Hegemonie, bürgerliche Gesellschaft, Diskurs und Archiv
Wie gestern (8 Dezember 2011) besprochen, sende ich Ihnen in dieser Mail die Literaturangaben und Texte für die nächsten Sitzungen, in denen wir uns bis Mitte Januar mit den Grundlagen für Saids Überlegungen zu Hegemonialem Diskurs sowie dem Archiv beschäftigen werden. Viele Texte zu diesen theoretischen Grundlagen eines liguistic turn, des Post-Strukturalismus oder der Post-Moderne, finden sich auf den in der ersten Sitzung besprochenen Seiten bzw. www.marx.org. Als Anreiz dafür sich auch wirklich mit den Literaturverwaltungsprogrammen zu beschäftigen, habe ich sämtliche bibliographischen Angaben auch als BibTex-Datei angehängt, die Sie dann importieren könnten.
Für das Campus Management der FU sind wirklich alle inzwischen angemeldet, und sobald mein Konto auch von Doktorand auf Lehrenden geändert wird, werden sie sämtliche Mails mit allen Links etc. auf einer FU Blogseite zum Kurs finden.
15.12. Antonio Gramsci, Hegemonie
Wir werden dabei chronologisch mit Gramscis Gefängnistagebüchern und seinen Überlegungen zu Hegemonie beginnen, die ihrerseits stark von seiner Marx(Ismus)-Rezeption geprägt sind. Um uns diese über die Gefängnistagebücher verstreuten Hinweise zu erschließen, werden wir nicht nur Gramsci selber, sondern vor allem auch einen Überblicksartikel von Thomas Bates lesen. Bates’ Text ist die Pflichtlektüre für diese Sitzung und findet sich auf Jstor, wo Sie ihn sich herunterladen können. Herr Muchalski wird die wichtigsten Punkte des Textes in einem Impulsreferat kurz vorstellen.
Gramsci’s Gefängnishefte stehen im politikwissenschaftlichen Handapparat der StaBi, wo mensch sie sich am besten durch den einleitenden Kommentar der Herausgeber und den Index erschließt. Scans meiner Kopien, werde ich im Lauf des heutigen Tages machen. Frau Höhn und Frau Fertig hatten sich bereit erklärt uns dazu eine Einleitung zu geben.
Gramsci, Antonio. “§ (44) Politische Führung Durch eine Klasse Vor und Nach dem Regierungsantritt.” In Heft 1. Translated by Klaus Bochmann. Vol.1 of Gefängnishefte. Hamburg: Argument, 1991: 101-116. [StaBi HB 8 Pb 3890, Grimm Zentrum: RVK-Notation CI 7160].
———. “§ (46) Moderati und die Intellektuellen.” In Heft 1. Translated by Klaus Bochmann. Vol.1 of Gefängnishefte. Hamburg: Argument, 1991: 116-117.
———. “§ (48) der Umgekehrte Jakobismus von Charles Maurras.” In Heft 1. Translated by Klaus Bochmann. Vol.1 of Gefängnishefte. Hamburg: Argument, 1991: 119-125.
———. “§ (49) die Intellektuellen.” In Heft 4. Edited by Klaus Bochmann. Vol.3 of Gefängnishefte. Hamburg: Argument, 1992: 513-524.
———. “§ (169) Einheit von Theorie und Praxis.” In Heft 8. Edited by Klaus Bochmann. Vol.5 of Gefängnishefte. Hamburg: Argument, 1993: 1036-1037.
———. Heft 12: Aufzeichnungen und Verstreute Notizen Für eine Gruppe von Aufsätzen Über die Geschichte der Intellektuellen. Edited by Klaus Bochmann. Vol.7 of Gefängnishefte. Hamburg: Argument, 1996: 1495-1532 (esp. 1500-1506) [1932].
Da sich viele von Gramscis Überlegungen implizit und explizit auf marxistische und marx’sche Kategorien beziehen, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Marx’ vielleicht bester Überblick über seine Geschichts- und Gesellschaftstheorie in der “Deutschen Ideologie” zu finden ist, die Sie online auf www.mlwerke.de finden.
5.1. Michel Foucault, Diskurs
Auch wenn Said in der Einleitung zu Orientalism explizit auf “Die Ordnung der Dinge” verweist, scheint es mir für einen ersten Einblick besser zu sein, wenn wir Foucaults Einführungsvorlesung zum Thema des Diskurses lesen.
Foucault, Michel. Die Ordnung des Diskurses. Inauguralvorlesung am Collège de France – 2. Dezember 1970. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein, 1982 [December 2, 1970].
Foucault, Michel. Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Translated by Ulrich Köppen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1974 [orig. published as Les mots et les choses, 1966].
Herr Hahn hatte noch eine Übersichtsdarstellung zum Diskursbegriff bei Foucault vorgeschlagen, zu der ich Ihn bitten würde uns die bibliographischen Angaben und eine Kopie zu schicken. Zur Anwendung der hauptsächlich auf Foucaults Diskursbegriff aufbauenden Diskursanalyse in den Geschichtswissenschaften möchte ich Ihnen noch zwei Bücher empfehlen.
Landwehr, Achim. Historische Diskursanalyse. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2008.
Sarasin, Philipp. Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse. Frankfurt a/M: Suhrkamp, 2003.
[Update 2012-01-06]
Der von Herrn Hahn vorgeschlagene Text stammt aus Landwehr 2008:
Landwehr, Achim. “Diskurstherorien.” In Historische Diskursanalyse. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2008: 60-90.
12.1. Foucault, Jacques Derrida, Archiv
Obwohl Saids Orientalism lange vor Derridas Überlegungen zum (Freudschen) Archiv erschienen sind, möchte ich doch nicht nur Foucaults Überlegung, dass das Archiv als das Gesetz die Summe alles sagbaren sei, mit Ihnen besprechen, sondern auch Derridas etymologische Ausführungen zum Zusammenhang zwischen dem Sprechbaren und institutioneller Macht.
Beide sind in Auszügen in einem neuen deutschsprachigen Sammelband erschienen:
Ebeling, Markus Knut, Stephan Günzel, and Aleida Assmann. Archivologie: Theorien des Archivs in Wissenschaft, Medien und Künsten. Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2009.
Derrida, Jacques. “Dem Archiv Verschrieben.” In Archivologie: Theorien des Archivs in Wissenschaft, Medien und Künsten. Edited by Markus Knut Ebeling, Stephan Günzel and Aleida Assmann. Translated by Hans-Dieter Gondek and Hans Naumann. Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2009: 29-60 [orig. published as Mal d’archive: Une impression freudienne, 1995].
Foucault, Michel. “Das Historische Apriori und das Archiv.” In Archivologie: Theorien des Archivs in Wissenschaft, Medien und Künsten. Edited by Markus Knut Ebeling, Stephan Günzel and Aleida Assmann. Translated by Ulrich Köppen. Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2009: 107-112 [orig. published as L’Archéologie du savoir, 1969].
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