte ihm von Clinton ein dankbares Lächeln ein. Sanders’ Verdienste um die inhaltliche Qualität der Debatte der Demokratischen Partei – auch wenn Fox News sie für langweilig hielt, weil sich doch alle einig seien – sind eindeutig, vergleicht man Fernsehdebatte und sonstigen Wahlkampf der Demokraten mit dem Schmierentheater um Donald Trump auf der republikanischen Seite.

Doch wie viel wird davon bleiben, wenn Clinton am Ende die Kandidatin wird und danach ziemlich sicher auch die Präsidentin?

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Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 21. Oktober 2015 um 12:08 Uhr von Thomas Greven veröffentlicht und wurde unter Domestic Politics, Wahlkampf abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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