Freie Universität Berlin

Magdalena Straub und Martin Rönnau

Forschungsprojekt

Gegenstand unserer Forschung ist die Medien Nutzung von Ukrainern in Berlin im Kontext des aktuellen Ukraine Konflikts. Explizit beschäftigt sich die Forschung mit der Gruppierung Euromaidan Wache Berlin. Der Blog der Euromaidan Wache Berlin fungiert als Informations- und Kommunikationsplattform für Interessierte. Es wird über aktuelle Veranstaltungen und neue Ereignisse Informiert. Gleichzeitig wird eine Sammlung von Medialen Informationsquellen zur Verfügung gestellt.

Quelle: https://euromaidanberlin.wordpress.com/

Diese Forschung ist ein Teilprojekt des MA Seminar Minoritäten und Medien von PD Dr. Tilo Grätz, welches im Sommersemester 2014 an der Freien Universität zu Berlin stattfand.

Euromaidan Wache Berlin

Fotografie aus der Ausstellung „Maidan. Ukraine. Road to Freedom“ im Mauermuseum Berlin

Die Euromaidan Wache Berlin wurde im November 2013 als Reaktion auf die politische Situation in der Ukraine gegründet. Die Primäre Motivation war es über die andauernden Proteste in der Ukraine in Deutschland differenziert zu berichten. Als Ursache für diese Motivation wurde eine relativ einseitige, reduktionistische, quantitativ und qualitativ mangelhafte Berichterstattung in den deutschen Medien genannt. Es sollen differenzierte Informationen geliefert werden und die Menschen in Deutschland sollen für die Thematik sensibilisiert werden.

Die Gruppe besteht aus 20-30 aktiven Mitgliedern. Diese haben fast ausschließlich einen persönlichen, genealogischen Bezug durch ukrainischen Migrationshintergrund. Die Mitglieder befinden sich primär im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.

Innerhalb der „Euromaidan Wache Berlin“ existiert keine ausdrücklich hierarchische Struktur. Jedes Mitglied kann potentiell relevante Themen und Aktionen zur gemeinschaftlichen Diskussion einbringen. Eine demokratisch von den Mitgliedern gewählte Moderatorin, verübt lediglich administrative und koordinative Tätigkeiten. Laut den Mitgliedern wurde Sie durch ihre politisches und soziales Engagement in der Vergangenheit auf diese Position gewählt.

Die Themen werden in einem Blog hochgeladen, die Aktualisierung erfolgt nicht regelmäßig, sondern in Abhängigkeit von neuen relevanten Informationen. Viele Mitglieder arbeiteten bereits vor dem Ukraine Konflikt institutionell und individuell in anderen sozialen und politischen Bereichen innerhalb Berlins. Durch diese Arbeit sind viele von ihnen regional endsprechend Vernetzt. Es bestehen Kooperationen mit der „Heinrich-Böll-Stiftung„, der „PRAVO. Berlin Group for Human Rights in Ukraine„, welche ihren Aufgaben Bereich in der Verbesserung der Menschenrechte in der Ukraine sieht. Darüberhinaus besteht eine Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für bedrohte Völker in Berlin (GfbV), dem Dokumentartheater Berlin, und dem Auswertigen Amt der Ukraine, welche die Euromaidan Wache Berlin unterstützen, indem sie gemeinsame Aktivitäten koordinieren und Räume zur Verfügung stellen.

Fotografie von Oliver Feldhaus

Auch werden über dem Blog regionale Veranstaltungen, Demonstrationen, Kundgebungen und weitere Aktionen kommuniziert. Infostände in nähe der russischen und ukrainischen Botschaft bieten jedem interessierten Bürger die Möglichkeit sich über aktuelle Vorkommnisse differenziert zu informieren. Zudem wird Aufklärungs- und Informationsarbeit in Bezug auf journalistische Publikationen geleistet. Es besteht ein kontinuierlicher Dialog mit deutschen Journalisten. Es wird eine Analyse der deutschen Pressearbeit, sowie entsprechende Korrekturen und Petitionen bei Fehldarstellungen oder Manipulation der Fakten vorgenommen. Zusätzlich wird Übersetzungsarbeit von ukrainischen Pressberichten geleistet, um diese in Deutschland verfügbar zu machen.

Mediennutzung

Fotografie aus der Ausstellung „Maidan. Ukraine. Road to Freedom“ im Mauermuseum Berlin

Die primäre Mediennutzung erfolgt über den Internet-Blog Euromeidan Wache Berlin. Der Blog dient zur inhaltlichen Darstellung von Informationen und einer transnationalen Vernetzung ähnlicher Interessengruppen, wie z. B. dem Blog „Voices of Ukrainians„. Zusätzlich wurde eine Facebook-Seite eingerichtet „Euromaidan Wache Berlin„, um eine breitere Masse anzusprechen. Durch diese Funktion werden aktuell ungefähr 4000 Individuen erreicht, welche regelmäßig mit Informationen versorgt werden und ihnen ein direkter Dialog ermöglicht wird. Zusätzlich wird ein elektronischer Newsletter der Euromaidan Wache Berlin angeboten.
Wiederholt wurde betont, das besonders das Internet kostengünstige Möglichkeiten bietet, eine relativ breite Masse zu erreichen und mit diesen in einen Dialog zu treten, Räume für Diskurse zu schaffen und Menschen zu vernetzen. Die Mediennutzung der aktiven Mitglieder ist bezüglich des Konsums und genutzter Quellen ähnlich geblieben, es finden jedoch verstärkt Gespräche mit Angehörigen und Initiativen in der Ukraine statt, um Informationen, direkt von Betroffenen vor Ort zu erhalten. Die aktive politische Partizipation ist besonders durch die Initiierung und Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen gestiegen.

Nutzerprofile

Zu Beginn waren primär Personen mit persönlichem oder beruflichem Ukraine Bezug an dem Informationsangebot der Euromaidan Wache Berlin interessiert, welche häufig zusätzlich in Facebook-Portalen vernetzt waren, wie beispielsweise in der Gruppe „Ukrainians in Berlin„. Im Rahmen der anhaltenden Konflikte sind zunehmend Menschen, welche zuvor keinen besonderen Bezug zur Ukraine hatten für das Thema sensibilisiert worden. Durch die Mediale Präsenz, durch regionale Veranstaltungen und Aktionen der Euromaidan Wache Berlin und verstärkt gewaltgeprägten Medienberichterstattungen bezüglich der Entwicklungen in der Ukraine wurden immer mehr Menschen interessiert.

Die Bereitschaft über diverse Medien politisch zu partizipieren und Solidarität zu zeigen sind gestiegen und es kam zu einer verstärkten Teilnahme an Online-Foren, regionalen Demonstrationen und Kundgebungen.

Fotografie aus der Ausstellung „Maidan. Ukraine. Road to Freedom“ im Mauermuseum Berlin

Die Euromaidan Wache Berlin vermittelt über die Nutzung verschiedenster medialer Räume ein möglichst differenziertes Bild über die aktuelle politische Situation in der Ukraine und fördert so einen reflektierten Dialog innerhalb Deutschlands. Die Arbeit der Euromaidan Wache Berlin trägt sowohl regional, als auch national zu einem breiteren Verständnis bei und zu einer Sensibilisierung gegenüber vermeintlich reduktionistischen medialen Darstellungen innerhalb der deutschen Medienwelt.

Auch aktiv werden! Euromaidan Wache Volunteer

Weitere Informationen: Useful links

Filmprojekt: Babylon 13 – Youtube

© Oktober 2014, Magdalena Straub und Martin Rönnau