Medienstrategien in der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG)
Danny Biermann
Das Forschungsprojekt
Im Rahmen des Masterstudienprogrammes Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin und der Veranstaltung „Minoritäten & Medien“ bei PD Dr. Tilo Grätz habe ich eine Feldforschung bei der „UOKG“, der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf der medialen Nutzung des Vereins. Es sollte herausgefunden werden, wie sich die der Verein konstituiert und welche Medientypen in welcher Form verwendet werden.
Der Verein als politische Minderheit
Die UOKG stellt den Dachverband für Opfervereine dar, welche sich für die Belange der Opfer nach der Zeit des zweiten Weltkrieges und deutsch/deutsche Teilung einsetzt. Er wurde am 19. Oktober 1991 als Vereinigung von sieben Opferverbänden
gegründet, da es effektiver ist, mit einer „gemeinsamen Stimme“ zu sprechen.[1] Im Juli 1992 wurde dem Verein die Gemeinnützigkeit zuerkannt[2] Der heutige Sitz befindet sich in Ostberlin Ruschestr. 1 und damit im alten Ministerium für Staatssicherheit. Im Interview wurde dies als symbolische Geste beschrieben: „Das ist eine symbolische Geste. Das zeigt, dass die Opfer am Ende doch obsiegt haben. […] Das hat symbolischen Charakter. Das ist der Organisation auch immer wichtig gewesen.“[3] Der Verein besitzt einen Vorstand welchem Rainer Wagner vorsteht. Bis auf den ersten Vorsitzenden haben alle persönliche negative Erfahrungen mit der SBZ[4] bzw. DDR gemacht. Der erste Vorsitzende, Lothar Brauer, trat nach bereits 6 Monaten zugunsten von Roland Bude ab, weil er „selbst nicht Häftling gewesen war.“[5]
Die genaue Mitgliederanzahl ist unbekannt. „Unser Vorsitzender sagt immer, wenn man wohlwollend ist, haben wir eineinhalb Millionen, weil ja der Bund der Vertriebenen auch bei uns drin ist, wobei die meisten davon wahrscheinlich nicht mal wissen, dass sie Mitglied bei uns sind. […] Es wird schon in die Tausende gehen.“[6] Dabei ist das Verhältnis zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen durchmischt.[7]
Im Interview wurde bestätigt, dass man sich selbst als Lobbyverein ansieht, welcher die Interessen der Opfer von SBZ und DDR vertritt.[8] Jedoch gibt es innerhalb des Vereins unterschiedliche Meinungen über den Opferbegriff. Im Jahr schlug Horst Schüler, Vorstandsvorsitzender 2002 -2007, in einem offenen Brief die Öffnung der UOKG für andere Gruppen vor, welche sich nicht als Opfer sehen. Zudem sollte man sich von der Selbstbezeichnung “Opfer“ lösen. „Mit dem Begriff ‚Opfer‘ assoziiere man nur ‚wehrlose, bedauernswerte Geschöpfe, die zwar Mitleid verdienen, jedoch in dieser Gesellschaft kaum wahrgenommen werden.‘“[9] Aus taktischen Gründen wurde an der Selbstbezeichnung “Opfer“ jedoch festgehalten. An der Bezeichnung als Opfer müsse man aber festhalten. Eine Entschädigung, Opferpensionen oder ähnliches stehe nun einmal nach landläufiger Meinung nur den Opfern zu, aktiven Gegnern aber nicht. Diesem Vorurteil müsse man – leider – Rechnung tragen.[10]
Aufgaben und Ziele der UOKG (Auszug aus dem offiziellen Flyer der UOKG, 2. Auflage 2013)
- Rehabilitierung, Entschädigung und soziale Absicherung der Opfer und ihrer Hinterbliebenen
- Interessenvertretung der Opfer gegenüber der Politik und Ländern sowie gesellschaftlichen Gruppen
- Förderung der Zusammenarbeit der Opferverbände untereinander
- Öffentlichkeitsarbeit und politische Bildungsarbeit
- Durchführung von Podiumsdiskussionen und Kongressen
- Kooperation mit Gedenkstätten, Museen und anderen Institutionen
- Aufarbeitung des Kommunismus auch im internationalen Zusammenhang
Medienstrategien
Die Umsetzung der Aufgaben und Ziele des Vereins werden durch zahlreiche Medienformen unterstützt:
- – Flyer und Broschüren
- -Homepage der UOKG
- Kongresse
- Podiumsdiskusionen
- Presseerklärungen bzw. Beiträge in öffentlichen Medien (Video)
- Vereinszeitung „Der Stacheldraht“
- Newsletter
- Veranstaltungen
Die Zielgruppen lassen sich nach public sphere und inner sphere einordnen. Nach Außen soll Aufmerksamkeit erlangt werden. Immerhin handelt es sich um einen Opferverband, welcher Forderungen an die Gesellschaft, an die Politik und an die Justiz hat. Zudem sollen die Öffentlichkeit aufgeklärt und sensibilisiert werden. Nach innen verfolgen die Medientypen vor allen eine Strategie der Beratung, Aufklärung und Unterstützung. Die relative Einordung der Medientypen nach diesen Sphären und den Grad an Publicity wurde versucht, graphisch zu veranschaulichen.
-> Mediendivergenz
-> Medien haben konservatorischen Charakter
-> Relativ kostengünstige Medienformen
> Transparenz
->Freie Zugänglichkeit
Nachweise f. Verweise im Text>
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Am 27. September 2018 um 21:39 Uhr
Vielen Dank für diese Fleißarbeit. Trotzdem erscheinen Korrekturen angebracht. Z.B.
> Transparenz
Die Quellen und Autoren sind immer nachvollziehbar. Bei finanzieller Förderung wird dies immer angegeben. Der Verein muss transparent arbeiten, um die eigene Integrität zu bewahren und weil sie genau dies in der DDR und dem heutigen deutschen Staat kritisiert.
Kommentar: Der Verein arbeitet eben nicht transparent. So wurden z.B. 20.000 € für einen sinnlosen Prozess ausgegeben. Den Mitgliedern wurden Auskünfte über die Aufbringung der Kosten verweigert. O-Ton: Wir halten es mit Helmut Kohl. De rhat auch nicht seine Spender genannt.“ Dies trotz der (unterstellten) Erfahrungen mit der DDR.
->Freie Zugänglichkeit
Alle Medientypen sind für Vereinsmitglieder und für Nichtvereinsmitglieder frei zugänglich. Der Verein als politische Minderheit öffnet sich nach außen.
Kommentar: Der Verein öffnet sich eben nicht nach außen, sondern sorgt mit immer rigideren Methoden, Außenstehende von seinen Veranstaltungen fern zu halten. So dürfen nur noch jeweils ein Vorstands-Mitglied der Mitgliedsvereine an Mitgliederversammlungen teilnehmen. Früher waren diese für Interessenten offen, lediglich an Abstimmungen durften nur ausgewiesene Mitglieder entsprechend teilnehmen.
Dies nur als Beispiel. man hätte sich eine kritischere Bestandsaufnahme gewünscht. Allerdings kennen wir nicht die vollständige Studie.
Freundliche Grüße, Carl-Wolfgang Holzapfel redaktion.hoheneck@gmail.com