Die Frage, ob ein Krieg gerecht sein kann und, wenn ja, unter welchen Umständen beschäftigt die politische Philosophie seit ihren Anfängen. Auch Luther’s Text reiht sich in diese Literatur ein – und bleibt von seiner ganz eigenen Sichtweise auf die Obrigkeit geprägt. Jede beschäftigt mit der Frage nach einem Gerechten Krieg ist getrieben von der deutlichen Spannung zwischen dem, was weitgehend unumstritten ist, erstrebenswerten Zustand des Friedens und dem wiederholten Auftreten von Kriegen, die als notwendig oder gar gerecht empfunden werden – wie kann etwas gerecht sein, dass moralisch so fragwrdig ist? Es lohnt sich, die Grundlinien der Debatte zum Gerechten Krieg kurz einzuführen.
Es handelt sich um eine rechtsphilosophische Tradition die in der Antike mit Cicero einen ersten Verfechter fand und schliesslich im Mittelalter und der frühen Neuzeit durch Grotius und Vitoria in christlicher Tradition und für eine neue weltpolitische Konstellation neu gedacht wurde. Die Religionskriege der frühen Neuzeit passten sich nur schwer in die vorgegebenen Bedingungen ein, so dass die Gerechtigkeit eines Krieges durchaus als etwas gesehen wurde, was im Auge des Betrachters liegt. Doch die Idee wurde nie ganz verworfen. Im zwanzigstens Jahrhundert ergaben sich auch dazu ganz neue Fragen – und namhafte Philosophen wie Michael Walzer haben dazu Stellung bezogen. Einen regelrechten Schub an Literatur gab es in den letzten 15 Jahren. Will man die Debatte inhaltlich gliedern, so lassen sich drei grosse Themen ausmachen, die wiederkehrend diskutiert werden.
Ius ad bellum
Die erste und bei weitem am meisten diskutierte Frage ist die nach dem Recht zum Kriege. Wann darf Krieg geführt werden. Dabei kommen zwei Kriterien immer wieder vor. Erstens, es bedarf eines gerechten Grundes. Notwehr oder die Verteidigung gelten immer als angemessene Gründe. Scvhwieriger ist bei Präventivschlägen, die man ja auch als Vorab-Verteidigung verstehen könnte, die aber meist als Angrifsskriege gewertet werden. Warum? Weil es unmöglich ist, sicher zu sein, dass der Gegner überhaupt angreifen würde udn man die Pflicht hat zu warten, bis man sicher ist, ob tatsächlich ein legitimer Kriegsgrund vorliegt. Das zweite immer wiederkehrende Kriterium hat viel mit der modernen Staatlichkeit zu tun: Krieg darf nur führen wer der rechtmässige Herrscher ist. So unterscheidet Grotius Staaten von Räuberbanden. So verhält es sich noch heute, wenn zwischen Krieg und Bürgerkrieg unterschieden wird. (Was ist das in Syrien eigentlich…). Schwierig ist auch die Frage, wenn Interventionen gerechtfertigt sein können. Fest steht, dass ein gerechter Krieg einen gerechten Grund braucht und von legitimierten Instanzen geführt werden muss.
Ius in bello
Gerechter Krieg soll keine Willkür sein, also muss er auch Regeln folgen. Die beziehen sich zum Beispiel auf den Umgang mit der Zivilbevölkerung, den Soldaten und den Ressourcen des Gegners. Vermidenn werden soll habgier, Grausamkeit und alles, was ein Führen des Krieges über das erforderliche Maß hinaus bedeutet. zentral ist hier die Unterscheidung zwischen Zivilisten und Soldaten. (Was ist eigentlich ein enemy combatant?) Wichtig ist auch, dass der Krieg so geführt werden muss, dass er den Kriegsgrund berücksichtigt. Wenn der Gegner beispielsweise soweit zerstört ist, dass ein neuer Angriff nicht zu befürchten ist, lassen sich Plünderungen und Besetzungen nicht mehr rechtfertigen. Allerdings ist die Frage, wann dieser Punkt erreicht ist, Einschätzungsache…
Ius post bellum
Das ist der neueste Teil der Debatte und er beschäftigt sich mit der Frage, wie nach dem Ende eines Kriegs zu verfahren sein soll. Sehr lange ist das noch nicht Thema, aber ein Blick nach Afghanistan zeigt, warum das wichtig sein könnte.
In Luthers Ausführungen finden sich einige Elemente dieser Debatte wieder. Welche sind das? Warum ist das interesant? Und welche fehlen? Ich freue mich auf Antworten in den Kommentaren.
Tags: Flugschrift, Krieg, Martin Luther, Obrigkeit
Am 10. November 2016 um 21:33 Uhr
kann mir bitte irgendeiner die TEXTE in eine Cloud stellen oder mir zumindest den Text für morgen schicken?
K.S.101@web.de
ich war letztes mal nicht da und ich habe zur Zeit auch kein Laptop…
MfG Sebastian