1500 Schriftzeichen-Etymographien

Zur Entstehung dieses Blogs (+Quellen)

Als im Januar 2020 die ersten Nachrichten über ein neues Virus aus China nach Europa kamen, ahnten viele Chinawissenschaftler früher als andere, was auf uns zukommen könnte, lange bevor Politik und Öffentlichkeit in Europa den Mut fanden, darauf zu reagieren und diese Krankheit nicht – wie so vieles andere auch – als eine uns nicht tangierende chinesische Seltsamkeit abzutun. Auch das Coronavirus hat nun dazu beigetragen, dass bestimmte Interessensgruppen versuchen, ein Feindbild von China in unserer Gesellschaft aufzubauen, das durch Verallgemeinerungen, Stereotypisierungen und vor allem von Unkenntnis dieses Kulturraums geprägt ist, der mehr Einwohner als Europa hat und – ungeachtet einer Ein-Parteien-Diktatur – entsprechend vielfältig ist.

Da ich es als eine meiner Aufgaben betrachte, mehr Wissen über China und insbesondere die chinesische Sprachkultur in unsere Gesellschaft zu tragen, begann ich am 23.März 2020 ein „Etymographisches Schriftzeichen-Tagebuch“ auf Twitter und Facebook.

Denn wie über China sind auch über die chinesische Schrift zahlreiche Halbwahrheiten im Umlauf. Fest steht jedoch: Um chinesische Texte lesen zu können, sind Kenntnisse von weit über 1000 Schriftzeichen erforderlich: Für eine dem Niveau B1 des Europäischen Referenzrahmnes für Fremdsprachen entsprechende Lesefertigkeit (Wortschatz von mindestens 2000 Wörtern) werden leider ca. 1500 Schriftzeichen benötigt. Danach steigt die Zahl der benötigten Schriftzeichen langsamer an, und für einen Wortschatz der wichtigsten 8000 Wörter/Lexeme (Niveau C1) reichen etwa 3000 Schriftzeichen aus.

Der Mensch lernt über Vernetzung: Unbekanntes muss mit bereits Bekanntem oder mit erlebten Situationen verknüpft werden, um sich optimal in unserem Gedächtnis abspeichern zu lassen. Auch die Fremdsprachenforschung zeigt, dass uns als Erwachsenen das Lernen neuer Vokabeln in europäischen Fremdsprachen um so leichter fällt, je mehr vertraute Morpheme und Elemente wir in den zu lernenden Wörtern vorfinden.

Dies gilt ebenso für Schriftzeichen, die ich gerne als „dritte Dimension“ des Chinesischlernens bezeichne (Sprachliche und kulturelle Phänomene sind die ersten beiden Dimensionen.): Wenn ich einem zunächst arbiträr erscheinenden graphischen Element wie 攵 oder 止 eine Bedeutung oder Funktion zuweisen kann, fällt es mir leichter, es zu memorieren und in anderen Schriftzeichen wiederzuerkennen.
Aus diesem Wissen entstand dieser Blog, der auf Basis einer Frequenzuntersuchung schriftlicher chinesischer Texte (also nicht der gesprochenen Sprache!) (Da 2005) jeden Tag ein chinesisches Schriftzeichen in der Kürze eines Tweets erläutert und etymographische (also schriftzeichengeschichtliche) Querverbindungen zwischen den Zeichen herstellt.

Mein Ziel ist dabei nicht die Darstellung des gesammelten Wissens zu den einzelnen Zeichen (dafür gibt es weltweit, insbesondere im chinesischen Sprachraum selbst, zahlreiche Experten und Forschungsprojekte), sondern im besten didaktischen Sinne nützliche, reduzierte Informationen zu liefern. Diese sollen jedoch keine frei erfundenen Eselsbrücken darstellen (auch diese können durchaus ihren Nutzen haben), sondern unserem Forschungsstand entsprechen, um für das Weiterlernen sinnhafte Verknüpfungen zu ermöglichen.

In den Kurzinformationen habe ich mich auch bewusst auf die Verwendung der heute digital verfügbaren graphischen Formen beschränkt und keine Orakelknochen- oder Bronzeschriftzeichen als Grafiken hinzugefügt. Dennoch sei Interessierten das Hinzuziehen dieser über 2000 Jahre alten graphischen Zhou-, Qin- und Hanzeitlichen Formen, wie sie inzwischen auf zahlreichen Webseiten (die sich in der unten genannten Literaturliste finden) gezeigt werden, nachdrücklich empfohlen.

Ich verwende zwei verschiedene Pfeile: Der waagerechte Pfeil → steht für eine Entwicklung, die in früheren Jahrtausenden (häufig im Rahmen der sog. 隶变 Lìbiàn vor über 2000 Jahren) stattgefunden hat; der nach unten zeigende Pfeil ↓ steht für eine Veränderung im Rahmen der Kurzzeichenreform von 1964. Beispiel: 蕐 → 華 ↓ 华 /huá/.

Japanische Kanji: Grundsätzlich entsprechen die japanischen Kanji den traditionellen chinesischen Zeichen. Nur wenn sich das japanische Kanji vom traditionellen chinesischen Schriftzeichen unterscheidet, wird dies mit dem Hinweis „(jap.)“ separat angezeigt. Die japanischen, zum Teil abweichenden Bedeutungsfelder und die diversen japanischen Aussprachen werden nicht angegeben.

Primäre Referenzwerke:

  • Chinese University of Hongkong: 漢語多功能字庫 / Multi-Functional Chinese Character Database. http://humanum.arts.cuhk.edu.hk/Lexis/lexi-mf/
  • Da, Jun (2005) Chinese character frequency list. https://lingua.mtsu.edu/chinese-computing/statistics/char/list.php?Which=MO (basierend auf einem Textkorpus mit 193 Mio. Schriftzeichen. Inventar: 9933 verschiedene Schriftzeichen)
  • Li Leyi (1993) Entwicklung der chinesischen Schrift am Beispiel von 500 Schriftzeichen 汉字演变五百例. Beijing: Hochschule für Sprache und Kultur
  • Pleco Dictionary Outlier Essentials https://www.outlier-linguistics.com/products/outlier-dictionary-of-chinese-characters (Thanks to Ash Henson and his team!)
  • Qiu Xigui (2000) Chinese Writing (文字学纲要). Transl. by Gilbert L. Mattos and Jerry Norman. Berkeley: The Society for the Study of Early China and the Institute of East Asian Studies, University of California.
  • Sears, Richard: Chinese Etymology. (Website) https://hanziyuan.net/
  • Wang Hongyuan (1997) Vom Ursprung der chinesischen Schrift 汉字字源入门. Beijing: Sinolingua

Mein Beitrag in #Coronazeiten und zur Verständigung mit #China: Jeden Tag Hintergrundinfos zu einem chinesischen #Schriftzeichen, beginnend mit den häufigsten (und damit eher grammatische Funktion tragenden) Schriftzeichen: #Chinesisch

Nr.1 的 /de/ Verbindungswort zwischen Attributen und Nomina; /dí/ „real“; /dì/ „Ziel“; inzwischen auch /dī/ „Taxi“. Urspr. mit „Sonne“: 旳„leuchtend“, heute links 白 (/bái/) „weiß“ als semantische Komponente (Signifikum), rechts 勺 /sháo/ („Schöpfkelle“) als ursprünglich phon. Komponente (Phonetikum).

Nr.2 一 /yī/ „eins“, das simpelste und zweithäufigste aller chinesischen Schriftzeichen. Vgl. unsere römische „eins“ I: Beide stehen quer zur Schreibrichtung. Wie das Deutsche „ein“ auch verwendet in „einige“ 一些 /yīxiē/, „ein bisschen“ 一点 /yīdiǎn/, „einmal“ 一次 /yícì/ u.v.a.

Nr.3 是 /shì/ „sein“ („to be“), klassisch auch Demonstrativum „dies“. Urspr. Bedeutung unklar, wohl Zusammensetzung aus 早 „morgens“ (Nr.462) und Phonetikum 止 „Fuß“ /zhǐ/, jetzt eher 日 „Sonne“ und 正 „aufrecht, korrekt“. Meine Eselsbrücke: Der Mund 曰 sagt, was korrekt 正 ist: „sein, existieren“.

Nr.4 不 /bù/ „nein, nicht“, häufigstes Negationswort, schon auf Orakelknochen in dieser Funktion. Zum Ursprung gibt es viele Theorien (Pflanze, Personenname u.a.) Am schönsten (aber nicht belegbar) finde ich die Interpretation „Wurzel unter dem Boden (一), die man NICHT sieht“.

Nr.5 了 /liǎo/ „beenden“, „begreifen“ (trad. auch 瞭); /le/ Aspektpartikel der Vollendung, Modalpartikel. Im Han-zeitlichen Wörterbuch Shuowenjiezi als Kind 子 ohne Arme bezeichnet, Grundbedeutung wohl „verschnüren, bündeln“.

Nr.6 在 /zài/ „existieren“, „sich an einem Ort befinden“. Rechts unten seit der Qin-Zeit 土 (/tǔ/) „Erde“ als semantische Komponente (tatsächlich urspr. wohl phon. 士 /shì/ „ausgebildete Person“, aber das hilft Lernern nicht.) Links oben eine Variante von 才 /cái/ („Talent“) als phonetische Komponente!

Nr.7 人 /rén/ „Mensch“ (auf zwei Beinen). Als Signifikum in anderen Zeichen links stehend 亻 (in 信 但 作 etc.) Vgl. 人口 rénkǒu „Bevölkerung“ vs. 入口 /rùkǒu/ „Eingang“. Nicht zu verwechseln mit 入 /rù/ „hinein“ (Nr.210).

Nr.8 有 /yǒu/ „haben, besitzen“. Links oben Komponente „Hand“ /yòu/ in sem. und phon. Funktion (wie in 友 /yǒu/, 右 /yòu/). In der Hand 肉 /ròu/ „Fleisch“ (in der „Mond-artigen“ Kurzform 月) – eine wunderbar archaische Form von „Besitz“.

Nr.9 我 /wǒ/ „ich, mir, mein“. Ursprünglich eine sägeartige Waffe gleichen Namens, verwandt mit 戈 „Hiebaxt“ (/gē/), evtl. auch mit 𠄒 „herabhängen“/ „töten“(!) oder 勿 „abschneiden“. Schon in der chin. Antike phonetisch entlehnt für „ich“.

Nr.10 他 /tā/ „er“ „ihn“ „sein“, ursprünglich „andere“. In der Antike nicht belegt, wohl erst seit der Tangzeit in Gebrauch. Links 亻“Person“, rechts 也 /yě/ „auch“ in semantischer und wohl auch phonetischer Funktion. FunFact: 他 war bis ins 20. Jh. geschlechtsneutral.

Nr.11 这 (trad. 這) /zhè/ „dies/e/r/s, hier“. Häufigstes Deiktikon (Zeigewort)  im Chinesischen, erst ab Tangzeit. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“. 言 war wohl ursprünglich das komplexere Phonetikum 啇 /dī/. Eselsbrücke: „Sprache“ 言 ↓ 文 „bewegt sich“ 辶 auf ein Objekt hin: „dies hier“.

Nr.12 个 (trad. 個) /gè//ge/ häufigstes Zähleinheitswort („Stück“, „Person“ etc.), „einzeln“. Im trad. Langzeichen links Signifikum 亻“Person“ (arch. auch 竹 „Bambus“ 箇), rechts Phonetikum 固 /gǔ/ (innen 古 /gǔ/). Auch das Kurzzeichen 个 kann schon für die Han-Zeit nachgewiesen werden.

Nr.13 们 (trad. 們) /men/ Pluralsuffix für Personalpronomina („wir / ihr / sie“) und plurale Anredeformen. Typisches S+P-Zeichen: Links Signifikum 亻“Person“, rechts Phonetikum 門 ↓ 门 /mén/ (Tür, Tor). Erst seit der Tangzeit belegt.

Nr.14 中 /zhōng/ „Mitte, Zentrum“, „China“ als das Land/die Länder „in der Mitte“. Ursprünglich wohl eine Halterung oder Windmessgerät an einer langen Stange, über und unter dem Wimpel flatterten, die die Windrichtung bzw. (wie auch bei heutigen Flaggen) die Staatszugehörigkeit anzeigten.

Nr.15 来 (auch jap.; trad. 來) /lái/ „kommen, sich zum Sprecher bewegen“. Ursprünglich eine Getreidesorte (wie 禾, 米); für „kommen“ wurde einst Signifikum „Fuß“ hinzugefügt. Heute sind die Bedeutungen vertauscht: „Getreide“ 麥 ↓ 麦 /mài/ wird nun mit „Fuß“ 夊 geschrieben; „kommen“ /lái/ wie das Getreide.

Nr.16 上 /shàng/ „oben, hinauf, vorhergehend, einsteigen, beginnen“. Nach oben verweisendes Graphem. Antonym (auch grafisch) 下 /xià/ „unten, hinunter, beenden“ (Nr.42). Schrift und Zeit fließen traditionell von oben nach unten: 上个月 shàngge yuè „letzten Monat“.

Nr.17 大 /dà/ (manchmal auch /dài/) „groß, umfangreich“. Ein Mensch 人 mit ausgebreiteten Armen.

Nr.18 为 (trad. 爲, trad. und jap. 為) /wéi/ „handeln, dienen als“ /wèi/ „wegen, für“. Sowohl das Kurzzeichen als auch seine Bedeutung sind heute sehr abstrakt. Im frühen trad. Zeichen ist noch eine Hand oben zu erkennen, darunter ein vierbeiniges Tier: laut Shuowen ein Affe, nach Meinung heutiger Fachleute ein Elefant 象.

Nr.19 和 /hé/ „vermitteln“, dann „ausgewogen, Harmonie“, später grammatikalisiert zu „und, mit“. Das Signifikum 口 „Mund“ steht in antiken Schriftzeichen wie hier rechts, erst später links. 禾 /hé/ „Getreide“ ist hier Phonetikum.

Nr.20 国 (auch jap.; trad. 國) /guó/ „Land, Staat“. Schon 或 /huò/ zeigt ein Territorium 口, das mit Waffen 戈 verteidigt wird (vgl. Nr. 847 域 /yù/ „Region“), später mit 囗noch einmal als Territorium gekennzeichnet. Das Kurzzeichen 国 findet sich bereits auf Münzen der Taiping (um 1860).

Nr.21 地 /dì/ „Erde, Boden“, im modernen Chinesisch auch /de/ Partikel zwischen adverbial verwendeten Adjektiven und Verben. Signifikum 土 „Erde“ mit Phonetikum 也 /yě/.

Nr.22 到 /dào/ „ankommen“, „bis“ (zeitl. u. räuml.). In der Schriftsprache wird seit jeher das linke Graphem 至 /zhì/ alleine in gleicher Bedeutung verwendet: ein auf dem Kopf stehender Pfeil 矢 „erreicht“ den Boden 土. Schon früh ergänzt durch 刀 → 刂 /dāo/ („Messer“), das nur in diesem Zeichen als Phonetikum fungiert.

Nr.23 以 /yǐ/ „mittels, als, um…zu“. Was wie ein Kurzzeichen aussieht, ist bereits vor über 2000 Jahren belegt. Ursprünglich ein Gegenstand 㠯 bzw. 厶 /yǐ/, der von einem Menschen 人 (rechts) getragen wird: „mit sich führen“.

Nr.24 说 (trad. 說 説) /shuō/ (selten /shuì/ /yuè/) „sagen, sprechen, ermahnen, erläutern“. Links Signifikum „Sprache“ 訁 ↓ 讠, rechts phon. und sem. 兑 (heute /duì/), das ebenfalls die Grundbedeutung „sprechen, sich freuen“ trug (ein geöffneter Mund auf zwei Beinen, vgl. auch 悦 /yuè/ „sich freuen“).

Nr.25 时 (trad. 時) /shí/ „Zeit“. Links die Sonne 日 als Signifikum für Zeit, rechts im trad. Zeichen 寺 /sì/ „Tempel“ (eigentlich /chí/ „festhalten“, heute 持;) als Phonetikum, das in der Kurzzeichenreform auf die nun funktionslose 寸 „festhaltende Hand“ (/cùn/) reduziert wurde.

Nr.26 要 /yào/ /yāo/ „werden, wollen“, auch „wichtig, zentral“. Abgeleitet von „Taille, Hüfte“ (heute 腰 /yāo/). Oben zwei Hände, die etwas ergreifen (wie 𦥑), unten Frau 女 (archaisch auch 大 bzw. Versionen, in denen die Hände seitlich die Taille eines Menschen greifen).

Nr.27 就 /jiù/ ursprünglich „sich nähern“, heute gramm. Partikel „entsprechend, bezüglich, schon, dann“ u.v.a.. Lt. Quellen semantisch zusammengesetzt aus 京 (Nr.566) „hohes Gebäude“ und 尤 „besonders“ (Nr.1099), es existieren aber (heute) auch phonetische Bezüge: 京 /jīng/ + 尤 /yóu/ = 就 /jiù/.

Nr.28 出 /chū/ „hinausgehen, (einen Ort) verlassen“. Ursprünglich ein Fuß 屮 (heute 止), der eine Höhle 凵 verlässt.

Nr.29 会 (auch Jap.; trad. 會) /huì/ „Zusammenkunft, Treffen“ (heute auch „werden, können“). Ursprünglich aus einer Variante von 合 (phon. und sem. /hé/ „verbinden“, Nr,171) entstanden, mit 小 in 囗 (/huì/) als Phonetikum dazwischen. Kurzzeichen rein grafisch (kein Bezug zu Nr.692云 /yún/ “Wolken“).

Nr.30 可 /kě/ „können, möglich, machbar sein“. „Mund“ 口 als Signifikum. Zur ursprünglichen Bedeutung gibt es verschiedene Theorien: „Gesang“ (歌 /gē/), „schimpfen“ (訶 /hē/) oder „schreien“ (号 /hào/) zeigen alle grafische, semantische und phonetische Bezüge zu 可.

Nr.31 也 /yě/ „auch“, im klass. Chinesisch Satzfinalpartikel. Weder „Schlange“ noch die vom hanzeitlichen Wörterbuch Shuowenjiezi vor 2000 Jahren behauptete „Vagina“ erscheinen schlüssig; angesichts antiker Belege inhaltlich eher nachvollziehbar ist ein „Mund, aus dem Luft entweicht“.

Nr.32 你 /nǐ/ „du“, 2.Pers.Sg., erst ab Tangzeit belegt. Links Signifikum 亻“Mensch“, rechts 爾 → 尔 /ěr/, das in der chin. Antike im Sinne von „du“ verwendet wurde und damit phon. und sem. Funktion hat. (Es gibt weitere Beispiele, die die phonetische Nähe der scheinbar grundverschiedenen Silben /ni/ und /er/ belegen: 倪 /ní/ 迩/ěr/). In Taiwan existiert auch ein gendergerechtes weibliches 妳.

Nr.33 对 (trad. 對, jap. 対) /duì/ „zuordnen, gegenüber, antworten, richtig“. Ursprünglich wohl eine Hand 寸, die mit einem Meißel丵 den Boden 土 bearbeitet – kein offensichtlicher Bezug zum heutigen Bedeutungsfeld. Die kurze Form 对 lässt sich schon für die Mingzeit nachweisen.

Nr.34 生 /shēng/ „hervorbringen, gebären, wachsen, roh (von Gemüse), fremd“, Suffix für Personen. Ein Pflanzenkeim 屮, der aus dem Boden 土 wächst.

Nr.35 能 /néng/ „können, möglich sein“. Ursprünglich Darstellung eines Bären: Aus dem Kopf mit Maul wurde 月, aus dem Körper 厶, und aus den Beinen zwei匕. Für die Grundbedeutung entstand später eine neue Variante mit vier „Beinen“: 熊 /xióng/ „Bär“.

Nr.36 而 /ér/ „und, auch, aber“, Adverbialpartikel, vor allem schriftsprachlich. Darstellung eines Voll- oder Backenbartes (später 耏), phonetisch entlehnt für die konjunktionale Bedeutung.

Nr.37 子 /zǐ/ /-zi/ „Sohn, Kind”, Suffix für diverse Substantive. Abstrahierte Abbildung eines Säuglings mit ausgestreckten Armen, dessen Beine eingewickelt sind.

Nr.38 那 /nà/ „jene/r/s“, Als Deiktikon erst ab Tangzeit, Antonym zu Nr.11 这 /zhè/ „diese/r/s“. Links Variante des heute ansonsten obsoleten Phonetikums 冄 = 冉 /rǎn/. Wie viele Zeichen mit rechts stehendem 阝 (邑 /yì/ „Region, Stadt”) ursprünglich Name einer Region (auch 𨙻 /nuó/).

Nr.39 得 /dé/ „erhalten“; /de/ Strukturpartikel für Komplemente; /děi/ „müssen“ (mdl. Chinesisch). Der rechte Teil alleine zeigt bereits eine Hand 寸, die eine Muschel 貝 (verkürzt zu 旦) ergreift: „erhalten“. Später mit Signifikum für „Weg“ 彳 :„Muschelgeld auf dem Weg finden“ = „reich werden“.

Nr.40 于 (trad. 於) /yú/ Präposition „in, bei, von“, beide Formen bestehen seit der Antike. 於ist angeblich Variante von 烏 /wū/ „Rabenvogel“ (Nr.1244), kein Bezug zu 族 /zú/ etc. Das Kurzzeichen ist die Darstellung eines antiken Blasinstruments (heute 竽 /yú/).

Nr.41 着 (trad. oft 著) /zhe/ (Durativ-Aspektpartikel) /zháo//zhuó/ „berühren, erfolgreich anwenden“ u.v.a.. In der Antike wohl mit „Bambus“ geschrieben: 箸, heute /zhù/) heute aus dem Signifikum „Gras“ 艹 und dem Phonetikum 者 (heute /zhě/) zusammengesetzt. Die Form 着 (羊 Schaf +目 Auge) ist eine Fehlschreibung, die in der VR zum Standard geworden ist.

Nr.42 下 /xià/ „unten, hinunter, folgend, aussteigen, beenden“. Nach unten verweisendes Graphem. Antonym (auch grafisch) 上 /shàng/ (Nr.16). Schrift und Zeit fließen traditionell von oben nach unten.

Nr.43 自 /zì/ „selbst, von…her, seit“. Ursprünglich die Darstellung einer Nase; vgl. Nr.1335 „Nase“ 鼻 /bí/: 自 mit Phonetikum 畀 /bì/, oder „atmen“ 息 /xī/, dann erweitert zum Origo-Begriff „selbst“. (Auch im Sanskrit sind „Atem“ und „Selbst“ ein Wort: /atman/.)

Nr.44 之 /zhī/ schriftsprachliche Attributivpartikel, im klass. Chinesisch auch Objektpronomen. Ursprünglich (wie 出 Nr.28) ein einen Ort verlassender Fuß 止 /zhǐ/, der in dieser grammatikalisierten Funktion bereits in antiker Zeit zu einem schnell schreibbaren Kurzzeichen wurde.

Nr.45 年 /nián/ „Jahr“. Ursprünglich Darstellung eines Menschen 人 /rén/ (später auch an 壬 /rén/ oder 千 /qiān/ erinnernde Graphien – alle mit phonetischem Bezug), der die Ernte 禾 schultert, bedeutungserweitert zum Symbol für den Jahresablauf.

Nr.46 过 (trad. 過) /guò/ „durchlaufen, überqueren, verbringen, übermäßig“, (Erfahrungs-Aspektpartikel). Signifikum „Fortbewegung“ 辶 mit Phonetikum 咼 /guō/ („Knochen“). Phonetikum im Kurzzeichen zum hier funktionslosen Graphem 寸 /cùn/ vereinfacht.

Nr.47 发 (trad. 發, jap. 発) /fā/ „aussenden, hervorbringen, entwickeln“; /fà/ (trad. 髮) „Haare“. 發 /fā/ „einen Bogen schießen“ aus 弓 „Bogen“,殳 „eine Waffe halten“ und phon. 癶 /bō/. 髮 /fà/ „Haare“ aus 髟 „langes Haar“ und phon. 犮 /bá/. Die zwei in Semantik und Graphie vollkommen unterschiedlichen Zeichen wurden in der VR in ein Kurzzeichen zusammengeführt.

Nr.48 后 (trad. 後 / 后) /hòu/ „hinter, nach, später“ / „Königin“. Div. Interpretationen für后: a) Frau 女, die Kind gebiert (Kopf 口nach unten), b) „Befehlsgeber“ (wie spiegelverkehrt Nr.278 司 /sī/). 後 ursprünglich aus 夊 „gehen“ und phon. 幺 /āo/, später wurde 彳 „Weg“ hinzugefügt. Beide Bedeutungskonzepte schon in der Antike als 后.

Nr.49 作 /zuò/ „tun, machen, fungieren als“. Möglicherweise ursprünglich „einen Baum fällen“: Ein Mensch 亻arbeitet mit einer Axt 乍 /zhà/ (auch phonetisch).

Nr.50 里 /lǐ/ „kleines Dorf“, Längenmaß; „Innenseite“ (trad. 裡/裏). Ein Ort mit Erde 土und Feldern 田. Bei beiden trad. Formen für die häufigste Verwendung „innen“ 裡/裏 wird 里 durch zwei verschiedene Varianten des Signifikums 衣 /yī/ „Kleidung“ ergänzt.

Nr.51 用 /yòng/ „verwenden, brauchen“. Darstellung eines Holzeimers (auch mit Griff: 甬 /yǒng/, /tǒng/) („Eimer“ heute 桶 /tǒng/). Schon auf Orakelknochen (13.-11.Jh. v.u.Z.) für die heutige, verbale Verwendung phonetisch entlehnt.

Nr.52 道 /dào/ „Weg, Grundsatz“, zentraler Begriff des Dao-/Taoismus. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ (彳+止; 辵) mit Phonetikum 首 /shǒu/ „Kopf“. In Bronzezeichen meist 首in der Mitte von 行 „gehen“ (Nr.53).

Nr.53 行 /xíng/ /háng/ „gehen, durchführen, Verhalten“, „Branche“. Ursprünglich die Abbildung einer Wegkreuzung ╬. Als Signifikum „Weg“ graphisch umgebend (in 街, 衡, 術), meist aber gekürzt zu 彳. (Fun Fact: 彳亍 /chìchù/ bedeutet „langsam gehen, schlendern“.)

Nr.54 所 /suǒ/ Ort, Stelle (auch ZEW), (Passivierungspartikel). Links 戶Variante eines Türflügels 户 /hù/, rechts eine Axt 斤 /jīn/. Das „Shuowen“ behauptet, es handle sich um das Zischen einer Axt (mit 户 /hù/ als Phonetikum). Ich finde Prof. Hong Po Mans Erklärung „ein von Waffen beschütztes Haus“ wesentlich plausibler.

Nr.55 然 /rán/ „richtig, so sein“ (Morphem in zahlr. Adverbien). Phonetisch entlehnt; ursprünglich 犬 „Hund, Wolf“ + 肉 „Fleisch“ (肰 /rán/, auch phonetisch) über Feuer 火 → 灬: „braten, brennen“. Für diese Grundbedeutung wurde später noch einmal „Feuer“ hinzugefügt: 燃 /rán/ „brennen“.

Nr.56 家 /jiā/ „Haushalt, Familie“, später auch „Spezialist“ u.a.. Ein Schwein 豕unter einem Dach 宀. Ein antikes Wort für Schwein war 豭 /jiā/, das hier – gekürzt – Phonetikum sein könnte. Laut anderer Interpretation musste man Schweine nicht auf die Weide führen, sondern hielt sie, wo sich der „Haushalt“ befand.

Nr.57 种 (trad. 種) /zhǒng//zhòng/ „Art, Sorte“ (auch ZEW) / „pflanzen, anbauen“. Signifikum „Getreide“ 禾 mit Phonetikum 重 /zhòng/ (in VR gekürzt zu 中 /zhōng/). Beide Bedeutungen entstammen dem gleichen Wortfeld „Getreidesorte“.

Nr.58 事 /shì/ „Angelegenheit, Sache“. Wie 吏 /lì/ und 使 /shǐ/ Diversifizierung von 史 /shǐ/ („historische Aufzeichnungen“) – in allen greift eine Hand 彐 von rechts nach einem (Schreib-?)Gegenstand; alle vier Zeichen bezeichnen ursprünglich Beamten- und Verwaltungstätigkeiten.

Nr.59 成 /chéng/ „vollenden, verändern, zu etwas werden“. Ursprünglich „befestigte Stadt“ (heute 城 /chéng/). Eine Streitaxt (戊 /wù/, 戌 /xū/) als Signifikum, mit einem unklaren zweiten Bestandteil (Signifikum 土 „Erde“ oder Phonetikum 丁 /dīng/).

Nr.60 方 /fāng/ „Quadrat, Richtung, Seite, Rezept“. In Orakelknochenzeichen und Bronzezeichen als Messer 刀 mit Hervorhebung der Klinge erkennbar. Entlehnungsprozess unklar.

Nr.61 多 /duō/ „viele“. In Orakelknochen angeblich zwei Stück Fleisch 肉 (vgl. links oben in Nr.55 然 /rán/), in bronzeschriftlichen Texten ist jedoch bereits die verfremdete Schreibung als „zwei Monde“ 月 erkennbar (vgl. 夕 /xī/ „Abend“).

Nr.62 经 (trad. 經, jap. 経) /jīng/ „durchlaufen, konstant“. Der rechte Teil 巠 /jīng/ stellt einen Webstuhl mit den „durchlaufenden“ Seidenfäden dar. Später wurde noch einmal das Signifikum „Seide“ 糸hinzugefügt.

Nr.63 么 (trad. 麽, 麼) /me//mo/ (Suffix vor allem in Fragewörtern). Entstanden aus Signifikum 幺 /āo//yāo/ „Seidenfäden“ mit dem Phonetikum 麻 /má/ („Hanf“): „fein, klein (Fäden)“, heute nur noch in der grammatikalisierten Verwendung. Im Kurzzeichen ohne Phonetikum.

Nr.64 去 /qù/ „(sich) entfernen, hingehen, an einen Ort gehen“. Ursprünglich ein Mensch 大, der eine Höhle 口verlässt. In meinem Zeichensatz existiert auch eine „alte“ Variante厺 (大 über 厶).

Nr.65 法 /fǎ/ „Regel, Gesetz”, Sanskrit „Dharma“, phon. auch „französisch“, ursprünglich „Naturgesetz, Strafe“: Vor der Han-Zeit meist als 灋, mit dem mythischen Einhorn 廌 /zhì/, das zwischen Gut und Böse unterscheiden konnte(!). Heute gerne einfach interpretiert als „Naturgesetz“: Lauf 去 des Wassers 氵.

Nr.66 学 (auch jap.; trad. 學) /xué/ „lernen, Schule“. Signifikum „Kind“ 子 unter einem – möglicherweise phonetischen – Subgraphem (vgl. 觉 覺 /jué/), das aus zwei Händen besteht, die sich offenbar mit etwas (爻 /yáo/?, evtl. hier Zahlzeichen?) beschäftigen.

Nr.67 如 rú „folgen, wie (vergleichend), gemäß, falls”. Ein schon früh grammatikalisiertes Funktionswort, was daran zu erkennen ist, dass der „Mund“ 口 als Signifikum hier auf der rechten Seite steht. „Frau“ 女 /nǚ/ ist hier phonetisch erklärbar (vgl. 汝/rǔ/), manche sehen hier aber auch ein patriarchalisches Erbe: Die Frau tut, „wie“ man(n) ihr befiehlt.

Nr.68 都 /dū/ /dōu/ „Hauptstadt, Metropole”, Bedeutung im mündl. Chinesisch erweitert zu „alle, sämtliche”. 者 /zhӗ/ ist hier phonetisch, Signifikum 邑 →⻏ „Stadt“.

Nr.69同 /tóng/ „gemeinsam, mit, gleich“. Phonetisch entlehnt, hist. Variante auch 仝. Vermutlich Signifikum 口 „Mund“. Das zweite Subgraphem 𠔼 (auch 冃) ähnelt in Orakel- und Bronzezeichen einem H mit doppeltem Querstrich und sieht damit aus wie ein Bambusabschnitt (vgl. 筒 /tǒng/ „Bambusrohr“!).

Nr.70 现 (trad. 現) /xiàn/ „erscheinen, sichtbar werden“. In antiken Texten nicht nachgewiesen. Offensichtlich eine semantische Ableitung von 见 (見) /jiàn/ „sehen, wahrnehmen“ unter Hinzufügung des Subgraphems „Jade“ 玉 (vielleicht in der Bedeutung „glänzen“?).

Nr.71 当 (auch Jap:, trad. 當) /dāng//dàng/ „entsprechen(d), sollen, tätig sein als“ etc.. Offenbar ursprünglich ein landwirtschaftlicher Begriff, entstanden aus Signifikum „Feld“ 田 und Phonetikum 尚 /shàng/.

Nr.72没 (trad. 沒) /mò/ /méi/ ursprünglich „versinken“, grammatikalisiert zur Negationspartikel. Links „Wasser“ 水 → 氵, rechts eine Hand 又, die in strudelndes Wasser 回 greift (im Shuowen 囘 bzw. 𠬸). Dieses Graphem wurde bald zu einer Variante von „Messer“ 刀 gekürzt, im Kurzzeichen dann zu „Lanze“ 殳.

Nr.73 动 (trad. 動) /dòng/ „(sich) bewegen“. Rechts Signifikum „Kraft“ 力, links als Phonetikum 重 /zhòng/ („schwer“), das in der Kurzzeichenreform durch das wesentlich einfachere, aber hier sinnfreie 云 /yún/ („Wolken“) ersetzt wurde.

Nr.74 面 /miàn/ „Gesicht, Fläche“, seit der Kurzzeichenreform auch „Mehl, Nudeln“ (trad. mit Nr. 1171 麥 /mài/ „Getreide“: 麵): Ein Auge 目 in einem Gesicht 囗 (vgl. auch 首 /shǒu/ „Kopf“).

Nr.75 起 /qǐ/ „aufstehen, beginnen“. Typisches Signifikum-Phonetikum-Zeichen (S+P-Sinographem, 形声字 xíngshēngzì, ca. 90% der heutigen chin. #Schriftzeichen): Links das Signifikum „Fortbewegung“ 走 (/zǒu/), rechts als Phonetikum 己 /jǐ/.

Nr.76 看 /kàn/ „(an)sehen, beobachten, lesen”. Typischer Fall eines nur aus semantisch fungierenden Graphemen zusammengesetzten Schriftzeichens ohne Phonetikum (S+S-Sinographem, 会意字 huìyìzì, weniger als 5% aller Zeichen): Eine Hand 手 über einem Auge 目.

Nr.77 定 /dìng/ „stabil, festlegen, bestimmt“. Ein Dach 宀 als Signifikum, eine Variante von 正 /zhèng/ („gerade, aufrecht“) als Phonetikum. Ursprüngliche Bedeutung „friedlich, sicher“ (ähnlich wie Nr. 232安 /ān/).

Nr.78 天 /tiān/ „Himmel, Tag”. Ursprünglich „Kopf“: Ein Mensch mit ausgebreiteten Armen 大 (Nr.17) und zu einem Strich reduziertem Kopf. In Bronzezeichen bereits in der spirituellen Bedeutung „Himmel“, manchmal mit einem zweiten waagerechten Strich darüber.

(Shaughnessy („The beginnings of writing in China“) vermutet aufgrund der phonetischen Ähnlichkeit auch eine enge Verwandtschaft zu 颠 /diān/ „Scheitel, Spitze“.)

Nr.79 分 /fēn/ „teilen, trennen, (Bruch-)Teil”. Ein Messer 刀 teilt einen Gegenstand 八.

Nr.80 还 (trad. 還) /huán//hái/ „zurückkehren, zurückgeben“, heute v.a. „noch, sogar, außerdem“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“. Das in der VR grafisch zu 不 gekürzte Phonetikum 睘 /huán/ bedeutet „Ring, rund“ (vgl.環 /huán/ „Ring“!), kann also hier auch semantisch gedeutet werden.

Nr.81 进 (trad. 進) /jìn/ „voranschreiten, betreten, eintreten“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“. Das ursprüngliche zweite Signifikum 隹 (/zhuī/) „Vogel“ (Vögel können nicht rückwärts laufen!) wurde in der VR gegen das Phonetikum 井 /jǐng/ („Brunnen“) ausgetauscht.

Nr.82 好 /hào/ /hǎo/ „gern haben”, „gut”. Männer mögen es als „gut“ interpretieren, Frau 女 und Kind 子 zu haben. Viel wahrscheinlicher beschreibt das Zeichen jedoch die Zuneigung der Mutter zum Kind, dessen Bedeutung sich später zu „gut“ erweitert hat.

Nr.83 小 /xiǎo/ „klein”. Vermutlich ursprünglich die Abbildung von Krümeln oder Sandkörnern. In anderen Zeichen auch oft als ⺌. Vgl. das eng verwandte Nr.233 少 /shǎo//shào/ „wenige“ und Nr.848 沙 (auch 砂) /shā/ „Sand“.

Nr.84 部 /bù/ „Region, Teil, Abteilung, Ministerium“. Links Phonetikum 咅 /pǒu/ (Variante von 否 /fǒu/ „nicht”), rechts Signifium 阝(邑 /yì/) „Region, Stadt”. Die Bedeutung „Teil“ verweist semantisch auch auf 剖 /pōu/ „aufschneiden“.

Nr.85 其 /qí/ schriftsprachlich „sein, ihr, ihm, ihn, sie“. Zwei Hände halten eine geflochtene Worfschaufel zur Trennung von Spreu und Getreide (heute mit „Bambus“ 箕 /jī/). Phonetisch früh entlehnt für Personalpronomonina.

Nr.86 些 /xiē/ „einige” (ZEW für kleine, unbestimmte Mengen). Das Deiktikon 此 /cǐ/ „hier, dies“ (wo der Mensch 𠤎 → 匕 mit seinem Fuß 止 steht) verweist auf eine demonstrative Verwendung, das Zeichen für „zwei“ 二 darauf, dass es sich um ein pluralisches (Zähleinheits-)Wort handelt.

Nr.87 主 /zhǔ/ „Gastgeber, haupt-(sächlich)”. Hier stochern wir im Trüben: Möglicherweise ein Altar oder Schrein mit einer Flamme (丶 /zhǔ/!). In der kleinen Siegelschrift noch häufig mit „Dach“ geschrieben: 宔. Viele Autoren sehen eine grafische Verbindung zu den religiösen Zeichen 示 bzw. 宗 „darbieten, Altar, Zeremonie“.

Nr.88 样 (trad. 樣, jap. 様) /yàng/ „Aussehen, Muster, Art“. Urbedeutung „Eichel“, früh abstrahiert zum heutigen Bedeutungsfeld. Links Signifikum „Holz“ 木, rechts Phonetikum 羊 /yáng/ („Schaf“). Im trad. Zeichen komplexeres Phonetikum 羕 /yàng/ („ewig fließendes Wasser“).

Nr.89 理 /lǐ/ „(ordnendes) Prinzip, Vernunft, regulieren”. Zentraler Begriff der Neokonfuzianer (12.Jh.). Links Signifikum „Jade“ 玉, rechts Phonetikum 里 /lǐ/. Ursprünglich die Maserung von Jade, dann auch die der Maserung entsprechende Bearbeitung bezeichnend.

Nr.90 心 /xīn/ „Herz, Gefühl, Zentrum”. Abbildung eines Herzens mit Kammern. Signifikum vor allem in mit Emotionen verbundenen Schriftzeichen, häufig links stehend als 忄, unten stehend neben 心 (wie in 想) auch vereinzelt wie in 恭.

Nr.91 她 /tā/ „sie” (3.Pers.Sg.). Vermutlich das jüngste aller häufigen Zeichen: Aufgekommen erst unter dem Eindruck westlicher, zwischen maskulin und feminin unterscheidender Sprachen in der Sprachreformbewegung zu Beginn des 20. Jh.s, gebildet in Analogie zu 他 /tā/ (heute nur noch „er“, Nr.10). Angeblich von Liu Bannong zum ersten Mal 1920 in einem Liebesgedicht verwendet.

Nr.92 本 /běn/ „Wurzel, Basis, dieses, mein, unser”, ZEW für Bücher, 日本 /rìběn/ „Japan“. Ein Baum 木, dessen Wurzeln durch einen Querstrich besonders hervorgehoben sind.

Nr.93 前 /qián/ „vor, vorne, früher, vorher“. Ursprünglich 歬, „vorwärts“: ein Boot舟 (oder ein Schuh), davor ein Fuß bzw. Schritt 止. Beide Grapheme sind heute verfremdet. Mit „Messer“ 刀 →刂 eigentlich „schneiden“, quasi rück-entlehnt für „vorne“. („Schneiden“ heute 剪 /jiǎn/ mit doppeltem „Messer“.)

Nr.94 开 (trad. 開) /kāi/ „öffnen, beginnen“. Zwei Hände 廾 schieben den Riegel 一eines Tors 門 nach oben, um es zu öffnen. In der Kurzzeichenreform wurde auf das Tor verzichtet (vgl. Nr.127 关/關 /guān/ „schließen“).

Nr.95 但 /dàn/ „aber, sondern, nur”. Ursprünglich „mit nacktem Oberkörper” (heute 袒 /tǎn/): Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts Phonetikum 旦 /dàn/ („Morgensonne“, Nr.1300).

Nr.96 因 /yīn/ „Grund, weil, wegen”. Phonetisch für grammatische Bedeutung entlehnt, ursprünglich eine in Kleidung gehüllte Person 大 (später 裀 /yīn/, verwandt auch mit 茵 /yīn/ „Matte“).

Nr.97 只 (trad. auch 祗) /zhǐ/ „nur“; (trad. 隻) /zhī/ „einzeln“, (ZEW für Tiere, Hände u.a.). 隻 ursprünglich „mit der Hand 又einen Vogel 隹fangen“. Das heute für beide Konzepte verwendete Kurzzeichen ist schon in der Hanzeit als Interjektionszeichen (ein rufender Mund) und in der Tangzeit in der Verwendung „nur“ belegt.

Nr.98 从 (trad. 從, jap. 従) /cóng/ „folgen“, Bedeutung erweitert zu „von…her, seit“. Das ursprüngliche Signifikum彳+止 ist eine Variante des heutigen Signifikums 辵 → 辶 „Fortbewegung“. Im Kurzzeichen wieder sinnhaft reduziert auf das Basiszeichen: ein Mensch 人, der einem anderen 人 „folgt“. 

Nr.99 想 /xiǎng/ „denken, planen, wünschen”. Signifikum „Herz“ (Emotion) 心, Phonetikum 相 /xiāng//xiàng/ (木 „Baum“ und 目 „Auge“, ursprünglich „beobachten“, heute „gegenseitig“).

Nr.100 实 (trad. 實, jap. 実) /shí/ „solide, echt, ernsthaft“. Ursprünglich eine Reichtum symbolisierende Schatzkammer: Muscheln 貝 und Geldschnüre 毌 unter einem Dach 宀 (ähnlich 富 /fù/ „reich“). Im Kurzzeichen wurde das komplexe 貫 wie andere ähnliche Grapheme durch 头 /tóu/ „Kopf“ ersetzt.

Nr.101日 /rì/ „Sonne, Tag” (sowie in 日本 /rìběn/ „Japan“: Land der aufgehenden Sonne). Ursprünglich runde Sonne, durch Ritzung und Pinselschreibung heute eckig. 日 ist selbst Signifikum in vielen Zeichen, die mit Licht und Zeit konnotiert werden.

Nr.102 军 (trad. 軍) /jūn/ „Militär, Armee“. Ein (Streit-)Wagen 車 ↓ 车unter einem dachartigen Graphem 冖, das ursprünglich aus dem Phonetikum 云 → 勹 /yún/ „Wolke(n)“, Nr.692) entstand. (Vgl. auch Phonetikum 匀 /yún/.)

Nr.103 者 /zhӗ/ Schon in Bronzeinschriften wie heute vor allem als Nominalisierungssuffix verwendet. Entstehungsgeschichte unklar: Antike Formen verweisen auf Pflanzen und ähneln häufig 杏 oder 春, es besteht also trotz graphischer Ähnlichkeit kein historischer Zusammenhang zu 老 /lǎo/ (Nr.179), 考/kǎo/ oder 孝 /xiào/.

Nr.104 意 /yì/ „Bewusstsein, Gedanken, Idee, Meinung”. In der Antike auch in der Variante 𠶷. Aus zwei semantischen Graphemen zusammengesetzt: „Sagen 音 (Variante von 言, Worte aus einem geöffneten Mund), was das Herz 心 denkt“.

Nr.105 无 (trad. 無) /wú/ „nicht, nicht haben“ (schriftsprachlich). Das Graphem 無 stellt einen tanzenden Menschen dar, mit Schmuck an den Armen, darunter zwei Hölzer 𣞤 (vgl. 蕪/wú/ „Gestrüpp, Unkraut“, Nr.1144舞 /wǔ/ „tanzen“). Aber auch das vermeintlich moderne Kurzzeichen 无 ist schon in alten Texten als Negationswort belegt.

Nr.106 力 /lì/ „Kraft, Fähigkeit”. Ursprünglich Darstellung eines Pfluges. Vgl. auch „Feld” 田 + „Pflug” 力 = 男 /nán/ „männlich” (Nr.601). Signifikum in einigen weiteren Zeichen.

Nr.107 它 (trad. 牠) /tā/ „es“ (3. Pers. Sg.) Ursprünglich eine Schlange (heute 蛇 /shé/, vgl. auch Nr.31 也 /yӗ/), schon früh Allograph zu 他 /tā/. Im 20. Jh. dann zunächst als 牠 (mit „Rind“ 牛), in der VR als 它 in strenger „sächlicher“ Verwendung für Tiere und Abstrakta (vgl. Nr.91 她 /tā/).

Nr.108 与 (auch jap.; trad. 與) /yǔ/ „geben, unterstützen, und, mit”. Zwei Hände 廾 geben einen Zahn (与 ist Variante von 牙 /yá/, Nr.997) in zwei andere Hände. (Zähne waren rituelle Gaben.) Vgl. auch phonetisch und semantisch舁 /yú/ „gemeinsam hochheben“. Auch die Kurzform与ist schon früh nachgewiesen.

Nr.109 长 (trad. 長) /cháng/ /zhǎng/ „lang, andauernd“ „wachsen“. Eine Gestalt am Stock mit langen, wehenden Haaren; graphisch verwandt mit 老 /lǎo/ „alt“: Ursprünglich sowohl „alt geworden“ als auch „lange Haare“, Bedeutungsfeld erweitert zu „lang“ und „wachsen“. („Haare“ als Signifikum heute noch 髟 /biāo/ mit der Variante 镸).

Nr.110 把 /bǎ/ „festhalten, Griff”, Syntaxpartikel zum „Ergreifen“ eines Objekts. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 巴 /bā/ („Riesenschlange”).

Nr.111 机 (trad. 機) /jī/ „Gerät, Maschine, kritischer Punkt, Gelegenheit“. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 几 /jī/ („Tischchen“) bzw. 幾 /jǐ/ („einige”, 𢆶 + 戍, Nr.211).

Nr.112 十 /shí/ „zehn”. In der Frühzeit der chinesischen Schrift eine senkrechte Linie: 丨 (vgl. waagerechte Linie: 一 /yī/ „eins“, Nr.2). Ein oft hinzugefügter, dicker Punkt in der Mitte entwickelte sich zur Zeit der Streitenden Reiche (5.-3. Jh. v.u.Z.) zu einem zusätzlichen waagerechten Strich.

Nr.113 民 /mín/ „Volk, Bürger”. Ursprünglich „Sklaven“, denen mit einer Stichwaffe 戈 ein Auge 目ausgestochen wurde. Schon in der Antike jedoch zu „Bevölkerung“ erweitert, und die grausame Urbedeutung des heute abstrakten Zeichens verschwand aus dem kollektiven Bewusstsein.

Nr.114 第 /dì/ Präfix für Ordinalzahlen, „der/die/das X-te“, ursprünglich „Reihenfolge“. 第 / 弟 war einst ein mit Bambusblättern umwickelter Holzgriff (später 柲 /bì/), früh entlehnt für „Reihenfolge“ (der Bambusblätter?) und „jüngerer Bruder“.

Nr.115 公 /gōng/ „öffentlich, allgemein“. Die Bedeutung „männlich“ (als Ehrenbezeichnung und für Tiere) ist wohl phonetisch entlehnt. Eine Art Amphore mit zwei Henkeln (später 瓮 /wèng/) – oder eine graphische Variante von Nr.79 分 /fēn/ „teilen“; vgl. auch das Antonym 厶 bzw.私 /sī/ „privat“ (Nr.1023).

Nr.116 此/cǐ/ schriftsprachliches Demonstrativum „dies(es), hier“ – wo der Mensch 𠤎 → 匕 mit seinem Fuß 止 steht. Vgl. Nr.86 些 /xiē/ „einige”.

Nr.117 已 /yǐ/ „schon, bereits”. Ursprünglich „Schlange“ 巳 /sì/ (Sechstes Tier im chin. Tierkreis, Zahl 6 im Zyklus der 12 Erdzweige 地支 /dìzhī/), für die abstrakte Bedeutung graphisch leicht verändert: Das Viereck ist links halb geöffnet (mit kompletter Öffnung: 己 /jǐ/ „selbst“).

Nr.118 工 /gōng/ „Arbeit”. Ein Gerät, dessen Funktion nicht geklärt ist: In Bronzezeichen oft auch mit runder Unterseite; Spekulationen gehen daher in Richtung Stößel, Schneidegerät oder auch Winkelmaß.

Nr.119 使 /shǐ/ „senden, Bote, Botschaft(er/in), veranlassen, bewirken”. Einst 吏 /lì/ „niedriger Beamter“ mit Signifikum 彳“Weg“, später verkürzt zu 亻“Mensch“. Phonetisch und graphisch verwandt mit 史 /shǐ/ „historische Aufzeichnungen“, vgl. auch Nr.58 事 /shì/ „Angelegenheit“.

Nr.120 情 /qíng/ „Gefühl, Emotion, Zuneigung, Situation“. Links Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/) in der Variante 忄 (vgl. Nr.90), rechts Phonetikum 青 /qīng/ („dunkelgrün /-blau“, Nr. 497).

Nr.121 明 /míng/ „leuchtend, klar, offensichtlich”, Zeichen der Ming-Dynastie (14.-17. Jh.). Heute scheint dieses Zeichen aus zwei bedeutungstragenden Graphemen zu bestehen: Sonne 日 (/rì/) und Mond 月 (/yuè/) „leuchten“ in einem Zeichen. Tatsächlich findet sich in Bronzezeichen links häufig ein „Fenster“ 囧 /jiǒng/ (朙), das möglicherweise auch phonetisch war.

Nr.122 性 /xìng/ „Charakter, Temperament, Geschlecht, Sexualität“: Die dem Menschen von Geburt an zugeschriebenen Eigenschaften. 生 /shēng/“Geburt“ (Nr.34) hat hier sowohl semantische als auch phonetische Funktion, ergänzt durch das Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/) in der Variante 忄.

Nr.123 知 /zhī/ „wissen, verstehen”. Wie bei Nr.67 如 /rú/ steht hier der Mund 口 als Signifikum auf der rechten Seite. Links das Phonetikum 矢 /shǐ/ („Pfeil“), das auch semantisch interpretiert werden könnte: „Wissen“ fliegt wie ein Pfeil von einem zum anderen?

Nr.124 全 /quán/ „gesamt, komplett”. In antiken Materialien oben 入 /rù/ „hinein“ (manchmal mit waagerechtem Strich darunter (𠓛) , unten 玉 /yú/ „Jade“ oder 工 (仝). Grundbedeutung „perfekter, reiner Jade“, zum Bedeutungswandel vgl. im Deutschen „vollkommen”.

Nr.125 三 /sān/ „drei”. Das 2000 Jahre alte Wörterbuch Shuowen 説文解字verleiht diesem Zeichen noch eine metaphysische Bedeutung: „三。天地人之道也。“: „Drei – Die Wege von Himmel, Erde und Mensch“.

Nr.126 又 /yòu/, heute nur noch in der Bedeutung „wieder, noch”. Ursprünglich eine rechte Hand (heute „rechts“ 右 /yòu/, Nr.783), als Signifikum „Hand“ in Zeichen wie 隻驭支. Bei der Kurzzeichenreform außerdem häufig als funktionsloses, rein graphisches Subgraphem verwendet: 汉对权 statt 漢對權.

Nr.127 关 (trad. 關, jap. 関) /guān/ „schließen, Grenzstation, verbinden, Beziehung”. Ein Tor 門 wird durch zwei(?) Balken geschlossen. In historischen Varianten finden sich im „Tor“ 門Grapheme wie 卝𢇅串关. Letzteres wurde zum heutigen Kurzzeichen. (Vgl. Nr.94 开開 /kāi/ „öffnen, beginnen“)

Nr.128 点 (auch Jap.; trad. 點) /diǎn/ „Punkt, einen Punkt setzen, bestellen, Strich 丶, ein bisschen“. Signifikum 黑 „schwarz” (mit „Feuer“ , Phonetikum 占 /zhān/ („weissagen”), in Kurzzeichenreform zusammengeführt. Gelegentlich auch 奌.

Nr.129 正 /zhèng/ „richtig, aufrecht, korrekt, positiv“. Bedeutungserweiterung, ursprünglich „eine Reise / Expedition machen (heute Nr.739 征 /zhēng/). Ein Fuß 止 geht zu einem Ziel (einst ein Quadrat, später 丁 /dīng/ „viereckiger Nagel“ (auch phonetisch), gekürzt zu 一.

Nr.130 业 (trad. 業) /yè/ „Beruf, Branche, Unternehmen”. In der Kurzzeichenreform von 13 auf die ersten 5 Striche gekürzt. Herkunft unklar: Das Shuowen nennt 業ein großes Rammholz für Klangsteine. Am ehesten Bezug zu 凿 /záo/ „Meißel“ und 木 „Holz“.

Nr.131 外 /wài/ „außen, außerhalb, ausländisch“. Das Zeichen 卜 /bǔ/ „wahrsagen“ (das Aufbrechen der Tierknochen) bedeutete auch schon früh „außerhalb“. Später wurde als Phonetikum月/yuè/ („Mond“) in einer graphischen Variante 夕 (heute /xī/) hinzugefügt.

Nr.132 将 (auch Jap.; trad. 將) /jiāng/ /jiàng/ „bringen, unterstützen, (schriftsprachlich: Markierung von Zukunft sowie Äquivalent zur Partikel 把 /bǎ/ (Nr.110))“ / „General“. Ursprünglich „nehmen“: Eine Hand 寸 ergreift ein Stück Fleisch 肉 (gekürzt zu 月). 爿 ↓ 丬/qiáng/ („Holzscheit“) ist Phonetikum.

Nr.133 两 (trad.兩, jap. 両) /liǎng/ Ursprünglich eine Gewichtseinheit, heute vor allem „zwei (+ZEW)“. Ursprünglich möglicherweise zwei Joche 㒳 für Rinder oder Pferde, die den Wagen zogen. Vgl. 丙 /bǐng/ („Joch“?), 内 /nèi/ („innen“) und 入 /rù/ („hinein“, Nr.210).

Nr.134 高 /gāo/ „hoch, groß“. Abbildung eines zweistöckigen Hauses oder einer Pagode. Signifikum in 亭 /tíng/ „Pavillon, kleine Pagode“, Phonetikum in Nr.879 毫 /háo/ „feiner Pinsel, Milli-“.

Nr.135 间 (trad. 間) /jiān/ „Raum, Zwischenraum, Zeitraum“. Ein Türspalt: Eine Sonne 日scheint durch eine Tür 門 ↓ 门. Vgl. auch 闲 (閑) /xián/ „leerstehend, Freizeit“. Für beide Konzepte lässt sich über die Jahrtausende häufiger die (heute ungebräuchliche) Schreibung mit „Mond“ finden: 閒.

Nr.136 由 /yóu/ „Grund, Ursache, von…ausgehend”. Ursprung unklar: Früheste Darstellungen erinnern an eine Kerze, einen Helm oder ein Gefäß. Heutige Bedeutung durch phonetische Entlehnung entstanden.

Nr.137 问 (trad. 問) /wèn/ „fragen“. Ein Mund 口 als Signifikum in der Tür 門 ↓ 门 /mén/, die hier als phonetisches Element fungiert.

Nr.138 很 /hěn/ „sehr”, häufig vor Adjektivprädikaten. Ursprünglich „nicht gehorchen, seinen eigenen Weg 彳 gehen“. (verwandt mit 狠 /hěn/ „wild, grausam, energisch“). Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“). Früh grammatikalisiert zu Bekräftigungspartikel (vgl. Deutsch „irre gut“, „außerordentlich gut“ etc.).

Nr.139 最 /zuì/ „äußerst“, Partikel des Superlativs/Elativs. Ursprünglich „rauben“, früh grammatikalisiert. Signifikum 取 /qŭ/ „nehmen“ (wohl auch phonetisch). Der obere Teil ist weder Sonne 日noch geöffneter Mund 曰, sondern 冃 /mào/ „Kopfbedeckung“ (heute 帽 /mào/ „Kopfbedeckung, Mütze“).

Nr.140 重 /zhòng//chóng/ „schwer, wichtig” / „wiederholt“. Eine Person 亻auf der Erde 土 (𡈼 /tǐng/ „aufrecht stehen“) trägt ein schweres Bündel 東 (/dōng/, auch Phonetikum, später entlehnt für „Osten“) auf dem Rücken.

Nr.141 并 (trad. 並, auch 幷, früheste Form 竝) /bìng/ „verbinden, gemeinsam, außerdem“, (Bekräftigungspartikel für Negationen). Zwei nebeneinander stehende Menschen 立; in dieser Bedeutung „nebeneinander stehen“ jap. Kanji 併.

Nr.142 物 /wù/ „Gegenstand, Ding, Tier”. Ursprünglich „geflecktes Rind“. Signifikum 牛 „Rind“ mit Phonetikum 勿 /wù/ (eine Art Messer). Boltz 1994 hingegen sieht in 勿 ein vierbeiniges Tier, also ein Grundzeichen, das durch das Signifikum 牛 konkretisiert und abgegrenzt wurde.

Nr.143 手 /shǒu/ „Hand“, auch Suffix für „Experte, Fachleute“. Abbildung einer menschlichen Hand. In der chinesischen Schrift existieren zahlreiche weitere Formen der Hand, wie 扌又 爪 爫 und 寸.

Nr.144 应 (trad. 應) /yīng/ /yìng/ „bewilligen, anpassen, sollen“. Signifikum „Herz“ 心mit Phonetikum 𨿳 /yīng/ „Greifvogel“ (heute鹰, vgl. auch 雁 /yàn/ „Wildgans“). In der Kurzzeichenreform grafisch gekürzt zu应, als japanisches Kanji zu 応.

Nr.145 战 (trad. 戰, jap. 戦) /zhàn/ „Krieg, kämpfen“. Rechts stehendes Signifikum 戈 „Hiebaxt“ (/gē/) mit Phonetikum 單 /chán//dān//shàn/ („Wurfbola“), in Kurzzeichen ersetzt durch das einfachere 占 /zhān//zhàn/.

Nr.146 向 /xiàng/ „Richtung, tendieren, in Richtung von“. Ursprünglich „Schall, Echo“: Ein Mund 口 unter einem Dach 宀 (in einer ungewöhnlichen Variante, eng verwandt mit der Halle 尚 /shàng/, Nr.878). Früh phonetisch entlehnt für jetzige Bedeutung. „Schall“ /xiǎng/ schreibt man inzwischen 響 / 响.

Nr.147 头 (trad. 頭) /tóu/ „Kopf, Chef, erste/s“. Im traditionellen Zeichen regelhaft mit dem rechts stehenden Signifikum „Kopf“ 頁 und dem Phonetikum 豆 /dòu/ („Bohne“). Das Kurzzeichen 头ist aus einer extremen Kursivform des Zeichens abgeleitet.

Nr.148 文 /wén/ „Schrift, Literatur, Sprache, Kultur“. Ursprünglich Darstellung einer Person (wie 大 /dà/ „groß“) mit Ornamenten oder Tattoos auf dem Körper. Diese Ornamente sind früh verschwunden.

Nr.149 体 (auch jap.; trad. 體) /tǐ/ „Körper, Einheit, Stil, System”. Ursprünglich der menschliche Körper (auch 軆, 𦡊). Im trad. Zeichen links Signifikum 骨 „Knochen“, rechts 豊 /lǐ/, ein rituelles Gefäß. Im bereits in der Songzeit auftauchenden Kurzzeichen alternativ aus 亻 „Mensch“ und 本 „Wurzel” gebildet.

Nr.150 政 /zhèng/ „politisch, Regierung“. Einst „einen Staat angreifen“ (heute mit 征 /zhēng/), Bedeutungserweiterung von 正 /zhèng/, ursprünglich „eine Reise / Expedition machen“ (vgl. auch Nr.129) mit hinzugefügter „schlagender Hand“ 攴 → 攵.

Nr.151 美 /měi/ „schön”. Eine Gestalt 大 trägt ein Schafsfell (mit Hörnern) 羊auf dem Kopf. Derartige Tierattribute wurden in vielen schamanischen Gesellschaften aus religiösen Gründen oder zur Dekoration getragen.

Nr.152 相 /xiāng//xiàng/ „einander, gegenseitig” / „Aussehen, Abbild“. Grundbedeutung „beobachten“: Ein Auge 目 beobachtet einen Baum 木. Wie es zu dem Bedeutungskonzept „gegenseitig“ kommt, kann bisher niemand erklären. Aber 目 /mù/ und 木 /mù/ haben in fast allen Regionalsprachen die gleiche Aussprache. Zufall?

Nr.153 见 (trad. 見) /jiàn/ „sehen, erblicken, wahrnehmen“. Ein Auge 目 auf zwei Beinen 儿. 见 kann als Komponente in anderen #Schriftzeichen nur rechts oder unten stehen, sowohl als #Signifikum (观视觉) als auch als #Phonetikum (现舰).

Nr.154 被 /bèi/ „(Stoff-)Decke“, grammatikalisiert zur Passivpartikel vor Verben und Substantiven. Links Signifikum „Kleidung“ 衣 in der links stehenden Variante 衤, rechts Phonetikum 皮 /pí/ („Leder, Haut“).

Nr.155 利 /lì/ „Gewinn, Profit, Verdienst”. Ein aus zwei semantischen Bestandteilen (Signifika) zusammengesetztes 会意huìyì-Zeichen: Getreide 禾wird mit einem Messer 刀 →刂 geerntet: Gewinn.

Nr.156 什 /shén/ (trad. 甚) „etwas” (im Fragewort 什么 /shénme/ „was?”) bzw. /shí/ „zehn, gemischt“ (Variante von Nr.12 十 mit „Mensch“ 亻). Der obere Teil des grammatikalisierten, trad. Langzeichens 甚 ist wohl der geöffnete Mund 甘 /gān/, Bedeutung des unteren Teils unklar.

Nr.157 二 /èr/ „zwei”. Vgl. unsere römische II. Auch ist 二 Bestandteil des Zeichens für das Verhältniss zwischen (zwei) Menschen 仁 /rén/, das zu einem konfuzianischen Grundprinzip wurde und meist als „Mitmenschlichkeit“ oder „Humanität“ übersetzt wird.

Nr.158 等 /děng/ „Kategorie, Klasse, klassifizieren, gleichrangig, warten, usw.“. Ursprünglich das Sortieren und Ordnen von Schriftstücken, daher das Signifikum 竹 „Bambus, schreiben“. Die Komponente 寺 /chí//sì/ scheint als Phonetikum wenig plausibel, möglicherweise Signifikum „festhalten“ (heute持 /chí/).

Nr.159 产 (trad. 產産) /chǎn/ „gebären, produzieren“. Im Langzeichen ist das bedeutungstragende Graphem 生 /shēng/ „Geburt“ (Nr.34) noch enthalten. Das heutige Kurzzeichen (Phonetikum?) enthält ursprünglich 文/wén/ (Nr.148) und ist auch noch in 彦 /yàn/ „kultivierter Mensch“ enthalten.

Nr.160 或 /huò/ „oder, möglicherweise“. Ursprünglich ein Gebiet 口, das mit einer Hiebaxt 戈 zu verteidigen war (heute mit „Erde“ 土 Nr.847 域 /yù/ „Gebiet“), später phonetisch entlehnt für grammatische Funktion.

Nr.161 新 /xīn/ „neu”. Ursprünglich „Brennholz“ (heute 薪/xīn/). Phonetikum ursprünglich 辛 /xīn/, das mit „Holz“ 木zu 亲 verschmolzen ist. Signifikum ist eine (Holz 木 schlagende) Axt 斤. (Vgl. auch 析/xī/ „zerteilen, analysieren“).

Nr.162 己 /jǐ/ „selbst”, 6. Himmelsstamm im chinesischen Zeitzyklus. Möglicherweise ein Strick oder Seidenfaden, später 纪 /jì/ (auch „Chronik”), phonetisch entlehnt für „selbst”. Nicht zu verwechseln mit Nr.117 已 /yǐ/ „schon, bereits”.

Nr.163 制 /zhì/ „herstellen, ausarbeiten, herrschen, System”. Wieder ein Zeichen, das ursprünglich aus der Holzverarbeitung kommt: Ein Messer 刀 → 刂 bearbeitet eine (in keinem anderen Zeichen auftretende) Variante von „Holz“ (木/未/生). Einst eng verwandt mit 折 /zhé/ „zerbrechen, verbiegen, falten“.

Nr.164 身 /shēn/ „Körper, Rumpf”. Darstellung eines Menschen mit Hervorhebung des Bauches.

Nr.165 果 /guǒ/ „Frucht, Obst, Ergebnis, Resultat“. Ein Baum oder Strauch 木 mit einer großen Frucht (in 3000 Jahre alten Inschriften auch mehrere Früchte), die nur zufällig grafisch dem Zeichen für „Feld“ 田 entspricht.

Nr.166 加 /jiā/ „hinzufügen, erweitern”, ursprünglich auch „verleumden, übertreiben“. Ein Pflug 力(„Kraft“ /lì/) und ein Mund 口 (/kǒu/, möglicherweise auch Phonetikum). Entstehung unklar; manche vermuten „Stöhnen bei harter Arbeit“ als Grundbedeutung, aber auch „laut streiten“ wäre denkbar (vgl. Nr.846架 /jià/).

Nr.167 西 /xī/ Der „Westen“ ist offenbar diejenige Himmelsrichtung, über die am häufigsten geschrieben wird. Darstellung eines Nests (mit Vogel darin, heute 栖 /qī/), phonetisch entlehnt.

Nr.168 斯 /sī/ „s“. Das häufigste rein phonetische Zeichen; findet fast nur als phonetische Transkription für S-Laute in fremdsprachigen Eigennamen Verwendung: Thoma-s, Mo-s-kau, Marx (-k-s) und Engel-s, S-tanford etc. Grundbedeutung schon wieder „Holz fällen“, mit Axt 斤 und Phonetikum 其 /qī/.

Nr.169 月 /yuè/ „Mond, Monat”. Abbildung des sichelförmigen Mondes. Als semantische Komponente heute nur noch durch die Position im Schriftzeichen von „Fleisch, Körperteil“ 月 (肉 /ròu/) unterscheidbar: Nur rechts stehendes 月 verweist auf das Konzept „Mond, Zeitraum“ (明期朝朗).

Nr.170 话 (trad. 話) /huà/ „Rede, Sprache”. (Frühere Varianten auch 譮 oder 䛡) Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts 舌, meist als Signifikum „Zunge“ (/shé/) interpretiert, tatsächlich Kurzform eines verloren gegangenen Phonetikums: 氏 über 口 /guó/ „im Mund halten“ (wie in 刮 /guā/ und Nr.219活 /huó/).

Nr.171 合 /hé/ „verbinden, vereinigen, schließen, passen”. Ein Deckel 𠓛 wird auf ein Gefäß 口 gesetzt. Vgl. auch Nr.29 会 (trad. 會) /huì/.

Nr.172 回 (trad. auch 囘迴) /huí/ „zurück(gehen), zurückkehren, antworten”. Ursprünglich „wirbeln, sich drehen“: Darstellung eines Wasserstrudels (später 洄 /huí).

Nr.173 特 /tè/ „speziell, besonders”, phonetische Transkription für T-Laute. Ursprünglich „Stier“. Links Signifikum 牛 „Rind“, rechts Phonetikum 寺 /chí/ (heute /sì/ „Tempel“, früher „festhalten“ → heute 持 /chí/).

Nr.174 代 /dài/ „ersetzen, repräsentieren“ sowie „Ära, Zeitalter, Generation”. Links Signifikum 亻„Mensch“, 弋 /yì/ (Stock mit Schnur) wird als Phonetikum interpretiert. (vgl. phonetisch das seltene 忒 /tè/ „Fehler“)

Nr.175 内 (trad. 內) /nèi/ „innen“. Zusammengesetzt aus einem Gebäude / Dach 冂 (vgl. 宀) und dem Zeichen 入 /rù/ „hineingehen, betreten“ (Nr.210).

Nr.176 信 /xìn/ „vertrauen, glauben, Brief“. Links Signifikum 亻„Mensch“ (/rén/, wird von manchen auch als Phonetikum gedeutet), rechts Signifikum 言 „sprechen“. Eselsbrücke: „Ein Mann, ein Wort“. Seltenere, aber sehr sinnhafte Schreibung mit Phonetikum 心 /xīn/ „Herz“: 訫.

Nr.177 表 /biǎo/ „zeigen, zum Ausdruck bringen”; auch „Armbanduhr” (dann trad. 錶); Morphem für Cousind/Kusinen. Ursprünglich ein Fellmantel, zusammengesetzt aus 毛 /máo/ „Fell“ im Innern von 衣 /yī/ „Kleidungsstück“, grafisch verkürzt. Vgl. Nr.50 里 /lǐ/ „innen“ (trad. 裏).

Nr.178 化 /huà/ „verändern, wechseln“, dann „chemisch” und Suffix der Veränderung „-isieren, -isierung“. Ursprünglich zwei voneinander abgewandte 亻 Menschen, der rechte 𠤎  hat die Position „verändert“ und ist um 180 Grad gedreht.

Nr.179 老 /lǎo/ „alt, ehrwürdig”. Stark veränderte Abbildung einer Gestalt 人 mit Haaren 毛, gestützt auf einen Stock. Die Gestalt wurde zu 耂, der Stock zu 匕. B.Karlgren hingegen meinte, in 老 sei die farbliche „Veränderung“ (𠤎 → 匕, vgl. Nr.178 化 /huà/) der Haare 毛 dargestellt.

Nr.180 给 (trad. 給) /gěi/ /jǐ/ „geben, zur Verfügung stellen, für“. Grundbedeutung „unterstützen, bereichern“, in antiken Texten sehr selten. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 合 /hé/ (Nr.171).

Nr.181 世 /shì/ „Generation, Welt, Ära”. Es gibt drei Erklärungsmuster: a) Variante von 止/zhǐ/ „Fuß“. b) Ursprünglich „Blätter“ (vgl. trad. 枼, Var.枽 /yè/, „Kräuter“ 卉/huì/), phonetisch entlehnt. c) abgeleitet von 卅 /sà/ „dreißig“ Jahre = eine Generation.

Nr.182 位 /wèi/ „Position, Status”, honorifizierendes ZEW für Personen. Ursprünglich Variante von 立 /lì/ „stehen“ (eine Person steht auf dem Boden) mit Hinzufügung des Signifikums „Mensch“ 人 → 亻.

Nr.183 次 /cì/ „Reihenfolge, -mal, sekundär”. Ursprünglich „konsultieren, beraten“ (heute 咨/zī/). Rechts der geöffnete Mund欠 /qiàn/, und bei den links stehenden „zwei Tropfen Wasser“ 冫handelt es sich tatsächlich um Spucke. (Für die Bedeutung „sekundär, zweitrangig“ könnte冫aber auch eine Variation von 二 „zwei“ sein.)

Nr.184 度 /dù/ „messen, Maß, Grad“ auch „Zeit verbringen“. Eine Hand 又hält einen Stein 石 (/shí//dàn/, evtl. auch phonetisch). Zur ungewöhnlichen Graphie von石 „Stein“: Analog wurde 𤇈 („Stein im Feuer erhitzen“) zum heutigen 庶 /shù/.

Nr.185 门 (trad. 門) /mén/ „Tür, Tor, Eingang“. Im traditionellen Zeichen sind die Türflügel noch sichtbar. Eines der wenigen Basiszeichen, das in komplexeren Zeichen etwa gleich häufig als Signifikum (闭/bì/ 阔/kuò/ 阅yuè/ 闪/shǎn/) wie als Phonetikum (问/wèn/ 闻/wén/ 闷/mēn/ 们/men/) Verwendung findet.

Nr.186 任 /rèn/ „halten, innehaben, ein Amt bekleiden, Aufgabe, irgend(-wer, – was)”. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻mit Phonetikum 壬 /rén/ (der neunte Himmelsstamm, Entstehung unbekannt).

Nr.187 常 /cháng/ „üblich, regulär, häufig”. Ursprünglich ein rockartiges Kleidungsstück (später裳 /cháng//shang/), das phonetisch entlehnt wurde. Daher unten Signifikum „Stoff“ 巾 mit oben Phonetikum 尚 /shàng/.

Nr.188 先 /xiān/ „erste(r), früher”. Ursprünglich 止 „Fuß, Schritt“ über 儿 Person: „vorausgehen“.

Nr.189 海 /hǎi/ „Meer“ (auch in 上海 Shànghǎi). Signifikum „Wasser“ 水 → 氵. Starke phonetische Veränderung vom Basisphonetikum 母 /mŭ/ (Mutter, Frau) zum Phonetikum 每 /měi/ (Frau mit Haarschmuck) in 海 /hǎi/.

Nr.190 通 /tōng/ „durchlaufen, erreichen, kommunizieren, allgemein“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 甬 /yǒng//tǒng/ („Eimer“, vgl. Nr.51 用 /yòng/).

Nr.191 教 /jiào/ „lehren, unterrichten“. Zwei Signifika: 子 „Kind“ + 攴 (=攵) „mit einem Stock schlagen“. Oben links Phonetikum 爻 /yáo/, das auch in 學 /xué/ „lernen“ enthalten ist. Beide Zeichen bedeuten ursprünglich „unterweisen, lernen“, und es gab auch eine Mischform 斅/敩 (der heute die Aussprache /xiào/ zugewiesen wird (= evtl. 校).

Nr.192 儿 (trad. 兒, jap. 児) /ér/ /-r/ „Sohn, Kind”, (Nominalisierungssuffix im Pekinger Dialekt). Der obere Teil des traditionellen Zeichens ist nach Meinung vieler eine Darstellung der noch offenen Schädelfontanelle eines Neugeborenen, nach anderer Deutung eine Kinderfrisur.

Nr.193 原 /yuán/ „Quelle, Ursprung, Herkunft”. Ein Felsabhang 厂, aus dem klares, „weißes“ 白 Wasser (水 → 小) sprudelt. Vgl. auch 泉 /quán/ „Quelle“.

Nr.194 东 (trad. 東) /dōng/ „Osten“. Volksetymologisch und im „Shuowen“ als Sonne 日 hinter einem Baum 木beschrieben. Tatsächlich Darstellung eines geschnürten Bündels, phonetisch entlehnt, vgl. 束 /shù/ „Bündel“ (Nr.998; Signifikum in verschiedenen „Bündeln“: 橐 /tuó/ 㯱 /biǎo/ 㯻/gŭn/).

Nr.195 声 (auch Jap.; trad.聲) /shēng/ „Klang, Ton, Stimme“. Ein „Klangstein” (Variante von 石 „Stein“), der an einer Schnur (糸 → 士) hängt. Im trad. Zeichen erkennt man noch das Schlagen des Steins mit einem Klöppel (殳) und das ergänzende Signifikum 耳 „Ohr“, die beide im Kurzzeichen gestrichen wurden. (Vgl. „Klangstein“ 殸 bzw. 磬 /qìng/)

Nr.196 提 /tí/ „aufnehmen, in der Hand halten, (Thema) ansprechen“. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts 是 /shì/ als Phonetikum (wie in Nr.218 题 /tí/).

Nr.197 立 /lì/ „aufrecht stehen, aufstellen, etablieren“. Ursprungsform 𡗓: Ein aufrecht auf dem Boden 一 stehender Mensch 大. Eng verwandt mit Nr.182 位 /wèi/ „Position, Status”.

Nr.198 及 /jí/ „einfangen, reichen (bis zu), gleichkommen, und“. Ursprungsform ähnlich 仅: Eine Hand 又ergreift eine Person人. Historische Variante auch mit „Wegstrecke“: 彶.

Nr.199 比 /bǐ/ „vergleichen”: Zwei Personen stehen nebeneinander. Im Unterschied zur archaischen Form von 从 /cóng/ „folgen“ blickten die Personen hier nach rechts. Auch eine Form 夶 ist belegt. Vgl. auch das einst ebenfalls Menschen bezeichnende 𠤎 /huà/ vs. 匕 /bǐ/ und Nr.178 化 /huà/.

Nr.200 员 (trad. 員) /yuán/ „Person“. Ursprünglich „rund“, heute 圆 /yuán/ (Nr.1145). Tatsächlich zeigt 口 die runde Öffnung eines großen Bronzekessels 鼎 /dǐng/, der grafisch gekürzt wurde, d.h. es besteht keine etymographische Beziehung zu „Muschel“ 貝 ↓ 贝 oder der scheinbar „menschlichen“ Gestalt.

Nr.201 解 /jiě/ „lösen, erklären”. Ein seltener Fall von drei semantischen Bestandteilen: Einem Rind 牛wird mit einem Messer刀 das Horn 角 (/jiǎo/, auch phonetisch) abgeschnitten.

Nr.202 水 /shuǐ/ „Wasser, Flüssigkeit”. Darstellung fließenden Wassers, als links stehendes Signifikum zu 氵 („Drei-Punkte-Wasser“ 三点水/sāndiǎnshuǐ/) gekürzt. Vgl. auch 永 /y ng/ „ewig“, 川 /chuān/ „Fluss“.

Nr.203 名 /míng/ „Name, Titel”. 夕 /xī/ ist eine Variante von 月 /yuè/ „Mond”, kombiniert mit 口 „Mund”: „In der Dunkelheit (seinen Namen) rufen“. Manche Autoren sind allerdings der Ansicht, die phonetische Ähnlichkeit von 名 /míng/ und明 /míng/ (Nr.121) könne kein Zufall sein, und der „Mond“ sei eine Kürzung eines Phonetikums 明 /ming/.

Nr.204 真 (auch Jap.; Var. 眞) /zhēn/ „wahr, echt”. Entstehung unklar: Der Hauptteil sieht in Bronzeinschriften wie 貝 „Muschel“, in Orakelzeichen eher wie 鼎 „Bronzegefäß Ding“ aus, darüber Löffel 匕 oder ein Mensch 人 → 𠤎 → 匕. Trotz Ähnlichkeit keine Verwandtschaft mit 直 /zhí/ „gerade“ (Nr.255).

Nr.205 论 (trad. 論) /lùn/ „debattieren, erörtern“. In der Kurzzeichenreform gemäß üblicher Schnellschreibungen von 15 auf 6 Striche gekürzt: Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 侖 ↓ 仑 /lún/ („geordnete Schriftstücke“).

Nr.206 处 (trad. auch 處, jap. 処) /chǔ/ „Ort“, vor allem schriftsprachlich. Schon vor über 2000 Jahren in der Form 処 „Ruheplatz“: Gestalt oder Beine 夊, die sich auf einen Hocker几 setzen. Offensichtlich spätere Vermengung mit Phonetikum 虍 /hū/ bzw. 虎 /hǔ/ „Tiger“, das ebenfalls几 bzw. 儿 als „Beine“ enthält.

Nr.207 走 /zǒu/ „gehen, fortgehen”. Ursprünglich eine rennende Person (Variante von 大) über einem „Fuß“ 止 (vgl. auch 奔 /bēn/ „rennen“ über Gräser). Als Signifikum in anderen Zeichen links und unten (wie 起, 趟). Eng verwandt mit 彳+止 (wie in 從), 辵 und 辶 /chuò/), die alle Varianten des gleichen Konzeptes sind.

Nr.208 义 (trad. 義) /yì/ ursprünglich „Aussehen, Erscheinung“, heute „gerecht, rechtschaffen“ und „Bedeutung, Sinn“ (semantische Überlappung mit 意 /yì/). Signifikum „Schaf“ 羊 (vgl. 美 /měi/ „schön“) mit Phonetikum 我 (heute /wǒ/), das stark vereinfachte Kurzzeichen ist angelehnt an 乂 /yì/ („regulieren“).

Nr.209 各 /gè/ „jede/r/s einzelne, alle”. Ursprünglich „betreten, ankommen“ (Antonym zu Nr.28 出 /chū/ „hinausgehen“): ein Fuß 止/夊, der eine Höhle 凵 betritt (in 客 /kè/ „Gast“ noch vorhanden). Heutige Bedeutung durch phonetische Entlehnung bereits in der Zhanguo-Zeit (5.-3.Jh.v.Chr.) belegt.

Nr.210 入 /rù/ „eintreten, betreten”. Im Unterschied zu Nr.7 人 (rén/ „Mensch“) war dieses Zeichen ursprünglich symmetrisch (Λ) und ist eng verwandt mit Nr.175内 (trad. 內) /nèi/ „innen“.

Nr.211 几 (trad. 幾) /jǐ/ „wie viele, einige”. Ursprünglich Seidenfäden 幺幺 /yōu/ und 戍 /shù/ „mit Hiebaxt 戈 verteidigen“, Bedeutung möglicherweise „gefährliche Situation“, heutige Verwendung phonetisch entlehnt. Als Kurzzeichen dann ersetzt durch 几 /jī/ „Schemel, Tischchen“.

Nr.212 口 /kǒu/ „Mund, Öffnung”. Signifikum in vielen Zeichen, die orale Handlungen oder Partikeln ausdrücken, meist links stehend (吗, 吧, 吸), in manchen alten Zeichen auch rechts (如, 知, 和). Phonetisch in 扣 /kòu/ „knöpfen, verschließen“.

Nr.213 认 (trad. 認) /rèn/ „kennen, anerkennen“. In der Kurzzeichenreform von 14 auf 4 Striche gekürzt: Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 忍 /rěn/ „ertragen“, ersetzt durch 人 /rén/ „Mensch“.

Nr.214 条 (auch Jap.; trad. 條) /tiáo/ v.a. ZEW „Zweig, Streifen, Paragraph“. Unten Signifikum „Holz“ 木, oben Phonetikum 攸 /yōu/ (mit „schlagender Hand“ 攵: Urform des heutigen 修 /xiū/ „reparieren, verzieren, kultivieren“ (vgl. auch 悠 /yōu/). Im Kurzzeichen wurde das Phonetikum zerschlagen und ist nun als 夂funktionslos.

Nr.215 平 /píng/ „eben, flach, friedlich, ausgewogen”. Entstehungstheorien sehr divers und strittig, es wird Verwandtschaft mit 釆 /biàn/ 分 /fēn/, 八 /bā/ und 亏 /kuī/ vermutet und viel von Luft- bzw. Qi-strömen gesprochen. Ich finde vor allem die konzeptuelle Nähe zu 秤/chèng/ „Waage“ einleuchtend.

Nr.216 系 /jì/ „festschnallen, befestigen“ bzw. /xì/ (trad. auch 係 繫) „Verbindung, System, Fakultät”. Eine Hand 爪 (schon früh zum oberen, fast waagerechten 丿piě-Strich verkürzt) ergreift Seidenfäden / Schnüre 糸 /mì/ (als Signifikum 糹bzw. 纟).

Nr.217 气 (trad. 氣, jap. 気) /qì/ „Luft, Dampf”, Lebensenergie #Qi/ #Ch’i. Ursprünglich „Wolken am Himmel“. „Reis“ 米 bzw. „Wasser“ 水 → 氵 (heute 汽 /qì/ „Dampf“) wurde später zur Unterscheidung von 三 /sān/ „drei“ hinzugefügt. Einst auch oft für 乞 /qǐ/ „betteln“ verwendet.

Nr.218 题 (trad. 題) /tí/ einst „Stirn“, heute „Thema, Titel“. Rechts Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页, links 是 /shì/ als Phonetikum (ähnlich Nr.196 提 /tí/).

Nr.219 活 /huó/ „leben, lebendig”. Ursprünglich das Plätschern von Wasser. Links „Wasser“ 水 → 氵,rechts 舌, meist als Signifikum „Zunge“ (/shé/) interpretiert, tatsächlich Kurzform eines Phonetikums 氏 über 口: /guó/ „im Mund halten“ (wie in 刮 /guā/ und Nr.170 话 /huà/).

Nr.220 尔 (trad. 爾) /ěr/ Ursprünglich u.a. „du“ (vgl. Nr.32 你 /nǐ/). Findet v.a. in fremdsprachigen Eigennamen für „l“- und „r“-Laute Verwendung, so dass sein Auftreten mit der Globalisierung enorm zugenommen hat (vgl. Nr.168 斯 /sī/). Graphisch sind 尔 und 尒 frühe Kurzfassungen des oberen Teils von 爾 (Darstellung einer Art Seidenspindel mit drei Beinen), das für das Personalpronomen der 2. Person phon. entlehnt wurde.

Nr.221 更 /gèng/ „verändern, mehr”, Komparativpartikel. Verschmelzung des Jochs 丙 /bǐng/ (auch phonetisch) mit der (eine Peitsche?) schlagenden Hand 攴 → 攵. Solche Verschmelzungen von Subgraphemen ergaben sich vor allem durch den Wechsel des Schreibgeräts vom Ritzen/Gravieren zum Pinsel vor 2500-2000 Jahren, genannt 隶变 Lìbiàn (Veränderungen der „Kanzleischrift“).

Nr.222 别 (hist. und jap. 別) /bié/ „trennen, andere, Unterschied“, mündlich auch Kontraktion von 不要 /bú yào/. Kein Zusammenhang zu 力 /lì/ oder 口 /kǒu/, sondern „Fleisch mit dem Messer 刂vom Knochen (另, ursprünglich 冎) trennen“. (Graph.-sem. auch verwandt mit 另 /lìng/ „andere, gesondert“.)

Nr.223 打 /dǎ/ „schlagen, treffen”, häufiges Funktionsverb. 丁 /dīng/ „Nagel“ (vermutlich auch phonetisch), für die Tätigkeit erweitert um das Signifikum „Hand“ 手 → 扌.

Nr.224 女 /nǚ/ „Frau, weiblich”. In antiken Dokumenten häufig als knieende Figur dargestellt. Häufiges Signifikum, u.a. für Verwandtschaftsbezeichungen und Frauen zugeschriebenen Eigenschaften. Graphisch eng verwandt mit Nr.565 母 /mǔ/ „Mutter“.

Nr.225变 (trad. 變, jap. 変) /biàn/ „ändern, verändern“. Oberer Teil phon. und sem. 䜌 /luán/ „(Fäden) durcheinanderbringen“ (vgl. 乱乿亂 /luàn/ „Chaos“), in Kurzzeichen regelhaft gekürzt. Unten hinzugefügt die „schlagende Hand“ 攴 → 攵.

Nr.226 四 /sì/ „vier”. Ursprünglich vier parallele (waagerechte) Striche 亖. Die heutige Form ist wohl eine phonetische Entlehnung eines lautmalerischen Wortes/Zeichens für „ausatmen“ (vgl. das seltene 呬 /xì/ „ausatmen, ausruhen“).

Nr.227 神 /shén/ „Geist (i.S.v. „spirit“), übernatürliches Wesen”. Links Signifikum 礻 (Variante von 示 /shì/ „Altar”, verwendet für zahlreiche spirituelle Konzepte und Rituale), rechts 申 /shēn/ (Nr.1110), phonetisch und semantisch, Variante von Nr.230 „Blitz“ 电 /diàn/.

Nr.228 总 (trad. 縂, 總, jap. 総) /zǒng/ „bündeln, gesamt, leitend, jederzeit“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum /cōng/ 悤 (kurz 总, ursprünglich „klug“, heute聪 /cōng/). 囱 /cōng/ = „Maueröffnung, Kamin, Fenster“.

Nr.229 何 /hé/ „was, warum, wie” (schriftsprachlich). Ursprünglich „über der Schulter tragen“ (heute 荷 /hè/). Mensch 亻, der einen Gegenstand 可 (/kě/, sem. und phon. Bezug zu 戈 /gē/ „Hiebaxt“) auf der Schulter trägt, phonetisch entlehnt.

Nr.230 电 (trad. 電) /diàn/ „Blitz, Elektrizität, elektronisch“. Oben Signifikum „Regen“ 雨, unten (und Kurzzeichen) abstrahierte Darstellung eines Blitzes. Ursprünglich 申 (/shēn/ Nr.1110, vgl. auch Nr.227 神 /shén/).

Nr.231 数 (auch Jap.; trad. 數) /shù//shŭ/ „Zahl“ / „zählen, rechnen“. Die „schlagende Hand“ 攵, die möglicherweise etwas durchzählt, ist Signifikum. Links娄 (trad. 婁) /lóu/ „schwächlich“ wird trotz heute großer phon. Abweichung als Phonetikum gedeutet.

Nr.232 安 /ān/ „friedlich, still, sicher“. Eine Frau 女 unter einem Dach 宀. Manche bezweifeln, dass die Bedeutung „Frau“ hier ausschlaggebend ist, denn ursprünglich war dies nur eine knieende (weibliche) Person, die vielleicht allein durch ihre Sitzhaltung „Entspanntheit“ zum Ausdruck brachte?

Nr.233 少 /shǎo/ „wenig(e)” /shào/ „jung“. Graphisch (und phonetisch) Variante von Nr.83 小 /xiǎo/“klein”, durch Hinzufügung eines Striches semantisch differenziert. (einst auch 尐)

Nr.234 报 (trad. 報) /bào/ „berichten, Mitteilung, Zeitung“. Rechts „unterwerfen“ /fú/ (Hand 又hält Gefangenen fest), links 幸 war ursprünglich 㚔 /niè/, die Abbildung einer Art Handschellen. Eng verwandt mit Nr.763 执 (執) /zhí/ „festhalten“ in ähnlicher Bedeutung. Heutige Bedeutung scheint übertragen zu sein.

Nr.235 才 (trad. auch 材, 纔) /cái/ „Talent“; „gerade, eben erst“. Entstehung unklar: Während das Shuowen behauptet, es handle sich um eine Pflanze, scheinen Orakelknochen- und Bronzeformen eher auf ein Gerät zu verweisen. 才 /cái/ ist Phonetikum links in Nr.6 在 /zài/ „sich befinden”!

Nr.236 结 (trad. 結) /jié/ „verknüpfen, knoten, verbinden“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 吉 /jí/ („Glück“).

Nr.237 反 /fǎn/ „umdrehen, entgegnen, kontern, rebellieren”. Ursprünglich evtl. „klettern“ (vgl. 扳/攀 /pān/ „klettern“): Eine Hand 又an einer Felswand 厂 (allerdings läuft die Strichrichtung in 反 heute von rechts nach links!). Heutige Bedeutung möglicherweise Kürzung von 扳 /bān/ „umdrehen, umschalten”.

Nr.238 受 /shòu/ „erhalten, annehmen, ertragen”. Eine Hand 爪 → 爫 gibt von oben einen Gegenstand 冖 (in Bronze- und Orakelknochenzeichen des 2. Jt. v.u.Z. ein Boot 舟) in eine andere Hand 又.

Nr.239 目 /mù/ (klassisch:) „Auge”, heute Morphem in „Programm”, „Ziel, Zweck”, „Projekt“ u.a.. Darstellung eines Auges. Vgl. auch 眉 /méi/ „Augenbrauen“ („Auge“ heute: 眼 /yǎn/).

Nr.240 太 /tài/ „sehr, äußerst“. Variante von Nr.17 大 /dà/ „groß, umfangreich”, durch Hinzufügung eines Punktstriches von diesem semantisch abgegrenzt. (vgl. auch Nr.233 少 /shǎo/ „wenig” vs. Nr.83 小 /xiǎo/ „klein“)

Nr.241 量 /liàng//liáng/ „Maß, Menge, Umfang, schätzen, messen“. Kein etymographischer Bezug zu Nr.50 里, sondern der untere Teil (einschließlich des einzelnen horizontalen Striches) ist eng verwandt mit Nr.194東 „Bündel“ bzw. Nr. 140重 „schwer“. Als oberer Teil findet sich in frühesten Formen ein Viereck 口 (Variante 𨤦), eine Sonne 日oder ein Feld 田.

Nr.242 再 /zài/ „wieder, noch einmal“. Etymographie umstritten, frühe Formen sehr divers. In manchen ist oben eine 一 „eins“ und unten eine 二 „zwei“ zu erkennen, manche Versionen ähnelten aber auch 鱼 „Fisch“ oder 因 „Matte“.

Nr.243 感 /gǎn/ „fühlen, empfinden, Emotion”. Oben als Phonetikum 咸 /xián/ (heute „salzig“, früher „töten“, dann „vollkommen, ganz“, mit der Waffe 戌 /xū/). Unten das „emotionale“ Signifikum Nr.90 心 /xīn/ „Herz“.

Nr.244 建 /jiàn/ „erbauen, gründen, errichten“. Links das nur in drei Zeichen vorkommende Signifikum 廴 (einst ∟), das für befestigte Bauwerke steht. Dazu 聿, eine Hand, die einen Pfahl in den Boden setzt.

Nr.245 务 (trad. 務) /wù/ „Angelegenheiten, Verpflichtungen, müssen“. Mit einer Lanze 矛 /máo/ schlagen 攴 → 攵 = 敄 /wù/ (in einigen anderen Zeichen als Phonetikum erhalten). Später wurde 力 „Kraft“ hinzugefügt, und die „schlagende Hand“ zu 夂 gekürzt (wie in Nr.214 条 /tiáo/).

Nr.246 做 /zuò/ „machen, herstellen”. Sehr späte, aber heute verbreitete Variante von Nr.49 作 /zuò/ mit hinzugefügter schlagender Hand 攴 → 攵 mit gleicher Bedeutung. 古 war eigentlich 乍. 作 wird v.a. für Komposita verwendet, 做 als Einzelverb. (Erstaunlich, dass dieses sinnlose Zeichen nicht mit der Kurzzeichenreform aufgegeben wurde.)

Nr.247 接 /jiē/ „empfangen, abholen, verbinden”. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts 妾 /qiè/ („Nebenfrau“) als Phonetikum.

Nr.248 必 /bì/ „müssen, sicherlich”. Trotz Ähnlichkeit kein etymographischer Zusammenhang zu Nr.90 心 /xīn/ „Herz“, sondern eine Waffe 弋 , die einen Gegenstand in zwei Teile spaltet (丿丶, von manchen auch interpretiert als Phonetikum 八 bā), für heutige Bedeutung phonetisch entlehnt.

Nr.249 场 (trad. 場) /chǎng/ „Ort, weiter Platz, Marktplatz, Sportplatz“. Signifikum 土 (/tǔ/) „Erde“ und Phonetikum 昜 /yáng/, eine strahlende Sonne, in fast allen Kurzzeichen zu 𠃓 gekürzt.

Nr.250 件 /jiàn/ #Zähleinheitswort (ZEW) für Angelegenheiten und Kleidungsstücke, Morphem in „Einzelteil“, „Bedingung“, „Anforderung“. Ein Mensch 亻, ein Rind 牛: Ursprünglich „Teil, teilen“. #Chinesisch #Hanzi

Nr.251 计 (trad. 計) /jì/ „rechnen, planen, Schema, Strategem“. Links Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, rechts Signifikum 十 (/shí/) „zehn“.

Nr.252 管 /guǎn/ „Röhre, Leitung, leiten, verwalten, sich kümmern“. Ursprünglich ein Bambusrohr („Wasser-Leitung“!) bzw. eine Bambusflöte: Signifikum 竹 „Bambus“ mit Phonetikum 官 /guān/ (ursprünglich „öffentliches Gebäude“, dann „Beamter“).

Nr.253 期 /qī/ „Zeitraum, Periode”. Rechts Signifikum 月 „Mond” als Symbol für die Zeit, links Phonetikum 其 /qí/ („Worfschaufel“, s. Nr.85).

Nr.254 市 /shì/ „Markt, Stadt (als Verwaltungseinheit)”. In antiken Formen erinnert der untere Teil an丁, 兮 oder auch an ein zweigeteiltes Tor. Oben Phonetikum 之 /zhī/ 止 /zhǐ/ („Fuß“, vgl. Nr.44). Ein Fuß, der durch ein Tor tritt? (Ahistorische) Eselsbrücke: „Tuch“ 巾 unter einem Dach 亠.

Nr.255 直 /zhí/ „gerade, senkrecht, geradeaus, aufrecht”. Ein Auge 目 blickt geradeaus auf ein Ziel. Evtl. Phonetikum 十 /shí/. Die unterste Linie, die im jap. Kanji und div. trad. Formen 直 einen Winkel ∟ bildet, verweist m.E. auf das Wortfeld „bauen“ (vgl. 廴 in Nr.244 建 /jiàn/).

Nr.256 德/dé/ „Tugend, Moral“, seit dem 19.Jh. auch „deutsch“. Das „geradeaus“ blickende Auge 直 /zhí/ (Nr.255), 彳 „Weg“ und 心 „Herz“: Tugendhaft ist, wer den geraden Weg des Herzens beschreitet – immer noch eines der schönsten Schriftzeichen. Im jap. Kanji 徳.

Nr.257 资 (trad. 資) /zī/ „Eigentum, Ressourcen, Kapital“. Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, darüber Phonetikum 次 /cì/ (Nr.183).

Nr.258 命 /mìng/ „Leben, Schicksal” und „Befehl”. Zusammengesetzt aus „Mund“ 口 (manche vermuten hier ein Phonetikum 名 /mìng/) und einer Variante von 令 /lìng/ „Befehl“ (Nr.378), das seinerseits einen von oben sprechenden Mund über einer knieenden Gestalt 卩 darstellt und auch semantisch interpretiert werden kann.

Nr.259 山 /shān/ „Berg, Gebirge”. Abstrahierte Abbildung einer Bergkette. Signifikum in Gebirgsnamen und Wörtern für Landschaftsformen, daneben in Provinznamen Shanxi 山西 und Shandong 山东.

Nr.260 金 /jīn/ „Metall, Gold, Geld“. Als Signifikum 钅(trad. 釒) vor allem in Zeichen für Metalle. Ursprünglich „Kupfer“, Darstellung von zwei (in vielen alten Zeichen auch vier) Kupferstücken und einem Schmelz- oder Bergbau-Gerät. Oben Phonetikum 今 /jīn/ (Nr.336).

Nr.261 指 /zhǐ/ „Finger, Hinweis, zeigen”. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 旨 /zhǐ/ („Zweck, Dekret”, ursprünglich „wohlschmeckend”: Löffel 匕 über Mund 口, evtl. verwandt mit 舌 /shé/ „Zunge“).

Nr.262 克 /kè/ „überwältigen, (sich) überwinden”, heute auch „Gramm” sowie phonetische Transkription für K-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Ursprünglich „schultern“, Etymographie unklar; möglicherweise 古 /gŭ/ als Phonetikum, aber in antiken Formen nie mit zwei „Beinen“.

 Nr.263 许 (trad. 許) /xǔ/ „zustimmen, erlauben, zulassen“, Morphem in „vielleicht“ 也许/yěxǔ/ und „viele“ 许多 /xǔduō/. Links Signifikum „Sprache“ 言 / 讠, rechts Phonetikum 午 /wǔ/ („Stößel“, heute vor allem „Mittagszeit“).

Nr.264 统 (trad. 統) /tǒng/ „komplexes System, zusammenfassen, gesamt“. Ursprünglich „zentraler Fadenstrang“: Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 充 /chōng/ („anfüllen, ausreichend“)

Nr.265 区 (auch jap.; trad. 區) /qū/ (als Familienname Ōu) Ursprünglich „verbergen“ (Güter 品 in einem Behälter 匸), heute „einteilen“ und „Zone, Distrikt, Bezirk“.

Nr.266 保 /bǎo/ „beschützen, verteidigen, absichern“. Ein Mensch 亻trägt ein Kind (sonst 子, hier mit Tragetuch 呆) auf dem Rücken. (Wohl ab der Yuan-Zeit wurde 呆entlehnt für ursprünglich 獃 /ái//dāi/ „bleiben, erstarren, dumm“, Nr.1338.)

Nr.267 至 /zhì/ „ankommen, bis (zu)“. Ein auf dem Kopf stehender Pfeil 矢 „erreicht“ den Boden 土. Vgl. das weniger schriftsprachliche Nr.22 到 /dào/ mit fast gleicher Bedeutung.

Nr.268 队 (trad. 隊) /duì/ „Team(reihe), Mannschaft“. Einst „herabhängen, hinunterfallen“ (heute 坠墜 /zhuì/): Zusammengesetzt aus dem Signifikum „Hügelkette“ 阜 und Phonetikum 㒸 /suì/ („folgen“ eines Tieres), das in der Kurzzeichenreform sinnfällig durch das Signifikum 人 „Mensch“ ersetzt wurde.

Nr.269 形 /xíng/ „(Erscheinungs-)Form, Aussehen“. Rechts Signifikum 彡 „Schatten“, links Variante des Phonetikums 井 /jǐng/ „Brunnen“. Kein etymographischer Bezug zu Nr.94 开 (trad. 開) /kāi/ „öffnen“, aber zu Nr.556 型 /xíng/ „Form, Typ, Art”.

Nr.270 社 /shè/ „Gesellschaft, Gemeinschaft, Organisation“. Ursprünglich „Gott des Erdbodens”, daher Zusammensetzung aus den Signifika für „Ritual“ 示und „Erde“ 土.

Nr.271 便 /biàn/ „praktisch, angenehm“, schriftsprachl. Konsekutivpartikel „dann, daraufhin“ /pián/ in „billig“. Zusammengesetzt aus Nr.221更 /gèng/ „verändern, mehr” (nicht phonetisch, s.d.) und dem Signifikum 亻“Mensch“.

Nr.272 空 /kōng//kòng/ „Leere, nichtig, vergeblich”. Oben Signifikum „Höhle“ 穴 (/xué/), unten Phonetikum 工 /gōng/ (Nr.118).

Nr.273 决 (trad. 決) /jué/ „entscheiden”. Ursprünglich „Wasser ableiten“: Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 (wohl wegen des heute fehlenden semantischen Bezugs zu Wasser zu 冫 „Eis” gekürzt), rechts semantisch und phonetisch das Grundzeichen 夬 (auch 叏) /guài/ „entscheiden“.

Nr.274 治 /zhì/ „regulieren“ sowohl eines Staates – „regieren, verwalten” – wie des menschlichen Körpers – „behandeln“., rechts das (nicht mehr offensichtliche) Phonetikum 台 /tái/.

Nr.275 展 /zhǎn/ „ausrollen, ausdehnen, entwickeln, öffnen“ (auch 辗 bzw. 輾). Ursprünglich „einen menschlichen Körper umdrehen“. Signifikum ist ein menschlicher Körper 尸, das gekürzte Phonetikum war ursprünglich 𧝑 (vier 工 innerhalb von 衣).

Nr.276 马 (trad. 馬) /mǎ/ „Pferd”, Familienname Ma. Im traditionellen Zeichen sind Beine und Mähne deutlich besser zu erkennen. Es ist allerdings anzunehmen, dass /mǎ/ vor allem wegen „(Karl) Marx” (马克思) so häufig im heutigen Schrifttum der VR China zu finden ist…

Nr.277 科 /kē/ „Abteilung, wissenschaftliche Disziplin“. Ursprünglich „messen, kategorisieren“: Das Wiegen von Getreide 禾 (/hé/) mit einem Messbehälter 斗 (/dǒu/).

Nr.278 司 /sī/ „kontrollieren, leiten” (z.B. in 公司 „Firma“ oder 司机 „Chauffeur“). Manche sehen ein spiegelverkehrtes Nr.48 后 /hòu/ „Königin“ – angesichts des Wortfelds halte ich die Interpretation „Hand über dem (einen Befehl gebenden) Mund“ für die überzeugendere.

Nr.279 五 /wǔ/ „fünf”: Archaische Formen ähnelten einer Römischen X, eingefasst in zwei waagerechte Linien – offensichtlich eine schnelle Schreibung von fünf waagerechten Strichen.

Nr.280 基 /jī/ „Basis, Fundament, grundlegend”. Unten „Erde“ 土 (/tǔ/) als Signifikum, darüber die Worfschaufel 其 /qí/ (Nr.85) als Phonetikum.

Nr.281 眼 /yǎn/ „Auge, Blick”. Signifikum Nr.239 目 /mù/ „Auge”, kombiniert mit Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“), das wiederum mit dem „laufenden Auge“ Nr.153 见 (trad. 見) /jiàn/ verwandt ist.

Nr.282 书 (trad. 書) /shū/ „Geschriebenes, Dokument, Buch“. Das traditionelle Zeichen zeigt eine Hand, die ein Schreibgerät hält 聿, darunter einen sprechenden Mund 曰, hervorgegangen aus dem Phonetikum 者 (heute /zhě/). In der Kurzzeichenreform wurde die Kursivform 书 zum Standard erhoben.

Nr.283 非 /fēi/ „entgegengesetzt, nicht, a-” (Negationspräfix für Substantive), außerdem phonetisch für „afrikanisch“. Manche vermuten eine phonetische Entlehnung von „zwei Vogelflügeln” (vgl. phon. 飞 飛 /fēi/ „fliegen“), andere zwei Rücken an Rücken stehende Menschen oder Gegenstände (vgl. Nr.315 北 /běi/).

Nr.284 则 (trad. 則) /zé/ „Regel, Prinzip, befolgen“ „dann, andererseits“. Bei 贝 handelt es sich etymographisch um keine „Muschel“, sondern um eine Kurzform des Bronzekessels 鼎 /dǐng/ (wie schon in Nr.200 员 /yuán/), in den mit einem Messer 刂 (刀 /dāo/) „Regeln“ eingraviert wurden.

Nr.285 听 (trad. 聽, jap. 聴) /tīng/ „hören, zuhören, gehorchen”. Einst 耳 „Ohr“ und 口 „Mund“ (noch erhalten in Nr.960 聖 /shèng/, dort auch, wie in 聽, Phonetikum 壬 /tǐng/!). Die Form mit der rechten Komponente wie in 德 /dé/ ist relativ jung. Heute mit 口 “Mund“ und graphisch falschem Phonetikum 斤 /jīn/ (richtig wäre 厅 /tīng/).

Nr.286 白 /bái/ „weiß, hell, umsonst”. Volksetymologisch eine Sonne 日 mit einem zusätzlichen Lichtstrahl – die archaischen Formen laufen allerdings oben spitz zu, widersprechen also dieser Interpretation: Dort neben „weiß“ auch als „Daumen“, „Ältester“ (伯 /bǎi//bó/, Nr.821) und „hundert“ (百 /bǎi/, Nr. 407) verwendet.

Nr.287 却 (trad. 卻) /què/ „sich zurückziehen, aber“. Eine knieende oder sich duckende Gestalt卩 (auch in Nr.258命 /mìng/ „befehlen“) mit dem Phonetikum /jué/ (einst zwei 人über 口, später identisch wie 谷 /gŭ/ geschrieben), das auch schon früher durch das vertrautere 去 /qù/ „weggehen“ ersetzt wurde.

Nr.288 界 /jiè/ „Grenze, Bereich, Welt”. Bereits 介 /jiè/ alleine bedeutet „zwischen etwas stehen/sein“ und zeigte ursprünglich einen Menschen zwischen zwei Linien. Bedeutungsverengung auf „Bereich“ durch die Hinzufügung des Signifikums 田 (/tián/) „Feld”.

Nr.289 达 (trad. 達) /dá/ „ankommen, erreichen“. Signifikum „Fortbewegung“ 辶 mit Phonetikum 大 /dà/, in der Kurzzeichenform schon auf Orakelzeichen zu finden. Die irritierende, leicht mit 幸 /xìng/ verwechselbare Komponente des Langzeichens ist eine Verfremdung des Phonetikums 羍 /dá/ „Lamm“.

Nr.290 光 /guāng/ „leuchtend, brillant, leer, nur”. Ursprünglich eine knieende („erleuchtete“?) Gestalt (卩 oder 女, heute 儿) mit Feuer 火 oder einer Fackel auf dem Kopf. Eselsbrücke: 光头 /guāngtóu/ „Glatzkopf“.

Nr.291 放 /fàng/ „loslassen, freilassen, abstellen, ablegen“. Als Funktionsverb ähnlich wie Englisch „to put“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 mit Phonetikum 方 /fāng/.

Nr.292 强 (trad. 強) /qiáng/ „stark, kräftig, mit Gewalt“. Ursprünglich „Reiskornkäfer“, Signifikum ist also rechts unten 虫 „Insekt“, Phonetikum 弘 /hóng/ („groß, erweitern“). Der „Bogen“ 弓 /gōng/ ist vermutlich phonetisch; es besteht keinerlei semantischer oder phonetischer Bezug zu 虽 /suī/.

Nr.293 即 /jí/ „sofort, unmittelbar, das bedeutet“. Eine knieende Gestalt 卩 (vgl. Nr.287 却 /què/) an einer Kochstelle (皀, vgl. Signifikum 食 ↓ 饣 „essen“, Nr.671), heute nur noch in abstrakter Funktion. Sowohl 皀 /jí/ als auch卩 /jié/ lassen sich auch als Phonetikum interpretieren.

Nr.294 像 /xiàng/ „Abbild, ähneln, wie”. Ein Mensch 亻, ein Elefant 象 /xiàng/ als Phonetikum. 1964 zugunsten von 象abgeschafft, wurde 像1986 auch in der VR wieder eingeführt. Bis heute bestehen jedoch Unsicherheiten, in welchen Wörtern 像, in welchen nur 象 (Nr.300) geschrieben werden muss.

Nr.295 难 (trad. 難) /nán/ „schwierig“ /nàn/ „Katastrophe“. Volksetymologie: Es ist schwierig, mit der Hand 又einen Vogel 隹 zu fangen. Ursprünglich Name eines Vogels, mit der links stehenden Komponente /jiān/, die manche für einen gefesselten Gefangenen halten (Analoge Kürzung von漢zu 汉 /hàn/ und im eng verwandten 艱 ↓ 艰/jiān/ „schwierig“.

Nr.296 且 /qiě/ „auch, außerdem, darüberhinaus”. Rein grammatische Partikel, ursprünglich Darstellung eines Altars oder eines (phallischen?) Objekts der Ahnenverehrung (vgl. Nr.1025 祖 /zŭ/ „Vorfahre“, 俎 /zŭ/ „Opferaltar“).

Nr.297 权 (trad. 權, jap. 権) /quán/ „Macht, Recht, Autorität“. Ursprünglich ein Holzgewicht für Waagen. Links Signifikum „Holz“ 木, das (rechts stehende) Phonetikum 雚 /guàn/ („Reiher“) wurde in der Kurzzeichenreform generell zu 又 gekürzt.

Nr.298 思 /sī/ „denken, überlegen, Gedanken“. Unten das Herz 心 als Kennzeichen von emotionalen Vorgängen, oben das „Gehirn“ 囟 /xìn/ (vgl. heute 脑 /nǎo/ „Gehirn“), das sich hier schon früh – vermutlich aus Gründen der Schreibbequemlichkeit – in „Feld“ 田 gewandelt hat.

Nr.299 王 /wáng/ „König“, Familienname Wang/Wong. Einst eine Axt mit gerundetem Boden, später homograph mit /yù/ „Jade“, weshalb „Jade“ ein Punkt hinzugefügt wurde: 玉 (Nr.1001). Steht das Graphem 王 links in einem Zeichen (玩理现 etc.), handelt es sich etymographisch um das Signifikum 玉 „Jade“.

Nr.300 象 /xiàng/ „Elefant“ (ganz oben der Rüssel, die Beine nach links wie bei vielen Tiere darstellenden Zeichen), außerdem entlehnt für „Figur, Abbild“ wie in 对象 /duìxiàng/ „Partner, Gegenüber“ oder 印象 /yìnxiàng/ „Eindruck“. Vgl. Nr.294 像 /xiàng/.

Nr.301 完 /wán/ „komplett, beenden, fertigstellen“. Ein Gebäude mit Dach 宀 als Signifikum, darunter das phonetische Element 元 /yuán/. Möglicherweise Urform von Nr.338 院 /yuàn/ „ummauertes Gebäude“.

Nr.302 设 (trad. 設) /shè/ „errichten, ausarbeiten, aufstellen“. Historisch „anordnen“: Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts eine Hand mit einem Gerät 殳 (wie 没, trad. 沒 /méi/, das aber eine andere Etymographie hat, vgl. Nr.72).

Nr.303 式 /shì/ „Stil, Art und Weise, Formel, Methode”. 工 /gōng/ „Arbeit“ (Nr.118) als Signifikum, 弋 (heute /yì/, „Stock mit Schnur“) als Phonetikum.

Nr.304 色 /sè/ „Farbe, Schattierung, Aussehen”. Etymographie dubios: Die meisten Quellen stellen enge, heute nicht mehr sichtbare Zusammenhänge zu 印 /yìn/ „Abdruck, Eindruck“ und 抑 /yì/ „unterdrücken, klein halten“ her, in denen eine Person eine knieende (巴 =卩 㔾 /jié/, Phonetikum?) zu Boden drückt, und postulieren als Urbedeutung „wütender (erröteter?) Gesichtsausdruck“.

Nr.305 路 /lù/ „Weg, Straße”. Links stehende Variante des Signifikums „Fuß“ 足 → ⻊, aber auch das rechte Element 各 /gè/ (Nr.209), ein Fuß 夊, der eine Höhle 口 betritt, könnte semantisch sein. Da mehrere Zeichen mit 各 aber /lu/ oder /luo/ lauten, ist auch phonetische Funktion denkbar.

Nr.306 记 /jì/ „sich merken, protokollieren, notieren”. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 己 /jǐ/ (heute „selbst“, Nr.162).

Nr.307 南 /nán/ „Süden“. Schon im 2. Jahrtausend v.u.Z. verwendet für die Himmelsrichtung „Süden“. Ursprünglich wohl Darstellung eines Schlag-Musikinstruments, das dem Autor des Wörterbuchs „Shuowen“ (100 n.Chr.) bereits unbekannt war.

Nr.308 品 /pǐn/ „Produkte, Artikel, Sorte, Rang, Qualität“ und „probieren”. Zu letzterem passt auch die Bedeutung „Mund“ für 口, die ursprüngliche Bedeutung von 品 ist jedoch „Vielfalt“; es stellt eine Anhäufung von verschiedenen Opfergaben oder Gegenständen dar.

Nr.309 住 /zhù/ „stehen bleiben, innehalten, wohnen, bewohnen”. Links Signifikum 人 → 亻 „Mensch“, rechts Phonetikum 主 /zhǔ/ (Nr.87).

Nr.310 告 /gào/ „mitteilen, informieren“. Heute oft als Mund 口 plus „Rind“ 牛 (/niú/) beschrieben. Älteste Formen zeigen jedoch deutlich eine enge Verwandtschaft zu „Zunge“ 舌 /shé/ und „sprechen“ 言 /yán/, was auch etymographisch plausibler scheint.

Nr.311 类 (trad. 類) /lèi/ „Art, Sorte, Kategorie”. Historisch ursprünglich 頪 (Reissorten?), später durch „Hund“ 犬 (auf Tierarten?) erweitert. Der „Kopf“ 頁 wurde in der Kurzzeichenreform gestrichen, der „Hund“ 犬 zu 大 gekürzt, so dass nur der Reis 米 bis heute erhalten geblieben ist.
(vgl. auch 颣 /lèi/ „Knoten, unentwirrbar“)

Nr.312 求 /qiú/ „bitten, sich bemühen, verlangen“. Das Shuowen vermutete hier einen Pelzmantel (später 裘 /qiú/); tatsächlich handelt es sich um die Abbildung eines Tausendfüßlers (später 蛷 /qiú/, heute meist 蜈蚣 /wúgong/), phonetisch entlehnt für die heutige Bedeutung.

Nr.313 据 (trad. 據, jap. 拠) /jù/ „besetzen, gemäß, Beweis”. Einst „sich (auf einen Stock) stützen“: Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 豦 /qú/ („Wildschwein“) bzw. 居 /jū/ („bewohnen“).

Nr.314 程 /chéng/ „Regel, Programm, Strecke”. Ursprünglich eine (kleine) Längenmaßeinheit. Links Signifikum 禾 “Getreide“, rechts Phonetikum 呈 /chéng/ („präsentieren“, mit unten 壬 /tǐng/, auch in Nr.285 聽 /tīng/, heute 听).

Nr.315 北 /běi/ „Norden”. Ursprünglich „Rücken“: Zwei Gestalten wenden einander den Rücken zu. Bedeutung erweitert auf die Himmelsrichtung, in die man blickt, wenn der Rücken zur Sonne zeigt. Für „Rücken“ bürgerte sich eine Form 背 /bèi/ (mit „Fleisch“ 肉 → 月, Nr.787) ein.

Nr.316 边 (trad. 邊, jap. 辺) /biān/ „Seite, Kante, Grenze“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“. Die komplizierte phonetische Komponente 臱 /mián//biān/ 自 + 穴 (bzw. 丙) +方 wurde im Kurzzeichen, ähnlich wie im jap. Kanji durch 刀 (/dāo/ „Messer“), durch das graphisch simple 力 (/lì/ „Kraft“) ersetzt.

Nr.317 死 /sǐ/ „sterben, Tod“. Zwei Signifika: 歹 bzw. 歺 /dǎi//è/ „Knochen, Gerippe“ (heute „schlecht, böse“) und ein daneben stehender (trauernder?) „Mensch“ in der Form 𠤎 → 匕 (vgl. Nr.199 比 /bǐ/, Nr. 315 北 /běi/). Eng verwandt mit 屍 尸 /shī/ „Leiche“.

Nr.318 张 (trad. 張) /zhāng/ „spannen, Spanne (ZEW), vergrößern“, Familienname Zhang/Chang. Ursprünglich das Spannen eines Bogens弓 (/gōng/); 長 ↓ 长/cháng//zhǎng/ („lang“) ist Phonetikum, kann hier aber auch semantisch interpretiert werden.

Nr.319 该 (trad. 該) /gāi/ „sollen, müssen, jene/s/r“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 亥 /hài/, dessen Etymographie bis heute unklar ist (manche vermuten „Wurzeln“, manche eine Variante von 豕 „Schwein“).

Nr.320 交 /jiāo/ „austauschen, kommunizieren, vermischen“. Bedeutungserweiterung von ursprünglich „überkreuzen“ (auch 爻 /yáo/): Darstellung eines Menschen 大 mit übereinandergeschlagenen Beinen.

Nr.321 规 (trad. 規) /guī/ „Regel, Brauch, ungeschriebenes Gesetz“. Heute ein Mann 夫 und ein Auge 見 ↓ 见, das die Einhaltung der Regeln zu überwachen scheint. Manche archaischen Formen zeigen statt 夫 eine Hand 彐, die einen spitzen Gegenstand (Pfeil 矢 oder Zirkel) hält.

Nr.322 万 (auch im Jap.; trad. 萬) /wàn/ „zehntausend“. Phonetische Entlehnung aus einem alten Zeichen für „Skorpion“ 萬/蠆. Auch das Kurzzeichen 万, das eine andere Herkunft hat, ist in dieser Bedeutung schon vor 2000 Jahren belegt. Evtl. Zusammenhang zur buddhistischen Swastika 卍, die ebenfalls /wàn/ gelesen wird.

Nr.323 取 /qǔ/ „nehmen, mitnehmen“. Erstaunlich, dass dieses martialische Zeichen bis heute so erhalten blieb: Eine Hand 又greift nach einem Ohr 耳 – es war einst Usus, dem getöteten Feind das linke Ohr abzuschneiden und mitzunehmen: 獲者取左耳 (周禮 „Riten der Zhou“).

Nr.324 拉 /lā/ „ziehen, befördern, verlängern”. Ursprünglich „brechen, zerstören“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 立 /lì/ („aufrecht stehen“).

Nr.325 格 /gé/ „(Karo-)Muster, Einteilung, Standard“. Ursprünglich wohl eine Bezeichnung für langes Holz 木, mit Phonetikum 各 /gè/ (Nr. 209, vgl. auch Nr. 305 路 /lù/.)

Nr.326 望 /wàng/ „erwarten, betrachten, hoffen”. Einst ein Auge 臣, ein Mond 月und ein 壬 /tǐng/ (Bedeutung unklar). Vermutlich war eine Kombination von Bequemlichkeit und Phonetizität dafür verantwortlich, dass sich 臣 bald zu 亡 /wáng/ und 壬 zu 王 /wáng/ vereinfachte, so dass dieses Zeichen heute tatsächlich (als einziges?) zwei Phonetika besitzt.

Nr.327 觉 (trad. 覺, jap. 覚) /jué//jiào/ „spüren, wahrnehmen, Bewusstsein“. Signifikum „laufendes Auge“ 見 → 见 (Nr.153), darüber das gleiche Subgraphem wie in Nr.66 学 (trad. 學) /xué/ „lernen“, zu dem eine enge graphische, semantische und phonetische Verwandtschaft besteht.

Nr.328 术 (trad. 術) /shù/ „Kunstfertigkeit, #Technik“. Kein direkter Zusammenhang zu „Holz“ 木; 术 stellte die Sorghumhirse dar (heute 秫 /shú/); 術 mit Signifikum 行 „Wegkreuzung“ bezeichnete einst städtische Straßenkreuzungen, Bedeutung später zu „Weg, Verfahren, Technik“ abstrahiert.

Nr.329 领 (trad. 領) /lǐng/ „Hals, Führung, anführen, veranlassen“. Rechts stehendes Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页 mit Phonetikum 令 /lìng/ „befehlen“ (Nr.378), das sich hier auch semantisch interpretieren lässt.

Nr.330 共 /gòng/ „gemeinsam, geteilt“. Zwei von unten kommende Hände (in anderen Zeichen 𠬞 → 廾 /gǒng/, auch phonetisch) greifen nach einem „gemeinsamen“ Gegenstand (艹oder 廿). U.a. Morphem in 共产 /gòngchǎn/ „kommunistisch“.

Nr.331 确 (trad. 確) /què/ „sicher, wahr, tatsächlich“. Ursprünglich „fest, stabil“. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 隺 /hè/ („Reiher“) bzw. im Kurzzeichen das phonetisch nähere 角 /jiǎo//jué/ („Horn“).

Nr.332 传 (trad. 傳, jap. 伝) /chuán/ „weitergeben, überliefern, verbreiten“ /zhuàn/ „schriftlicher Kommentar, Überlieferung“. Links Signifikum 亻“Person“, rechts Phonetikum 專 (gekürzt 专, im Jap. 云) /zhuān/ (eine Hand 寸lässt ein Spinnrad 叀 /zhuān/ „rotieren“, vgl. Nr. 376 转轉 /zhuǎn//zhuàn/).

Nr.333 师 (trad. 師) /shī/ „Meister, #Lehrer“. Links ein Erdhügel 𠂤 (verwandt mit 阜 → 阝„Erdhügel“), der schon in archaischer Zeit gewissermaßen „erhöhend“ als Synonym für „Meister“ verwendet wurde. Dazu das ungewöhnliche Phonetikum 帀 (heute wie 匝 /zā/).

Nr.334 观 (trad. 觀, jap. 観) /guān/ „beobachten, Blick“. Rechts Signifikum 見 ↓ 见 „erblicken“ (Nr.153, /jiàn/, das „Auge auf Beinen“); das (links stehende) Phonetikum 雚 /guàn/ („Reiher“) wurde in der Kurzzeichenreform generell zu 又 gekürzt, vgl. Nr.297 權 ↓ 权 /quán/.

Nr.335 清 /qīng/ „klar, rein, verständlich”, Name der letzten (mandschurischen) Kaiserdynastie Qing (17.-20.Jh.). Links Signifikum „Wasser“ 水 in der links stehenden Form 氵, rechts Phonetikum 青 /qīng/ („dunkelgrün /-blau“, Nr. 497).

Nr.336 今 /jīn/ „heute, heutzutage”. Von oben sprechender Mund (wie in Nr.378 令 /lìng/ „befehlen“ oder 食 /shí/ „essen“, einst möglicherweise „singen“, „seufzen“ oder „schreien“ (heute 吟 /yín/), heute nur noch in seiner entlehnten Bedeutung.

Nr.337 切 /qiē/ „schneiden, ritzen” (Grundbedeutung) /qiè/ „entsprechen, dringend”; 一切 /yíqiè/ „alles“. Phonetikum 七 /qī/ („sieben“) in eckiger, weil links stehender Form (vgl. dazu auch Nr.199 比), und rechts Signifikum „Messer” 刀 (zu erwarten wäre in dieser Position eigentlich 刂).

Nr.338 院 /yuàn/ „umgebende Mauer, Gebäude mit Innenhof”, heute meist „Institut(ion)”. Links Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“, rechts Nr.301 完 /wán/ („fertigstellen“), das heute meist als Phonetikum interpretiert wird, möglicherweise aber die Urform des hier beschriebenen Konzepts darstellte.

Nr.339 让 (trad. 讓, jap. 譲) /ràng/ „veranlassen, lassen, nachgeben, erlauben“. In der Kurzzeichenreform von 24 auf 5 Striche reduziert. Links Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 襄 /xiāng/ („Arme entblößen“ / „helfen“?) bzw. 上 /shàng/.

Nr.340 识 (trad. 識) /shí/ „wissen, kennen“. Links Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 戠 /zhí/ bzw. 只 /zhǐ/.

Nr.341 候 /hòu/ „warten, erwarten, Zeitdauer, grüßen“. Ursprünglich „beobachten“. Ein Mensch 亻als Signifikum, als Phonetikum ein einen Pfeil 矢 schießender „Fürst“ 侯 (auch 矦) /hóu/, dessen 亻seinerseits in 候 zu einem senkrechten Strich geschrumpft ist.

Nr.342 带 (trad. 帶, jap. 帯) /dài/ „Gürtel, Zone, mit sich tragen“. Im Langzeichen sind die „Gürtelschlaufen“ noch besser zu erkennen, darunter 巾 „Stoff“. Dies ist der „Belt” aus der kaum übersetzbaren „Belt and Road Initiative” 一带一路 /yīdài-yīlù/, gemeint sind große Regionen bzw. „Gürtel“ der Erde. #beltandroad

Nr.343 导 (trad. 導) /dǎo/ „leiten, führen“. Signifikum „Hand“ 寸 mit道 /dào/ „Weg“ (Nr. 52), das damit phonetische und semantische („einen Weg zeigen“) Funktion hat. im Kurzzeichen durch das rein grafische 巳 (/sì/) ersetzt.

Nr.344 争 (trad. 爭) /zhēng/ „kämpfen, streiten, konkurrieren, streben nach“. Zwei Hände (爫 und 彐) greifen nach einem Gegenstand 亅 (vgl. auch Nr.58 事 /shì/).

Nr.345 运 (trad. 運) /yùn/ „bewegen, transportieren, Schicksal“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“. Das Phonetikum 軍 /jūn/ („Militär“) wurde im Kurzzeichen durch 云 /yún/ („Wolke“) ersetzt.

Nr.346 笑 /xiào/ „lachen, lächeln”. Signifikum 竹 „Bambus“ mit Phonetikum 夭 /yāo/ (nicht 天 /tiān/). Herkunft obskur: Angeblich einst Gras 艹über Hund 犬, was nichts erklärt. Viel schöner finde ich folgende Herleitung: „sich vor Lachen wie Bambus im Wind krümmen“.

Nr.347 飞 (trad. 飛) /fēi/ „fliegen“. Darstellung von Vogelflügeln mit Federn. Verwandt mit Nr.283 非 /fēi/, meiner Ansicht nach auch mit 升 /shēng/ in der Bedeutung „aufsteigen“ (leider keinen Beleg gefunden).

Nr.348 风 (trad. 風) /fēng/ „Wind“, dann „Benehmen, Stimmung“. Ungewöhnliche Struktur: Ein (in der Luft fliegendes) Insekt 虫, umgeben vom Phonetikum 凡 /fán/ („Trage, gewöhnlich“, Nr.1013).

Nr.349 步 /bù/ „Schritt(e)”. Darstellung von zwei Fußabdrücken 止 übereinander (Varianten auch 歨, jap. 歩), von denen der untere, spiegelverkehrte nicht mehr als solcher erkennbar ist. (Diese beiden „Schritte“ 步 sind etymographisch auch Bestandteil des Langzeichens Nr.772 歳 ↓ 岁 /suì/.)

Nr.350 改 /gǎi/ „ändern, verbessern“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 mit links Phonetikum 己 /jǐ/.

Nr.351 收 (jap. 収) /shōu/ „erhalten, einsammeln, ernten“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 mit Phonetikum 丩 /jiū/.

Nr.352 根 /gēn/ „Wurzel, Basis“. Signifikum 木 „Holz” mit Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“).

Nr.353 干 /gān/ ursprünglich „Schild, verteidigen“ (später mit „Hand“: 捍, 攼 /hàn/); als Kurzzeichen außerdem /gān/ „trocken“ (trad. 乾) sowie /gàn/ „Stamm, Rumpf, machen“ (trad. 幹; beide mit Phonetikum 倝 /gàn//hán/ „Sonnenaufgang“: 早+㫃 /yǎn/).

Nr.354 造 /zào/ „konstruieren, bilden“, ursprünglich „ankommen“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“, Phonetikum einst 屮 /cǎo/ (Var. von 艸 艹/cǎo/) über 口, früh verändert zum (phonologisch irregulären) 告 /gào/ (Nr.310: „mitteilen, informieren“).

Nr.355 言 /yán/ „Worte, Rede, Sprache, sprechen“. Abbildung eines Mundes 口, aus dem Worte fließen (ähnlich Nr.540音 /yīn/ „Schall“). 言 /yán/ ist Signifikum 訁(in Kurzzeichen 讠) in zahlreichen Zeichen, die mit „Sprechen“ in Zusammenhang stehen.

Nr.356 联 (trad. 聯) /lián/ „verbinden, zusammenfügen“ (eng verwandt mit Nr.399 连 /lián/). Einst ein Ohrschmuck, daher Signifika „Ohr“ 耳 und „Faden“ 糸/絲/幺幺; phon. Bezug zu 䜌 /luán/. Hinzufügung von 丱/guàn/ obskur, evtl. Vermischung mit Nr.127 關 关 /guān/ „verbinden“.

(Karlgren behauptet, es handle sich um erbeutete feindliche, „zusammengebundene“ Ohren.)

Nr.357 持 /chí/ „festhalten”. Ursprünglich nur 寺 (Signifikum 寸 „Hand“ mit Phonetikum 士 /shì/ oder 之 /zhī/ bzw. 止 /zhǐ/). Zur Unterscheidung des Verbs von der erweiterten Bedeutung „Amtssitz, Tempel“ /sì/ wurde noch einmal ein Signifikum „Hand“ 扌 hinzugefügt. Vgl. Nr.25 時 /shí/ und Nr.158 等 /děng/.

Nr.358 组 (trad. 組) /zǔ/ „zusammenstellen, verknüpfen, Gruppe, Abteilung“. Ursprünglich „breites Seidenband“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 且 /zǔ/ /jū/ (s. Nr.296 且 /qiě/).

Nr.359 每 (jap. 毎) /měi/ „jede/r/s”. Ursprünglich eine erwachsene Frau 母 (heute /mǔ/ „Mutter“) mit Kopfschmuck, phonetisch entlehnt.

Nr.360 济 (trad. 濟, jap. 済) /jì/ „einen Fluss überqueren“, dann „helfen“; heute vor allem in 经济 /jīngjì/ „Wirtschaft“, wie viele moderne Konzepte ein ursprünglich über das Japanische entstandenes Wort. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum齊 ↓ 齐 /qí/ („ordentlich“, Nr.1063).

Nr.361 车 (trad. 車) /chē/ „Fahrzeug, Wagen“. Ursprünglich komplexere Darstellung eines zweirädrigen Wagens (der von Pferden oder Rindern gezogen wurde). Signifikum in einigen Zeichen wie 软 /ruǎn/ „weich“ oder 轴 /zhóu/ „Achse“.

Nr.362 亲 (trad. 親) /qīn/ „Verwandte, vertraut, persönlich“, ursprünglich „selbst“. Ursprüngliches Signifikum „sehen” 見/见. Phonetikum/Kurzzeichen einst „Haselnussbaum” (Amalgamierung aus „Holz“ 木 mit Phonetikum 辛 /xīn/).

Nr.363 极 (trad. 極) /jí/ „extrem, äußerst“. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum亟/jí/ (gleiche Bedeutung, ein Mensch zwischen Himmel und Erde) bzw. Nr.198及 /jí/ „einfangen, reichen (bis zu)“.

Nr.364 林 /lín/ „Wald, Gehölz”, Familienname Lin. Zwei Bäume 木. (Und dieser Thread geht in sein zweites Jahr.)

Nr.365 服 /fú/ „nachgeben, gehorchen” und „Kleidung“; /fù/ „Dosis“. Grundbedeutung von rechts 𠬝 /fú/ „(sich) unterwerfen“: eine Hand 又 hält einen Gefangenen fest. Später links mit 凡 „Trage“ oder 舟 „Boot“, bald reduziert auf 月 „Körperteil“.

Nr.366 快 /kuài/ „schnell, bald”. Links Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ in der Variante 忄 (vgl. Nr.90), rechts Phonetikum 夬 /guài/ („entscheiden“).

Nr.367 办 (trad. 辦) /bàn/ „erledigen, verwalten, umgehen mit“. Signifikum 力 „Kraft“ zwischen Phonetikum 辡 /biàn/ (zwei Meißel?), im Kurzzeichen stark vereinfacht.

Nr.368 议 (trad. 議) /yì/ „Meinung, diskutieren“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 義 ↓ 义 /yì/ (vgl. Nr.208).

Nr.369 往 /wǎng/ „gehen, nach, in Richtung“. Signifikum ursprünglich 彳+止 (Variante von 辵 und 辶 „Fortbewegung“ (vgl. Nr.98 從 /cóng/), allerdings wurde der Fuß 止 hier früh zu einem Punkt 丶gekürzt. Im Unterschied zum leicht verwechselbaren 住 /zhù/ (Nr. 309) ist hier 王 /wáng/ Phonetikum.

Nr.370 元 /yuán/ „erster, Kopf, Yuan-Dynastie” (verwandt mit 原 /yuán/ „Ursprung“), auch verwendet für fast alle Währungseinheiten (Yuan, Yen, Dollar, Euro, hier gleichbedeutend mit Nr.1145 圓 ↓ 圆 /yuán/ „rund“, vgl. Nr.200 员 /yuán/). Darstellung eines Menschen 兀 mit Hinweis auf den Kopf (vgl. Nr.290 光 /guāng/ „leuchtend”).

Nr.371 英 /yīng/ „Blüte”, früh erweitert zu „Held“, phonetisch entlehnt für „englisch“. Signifikum 艸 → 艹 „Gras, Pflanze“, Phonetikum 央 /yāng/ (Gefangener in einem Joch, heute „zentral“, Nr.800).

Nr.372 士 /shì/ „Soldat, ausgebildete Person“, heute Suffix für diverse Berufstätigkeiten. Vermutlich Darstellung einer Waffe und verwandt mit 王 /wáng/ „König“. Nicht zu verwechseln mit Nr.515 土 /tǔ/ „Erde“.

Nr.373 证 (trad. 證, jap. 証) /zhèng/ „beweisen, bestätigen, Ausweis“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 登 /dēng/ bzw. auch schon früh正 /zhèng/ (wegen dessen Bedeutung „korrekt“ etymographisch auch Signifikum, Nr.129).

Nr.374 近 /jìn/ „nah, Nähe, ähnlich“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“, Phonetikum 斤 /jīn/ („Axt“).

Nr.375 失 /shī/ „verlieren, verloren gehen, einen Fehler machen“. Etymographie dubios: Angeblich eine Hand 手 mit dem Phonetikum 乙 /yǐ/. Nicht zu verwechseln mit 矢 /shǐ/ „Pfeil”.

Nr.376 转 (trad. 轉, jap. 転) /zhuǎn/ „sich umdrehen, weitergeben“ /zhuàn/ „sich drehen“. Links Signifikum 車 ↓ 车 „Fahrzeug“, rechts phonetisch und semantisch專 /zhuān/ – eine Hand 寸, die ein Spinnrad rotieren lässt.

Nr.377 夫 /fū/ „erwachsener Mann, Ehemann“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige F-/W-Laute. Das einen aufrecht stehenden Menschen darstellende Zeichen 大 /dà/ (heute „groß”), ergänzt durch einen Haarknoten, der im antiken China Kennzeichen eines erwachsenen Mannes war.

Nr.378 令 /lìng/ „Befehl, veranlassen“. Ein von oben sprechender oder befehlender Mund über einer knieenden Gestalt 龴/卩 . Als Variante mit 卩 auch Komponente in Nr. 258 命 /mìng/ „Leben, Schicksal” und ebenfalls „Befehl”.

Nr.379 准 (trad. 準) /zhǔn/ „genehmigen, gemäß, Standard, exakt, quasi“. Ursprünglich „flach“ wie der Wasserspiegel, daher ursprüngliches Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, Phonetikum 隼 /sǔn/ „Falke“. Seit der Kurzzeichenreform mit 冫 „Eis“ und 隹 /zhuī/ („Vogel“), wodurch diese Struktur verloren ging.

Nr.380 布 /bù/ „Stoff, Tuchwaren, Textilien, verbreiten, arrangieren”. Signifikum „Tuch“ 巾. Das Subgraphem  war hier ursprünglich das Phonetikum 父 /fù/.

Nr.381 始 /shǐ/ „beginnen, anfangen”. Hier finde ich die Erklärung „Geburt“ des Shuowen sehr plausibel (auch wegen 胎 /tāi/ „Embryo“!), sie wird aber von heutigen Fachleuten kaum übernommen: Signifikum 女 “Frau“, Phonetikum 台 /tái/ (Nr. 388, vgl. auch Nr.274 治 /zhì/).

Nr.382 怎 /zěn/ „wie”. Sehr spät aufkommendes, ursprünglich umgangssprachliches Zeichen. Signifikum心 “Herz“, Phonetikum 乍 /zhà/. (Vgl. Nr.49 作 /zuò/).

Nr.383 呢 /ne/ Frage- oder Modalpartikel. Signifikum „Mund“ 口 (häufig verwendet für Satzendpartikeln des gesprochenen Chinesisch) mit Phonetikum 尼 /ní/ (Nr.654, darin Phonetikum 匕 /bǐ/).

Nr.384 存 /cún/ „existieren, aufbewahren, abliefern“. Ursprünglich „trösten“, daher Signifikum 子 „Kind“. Angeblich ist die links und oben stehende Variation von 才 /cái/ (Nr.235) auch hier Phonetikum (wie in Nr.6 在 /zài/).

Nr.385 未 /wèi/ „nicht, nicht mehr” (schriftsprachlich, bezogen auf vergangene Ereignisse). Ursprünglich ein in voller Blüte stehender Baum 木, phonetisch entlehnt (vgl. Nr.844 味 /wèi/ „Geschmack, Geruch“). Nicht zu verwechseln mit Nr.1164末 /mò/ „Ende“.

Nr.386 远 /yuǎn/ „weit entfernt, distanziert”. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“, Phonetikum 元 /yuán/ („Kopf“, Nr. 370). Einst auch mit Phonetikum 袁 /yuán/: 遠. Vgl. auch Antonym Nr.374 近 /jìn/.

Nr.387 叫 /jiào/ „rufen, grüßen, heißen”. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 丩/jiū/ (auch in Nr.351 收 /shōu/). Hübsch auch die archaische Version mit vier Mündern: 嘂.

Nr.388 台 /tái/ (auch Jap. Kanji; hist. auch /yí/) trad. Anredeform, „Plattform, Stufe, Tisch” (letztere trad. auch 臺 檯 枱), vor allem in „Taiwan“ (trad. 臺) und „Taifun“ (trad. 颱). Signifikum „Mund” 口 mit Phonetikum 厶 (㠯) /yǐ/ (= heutiges Zeichen Nr.23 以 /yǐ/).

Nr.389 单 (trad. 單, jap. 単) /dān/ „einzeln, nur, mono-, ungerade (Zahlen)“, Familienname /Shàn/. Phonetische Entlehnung. Ursprünglich ein archaisches Wurfgerät zum Tierfang, mit zwei oder drei Kugeln an Schnüren, das unter Bola (spanisch) oder Suruchin スルチン (#Japanisch) gegoogelt werden kann.

Nr.390 影 /yǐng/ „Schatten, reflektieren, Film“. Signifikum „Schatten“ / „Haare“ 彡 und Phonetikum 景 /jǐng/ („Landschaft“), das ursprünglich „Sonnenlicht“ bedeuten konnte und daher auch semantisch interpretiert werden kann.

Nr.391 具 /jù/ „Gebrauchsgegenstand, Werkzeug, besitzen“. Amalgamierung aus dem Kessel 鼎 /dǐng/ (auch semantische Basis für Nr.200 員, Nr.204 真, Nr.284 則) und zwei Händen 廾.

Nr.392 罗 (trad. 羅) /luó/ „Netz, einsammeln“, findet vor allem als phonetische Transkription für L- und R-Laute in fremdsprachigen Eigennamen Verwendung: Ein Vogel 隹 wird mit einem Netz 网 → 罓 (aus Seide 糸) gefangen. Das Subgraphem 夕 ist eine rein graphische Kürzung.

Nr.393 字 /zì/ „Schriftzeichen”. Einst „gebären, großziehen”, das Kind 子 /zǐ/ unter dem Dach 宀 ist also phonetisch und semantisch. Als 字 /zì/ wurden einst nur die komplexeren Schriftzeichen bezeichnet, „Kinder“ einfacher Schriftzeichen (Nr.148 文 /wén/). Das hanzeitliche Wörterbuch 说文解字 Shuōwénjiězì „spricht über die /wén/ und erklärt die /zì/“.

Nr.394 爱 (trad.愛) /ài/ „mögen, lieben“. Einst 㤅 – das Ur-Signifikum ist also „Herz“ 心, ab Qin-Zeit mit „Fuß“ 夊. Als grafische Variante von 旡 /jì/ setzte sich 爫 („greifende Hand“) durch. Als Kurzzeichen ohne Herz, stattdessen mit 友 „Freundschaft“.

Nr.395 击 (trad. 擊, jap. 撃) /jī/ „(mit Gerät oder Hand) schlagen, treffen, angreifen“. Dem Zeichen 毄𣪠 „treffen“ („einen Nagel einschlagen“? 車 Wagen + 口 + 殳 „ein Gerät halten“) wurde noch eine Hand 手 hinzugefügt. Für das Kurzzeichen wurde nur der obere linke Teil verwendet und grafisch stark reduziert.

Nr.396 流 /liú/ „fließen, Strömung“. Links „Wasser“ 水 → 氵, rechts ein Kind 子 (mit dem Kopf nach unten) und strömendes (Frucht-)Wasser 㐬: Darstellung einer Sturzgeburt. Vgl. auch Nr.609 育 /yù/ und vor allem 毓 /yù/, beide „gebären“.

Nr.397 备 (trad. 備, selten俻) /bèi/ „vorbereiten, ausrüsten, allseits“. 𤰈 stellte einen Köcher mit Pfeilen dar (verwandt mit Nr.51 用 /yòng/). Im trad. Zeichen ergänzt durch 亻 „Mensch“. Die Form 备ist eine frühe, rein grafische Vereinfachung dieses Köchers und hat weder mit „Fuß“ 夊 noch „Feld“ 田 zu tun.

Nr.398 兵 /bīng/ „Soldaten, Truppen“. Eine Waffe (vgl. 斤 jīn „Axt“), die mit zwei Händen (historisch 廾) gehalten wird.

Nr.399 连 (trad. 連) /lián/ „verbinden, folgend, einschließlich, sogar“. Bildliche Zusammensetzung aus den zwei Signifika 辵 → 辶 „Fortbewegung“ und 車 ↓ 车 /chē/ „Fahrzeug“: Eine von einem Menschen gezogene Rikscha.

Nr.400 调 (trad. 調) /diào/ „versetzen, Tonart, Melodie“ /tiáo/ „vermischen, aufeinander abstimmen, vermitteln“. Links Signifikum „Sprache“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 周 /zhōu/: „Vermitteln“ war wohl die Urbedeutung.

Nr.401 深 /shēn/ „tief, eingehend, sehr”. Links „Wasser“ 水 → 氵, rechts 罙 /shēn/ (穼 ohne den obersten Strich, phonetisch und semantisch: „eine (tiefe) Höhle 穴untersuchen“; 木 war ursprünglich eine Variante von „Mensch“ 大). Vgl. Nr.917 探 /tàn/ „auskundschaften“.

Nr.402 商 /shāng/ „Handel, Business”. Herkunft obskur: Verbindungen zu 辛, 丙 oder 章 /zhāng/ werden vermutet, alle wenig einleuchtend. Auffällig aber: Beide großen antiken Dynastien 商 Shāng und 周 Zhōu (Nr.490) zeigen ein (möglicherweise zur Distinktion eingefügtes) 口.

Nr.403 算 /suàn/ „rechnen, planen” (früher auch 筭 oder 祘). Variante von 具 /jù/ (Nr.391), ein Gerät (oder Rechenstäbe?), das von zwei Händen 廾bedient wird, 目oft als (erst später aufkommender) Abakus interpretiert. Das Signifikum „Bambus“ 竹 steht auch häufig für Schreibtätigkeiten.

Nr.404 质 (trad. 質) /zhì/ „Eigenschaft, Qualität, Material“. Ursprünglich „verpfänden“, daher unten Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝. Die zwei Äxte 斦 /yín/ (Längenmaß) können mit der Aussprache /zhì/ auch „Amboss“ bedeuten, sind also wahrscheinlich eher P honetikum.

Nr.405 团 (trad. 團, jap. 団) /tuán/ „rund, Kugel, sich zusammenschließen, Einheit“. Eine Umrahmung 囗 wie in Nr.1145 圆 /yuán/ „rund“, darin als Phonetikum Nr.485 專 /zhuān/, im Kurzzeichen graphisch verkürzt zu Nr.235才 /cái/ (statt dem erwartbareren 专 oder 寸).

Nr.406 集 /jí/ „sich versammeln, sammeln“. In archaischen Zeiten viel sinnfälliger: Damals waren es noch drei Vögel 隹 → 雥, die sich auf einem Baum 木 „versammelten“: 雧.

Nr.407 百 /bǎi/ „hundert”. Phonetische Entlehnung aus 白 /bái/ (Nr.286, „weiß“), später fügte man zur Unterscheidung des Zahlworts „hundert“ eine „Eins“ 一 hinzu, was (in senkrechter Schreibung) zum Zeichen 百 führte.

Nr.408 需 /xū/ „benötigen, brauchen, müssen“. Einst „warten müssen“, eine Person 天/立 (heute 而 „Schnurrbart“), die den Regen 雨 abwartet. Aus der früheren Variante 𩓣 ist auch das homophone 須 /xū/ (Nr.444) mit ähnlicher Bedeutung hervorgegangen.

Nr.409 价 (trad. 價, jap. 価) /jià/ „Preis, Wert”. Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts Signifikum und Phonetikum 賈 /jiǎ/ „Kaufmann, verkaufen“: Eine Schachtel 襾 (heute 匣 /xiá/) mit Geld 貝, heutige Lautung /gǔ/). Im Kurzzeichen zu 介 /jiè/ geändert.

Nr.410 花 /huā/ „Blume, blühen, bunt, (Geld) ausgeben“. Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit Phonetikum 化 /huà/ (Nr.178): Eine frühe Kurzzeichenvariante von Nr. 412 蕐 → 華 ↓ 华 /huá/. Historisch auch gelegentlich als 芲.

Nr.411 党 (auch Jap.; trad. 黨) /dǎng/ heute „Partei“. Einst „düster, matt” (daher Signifikum 黑 „schwarz“) und „Verwandtschaft, Clique“ (daraus die heutige Verwendung). Phonetikum 尚 /shàng/, in der Volksrepublik nun ergänzt um 儿 statt 黑 „schwarz“.

Nr.412 华 (trad. 華) /huá/ /huà/ „blühend“, dann „großartig“ und „chinesisch“. Frühform 蕐: ein blühender Busch. Daraus abgeleitet das jüngere Zeichen Nr.410 花 /huā/ „Blüte“, dessen Phonetikum 化 auch in das Kurzzeichen 华 Eingang gefunden hat.

Nr.413 城 /chéng/ „Festung, Stadt“. Signifikum 土 „Erde“ mit Phonetikum 成 /chéng/, das ursprünglich bereits „Festung“ bedeutete (Nr.59): Eine Streitaxt (戊 /wù/, 戌 /xū/) mit einem unklaren zweiten Bestandteil (Signifikum 土 „Erde“ oder Phonetikum 丁 /dīng/).

Nr.414 石 /shí/ „Stein, Mineral“ /dàn/ (Hohlmaß). Ursprünglich Darstellung eines Klangsteins, auch 厂 (heute 磬 /qìng/), zur Visualisierung wurde 口 hinzugefügt. Signifikum in mehreren Schriftzeichen für steinerne Materialien und Mineralien.

Nr.415 级 (trad. 級) /jí/ „Level, Grad, Stufe, Klasse“. Signifikum „Seide“ 糸 / 纟mit Phonetikum 及 /jí/ (Nr.198 „einfangen, heranreichen“). Ursprünglich wohl ein Wort zum Ausdruck unterschiedlicher Qualitätsgrade von Tuch/Seide.

Nr.416 整 /zhěng/ „ordentlich, vollständig, gesamt“. Ein Bündel 束und eine schlagende Hand攵/攴 ergeben 敕 /chì/ („kaiserliches Edikt“). Unten 正 /zhèng/ „richtig, aufrecht, korrekt“ (Nr.129) zeigt aber nicht nur phonetischen, sondern auch semantischen Bezug.

Nr.417 府 /fǔ/ „Residenz, Regierung“. Ein Gebäude 广 mit dem phonetischen Element 付 /fù/ („übergeben, bezahlen“).

Nr.418 离 (trad. 離) /lí/ „verlassen, trennen, entfernt sein“. Das Langzeichen mit 隹 „Vogel“ war einst auch Bezeichnung für eine Vogelart. Der linke Teil bzw. das Kurzzeichen 离 zeigt wohl ein Fangnetz (vgl. 网 /wǎng/ „Netz“) – dem oben ein Vogel „entkommt“? Vgl. 禽 /qín/ „Vögel“.

Nr.419 况 (trad. 況) /kuàng/ „Bedingung, Situation“. Ursprünglich „kaltes Wasser“, daher links „Wasser“ 水 → 氵 (im Kurzzeichen zu „Eis“ 冫reduziert), rechts Phonetikum 兄 /xiōng/.

Nr.420 亚 (trad. 亞, historisch und jap. auch 亜) /yà/ „zweit-, unterlegen“, aber vor allem „Asien“ (phonetisch, basierend auf der kantonesischen Aussprache /a/). Auf Bronzezeichen in reiner Kreuzform, möglicherweise ursprünglich die Darstellung eines Gebäudes oder einer Grabkammer.

Nr.421 请 (trad. 請) /qǐng/ „bitten, einladen“. Links Signifikum „sprechen“ 訁/ 讠 , rechts Phonetikum 青 /qīng/ („dunkelgrün /-blau“, Nr. 497).

Nr.422 技 /jì/ „Fähigkeit, Geschicklichkeit, Technologie“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 支 /zhī/ („Zweig“).

Nr.423 际 (trad. 際) /jì/ „Grenze, Zeit, zwischen, anläßlich“ (国际 /guójì/ „international“). Links Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“, rechts Phonetikum 祭 /jì/ („opfern, gedenken“), graphisch gekürzt zu 示 /shì/ (Nr.425).

Nr.424 约 (trad. 約) /yuē/ „verabreden, vereinbaren, ungefähr“, /yāo/ „wiegen“. Ursprünglich „bündeln, wickeln“. Signifikum „Seide“ 糸 → 纟 mit Phonetikum 勺 sháo („Löffel“).

Nr.425 示 /shì/ „zeigen, darbieten“, ursprünglich „Altar“. Als Signifikum für rituelle Handlungen oder Feierlichkeiten in vielen Zeichen links in der graphischen Variante 礻 (4 Striche, nicht zu verwechseln mit 衤 „Kleidung“, 5 Striche, abgeleitet aus 衣 /yī/).

Nr.426 复 /fù/ „zurückkehren, wiederholen, antworten, wiederherstellen“ (trad. 復, 覆 oder 复 ), „komplex, mehrfach, Plural“ (trad. 複) Ursprünglich Phonetikum 畐 /fú/ (früh gekürzt) über einem Fuß 夊, mit verschiedenen Signifika, alle durch die Kurzzeichenreform zusammengeführt.

Nr.427 病 /bìng/ „Krankheit, Defekt“. Signifikum „Krankheit“ 疒 (ursprünglich ein Mensch 亻auf einem Bett 爿 → 丬), später Hinzufügung des Phonetikums 丙 /bǐng/. Historische Variante auch 寎.

Nr.428 息 /xī/ „atmen, sich ausruhen, beenden”. Ursprünglich zwei oder vier Punkte (Atemluft) unter einer 自 „Nase“, die später zu „Herz“ 心 wurden.

Nr.429 究 /jiū/ „überprüfen, untersuchen, erforschen“, ursprünglich wohl „ans Ende kommen, auf den Grund gehen“, daher Signifikum „Höhle“ 穴 mit Phonetikum 九 /jiǔ/ („neun“).

Nr.430 线 (trad. und jap. 線, chin. später auch 綫) /xiàn/ „Linie, Faden, Kabel (在线 /zàixiàn/ „online“)“. Signifikum „Seide“ 糸 → 纟 mit Phonetikum 戔 (戋) /jiān/ bzw. 泉 /quán/.

Nr.431 似 /shì//sì/ „ähnlich sein, es scheint”. Links Signifikum 亻“Mensch“, rechts Phonetikum 以 /yǐ/ (ursprünglich 㠯, siehe Nr.23).

Nr.432 官 /guān/ „Beamter“ und (im Sinne der traditionellen Wahrnehmung des menschlichen Körpers als Staat:) „Organ“. In manchen Zeichen gilt 𠂤 (hier nicht 㠯) als Hügel (vgl. 阜 → 阝), in anderen als menschlicher Hintern, der hier unter einem Dach 宀 sitzt: Ursprünglich „öffentliches Gebäude“ (heute 馆 /guǎn/).

Nr.433 火 /huǒ/ „Feuer, Flamme, brennen, Wut“. Auch häufig als links oder unten stehendes Signifikum in der Bedeutung „Feuer, kochen“ verwendet, unten stehend meist in der 4-Punkte-Form 灬 .

Nr.434 断 (auch Jap.; trad. 斷) /duàn/ „(ab)brechen, knicken, unterbrechen, unterlassen“. Eine Axt 斤 zerschneidet fortlaufende Seidenballen 㡭, deren komplizierte Schreibung im Kurzzeichen durch Reis 米 ersetzt wurde (vgl. auch graphisch und semantisch Nr.655 繼 ↓ 继 /jì/ „fortsetzen“).

Nr.435 精 /jīng/ „Samen, Geist, Essenz“. Offensichtlich ursprünglich ein Konzept aus der Agrarwirtschaft: Links Signifikum „Reis” 米, rechts Phonetikum 青 /qīng/ (Nr. 497).

Nr.436 满 (trad. 滿, jap. 満) /mǎn/ „voll, komplett, zufrieden“. Links „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 㒼 /mán/ (etwa „ausgewogen“, heute nicht mehr verwendet, offenbar verwandt mit Nr.133 兩bzw. 两 /liǎng/).

Nr.437 支 /zhī/ „Zweig, ausstrecken, anweisen, unterstützen“. Eine Hand 又 hält einen (Bambus?-)Zweig oder Stock. Nicht zu verwechseln mit dem auch semantisch ähnlichen Signifikum 攴 攵 /pū/ „schlagen, klopfen“.

Nr.438 视 (trad. 視) /shì/ „anschauen, beobachten“. Entgegen der Erwartung fungiert 礻/shì/ (Variante von 示 „Altar”) nur in diesem Zeichen ausnahmsweise als Phonetikum, und das (immer) rechts stehende 見 / 见 „sehen“ (/jiàn/) als Signifikum.

Nr.439 消 /xiāo/ „verschwinden, entfernen, sich zerstreuen, konsumieren“. Ursprünglich „tauen“, daher links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts phonetisch und semantisch 肖 /xiào/, das den kleiner 小 (/xiǎo/, auch phonetisch!) werdenden Mond 月 darstellt (vgl. 宵/xiāo/ „Nacht“). Als semantisches Etymon steht 肖 auch in anderen Zeichen für „Verkleinerung“: 销 (Nr.904), 稍, 削, 屑.

Nr.440 越 /yuè/ „überschreiten, je…desto…” sowie „Viet“ in 越南 Vietnam. Signifikum 走 “laufen” (eng verwandt mit 辶) und Phonetikum戉 /yuè/ (eine Axt, heute 钺)

Nr.441 器 /qì/ „Gebrauchsgegenstand, Gerät“. Entstehung unklar: Möglicherweise eine Erweiterung von 哭 /kù/ „weinen“ unter Hinzufügung zweier weiterer 口 (hier Gegenstände? vgl. Nr.308 品 /pǐn/ „Gegenstand“).

Nr.442 容 /róng/ „enthalten, tolerieren“ und „Gesichtsausdruck“. Urform 㝐: 宀 „Dach“ oder 穴 „Höhle“ über Phonetikum 公 /gōng/, Nr.115). Wohl kein etymographischer Bezug zu Nr.1095 谷 /gǔ/ „Tal“.

Nr.443 照 /zhào/ „(be)leuchten, reflektieren, fotografieren“. Signifikum „Feuer“ 火 → 灬 unter Phonetikum 昭 /zhāo/ (darin wiederum Phonetikum 召 /zhào/, und darin als „Basis-Phonetikum“ dritter Ordnung das „Messer“ 刀 /dāo/).

Nr.444 须 (trad. 須, 鬚) /xū/ Grundbedeutung „Bart“: Haare 彡 am „Kopf“ 頁 ↓ 页. Früh phonetisch entlehnt für „müssen“ (vgl. dazu Nr.408 需 /xū/), woraufhin für die Bedeutung „Bart“ das Signifikum 髟 „lange Haare“ hinzugefügt wurde: 鬚. Seit der Kurzzeichenreform schreibt man für beide Bedeutungen wieder 须.

Nr.445 九 /jiǔ/ „neun”. Es handelt sich wohl ursprünglich um die Darstellung einer Hand mit Unterarm und Ellenbogengelenk (heute: 肘 /zhǒu/ „Ellenbogen“).

Nr.446 增 (jap. 増) /zēng/ „hinzufügen, verstärken”. 曾 stellt einen bronzenen, aufsetzbaren Kochtopf mit Henkeln sowie das Stövchen 曰darunter dar (später 甑 /zèng/), als Verb „aufeinanderstapeln“ (vgl. auch 層 /céng/ „Stockwerk“), dem später das Signifikum 土 „Erde“ hinzugefügt wurde.

Nr.447 研 (trad. auch 硏) /yán/ „mahlen, zerreiben, studieren”. Signifikum 石 „Stein“ mit Phonetikum开 /qiān/, ursprünglich 6 Striche: 幵 (= 干干 „eben, gleich hoch“), kein Bezug zu Nr.94 开 /kāi/.

Nr.448 写 (auch jap.; trad. 寫) /xiě/ „schreiben, verfassen“. Wie bei 字 „Schriftzeichen“ verweist ein Dach 宀 bzw. 冖als Signifikum auf häusliche Tätigkeit. Das komplexe Phonetikum 舄 /xì/ („Elster“, später auch „Schuh“), wurde nach rein grafischen Gesichtspunkten zu 与 (/yǔ/) gekürzt.

Nr.449 称 (auch Jap.; trad. 稱) /chēng/ „wiegen“, „bezeichnen“ /chèn/ „zusammenpassen“. 爯: eine Hand 爫, die einen Fisch 鱼 hochhält. Später wurde für „wiegen“ das heute für alle Bedeutungsfelder obligatorische „Getreide“ 禾 hinzugefügt. Das (auch jap.) Kurzzeichen 称 lässt sich aus der seltenen Variante 穪 ableiten (爾 → 尔).

Nr.450 企 /qǐ/ „auf Zehenspitzen stehen, sich recken“, dann „ersehnen, projektieren”. Ein Mensch 人 steht auf einem Fuß 止. Heute vor allem in 企业 /qǐyè/ „Unternehmen“ zu finden; die Grundbedeutung findet sich noch in 企鹅 /qǐ‘é/ „Pinguin“.

Nr.451 八 /bā/ „acht”. Die Herleitungen weisen zumeist in eine phonetische Entlehnung des dargestellten Konzepts „trennen, separat“: Vgl. Nr.79 分/fēn/ „trennen“ (mit Messer 刀), phonetisch auch Nr.222 别 /bié/ „trennen“.

Nr.452 功 /gōng/ „Leistung, Können, Verdienst”. Eine Verbindung der Signifika „Kraft” 力 und „Arbeit“ 工 /gōng/ (auch phonetisch). Morphem in 功夫 gōngfu „Fähigkeit, Kung-Fu“.

Nr.453 吗 (trad. 嗎) /ma/ (Fragepartikel). Signifikum „Mund“ 口 (häufig verwendet für Satzendpartikeln des gesprochenen Chinesisch) mit Phonetikum 馬 ↓ 马 /mǎ/ („Pferd“). Erst seit wenigen Jahrhunderten schriftlich belegt.

Nr.454 包 /bāo/ „Bündel, Päckchen, einpacken“. Einst die Darstellung eines Fötus 巳 und der umgebenden Plazenta勹.

Nr.455 片 /piàn/ „Scheibe, Platte, Teil“. Ein von einem Baum 木 abgeschlagenes Stück Holz (ebenso 爿 bzw. 丬 /qiáng/).

Nr.456 史 /shǐ/ „Schreiber, Geschichte (i.S.v. ‚history‘), Annalen“. Eng verwandt mit 吏 /lì/ „Beamter“, 事 /shì/ („Angelegenheit“, Nr.58) und 使 /shǐ/ („Bote“, Nr.119): Eine Hand hält ein Kästchen (möglicherweise mit Schreibutensilien) nach oben.

 Nr.457 委 /wěi/ „gekrümmt, indirekt, beauftragen, weitergeben“, Morphem in „Kommittee“. Bedeutung „gekrümmt“ urspünglich in 𠃊 oder 匸 „gebündeltes“ 禾 Getreide; ab 4. Jh. v.u.Z. dann mit 女 „Frau”: Wurden Frauen „beauftragt“, die 禾 Ernte einzubringen? Meine Quellen schweigen dazu…

Nr.458 乎/hū/ (klass. Frage- und Ausrufepartikel; Präposition, ähnlich 于 /yú/), heute in 似乎 /sìhu/ „es scheint“ und 几乎 /jīhū/ „fast“. Manche behaupten, es sei Windesrauschen zwischen Ästen dargestellt (Vgl. Nr.843 呼 /hū//xū/ „ausatmen“). Mögl. Verwandtschaft zu 丂 /qiǎo/ („ausatmen“) u.d. klass. Ausrufepartikel 兮 /xī/.

Nr.459 查 (jap. 査) /chá/ „überprüfen, untersuchen“. Phonetisch und graphisch entlehnte Form des Zeichens für „Weißdorn” (heute 楂 /zhā/), früher auch 柤: Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 且 /qiě/, das – wohl mangels phonetischer Ähnlichkeit – früh zu 旦 (/dàn/) entstellt wurde.

Nr.460 轻 (trad. 輕, jap. 軽) /qīng/ „leicht (von Gewicht)“, dann „einfach, unbedeutend“. Links Signifikum 車 ↓ 车 „Fahrzeug“, rechts Phonetikum 巠 /jīng/. Im südchinesischen Chu gab es auch eine sprechendere Variante mit dem oben stehenden Signifikum 羽 „Vogelflügel“.

Nr.461 易 /yì/ „wechseln, austauschen, einfach (easy)“, Namensgeber des ältesten aller chin. Klassiker, des 易经 Yìjīng „Buch der Wandlungen“. Das Shuowenjiezi (2.Jh.) sah in 易 eine Art Eidechse. Heute geht man vom Ursprungszeichen 賜 ↓ 赐 aus (heute noch /cì/ „schenken“): Eine Flüssigkeit 彡(氵) → 勿 wurde von einem Gefäß 皿 → 貝 in ein anderes 皿 → 曰 gegossen.

Nr.462 早 /zǎo/ „früh, morgens” Die Sonne 日 über 十, einem schon vor Jahrtausenden gekürzten 甲 /jiǎ/, dem den Anfang symbolisiererenden ersten Zeichen des Himmelszyklus. In manchen Bronzeinschriften sieht man auch als Phonetikum 棗 /zǎo/ („Datteln“) unter 日.

Nr.463 曾 /céng/ „früher einmal, einst”. Phonetisch entlehnt, einst ein bronzener, aufsetzbarer Kochtopf mit Henkeln sowie das Stövchen 曰 darunter (später 甑 /zèng/, vgl. auch 層 /céng/ „Stockwerk“).

Nr.464 除 /chú/ „entfernen, außer”. Ursprünglich „Palaststufen“: Signifikum 阜 → 阝 „Hügelkette“ mit Phonetikum 余 /yú/ („übrig bleiben“); 余 evtl. Vermischung mit 捨 /shě/ „aufgeben, loswerden“, was auch semantisch passen würde.

Nr.465 农 (trad. 農) /nóng/ „Ackerbau, Bauer, Landwirtschaft“. Unten ein Pflug 辰 /chén/, darüber in frühesten Formen 田 „Feld“ (oder 囟) zwischen zwei Bäumen 林 oder zwei Händen 𦥑 (z.B. 䢉). Das mit dem entstandenen Amalgam 曲 /qū/ („gekrümmt“) wenig schlüssige Zeichen wurde in der Volksrepublik noch einmal gekürzt.

Nr.466 找 /zhǎo/ „suchen”. Eine Hand手 → 扌mit dem Phonetikum 戈 /gē/ („Hiebaxt“). Die ursprüngliche Lautung von 戈 und 找 war wohl /huá/ (vgl. 划 /huá/ „paddeln“, Nr.522). Nicht zu verwechseln mit Nr.9 我 /wǒ/ „ich“.

Nr.467 装 (auch jap.; trad. 裝) /zhuāng/ „Kleidung, sich verkleiden, installieren, so tun als ob“. Unten als Signifikum „Kleidung“ 衣, darüber Phonetikum 壯 壮 /zhuàng/ („robust, großartig“: 士 „ausgebildete Person“ + Phonetikum 爿 bzw. 丬 /qiáng/).

Nr.468 广 (trad. 廣, jap. 広) /guǎng/ „weit, breit“. Kurzzeichen ist nur noch das Signifikum 广 „Gebäude”, das ursprüngliche Phonetikum 黄 /huáng/ („gelb“) wurde gestrichen.

Nr.469 显 (trad. 顯 oder jap. 顕) /xiǎn/ „sich manifestieren, zeigen, offensichtlich”. Ein Kopf 頁 sieht Fäden 絲, die (bzw. wenn sie) von der Sonne 日 beleuchtet werden. In Varianten auch ohne Kopf 頁 bzw. die Fäden 絲 graphisch gekürzt zu 业.

Nr.470 吧 /ba/ Ausrufe- und Aufforderungspartikel am Satzende. Signifikum „Mund“ 口 (häufig verwendet für Satzendpartikeln des gesprochenen Chinesisch) mit Phonetikum 巴 /bā/. Wie die meisten auf die Umgangssprache referierenden Schriftzeichen erst in der Moderne belegt.

Nr.471 阿 /a/ Namenszusatz und Anredeform sowie phonetische Transkription für A-Laute in allen Fremdsprachen (Arabien, Alpen, Amitabha etc.). Ursprünglich „großer Hügel“: Signifikum 阜 → 阝 „Hügelkette“ mit Phonetikum 可 /kě/.

Nr.472 李 /lǐ/ „Pflaume“, Familienname Li / Lee. Signifikum 子 „Kind” steht für die Frucht, der obere Teil 木 /mù/ „Holz, Baum“ war ursprünglich das Phonetikum 來 /lái/ (vgl. Nr. 15 来 /lái/).

Nr.473 标 (trad. 標) /biāo/ „Markierung, Zeichen“. Ursprünglich das Ende eines Zweiges: Signifikum 木 „Holz, Baum“ mit Phonetikum 票 /piào/, im Kurzzeichen unter Verlust der phonetischen Funktion graphisch sinngebend gekürzt zu 示 /shì/ „zeigen, darbieten“ (Nr.425).

Nr.474 谈 (trad. 談) /tán/ „sich unterhalten, besprechen“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 炎 /yán/ (doppeltes Feuer = „Hitze“, Nr.1324).

Nr.475 吃 (jap. 喫) /chī/ „essen, hinunterschlucken“, auch „ertragen“. Bis ins 20. Jahrhundert häufig in der Schreibweise 喫 (Phonetikum 契 /qì//qiè//xiè/), 吃 /chī/ bedeutete ursprünglich „stottern“: Links Signifikum 口 „Mund“, rechts einst 气 /qì/, später 乞 /qǐ/ als Phonetikum.

Nr.476 图 (trad. 圖, jap. 図) /tú/ „Landkarte, Abbildung, Grafik“. Die meisten Erklärungsversuche besagen, bei 啚 bzw. 鄙 /bǐ/ handle es sich um (außerhalb eines Ortes befindliche) Lagerhäuser für Getreide oder Waren. Diese 啚 wurden auf einem 圖 /tú/ verzeichnet. Im Kurzzeichen mit Phonetikum 冬 /dōng/ „Winter“.

Nr.477 念 /niàn/ „Gedanken, an etwas denken, laut lesen (trad. auch 唸), eine Schule besuchen”. Oben ein geöffneter Mund 𠓛 (heute wegen der Graphie 今 Nr.336 trotz ähnlicher Bedeutung oft als Phonetikum /jīn/ interpretiert), der gewissermaßen zum eigenen Herzen 心 spricht.

Nr.478 六 /liù/ (auch /lù/) „sechs“. In frühen Formen sind Ähnlichkeiten mit „Höhle“ 穴 bzw. einer Überdachung (ähnlich 介) zu erkennen: Eventuell eine Schilfhütte (heute 盧 ↓ 庐/lú/), phonetisch entlehnt. Manche vermuten auch eine graphische und phonetische Ableitung aus 入 /rù/ „hineingehen“ (Nr.210). Wohl unten stehendes Phonetikum in 𡴆 → 圥 /lù/ „Pilz“ in 坴 /liù/.

Nr.479 引 /yǐn/ „leiten, anlocken, veranlassen, zitieren“. Ursprünglich „den Bogen 弓 anspannen“. Vgl. Nr.318 张 (trad. 張) /zhāng/ mit ähnlicher Grundbedeutung.

Nr.480 历 /lì/ „durchlaufen, Erfahrung, Geschichte (history)“ (trad. mit „Fuß“ 止: 歷), „Kalender“ (trad. mit „Sonne“ 日: 曆). Phonetikum 厤 bzw. 秝 /lì/. Beide im Kurzzeichen mit Phonetikum 力 /lì/ stark gekürzt.

Nr.481 首 /shǒu/ „Kopf“ (vgl. 首都 /shǒudū/ „Haupt(!)stadt“), dann „erste(r), Führer“ und ZEW für Gedichte. Ein Kopf mit Auge 目 und Haaren. Einst auch in der Form 𦣻.

Nr.482 医 (auch jap.; trad. 醫) /yī/ „Medizin, Heilkunst, Arzt, heilen“. Ein spitzer Pfeil 矢 in einem Kästchen 匚, eine Hand mit Speer 殳 und eine Amphore 酉, die für alkoholische Lösungen steht – im Grunde ein antiker Erste-Hilfe-Koffer. In der Kurzzeichenreform zum Pfeil im Kästchen 医 vereinfacht.

Nr.483 局 /jú/ „Amt“, auch „Situation, (Spiel-)Partie“. Ursprünglich „gekrümmt, beengt”, daher erklärbar als eine (traditionsgemäß hockende) Leiche 尸, mit Phonetikum 句 /jù/ verschmolzen. Bei etymographischer Betrachtung eher das Längenmaß 尺 /chǐ/ (ca. 20-30 cm, ein Knochen?) mit 口.

Nr.484 突 /tū/ „hervorstürmen, plötzlich, unerwartet“. Eindeutig ein rein semantisch motiviertes Zeichen: Ein wilder Hund 犬 kommt aus einer Höhle 穴.

Nr.485 专 (trad. 專, jap. 専) /zhuān/ „besonders, speziell, fachkundig”. Eine Hand 寸an einem sich drehenden Spinnrad 叀 /zhuān/ (vgl. Nr.376 转 (trad. 轉) /zhuǎn/ „sich drehen“), im Kurzzeichen stark vereinfacht.

Nr.486 费 (trad. 費) /fèi/ „Kosten, Gebühren, Ausgaben“. Signifikum Muschel / Geld 贝 貝, darüber Phonetikum 弗 /fú/, das uns westliche Lerner passenderweise an ein spiegelverkehrtes Dollarzeichen $ erinnert.

Nr.487 号 (auch Jap.; trad. 號) /hào/ Ursprünglich „schreien, rufen“, heute vor allem „Bezeichnung, Markierung, Nummer“. Ein Mund 口 kombiniert mit 丂 /kǎo//qiǎo/ „ausatmen“, das auch phonetisch fungiert. In traditionellen Zeichen meist ergänzt durch 虎 /hǔ/ „Tiger“, der wohl das Brüllen unterstreichen sollte.

Nr.488 尽 (auch jap.; trad. 盡) /jìn/ „äußerst, beenden“; (trad. 儘) /jǐn/ „äußerst, möglichst, bevorzugen“. Grundbedeutung „Asche, verbraucht“ (heute 燼 烬 /jìn/): Eine Hand kehrt 聿 Asche 灬 („Feuer“) aus einem Gefäß 皿. (Vgl. auch phonetisch 津 /jìn/.) Im Kurzzeichen rein graphisch massiv gekürzt.

Nr.489 另 /lìng/ „andere, separat“. Relativ junges Zeichen, wohl graphisch abgeleitet von Nr.222 别 /bié/ „trennen“: 另 ist eine Variation von 冎 Knochen (von dem Fleisch mit dem Messer 刂abgetrennt wurde).

Nr.490 周 (trad. teilweise 週) /zhōu/ „Umkreis, kreisen, Woche, gesamt“, Einheit Hertz, Familien- und Dynastiename Zhou/Chou. Zwei Entwicklungslinien lassen sich feststellen: Zum einen aus 田 /tián/ „Feld“, zum anderen aus 用 /yòng/ „Holzeimer“ (Nr.51), jeweils mit einem zur Distinktion eingefügten 口.

Nr.491 较 (trad. 較) /jiào/ „vergleichen, relativ“. Einst wohl Haken oder Balken an Streitwagen: Signifikum 車 ↓ 车 /chē/ „Fahrzeug“ mit Phonetikum 交 /jiāo/ (Nr.320) „austauschen“.

Nr.492 注 /zhù/ „eingießen“, dann „konzentrieren, achten auf“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 主 /zhǔ/ (Nr.87).

Nr.493 语 (trad. 語) /yǔ/ „Sprache, Ausdruck“. Links Signifikum „Sprache“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 吾 /wú/ („ich“, 口 + 五 /wǔ/).

Nr.494 仅 (trad. 僅) /jǐn/ „nur, kaum“ (schriftsprachlich). Ein Mensch 亻als Signifikum, Phonetikum 堇 /jǐn/ ursprünglich „gefesselter Gefangener“ (hier über „Feuer“!), das wie in Nr.295 難 ↓ 难 /nán/ oder Nr.711 漢 ↓ 汉 /hàn/ zu 又 gekürzt wurde.

Nr.495 考 /kǎo/ heute: „prüfen, untersuchen“. Entstanden wohl als Modifikation von 老 /lǎo/ (Nr.179) „ältere Generation“ durch Hinzufügung des Phonetikums 丂 /kǎo//qiǎo/ (vgl. Nr.487 号 /hào/).
Im 1900 Jahre alten Wörterbuch 说文解字Shuowenjiezi sind 考 /kǎo/ und 老 /lǎo/ DIE Beispielzeichen für die bis heute umstrittene Zeichenkategorie 转注 /zhuǎnzhù/, die eine (nicht klar definierte) Relation zwischen zwei Zeichen zum Ausdruck bringen soll.

Nr.496 落 /luò/ (auch /lào//là/) „fallen, untergehen, zurücklassen”, ursprünglich das Herabfallen von Blättern, daher Signifikum 艸 → 艹 „Gras, Pflanze“; Phonetikum 洛 /luò/ (der Luo-Fluss in 洛阳Luòyáng). Vgl. auch Nr.305 路 /lù/.

Nr.497 青 /qīng/ Ein Farbspektrum von dunkelgrün bis blauschwarz, „jung”. Ursprünglich eine junge (grüne) Pflanze (ähnlich 生 /shēng/, Nr.34) an einem Brunnen 丹 (heute /dān/) oder井 (/jǐng/), der zu einem vermeintlichen Mond/Fleisch-Signifikum 月 korrumpiert wurde.

Nr.498 随 (auch Jap.; trad. 隨) /suí/ „folgen, befolgen, nebenbei, nach Belieben“. Das Signifikum辵 → 辶 „Fortbewegung“ ist hier zwischen die Bestandteile des Phonetikums 隋 /suí/ (nur als Dynastie- und Familienname belegt) eingefügt. In der Kurzzeichenreform wurde das sinnfreie 工 (einst 土) entfernt.

Nr.499 选 (trad. 選) /xuǎn/ „auswählen, Wahl“, ursprünglich „entsenden“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 巽 /xùn/ („demütig, bescheiden“; Varianten 㢲 顨), in der Kurzzeichenreform ersetzt durch Phonetikum 先 /xiān/.

Nr.500 列 /liè/ „Reihe, Linie, anordnen, Liste, Tabellenspalte (im Gegensatz zu 行 /háng/ „Zeile“)“, außerdem erste Silbe von „Lenin“. Ursprünglich „aufschneiden, zerlegen“: Links Signifikum 歹 (einst 歺) „Knochen, Gerippe“, rechts ein Messer 刀 → 刂.

Nr.501 武 /wǔ/ „Kampfkunst, militärisch“ (traditionelles Antonym zu 文 /wén/ „Kultur, Literatur“, Nr. 148): Ein Fuß 止 schreitet mit einer Waffe (in alten Zeichen meist die Hiebaxt 戈 /gē/) voran.

Nr.502 红 (trad. 紅) /hóng/ „rot, erröten“. Einst nur zartes Rot (in alten Texten war Rot 赤 /chì/ (Mensch 大über Feuer 火), heute die Grundfarbe Rot, die auch Glück (und die KP) symbolisiert. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 工 /gōng/.

Nr.503 响 (trad. 響) /xiǎng/ „Klang erzeugen, erklingen, Geräusch“. Im traditionellen Zeichen Signifikum „Schall“ 音 mit Phonetikum 鄉 /xiāng/ (20 Striche), im vollkommen anders aufgebauten Kurzzeichen hingegen Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 向 /xiàng/ (9 Striche).

Nr.504 虽 (trad. 雖) /suī/ „zwar, obwohl“. Ursprünglich eine Eidechsenart, phonetisch für Konjunktion entlehnt. Signifikum „Kleintier“ 虫 mit Phonetikum 唯 /wéi/, dessen 口 nach oben verschoben wurde und daher (insbesondere im Kurzzeichen) meist unerkannt bleibt.

Nr.505 推 /tuī/ „schieben, voranbringen, fördern, verschieben“, an Türen „push“. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts 隹 /zhuī/ („Vogel“) als Phonetikum.

Nr.506 势 (trad. 勢) /shì/ „Macht, Lage, Tendenz, Geste“. Ursprüngliches Zeichen 埶 /shì/ mit gleicher Bedeutung, das Signifikum „Kraft“ 力 wurde erst später hinzugefügt. 丸 war hier einst 丮 „in den Händen halten“, 坴 ein Erdklumpen. Im Kurzzeichen wurde 埶 wie 執 /zhí/ grafisch zu 执 vereinfacht.

Nr.507 参 (auch Jap.; trad. 參) /cān/ „teilnehmen, konsultieren“; /shēn/ „Ginseng“. Phonetische Entlehnungen. Einst unser Sternbild Orion: Drei Sterne 晶 über 光 „leuchten“, darunter 三 „drei“ (/sān/, auch phonetisch). Vgl. auch 叄叁 /sān/, die fälschungssichere Zahl Drei.

Nr.508 希 /xī/ „selten“, heute vor allem „hoffen, ersehnen“; Grundbedeutung „fein, selten“ heute meist 稀 /xī/. Signifikum 巾 „Stoff“ mit 爻 /yáo/, das von manchen phonetisch, von anderen semantisch als „feine Stickerei, überkreuzte Linien“ interpretiert wird.

Nr.509 古 /gǔ/ „alt, antik”. Die beliebte Eselsbrücke „über zehn 十 Generationen überliefert口“ besitzt keinerlei etymographische Grundlage. Einst Darstellung eines (stabilen) Schilds 盾 mit 口 zur Differenzierung der Bedeutung „fest, stabil“ (heute 固 /gù/), dann phonetisch entlehnt.

Nr.510 众 (trad. 眾 衆) /zhòng/ „Menge, (Menschen-)Massen“. Ein (in der Kurzzeichenreform gestrichenes) Auge 目 (in frühen Zeichen auch eine Sonne 日) überblickt drei Menschen 人 亻人 (die gelegentlich auch zu 乑 amalgamiert sein können).

Nr.511 构 (trad. 構) /gòu/ „zusammensetzen, Struktur, Konstruktion”. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 冓 /gòu/ (zwei aufeinander zu schwimmende Fische 鱼, vgl. 遘 /gòu/ „sich treffen“) bzw. 勾 /gòu/ („Haken“).

Nr.512 房 /fáng/ „Haus, Gebäude, Raum”. Signifikum „Türflügel“ 户(戶) mit Phonetikum 方 /fāng/, das wegen seiner Bedeutung „Quadrat, Richtung“ auch semantisch interpretiert werden kann: 房 war einst wohl „Seitenraum“, also verwandt mit 旁 /páng/ „seitlich“.

Nr.513 半 /bàn/ „halb, Hälfte“. Ursprünglich ein in zwei Hälften 八 geteiltes Rind 牛 (Nr.1018). Phonetisch, semantisch und grafisch eng verwandt mit Nr.719 判 /pàn/ „trennen, unterscheiden, entscheiden“ (mit „Messer“刂).

Nr.514 节 (trad. 節) /jié/ „Segment, Knoten, Verknüpfungspunkt“, „sparen“ und „Fest(tag)“. Ursprünglich die Verbindungsmaserung von Bambussegmenten, daher Signifikum „Bambus“ 竹, heute gekürzt zu „Gras 艹. Phonetikum 即 /jí/ (Nr. 293) bzw.卩 /jié/.

Nr.515 土 /tǔ/ „Erde, Boden“. In frühen Zeichenformen ein linsen- oder zypressenförmiger Gegenstand auf einem Boden. Häufiges Signifikum in Schriftzeichen, die mit Boden, Orten oder Bauwerken zu tun haben. Nicht zu verwechseln mit Nr.372 士 /shì/ „Soldat, ausgebildete Person“.

Nr.516 投 /tóu/ „werfen, (sich) einbringen, eine Wahl treffen”. Eine Hand 手 → 扌wirft eine Lanze 殳 /shū/ (von manchen Autoren auch phonetisch interpretiert).

Nr.517 某 /mǒu/ Indefinitpronomen, vergleichbar mit dt. „irgend, gewisse/r“. Phonetische Entlehnung des ursprünglichen Zeichens für „Essigpflaume” (heute Nr.1159 梅 /méi/): Eine geschmackvolle Frucht 甘 (/gān/ einst „im Mund halten“, heute „süß“) an einem Baum 木.

Nr.518 案 /àn/ „Rechtsfall, Akte, Dokumente, Entwurf”. Ursprünglich ein Holztisch, dessen Bedeutung sich allmählich erweiterte: Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 安 /ān/.

Nr.519 黑 (jap. 黒) /hēi/ „schwarz, dunkel, böse“. Unten offensichtlich Signifikum Feuer 火 → 灬, was zu zwei Interpretationen des oberen Teils führt: Die eine (des Shuowen) sieht einen stilisierten Kamin/Rauchabzug. Heutige Fachleute sehen in 黑 eine Person, die ein Brandmal als Strafe erhält (graphisch ähnlich dem „Gefangenen“ 堇 /jǐn/, vgl. Nr.494 仅).

Nr.520 维 (trad. 維) /wéi/ „zusammenbinden, bewahren, denken“, heute auch „Dimension“ und phonetisches Zeichen für fremdsprachige Wi-/Vi-Laute. Ursprünglich eine Art Packschnur: Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 隹 /zhuī/ („Vogel“).

Nr.521 革 /gé/ „Leder, verändern, transformieren”. Das Abbild einer abgezogenen Tierhaut wurde zum Symbol für „Veränderung“ in Konzepten wie „Reform“ 改革 /gǎigé/ und „Revolution“ 革命 /gémìng/. 革 wird auch als Signifikum „Leder“ verwendet.

Nr.522 划 (trad. 劃) /huá/ „kratzen, paddeln” /huà/ „abgrenzen, planen, markieren”. Signifikum „Messer“刂 (刀) mit Phonetikum 畫 /huà/ (Nr.883: „malen”, evtl. auch semantisch), im Kurzzeichen mit dem wesentlich unlogischeren 戈 /gē/ („Hiebaxt“).

Nr.523 敌 (trad. 敵) /dí/ „Feind, bekämpfen“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 mit dem Phonetikum 啇 /dī/ (Amalgamierung aus 啻: 口 unter 帝 /dì/). Die vermeintliche „Zunge“ 舌 (/shé/) auf der linken Seite ist hier eine rein grafische Kürzung von 啇 /dī/.

Nr.524 致 zhì „senden, übermitteln, verursachen“; „fein“ (trad. 緻). Erweiterung von Nr.267 至 /zhì/ „ankommen“. Als rechtes Signifikum (heute „schlagende Hand“ 攵) lassen sich in frühen Formen 丮 „in den Händen halten“, 亻 „Mensch“ und 夊 „Fuß“ finden.

Nr.525 陈 (trad. 陳) /chén/ „ausstellen, darlegen“, Familienname Chén. Eng verwandt mit 陣 ↓ 阵 /zhèn/ „Kampfstellung, Zeitspanne“ (Nr. 788): Links Signifikum „Hügelkette“ 阜 → 阝; 東 ist hier eine Amalgamierung von 車 „Streitwagen“ und 土 „Erde“; kein Bezug zu Nr.194 東 ↓ 东 /dōng/ „Osten“.

Nr.526 律 /lǜ/ „Gesetze, Regeln, disziplinieren“. Semantisches und phonetisches Basiszeichen ist 聿 /yù/, die Hand, die ein Schreibgerät hält, ergänzt durch das Signifikum 彳 „Weg“.

Nr.527 足 /zú/ „Fuß“, durch die Jahrtausende grammatikalisiert zu „ausreichend, genug“. In alten Texten graphisch ähnlich Nr.129 正 /zhèng/, das Viereck in 足 stellt aber der Oberschenkel bzw. die Hüfte über dem eigentlichen Fuß 止 dar. Als links stehendes Signifikum ⻊ geschrieben.

Nr.528 态 (trad. 態) /tài/ „Erscheinungsform, Zustand, Verhalten“. Die offenbar semantische Komposition aus „Bär“ 能 (heute 熊) und „Herz“ 心 (selten auch „Mensch“ 亻: 㑷) scheint heute niemand mehr begründen zu können; von daher scheint das simple Phonetikum 太 /tài/ im Kurzzeichen einleuchtend.

Nr.529 护 (trad. 護) /hù/ „schützen, bewachen, pflegen“. Links Signifikum „Sprache“ 訁, rechts Phonetikum 蒦 /huò/. Kurzzeichen komplett anders und deutlich sinnfälliger mit Signifikum „Hand“ 手 → 扌 und Phonetikum 户 /hù/ (Nr.801).

Nr.530 七 /qī/ „sieben (7)“. In Bronzezeichen oft ähnlich 十. Eine recht plausible von vielen Vermutungen: Eine waagerechte Linie wurde in der Mitte „durchgeschnitten“; 七 /qī/ wäre dann eine phonetische Entlehnung von „schneiden“ (heute mit Messer: Nr.337 切 /qiē/).

Nr.531 兴 (trad. 興) /xīng/ „anheben, aufblühen, beleben“ /xìng/ „Lust, Interesse“ (einst auch 嬹!). Vier Hände 舁 heben ein Bambusrohr 同 (Nr.69 /tóng/) hoch. Kurzzeichen grafisch extrem vereinfacht.

Nr.532 派 /pài/ „Strömung, Denkrichtung, Sektion, Fraktion“. Der rechte Teil ist ein spiegelverkehrtes 永 /yǒng/ „ewig“ (Nr.842, der Lauf des Wassers), das so eine Verzweigung des Wasserstroms darstellt. Nachträglich wurde noch einmal „Wasser“ 水 → 氵 hinzugefügt.

Nr.533 孩 hái „Kind“. Links Signifikum 子 “Kind“, rechts als Phonetikum 亥 /hài/, dessen Etymographie bis heute unklar ist (manche vermuten „Wurzeln“, manche eine Variante von 豕 „Schwein“).

Nr.534 验 (trad. 驗, jap. 験) /yàn/ „inspizieren, überprüfen“. Signifikum „Pferd“ 馬 ↓ 马, Phonetikum 僉 ↓ 佥/qiān/ (mehrere Menschen 从rufen口口, „gemeinsam“). Ursprünglich wohl ein bestimmter Typ Pferd, heutige Bedeutung entlehnt oder erweitert; die Eselsbrücke „Pferde am Gebiß überprüfen“ bietet sich an.

Nr.535 责 (trad. 責) /zé/ „Pflicht, Verantwortung, verlangen, tadeln, strafen“. Ursprünglich „Steuern erheben“, daher das Signifikum „Muschel“ / „Geld“ 貝 (贝); im Unterschied zu 青 /qīng/ (Nr.497) ist das obere Subgraphem hier eine verkürzte Form des Phonetikums 朿 /cì/.

Nr.536 营 (trad. 營, jap. 営) /yíng/ „Lager, Kaserne, verwalten, innehaben, streben nach“. Ursprünglich „sich ansiedeln“: Signifikum ursprünglich 宮 / 宫 „Palast“ (/gōng/); das Phonetikum (oberer Teil von 熒 /yíng/) wurde regelhaft gekürzt (kein Bezug zu 艹 „Gras“). Japanisches Kanji 営.

Nr.537 星 /xīng/ „Stern(e)”, in der Neuzeit auch „Star“ sowie Morphem in „Woche” (星期 /xīngqī/) und den Wochentagen. Ursprünglich drei kleine „Sonnen” 晶 („funkeln“, heute „Kristall“ /jīng/), früh gekürzt zu einer „Sonne“ 日, über dem Phonetikum 生 /shēng/ (Nr.34).

Nr.538 够 (trad. 夠) /gòu/ „genug, angemessen“. Urbedeutung „viele“, wie 多 /duō/ (Nr.61), das hier als Signifikum fungiert. Phonetikum 句 /jù/ (einst auch Aussprache /gōu/: Phonetikum 口 /kǒu/!). Langzeichen gespiegelt. Außerdem ein guter Beleg dafür, dass Signifikum (多) und Radikal (夕) nicht identisch sein müssen.

Nr.539 章 /zhāng/ „Kapitel, Paragraph“. Etymographie vollkommen unklar, am ehesten von einem spitzen Gerät 䇂 oder 辛 abgeleitet. Im Chinesischen heisst das Zeichen heute 立早章 /lìzǎozhāng/. Das Shuowen konstruiert hingegen eine Herleitung über „Musik“ 音 („Schall“) plus 十 („zehn“), auch dies ist wie die Erklärung über 立 („stehen“) und 早 („früh“) nicht belegbar.

Nr.540 音 /yīn/ „Schall, Ton“. Eng verwandt mit Nr.355 言 /yán/ „sprechen“ (als Signifikum 訁 ↓ 讠): Aus einem geöffneten Mund 曰 /yuē/ kommen Schallwellen (hier zu 立verschmolzen). 音 ist in wenigen Zeichen (Nr. 503響, 韵) Signifikum.

Nr.541 跟 /gēn/ Grundbedeutung „Ferse”, dann „folgen, mitgehen, begleiten, mit, und”. Signifikum „Fuß” 足 → ⻊ mit Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“), das wiederum mit dem „laufenden Auge“ 见 見 /jiàn/ (Nr.153) eng verwandt ist.

Nr.542 志 zhì „Wille, Ziel, Aufzeichnungen, Kennzeichen“. Signifikum心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/, Nr.90) mit Phonetikum 士 /shì/ („ausgebildete Person“, Nr.372).

Nr.543 底 /dǐ/ „Boden, Unterseite, Ende“. Basiszeichen zunächst 氐 /dǐ/ „Boden, Grundlage“ (evtl. markiert durch den Punkt 丶im hier obskuren Zeichen 氏 /shì/). Später Bedeutungsdifferenzierung durch Hinzufügung von Signifika, hier 广 in der Bedeutung „Kliff, Felsen“ (eigentlich 厂) vs. 低 /dī/ „tief, niedrig“ (Nr.592).

Nr.544 站 /zhàn/ „stehen, Stand, Station, Haltestelle”. Signifikum 立 „aufrecht stehen“ (/lì/, Nr.197) mit Phonetikum 占 /zhān/ („weissagen“, Nr.737).

Nr.545 严 (trad. 嚴, jap. 厳) /yán/ „strikt, streng, dicht“. Oberer Teil angeblich Signifikum 喦 (/niè/) „vielstimmig“, unten Phonetikum 敢 /gǎn/ (Nr.795). Naheliegender finde ich allerdings die grafischen, semantischen und phonetischen Verbindungen zu 嵒 bzw. 岩 /yán/ „Felsen, Kliff“ (auch 巖/礹/巗/碞/厂/嵓!).

Nr.546 巴 /bā/ „hoffen, sich nähern“, Suffix ohne eig. Bedeutung, vor allem aber phonetisches Zeichen für fremdsprachige Silben ba/pa (wie in Brasilien, Palästina, Obama u.v.a.). Die diversen heutigen Verwendungen von 巴sind phonetische Entlehnungen des Zeichens, das wohl ursprünglich eine (Boa-)Schlange darstellt.

Nr.547 例 /lì/ „Regel, Fall, Beispiel“. Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts Phonetikum 列 /liè/ (vgl. Nr. 500).

Nr.548 防 /fáng/ „Deich, Damm“, daraus abgeleitet „vorbeugen, schützen“. Links Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“, rechts Phonetikum 方 /fāng/ („Quadrat, Richtung, Seite“).

Nr.549 族 /zú/ „(Volks-)Stamm, Nationalität, Gruppe“. Im Grunde ein kriegerisches Zeichen, das sich aus den beiden Signifika 㫃 (/yǎn/) „Banner, Flagge” und 矢 (/shǐ/) „Pfeil“ zusammensetzt.

Nr.550 供 /gōng/ „anbieten, zur Verfügung stellen, liefern“. Abgeleitet aus semantisch und phonetisch 共 /gòng/ „gemeinsam, geteilt“ (Nr.330: zwei von unten kommende Hände 𠬞 → 廾 /gǒng/ greifen gemeinsam nach einem Gegenstand), ergänzt durch Signifikum „Mensch“ 亻.

Nr.551 效 (jap. 効) /xiào/ „Ergebnis, Effekt“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵, hier mit der Bedeutung „antreiben“ (im jap. Kanji ersetzt durch „Kraft“ 力); Phonetikum 交 /jiāo/ („überkreuzen“, Nr.320).

Nr.552 续 (trad. 續, jap. 続) /xù/ „fortsetzen, hinzufügen, kontinuierlich“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts scheinbar 卖 (賣) /mài/ („verkaufen“), tatsächlich die Vereinfachung eines schon früh verloren gegangenen, grafisch ähnlichen Phonetikums 𧸇 /yù/.

Nr.553 施 /shī/ „durchführen, ausüben, verwenden“, Familienname Shi. Ursprünglich „eine Flagge wehen lassen“: Signifikum 㫃 (/yǎn/) „Banner, Flagge” mit wenig offensichtlichem Phonetikum 也 /yě/.

Nr.554 留 /liú/ „bleiben, aufbewahren, hinterlassen“. Frühform 畱: Signifikum „Feld“ 田 mit wohl ursprünglich 丣 /liu/ als Phonetikum (Äquivalent zu 酉 /yǒu/), das aber schon früh grafisch nicht mehr von 戼 (heute 卯 /mǎo/) unterschieden wurde, so dass heute zwei Lautungen /liu/ und /mao/ für das Graphem 卯 existieren (vgl. Nr.1092 贸 /mào/).

Nr.555 讲 (trad. 講) /jiǎng/ „reden, erläutern“, ursprünglich „versöhnen“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 冓 /gòu/ (zwei aufeinander zu schwimmende Fische 鱼, vgl. 遘 /gòu/ „sich treffen“), das über die kantonesische Aussprache von 講 /gòng/ verständlicher wird. Im Kurzzeichen mit Phonetikum 井 /jǐng/ („Brunnen“).

Nr.556 型 /xíng/ „Form, Typ, Art”. Ursprünglich eine Gussform aus Lehm, daher Signifikum „Erde”, oben Phonetikum 刑 /xíng/ (hist. 㓝) „strafen“. Große graphische und semantische Nähe zum gleich lautenden, jüngeren Zeichen 形 /xíng/ „(Erscheinungs-)Form, Aussehen“ (Nr.269).

Nr.557 料 /liào/ Grundbedeutung „bemessen“, daraus abgeleitet „Materialien, Zutaten“ und „bedenken, erwarten”. Zwei semantische Subgrapheme: 斗 /dǒu/ ist ein altes Gefäß oder Hohlmaß (wie etwa „Scheffel“ im Deutschen), gefüllt mit Reis 米 (/mǐ/).

Nr.558 终 (trad. 終) /zhōng/ „Ende, schließlich“. Dies ist die Grundbedeutung des Zeichens 冬 (/dōng/, heute „Winter“), das zwei Enden einer Schnur zeigt. Zur Unterscheidung von der entlehnten Bedeutung „Winter“ wurde der Grundbedeutung später das Signifikum „Seide“ 糸 / 纟 hinzugefügt.

Nr.559 答 /dá//dā/ „antworten, entgegnen“. Relativ junges Zeichen, eng verwandt und wohl abgeleitet aus Nr. 171 合 /hé/ (hier: den Mund) „schließen”. Zur Abgrenzung wurde das Signifikum „Bambus“ 竹 hinzugefügt.

Nr.560 紧 (trad. 緊) /jǐn/ „straff, eng, dicht“. Signifikum „Seide“ 糸 mit Phonetikum 臤 /jiān/ („stabil“, mit Phonetikum 臣 /chén/, das in solchen Strukturen schon vor vielen Jahrhunderten in der auf zwei senkrechte Striche reduzierten Form des heutigen Kurzzeichens gefunden werden kann).

Nr.561 黄 (trad. 黃) /huáng/ „gelb“, Familienname Huang. Etymographie unklar: Zusammenhänge zu einem Phonetikum 炗 (光) /guāng/, zum Signifikum 田 „Feld“ werden vermutet, manche sehen in Frühformen auch die Darstellung einer Person mit dickem Bauch und Verbindung zum Bedeutungskonzept von 尪 /wāng/ „krank, lahm“.

Nr.562 绝 (trad. 絕) /jué/ „abschneiden, unterbrechen, verbraucht sein, extrem, absolut“. Ursprünglich Seide 糸 ↓ 纟mit einem Messer 刀 abschneiden. Eine Alternativschreibung war der rechte Teil von 躖 (vgl.㡭 in Nr.434 斷 ↓ 断 /duàn/). Das später hinzugefügte 巴 ist ähnlich wie in Nr.304 色 /sè/ eine Variante der knieenden Person卩 bzw. 㔾 /jié/ und hier vermutlich Phonetikum.

Nr.563 奇 /qí/ „seltsam, erstaunlich“. Oben Signifikum 大 „Mensch“ (heute „groß“, Nr.17), unten Phonetikum 可 /kě/ („können“, Nr.30). (Falsche) Eselsbrücke: Ein Mensch 大, der staunend ausruft 口: „Wie KANN denn das sein?“

Nr.564 察 /chá/ „untersuchen, genau prüfen“, Morphem in 警察 /jǐngchá/ „Polizei“. Ursprünglich „überdachen“, daher Signifikum 宀 „Dach“, mit Phonetikum 祭 /jì/ („opfern“: eine Hand 又legt Fleisch 月auf einen Altar 示).

Nr.565 母 /mǔ/ „Mutter“, Morphem in 字母 /zìmǔ/ „Buchstabe(n)“. Ursprünglich eine Variante von „Frau“ (heute 女 /nǚ/) mit Hervorhebung der Brüste durch zwei Punkte.

Nr.566 京 /jīng/ „Hauptstadt“, Morphem in 北京 #Beijing, 南京 #Nanjing und 東京 / 东京 #Tokyo. Darstellung eines hohen Turms oder einer Pagode, vgl. 高 /gāo/ „hoch“ (Nr.134) und 亭 /tíng/ „Pavillon“.

Nr.567 段 /duàn/ „Teil, Abschnitt, Passage“. Ursprünglich „Wetzstein“ (heute 碫 /duán/). Der obskure linke Teil war ursprüngliche eine Variante von 石 /shí/ „Stein“ (ähnlich in 叚 /jiǎ/), rechts eine Hand 又, die einen hammerartigen Gegenstand hält 殳.

Nr.568 依 /yī/ „abhängig sein von, gemäß, entsprechend“. Links Signifikum 亻(人) „Mensch“, rechts Phonetikum 衣 /yī/ („Kleidungsstück“).

Nr.569 批 /pī/ ursprünglich „schlagen“, heute „anmerken, kritisieren“ und „große Menge, Gruppe“ (auch ZEW). Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts 比 /bǐ/ („vergleichen“, Nr.199) als Phonetikum.

Nr.570 群 /qún/ (trad. auch 羣) „Gruppe, Menge, Herde“ (auch ZEW). Rechts Signifikum „Schaf“ 羊 mit Phonetikum 君 /jūn/. Ursprünglich für Tiere, heute auch für Menschen verwendbar.

Nr.571 项 (trad. 項) /xiàng/ Ursprünglich „Genick, Nacken“, heute ZEW und Substantiv für abstrakte, zählbare Items wie Summen oder Projekte. Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页 mit links stehendem Phonetikum 工 /gōng/ (Nr.118, „Arbeit”).

Nr.572 故 /gù/ Ursprünglich „verursachen“ und „ehemalig“, heute vor allem „Ereignis, Ursache, absichtlich, deshalb“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 mit links stehendem Phonetikum 古 /gǔ/ „alt“ (Nr.509), das zumindest im Bedeutungsfeld „ehemalig“ auch als zweites Signifikum betrachtet werden kann.

Nr.573 按 /àn/ „drücken, zurückhalten, gemäß, entsprechend”. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 安 /ān/ (Nr.232).

Nr.574 河 /hé/ „Fluss“, vor allem im „Gelben Fluss“ (黄河 Huánghé) und den Provinzen 河南 Hénán und 河北 Héběi. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 可 /kě/ (Nr.30).

Nr.575 米 /mǐ/ „Reis“, phonetisch entlehnt für die Einheit „Meter”. In Orakelknochenzeichen eine Rispe (waagerecht) mit sechs Reiskörnern. Signifikum in mehreren Schriftzeichen, die mit (eher süßen) Speisen, Essenzen, Körnern oder auch Klebrigkeit zu tun haben.

Nr.576 围 (trad. 圍, jap. 囲) /wéi/ „umkreisen, umgeben, beschützen, ringsherum“. Bereits 韋 /wéi/ zeigt zwei Füße 止, die um etwas 口 (eine Festung?) herumgehen (im Kurzzeichen gekürzt zu 韦 bzw. 卫, im Kanji 井). Schon vor 3000 Jahren wurde zur Verdeutlichung des Konzepts noch einmal 囗 (ebenfalls /wéi/) hinzugefügt.

Nr.577 江 /jiāng/ „Fluss“, vor allem im „Langen Fluss“ (长江 Chángjiāng, dt. auch Jangtsekiang), der Provinz 江苏 Jiāngsū u.a. Regionalbezeichnungen, auch Familienname. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 工 /gōng/ (Nr.118, „Arbeit”).

Nr.578 织 (trad. 織) /zhī/ Ursprünglich „weben“, heute „organisieren“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 戠 /zhí/, im Kurzzeichen regelhaft gekürzt zu 只 /zhǐ/ (wie bei Nr.340 識 识) /shí/).

Nr.579 害 /hài/ „verletzen, zerstören“. Etymographie unbekannt; alte Formen des Zeichens verweisen nicht auf das heutige „Dach“ 宀 und auch nicht auf 丯 /jiè/, der untere Teil ähnelt in Bronzeschriften eher 古 /gǔ/. Möglicherweise phonetische Entlehnung eines lange verloren gegangenen Zeichens.

Nr.580 斗 (trad. 鬥 鬦 鬭 鬪) /dòu/ „kämpfen, sich messen“, im trad. Zeichen zwei streitende Hände, heute stattdessen 斗 geschrieben. Das alte Hohlmaß 斗 /dǒu/ (heute „Deziliter“) stellte ursprünglich zehn 十 Schöpflöffel 勺 dar.

Nr.581 双 (auch Jap.; trad. 雙, auch 䨇) /shuāng/ „Paar, beide“, ZEW für Paare: Eine oder zwei Hände 又, die zwei Vögel 隹隹 halten, heute gekürzt zu zwei Händen. Vgl. Nr.97 隻 (Kurzzeichen 只) /zhī/ „einzeln“, ZEW für Tiere, Hände etc., in dem die Hand 又 nur einen Vogel 隹 hält.

Nr.582 境 /jìng/ „Grenze, Gebiet, Zustand“, vor allem in 环境 /huánjìng/ „Umwelt“. Signifikum 土 „Erde“ mit Phonetikum 竟 /jìng/, das sich einst aus 辛 und 儿 zusammensetzte und erst seit der Schriftreform unter den Qin (3.Jh. v.u.Z.) 音 /yīn/ zu enthalten scheint.

Nr.583 客 /kè/ „Gast, Kunde, objektiv“. Signifikum „Dach“ 宀; das vermeintliche Phonetikum 各 /gè/ (Nr. 209) bedeutete ursprünglich „betreten, ankommen“ und kann daher auch semantisch interpretiert werden.

Nr.584 纪 (trad. 紀) /jì/ „Disziplin, Aufzeichnungen, Annalen“, Morphem in 世纪 /shìjì/ „Jahrhundert“. Ursprünglich ein („diszipliniertes“?) Bündel von Fäden, daher Signifikum „Seide“ 纟(糸), rechts 己 /jǐ/, das seinerseits ein Faden gewesen sein könnte (Nr.162). Eng verwandt auch mit Nr.306 记 /jì/ „notieren“.

Nr.585 采 (trad. und jap. auch 採) /cǎi/ „einsammeln, pflücken, ergreifen“. Eine Hand 爪 → 爫 pflückt Blätter oder Früchte von einem Busch oder Baum 木. Auch Urform von „Gemüse, Gerichte“, heute 菜 /cài/ (Nr.1266).

Nr.586 举 (trad. 舉, auch 擧, jap. 挙) /jǔ/ „(an)heben, empfehlen, Aktion“. Eine Hand 手 → 扌scheint von unten das Phonetikum 與 /yǔ/ „anzuheben“, das später zu 兴 gekürzt wurde. (Das Kurzzeichen 兴 /xìng/ seinerseits basiert allerdings auf trad. 興, nicht 與; vgl. Nr.531)

Nr.587 杀 (trad. 殺) /shā/ „töten, schwächen, bremsen“. Im trad. Zeichen die Hand mit der Lanze 殳/shū/ als rechts stehendes Signifikum. Das im Kurzzeichen verbliebene杀kann in frühen Formen teilweise als Tier (auch Insekt), teilweise als menschliche Gestalt interpretiert werden (kein Bezug zu „Holz“ 木).

Nr.588 攻 /gōng/ „angreifen, bezichtigen, sich spezialisieren auf“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 mit links stehendem Phonetikum 工 /gōng/.

Nr.589 父 /fù/ „Vater“. Einst eine Hand 又 mit einem Werkzeug 丨, vermutlich einer (Stein-)Axt (heute 斧 /fǔ/), dann Bedeutungsverschiebung zum Zeichen für (väterliche) Autorität. Vergleiche das ähnliche攴 (攵) /pū/ „schlagen“.

Nr.590 苏 (trad. 蘇) /sū/ ursprünglich Name einer Pflanze (Perilla, Shiso), heute vor allem geographische Verwendung in 江苏 Jiāngsū bzw. 苏州 Sūzhōu. Ursprünglich auch 稣 /sū/ ohne Signifikum „Gras“ 艸 → 艹. Im Kurzzeichen wurde 稣 wie Nr.367 辦 /bàn/ zu 办 gekürzt.

Nr.591 密 /mì/ „dicht, eng, vertraut, sorgfältig, geheim“. Ursprünglich offenbar eine Bezeichnung für ein Gebirge oder einen Ort: Signifikum 山 „Berg“ unter Phonetikum 宓 /mì/ („ruhig, friedlich“, wie Nr. 232 安 /ān/, vgl. auch Nr.248 必 /bì/).

Nr.592 低 /dī/ „niedrig, tief, senken”. Das vermeintliche Phonetikum 氐 /dǐ/ (einst 氏 über 一) ist auch semantisch als „Boden“ deutbar: Während 底 /dǐ/ „Boden“ (Nr.543) eher substantivisch verwendet wird, wird 低 /dī/ mit Signifikum Mensch“ 人 bzw. 亻eher adjektivisch und verbal gebraucht (Antonym zu Nr.134 高 /gāo/ „hoch, groß“).

Nr.593 朝 /cháo/ „Dynastie“ sowie Kurzform für Nordkorea (北朝鲜). Ursprünglich /zhāo/ „früher Morgen“, wozu das Signifikum „Mond“ 月 passt. Links scheint die Morgensonne 日 durch Gräser 茻→ 艹→ 十: grafisch und phonetisch verwandt mit Nr.462 早 /zǎo/ „früh, morgens”.

Nr.594 友 /yǒu/ „Freund, Freundschaft“. Zwei Hände nebeneinander, einst wie 双, heute eine „linke“ 𠂇 und eine „rechte“ 又 Hand.

Nr.595 诉 (trad. 訴, früher auch 愬) /sù/ „mitteilen, beschuldigen, anklagen“. Links Signifikum „Sprache“ 訁 ↓ 讠, rechts ursprünglich 厈, früh aus schreibökonomischen Gründen zu 斥 /chì/ gekürzt.

Nr.596 止 /zhǐ/ „stehenbleiben, anhalten, stoppen, bis zu, nur“. Abbildung eines Fußabdrucks (ähnlich 足 /zú/ „Fuß“, gegenläufiger Fuß: 夊). Subgraphem in diversen Zeichen wie 步 此 正 是 u.v.a.

Nr.597 细 (trad. 細) /xì/ „dünn, fein, sorgfältig“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts ursprünglich Phonetikum 囟 /xìn/ („Kopf, Fontanelle“), das in der Han-Zeit zu 田 /tián/ „Feld“ vereinfacht wurde und damit seinen phonetischen Charakter verloren hat (wie auch Nr.298 思 /sī/ „denken“).

Nr.598 愿 (trad. 願) /yuàn/ „Wunsch, Hoffnung, bereit sein zu“. Traditionell mit Signifikum „Kopf“ 頁, im Kurzzeichen mit „Herz“ 心 unter Phonetikum 原 /yuán/ (Nr.193, „Quelle“).

Nr.599 千 /qiān/ „tausend“. Nicht etwa abgeleitet von 十 „zehn“, sondern ein waagerechter Strich 一 kreuzt 亻 „Mensch“ (/rén/, evtl. auch phonetisch). In Bronzezeichen auch mit 二 三 亖 etc. für zwei-, drei-, viertausend. Es scheint plausibel, dass Menschen das erste waren, was in diesen Mengen sorgfältig gezählt wurde. Der erste Strich beginnt rechts oben; nicht zu verwechseln mit Nr.353 干 /gān/.

Nr.600 值 (jap. 値) /zhí/ „Wert, wert sein, genau, Dienst haben“. Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts 直 /zhí/ („gerade, geradeaus“, Nr.255) als Phonetikum.

Nr.601 仍 /réng/ „immer noch, weiterhin, bleiben“. Signifikum „Mensch“ 人 bzw. 亻 mit Phonetikum 乃 (auch in 扔 /rēng/), das möglicherweise auf ein anderes Graphem als das heutige 乃 /nǎi/ zurückzuführen ist.

Nr.602 男 /nán/ „Mann, männlich”. Ursprünglich „auf dem Feld arbeiten“, zusammengesetzt aus „Feld” 田 (/tián/) und „Pflug” 力 (/lì/, heute „Kraft”).

Nr.603 钱 (trad. 錢, jap. 銭) /qián/ „Geld“. Links Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅, rechts Phonetikum 戔 /jiān/ („zwei 戈 Hiebäxte“), in Kurzzeichen gekürzt zu戋.

Nr.604 破 /pò/ „zerbrechen, zerschlagen, gebrochen, kaputt”. Links Signifikum „Stein“ 石, rechts Phonetikum 皮 /pí/ („Leder, Haut“).

Nr.605 网 (trad. 網) /wǎng/ „Netz“, heute vor allem „Internet“. Abbildung eines Netzes mit Maschen. Im trad. Zeichen „Seide“ 糹 und 亡 /wáng/ hinzugefügt, im Kurzzeichen wieder entfernt. 网 bzw. 罓 ist Signifikum in einigen Zeichen (罪 /zuì/, 罰罚 /fá/, 羅罗 /luó/ etc.), wo es sich nicht mehr von einem liegenden „Auge“ 目unterscheidet.

Nr.606 热 (trad. 熱, einst auch 炅) /rè/ „heiß, Hitze, populär“. Signifikum „Feuer“ 火 → 灬unter Phonetikum 埶 /yì/ („einpflanzen, kultivieren“), das in der Kurzzeichenreform überall zu 执 (eigentlich /zhí/) gekürzt wurde (vgl. Nr.506 势勢 /shì/).

Nr.607 助 /zhù/ „helfen, assistieren”. Signifikum „Pflug” 力 (/lì/, heute „Kraft”) mit Phonetikum 且 /jū/ (heute /qiě/, vgl. Nr.296).

Nr.608 倒 /dào/ „umkehren, rückwärts, im Gegenteil” /dǎo/ „einstürzen, umstoßen, tauschen“. Signifikum „Mensch“ 人 bzw. 亻 mit Phonetikum 到 /dào/ („ankommen“, Nr.22).

Nr.609 育 /yù/ Ursprünglich „gebären”, heute „großziehen, erziehen”. In der Urform 毓 /yù/ ist eine Mutter 母 zu sehen, die ein Kind (子 mit dem Kopf nach unten) gebiert (vgl. Nr.396 流 /liú/ „fließen“). Im heutigen Zeichen oben das Kind, unten „Fleisch“ 肉 → 月 /ròu/ als Phonetikum.

Nr.610 属 (auch Jap.; trad. 屬) /shǔ/ „Kategorie, unterstehen, gehören zu“. Ursprünglich Signifikum 尾 /wěi/ „Schwanz“ (尸 „Körper” + 毛 „Haare“) und Phonetikum 蜀 /shǔ/ („Seidenraupe“), im Kurzzeichen auf 尸 + 禹 /yǔ/ (ebenfalls verwandt mit 虫 /chóng/ „Kleintier“) reduziert.

Nr.611 坐 /zuò/ „sitzen, mit etw. fahren”. Ursprünglich eine 卩 oder zwei 卯 knieende Personen auf einer Matte (verwandt mit Nr.554 留 /liú/ „bleiben“), heute zwei Menschen 人人 auf dem Erdboden 土.

Nr.612 帝 /dì/ „Kaiser, Gott“. Wohl einst ein Reisigbündel (vgl. Nr.362 亲 /xīn//qīn/, ursprünglich „Brennholz“), das für große Opferrituale (später 禘 /dì/) entzündet wurde; früh Bedeutungsverschiebung auf das höchste Wesen. Wurde mit 口 zum heutigen Phonetikum 啇/dī/.

Nr.613 限 /xiàn/ „Grenze, Limit, beschränken“. Links Signifikum 阝(阜 „Hügelkette“), rechts Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“, Variante des phonetisch noch ähnlicheren 見见 /jiàn/ „sehen“, Nr.153).

Nr.614 船 /chuán/ „Schiff“. Links Signifikum „Boot“ 舟, rechts Phonetikum 㕣 /yǎn/ („Sumpfland“ („Talsohle“? Vgl. 谷 /gǔ/ „Tal“), noch in Nr.1182沿 /yán/ „entlang“, 铅 /qiān/ „Blei“. Früher war auch die offenbar grafisch fehlgedeutete Variante mit 公 /gōng/ verbreitet: 舩.

Nr.615 脸 (trad. 臉) /liǎn/ „Gesicht, Reputation“. Ursprünglich „Wangen“. Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月, Phonetikum 僉 ↓ 佥) /qiān/ (mehrere Menschen 从 rufen 口口 „gemeinsam“).

Nr.616 职 (trad. 職) /zhí/ „Beruf, Amt, Posten“. Ursprünglich wohl „auf jm. hören, befolgen“, daher Signifikum „Ohr“ 耳. Phonetikum 戠 /zhí/ (vielleicht die Urform des Zeichens), im Kurzzeichen 只 /zhǐ/ (wie in Nr.340 識 识) /shí/ „wissen“ und Nr.578 織 织 /zhī/ „organisieren“).

Nr.617 速 /sù/ „schnell”. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 束 /shù/ („Bündel“).

Nr.618 刻 /kè/ „ritzen, gravieren, Viertelstunde“. Rechts Signifikum „Messer“刂 (刀), links Phonetikum 亥 /hài/, dessen Etymographie bis heute unklar ist (manche vermuten „Wurzeln“, manche eine Variante von 豕 „Schwein“).

Dank an „chinaimbiss“ für: Habe nochmal nachgeforscht, Sonnenuhren funktionieren nicht besonders gut (wenig genau, Wolken, nachts), weshalb später Wasseruhren 滴漏 erfunden wurden, die den Tag in 100 Teile namens 刻 teilten. Bei 1440 min pro Tag entspricht ein 刻 also 14,4min, also ca eine Viertelstunde.

Nr.619 乐 (trad. 樂, jap. 楽) /yuè/ „Musik“ /lè/ „fröhlich“. Vermutlich die Darstellung eines Musikinstruments: Unten ein Holzgestell 木, mit Glocken 幺 und Trommeln 白? Andere vermuten in der oberen Hälfte einen Daumen 白 und Saiten 幺 – die im Kurzzeichen verloren gegangen sind.

Nr.620 否 /fǒu/ „negieren, nicht, ob“: Negationspartikel, bereits in Bronzeschriften Alternativzeichen zur Negationspartikel 不 /bù/ (auch phonetisch verwandt) mit unten hinzugefügtem Signifikum 口 „Mund“.

Nr.621 刚 (trad. 剛) /gāng/. Ursprünglich „hart, kräftig“, heute vor allem Zeitadverb „gerade eben, kurz vorher“. Rechts Signifikum „Messer“刂 (刀), links Phonetikum 岡冈 /gāng/ („Hügelkamm“, aus 山 „Berg“ und 网 /wǎng/, heute 岗).

Nr.622威 /wēi/ „Macht, Autorität, gewaltsam“. Eine chinesische (oder japanische) Gender-Debatte zur Schrift würde dieses Zeichen wohl als erstes reformieren wollen: Abbildung einer Waffe 戌 /xū/ (auch 戊 oder 戈) über einer Frau 女.

Nr.623 毛 /máo/ „Haare, Fell, Flaum”, Familienname, u.a. von Mao Zedong 毛泽东. Darstellung einer kleinen Flaumfeder oder von Härchen.

Nr.624 状 (auch jap.; trad. 狀) /zhuàng/ „Zustand, Form, beschreiben, Urkunde“. Ursprünglich Beschreibung des Aussehens eines wilden Tieres oder 犬 Hundes. 爿 bzw.丬 /qiáng/ („Holzscheit“) ist Phonetikum.

Nr.625 率 /shuài/ „führen, leiten“ und „leichtfertig, offenherzig“ /lǜ/ „Rate, Verhältnis, Proportion“. Ursprünglich wohl ein Hanfseil (vgl. „Seide” 糸, auch die Form繂 ist belegt). Die Herkunft der Aussprache /lǜ/ und ihrer Bedeutung bleibt für mich im Dunkeln.

Nr.626 甚 /shèn/ vor allem in 甚至 shènzhì „sogar, bis hin zu”. Einst eine Kelle 匕 (verändert zu匹), die etwas zum Mund 曰 bzw. 甘 führt. (vgl. in umgekehrter Anordnung 旨 /zhǐ/, ursprünglich „wohlschmeckend“). Kein Bezug zu Nr.85 其 /qí/. Mit der Lautung /shén/ wurde 甚 in der Kurzzeichenreform zu 什 (Nr.156).

Nr.627 独 (auch Jap.; trad. 獨) /dú/ „alleine, einzeln, nur, mono-”. Signifikum „Hund, wildes Tier“ 犬 in der Form 犭 , mit Phonetikum 蜀 /shǔ/ („Seidenraupe“), im Kurzzeichen reduziert zu 虫 (/chóng/ „Kleintier, Insekt“).

Nr.628 球 /qiú/ „Ball, Kugel, Globus”. Signifikum „Jade” 玉 (links stehend ohne Punkt) mit Phonetikum 求 /qiú/ („bitten“, ursprünglich Darstellung eines Tausendfüßlers).

Nr.629 般 /bān/ „Art und Weise, Sorte, Kategorie“. Ursprünglich links 凡/凢 /fán/ (eine Art Tablett oder Platte, auch phonetisch!) und rechts „schlagende Hand“ 攴, Bedeutung auch „drehen“ (eine Dreh- oder Töpferscheibe?). Früh verfremdet zu den grafisch ähnlichen Zeichen 舟 „Boot“ und 殳 „ein Gerät halten“.

Nr.630 普 /pǔ/ „allgemein, verbreitet”. Oben 並, entstanden aus 竝 zwei Menschen (heute 并 /bìng/, Nr.141), unten 日 „Sonne“. Das Shuowen (2. Jh.) behauptet, die Grundbedeutung sei eine fahle, strahlenlose Sonne, wofür es sonst nirgends Belege gibt.

Nr.631 怕 /pà/ „fürchten, befürchten, möglicherweise“. Links Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/) in der Variante 忄 (vgl. Nr.90), rechts Phonetikum 白 /bái/ („weiß“, Nr. 286)

Nr.632 弹 (trad. 彈, jap. 弾) /dàn/ „Kugel, Geschoss“ /tán/ „schnellen, schießen, schnipsen, ein Saiteninstrument spielen“. Ursprünglich „mit dem Bogen schießen“: Links Signifikum 弓 „Bogen“, rechts Phonetikum 單 单 /dān/ (Nr.389).

Nr.633 校 /xiào/ „Schule” /jiào/ „Korrektur lessen, justieren”. Historisch sind diverse weitere Bedeutungskonzepte belegt. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 交 /jiāo/ („überkreuzen“, Nr.320).

Nr.634 苦 /kǔ/ „bitter, hart, Leiden, mühsam”. Ursprünglich bitterer Geschmack: Oben Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹, unten Phonetikum 古 /gǔ/ („alt, antik”, Nr.509).

Nr.635 创 (trad. 創, weitere Varianten: 刅 剙 剏 刱) /chuàng/ „erzielen, erschaffen“ /chuāng/ „Wunde, verwunden“. Rechts Signifikum „Messer” 刂 (刀), links Phonetikum 倉 仓 /cāng/ („Warenspeicher”, Nr. 671 食 „essen“ über 口).

Nr.636 假 (jap. 仮) /jiǎ/ „gefälscht, künstlich, ausleihen” /jià/ „Urlaub, Ferien“. Links SIgnifikum „Mensch“ 亻(人), rechts das ursprüngliche Zeichen 叚 /jiǎ/ „gefälscht“. Was genau allerdings die darin rechts unten zu sehende Hand 又 einst fälschte, bleibt im Dunkeln.

Nr.637 久 /jiǔ/ „lange Zeit, dauern“. Erst ab Qin-Zeit (3. Jh. v.u.Z.) belegt, Etymographie unklar. Manche sehen nur einen hakenförmigen Gegenstand, andere halten 久 für die Beifuß-/Artemisiafasern in 灸 /jiǔ/ „Moxibustion“.

Nr.638 错 (trad. 錯) /cuò/ „Fehler, irrtümlich, ver-“. Ursprünglich „Metall einlegen, polieren, ineinandergreifen, verzahnen“, daher links Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅. Rechts Phonetikum 昔 (heute /xī/: „frühere Zeiten“, ursprünglich wohl verwandt mit 災und 甾 /zāi/).

Nr.639 承 /chéng/ „tragen, übernehmen, weiterführen“. Die etymographischen Grundbestandteile sind kaum zu erkennen: Einer knieenden Gestalt卩 /jié/ wird durch drei Hände (die mittlere 手 ist noch zu erahnen) aufgeholfen. (vgl. das seltenere 丞 /chéng/ „assistieren“).

Nr.640 印 /yìn/ „drucken, Siegel, Stempel, entsprechen“, phonetische Transkription in In-dien und In-donesien. Ursprünglich „niederdrücken“: Eine hier von links kommende Hand 爪 drückt eine knieende Person 卩 /jié/ nieder. Diese Grundbedeutung wird heute mit einer zusätzlichen Hand 扌geschrieben: 抑 /yì/.

Nr.641 晚 (jap. 晩) /wǎn/ „Abend, spät”. Links Signifikum „Sonne” 日 mit rechts Phonetikum 免 /miǎn/ („eine zeremonielle Kopfbedeckung tragen”).

Nr.642 兰 (trad. 蘭) /lán/ „Orchidee, Duft“, vor allem aber auch Morphem in der Stadt 兰州Lánzhōu, in 伊斯兰 /Yīsīlán/ „Islam“ und phonetisch für germanisch „Land“ wie in 芬兰 /Fēnlán/ „Finnland“ oder 新西兰 /Xīnxīlán/ „Neuseeland“. Von 20 auf 5 Striche gekürzt, einst Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit Phonetikum闌 /lán/ („Geländer“).

Nr.643 试 (trad. 試) /shì/ „prüfen, testen, Experiment“. Links Signifikum „Sprache“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 式 /shì/ („Stil, Art und Weise, Formel, Methode”, Nr.303).

Nr.644 股 /gǔ/ „Hüfte, Oberschenkel“, dann „Anteil, Aktie“ sowie ZEW für lange Dinge und Gerüche. Der rechte Teil 殳 (heute /shū/) ist hier eine Verfremdung des ursprünglichen Zeichens „Hüfte“ 夃 /gū/ (evtl. Bezug zu 夊 /suī/ „Fuß, gehen“). Schon früh wurde das Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月 hinzugefügt.

Nr.645 拿 /ná/ „nehmen, ergreifen, etw. beherrschen“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Silben „na“. Ältere Varianten 拏 挐. Unten Signifikum „Hand“ 手, oben statt sem./phon. 奴 /nú/ oder 如 /rú/ in jüngerer Zeit die wenig plausible Form 合 (/hé/). Gleiche Subgrapheme in anderer Konstellation: 拾 /shí/ „aufsammeln”.

Nr.646 脑 (trad. 腦, japanisch 脳) /nǎo/ „Gehirn“, auch in 电脑 /diànnǎo/ „Computer“. Ursprünglich „Gehirnmasse“: Flüssigkeit 巛 über Gehirn 囟 (im Kurzzeichen amalgamiert). Später Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月 hinzugefügt. (Ob die Variante mit „Löffel“ 匘 eine Delikatesse war, darüber schweigen die Lexikographen.)

Nr.647 预 (trad. 預) /yù/ „vorher, im voraus“. Rechts Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页, links Phonetikum 予 /yǔ/ (ursprünglich 呂 /lǚ/ mit 亅) als Phonetikum (Nr.925). Engl. Eselsbrücke: „a-head“.

Nr.648 谁 (trad. 誰) /shuí/, heute oft /shéi/ „wer? wem? wen?“, „irgendwer, -wem, -wen“. Links Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 隹 /zhuī/ („Vogel“).

Nr.649 益 /yì/ „Nutzen, Vorteil, vergrößern“. Ursprünglich „Überfluss“: Ein Behälter 皿 voller Wasser 水 läuft über. Dieses Konzept wird heute durch nochmalige Hinzufügung von „Wasser“ 水 → 氵ausgedrückt: 溢 /yì/ „überlaufen, übermäßig“.

Nr.650 阳 (trad. 陽) /yáng/ „Sonne“, die Sonnenseite eines Berges, das männliche Prinzip Yáng. Links Signifikum阜 → 阝„Erdhügel“, rechts das ursprüngliche Zeichen 昜 /yáng/, das einen Sonnenaufgang mit Strahlen darstellt (in Kurzzeichen meist zu 𠃓, nur hier zu 日gekürzt). Vgl. das Antonym 阴 陰 /yīn/.

Nr.651 若 /ruò/ „wie, wenn, falls” (schriftsprachlich). Etymographisch weder Bezüge zu 艹 „Gras“ noch zu 右 „rechts“: Ursprünglich wohl „befolgen, gehorchen“: eine knieende Person mit ausgestreckten Händen (auch 叒 /ruò/), für die grammatische Funktion wurde entsprechend unten „Mund“ 口 hinzugefügt.

Nr.652 哪 /nǎ/ Fragewort „welche/r/s, wo, wie”. Erweiterung des auf eine Ortsbezeichnung zurückgehenden, ebenfalls in der Tang-Zeit aufkommenden Demonstrativums 那 /nà/ „jene/r/s“ (Nr.38) durch die Hinzufügung von „Mund“ 口.

Nr.653 微 /wēi/ „klein, winzig, mikro-“. Morphem in den Online-Plattformen 微信Wēixìn und 微博Wēibó. Der mittlere Teil ist ein Mensch mit Kopfschmuck oder langen Haaren (ähnlich wie Nr.151 美 /měi/, Variante 媺!), rechts die schlagende (oder Haare abschneidende?) Hand 攴 → 攵. Das Signifikum 彳 „Weg“ entstammt einer heute obsoleten Bedeutung „inkognito reisen“.

Nr.654 尼 /ní/ Einst wohl „friedlich, sicher“, mit dem Aufkommen des Buddhismus phonetisch entlehnt für Bhikshu-ni (Sanskrit: buddhistische Nonnen), heute v.a. phonetische Transkription für Ne-/Ni-Laute in fremdsprachigen Eigennamen wie Kenia, Indonesien, Nigeria, Rumänien, Nepal usw.. Signifikum 尸 „Körper”, Phonetikum 匕 /bǐ/.

Nr.655 继 (trad. 繼, jap. 継) /jì/ „fortsetzen, erben, danach“. Ursprünglich nur die fortlaufenden Seidenballen 㡭 /jì/ (Kurzzeichen mit „Reis“ 米), denen später noch einmal das Signifikum „Seide“ 糸 / 纟hinzugefügt wurde. Vgl. auch Nr.434 斷 ↓ 断 /duàn/ „unterbrechen“, mit der Axt 斤.

Nr.656 送 /sòng/ „bringen, begleiten, versenden, überreichen“. Ursprüngliches Basiszeichen 灷 /zhuàn/: Die zwei Hände 廾, die eine Fackel 火tragen, wurden in 送 /sòng/ (und 朕 /zhèn/) zu 关 amalgamiert (kein Zusammenhang zu Nr.127 關関 ↓ 关 /guān/). Für die Bedeutung „aussenden, begleiten“ wurde der Fackel das Signifikum „Fortbewegung“ 辵 → 辶 hinzugefügt.

Nr.657 急 /jí/ „eilig, gereizt, dringend”. Signifikum „Herz“ (Emotion) 心, das oben stehende Phonetikum 刍 /jí/ ist eine Variante von Nr.198 及 /jí/ (ursprünglich „einfangen“: beide Grapheme zeigen Hände 彐 bzw. 又, die eine Person卩 /jié/ ergreifen).

Nr.658 血 /xuè//xiě/ „Blut“. Ein Behälter oder eine Schale 皿 (/mǐn/), in der ein durch einen Punktstrich symbolisierter Blutstropfen aufgefangen wird.

Nr.659 惊 (trad. 驚) /jīng/ „erschrecken, verblüffen“. Signifikum „Pferd“ 馬 mit Phonetikum 敬 /jìng/ (Nr.1209). Vollkommen anderes Kurzzeichen mit Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/) in der links stehenden Variante 忄, rechts Phonetikum 京 /jīng/ („Hauptstadt“, Nr.566).

Nr.660 伤 (trad. 傷) /shāng/ „verwunden, verletzen, Wunde, schädigen“. Ursprünglich wohl 𥏻, „durch einen Pfeil 矢verwundet werden“, später links Signifikum 亻 „Mensch“. Rechts erkennt man das Phonetikum 昜 /yáng/ (vgl. Nr.650 陽阳 /yáng/) mit zwei zusätzlichen Strichen. Im Kurzzeichen nach graphischen Gesichtspunkten gekürzt.

Nr.661 素 /sù/ „weiß, einfach, grundlegend, pflanzlich“. Unten Signifikum „Seide“ 糸, der obere Teil ist wohl aus 𠂹 → 垂 /chuí/ „hängende Pflanzen“ hervorgegangen. Vermutlich auch eng verwandt mit Nr.805 索 /suǒ/ „Seil“.

Nr.662 药 (trad. 藥, jap. 薬) /yào/ „Medikament, Pharmazie“. Abgeleitet aus der pflanzlichen Heilkunde: Signifikum „Gras/Pflanze” 艸 → 艹 mit Phonetikum 樂 /yuè/ („Musik“, Nr. 619). Im Kurzzeichen Phonetikum 约 /yuē/ („vereinbaren“, Nr. 424).

Nr.663 适 (trad. 適) /shì/ „passen, entsprechen, angemessen” Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum啇 /dī/ (Amalgamierung aus 啻: 口 unter 帝 /dì/). 适 gab es auch einst als /kuò/, vgl.Nr.219 活 /huó/. Die moderne Kürzung von 啇 /dī/ zu 舌 /shé/ „Zunge“ (wie in Nr.523 敵 ↓ 敌 /dí/ „Feind“) passt hier auch phonetisch.

Nr.664 波 /bō/ „Welle”, phonetische Transkription für Bo-/Po-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 皮 /pí/ („Leder, Haut“).

Nr.665 夜 /yè/ „Nacht”. Ungewöhnliche Amalgamierung aus einer Variante des Signifikums 月 „Mond“ (rechts unten, vgl. auch 夕 /xī/ „Abend(-mond)“ und dem ebenfalls entstellten Phonetikum 亦 /yì/, das eigentlich „Achseln“ (heute 腋 /yè/ – sic!) bedeutete und auf die beiden Achselhöhlen eines Menschen 大verwies. (Es existierte auch eine graphische Variante mit 旦 „Morgensonne“: 亱)

Nr.666 省 /xǐng/ „inspizieren, untersuchen, besuchen“, vor allem aber /shěng/ „(ein)sparen“ und „Provinz“: Die drei Bedeutungsfelder lassen auf eine Konvergenz verschiedener Konzepte / Zeichen schließen: Einst ein Augenleiden: Signifikum „Auge“ 目, darüber ursprünglich 屮 „Gras“ /cǎo/, später das semantisch ähnliche 生 /shēng/ ↓ 眚, dessen Aussprache mit /shěng/ bis heute erhalten ist. Das Graphem 少 /shǎo/ „wenig“ könnte über die Bedeutung „einsparen“ oder durch Schnellschreibung motiviert sein.

Nr.667 初 /chū/ „Beginn, erste/s, ursprünglich, primär“. Ursprünglich „ein Stück Stoff anschneiden“, daher zusammengesetzt aus den Signifika „Kleidung“ 衣 → 衤 und „Messer“ 刀, das hier (und in Nr.337 切 /qiē/) nicht in der sonst üblichen Form 刂erscheint.

Nr.668 喜 /xǐ/ „sich freuen, Freude, mögen“. Zwei Signifika: Eine stehende Trommel 壴 (/zhù/, heute mit Hand und Klöppel 鼓 /gǔ/, Nr.1123), der unten ein Mund 口 hinzugefügt wurde. (Vgl. zu diesem Wortfeld auch Nr.619 樂 ↓ 乐) /yuè/ „Musik“ /lè/ „fröhlich“.) In verdoppelt-kontrahierter Form Hochzeitssymbol für Eheglück 喜喜.

Nr.669 卫 (trad. 衛) /wèi/ „verteidigen, beschützen“. Ursprünglich zwei Füße 止, die um etwas 口 herumpatrouillieren: 韋, später wurde „Wegkreuzung“ 行 hinzugefügt. Eng verwandt mit Nr.576 圍↓围) /wéi/ „umgeben“. Das Kurzzeichen 卫 (zu erwarten wäre 韦) ist wie das jap. Katakana ヱ /we/ aus dem oberen Fuß 𫝀 abgeleitet.

Nr.670 源 /yuán/ „Quelle, Ursache“. Eng verwandt und verwechselbar mit dem tendenziell abstrakter verwendeten Nr.193 原 /yuán/ „Quelle, Ursprung, Herkunft”. Ein Felsabhang 厂, aus dem klares, „weißes“ 白 Wasser (水 → 小) sprudelt. Hier wurde für die Grundbedeutung noch einmal das Signifikum „Wasser“ 水 → 氵hinzugefügt.

Nr.671 食 /shí/ „Essen, Futter, Nahrungsmittel“. Ursprünglich ein Kochtopf (皀 /xiāng/, nicht Nr.835良 /liáng/!), darüber ein geöffneter Mund 亼 (/jí/). Als Signifikum 飠 (in Kurzzeichen 饣) in zahlreichen Zeichen, die mit Mahlzeiten oder Nahrungsmitteln zusammenhängen.

Nr.672 险 (trad. 險, trad. 険) /xiǎn/ „Gefahr, Risiko, beinahe“. Ursprünglich eine schwer passierbare oder gefährliche Stelle, daher Signifikum „Hügelkette“ 阜 → 阝 (einst auch „Berg“ 山: 嶮). Phonetikum 僉 ↓ 佥 /qiān/ (mehrere Menschen 从 rufen 口口: „gemeinsam“).

Nr.673 待 /dài/ „behandeln, bewirten, warten, beabsichtigen, brauchen“. Meist als Signifikum 彳 „Weg“ mit Phonetikum 寺 /chí/ (heute /sì/) beschrieben. Mir schiene auch eine rein semantische Ableitung aus 彳+止 „sich fortbewegen“ (辶) + 寸 „Hand“ plausibel (wie in Nr.1060 徒 /tú/ „folgen, Schüler“).

Nr.674 述 /shù/ „erzählen, berichten”. Ursprünglich wohl „folgen“, daher Signifikum „Fortbewegung“ 辶 (彳+止; 辵); plausibler wäre heute eine Struktur mit dem Signifikum „sprechen“: 訹 bzw. 讠+ Phonetikum 术 /shù/.

Nr.675 陆 (trad. 陸) /lù/ „Festland, Kontinent, Landweg“; 大陆 /dàlù/: politisch unverfänglicher Terminus für China ohne Taiwan. Ursprünglich nur 坴 /liù/ (圥 /lù/ + 土 „Erde“, im Kurzzeichen heute wie Nr.395 击 /jī/), später links mit Signifikum „Hügelkette“ 阜 → 阝. Graph.-phonetische Ähnlichkeit mit Nr.478 六 /liù/ „sechs“, dessen fälschungssichere Schreibung ebenfalls 陸 bzw. 陆 ist.

Nr.676 习 (trad. 習) /xí/ „üben, praktizieren, sich gewöhnen“, Familienname Xi. Ursprünglich wohl „an der Sonne trocknen“: „Sonne“日 unter Phonetikum 彗 /huì/ – früh für heutige Bedeutung entlehnt und uminterpretiert in 羽 „Vogelflügel“ (/yǔ/) + 白 „weiß“ (/bái/). Im Kurzzeichen nur noch ein „Flügel“.

Nr.677 置 /zhì/ „einsetzen, platzieren, installieren, etablieren“. Oben Signifikum „Netz“ (ursprünglich 网 bzw. 罓), unten Phonetikum 直 /zhí/ („gerade, geradeaus“, Nr.255).

Nr.678 居 /jū/ „Behausung, besetzen, wohnen“. Eine liegende oder hockende Gestalt 尸, Phonetikum 古 /gǔ/. Nach anderen ursprünglich ein stehender Mensch 立unter einem Dach 广; später wurde das Dach 广 zu  尸 und 立 zum (vermeintlichen?) Phonetikum古 /gǔ/. (Aber „zehn 十Münder 口 unter einem 尸 Dach“ ist natürlich die ideale Eselsbrücke.)

Nr.679 劳 (trad. 勞, jap. 労) /láo/ „arbeiten, sich abmühen“. Ursprünglich wohl die mühevolle Arbeit des Nähens von Kleidung 衣 beim Schein von Feuer 火火 (im Kurzzeichen reduziert zu 艹). Die Kürzung 衣 → 冖 im Zuge der Hinzufügung des Signifikums „Kraft“ entstand wohl in Analogie zum Graphem „zwei Fackeln“ 𤇾 (heute Phonetikum /yíng/).

Nr.680 财 (trad. 財) /cái/ „Reichtum, Finanzen“. Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, Phonetikum 才 /cái/ (Nr.235).

Nr.681 环 (trad. 環) /huán/ „Ring“, auch in 环境 /huánjìng/ „Umwelt“: Links Signifikum „Jade“ 玉 in seiner links stehenden Form 王, rechts 睘 /huán/ (目 „Auge“ über 袁 /yuán/ „Robe“), das selbst „rund“ bedeutete (vgl. 圜 ↓ 圆!). Im Kurzzeichen wird 睘 grafisch zu 不 /bù/ gekürzt (wie Nr.80 還 ↓ 还 /huán//hái/).

Nr.682 排 /pái/ „Reihe, ordnen, proben, entfernen, ableiten“, engl. „pie“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 非 /fēi/ (Nr.283).

Nr.683 福 /fú/ „Glück, Segen“. Eines der beliebtesten Zeichen, nicht nur an chinesischen Türen (dort wegen der Homophonie von dào 到 „ankommen“ und dào 倒 „umgekehrt“ oft um 180 Grad gedreht). Signifikum „Altar, Ritual“ 示 → 礻mit Phonetikum 畐 /fú/ (ursprünglich ein hohes Gefäß).

Nr.684 纳 (trad. 納) /nà/ „einlassen, annehmen, (Steuern) zahlen“, phonetische Transkription für „na“ in fremdsprachigen Eigennamen. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 内 /nèi/ („innen“, Nr.175, keine semantische Funktion belegbar).

Nr.685 欢 (trad. 歡, auch 驩 懽, jap. 歓) /huān/ „fröhlich, begeistert“. Rechts als Signifikum ein geöffneter Mund欠 (/qiàn/), das links stehende Phonetikum 雚 /guàn/ („Reiher“) wurde in der Kurzzeichenreform generell zu 又 gekürzt.

Nr.686 雷 /léi/ „Donner, Mine“, phonetische Transkription für „re/ra/ray“ in „Radar“ und fremdsprachigen Eigennamen. Ursprüngliches Zeichen „Donner“ 畾 /léi/: Wohl kein Bezug zu „Feld“ 田 (/tián/), sondern zu 申 /shēn/ „Blitz“. Später mit Signifikum „Regen“ 雨: 靁, gekürzt zu 雷 (Vgl. auch 纍 ↓ 累 /lèi/).

Nr.687 警 /jǐng/ „wachsam sein, warnen, alarmieren, Polizei”. Unten Signifikum „sprechen“ 言, darüber Phonetikum 敬 /jìng/ („respektvoll anbieten”: 茍 /jì/ war die Darstellung eines unterworfenen, niederknieenden 羌 Qiāng, auch in Nr.659 驚 (Kurzzeichen 惊) /jīng/ „erschrecken, verblüffen“).

Nr.688 获 (trad. 獲 und 穫) /huò/ „fangen, ernten, bekommen“. In antiken Texten findet sich nur die Form „ernten“ 穫 mit 禾 Getreide. Die Bedeutung des Phonetikums 蒦 /huò/, von dem im Kurzzeichen nur das „Gras“ 艹 erhalten blieb, ist unklar. Das Signifikum 犭der Bedeutung „ein Tier fangen“ ist eine Variante von (dem nun auch rechts stehenden) 犬 /quǎn/ „Hund, wildes Tier“.

Nr.689 模 /mó/ „Standard, imitieren, Vorbild, Modell, Muster”. Signifikum 木 „Holz“ mit Phonetikum 莫 /mò/ (eine Sonne 日, die zwischen Gräsern 茻 → 莽/mǎng/ untergeht, Nr.955).

Nr.690 充 /chōng/ „voll, anfüllen, ausreichen“. Etymographie dubios: Das 2000 Jahre alte Shuowen sagt „hoch, groß“ und behauptet einen phon. Bezug zu Nr.609 育 /yù/. Erkennbar ist das „neugeborene Kind“ (umgedrehtes 子) aus 育 /yù/ und 流/liú/ „fließen“ (Nr.396); darunter 儿 (zwei Beine? Haare?).

Nr.691 负 (trad. 負) /fù/ „auf dem Rücken tragen, sich stützen auf“, aber auch „verlieren, negativ“. Das erste Wortfeld lässt sich noch aus den Signifika „Mensch“ 人 亻 (in einer selteneren Variante) und darunter „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝 ableiten, das zweite Wortfeld dürfte durch eine phonetische Entlehnung hinzugekommen sein.

Nr.692 云 (trad. 雲) /yún/ „Wolken“, Provinz Yúnnán 云南. Abbildung von herabhängenden Wolken, im Klassischen Chinesisch entlehnt für „sprechen“, woraufhin für die Urbedeutung „Wolken“ das Signifikum „Regen“ 雨 hinzugefügt wurde: 雲. Im modernen Chinesisch nur noch in der ursprünglichen Bedeutung, Kurzzeichen entsprechend wieder in der Urform 云.

Nr.693 停 /tíng/ „stehenbleiben, stoppen, parken”. Im Stadtbild vor allem in durchgestrichener Form. Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts Phonetikum 亭 /tíng/ („Pavillon“, aus 高 /gāo/ „hoch“ mit Phonetikum 丁 /dīng/).

Nr.694 木 /mù/ „Holz, Baum“, auch „empfindungslos“. Ursprünglich Darstellung eines Baumes. Links oder unten (selten oben) stehendes Signifikum in zahllosen Zeichen, die Bäume und deren Früchte bezeichnen, oder Geräte, die ursprünglich aus Holz gefertigt wurden.

Nr.695 游 /yóu/ „schwimmen, herumreisen (trad. und jap. auch 遊), Flussabschnitt“. Grundzeichen 斿 /yóu/, ein mit einem Banner 㫃 (/yǎn/) „herumlaufendes“ Kind 子. Für die verschiedenen Wortfelder durch die Signifika „Wasser“ 水 → 氵bzw. „Fortbewegung“ 辵 → 辶 ergänzt.

Nr.696 龙 (trad. 龍, jap. 竜) /lóng/ „Drachen, kaiserlich“. Darstellung eines mythischen Drachen: Links Kamm 立 und Maul 月, rechts der lange Körper, der zum Kurzzeichen 龙 wurde. Das japanische Kanji 竜 entstand hingegen aus der linken Hälfte von 龍.

Nr.697 树 (trad. 樹) /shù/ „Baum, pflanzen, errichten“. Signifikum 木 „Holz“ mit Phonetikum 尌 /shù/, darin wiederum Phonetikum 壴 /zhù/ „Trommel”. Diese wurde im Kurzzeichen zu 又 reduziert, so dass nun falsche Assoziationen mit对 /duì/ (Nr.33, trad. 對) oder 权 /quán/ (Nr.297, trad. 權) entstehen.

Nr.698 疑 /yí/ „zweifeln, verdächtigen, unsicher“. 矢 ist ursprünglich kein Pfeil, sondern ein Mensch 大 mit offenstehendem Mund (heute 匕 + 矢) an einer Wegkreuzung 彳+止 (Variante des Signifikums 辵 → 辶 „Fortbewegung“). Oben rechts einst 牛 oder 子, mit 止 verschmolzen zu  + 疋.

Nr.699 层 (trad. 層) /céng/ „Ebene, Schicht, Stockwerk“. Das Signifikum 尸 ist hier nicht der „hockende Leichnam” (wie in Nr.275 展 /zhǎn/), sondern eine Variante von 广 „Gebäude” (auch in 屋 /wū/, Nr.863). Das Phonetikum 曾 /céng/ (Nr.463) wurde im Kurzzeichen rein graphisch zur „Wolke“ 云 (/yún/, Nr. 692) reduziert.

Nr.700 冷 /lěng/ „kalt, abkühlen, einsam, selten“. Signifikum „Eis“ 冫 (zwei statt drei Punkte „Wasser“ 氵) mit Phonetikum 令 /lìng/ „befehlen“ (Nr.378).

Nr.701 洲 /zhōu/ „Insel(n) in einem Fluss”, heute vor allem „Kontinent”. Ursprünglich 州 geschrieben (s. Nr.721 州 /zhōu/), zur Abgrenzung von dessen Bedeutungsverschiebung zu „Präfektur, Bezirk“ wurde nochmals „Wasser“ 水 → 氵 hinzugefügt.

Nr.702 冲 /chōng/ (trad. auch 沖) „spülen, durchweichen, (Film) entwickeln“; sowie (trad. 衝) „rasen, zusammenstoßen“ und (trad. 衝) /chòng/ „lebhaft, in Richtung auf etwas“. Einst zwei vollkommen verschiedene Zeichen: Signifikum „Wasser“ 水 → 氵bzw. „Eis“ 冫mit Phonetikum 中 /zhōng/; Signifikum „Wegkreuzung” 行 mit Phonetikum 重 /chóng/.

Nr.703 射 /shè/ „schießen, filmen, auswerfen“. Ursprünglich eine Hand 寸, die einen Pfeil 矢 in einem Bogen 弓 spannt. Pfeil und Bogen verbanden sich in der Qin-Schriftreform (3. Jh. v.u.Z.) irrtümlich (phonographisch?) zu 身 /shēn/ „Körper“. 射 /shè/ ist wiederum Phonetikum im schriftlich selteneren (Nr.897 !) 谢 /xiè/ „danken“.

Nr.704 略 /lüè/ (in frühen Formen auch 畧) „knapp, wenig, Kurzdarstellung, Strategie”. Ursprünglich „Felder verwalten“, daher Signifikum „Feld“ 田. 各 /gè/ wird in allen Quellen als Phonetikum bezeichnet, vgl. das Problem bei Nr. 305 路 /lù/.

Nr.705 范 (trad. 範) /fàn/ „Muster, Gußform, Bereich, Kategorie“. Angeblich einst ein Opferritual vor Reisen, daher Signifikum „Wagen“ 車 mit Phonetikum 笵 /fàn/ bzw. Basisphonetikum 㔾 /hǎn/. Als Kurzzeichen mit dem Familiennamen 范Fàn vereinheitlicht.

Nr.706 竟 /jìng/ „vollenden, schließlich, unerwartet”. Ursprünglich wohl „(als Strafe) im Gesicht tätowieren“: 辛 Dolch über Person 兄 (später 黥 /qíng/), früh entlehnt für heutige abstrakte Bedeutungen. Seit der Qin-Reform (3. Jh. v.u.Z.) interpretiert als 音 („Schall“ /yīn/ über 儿. Nicht verwechseln mit Nr.1100 竞 (trad. 競) /jìng/ „wettstreiten“!

Nr.707 句 /jù/ „Satz, Verszeile“. Signifikum 口 „Mund“ mit Phonetikum 丩/jiū/ („verhaken“), vgl. das jüngere 叫 /jiào/ „rufen, heißen” (Nr.387). Seltener auch mit der Aussprache /gōu/ (auch 勾), u.a. „Haken“. Dann gilt die umgekehrte Herleitung: 口 /kǒu/ als Phonetikum und 丩/jiū/ „verhaken“ als Signifikum.

Nr.708 室 /shì/ „Raum, Zimmer“. Zusammengesetzt aus dem phonetisch und semantisch fungierenden „ankommen“ 至 /zhì/ (Nr.267, ein auf dem Kopf stehender Pfeil 矢 „erreicht“ den Boden 土) und 宀 „Dach“.

Nr.709 异 (trad. 異) /yì/ „verschieden, andersartig, ungewöhnlich“. Graphisch weder „Feld“ 田 noch 共 /gòng/ bzw. 廾 /gǒng/, sondern eine seltsame Gestalt, ähnlich wie 鬼 /guǐ/ „Dämon“ (Nr.1042): 田ist also „Kopf“ (wie in Nr.298 思 /sī/ „denken“). 異 ist Signifikum in Nr.1228 戴 /dài/ „am Kopf tragen“. Kurzzeichen angelehnt an Nr.117 已 /yǐ/ (graphisch allerdings 巳 /sì/).

Nr.710 激 /jī/ „aufprallen, anstacheln, heftig“. Durch Hindernisse aufspritzendes Wasser. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 敫 /jiǎo/ („strahlend“, aus 白 /bái/ „weiß“ und 放 /fàng/ „etw. ablegen“; auch in 邀 /yāo/ „einladen“).

Nr.711 汉 (trad. 漢, historisch auch 灘) /hàn/ „Han-Chinesisch, Chinese, Han-Dynastie”. Name des 1500 km langen Han-Flusses in Zentralchina (Shaanxi und Hubei): Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum /jiān/ bzw. 難 /nán/. Kurzzeichen wie in Nr.295 難 ↓ 难 /nán/ („schwierig“) gekürzt zu 又.

Nr.712 村 /cūn/ „Dorf, ländlich”, offensichtlich ursprünglich einfache Holzhütten. Links Signifikum „Holz“ 木, rechts Phonetikum 寸 /cùn/ (Hand, Daumenglied als Maßeinheit Cun).

Nr.713 哈 /hā/ phonetische Wiedergabe für Gelächter sowie für Ha-Laute in fremdsprachigen Eigennamen, u.a. im Stadtnamen Harbin 哈尔滨 (Hā’ěrbīn; ursprünglich mandschurisch oder mongolisch). Signifikum „Mund” 口 mit Phonetikum 合 /hé/ (Nr.171).

Nr.714 策 /cè/ „anspornen, spitzer Dorn”, entlehnt für „Taktik, Strategie”. Ursprünglich 析 /xī/ „zerhacken“ unter 竹 „Bambus“: ein abgehacktes Bambusplättchen, Variante auch 筞. Heute sem. und phon. Grundzeichen朿 /cì/ „Dorn“. Eng verwandt sowohl mit 冊 ↓ 册 /cè/ „(beschreibbare) Bambusplättchen“ als auch mit Nr.1058 刺 /cì/ „Dorn, stechen“.

Nr.715 演 /yǎn/ „vorführen, aufführen, verändern, sich entwickeln“. Einst der sich „entwickelnde“ Lauf eines Flusses. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts das nur hier verwendete Phonetikum 寅 /yín/ (zwei Hände 𦥑 halten Pfeil 矢 und Bogen 弓), der „3. Erdzweig“ (s. dazu Nr.1004 午 /wǔ/).

Nr.716 简 (trad. 簡) /jiǎn/ „einfach, simpel“, ursprünglich Schreibplättchen aus Bambus, einfaches Schriftstück (heute 柬 /jiǎn/). Signifikum 竹 „Bambus“ mit Phonetikum 間 bzw. 间 /jiān/ (historisch 閒, Nr.135).

Nr.717 卡 /qiǎ/ /kǎ/ „feststecken, klemmen, Kontrollpunkt“, heute vor allem für Ka-Laute in fremdsprachigen Wörtern: car / Lastwagen, card / (Plastik-/Kredit-)Karte, calory / Kalorie u.a.. Vermutlich Darstellung von „zwischen oben 上 und unten 下 in der Mitte feststecken“.

Nr.718 罪 /zuì/ „Verbechen, Schuld, beschuldigen“. Diesem Zeichen für „Fischernetz“ (Signifikum „Netz“ 网 mit Phonetikum 非 /fēi/) wurde unter den Qin das Bedeutungskonzept des Zeichens 辠 /zuì/ hinzugefügt, weil das Zeichen 辠 wegen seiner Ähnlichkeit mit 皇 /huáng/ „kaiserlich“ verboten worden war.

Nr.719 判 /pàn/ „unterscheiden, urteilen“, ursprünglich wohl „in zwei Hälften teilen“. Das Graphem 半 /bàn/ „halb, Hälfte“ (Nr.513) trägt hier phonetische und semantische Funktion. Ihm wurde das Signifikum „Messer“ 刂 (刀) hinzugefügt.

Nr.720 担 (auch Jap.; trad. 擔) /dān/ /dàn/ „auf den Schultern tragen, sich aufbürden, Gewicht“. Links Signifikum 扌 (手) „Hand“, rechts Phonetikum 詹 /zhān/ („gesprächig“), im Kurzzeichen stattdessen 旦 /dàn/.

Nr.721 州 /zhōu/ „Präfektur, Bezirk“, zweite Silbe in zahlreichen Städtenamen (Guangzhou, Hangzhou, Suzhou etc.). Darstellung von Inseln in einem Fluss; dieses Konzept wurde später unter nochmaliger Hinzufügung von „Wasser“ 水 → 氵 洲 geschrieben (vgl. Nr.701 洲 /zhōu/ „Kontinent”).

Nr.722 静 (auch jap.; trad. 靜) /jìng/ „ruhig, still, sanft“. Manche Quellen behaupten, es handle sich hier um zwei Phonetika (青 /qīng/ und 爭 /zhèng/, was aber der generellen Entwicklung von Schriftzeichen widerspräche). Tatsächlich können beide Komponenten auch semantisch interpretiert werden: 青 „blau / dunkelgrün“ (Nr. 497) wie ein „stilles“ Gewässer (Interpretation des Shuowen), aber auch爭/争 „streiten“ – hier dann: „nicht streiten“; dafür spräche auch das synonyme 靖 /jìng/ „befrieden“ (auch selten 竫 /jìng/!).

Nr.723 退 /tuì/ „zurücktreten, sich zurückziehen“. Das den Zeichenfan irritierende 艮 (vermeintlich /gèn/) war das eigentliche Grundzeichen – allerdings hier ein Amalgam aus einem Kochgefäß 皀 (vgl. Nr. 671 食) und dem (sich davon abwendenden) Fuß 夊. Frühe Formen mit 彳, später mit Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ (彳+止, hier + 夊 → 辵 → 辶).

Nr.724 既 /jì/ „bereits, wenn, auch“. Ursprünglich eine Person, die sich vom Essensgefäß 皀 (vgl. Nr. 671 食) „bereits“ abwendet, heute nur in grammatikalisierter Funktion. Die sich abwendende Person 旡 (/jì/, auch phonetisch) ist graphisch-semantisch verwandt mit dem „geöffneten Mund“ 欠 /qiàn/. Vgl. auch das Antonym Nr.293 即 /jí/ „sofort, unmittelbar“.

Nr.725 衣 /yī/ „Kleidung“. Darstellung eines Obergewands. Als Signifikum in anderen Zeichen häufig in der links stehenden Form 衤 (5 Striche, nicht zu verwechseln mit 礻, Nr. 425 示 /shì/) oder, schwerer zu erkennen, als oben und unten umgebendes Graphem wie in 衷 /zhōng/ oder 裹 /guǒ/, vgl. auch die beiden Varianten desselben (Lang-)Zeichens 裡/裏 (Nr.50 里 /lǐ/).

Nr.726 您 /nín/ respektvolle Anredeform, 2.Person Singular, etwa „Sie“. In der Yuan-Zeit als Personalpronomen der 2. Person Plural („ihr, euch“, 你们 /nǐmen/) belegt. Personalpronomen你 /nǐ/ „du“ (Nr.32; Signifikum 亻 „Mensch“, rechts 尔 bzw. 爾 /ěr/, das bereits in der chin. Antike in diesem Sinne verwendet wurde) mit hinzugefügtem Signifikum „Herz“ 心.

Nr.727 宗 /zōng/ „Vorfahren, Clan, Sekte, Vorbild“, heute vor allem „Religion“. Ein Altar 示 (Nr.425, als Signifikum auch 礻) unter einem Dach 宀: der Tempel oder Ort, wo die Ahnen verehrt wurden.

Nr.728 积 (trad. 積) /jī/ „anhäufen, ansammeln“, in der Mathematik auch „Produkt“. Ursprünglich „Getreide lagern“: Signifikum „Getreide“ 禾 mit Phonetikum 責 /zé/ (Nr.535), im Kurzzeichen graphisch gekürzt zu 只 /zhī/ /zhǐ/ (Nr.97).

Nr.729 余 /yú/ „übrig, überschüssig, darüber, außerhalb“ (auch im Jap.; trad. 餘 mit Signifikum „Nahrungsmittel“ 食). 余 historisch auch „ich“, Familienname Yú. Ursprünglich eine Behausung oder Unterstand. Heutige Bedeutungen phonetisch entlehnt, z.T. mit „Mund“ 口 erweitert zu 舍 /shè/ („Behausung“, „ich“), dabei haben sich die Bedeutungsfelder offenbar vermischt.

Nr.730 痛 /tòng/ „Schmerzen, Leid, schmerzhaft”. Signifikum „Krankheit“ 疒 (ursprünglich ein Mensch 亻auf einem Bett 爿→丬) mit Phonetikum 甬 /yǒng//tǒng/ („Eimer“, vgl. Nr.51 用 /yòng/).

Nr.731 检 (trad. 檢, jap. 検) /jiǎn/ „prüfen, untersuchen, sich selbst disziplinieren”. Ursprünglich eine Art hölzernes Etikett für Schriftstücke: Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 僉 ↓ 佥 /qiān/ (mehrere Menschen 从 rufen 口口: „gemeinsam“).

Heute vor zwei Jahren, zu Beginn der Pandemie, habe ich mit diesem Thread als Beitrag zum Verständnis der chinesischen Schriftkultur begonnen. Inzwischen ist China in vielfacher Hinsicht weiter von uns entfernt als in den Jahrzehnten zuvor, und ein Ende dieses Entfremdungsprozesses ist nicht abzusehen. Ich setze daher die Reihe fort und bin für ein paar motivierende Likes dankbar. Alle bisherigen Tweets gesammelt und durchsuchbar finden sich unter https://blogs.fu-berlin.de/andreasguder-hanzi/2020/10/18/china-in-schriftzeichen/ .

Nr.732 差 /chā//chà/ „Unterschied, differieren, Fehler, falsch, schlecht“ /chāi/ „beauftragen”. Ursprünglich wohl „zwischen den Händen reiben“ (heute 搓 /cuō/). Kein Zusammenhang mit „Schaf“ 羊, sondern herabhängende Blätter 𠂹 垂 /chuí/ oder Getreide 來 /lái/ (Nr.15) und eine linke Hand mit Gerät 左 (Nr.782 /zuǒ/, evtl. auch phonetisch).

Nr.733 富 /fù/ „reich, wohlhabend“, wohl ursprünglich „über Wein oder eingelegte Speisen verfügend“: Signifikum „Dach“ 宀, darunter das Gefäß 畐 /fú/, das auch lautgebend ist (ähnlich 缶 /fǒu/). In frühen Formen auch mit der Amphore 酉 /yǒu/.

Nr.734 灵 (trad.靈, seltener孁霛, jap.霊) /líng/ „geschickt, flink, Geist, Seele, spirituell“. Einst ein Schamane oder Magier: Signifikum 巫 „Schamane“ (/wū/), in Bronzezeichen 示 „Altar“ oder 玉 „Jade“. Phonetikum 霝 /líng/ („Regentropfen“, heute 零). 靈 wurde schon in der Songzeit oft durch das schneller zu schreibende heutige Kurzzeichen灵 /líng/ (eigentlich „geringe Wärme“: Hand 彐 über Feuer 火) ersetzt.

Nr.735 协 (trad. 協, selten 叶) /xié/ „gemeinsam, vereint, assistieren“. Ursprünglich nur durch drei „gemeinsam arbeitende“ Pflüge 劦 /xié/ symbolisiert (力 „Kraft“), die Zahl Zehn 十 wurde später hinzugefügt. Die Kürzung 办 ist arbiträr – hier steht sie für 劦, in Nr.367 办 /bàn/ für 辦, in Nr.590 苏 /sū/ für 酥.

Nr.736 角 /jiǎo/ „Horn” eines Tieres, daraus abgeleitet „Ecke, (Blick-)Winkel”, außerdem ugs. für 1/10 Yuan; als /jué/ „Rolle“ (z.B. im Theater). Manche Frühformen zeigen Ähnlichkeiten zu 肉 /ròu/ „Fleisch“, das Horn ist wohl nur der oberste Teil des Zeichens. Subgraphem in manchen anderen Zeichen: Nr.201 解 /jiě/, Nr.331 确 (trad. 確) /què/.

Nr.737 占 (trad. auch 佔) /zhàn/ „sich aneignen, besetzen“. Eigentlich und bis heute 占 /zhān/ „aus Rissen in Orakelknochen weissagen“ (卜 /bǔ/ „Riss, weissagen“). Wohl graphisch entlehnt für die heute dominierende Bedeutung, die wiederum semantisch enge Bezüge zu Nr.544 站 /zhàn/ „stehen, Station“ zeigt.

Nr.738 配 /pèi/ „zusammenstellen, verteilen, eine Ehe schließen, vervollständigen, harmonieren”. Ursprünglich „Alkohol verteilen“: Eine Kombination von „Amphore“ 酉 (/yǒu/) und einer Variante von „knieende Person“卩 (/jié/, nicht 己 /jǐ/).

Nr.739 征 /zhēng/ „Reise, Expedition, angreifen“; (trad. 徵) „einziehen (Militär, Steuern), um etwas bitten“. Ursprünglich 正 (Nr.129): Ein Fuß 止 geht zu einem Ziel (gekürzt zu 一). Später mit Signifikum 彳 “Weg“. Im davon unabhängigen, trad. Zeichen 徵 wurde der mittlere Teil offenbar /zheng/ gesprochen (vgl. Nr.653 微 /wēi/).

Nr.740 修 /xiū/ „verschönern, dekorieren, zusammenstellen, ausbilden, kultivieren“. Ungewöhnliche Struktur aus dem Signifikum 彡 „Haare, Striche“ (/shān/) und dem Phonetikum 攸 /yōu/, wobei 攵 nun nur noch mit drei Strichen geschrieben wird: 夂 (vgl. auch Nr.214 条, trad. 條 /tiáo/).

Nr.741 皮 /pí/ „Haut, Fell, Pelz, Hülle, Gummi“. Darstellung einer Hand 又, die einem Tier das Fell abzieht (graphisch verwandt mit Nr.521 革 /gé/ „Leder“). In vielen anderen Zeichen (被披彼波etc.) Phonetikum für Laute wie /pi//bi//bei//po//bo/; Signifikum in 皱 /zhòu/ „(Haut-)Falten“.

Nr.742 挥 (trad. 揮) /huī/ „schwingen, abwischen, kommandieren, zerstreuen“. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts 軍 军 /jūn/ („Armee, Militär“, Nr. 102), das als Phonetikum interpretiert wird (vgl. auch 輝 辉 /huī/ „glänzen“).

Nr.743 胜 (trad. 勝) /shèng/ „Sieg, besiegen“. Ursprünglich Signifikum „Kraft“ 力 mit Phonetikum 朕 /zhèn/ (einst mit „Boot“ 舟). Im Kurzzeichen nun vermeintliches Signifikum 肉 → 月 “Fleisch, Körperteil“ mit Phonetikum 生 /shēng/.

Nr.744 降 /jiàng/ „fallen, sinken” /xiáng/ „kapitulieren, (sich) unterwerfen”. Das Grundzeichen 夅 zeigt zwei abwärts zeigende Füße夊 und 㐄 (graph. Gegenteil von Nr.349 步 /bù/ „Schritt“, vgl. auch 舛 /chuǎn/ „auseinanderlaufende Füße, entgegengesetzt“), später ergänzt durch Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“.

Nr.745 阶 (trad. 階, selten 堦) /jiē/ „Stufe, Rang“. Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“ mit Phonetikum 皆 /jiē/ „alle, beide“ („zwei Menschen“ 比 über „Mund“ 曰, später 白), im Kurzzeichen ersetzt durch 介 /jiè/ („zwischen“).

Nr.746 审 (trad. 審) /shěn/ „untersuchen, beurteilen“. Signifikum „Dach“ 宀 scheinbar über 番 /fān/, tatsächlich bedeutet 釆 /biàn/ „unterscheiden“ (heute 辨 /biàn/), und statt 田 „Feld“ findet sich in alten Schriftstücken häufiger „Mund“ (口 oder 曰). Grundzeichen ist daher wohl 宷 /shěn/. Im Kurzzeichen vereinfacht durch Phonetikum 申 /shēn/ (s. Nr.227 神 /shén/).

Nr.747 沉 /chén/ (ursprünglich und jap. 沈, heute /shěn/) „sinken, unterdrücken, sehr, schwer”. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 冘 /yín/, das nur hier (möglicherweise zur phonetischen Unterscheidung) schon früh 冗 geschrieben wurde. Die Form 沈 ist noch im Familiennamen Shěn sowie im Kurzzeichen der Stadt 沈阳 Shěnyáng (trad. 瀋) erhalten.

Nr.748 坚 (trad. 堅) /jiān/ „fest, solide, standhaft“. Ursprünglich 臤 /jiān/, eine Hand 又 mit dem nach unten blickenden Auge 臣 /chén/ („Untergebener“), das semantisch und phonetisch interpretiert werden kann. Später wurde das Signifikum „Erde“ 土 hinzugefügt (vgl. Nr.560 紧 緊 /jǐn/ „eng, dicht“).

Nr.749 善 /shàn/ „gut, freundlich, fähig sein“. Noch unter den Qin (230 v.Chr.) bestand das Zeichen aus einem Schaf 羊 und zwei sprechenden Mündern 言言. Das Schaf steht in mehreren Zeichen als positives Symbol für Glück, Schönheit oder Güte (美 /měi/, 祥 /xiáng/, 義) /yì/).

Nr.750 妈 (trad. 媽) /mā/ „Mama, Mutter“. Das beliebteste Signifikum-Phonetikum-Zeichen: Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 馬 ↓ 马 /mǎ/ („Pferd“). Keine europäisch beeinflusste Neuschöpfung, sondern bereits im 3. Jahrhundert als Synonym für „Mutter“ 母 /mǔ/ (Nr. 565) belegt.

Nr.751 刘 (trad. 劉) /liú/. Heute nur noch einer der fünf häufigsten Familiennamen: Liu. Urbedeutung „töten“ (klassisch: 虔劉 qiánliú „Massaker“): Signifika „Metall“ 金 und „Messer“ 刂 (刀) mit Phonetikum 卯 /liu/ (vgl. dazu Nr.554 留 /liú/). Der Familienname „Killer“ wurde durch die Kurzzeichenreform auch graphisch mittels 文 „kultiviert“.

Nr.752 读 (trad. 讀, jap. 読) /dú/ „lesen, lernen, studieren, aussprechen“. Links Signifikum „sprechen“ 訁讠, rechts scheinbar 卖 (賣) /mài/ („verkaufen“), tatsächlich die Vereinfachung eines schon früh verloren gegangenen, grafisch ähnlichen Phonetikums 𧸇 /yù/ (vgl. Nr.552 續 续 /xù/).

Nr.753 啊 /a//ā//á//ǎ//à/ Zeichen für alle Ausrufepartikeln „Ah“, unabhängig von ihrer Intonation (Begeisterung, Erstaunen, Bewunderung, Einverständnis u.a.). Als Zeichen seit dem 11. Jahrhundert belegt. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 阿 /a/ (Nr.471).

Nr.754 超 /chāo/ „überspringen, überschreiten, super-“. Signifikum 走 “laufen” (eng verwandt mit 辶) und Phonetikum 召 /zhào/.

Nr.755 免 /miǎn/ „befreien, erlassen, vermeiden, verbieten“. Eine Bedeutungswerwekiterung oder Entlehnung von der ursprünglichen Bedeutung „Kopfbedeckung, Krone“ (heute 冕 /miǎn/): Eine Gestalt mit einer Kopfbedeckung.

Nr.756 压 (trad. 壓, jap. 圧) /yā/ „drücken, unterdrücken, beruhigen“. Die Struktur aus Signifikum „Erde“ 土 und Phonetikum 厭 /yàn/ (Kurzzeichen厌, „verabscheuen, überdrüssig sein“) wurde im Kurzzeichen aufgelöst. Nun leicht mit 庄 (trad. 莊) /zhuāng/ „Dorf“ verwechselbar.

Nr.757 银 (trad. 銀) /yín/ „Silber, Geld“. Links Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅, rechts Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“), das wiederum mit dem „laufenden Auge“ Nr.153 见 (trad. 見) /jiàn/ verwandt ist.

Nr.758 买 (trad. 買) /mǎi/ „kaufen, einkaufen“. Ursprünglich Muscheln 貝 ↓ 贝 (die als Signifikum meist für „Geld“ stehen) in einem Netz 网 → 罓. Das ahistorische Kurzzeichen 买 wurde offenbar analog zu Nr.147 头 (trad. 頭) /tóu/ „Kopf“ gebildet, obwohl zu diesem weder semantischer noch phonetischer Zusammenhang besteht.

Nr.759 皇 /huáng/ „Kaiser, kaiserlich, imperial, großartig“. Semantische und phonetische Basis ist 王 /wáng/ „König“. Das vermeintliche 白 /bái/ („weiß, leuchtend“) darüber war wohl ursprünglich ein einer Krone vergleichbarer (und auf Bronzezeichen dreizackiger) Kopf- oder Federschmuck.

Nr.760 养 (trad. 養) /yǎng/ „aufziehen, ausbilden, pflegen, ernähren“. Ursprünglich „Schafe (羊/yáng/) hüten / züchten“ in der Form 䍩 (vgl. 牧 /mù/ „Rinder hüten“). Die Verschmelzung mit dem Signifikum „Nahrung“ 食 und die entsprechende Bedeutungserweiterung kam erst ab der Qin-Zeit auf.

Nr.761 伊 /yī/ ursprünglich Personalpronomen, heute noch Familienname, vor allem aber phonetische Transkription für i-Laute in fremdsprachigen Eigennamen, z.B. 伊斯兰 /Yīsīlán/ „Islam“. Signifikum „Mensch“ 亻mit Phonetikum 尹 /yǐn/ (eine Hand 彐 mit einem Stock).

Nr.762 怀 (trad. 懷, jap. 懐) /huái/ „Gefühle haben, an etwas denken, im Herzen haben“. Das Signifikum „Herz“ 心 in der Form 忄 wurde später hinzugefügt. Das Grundzeichen 褱 /huái/ besteht aus Tränen (Auge 罒 und Wasser 水 → 氺), die die Kleidung 衣 benetzen. In der VR wurde 褱 /huái/ wie auch 睘 /huán/ aus rein grafischen Gesichtspunkten zu 不 (/bù/) gekürzt.

Nr.763 执 (trad. 執) /zhí/ „festhalten, innehaben, ausführen“. Ursprünglich „gefangen nehmen“: Eine knieende Gestalt mit ausgestreckten Händen 丮 → 丸 in Handschellen (ursprünglich 㚔 /niè/ „Gefangener“ → 幸), heute gekürzt zu Signifikum „Hand“ 扌. Eng verwandt mit Nr.234 报 (trad. 報) /bào/.

Nr.764 副 /fù/ „helfen, assistieren, Neben-, Vize-“, Zähleinheitswort. Signifikum „Messer” 刂 (刀) mit dem Gefäß 畐 /fú/ als Phonetikum. Wohl eine semantische Entlehnung; es ist auch die Form 𠠦 mit doppeltem Gefäß belegt.

Nr.765 乱 (auch im Jap.; trad. 亂, seltener 乿) /luàn/ „Chaos, Durcheinander, Unruhe“. Ursprünglich „Fäden entwirren“: Von oben 爫 und unten 又 kommende Hände entwirren auf einem Rahmen hängende Fäden 幺糸. Funktion von乚 unklar. Das wohl rein graphisch motivierte Kurzzeichen mit „Zunge“ 舌 (/shé/) taucht schon vor 1000 Jahren im „Guangyun“ auf.

Nr.766 抗 /kàng/ „Widerstand leisten, bekämpfen, trotzen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 亢 /kàng/ (Bedeutung etwa „stark, übertrieben“, ursprünglich eine Gestalt 大 mit zusätzlicher Linie von einem Bein zum anderen).

Nr.767 犯 /fàn/ „(Verbrechen, Fehler) begehen, angreifen, Kriminelle/r“. Links Signifikum „Hund, wildes Tier“ 犬 in der Form 犭, rechts Phonetikum 㔾 /hǎn/ (Bedeutung unklar, aber wohl hier nicht Variante von 卩 /jié/, vgl. Nr.705 範范 /fàn/ und wohl auch oben in 函 /hán/).

Nr.768 追 /zhuī/ „nacheilen, verfolgen, streben“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ (彳+止 → 辵) mit Phonetikum 𠂤 /duī/ („Hügel, Haufen“, heute 堆 /duī/, eng verwandt mit dem Signifikum 阜 → 阝 /fù/ „Erdhügel“).

Nr.769 帮 (trad. 幫, auch 幇鞤) /bāng/ „helfen, assistieren; Bande, Clique“. Ursprünglich der den Fuß seitlich umgebende Teil eines Stoffschuhs, Bedeutung später erweitert. Signifikum 帛 „Seidenstoff” (/bó/, Tuch 巾 mit Phonetikum 白 /bái/) unter Phonetikum 封 /fēng/ („versiegeln“). Das Kurzzeichen mit dem Phonetikum 邦 /bāng/ existierte bereits vor der Reform. Alle Formen basieren letztlich auf dem Phonetikum 丰 /fēng/.

Nr.770 宣 /xuān/ „verkünden, verbreiten, propagieren“. Ursprünglich ein kaiserliches Gebäude. Signifikum „Dach“ 宀 mit 亘 (/gèn/, historisch 亙 /gèng/, eigentlich eine spiralartige Struktur, ähnlich 囘 回 /huí/) „sich in alle Richtungen ausdehnen“.

Nr.771 佛 (jap. 仏) /fú/ „ähnlich sein“ /fó/ „Buddha, buddhistisch”. Ursprünglich wohl „unscharf sehen“; mit dem Aufkommen des Buddhismus phonetisch entlehnt (Buddha = 佛陀 Fótuó). Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts Phonetikum 弗 /fú/ (einst zwei zusammengebundene Pfeile).

Nr.772 岁 (trad. 歲, selten 嵗, jap. 歳) /suì/ „Jahr, Lebensjahr“. Signifikum 步 /bù/ „Schritte“ (zwei Fußabdrücke, Nr.349), in der Mitte eine Waffe oder Axt 戌 (戉 /yuè/ oder 戌 /xū/, evtl. Phonetikum). Kurzzeichen nach graphischen Gesichtspunkten: 山 „Berg“ und 夕 „(Abend-)Mond“.

Nr.773 航 /háng/ „mit dem Schiff fahren, Schiff“, Bedeutungsfeld inzwischen erweitert auf Luft- und Raumfahrt. Ursprünglich wohl ein Auslegerboot. Signifikum „Boot“ 舟 mit Phonetikum 亢 /kàng/ (Bedeutung etwa „stark, übertrieben“, ursprünglich eine Gestalt 大 mit zusätzlicher Linie von einem Bein zum anderen).

Nr.774 优 (trad. 優) /yōu/ „ausgezeichnet, hervorragend“. Links Signifikum 亻 „Mensch“, rechts Phonetikum 憂 /yōu/ (頁 „Kopf“ und 心 „Herz“ = „sich Sorgen machen“, 夊 unklar), im Kurzzeichen sinnvoll ersetzt durch 尤 /yóu/ („besonders“; einst eine Hand mit großer Warze).

Nr.775 怪 /guài/ „seltsam, ungewöhnlich, sich wundern, beschuldigen“. Signifikum „Herz“ 心 in der Form 忄, das sonst nirgends verwendete Phonetikum 圣 /kū/ (Hand 又 über Erde 土) hat keine Verbindung zum identischen Kurzzeichen 圣 von 聖 /shèng/ „heilig“.

Nr.776 香 /xiāng/ „duftend, appetitlich”, u.a. erste Silbe in 香港 xiānggǎng #Hongkong. Zusammengesetzt aus 禾 /hé/ „Getreide“ (ursprünglich 黍 /shǔ/ „Hirse“) und einem geöffneten Mund 曰 /yuē/ oder 甘 /gān/ (heute „süß“).

Nr.777 著 /zhù/ „deutlich, zeigen, schreiben, Werk“ (außerdem traditionelles Zeichen für alle Verwendungen von Nr.41 着 /zhe//zháo//zhuó/). Abgeleitet von „Eßstäbchen“ 箸 /zhù/ (Signifikum „Bambus“ 竹), in dieser Bedeutung mit Signifikum „Gras“ 艸 → 艹. Phonetikum 者 /zhě/.

Nr.778 田 /tián/ „Feld, Acker”. Darstellung eines Feldes mit Furchen. Als Subgraphem neben Signifikum „Feld“ auch manchmal Phonetikum /léi/ (aus trad. 畾, „Donner“) oder Fehlschreibung des Zeichens „Gehirn, Fontanelle“ 囟 /xìn/ (vgl. Nr.298 思 /sī/ „denken“ bzw. Nr.646 脑 (trad. 腦) /nǎo/ „Gehirn“).

Nr.779 铁 (trad. 鐵, auch 銕, jap. 鉄) /tiě/ „Eisen, fest, stabil“. Links Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅. Im traditionellen Zeichen eine ansonsten unbekannte Kombination aus 𢦏 /zái/ (vgl. Nr.977 载 /zài/) Nr. und 呈 /chéng/ als Phonetikum. Schon vor der Kurzzeichenreform gab es Varianten mit dem Phonetikum 失 /shī/ („verlieren“).

Nr.780 控 /kòng/ „anklagen“ und „kontrollieren“. Bedeutungserweiterungen von „die Bogensehne spannen“. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts Phonetikum 空 /kōng//kòng/ (Nr.272: „Leere“; Signifikum „Höhle“ 穴 mit Phonetikum 工 /gōng/).

Nr.781 税 (trad. 稅) /shuì/ „Steuern, Abgaben“, die wohl ursprünglich in Form von Getreide 禾 (Signifikum) bezahlt wurden. Phonetikum 兑 /duì/ (vgl. auch Nr.24 说 說 /shuō/ „sprechen“).

Nr.782 左 /zuǒ/ „links“. Der linken Hand 𠂇 wurde später ein Amboss oder Stößel 工 (den man mit der linken Hand hält) hinzugefügt (s. auch Nr.783 右 /yòu/ „rechts“).

Nr.783 右 /yòu/ „rechts“. Ursprünglich „helfen, beschützen“ (heute 佑 祐 /yòu/). Für „rechts“ stand einst eine „rechte Hand“ 又 /yòu/ (Nr.126, heute „wieder“), die zum Mund 口 geführt wird. Mit der Han-Zeit wurde das Zeichen an die „linke Hand“ (左 /zuǒ/; Nr.782) angeglichen und ist nun im Grunde seitenverkehrt. Vgl. auch Nr.8 有 /yǒu/ „haben, besitzen“ und Nr. 594 友 /yǒu/ „Freundschaft“.

Nr.784 份 /fèn/ „Teil, Teilmenge, Portion, Cent“. Rechts als phonetisches und semantisches Basiszeichen 分 /fēn/ „teilen, trennen” (Nr.79; ein Messer 刀 teilt einen Gegenstand 八). Links Signifikum 亻 „Mensch“ ergänzt, heute v.a. für substantivische Verwendungen des gleichen Konzepts.

Nr.785 穿 /chuān/ „durchbohren, durchdringen“, heute vor allem „Kleidung anziehen / tragen”. Ein „Zahn“ 牙 /yá/ (Nr.997, wohl stellvertretend für ein Nagetier) nagt ein (Mause-)Loch 穴 (/xué/ „Höhle“). 穿 /chuān/ ist v.a. das Tragen von Kleidung, in die man hineinschlüpfen muss, vs. 戴 /dài/ „am Kopf oder Körper tragen“.

Nr.786 艺 (trad. 藝, jap. 芸) /yì/ „Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit, Kunst“. Ursprünglich wohl das Kultivieren von Pflanzen, Grundzeichen 埶 /yì/ („einpflanzen, kultivieren“) unter Hinzufügung von „Gras“ 艸 → 艹 und „Wolken“ 云 /yún/. Kurzzeichen mit dem graphisch passenden Phonetikum 乙 /yǐ/.

Nr.787 背 /bèi/ „Rücken, Rückseite“ /bēi/ „auf dem Rücken tragen“. Zur Unterscheidung vom ursprünglichen Zeichen 北 /běi/, in dem zwei Gestalten einander den Rücken zuwenden (verengt auf die Bedeutung „Norden, Nordseite”, Nr.315), wurde das Signifikum „Fleisch“ 肉 → 月 hinzugefügt.

Nr.788 阵 (trad. 陣) /zhèn/ „Kampfstellung, Zeitspanne“. Links Signifikum „Hügelkette“ 阜 / 阝, rechts Grundzeichen 車 ↓ 车 /chē/ „Streitwagen, Fahrzeug“. Enger Bezug zu Nr.525 陳 ↓ 陈 /chén/ „ausstellen, darlegen“, Familienname Chen.

Nr.789 草 /cǎo/ „Gras, Stroh”, außerdem „unordentlich, leichtfertig, grob, entwerfen“. Signifikum „Gras“ 艸 → 艹 mit Phonetikum 早 /zǎo/ (Nr.462; „früh, morgens”). Das Signifikum „Gras“ 艹 trägt den chinesischen Namen 草字头/cǎozìtou/: „oberer Teil des Schriftzeichens 草 /cǎo/“.

Nr.790 脚 (trad. 腳) /jiǎo/ „Fuß, Basis“. Erwartbar wäre als Signifikum hier „Fuß“ 足 → ⻊, stattdessen links „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月. Phonetikum 卻 bzw. 却 /què/ (Nr.287).

Nr.791 概 (selten 槩) /gài/ „allgemein, ausnahmslos“; Morphem in 概况 /gàikuàng/ „Überblick“, 概念 /gàiniàn/ „Konzept“ und 大概 /dàgài/ „ungefähr“. Ursprünglich ein Holzwerkzeug zum Glattstreichen beim Messen von Getreidemengen. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 既 /jì/ (Nr.724).

Nr.792 恶 (trad. 惡, jap. 悪) /è/ „bösartig“ /ě/ (trad. auch 噁) „Übelkeit, ekelhaft“ /wù/ „hassen, verabscheuen“. Signifikum „Herz“ 心 (stellvertretend für Emotionen) mit Phonetikum 亞 亚 /yà/ (Nr.420).

Nr.793 块 (trad. 塊) /kuài/ „Stück, Geldstück“ (auch ZEW). Älteste Form 凷 – ein Stück Erde in einem Behälter. Signifikum „Erde“ 土 mit Phonetikum 鬼 /guǐ/, zum phonetisch passenderen 夬 /guài/ verkürzt (vgl. Nr.273 决 /jué/ „entscheiden”).

Nr.794 顿 (trad. 頓) /dùn/ „innehalten, Pause“, auch „arrangieren, plötzlich“ und ZEW für Mahlzeiten. Ursprünglich „den Kopf zum Boden senken“, daher Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页 mit Phonetikum 屯 /tún//zhūn/ in einer eckigen, weil links stehenden Form (vgl. 七 in 切, Nr.337).

Nr.795 敢 /gǎn/ „mutig sein, sich trauen, etwas wagen“. Das vermeintliche „Ohr“ 耳 entstand aus einer von oben zupackenden Hand (ähnlich 爫) und dem Phonetikum 甘 /gān/ („im Mund halten“, nach anderen ein wildes Schwein 豕). Rechts eine weitere Hand (einst 又, heute mit Stock:) 攴 → 攵.

Nr.796 守 /shǒu/ „verteidigen, bewachen, bewahren, festhalten“. Die unter dem Signifikum „Dach“ 宀 befindliche Hand 寸 /cùn/ geht wohl auf ursprünglich 寸 → 肘 /zhǒu/ „Ellenbogen“ als Phonetikum zurück.

Nr.797 酒 /jiǔ/ „Alkohol, alkoholisches Getränk”. Grundzeichen ist die „Amphore“ 酉 /yǒu/ (auch phonetisch), ergänzt durch das für Flüssigkeiten stehende Signifikum „Wasser“ 水 in der links stehenden Form 氵. Inoffizielles Kurzzeichen auch 氿.

Nr.798 岛 (trad. 島, Varianten 嶋嶌隝﨩) /dǎo/ „Insel (im Meer)“, Morphem in Qīngdǎo 青岛. Signifikum „Berg“ 山 (oder „Hügelkette“ 阝) mit Phonetikum 鳥 ↓ 鸟 /niǎo/ (ein „Vogel“ ohne seine „Beine“ / „Schwanzfedern“ 灬).

Nr.799 托 (trad. auch 託) /tuō/ „auf der flachen Hand tragen, stützen, beauftragen“, phonetische Transkription für To-Laute in fremdsprachigen Eigennamen: Thomas, TOEFL etc.. Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts 乇 /tuō//zhé/ (Bedeutung ungeklärt) als Phonetikum.

Nr.800 央 /yāng/ „Zentrum, Zentrale“, selten „flehen, enden”. Wieder ein martialisches Zeichen: eine Person 大, deren Kopf in der Mitte (!) eines Prangers steckt. Ursprüngliche Bedeutung entsprechend auch „Unglück“ (heute 殃 /yāng/).

Nr.801 户 (trad. 戶, jap. 戸) /hù/ „Tür, Haushalt, Konto“. Abbildung eines Türflügels (linker Teil von 門 /mén/ „Tür, Tor“). Signifikum in einigen Zeichen wie Nr.512 房 /fáng/ „Haus“; trad. Form noch in Nr.54 所 /suǒ/ „Ort“ erhalten.

Nr.802 烈 /liè/ „brennend, heftig, unbeugsam“. Unten Signifikum „Feuer“ 火 in der knappen Form „Vier-Punkte-Feuer“ 灬 , oben Phonetikum 列 /liè/ (Nr.500).

Nr.803 洋 /yáng/ „Meer, Ozean“, daraus abgeleitet auch „ausländisch, westlich“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 羊 /yáng/ („Schaf“).

Nr.804 哥 /gē/ „(älterer) Bruder“, allgemeine Anredeform, außerdem phonetische Transkription für Ge-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Verdopplung des phonetisch ähnlichen Zeichens 可 /kě/ (Nr.30). Ursprünglich wohl eine Frühform von Nr.1040 歌 /gē/ (auch 謌) „Gesang, Lied“.

Nr.805 索 /suǒ/ Ursprünglich „Seil, Richtschnur”, heute häufiger „suchen, verlangen”. Signifikum „Seide“糸, die ungewöhnliche Komponente darüber sind wohl ursprünglich zwei Hände. Eng verwandt mit Nr.661 素 /sù/ „grundlegend, pflanzlich“.

Nr.806 胡 (trad. teilweise 鬍衚) /hú/. Einst der Fleischlappen am Unterkiefer oder Hals von Rindern, erweitert zu „Bart“, dann zu „fremdländisch“ und „willkürlich“, Familienname Hu. Signifikum Fleisch 肉 → 月 (nur hier rechts stehend) mit Signifikum 古 /gǔ/. Für die Bedeutung „Bart“ wurden 髟 „Haare“ 鬍hinzugefügt, für das urspr. mongolische „Hutong“ 衚衕 („Gasse“) das Signifikum „Weg“ 行, beide im Kurzzeichen wieder entfernt.

Nr.807 款 /kuǎn/ (seltene Varianten 歀 窾) „Geldsumme, Absatz eines Vertrages“ sowie „herzlich“. Einst „ersehnen“: Rechts der offen stehende Mund 欠 (historisch auch eine Hand 又), links oben ursprünglich Holz 木 (seit der Han-Zeit zu 士 verfremdet), unten ein „Altar“ 示: 柰 /nài/ „Holz aufschichten“.

Nr.808 靠 /kào/ „annähern, sich stützen auf, angewiesen sein auf”. Hier ist 非 „entgegengesetzt” (/fēi/, Nr.283) ausnahmsweise Signifikum, darüber Phonetikum 告 /gào/ („mitteilen, informieren“, Nr.310).

Nr.809 评 (trad. 評) /píng/ „kommentieren, beurteilen“. Links Signifikum „sprechen“ 訁↓ 讠, rechts Phonetikum 平 /píng/ („eben, flach“, Nr.215).

Nr.810 版 /bǎn/ „Druckplatte, Buchauflage, Zeitungsseite, Kopie“. Ursprünglich „Holzbrett“: Signifikum 片 „Scheibe, Platte“, ein von einem Baum 木 abgeschlagenes Stück Holz (/piàn/, Nr.455), Phonetikum 反 /fǎn/ („umdrehen“, Nr.237). Eng verwandt mit Nr.930 板 /bǎn/ „Brett“.

Nr.811 宝 (auch Jap.; trad. 寶, selten 寳) /bǎo/ „Schatz, wertvoll“. Unter einem Dach 宀 findet sich Jade 玉 (/yù/, in der Form 王) und Muschelgeld 貝 (/bèi/). Die in Orakelzeichen noch nicht verwendete Amphore 缶 /fǒu/ wird als Phonetikum betrachtet. Im Kurzzeichen nur noch Jade 玉. (Das Signifikum „Dach“ 宀 wird nach diesem Zeichen benannt: 宝盖头 /bǎogàitóu/: „Deckel des Zeichens 寶宝 /bǎo/“).

Nr.812 座 /zuò/ „Sitz, Sockel, Sternbild“, ZEW für Berge und Gebäude. Späte Erweiterung des Zeichens 坐 /zuò/ „sitzen” (zwei Menschen 人人 auf dem Erdboden 土, Nr.611) um das Signifikum 广 „Gebäude“.

Nr.813 释 (trad. 釋, jap. 釈) /shì/ „interpretieren, erklären, loslassen“. Häufigste Interpretation: Seltenes Signifikum 釆 „Tierspuren“ → „unterscheiden“ (/biàn/, heute 辨 /biàn/); Phonetikum 睪 /yì/ („einen Verbrecher 幸beobachten 目“), im Kurzzeichen auf 5 Striche reduziert.

Nr.814 景 /jǐng/ „Landschaft, Situation, Szene“. Signifikum „Sonne“ 日 über Phonetikum 京 /jīng/ („Hauptstadt“, Nr.566).

Nr.815 顾 (trad. 顧) /gù/ „sich umwenden, berücksichtigen“, Familienname Gù. Rechts Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页, links Phonetikum 雇/gù/ (urspr. „Kernbeißer“, ein kleiner 隹 Vogel + Phonetikum 户 /hù/), das in der Kurzzeichenreform nach rein grafischen Gesichtspunkten zu 厄 (/è/ „Unglück“) gekürzt wurde.

Nr.816 弟 /dì/ „(jüngerer) Bruder“. 第 (Kurzform 弟) war einst ein mit Bambusblättern umwickelter Holzgriff (später 柲 /bì/), früh phonetisch entlehnt für „Reihenfolge“ 第 (/dì/, Nr. 114) und „jüngerer Bruder“, die dann durch unterschiedliche Schreibung differenziert wurden.

Nr.817 登 /dēng/ „besteigen, veröffentlichen, eintragen, treten“. Zwei Füße 癶 (𣥠) besteigen einen Kessel 豆 (auch 豋 /dēng/, mit Fleisch 月 links oben) oder ein großes Gerät / Podest 豆 (vgl. 壴 „Trommel“). Heute bezeichnet 豆 /dòu/ neben Gefäßen auch Hülsenfrüchte. Vgl. auch 凳 /dèng/ „Hocker“.

Nr.818 货 (trad. 貨) /huò/ „Waren, Güter“. Phonetikum 化 /huà/ („verändern, wechseln“, Nr.178) über Signifikum 貝 ↓ 贝 „Muschelgeld“, das für das Wortfeld „Handel“ steht.

Nr.819 互 /hù/ „einander, gegenseitig“. Ein ineinander greifender Mechanismus, wohl aus der Textilfertigung (früher auch mit „Bambus“ 䇘). Vermutlich graphisch verwandt mit丩 /jiū/ „verhaken“.

Nr.820 付 /fù/ „übergeben, überlassen, bezahlen“. Eine Hand 寸 übergibt etwas an eine andere Person 亻. Phonetikum /fu/ in mehreren anderen Zeichen (z.B. Nr.417 府 /fǔ/ „Residenz“).

Nr.821 伯 /bó/ (selten /bǎi/) „Ältester, Onkel (väterlicherseits)“; findet vor allem als phonetische Transkription für B-Laute in fremdsprachigen Eigennamen Verwendung: 西伯利亚 Xībólìyǎ Sibirien, 赫伯特 Hèbótè Herbert usw. Signifikum „Mensch“ 亻 und Phonetikum 白 /bái/ („weiß“, Nr.286).

 

Nr.822 慢 /màn/ „langsam, verschieben, unhöflich“. Links Signifikum 心 „Herz“ in der Variante 忄, rechts 曼 /màn/ „verlängern, ausdehnen“: Auf Orakelknochen zwei Hände über 爫und unter 又 dem Auge 目: „das Auge vergrößern“? Andere Varianten lassen hier das Phonetikum 冒 /mào/ vermuten.

Nr.823 欧 (auch jap.; trad. 歐) /ōu/: heute vor allem Zeichen für „Europa“ (欧洲 Ōuzhōu), daneben für Ohm (欧姆 Ōumǔ) und den Familiennamen 欧阳 Ōuyáng. Phonetikum 區 ↓ 区 /ōu/ (heute /qū/) mit Signifikum „offener Mund“ 欠: Einst Variante von 呕 /ǒu/ „sich übergeben, kotzen“.

Nr.824 换 (trad. 換) /huàn/ „wechseln, tauschen, umsteigen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 奐 ↓ 奂 /huàn/ („vielfältig, brillant“; ursprünglich ein Mensch 人 in oder hinter einer Höhle 穴, von unten zwei Hände 廾. Kein Bezug zu Nr.800 央 /yāng/.).

Nr.825 闻 (trad. 聞) /wén/ „hören, Neuigkeit, Ruf, riechen“. Einst eine Gestalt mit hervorgehobenem Ohr und der Hand vor dem Mund. Seit der Schriftvereinheitlichung der Qin (ca. 220 v.u.Z.) Signifikum „Ohr“ 耳 umgeben von Phonetikum 門 ↓ 门 /mén/ („Tür“).

Nr.826 危 /wēi/ „Gefahr, gefährlich, bedrohen“. Ursprünglich ein Mensch 人 auf einem Berg 山 oder einer Klippe 厂, verändert zu 厃. Die Funktion von 㔾 (/hǎn/?) bliebt unklar, evtl. eine (zweite?) knieende Person 卩 (/jié/). Die Ähnlichkeit zu 厄 /è/ „Unglück“ (aus 戹) ist Zufall.

Nr.827 忙 /máng/ „beschäftigt, dringend“. Links Signifikum 心 „Herz“ in der Variante 忄, rechts Phonetikum 亡 /wáng/ („verschwinden, sterben“). Die gleichen Komponenten in anderer Konstellation bilden Nr.1056 忘 /wàng/ „vergessen“.

Nr.828 核 /hé/ „(Obst-, Atom-)Kern, untersuchen“. Der Grundbedeutung „Obstkern“ entsprechend Signifikum „Holz“ 木, ergänzt durch Phonetikum 亥 /hài/, dessen Etymographie bis heute unklar ist (manche vermuten „Wurzeln“, manche eine Variante von 豕 „Schwein“).

Nr.829 暗 (trad. auch 闇) /àn/ „dunkel, düster, geheim, unklar“. Signifikum 日 „Sonne“ mit Phonetikum 音 /yīn/ („Schall“, Nr.540).

Nr.830 姐 /jiě/ „ältere Schwester, junge Frau“ (Anredeform). Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 且 /qiě/ (das z.B. von Guo Moruo als eine – hier aber sicher nur phonetische – phallische Struktur interpretiert wird; vgl. Nr.296 且 /qiě/).

Nr.831 介 /jiè/ „dazwischen sein, vermitteln“ (seltener: „offenherzig, sich zu Herzen nehmen, Rüstung, Schale“), vgl. 介绍 /jièshào/ „etw. vorstellen“. Ursprünglich ein Mensch 人 zwischen zwei Linien oder Punkten. Vgl. Nr.288 界 /jiè/ „Grenze, Bereich, Welt”.

Nr.832 坏 (trad. 壞, jap. 壊) /huài/ „schlecht, böse, kaputt, verdorben“. Signifikum „Erde“ 土 mit Phonetikum 褱 /huái/ („Gefühle haben“, vgl. Nr.762 懷 ↓ 怀 /huái/: Auge 罒 und Wasser 水 → 氺, das die Kleidung 衣 benetzt). In der VR wurde 褱 /huái/ wie auch 睘 /huán/ aus rein grafischen Gesichtspunkten zu 不 (/bù/) gekürzt.

Nr.833 讨 (trad. 討) /tǎo/ „verlangen, sich zuziehen, diskutieren“. Links Signifikum „sprechen“ 訁↓ 讠, rechts Phonetikum 寸 /zhǒu/ („Ellenbogen“, heute 肘 /zhǒu/, vgl. auch Nr.796 守 /shǒu/). Heute hat das Graphem 寸 die Lautung /cùn/.

Nr.834 丽 (trad. 麗) /lì/ „schön, hübsch, elegant“. Früher wohl „symmetrisch, paarweise“. Ein Hirsch 鹿 (/lù/) mit einem prächtigen Geweih 丽, das im Kurzzeichen nun alleine für „Schönheit“ steht.

Nr.835 良 /liáng/ „gut, tugendhaft”. Wohl ursprünglich „(offener) Korridor“ (heute 廊 /láng/). Entlehung, manche begründen die Bedeutungsverschiebung mit der „guten“ Luft in solchen Gängen. Das Shuowen sah im unteren Teil das Phonetikum 亡 /wáng/, darüber ein Gefäß. Tatsächlich besteht also weder ein Bezug zu 食 /shí/ „Essen“ (皀, Nr. 671) noch zu 艮 /gèn/ „zurück blicken“.

Nr.836 序 /xù/ „Reihenfolge, Ordnung, Einleitung“. Ursprünglich die (östlichen und westlichen) Seitenwände einer Halle. Signifikum 广 „Gebäude” mit Phonetikum 予 /yǔ/ (ursprünglich 呂 /lǚ/ mit 亅, Nr.925).

Nr.837 升 /shēng/ „Hohlmaß“, heute: „Liter“, schon früh auch „aufsteigen, befördern“ (früher auch 昇 oder 陞). Eigentlich Variante der großen Schöpfkelle 斗 /dǒu/ mit einem zusätzlichen Strich. Die Bedeutung „aufsteigen“ wurde trad. mit „Sonne“ 昇, für „befördern“ mit „Erdwall“ und „Erde“ 陞 geschrieben.

Nr.838 监 (trad. 監) /jiān/ „überwachen, kontrollieren, Gefängnis“. Ursprünglich 臥 /wò/ „sich krümmen, beugen über“ (臣 /chén/: ein zu Boden blickendes Auge) über 血 /xuě/ „Blut“ (皿 /mǐn/ „Schale, Gefäß“). Eng verwandt mit 鑒 ↓ 鉴 /jiàn/ „Kupfer-/Bronzespiegel, überprüfen“.

Nr.839 临 (trad. 臨) /lín/ „nahe, kurz vor, kopieren“. Ursprünglich 臥 /wò/ „sich krümmen, beugen über“ (臣 /chén/: ein zu Boden blickendes Auge) mit 品 /pǐn/ „Gegenstand“, das als Phonetikum und als Signifikum interpretiert wird. Kurzzeichen vollkommen abstrahiert, vgl. Nr.838 监 (trad. 監) /jiān/ „überwachen“.

Nr.840 亮 /liàng/ „hell, leuchtend, vorzeigen“. In antiken Texten nicht belegt. Unten ein Mensch (人 oder 儿), oberer Teil aus 高 /gāo/ „hoch“ (Nr.134) oder dem daraus abgeleiteten 京 /jīng/ (Nr.566; „hohes Gebäude“ → „Hauptstadt“; evtl. Phonetikum?).

Nr.841 露 /lù/ Grundbedeutung „Morgentau“, daraus „Saft“ sowie „enthüllen, entlarven”. Oben Signifikum „Regen” 雨, unten Phonetikum 路 /lù/ („Weg, Straße“, Nr.305). Mit 21 Strichen eines der fünf komplexesten Schriftzeichen unter den 2500 häufigsten Kurzzeichen.

Nr.842 永 /yǒng/ „lange, ewig“. Sehr beliebtes Zeichen in der Kalligraphiekunst. Darstellung eines Flusses (Wasser 水 /shuǐ/; Nr.202) mit Abzweigung. Spiegelverkehrt wurde aus dem gleichen Bild „Abzweigung“, erhalten noch im rechten Teil von Nr.532 派 /pài/ „Strömung, Denkrichtung“.

Nr.843 呼 /hū/ (selten /xū/) „ausatmen, nennen, rufen”. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 乎/hū/ (Nr.458, vermutlich ursprünglich ebenfalls „ausatmen“). In der Bedeutung „rufen“ historisch auch 嘑 (mit 虍 /hū/ „Tigerkopf“ = „brüllen“ oder doch phonetisch? Ebenso Nr.487 號 ↓ 号 /hào/).

Nr.844 味 /wèi/ „Geschmack, Duft, Geruch“. Das Grundzeichen 未 /wèi/ „blühender Baum, Duft“ wurde früh als Negationswort entlehnt (vgl. Nr.385 未 /wèi/ „nicht“), weshalb der Grundbedeutung das Signifikum „Mund“ 口 hinzugefügt wurde. Nicht zu verwechseln mit 末 /mò/ „Ende“.

Nr.845 野 /yě/ „offenes Land, wild, rücksichtslos“. Ursprünglich Felder 田 und Erde 土 einzeln geschrieben („außerhalb des bewohnten Gebietes“, vgl. Nr.50 里 /lǐ/ „kleines Dorf“) sowie das Phonetikum 予 /yǔ/ (ursprünglich 呂 /lǚ/ mit 亅, Nr.925).

Nr.846 架 /jià/ „Gestell (auch ZEW), Regal, stützen, aufstellen”, seltener „entführen, streiten”. Signifikum „Holz“ 木, darüber Phonetikum 加 /jiā/ („hinzufügen“, Nr.166).

Nr.847 域 /yù/ „Gebiet, Region, Distrikt“. Dem Grundzeichen 或 /huǒ/ (heute „oder“, Nr.160), das bereits ein mit Hiebaxt 戈 verteidigtes Gebiet 口zeigt, wurde das Signifikum „Erde“ 土 hinzugefügt. Eng verwandt mit Nr.20 國 ↓ 国 /guó/ „Land, Staat“.

Nr.848 沙 /shā/ „Sand, körnig“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Scha-Laute. Hervorgegangen aus Nr.83 小 /xiǎo/ „klein”, das wohl ursprünglich Sandkörner darstellte, bzw. Nr.233 少 /shǎo//shào/ „wenige“. Für die Grundbedeutung „Sand“ wurde 水 → 氵 „Wasser“ hinzugefügt.

Nr.849 掉 /diào/ „schaukeln, herunterfallen, verlieren, umkehren, weg-“. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts Phonetikum 卓 /zhuó/ („herausragend, hoch“, evtl. ein Mast, oder ein Mensch auf einem turmartigen Gebilde).

Nr.850 括 /kuò/ „zusammenbinden, umfassen, einbinden“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts 舌, meist als Signifikum „Zunge“ (/shé/) interpretiert, tatsächlich Kurzform eines verloren gegangenen Phonetikums: 氏 über 口 /guó/ „im Mund halten“ (wie in Nr.170 話 ↓ 话 /huà/ und Nr.219 活 /huó/).

Nr.851 舰 (trad. 艦) /jiàn/ „Kriegsschiff“. Signifikum „Boot“ 舟 mit Phonetikum 監 /jiān/ (vgl. Nr.838 监), im Kurzzeichen ersetzt durch见 /jiàn/ (Nr.153).

Nr.852 鱼 (trad. 魚) /yú/ „Fisch(e)“. Ursprünglich Abbildung eines Fisches, mit dem Maul oben und der Schwanzflosse unten. Links (seltener unten) stehendes Signifikum vor allem in Schriftzeichen für fischartige Lebewesen wie 鲸 鲨 鲈 etc.

Nr.853 杂 (trad. 雜, seltener 襍) /zá/ „verschieden, vielfältig, gemischt“. Ursprünglich eine bunte Patchwork-Mischung von Stoffen, zusammengesetzt aus den Signifika „Kleidung“ 衤 bzw. 衣 (verfälscht zu 亠 über 人人) und 集 (oder ホ隹) „versammeln“ (/jí/, Nr.406); im Kurzzeichen sinnfrei entstellt zu 九 (/jiǔ/ „neun“ statt 衣) und ホ als Variante von 木.

Nr.854 误 (trad. 誤) /wù/ „verpassen, Fehler machen, benachteiligen, versehentlich“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 吴 (trad. 吳) /wú/ „laut rufen“ („Mund“ 口 + „Person“ 大 bzw. 夨 /fú/, evtl. verwandt mit 夫 /fū/?)

Nr.855 湾 (auch im Jap.; trad. 灣) /wān/ „Flussbiegung, Bucht“ (vor allem in #Taiwan 臺灣 ↓ 台湾 Táiwān). Grundzeichen 彎 ↓ 弯 „gekrümmt, Kurve“ (Signifikum „Bogen“ 弓 und Phonetikum 䜌 /luán/ – dazu mehr unter Nr.356 聯 ↓ 联 /lián/), für die verengte Bedeutung ergänzt um das Signifikum „Wasser“ 水 → 氵.

Nr.856 吉 /jí/ „Glück, glückbringend“, phonetische Transkription für ki/gi/ji-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Ursprünglich „Macht, Respekt, Stabilität“: Oben eine Stichwaffe 士 /shì/, ergänzt um einen Mund oder Eingang 口.

Nr.857 减 (trad. 減) /jiǎn/ „reduzieren, subtrahieren, vermindern“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 (im Kurzzeichen reduziert zu „Eis“ 冫) mit Phonetikum 咸 /xián/ (heute „salzig“, früher „töten“, vgl. Nr.243 感 /gǎn/).

Nr.858 编 (trad. 編) /biān/ „weben, organisieren, herausgeben, komponieren“ Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 扁 /biǎn/ („flach“). Allerdings gibt es eine Orakelknochen-Variante, die statt 扁 /biǎn/ nur 冊 /cè/ enthält: ein Signifikum für die zusammengeflochtenen Bambusplättchen, auf die frühe Texte geschrieben wurden.

Nr.859 楚 /chǔ/ „klar, deutlich“, aber auch „leidenschaftlich, brillant“. Name des alten Reiches Chu. Ursprünglich „dichter Wald“: Signifikum 林 „Wald“ (/lín/) mit Phonetikum 疋 /shū/ („Fuß“, verwandt mit 足 /zú/ „Fuß“, vgl. auch das linke Graphem in 蔬 /shū/ „Gemüse“).

Nr.860 肯 /kěn/ „bereit, einverstanden, zusichern, erlauben“. Ursprünglich 肎 oder 肻: Fleisch 肉 → 月 an Knochen (auch 冎, vgl. auch Nr.489 另 /lìng/). Der „Knochen“ wurde bereits in der Qin-Reform, vermutlich im Zuge der Entlehnung für die aktuellen Bedeutungen, ersetzt durch 止 /zhǐ/ „Fuß, stoppen“).

Nr.861 测 (trad. 測) /cè/ „messen, schätzen“. Ursprünglich wohl das Messen der Tiefe von Wasser, daher Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, Phonetikum 則 ↓ 则 /zé/ („Regel“, s. Nr.284).

Nr.862 败 (trad. 敗) /bài/ „besiegt werden, verlieren, scheitern, beseitigen, verdorben“. Signifikum rechts: die „schlagende Hand“ 攴 → 攵, links als Phonetikum 貝 ↓ 贝 /bèi/ („Muschel, Geld“).

Nr.863 屋 /wū/ „Gebäude, Haus, Raum, Unterkunft”. Hier bedeutet das Signifikum 尸 nicht „Leichnam“ (/shī/), sondern „Gebäude“ (wie 广, vgl. Nr.678 居 /jū/ „wohnen“) in Kombination mit dem weiteren Signifikum 至 „ankommen“ (/zhì/, der auf dem Boden 土 ankommende Pfeil 矢, Nr.267).

Nr.864 跑 /pǎo/ „rennen, eilen“. Signifikum „Fuß“ 足 → ⻊ mit Phonetikum 包 /bāo/ („Bündel, einpacken“, Nr.454).

Nr.865 梦 (trad. 夢, einst auch 㝱) /mèng/ „Traum, träumen”. Signifikum „schräg stehender Mond, Abend“ 夕 (heute /xī/) in Kombination mit einer Variante von 苜 /miè/ „bedeckte Augen“, die hier semantisch und phonetisch gesehen werden kann, und die im Kurzzeichen rein graphisch durch den „Wald“ 林 /lín/ ersetzt wurde.

Nr.866 散 /sàn/ „trennen, auseinandergehen; ausstreuen (auch 撒 /sǎ/)“ /sǎn/ „verstreut, sich lösen“. Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵, der Teil links oben sind Pflanzen (aus 𣏟, 艸 oder 竹); ob es aber ein Phonetikum gibt und ob der untere Teil 月 als „Fleisch“ oder „Mond“ interpretiert werden muss, ist bis heute ungeklärt.

Nr.867 温 (trad. 溫) /wēn/ „warm, wärmen, Temperatur“. Ursprüngliches Signifikum ist „Wasser“ 水 → 氵, und 𥁕 /wēn/ (mit 囚 /qiú/ „Gefangener“) ist Phonetikum. Als Kurzzeichen nun aus drei Signifika schlüssig zusammengesetzt: Die Sonne 日 wärmt das Wasser 氵 in einem Gefäß 皿.

Nr.868 困 /kùn/ „in einer Notlage sein, einkreisen“; „ermüdet, schläfrig“ (trad. mit 目 „Auge“ 睏). Ursprünglich eine hölzerne 木 Türschwelle (auch 閫梱), 囗 stellt den Türrahmen dar. Die heutige Verwendung hat sich wohl über „behindern“ entwickelt.

Nr.869 剑 (trad. 劍, einst auch 鐱, jap. 剣) /jiàn/ „Schwert“ (jap. Ken- in „Kendo“; 剑桥 Jiànqiáo „Cambridge“). Rechts Signifikum „Messer“ 刀 →刂mit Phonetikum僉 ↓ 佥 /qiān/ (mehrere Menschen 从 rufen 口口 „gemeinsam“).

Nr.870 渐 (trad. 漸) /jiàn/ „allmählich“. Ursprünglich „in Wasser einweichen“ (/jiān/), daher Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, mit Phonetikum斬 ↓ 斩 /zhǎn/ („abhacken“, „Axt“ 斤 + Phonetikum 車 ↓ 车 /chē/).

Nr.871 封 /fēng/ „versiegeln, belehnen, feudalistisch“, ZEW „Briefumschlag“. Kein Zusammenhang mit 圭 /guī/, sondern eine Hand 寸, die Setzlinge 丰in die Erde 土 pflanzt. 丰 /fēng/ ist auch das phonetische Basiszeichen (verwandt mit 生 /shēng/ „aus der Erde sprießende Pflanze“, Nr.34).

Nr.872 救 jiù „retten, befreien, helfen“. Rechts Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵 , links als Phonetikum der „Tausendfüßler“ 求 /qiú/ („bitten“, s. Nr.312).

Nr.873 贵 (trad. 貴) /guì/ „teuer, wertvoll“, (höfliche Anredeform). Oberer Teil 中+一 wohl ursprünglich 臾 (/yú/): zwei Hände, die etwas ablegen oder übergeben. Für diese Bedeutung früh durch Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝 ergänzt. Verwandt mit 遺 ↓ 遗 /wèi/ „schenken“ (heute vor allem /yí/ „verlieren, hinterlassen, zurücklassen“.

Nr.874 枪 (trad. 槍, auch 鎗) /qiāng/ „Schußwaffe, Gewehr, Pistole“. Einst eine hölzerne Lanze oder Speer, daher Signifikum „Holz“. (Die für die heutige Verwendung sinnfälligere Variante mit „Metall“ 金 hat sich nicht durchgesetzt.) Phonetikum 倉 /cāng/ („Lagerhalle“), in Kurzzeichen regelhaft gekürzt zu 仓.

Nr.875 缺 /quē/ „mangeln, fehlen, lückenhaft“ (im Jap. ersetzt durch das gleichbedeutende 欠, chin. /qiàn/). Ursprünglich „zerbrechen, kaputt gehen“: Das seltene Signifkum ist eine tönerne Amphore 缶 (/fǒu/), kombiniert mit dem Phonetikum 夬 /guài/ („entscheiden“, vgl. Nr.273 決 ↓ 决 /jué/).

Nr.876 楼 (auch im Jap.; trad. 樓) /lóu/ „Stockwerk, Etage“, heute auch „Gebäude“. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 婁 ↓ 娄 /lóu/ („schwächlich“). Der obere, im Kurzzeichen durch „Reis“ 米 ersetzte Teil von 婁 geht auf einen unbekannten Gegenstand zwischen zwei Händen zurück, ähnlich wie in Nr.873 貴 /guì/.

Nr.877 县 (trad. 縣, jap. 県) /xiàn/ „Landkreis, Region“. Ursprünglich „hängen“ (heute 懸 ↓ 悬 /xuán/): Ein Kopf mit Auge 首 hängt an einem Seil 系 an einem Baum 木 (links unten). Die heutige abstrakte Form und Entlehnung erinnert niemanden mehr an die archaische Darstellung.

Nr.878 尚 /shàng/ „hochschätzen“, heute v.a. „noch“ (schriftsprachlich). Ursprünglich eine Halle 冂 mit Eingang/Mund? 口 und Dekorationen; eng verwandt mit Nr.146 向 /xiàng/. 尚 /shàng/ ist (häufig unbemerktes) Phonetikum, wie in Nr.71 當 ↓ 当 /dāng/, Nr.187 常 /cháng/, Nr.411 黨 ↓ 党 /dǎng/ sowie 堂 /táng/ „Halle“(!).

Nr.879 毫 /háo/ „feiner Pinsel, 1/1000, Milli-“, (in Verneinungen:) „(k)ein bißchen”. Ursprünglich „feine Härchen”: Signifikum „Fell, Haar” 毛 (/máo/, Nr. 623), darüber leicht gekürzt als Phonetikum 高 /gāo/ („hoch, groß“, Nr.134; vgl. Signifikum in 亭 /tíng/ „Pavillon“).

Nr.880 移 /yí/ „bewegen, versetzen, verändern, transformieren“. Ursprünglich das Fliegen von Getreidesamen im Wind. Signifikum „Getreide“ 禾; das Graphem 多 („viele”, Nr.61) wird trotz der heutigen Lesung /duō/ in allen Quellen als Phonetikum bezeichnet – als Eselsbrücke finde ich „fliegende Getreidesamen” plausibler.

Nr.881 娘 (trad. auch 孃, jap. 嬢) /niáng/ ursprünglich „junge Frau”, heute vor allem „verheiratete Frau, Braut, Mutter”. Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 襄 /xiāng/ („helfen“) bzw. 良 /liáng/ („gut“, Nr.835).

Nr.882 朋 /péng/ „Freund“. In Bronzeinschriften noch 倗 /péng/ mit Signifikum „Mensch“ 亻. Nicht „Mond“, nicht „Fleisch“: Das Graphem 朋 zeigte ursprünglich zwei Schnüre mit Muschelgeld (貝; vgl. zwei Schnüre mit Jade 珏 → 玨 /jué/) und war wohl nur ein Phonetikum.

Nr.883 画 (auch jap.; trad. 畫) /huà/ „malen, Gemälde, Pinselstrich“. Das traditionelle Zeichen zeigt eine Hand, die ein Schreibgerät hält 聿 (vgl. Nr.282 書 ↓ 书 /shū/ „Dokument, Buch“). Bronzeinschriften zeigen neben „Feld“ 田 /tián/ (Nr.778) auch Varianten von 周 /zhōu/ (Nr.490) oder目 /mù/ („Auge“, Nr.239).

Nr.884 班 /bān/ „Gruppe, Klasse, Brigade, Arbeitsdienst, Schicht”. Ursprünglich „Jade zersägen“: Zwei Stücke Jade 珏 → 玨, dazwischen eine ungewöhnliche Variante von „Messer“ 刀 →刂 (positionsbedingt leicht variiert).

Nr.885 智 /zhì/ „Wissen, Intelligenz“. Scheinbar Erweiterung des Zeichens 知 /zhī/ „wissen“ (Nr.123) um einen weiteren (geöffneten) Mund 曰. Allerdings zeigen (anders als bei 知 /zhī/) die frühen Versionen von 智 /zhì/ statt dem Pfeil 矢 einen Menschen 大, und neben oder anstelle von 口 noch ein 子,于 oder 亏 ähnelndes Graphem.

Nr.886 亦 /yì/ „auch, ebenso“ (schriftsprachlich). Bedeutung entlehnt; ursprünglich „Achseln“ (heute 腋 /yè/): Darstellung eines Menschen 大 mit Punkten unter den Achseln. In Nr.665 夜 /yè/ „Nacht” ist 亦 /yì/ Phonetikum.

Nr.887 耳 /ěr/ „Ohr(en)”. Abbildung eines menschlichen Ohrs. Signifikum in mehreren Schriftzeichen, wie Nr.825 闻 /wén/ „hören, erfahren“, Nr. 285 聽 ↓ 听 /tīng/ „hören“, Nr.323 取 /qǔ/ „mitnehmen“ u.a.

Nr.888 恩 /ēn/ „Wohltätigkeit, Güte, Gnade“. Signifikum „Herz“ (Emotion) 心 mit Phonetikum 因 /yīn/ („Grund, Ursache”, Nr.96).

Nr.889 短 /duǎn/ „kurz”, auch „mangelhaft”. Signifikum „Pfeil“ 矢 (/shǐ/) mit Phonetikum 豆 /dòu/ („Gefäß“ / „Hülsenfrüchte“), vgl. auch 矮 /ǎi/ „klein, niedrig“ (Nr.2027).

Nr.890 掌 /zhǎng/ „Handfläche, in der Hand halten, verantworten“. Unten Signifikum „Hand“ 手 (/shǒu/), darüber Phonetikum 尚 /shǎng/ („noch”, Nr. 878).

Nr.891 恐 /kǒng/ „Angst, fürchten, erschrecken“. Signifikum „Herz“ (Emotion) 心 mit Phonetikum 巩 /gǒng/ („festhalten“: links Phonetikum 工 /gōng/, 凡 rechts war ursprünglich 丮 „in beiden Händen halten“; in anderen Zeichen wurde 丮 zu 丸: Nr. 763 执).

Nr.892 遗 (trad. 遺) /yí/ „verlieren, auslassen, hinterlassen“; /wèi/ „beschenken“. Signifikum „Fortbewegung“ 辵 → 辶 (früher auch 彳 „Weg“) und Phonetikum 貴 ↓ 贵 /guì/ („wertvoll, teuer“, Nr.873).

Nr.893 固 /gù/ „fest, entschlossen, konsolidieren, eigentlich, zweifellos“. Ursprünglich die eine Stadt umgebenden Stadtmauern 囗, vgl. Nr.576 圍↓ 围 /wéi/ „umgeben, beschützen“, darin das Phonetikum 古 /gǔ/ („alt, antik“, Nr.509).

Nr.894 席 /xí/ „Sitzmatte“, daraus abgeleitet „Vorsitzende(r)“. Signifikum „Tuch” 巾, darüber eine spezielle Form von „Stein“ 石 /shí/, hier als Phonetikum, die sich auch in Nr.184 度 /dù/ „messen, Maß, Grad“ und 庶 /shù/ (einst 𤇈 „Stein im Feuer erhitzen“) findet.

Nr.895 松 /sōng/: Als Kurzzeichen zwei Konzepte: „Kiefer, Pinie“ und „locker, entspannt“ (trad. 鬆). Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 公 /gōng/ („öffentlich“, Nr.115). Das traditionelle Zeichen für die Bedeutung „locker“ zeigt das Signifikum 髟 „lange Haare“ (/biāo/) und 松 /sōng/ als Phonetikum.

Nr.896 秘 /mì/ (in Einzelfällen auch /bì/) „verborgen, geheim, Sekretär (vgl. engl. „secret“)”. Signifikum 禾 „Getreide“ mit Phonetikum 必 /bì/ („müssen”, Nr.248). Ähnlich Nr.591 密 /mì/ „dicht, eng, vertraut, sorgfältig, geheim“.

Nr.897 谢 (trad. 謝) /xiè/ „danken, ablehnen“ (auch „sich entschuldigen“ und „verwelken“). Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠 mit Phonetikum 射 /shè/ („schießen“, Nr.703).

Nr.898 鲁 (trad. 魯) /lǔ/ im Wörterbuch „dumm, vulgär“, vor allem aber Familienname Lǔ, Kurzform der Provinz Shandong 山东 sowie phonetische Transkription für fremdländische Lu/Ru/Ro-Laute. Auf Bronzezeichen „schön“ oder auch „wohlschmeckend“: ein Fisch 魚 über einem geöffneten Mund 曰, vgl. Nr.776 香 /xiāng/ „duftend“.

Nr.899 遇 /yù/ „treffen, begegnen, behandeln, Gelegenheit“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 禺 /yú/ (heute nur noch phonetisch verwendet, lt. manchen ein Affe, evtl. auch Bezug zum mythischen Kaiser 禹 /yǔ/).

Nr.900 康 /kāng/ „gesund, friedlich, wohlhabend“. Fest steht als Phonetikum 庚 /gēng/ (Bedeutung unklar). Guo Moruo hielt die vier Punkte unten im archaischen Zeichen für Schwingungen eines Musikinstruments 庚. In späteren Formen erinnert der untere Teil eher an „Reis“ 米, heute wirkt er wie eine Variante von „Wasser“ 水.

Nr.901 虑 (trad. 慮) /lǜ/ „sich sorgen, nachdenken, überlegen“. Phonetikum ist 虍 /hū/ bzw. 虎 /hǔ/ „Tiger“, Signifikum 思 /sī/ (Nr.298) „nachdenken“, das im Kurzzeichen sinnhaft auf 心 („Herz, Emotion“) reduziert wurde.

Nr.902 幸 /xìng/ „Glück, glücklicherweise”. Ursprünglich die Vermeidung des (frühen) Todes: 夭 „jung sterben“ /yāo/ über 屰 „sich entgegensetzen“ (/nì/, ein Mensch 大 mit dem Kopf nach unten). Als Komponente (in 報, 執) ist das gleiche Graphem 幸 allerdings auf 㚔 /niè/ „Gefangener in Handschellen“ zurückzuführen.

Nr.903 均 /jūn/ „gleichmäßig, ausgewogen, all, ganz“. Ursprünglich „ebener Boden“, daher Signifikum „Erde“ 土, kombiniert mit Phonetikum 匀 /yún/ (ursprünglich eine Gewichtseinheit, abgeleitet von 云 → 勹 /yún/ „Wolke(n)“, Nr.692).

Nr.904 销 (trad. 銷) /xiāo/ „schmelzen“, weiter entwickelt zu „annullieren“ und „absetzen, verkaufen“. Die Grundbedeutung erklärt das Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅. Rechts phonetisch und semantisch 肖 /xiào/, der kleiner 小 (/xiǎo/, auch phonetisch!) werdende Mond 月 (vgl. 宵/xiāo/ „Nacht“). Als semantisches Etymon steht 肖 auch in anderen Zeichen für „Verkleinerung“: 消 (Nr.439), 稍, 削, 屑.

Nr.905 钟 (trad. 鐘) /zhōng/ „Glocke“, dann „Uhr, Uhrzeit“. Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅mit Phonetikum 童 /tóng/ („Kind“), das im Kurzzeichen durch das einfachere und phonetisch nähere 中 /zhōng/ ersetzt wurde.

Nr.906 诗 (trad. 詩) /shī/ „Gedicht, Lyrik, Poesie“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 寺 /sì/ (heute „Tempel“, früher „festhalten“ → 持 /chí/, Nr.357).

Nr.907 藏 (jap. 蔵) /cáng/ „(sich) verstecken, lagern“ /zàng/ „Lager, heilige Schrift“ (西藏 Xīzàng Tibet). Signifikum „Gras/Pflanze” 艸 → 艹 über Phonetikum 臧 /zāng/ („Auge“ 臣 im Phonetikum 戕 /qiāng/). Eng verwandt mit 葬 /zàng/ „begraben“. (Erstaunlicherweise nicht von der ersten Kurzzeichenreform betroffen; die wieder zurückgenommene zweite Kurzzeichenreform 1977 hatte 艹über 上 /shàng/ vorgesehen.)

Nr.908 赶 (trad. 趕) /gǎn/ „einholen, eilen, schnell erledigen, (ver)treiben“. Links das Signifikum „Fortbewegung“ 走 (/zǒu/, eng verwandt mit 辶), rechts als Phonetikum 旱 /hàn/ („trocken“), im Kurzzeichen sinnfällig gekürzt zu 干 /gān//gàn/ (Nr.353).

Nr.909 剧 (trad. 劇) /jù/ „sich verausgaben, heftig“, heute vor allem auch „Theaterstück, Drama“. Vermutlich stellt 豦 /qú/ einen heftigen Kampf zwischen Tiger 虍 und Schwein 豕 dar. Das weitere Signifikum 力 „Kraft“ wurde früh fälschlich in „Messer“ 刀 →刂 umgedeutet. Im Kurzzeichen wird 豦 /qú/ durch 居 /jū/ (Nr.678) ersetzt.

Nr.910 票 /piào/ „Karte, Zettel, Ticket”. Einst „aufsteigendes Feuer“: Unten Signifikum Feuer 火 (wegen der verloren gegangenen Bedeutung allerdings schon früh als „Altar“ 示 geschrieben) , darüber ursprünglich zwei Hände 𦥑, die einen Kopf 囟 ergreifen (noch in 𠨧 → 遷 /qiān/), hier wohl Phonetikum wie in Nr.26 要 /yào/).

Nr.911 损 (trad. 損) /sǔn/ „vermindern, beeinträchtigen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts 員 ↓ 员 /yuán/ („Person“ ursprünglich „rund“, heute 圆 /yuán/, vgl. Nr.200 u. 1145) wird trotz des lautlichen Unterschieds als Phonetikum interpretiert.

Nr.912 忽 /hū/ „vernachlässigen, übersehen, plötzlich“. Phonetikum 勿 /wù/ (eine Sichel oder ein spezielles Messer 刀) über Signifikum 心 “Herz, Emotion“.

Nr.913 巨 /jù/ „groß, riesig“. Bedeutung wohl phonetisch entlehnt; ursprünglich ein Winkelmaß (heute 矩 /jǔ/), verwandt mit Nr.118 工 /gōng/ „Arbeit“.

Nr.914 炮 /pào/ „Kanone, Knallfrosch” (trad. und jap. auch mit „Stein“ 砲, insbesondere im chinesischen Schach Xiàngqí 象棋), /bāo/ „kurz braten, trocknen”, /páo/ „Kräuter rösten”. Signifikum „Feuer“ 火 mit Phonetikum 包 /bāo/ (Nr.454, „Bündel, Päckchen“).

Nr.915 旧 (auch Jap.; trad. 舊) /jiù/ „alt, früher, vergangen, abgenutzt“. Ursprünglich eine Eule 雈 (/huán/) mit dem Phonetikum 臼 /jiù/ („Mörser“), phonetisch entlehnt. Das scheinbar arbiträre Kurzzeichen 旧 entstand aus einer Schnellschreibung des Phonetikums 臼.

Nr.916 端 /duān/ „aufrecht, waagerecht halten; Anfang, Ursache, Ende, Extrem“. Signifikum „aufrecht stehen“ 立 (/lì/, Nr.197) mit Basiszeichen/Phonetikum 耑 /duān//zhuān/ in gleicher Bedeutung, das ursprünglich eine Pflanze mit ihren Wurzeln darstellt (also weder Bezug zu „Berg“ 山 noch zu „Bart“ 而 hat).

Nr.917 探 /tàn/ „auskundschaften, sondieren, sich erkundigen“ Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts 罙 /shēn/ (穼 ohne den obersten Strich, phonetisch und semantisch: „eine (tiefe) Höhle 穴 untersuchen“; 木 war ursprünglich eine Variante von „Mensch“ 大. Vgl. Nr.401 深 /shēn/ „tief, eingehend, sehr”.

Nr.918 湖 /hú/ „See(n)”; Bestandteil der Provinznamen Húběi 湖北und Húnán 湖南. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵mit Phonetikum 胡 /hú/ (Nr.806).

Nr.919 录 (trad. 録 錄 彔) /lù/ „abschreiben, aufzeichnen, Register“. Phonetisch entlehnt, ursprünglich wohl die Farbe grünen Metalls (Bronze), daher Signifikum „Metall“ 金 ↓ 钅 (vgl. Nr.1088 绿 /lǜ/ „grün“). Das Phonetikum und heutige Kurzzeichen 录 bzw. 彔 /lù/ stellt eigentlich eine Seilwinde dar, mit der Wasser 水 → 氺 aus einem Brunnen geschöpft werden konnte.

Nr.920 叶 (trad. 葉) /yè/ „Blätter, (Buch-)Seite“, Familienname Yè. 枼 (auch 枽) sind die Blätter 世 (Nr.181 /shì/ = Generationen) eines Baumes 木, ergänzt durch das Signifikum „Gras/Pflanze“ 艹. Das ungewöhnliche Kurzzeichen 叶 war ursprünglich eine Variante von 協 /xié/ („gemeinsam“, Nr.735), das z.B. in der Region Suzhou gleich ausgesprochen wird.

Nr.921 春 /chūn/ „Frühling, Lebenskraft“. Der obere Teil ist (nur in diesem Zeichen) eine Amalgamierung aus 艸 („Pflanzen“, 艹) oder 林 und dem Phonetikum 屯 /tún//zhūn/ (das ebenfalls eine Pflanze darstellt). Darunter als Signifikum „Sonne“ 日.

Nr.922 乡 (trad. 鄉, jap. 郷) /xiāng/ „ländlich, Dorf, Heimat“. Die Literatur sieht hier wie bei 卿 /qīng/ „hoher Beamter“ zwei knieende Gestalten um eine Kochstelle (皀, vgl. Signifikum 食 ↓ 饣 „essen“, Nr.671 und Nr. 293 即 /jí/). Im Kurzzeichen auf das links stehende, einzigartige Graphem 乡 reduziert. Ich vermute in 乡 eine links stehende Sonderform von 邑 →⻏ „Region, Stadt“, da sich diese Kürzung auch bei 雝 → 雍 /yōng/ (Nr.1059 擁 ↓ 拥 /yōng/) finden lässt.

Nr.923 附 /fù/ „nahe, beifügen, Attachment, unterstützen“. Ursprünglich „Haufen” (auch 坿). Signifikum 阜 → 阝 „Erdhügel“ mit Phonetikum 付 /fù/ („übergeben“, Nr.820).

Nr.924 吸 /xī/ „einatmen, aufsaugen, anziehen“. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 及 /jí/ (hist. „einfangen“, Nr.198, auch semantisch?).

Nr.925 予 /yǔ/ „geben, gewähren, verleihen” (klassisch auch /yú/ „ich“: Variante von 余). Entstehung unklar: Wird oft als Variante von 呂 /lǚ/ (zwei metallene Gegenstände) mit 亅 darunter beschrieben, tatsächlich greifen in hist. Bronzezeichen von 予 die zwei (eckigeren) Flächen ineinander. Auch kein Zusammenhang mit 矛 /máo/ „Speer“.

Nr.926 礼 (auch im Jap.; trad. 禮) /lǐ/ „Ritus, Benehmen, Höflichkeit“. Basiszeichen ist /lǐ/, ein Gefäß 豆 mit geopferten Blumen (verfremdet zu 曲 /qū/), erweitert um das Signifikum „Altar, Ritual“ 示 → 礻 . Die Kurzform 礼 findet sich auch schon in antiken Quellen.

Nr.927 港 /gǎng/ „Hafen, Anlegestelle“ auch in 香港 Xiānggǎng „Hongkong“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 巷 /hàng//xiàng/ („Gasse“, ursprünglich aus 共 /gòng/ und 邑 „Stadt“ /yì/, hier → 巳, anderswo → 阝).

Nr.928 雨 /yǔ/ „Regen“. Abbildung von Regentropfen unter dem Himmel 天 oder aus Wolken 云. Grundsätzlich oben stehendes Signifikum in zahlreichen Zeichen, die vor allem Wetterphänomene darstellen: 雲 /yún/ Wolken, 露 /lù/ Tau, 雷 /lèi/ Donner, 雹 /báo/ Hagel etc.

Nr.929 呀 /ya/ Überraschung oder Zweifel zum Ausdruck bringende Ausrufepartikel, steht an Stelle von 啊 /a/ (Nr.753), wenn die vorhergehende Silbe auf einen Vokal endet; /yā/ (auch 啞 ↓ 哑) Ausruf des Erstaunens; „knarren“. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 牙 /yá/ („Zahn“, Nr.997).

Nr.930 板 (trad. nur im Wort 老板 „Chef“: 闆 „in der Tür stehen“) /bǎn/ „Brett, Platte, Tafel” Signifikum „Holz” 木 mit Phonetikum 反 /fǎn/ (Nr.237, „umdrehen“). Eng verwandt mit Nr.810 版 /bǎn/ „Druckplatte“.

Nr.931 庭 /tíng/ „Halle, Gericht, Haus“. Ein überdachter Innenhof: „Gebäude“ 广 über 廷 /tíng/ „Hof (eines Palastes)” (auch phonetisch). In 廷 /tíng/ das seltene Signifikum 廴 (einst ∟), das für befestigte Bauwerke steht, mit Phonetikum 壬 /tǐng/ (auch in Nr.285 聽 ↓ 听/tīng/ „hören“).

Nr.932 妇 (trad. 婦) /fù/ „(verheiratete) Frau“. Eine Frau 女 und eine Hand, die einen Besen führt 帚 (/zhǒu/, vgl. 掃 ↓ 扫 /sǎo/ „kehren“). In traditionellen Familienstrukturen waren Frauen für die Hausarbeit zuständig. Wohl auch wegen dieser Zuschreibung wurde in der Kurzzeichenreform der Besen entfernt, die Hand 彐 blieb übrig.

Nr.933 归 (trad. 歸, jap. 帰) /guī/ „zurückkehren, zurückgeben, überlassen, gehören“. Ursprünglich „heiraten (als Frau)“: Die Hand mit Besen 帚 steht wohl für die Frau (Vgl. Nr.932 婦 /fù/), der „Fuß“ 止 für die Bewegung. Als Phonetikum kommen 𠂤 /duī/ oder 彗 /huì/ in Frage. Kürzung von 𠂤止 in Yuanzeit zu (jap.) 帰; chin. Kurzzeichen 归 (vgl. auch Nr.333 師 ↓ 师 /shī/ „Meister“).

Nr.934 睛 /jīng/ „Auge, Pupille“. Signifikum „Auge“ 目 mit Phonetikum 青 /qīng/ („dunkelgrün, dunkelblau“, Nr. 497).

Nr.935 饭 (trad. 飯) /fàn/ „gekochter Reis, Essen, Mahlzeit“. Signifikum 食 ↓ 饣 „essen“ (Nr.671) mit Phonetikum 反 /fǎn/ („umdrehen“, Nr.237).

Nr.936 额 (trad. 額, ursprünglich 頟) /é/ „Stirn“, dann „Tafel mit Inschrift, festgelegte Quote, Soll“. Rechts Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页, links heute Phonetikum 客 /kè/ („Gast“, Nr.583), früher oft auch 各 /gè/ („jede/r“, Nr. 209).

Nr.937 含 /hán/ „im Mund haben“, abstrahiert zu „enthalten“. Signifikum „Mund“ 口, darüber angeblich Phonetikum 今 /jīn/ („heute“, Nr.336 今). Allerdings stellt auch 今 selbst ursprünglich einen geöffneten Mund dar (vgl. Nr.378 令 /lìng/ „Befehl“), der aber möglicherweise schon früh nicht mehr als solcher erkannt wurde.

Nr.938 顺 (trad. 順) /shùn/ „gehorchen, passen, entsprechend, entlang“. Links Phonetikum 川 /chuān/ („Fluss“, Nr.1109), rechts Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页, in Orakel- und Bronzezeichen noch „sehen“ 見 ↓ 见 (/jiàn/, Nr.153).

Nr.939 输 (trad. 輸) /shū/ „transportieren“, daraus „spenden“ und schließlich „verlieren“. Die erste Bedeutung erklärt das Signifikum „Wagen“ 車 ↓ 车. Phonetikum 俞 /yú//shù/ („Boot“, Familienname, Entstehung umstritten, evtl. frühe Variante des Bootes 艅 /yú/).

Nr.940 摇 (trad. 搖, jap. 揺) /yáo/ „schütteln, schaukeln, winken, Rock(musik)“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 䍃 /yáo/, ursprünglich eine Amphore 缶 (/fǒu/), darüber ein Stück „Fleisch“ (肉 wie in in Nr.55 然 /rán/), das schon vor der Kurzzeichenreform häufig als „Hand“ 爪 → 爫geschrieben wurde.

Nr.941 招 /zhāo/ „winken, anwerben“ (seltener auch „ärgern; gestehen; Trick“). Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 召 /zhào/, darin als Basis-Phonetikum das „Messer“ 刀 /dāo/.

Nr.942 婚 /hūn/ „heiraten, Hochzeit, Ehe“. Signifikum „Frau“ 女 mit dem Phonetikum 昏 /hūn/ „dunkel werden“ (darin „Sonne“ 日 und 氏, eine Variante von „unten“ 氐 /dǐ/, nach anderen hier Phonetikum 民 /mín/), das im antiken „Ritenklassiker“ Lǐjīng 禮經 auch semantisch interpretiert wird („Hochzeit am Abend“).

Nr.943 脱 (trad. 脫) /tuō/ „abwerfen, abfallen, ausziehen, entfliehen, fehlen“. Ursprünglich „entbeinen, Fleisch vom Knochen trennen“: Signifikum „Fleisch“ 肉 → 月 mit Phonetikum 兌 ↓ 兑 /duì/ (vgl. auch Nr.24 說 ↓ 说/shuō/ „sprechen“).

Nr.944 补 (trad. 補) /bǔ/ „flicken, reparieren, ergänzen“. Links Signifikum „Kleidung“ 衣 in der links stehenden Variante 衤, rechts Phonetikum 甫 /fǔ/ (Pflanze 屮 in einem Feld 田), im Kurzzeichen lautlich passender ersetzt durch 卜 /bǔ/ („Riss, wahrsagen“).

Nr.945 谓 (trad. 謂) /wèi/ „sagen, bedeuten, bezeichnen als“. Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 胃 /wèi/ („Magen“; oberer Teil ursprünglich nicht „Feld“ 田 /tián/, sondern „Magen“: „Reis im Bauch“: 𡇒).

Nr.946 督 /dū/ „überwachen, kontrollieren, inspizieren“. Einst „Mittagszeit“; die frühe Bedeutungsverschiebung vor über 2500 Jahren führte dazu, dass das ursprüngliche Signifikum „Sonne“ 日 durch „Auge“ 目 ersetzt wurde. Phonetikum 叔 /shū/ (einst „einpflanzen“, heute „jüngerer Onkel“).

Nr.947 毒 /dú/ „Gift, giftig, Droge, grausam” (einst auch 𦸕). Alle Quellen behaupten hier ein Phonetikum 毐 /ǎi/ mit einem Signifikum 屮 „Gras“ darüber. Tatsächlich steht der obere Teil wie in Nr. 497 青 /qīng/ („dunkelgrün“) ebenfalls für „Pflanze“. Das untere, ebenfalls semantische Graphem ist sicher nicht das heute verwendete 母 (/mǔ/ „Mutter“), sondern das daraus hervorgegangene Tabuzeichen 毋 /wú/ („nicht“): die „verbotene Pflanze“.

Fußnote aus den Untiefen der Schriftgeschichte:

Tatsächlich erscheint jenes dubiose Phonetikum 毐 /ǎi/ („Ehebrecher, unmoralisch“) nur im Namen des 嫪毐 Lào Ǎi (ebenso wie sein „Familienname“ 嫪 /lào/ „lüstern, geil“), eines mythischen Liebhabers der Mutter des ersten Kaisers Qin Shi Huang. Lao Ais Existenz wird schon aufgrund dieses Namens meist bezweifelt bzw. späteren konfuzianischen Historiographen zugeschrieben. Dieser Liebhaber Lao Ai soll sich als Eunuch ausgegeben haben und gilt in China als Inbegriff eines sexuell liederlichen Mannes – durch diese Geschichte ließ sich das ganze Qin-Kaisertum in Verruf bringen. Das nur in diesem Zusammenhang verwendete Zeichen 毐 /ǎi/ lässt sich durchaus auch als Mann 士 in Kombination mit dem Mutter-Tabu 毋 interpretieren…

Nr.948 油 /yóu/ „Öl, Fett, ölig, beschmiert“, Morphem von „Butter“ über „Schweineschmalz“ bis hin zu „Erdöl“ und „Benzin“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵,rechts Phonetikum 由 /yóu/ (Nr.136, Etymographie unklar).

Nr.949 疗 (trad. 療) /liáo/ „heilen, medizinisch behandeln“. Signifikum „Krankheit“ 疒 (ursprünglich ein Mensch 亻auf einem Bett 爿 → 丬); Phonetikum 尞 /liáo/ („verbrennen“, Darstellung und Name eines Brandopfers, evtl. von oben nach unten aus 屮 oder木 + 火 + 吕 + 火); im Kurzzeichen ersetzt durch 了 /liǎo/.

Nr.950 旅 /lǚ/ „reisen, unterwegs sein“. Ein Banner 㫃 (/yǎn/), unter dem mehrere Menschen 从 unterwegs sind. Vgl. ähnlich Nr.549 族 /zú/ „Ethnie, Nationalität“; zur graphischen Entwicklung von 从 vgl. Nr.510 衆 ↓ 众 /zhòng/ „Menschenmenge“, in dem „drei Menschen“ 众 zu 乑 wurden.

Nr.951 泽 (jap. 沢) /zé/ „Sumpfgebiet, Morast, feucht, schimmern“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 睪 /yì//zé/ („einen Verbrecher 幸beobachten 目“), im Kurzzeichen auf 5 Striche reduziert. Die hohe Frequenz ist sicher auf den Namen Máo Zédōng 毛泽东 zurückzuführen.

Nr.952 材 /cái/ „bearbeitetes Holz, Materialien (auch im übertragenen Sinne)“ sowie „Talent“ (auch nur 才). Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 才 /cái/ (Nr.235).

Nr.953 灭 (trad. 滅) /miè/ „löschen, überschwemmen, vernichten“. In der traditionellen Form links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts 烕 /miè/, eine Streitaxt (戊 /wù/, 戌 /xū/, oder 戍 /shù/ „verteidigen“, evtl. Vermischung mit Phonetikum 蔑 /miè/ von 苜 /miè/!) über einem Feuer 火. In den 1960ern eingängig zu 灭 verkürzt.

Nr.954 逐 /zhú/ „verfolgen, vertreiben, nacheinander, allmählich“, ursprünglich „Schweine vor sich her treiben“: Signifikum „Fortbewegung“ (彳止 → 辵 → 辶 in Kombination mit dem alten Zeichen für „Schwein“ 豕 (/shǐ/). Dass das heutige Wort für „Schwein“ 猪 ebenfalls /zhū/ lautet (was eine phonetische Funktion von 豕 andeuten würde), ist wohl eher Zufall.

Nr.955 莫 /mò/ „nicht“ (in klassischen Redewendungen), Familienname Mò, phonetische Transkription für Mo-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (z.B. „Moskau“). Ursprünglich das Untergehen der Sonne 日 zwischen Pflanzen 茻 (/mǎng/). Vgl. die graphische Erweiterung 暮 /mù/ „Sonnenuntergang“ (Nr.2768) und phonetisch Nr.72 没 (trad. 沒) /mò//méi/ „(im Wasser) versinken“.

Nr.956 笔 (trad. 筆) /bǐ/ „Schreibpinsel, Stift, Schreibstrich“, zusammengesetzt aus den Signifika „Bambus“ 竹 (/zhú/) und einem „Schreibgerät“ 聿 (/yù/, darin eine Hand 彐), das im Kurzzeichen durch „Haare“ 毛 (/máo/, Nr.623) ersetzt wurde.

Nr.957 亡 /wáng/ „verschwinden, verloren gehen“, daraus (schriftsprachlich) „sterben, gestorben“. Entstanden aus einer Schnellschreibung von 兦 (auch 亾): Nr.210 入 /rù/ „eintreten, betreten” und die entsprechende Andeutung eines Gebäudes ∟. (Phonetikum in Zeichen wie 忘 /wàng/ 忙 /máng/ 芒 /máng/ 望 /wàng/.)

Nr.958 鲜 (trad. 鮮, selten 鱻) /xiān/ „frisch, schmackhaft, leuchtend, Delikatesse“; /xiǎn/ im traditionellen koreanischen Terminus für „Korea“: 朝鲜 Jo-seon / Chosŏn / Cháoxiǎn. Zwei bedeutungstragende Grapheme: Ein Fisch 魚 ↓ 鱼 und ein Schaf 羊 als „frisch“ getötete Tiere.

Nr.959 词 (trad. 詞) /cí/ „Wort, Phrase, Ausdruck“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 司 /sī/ („leiten“, Nr.278). Inhaltliche Überschneidungen mit 辭 ↓ 辞 /cí/ in der Bedeutung „sprachlicher Ausdruck“ (Nr.1469).

Nr.960 圣 (trad. 聖) /shèng/ „Weise(r), Majestät, heilig”. Ursprünglich „klug, aufmerksam“: Ein Ohr 耳lauscht einem Mund 口, ergänzt durch Phonetikum 壬 /tǐng/. Eng verwandt mit Nr.285 聽 ↓ 听 /tīng/ „hören, zuhören“ und Nr.195 聲 ↓ 声 /shēng/ „Klang, Ton, Stimme“. Das rein graphisch gebildete Kurzzeichen 圣 suggeriert einen Zusammenhang mit „Erde“ 土.

Nr.961 择 (trad. 擇, jap. 択) /zé/ „auswählen“. Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts Phonetikum 睪 /yì//zé/ („einen Verbrecher 幸 beobachten 目“), im Kurzzeichen auf 5 Striche reduziert, wie Nr.951 泽 /zé/ „Sumpfgebiet“ und Nr.1198 译 /yì/ „übersetzen“.

Nr.962 寻 (trad. 尋) /xún/ „suchen“. Wohl phonetisch entlehnt, ursprünglich Längenmass der Entfernung von einer Fingerspitze der einen Hand zu der der anderen Hand, daher zwei Hände 彐 und 寸, zwischen denen sich ursprünglich Fäden oder eine Matte befanden, was früh zu 工口 abstrahiert wurde.

Nr.963 厂 (trad. 厰 廠) /chǎng/ „Fabrik, Verarbeitungbetrieb”. Für das Kurzzeichen wurde einfach das komplexe Phonetikum 敞 /chǎng/ (vgl. Nr.878 尚 /shàng/) unter dem Dach entfernt. In alten Wörterbüchern steht unter 厂 /hǎn/ „Klippe“ (heute noch in Nr.826 危 /wēi/ „Gefahr“ oder Nr.971 岸 /àn/ „Ufer, Küste“).

Nr.964 睡 /shuì/ „einschlafen, schlafen“, ursprünglich „im Sitzen bzw. in der Hocke schlafen“. Signifikum „Auge“ 目 mit Phonetikum 垂 /chuí/ „herunterhängen(de Pflanzen)“, eventuell auch semantisch für den hängenden Kopf.

Nr.965 博 /bó/ „reich, weit, umfassend”, davon abgeleitet „Promotion (Dr.)“, sowie “gewinnen, um etwas spielen”. Ursprünglich „kämpfen, jm überfallen“ (heute 搏 /bó/, Nr.2372), daher links eine Variante von „Schild“ 十 (盾 /dùn/) als Signifikum (die heute wohl meist als „zehn“ 十 im Sinne von „umfassend, vielfältig“ interpretiert wird), rechts Phonetikum 尃 /fū/ (Hand 寸 + 甫 /fǔ/).

Nr.966 勒 /lēi/ „Zügel, zwingen“, heute vor allem phonetische Transkription für L- und R-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Signifikum 革 „Leder“ (/gé/, Nr.521) mit Phonetikum 力 /lì/ („Kraft“).

Nr.967 烟 /yān/ „Rauch“ (trad. 煙) „Tabak, Zigaretten“ (trad. 菸)“, als „Nebel“ auch /yīn/ (auch 氤). Signifikum „Feuer“ 火 mit Phonetikum 垔 /yīn/ („versperren, verstopfen“) bzw. 因 /yīn/ (urspr. „Matte“, Nr.96).

Nr.968 授 /shòu/ „überreichen, geben, vermitteln, lehren“. Sozusagen „aktive“ Form von Nr.238 受 /shòu/ „erhalten, annehmen”: Eine Hand 爪 → 爫 gibt von oben einen Gegenstand 冖 in eine andere Hand 又, hier ergänzt um eine dritte Hand 扌.

Nr.969 诺 (trad. 諾) /nuò/ „bewilligen, zusagen“, außerdem phonetische Transkription für No-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (z.B. „No-belpreis“). Links Signifikum „Sprache“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 若 /ruò/ (Nr.651; „wie, wenn, falls”).

Nr.970 伦 /lún/ „zwischenmenschliche Beziehungen und Verpflichtungen, gesellschaftliche Ordnung“; phonetische Transkription für Lun- und Ron-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (z.B. London 伦敦 Lúndūn). Links Signifikum „Mensch“ 人 → 亻, rechts Phonetikum 侖 ↓ 仑 /lún/ („geordnete Schriftstücke“).

Nr.971 岸 /àn/ „Ufer, Küste“ (Varianten auch 屵 und 厈). Das seltene Signifikum „Ufer“ 屵 (auch in 崖 /yá/ „Kliff“, Nr. 2247) setzt sich aus „Berg“ 山 und „Abhang“ 厂 zusammen, ergänzt um das Phonetikum 干 /gān//gàn/ (Nr. 353).

Nr.972 奥 (trad. 奧) /ào/ „geheimnisvoll, weit entfernt“, phonetische Transkription für Au-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Keine der Komponenten hat mehr ihre ursprüngliche Form: Oben eine Variante von „Dach“ 宀 (vgl. Nr.146 向 /xiàng/), darunter 𢍏 (/juàn/ „rollen“): zwei Hände 𠬞 → 廾 (→ 大) unter 釆 (/biàn/ „unterscheiden“?) – im Kurzzeichen 米 „Reis“.

Nr.973 唐 /táng/ Familienname Táng, Táng-Dynastie (7.-9. Jh.), auch „chinesisch“. Ursprünglich wohl „große Worte”, daher Signifikum „Mund“ 口, ergänzt um eine Variante des Phonetikums 庚 /gēng/. Vgl. auch Nr.900 康 /kāng/ „gesund“.

Nr.974 卖 (trad. 賣, jap. 売) /mài/ „verkaufen, anbieten“. Das ergänzende 士 über dem eng verwandten 買 /mǎi/ „kaufen“ (Muschelgeld 貝 ↓ 贝 in einem Netz 网 → 罓; Nr.758) ist eine frühe Kürzung von 出 „hinaus“ (/chū/, Nr.28). Die ahistorischen Kurzzeichen 买 bzw. 卖 wurden offenbar analog zu Nr.147 頭 ↓ 头 /tóu/ „Kopf“ gebildet, trotz fehlendem semantischen oder phonetischen Zusammenhang.

Nr.975 俄 /é/ „kurz darauf“, heute vor allem „russisch, Russland“, daneben in einzelnen anderen fremdsprachigen Eigennamen (Ohio: 俄亥俄 /Éhài’é/). Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 我 /wǒ/ („ich“, Nr.9).

Nr.976 炸 /zhà/ „explodieren, bersten“ /zhá/ „fritieren”. Signifikum „Feuer” 火 mit Phonetikum 乍 /zhà/ („Axt“).

Nr.977 载 (trad. 載) /zài/ „befördern, beladen sein, überall“ /zǎi/ „niederschreiben“. Signifikum 車 ↓ 车 „Fahrzeug“, umgeben vom Phonetikum 𢦏 /zái/ (wohl „schneiden, verletzen“; entstanden aus der „Hiebaxt“ 戈 /gē/ und dem Phonetikum 才 /cái/!).

Nr.978 洛 /luò/ der Fluss Luò, in der Stadt Luòyáng 洛阳 sowie als phonetische Transkription für Lo- und Ro-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (z.B. 洛杉矶 Luòshānjī: Los Angeles). Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 各 /gè/ (Nr.209), das oft auch /luo/ gelesen wird (vgl. Nr.305 路 /lù/ „Weg, Straße”).

Nr.979 健 /jiàn/ „stark, gesund, kräftigen“. Links Signifikum „Mensch“ 人 → 亻, rechts Phonetikum 建 /jiàn/ („erbauen“, Nr.244).

Nr.980 堂 /táng/ „Halle“; Morphem für Verwandtschaft väterlicherseits. Das meist als Phonetikum gedeutete 尚 /shàng/ („hochschätzen, noch“, Nr.878) stellte ursprünglich bereits eine Halle dar, wurde aber wohl wegen der Entlehnungen des Zeichens für diese Bedeutung früh durch Signifikum „Erde“ 土 ergänzt. Interessante historische Varianten: 㙶 坣.

Nr.981 旁 /páng/ „Seite, neben, nahe bei“. Unten scheinbares Phonetikum 方 /fāng/ (Nr.60), das ebenfalls bereits „Seite, Richtung“ bedeutet. Der obere Teil ist wohl aus einer Variante des ursprünglich rechteckigen 凡 „Platte, Trage, Tablett“ (/fán/, Nr.1013) hervorgegangen.

Nr.982 宫 (trad. auch 宮) /gōng/ „Palast, Tempelanlage“. Signifikum „Dach“ 宀 mit zwei Fenstern oder Räumen (die in antiken Formen auch ineinandergreifen). Im Laufe der Zeit Vermischungen mit 吕 →呂 /lǚ/ (ein Metall, nach anderen „Wirbel(säule)“).

Nr.983 喝 /hē/ „trinken” (selten: /hè/ „rufen”). Signifikum „Mund” 口 mit Phonetikum 曷 /hé/ (Etymographie unklar, oben wohl ebenfalls ein Mund 曰). Eng verwandt und wohl entstanden aus dem älteren 渴 /kě/ „durstig“ (Nr.1972). Seltene Variante mit dem geöffneten Mund 欠 ist 欱, vgl. das schriftsprachliche 飲 ↓ 饮 /yǐn/ (Nr.1569) mit gleicher Bedeutung „trinken“.

Nr.984 借 /jiè/ „leihen, mittels“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit dem früh verfremdeten Phonetikum 昔 (wohl verwandt mit 災 und 甾 /zāi/; heute /xī/: „frühere Zeiten“. Vgl. auch Nr.638 錯 ↓ 错 /cuò/ „Fehler“).

Nr.985 君 /jūn/ Ursprünglich eine Anredeform: „Monarch, Herr, Edler (v.a. im konfuzianischen Kontext)“. Erweiterung von 尹 /yǐn/ „Offizieller“ (eine Hand hält ein Gerät, vgl. das Schreibgerät聿 /yù/ wie in Nr.282 書 ↓ 书 /shū/ „Dokument, Buch“) durch das Signifikum „Mund“ 口.

Nr.986 禁 /jìn/ „Tabu, verbieten“. Signifikum 示 „Altar, zeigen” (/shì/) mit Phonetikum 林 /lín/ („Wald“) – wobei die Verschiebung vom liquiden Laut /l/ zur Affrikata /j/ (in südchinesischen Regiolekten /g/) sehr ungewöhnlich ist.

Nr.987 阴 (trad. 陰) /yīn/ „dunkel“, die Schattenseite eines Berges, das weibliche Prinzip Yīn. Links Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“, rechts das ursprüngliche Zeichen 侌 /yīn/, aus 今 /jīn/ und Signifikum „Wolke“ 云 (yún); analog zum Antonym 阳 /yáng/ mit „Sonne“ gekürzt zu 月 „Mond“.

Nr.988 园 (trad. 園) /yuán/ „Garten, Park“. Eine Umrahmung 囗, darin als Phonetikum 袁 /yuán/ („Robe“, vgl. 衣 /yī/ „Kleidungsstück“), im Kurzzeichen ersetzt durch Nr.370 元 /yuán/ (vgl. auch Nr.200 员 bzw. 1145 圆 /yuán/ „rund“).

Nr.989 谋 (trad. 謀) /móu/ „Plan, List, streben nach, beraten“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 某 /mǒu/ (Nr.517, ursprünglich „Essigpflaume“).

Nr.990 宋 /sòng/ Familienname Sòng, Sòng-Dynastie (10.-13.Jh.). Im 2000 Jahre alten 说文解字 Shuōwénjiězì noch „Behausung, wohnen“ (居): Verbindung aus „Dach“ 宀 und „Holz“ 木, ursprünglich wohl ein hölzernes Gebäude oder Tempel.

Nr.991 避 /bì/ „ausweichen, vermeiden, verhüten“ Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 辟 /bì/ (das selbst auch diese Bedeutung haben kann, auch „überprüfen, gerichtlich regeln“).

Nr.992 抓 /zhuā/ „ergreifen, fassen, kratzen, sich mit etw. befassen“. Abgeleitetes Verb von 爪 /zhǎo//zhuǎ/ „Kralle, Tatze, greifende Hand“ (als Signifikum meist 爫), für die verbale Bedeutung ergänzt durch die Hand 手 → 扌.

Nr.993 荣 (trad. 榮, jap. 栄) /róng/ „gedeihen, Ruhm, Ehre“. Ursprünglich der Name des Parasolbaumes (heute 桐 /tóng/): Signifikum „Holz“ 木, darüber als Phonetikum die „zwei Fackeln“ 𤇾 /yíng/.

Nr.994 姑 /gū/ „Mädchen, Tante, Schwägerin, weibliche Verwandte“. Ursprünglich „Schwiegermutter“: Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 古 /gǔ/ („alt, antik“, Nr.509).

Nr.995 孙 (trad. 孫) /sūn/ „Enkel, Nachkommen“, Familienname Sūn. Zusammensetzung aus den Signifika „Kind“ 子 (/zǐ/) und „Seide“ (糸, hier in der Form 系), als Allegorie für „fortsetzen, durchlaufen“ (vgl. Nr.552 續 ↓ 续 /xù/ „fortsetzen“), im Kurzzeichen ersetzt durch Nr.83 小 /xiǎo/ „klein“ (graphisch scheinbar der untere Teil von „Seide“ 系).

Nr.996 逃 /táo/ „fliehen, entkommen“. Das Grundzeichen 兆 /zhào/ (heute „Omen“) zeigte einst zwei Menschen, die in entgegengesetzte Richtungen vor Hochwasser flüchten (vgl. Nr.315 北 /běi/, ursprünglich „Rücken“). Später wurde für diese Bedeutung das Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung” hinzugefügt.

Nr.997 牙 /yá/ „Zahn, Gebiß“. Ursprünglich Abbildung zweier von oben und unten aufeinander beißender Zähne. Komponente mit signifischer oder phonetischer Funktion in einzelnen Zeichen (z.B. Nr.785 穿 /chuān/ „durchbohren“, Nr.1139 雅 /yǎ/ „elegant“). Nr.108 与 /yǔ/ ist aus einer Variante von 牙 /yá/ entstanden.

Nr.998 束 /shù/ „zusammenbinden, einschränken, fertigstellen“. Kein etymographischer Zusammenhang zu „Holz“ 木, sondern Abbildung eines geschnürten Bündels (ebenso wie Nr.194 東 ↓ 东 /dōng/, heute „Osten“).

Nr.999 跳 tiào „springen, tanzen“. Signifikum „Fuß“ 足 → ⻊mit Phonetikum 兆 /zhào/ (heute „Omen“, vgl. dazu Nr.996 逃 /táo/ „fliehen“).

Nr.1000 顶 /dǐng/ „Scheitel, Spitze, auf dem Kopf tragen, abstützen, ersetzen”. Rechts stehendes Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页, links 丁 /dīng/ („Nagel“) als Phonetikum.

1000 Tage und 1000 Schriftzeichen sind seit Beginn der Corona-Pandemie vergangen. Der gesammelte Thread für die Suche nach jedem einzelnen Zeichen findet sich als Blog unter https://blogs.fu-berlin.de/andreasguder-hanzi/2020/10/18/china-in-schriftzeichen/.

Die bisher gesammelten 1000 Zeichen umfassen bereits ca. 90% eines aktuellen schriftlichen chinesischen Textes. Die Leseforschung geht allerdings davon aus, dass einem mindestens 97% der Wörter (und Schriftzeichen!) eines Textes vertraut sein müssen, um von flüssigem Lesen sprechen zu können.

Daher setze ich das Projekt erst einmal fort (ab jetzt auch auf LinkedIn). Ich freue mich sehr über Feedback, kritische Nachfragen und über Vorschläge, was aus dieser Sammlung werden könnte… (ein kleines Taschenbuch-Lexikon? / Ergänzung jap. Kanji-Lesungen? / digitale Lernspielkonzepte? etc.)

Nr.1001 玉 /yù/ „Jade, Schmuckstück“, auch in Personennamen. Als Orakelknochenzeichen eine Schnur mit mehreren aufgereihten Jadescheiben. Zur Unterscheidung vom nicht verwandten 王 /wáng/ („König“, Nr. 299) wurde ein Punkt 丶hinzugefügt. Dieser entfällt allerdings bei der Verwendung als Signifikum wie in 现 (Nr.70) 环 (Nr.681) u.v.a., weshalb das historische 玉 fälschlich als 王字旁 wángzìpáng bezeichnet wird.

Nr.1002 镇 (trad. 鎮) /zhèn/ „unterdrücken, lindern, schützen“, daraus auch „Standort, Kleinstadt“. Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅 mit Phonetikum 真 /zhēn/ (Nr.204, „wahr, echt”).

Nr.1003 雪 /xuě/ „Schnee”. Oben Signifikum „Regen“ 雨 (/yǔ/, Nr.928), darunter ursprünglich als Phonetikum 彗 /huì/ (eine Hand mit zwei Zweigen oder Besen), schon früh auf die „Hand“ 彐 reduziert.

Nr.1004 午 /wǔ/ „Mittagszeit“, Name des 7. Erdzweigs → 7. Doppelstunde eines Tages. Ursprünglich ein Stößel oder Stampfer (später 杵 /chǔ/). (Weil noch Platz ist: Die 12 Erdzweig-Zeichen: /zǐ/ /chǒu/ 寅/yín/ 卯 /mǎo/ 辰 /chén/ 巳 /sì/ 午/wǔ/ 未 /wèi/ 申 /shēn/ 酉 /yǒu/ 戌 /xū/ 亥 /hài/.)

Nr.1005 练 (trad. 練) /liàn/ „praktizieren, üben, geschickt, versiert“. Ursprünglich das Kochen von Rohseide: Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 柬 /jiǎn/ („ein Bündel öffnen, auswählen“, heute 揀 ↓ 拣 /jiǎn/, vgl. Nr.998 束 /shù/ „Bündel“), im Kurzzeichen weiter abstrahiert.

Nr.1006 迫 /pò/ „erzwingen, dringend“. Ursprünglich „näherkommen”:  Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 白 /bái/ („weiß“, Nr. 286).

Nr.1007 爷 (trad. 爺) /yé/ „Großvater, alter Herr“. Signifikum „Vater“ 父 (/fù/, Nr.589) mit Phonetikum 耶 /yē/ (Nr.1147), im Kurzzeichen ersetzt durch eine Variante von 卩 /jié/ (ähnlich Nr.514 節 ↓ 节 /jié/ „Festtag“).

Nr.1008 篇 /piān/ „Schriftstück” (auch Zähleinheitswort). Signifikum 竹 „Bambus“ mit Phonetikum 扁 /biǎn/. Allerdings steckt in 扁 /biǎn/ (einst „waagerechtes Türschild“, heute „flach“) wiederum 冊 /cè/, die zusammengeflochtenen Bambusplättchen, auf die frühe Texte geschrieben wurden.

Nr.1009 肉 /ròu/ „Fleisch“. Abbildung eines Stücks Fleisch mit Fasern. Als links oder unten stehendes häufiges Signifikum „Körperteil“ ist 肉 → 月 heute graphisch nicht mehr von 月 „Mond“ (/yuè/, Nr.169) zu unterscheiden, der jedoch grundsätzlich rechts im Zeichen bleibt (Nr.615 臉 ↓ 脸 /liǎn/ „Gesicht“ vs. Nr.235 期 /qī/ „Zeitraum“).

Nr.1010 嘴 /zuǐ/ „Mund, Maul, Schnabel“. Ursprünglich waren 觜 /zī/ die spitzen Ohren von Eulen, daher Signifikum 角 „Gehörn“ (/jiǎo/, Nr.736) und Phonetikum 此 /cǐ/ (Nr.116, „dieses“). Später bezeichnete das Wort als /zǐ/ auch die Schnäbel von Vögeln, seit jüngerer Zeit (und zunehmend mit dem Signifikum „Mund“ 口) das Os jeglicher Lebewesen, einschließlich des Menschen.

Nr.1011 馆 (trad. 館, seltener 舘) /guǎn/ „Gasthaus, Unterkunft, Restaurant, öffentliche Institution“. Ursprünglich nur 官, das jedoch zunehmend pars pro toto für das Personal der jeweiligen Institution verwendet wurde (daher heute /guān/ „Beamter“, Nr.432). Zur Unterscheidung daher Ergänzung durch das seltene Signifikum 舍 „Behausung“ (Nr.1344), meist jedoch durch 食 ↓ 饣 „essen“ (Nr.671).

Nr.1012 遍 /biàn/ „überall(hin), von Anfang bis Ende”, (ZEW für Tätigkeitsverben). Ursprünglich mit Signifikum „Weg“ 彳, bereits ab der Han-Zeit mit dem verwandten Signifikum „Fortbewegung” 辵 → 辶. Phonetikum 扁 /biǎn/ (einst „waagerechtes Türschild“, heute „flach“).

Nr.1013 凡 (selten 凢) /fán/ „gewöhnlich, irdisch, alles”. Ursprünglich Darstellung einer Trage oder eines Tabletts (heute Nr.1049 盤 ↓ 盘 /pán/, vgl. auch Nr.629 般 /bān/ – das vermeintliche „Boot“ 舟 war jeweils ursprünglich 凡).

Nr.1014 础 (trad. 礎) /chǔ/ „Sockel (einer Säule), Fundament, Basis“. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 楚 /chǔ/ (Nr.859, Basisphonetikum 疋 /shū/), im Kurzzeichen ersetzt durch das graphisch einfachere 出 /chū/ (Nr.28).

Nr.1015 洞 /dòng/ „Höhle, Grotte, Loch, gründlich“.  Ursprünglich „strömendes Wasser“; Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 同 /tóng/ (Nr.69, einst ein Bambusrohrabschnitt, heute 筒 /tǒng/).

Nr.1016 卷 (trad. auch 捲, jap. 巻) /juǎn/ „einrollen, fortreißen, Rolle, Spule”; /juàn/ „Schriftrolle, Band, Prüfungsbogen, schriftl. Unterlagen”. Zwei Interpretationen: Das Shuowen sieht eine kniende Person mit gefesselten (eingerollten) Beinen 㔾 (= 卩 /jié/); nach anderen bedeutete der obere Teil (zwei Hände 廾 und Reis 米, früh amalgamiert zu 𠔉 /juǎn/) bereits „rollen“ (durch 㔾 noch einmal visualisiert).

Nr.1017 坦 /tǎn/ „eben, flach“, heute vor allem „gelassen, offenherzig“ sowie phonetische Transkription für TAN-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (Kirgis-tan, Usbekis-tan etc., 坦克 /tǎnke/ „tank“ = „Panzer“). Signifikum „Erde“ 土 mit Phonetikum 旦 /dàn/ („Morgensonne“, Nr.1300).

Nr.1018 牛 /niú/ „Rind, Kuh, Ochse, Stier“. Darstellung eines Rindes von oben, mit Hörnern und Schwanz (ursprünglich symmetrisch). Als Signifikum leicht variiert zu 牜 (wie in Nr.142 物 /wù/ „Gegenstand, Tier”) oder zum oberen Teil von Nr.310 告 /gào/ „mitteilen, informieren“.

Nr.1019 宁 (trad. 寧) /níng/ „friedlich“, außerdem in Ortsnamen wie 宁波 Níngbó, der Region 宁夏 Níngxià und im immer noch häufig genannten „Lenin“ 列宁 /Lièníng/. Einst 寍 (Gefäß 皿 und Herz 心 unter einem Dach 宀, teils darunter 丂 → 丁), heute nur noch Dach mit dem (vermeintlichen) Phonetikum 丁 /dīng/.

Nr.1020 纸 (trad. 紙) /zhǐ/ „Papier“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 氏 /shì/ („Clanname, Geburtsname“, Nr.1500).

Nr.1021 诸 (trad. 諸) /zhū/ „alle, verschiedene“ (schriftsprachlich). Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 者 /zhӗ/ (Nr.103). Vgl. Nr.68都 /dū/→/dōu/ mit ähnlicher Lautung und Bedeutung und gleichem Phonetikum.

Nr.1022 训 (trad. 訓) /xùn/ „lehren, ermahnen, trainieren“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 川 /chuān/ („Fluss“, Nr.1109).

Nr.1023 私 /sī/ „persönlich, privat, eigennützig“. Ursprünglich nur 厶 /sī/, schon früh mit Signifikum „Getreide“ 禾. Antonym zu Nr.115 公 /gōng/ „öffentlich, allgemein“ mit dem gleichen obskuren Subgraphem 厶, das hier „geteilt“ 八 wird. (Allerdings sehen früheste Formen von 厶 in 私 und 公 unterschiedlich aus.)

Nr.1024 庄 (trad. auch 莊 庒, jap. 荘) /zhuāng/ „Dorf, Bauernhof“. Scheinbar sinnhaft aus „Behausung“ 广 und 土 „Erde“ gebildet. Entstanden ist diese Kurzform aber wohl aus einer Fehlschreibung von „Gras“ 艹 mit Phonetikum 壯 ↓ 壮 /zhuàng/ (mit 士 „ausgebildete Person“, nicht 土 „Erde“).

Nr.1025 祖 /zǔ/ „Vorfahren, Ahnen“. Das Graphem 且 (heute /qiě/, Nr.296) war ursprünglich ein Altar oder ein (phallisches?) Objekt der Ahnenverehrung, dem schon früh das Signifikum „Altar, Ritual“ 示 → 礻 hinzugefügt wurde. Vgl. auch 俎 /zŭ/ „Opferaltar“.

Nr.1026 丝 (trad. 絲, jap. 糸) /sī/ „Seide, Faden“. Darstellung von von oben nach unten laufenden Seidenfäden. Als Signifikum „Seide“ in der vereinfachten Form 糸 ↓ 纟 in vielen Zeichen stellvertretend für Stoffe, Farben und fadenartige bzw. filigrane Bedeutungskonzepte.

Nr.1027 翻 (trad. auch 飜) /fān/ „umdrehen, umblättern, herumstöbern, übersteigen“ und „übersetzen“. Offenbar ursprünglich eine Bezeichnung für den Vogelflug, daher rechts Signifikum „fliegen“ 飛 (/fēi/) bzw. „Vogelflügel“ 羽 (/yǔ/), links Phonetikum 番 /fān//pān/ (Nr.1452).

Nr.1028 暴 /bào/ „jäh, ungestüm, brutal, gewalttätig”. Ursprünglich „in die Sonne legen“ (heute 曝 /pù/): „Sonne“ 日 über zwei Händen 共. Früh mit „Reis“ 米, das schon bald 氺 geschrieben wurde, als sei es eine Variante von „Wasser“ 水.

Nr.1029 森 /sēn/ „Wald”, phonetische Transkription für SEN-, SAN- und SON-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Drei Bäume 木 verbinden sich zum Konzept „Wald“. Vgl. auch Nr.364 林 /lín/ „Wald”.

Nr.1030 塔 /tǎ/ „Turm, Pagode“, phonetische Transkription für TA-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Mit dem Buddhismus aufgekommenes Zeichen für Sanskrit: „Stupa“. Signifikum 土 „Erde“ mit Phonetikum 荅 /dā/ („Bohne“).

Nr.1031 默 (jap. 黙) /mò/ „still, schweigend, innehalten, heimlich“, phonetische Transkription für ME- und MO-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Signifikum ist der „Hund“ 犬 (/quǎn/); das links stehende 黑 /hēi/ („schwarz“, Nr.519) ist angeblich Phonetikum, vgl. das ältere 墨 /mò/ „Tusche“, das auch einen klaren semantischen Bezug zu „schwarz“ hat.

Nr.1032 握 /wò/ „festhalten, erfassen, die Hand geben“. Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts Phonetikum 屋 /wū/ („Gebäude, Raum“, Nr.863).

Nr.1033 戏 (trad. 戲 戱, jap. 戯) /xì/ „spielen, scherzen, Aufführung, Theater(spiel)“. Ursprünglich eine Bezeichnung für begleitende Militärtruppen, daher rechts Signifikum „Hiebaxt“ 戈 (/gē/). Links Phonetikum 䖒 /xī/, ein antikes Tongefäß, heute ersetzt durch den häufigen Kurzzeichen-Platzhalter 又.

Nr.1034 隐 (trad. , jap. 隠) /yǐn/ „verbergen, versteckt, latent“. Signifikum 阜 → 阝„Erdhügel“. Das heute unbekannte komplexe Phonetikum 㥯 /yǐn/ wurde im Kurzzeichen durch das weder semantisch noch phonetisch geeignete, aber graphisch ähnliche 急 /jì/ (Nr.657, „eilig, dringend“) ersetzt.  

Nr.1035 熟 /shú//shóu/ „gekocht, gar“, dann „reif, vertraut, erfahren“. Ursprünglich nur 孰 /shú/ „Festmahl“: links „im Tempel opfern“ (亯 → 享 /xiǎng/, bzw. auch phonetisch: 𦎧 /chún/, mit einer Variante von 羊 „Schaf“, vgl. Nr. 1227 享 /xiǎng/ „genießen“), rechts ausgestreckte Hände 丮 → 丸. Später wurde wegen der zunehmenden Verwendung von 孰 /shú/ als Fragewort das Signifikum „Feuer“ 火 → 灬 hinzugefügt.

Nr.1036 骨 /gǔ/ „Knochen, Skelett, menschlicher Charakter“. Ursprünglich Darstellung eines Knochengerüsts 冎 (heute /guǎ/), ab der Zeit der streitenden Reiche (5.-3. Jh. v.u.Z.) mit Signifikum „Fleisch“ 肉 → 月. Vgl. auch das häufige Phonetikum 咼 ↓ 呙 /guō/ („Schiefmaul“).

Nr.1037 访 (trad. 訪) /fǎng/ „besuchen, befragen, untersuchen“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 方 /fāng/ („Quadrat, Richtung, Seite“).

Nr.1038 弱 /ruò/ „schwach, minderwertig”. Herkunft unklar, zumal das doppelte Graphem einzeln nirgends existiert: Die Abbildung zweier defekter Bögen 弓 scheint am plausibelsten (auch wegen der Antonymie zu Nr.292 強 ↓ 强 /qiáng/ „stark, kräftig“, einst auch 弜!). Spekuliert wird in der Fachliteratur allerdings auch über krumme Äste, kleine Vögel und sogar pissende Männer…

Nr.1039 蒙 /mēng/ „täuschen, blind raten, besinnungslos“ (trad. auch 矇, verwandt mit Nr.865 夢 ↓ 梦 /mèng/ „Traum“); /méng/ „bedecken, empfangen, ungebildet“ (trad. auch 溕 矇, urspr. 冡); vor allem aber /měng/ „mongolisch, Mongolei“. Diverse etymographische Herleitungen denkbar: Signifikum wohl „Gras“ 艹, Phonetikum 冡 /méng/ (aus „bedecken“ 冃 und „Schwein“ 豕). Eventuell Zusammenhang mit 苜 /miè/ „bedeckte Augen“, vgl. auch 瞢 /méng/ „schlecht sehen“.

Nr.1040 歌 /gē/ „Lied, Gesang“, ursprünglich „singen“. Vermutlich ursprünglich nur 哥 /gē/ (mit zwei Mündern 口, Nr.804). Frühe Formen 訶 und 謌 mit Signifikum „sprechen“ 訁; seit 2000 Jahren rechts Signifikum „geöffneter Mund“ 欠 (/qiàn/).

Nr.1041 店 /diàn/ „Laden, Geschäft, Wirtshaus“. Ursprünglich ein Warenlager: Signifikum 广 „Gebäude” mit Phonetikum 占 /zhān/ („das Orakel befragen, weissagen“).

Nr.1042 鬼 /guǐ/ „Dämon, Geist, schlechte Person, verflucht“. Eine Gestalt mit Kopf 田 (ursprünglich 囟 /xìn/) und zwei Beinen 儿. Eine Erklärung für das kleine 厶 lässt sich nicht finden. Vgl. auch Nr.709 異 /yì/ „andersartig, ungewöhnlich“.

Nr.1043 软 (trad. 軟, ursprünglich 輭) /ruǎn/ „weich, flexibel, sanft, schwach, soft(ware!)“. Der vermeintliche „geöffnete Mund“ 欠 (/qiàn/) ist eine frühe Vereinfachung von 耎 /ruǎn/, das bereits die Bedeutung „weich“ besaß. Später wurde „Fahrzeug“ 車 ↓ 车 hinzugefügt; vermutlich bezeichnete diese Kombination 輭 zunächst die Federung von Wagenachsen.

Nr.1044 典 /diǎn/ „Standardwerk, Wörterbuch, Kanon, Zeremonie, verantworten“. Ein aus Bambusstreifen zusammengebundenes Schriftstück 冊 ↓ 册 /cè/, darunter in Orakelknochenzeichen zwei Hände 𠬞 → 廾 (/gǒng/), in Bronzezeichen ein Podest 丌 (/jī/). Kein Bezug zu Nr.1066 曲 /qū/ „gekrümmt, gebogen“.

Nr.1045 欲 /yù/ „begehren, wollen, Lust, Wunsch“. Signifikum „offener Mund“ 欠 (/qiàn/) mit Phonetikum 谷 /gǔ/ /yù/ („Tal“, Nr.1095).

Nr.1046 萨 (trad. 薩) /sà/ phonetische Transkription für Se- und Sa-Laute in fremdsprachigen Eigennamen wie in 菩萨 /púsà/ „Boddhisattwa“, 萨尔茨堡 /Sà’ĕrcíbǎo/ „Salzburg“, 比萨 /bǐsà/ „Pizza“ etc.. Etymographie unklar, offenbar Signifikum „Gras“ 艹 mit dem aus 産 /chǎn/ (Nr.159) abgeleiteten Phonetikum 隡 /sà/.

Nr.1047 伙 (trad. und jap. auch 夥, einst auch 㚌) /huǒ/ „Partner, Gemeinschaft“, auch „Verköstigung“. Links Signifikum „Mensch“ 人 → 亻, rechts Phonetikum 火 /huǒ/ „Feuer“. Im traditionellen Zeichen 夥 Signifikum „viele“ 多 (/duō/, Nr.61) mit Phonetikum 果 /guǒ/ („Frucht“, Nr.165, in „Verköstigung“ evtl. semantisch?).

Nr.1048 遭 /zāo/ „auf etwas stoßen, erleiden, (Negatives) durchmachen“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 曹 /cáo/ („Personen einer Gruppe“, Orts- und Familienname, entstanden aus zwei Bündeln 㯥 /cáo/ und „sprechen“ 曰).

Nr.1049 盘 (trad. 盤) /pán/ „Tablett, Teller, um etwas kreisen, Runde“. Grundzeichen ursprünglich 般 /bān/ (heute „Art und Weise“, Nr.629); das vermeintliche „Boot“ 舟 war ursprünglich 凡 /fán/ „Trage, Tablett“. Schon früh mit Signifikum 皿 „Schale, flaches Gefäß“; je nach Material des Tableaus auch 鎜 (金 Metall) oder 槃 (木 Holz).

Nr.1050 爸 /bà/ „Vater, Papa“. Signifikum „Vater“ 父 (/fù/, Nr.589) mit Phonetikum 巴 /bā/. Erst im Guǎngyǎ 廣雅 des 3. Jahrhunderts verzeichnete Alternative von 父 /fù/.

Nr.1051 扩 (trad. 擴, jap. 拡) kuò „vergrößern, ausdehnen, erweitern“. Gewissermaßen eine Dynamisierung von 廣 ↓ 广 /guǎng/ „weit, breit“ (Nr.468) durch Hinzufügung des Signifikums „Hand“ 手 → 扌.

Nr.1052 盖 (trad. 蓋) /gài/ „bedecken, Deckel, verbergen, besiegeln, erbauen“. Erweiterung von 盇 → 盍 /hé/ „bedecken“ („Deckel“ 𠓛 → 太 → 去 mit „Gefäß“ 皿; vgl. auch Nr.171 合 /hé/ „verbinden, schließen” und 盒 /hé/ „Box“) um Signifikum „Gras“ 艸 → 艹 „mit Gras bedecken“. Im Kurzzeichen oberer Teil entstellt zu einer Variante von 羊 /yáng/ „Schaf“ (vgl. Nr.41 著 ↓ 着).

Nr.1053 弄 /nòng/ „spielen, machen, besorgen, anwenden“, in Südchina auch für /lòng/ „Gasse“. Zwei Hände 𠬞 → 廾 (/gǒng/, evtl. auch phonetisch) spielen mit „Jade“ 玉 → 王. Ähnlich Nr.1072 玩 wán „spielen“.

Nr.1054 雄 /xióng/ „männlich (ursprüngl. von Tieren), maskulin, mächtig“. Einst Bezeichnung für männliche Vögel (vs. 雌 /cí/ „weiblich“): Signifikum 隹 „Vogel“ (/zhuī/) mit Phonetikum 厷 /gōng/ („Oberarm“, heute 肱 /gōng/).

Nr.1055 稳 (trad. 穏, urspr. 穩) /wěn/ „stabil, gesichert“. Ursprünglich „Getreide zusammentragen“, daher Signifikum „Getreide“ 禾 (/hé/). Das heute unbekannte komplexe Phonetikum 㥯 /yǐn/ wurde im Kurzzeichen durch das graphisch ähnliche 急 /jì/ (Nr.657, „eilig, dringend“) ersetzt (vgl. Nr.1034 ↓ 隐 /yǐn/ „verbergen“).

Nr.1056 忘 /wàng/ „vergessen, übersehen“: Aus dem „Herzen“ 心 (/xīn/) „verschwinden“ 亡 (/wáng/, auch phonetisch). Die gleichen zwei Komponenten bilden in anderer Konstellation Nr.827 忙 /máng/ „beschäftigt“.

Nr.1057 亿 (trad. 億) /yì/ „hundert Millionen, 100 000 000“. Ursprünglich „friedlich“ und „100 000“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 𢡃 → 意 (heute /yì/ „Gedanken“, Nr.104), im Kurzzeichen ersetzt durch 乙 /yǐ/ „zweiter (Himmelsstamm)“.

Mit diesem Zeichen erreicht die dieser Aufstellung zugrunde liegende Frequenzuntersuchung von Jun Da die Zahl 90%. Das bedeutet, wenn ich alle etwa 1000 Schriftzeichen bis hierher kenne/erkenne, ist mir immer noch jedes 10. Schriftzeichen eines authentischen heutigen Textes unbekannt.

Nr.1058 刺 /cì/ „Dorn, stechen, ermorden, reizen, provozieren“. Semantisches und phonetisches Grundzeichen 朿 /cì/ „Dorn, Stichwaffe“, ergänzt durch „Messer“ 刀 →刂. Enger Bezug zu Nr.714 策 /cè/ „anspornen, Taktik, Strategie”.

Nr.1059 拥 (trad. 擁, noch früher 𢹬) /yōng/ „umfassen, sich drängeln, unterstützen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌. Kurzzeichen mit Phonetikum 用 /yòng/ („verwenden“, Nr.51); das traditionelle Phonetikum 雍 /yōng/ („harmonisch“) ist bereits eine Kurzform von 雝 (darin Phonetikum 邕 /yōng/; 巛 hier verwandt mit Nr.842 永 /yǒng/ ?).

Nr.1060 徒 /tú/ „zu Fuß, nur, Schüler, Anhänger“. Signifikum ist hier 彳+止 (auch in 從 /cóng/ → 从), eine frühe Variante von 辵 → 辶 „Fortbewegung“. Das vermeintliche 走 /zǒu/ (Nr.207) ist tatsächlich hier eine Amalgamierung aus dem Fuß 止 und dem oben stehenden Phonetikum 土 /tǔ/ („Erde“).

Nr.1061 姆 /mǔ/ „Amme, Kindermädchen, Lehrmeisterin“, vor allem phonetische Transkription für M- und Mu-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 母 /mǔ/ „Mutter“ (Nr.565).

Nr.1062 杨 (trad. 楊) /yáng/ „Pappel“, Familienname Yáng. Signifikum 木 „Holz“ und Phonetikum 昜 /yáng/, eine strahlende Sonne, die in der Kurzzeichenreform zu 𠃓 gekürzt wurde.

Nr.1063 齐 (trad. 齊, Varianten 斉 (jap.), 亝) /qí/ „gleich, ordentlich, gemeinsam“, Regional- und Familienname Qí. Ursprünglich wohl drei „gleichmäßig“ nebeneinander stehende Getreidebündel, eher erkennbar in der seltenen Variante 亝.

Nr.1064 赛 (trad.賽) /sài/ „Wettbewerb, Wettkampf“. Der obere Teil bestand ursprünglich aus vier 工und zwei Händen 𠬞 → 廾 unter einem Dach 宀; als Phonetikum analog zu 塞 /sāi/ „verstopfen“ (Nr.1080) verwendet, statt Signifikum „Erde“ 土hier mit Signifikum 貝 ↓ 贝 „Muschel, Geld“.

Nr.1065 趣 /qù/ „Interesse, Vorliebe, interessant“. Ursprünglich wohl „neugierig hinlaufen“, daher Signifikum „Fortbewegung“ 走 (/zǒu/, eng verwandt mit 辶). Phonetikum 取 /qǔ/ („nehmen, mitnehmen“, Nr.323).

Nr.1066 曲 /qū/ „gekrümmt, gebogen; Unrecht“, davon abgeleitet /qǔ/ „Melodie, Musik“; auch in Konfuzius‘ Heimatstadt 曲阜 Qūfù („Krumme Hügel“). Das Zeichen ähnelte einst dem heutigen 凹 /āo/ „konkav“, auch eine Form 𠤬 ist belegt. Diese „Krümmung“ ist aus dem Zeichen leider schon lange verschwunden.

Nr.1067 刀 /dāo/ „Messer, Klinge“. Abbildung einer Klinge mit Griff, vgl. auch 刃 /rèn/ „Klinge“. Häufiges Signifikum in anderen Schriftzeichen 分 利 制 etc., meist in der rechts stehenden Form 刂; als Phonetikum nur in Nr.22 到 /dào/ „ankommen“.

Nr.1068 床 /chuáng/ „Bett, Lagerstatt“. Signifikum „Holz“ 木 und scheinbar „Gebäude” 广, das tatsächlich hier auf eine Person 亻 zurückgeht. Die ältere Variante 牀 zeigt links ein „Brett“ 爿 /qiáng/, wie es auch im ähnlichen Signifikum „Krankheit“ 疒 (ebenfalls eine Person 亻auf einem Bett 爿 → 丬) zu erkennen ist.

Nr.1069 迎 /yíng/ „entgegenkommen, begrüßen“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 卬 /áng/ („hoch, aufblicken, ersehnen“, entstanden aus den mehrdeutigen Subgraphemen 匕 und卩, die beide Menschen, aber auch verschiedene Geräte darstellen können).

Nr.1070 冰 (jap. 氷) /bīng/ „Eis, gefroren“. Der linke Teil 冫 (ursprünglich 仌 oder 仒 /bīng/ „Eis, Eisstücke“) wurde früh durch das zweite Signifikum 水 „Wasser” (/shuǐ/, Nr.202) ergänzt. (仌 → 冫wird als 两点水 liǎngdiǎnshuǐ „Zwei-Punkte-Wasser“ bezeichnet und auch in anderen Zeichen als Signifikum für „Kälte“ verwendet.)

Nr.1071 虚 (trad. 虛) /xū/ „leer, unbesetzt, virtuell, ängstlich, vergeblich, vorgetäuscht“. Ursprünglich (leere?) „Hügel“ (heute 墟/xū/ mit 土 „Erde“), zusammengesetzt aus dem Signifikum 丘 „Hügel“ (/qiū/), früh verfremdet zu einer 业-ähnlichen Struktur, darüber Phonetikum 虍 /hū/ („Tigerkopf“).

Nr.1072 玩 /wán/ „spielen, sich amüsieren, genießen, Rarität“. Links Signifikum „Jade“ 玉 → 王 (Vgl. Nr.1001 玉 /yù/), rechts Phonetikum 元 /yuán/ („erster, Kopf”, Nr.370).

Nr.1073 析 /xī/ „spalten, trennen, analysieren“. Eines der wenigen zusammengesetzten Zeichen ohne phonetische Komponente: Eine Axt 斤 (/jīn/) spaltet Holz 木 (/mù/). Vgl. auch Nr.1131 折 /zhé/ „zerbrechen → Rabatt“.

Nr.1074 窗 (trad. auch 牕 窻, jap. 窓) /chuāng/ „Fenster“. Späte Ableitung von 囪→ 囱 (heute /cōng/) „Öffnung, Kamin, Fenster“ (auch 𡆧) unter Hinzufügung von Signifikum „Höhle, Öffnung“ 穴 (/xué/).

Nr.1075 醒 /xǐng/ „nüchtern werden, aufwachen, zur Besinnung kommen, wach“. Signifikum „Amphore“ 酉 (/yǒu/, stellvertretend für Alkohol und Gärungsprozesse) mit Phonetikum 星 /xīng/ („Stern“, Nr.537).

Nr.1076 妻 /qī/ „Ehefrau“, ursprünglich auch /qì/ „eine Frau nehmen oder verheiraten“, was sich bis heute in der Graphie ausdrückt: Eine Hand 彐 ergreift eine Frau 女 an den Haaren. (Vgl. Nr.932 婦 → 妇 /fù/ „verheiratete Frau“).

Nr.1077 透 /tòu/ „durchdringen, sichtbar werden, vollständig“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 秀 /xiù/ („schön, exzellent, hervorragend“, Nr. 1136).

Nr.1078 购 (trad. 購) /gòu/ „kaufen, einkaufen“ (schriftsprachlich). Links Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, daneben Phonetikum 冓 /gòu/ (zwei aufeinander zu schwimmende Fische 鱼, vgl. 遘 /gòu/ „sich treffen“) bzw. 勾 /gòu/ („Haken“), vgl. auch Nr.511 構 ↓ 构 /gòu/ „Struktur”.

Nr.1079 替 /tì/ „ersetzen, anstelle von“. Zwei Personen 夫 (/fū/) nebeneinander, darunter ein geöffneter Mund 曰. Frühe Varianten auch mit 竝 (/bìng/) oder 兟 (/shēn/) bzw. 口 oder 白.  

Nr.1080 塞 /sāi/ „verstopfen, hineinstopfen“, phonetisch auch „serbisch“ und andere Sai/Se-Laute, seltener /sài/ „strategischer Ort“ /sè/ „behindern“. Der obere Teil bestand ursprünglich aus vier 工, die von zwei Händen 𠬞 → 廾 unter ein Dach 宀 „gestopft“ werden (vgl. Nr.330 共 /gòng/ „gemeinsam“); später wurde das Signifikum „Erde“ 土 (/tǔ/) ergänzt.

Nr.1081 努 /nǔ/ „sich anstrengen“. Unten Signifikum „Kraft“ 力 (/lì/, Nr.106), darüber Phonetikum 奴 /nú/ („Sklave(n)“, eine Hand 又 ergreift eine Frau 女, Nr.1402). Zu finden vor allem im zweisilbigen (Propaganda-)Verb 努力 /nǔlì/ „sich anstrengen“.

Nr.1082 休 /xiū/ „sich ausruhen, aufhören“. Eines der beliebtesten huìyìzì 会意字, die sich nur aus semantischen Komponenten zusammensetzen: Ein Mensch 人 → 亻 ruht sich im Schatten eines Baumes 木 aus.

Nr.1083 虎 /hǔ/ „Tiger“, der in zahlreichen Redewendungen und Eigennamen vorkommt. Im Graphem nicht mehr als Tiger erkennbar. In Zeichen wie Nr.206 處 ↓ 处 /chǔ/ „Ort“, Nr.901 慮 ↓ 虑 /lǜ/ „sich sorgen“ als „beinloses“ Phonetikum 虍 /hū/ („Tigerkopf“).

Nr.1084 扬 (trad. 揚) /yáng/ „hochheben, aufrichten, verbreiten“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 昜 /yáng/ – eine strahlende 勿 Sonne 旦, die in der Kurzzeichenreform zu 𠃓 gekürzt wurde.

Nr.1085 途 /tú/ „Wegstrecke, Aussicht“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 余 /yú/ („übrig bleiben“, vgl. phonetisch auch Nr.464 除 /chú/ „entfernen, außer”).

Nr.1086 侵 /qīn/ „eindringen, eingreifen“. Bereits der rechte Teil bedeutete „angreifen, plündern“: Ursprünglich eine Hand mit Reisigbündel/Besen 帚 und eine weitere Hand 又, später ergänzt durch Signifikum „Mensch“ 人 → 亻.

Nr.1087 刑 /xíng/ „Strafe, Folter“. Rechts Signifikum „Messer“ 刀 →刂, das links stehende vermeintliche 开 /kāi/ ist eine Variante des Phonetikums 井 /jǐng/ („Brunnen“).

Nr.1088 绿 (trad. 綠) /lǜ/ „grün“, heute auch „ökologisch“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟 (wie Nr.502 紅 ↓ 红 /hóng/ „rot“); rechts Phonetikum 彔 ↓ 录 /lù/ (Nr.919; eine Seilwinde, mit der Wasser 水 → 氺 aus einem Brunnen geschöpft werden konnte).

Nr.1089 兄 /xiōng/ „älterer Bruder“ (auch Anrede). Ein Mensch 人 → 儿 mit großem Mund 口. Der ältere Bruder hatte das Recht, über die Geschwister zu bestimmen.

Nr.1090 迅 /xùn/ „schnell“. Das Phonetikum 卂 /xùn/ bedeutet bereits „schnell fliegen“ (vgl. Nr.347 飛 ↓ 飞 /fēi/ „fliegen“), dem das Signifikum „Fortbewegung“ 辵 → 辶 hinzugefügt wurde.

Nr.1091 套 /tào/ „Hülle, überziehen, Pferdegeschirr, Konvention, zusammengehöriges Set von Dingen (ZEW)“ u.v.a.. Erst relativ spät (vor ca. 1000 Jahren) auftauchendes Zeichen: Zusammengesetzt aus „groß“ 大 (/dà/, Nr.17) und „lang“ 長 (↓ 长 /cháng/, Nr.109) : „bedecken, umhüllen“.

Nr.1092 贸 (trad. 貿) /mào/ „Handel(sbeziehungen)“. Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, darüber Phonetikum 戼 → 卯 /mǎo/, dessen Bedeutung im Dunkeln liegt und das sich schon früh nicht mehr von ehem. 丣 /yǒu/→/liu/ unterschied; vgl. Nr.554 留 /liú/ „bleiben“.

Nr.1093 毕 (trad. 畢) /bì/ „beenden, vollständig“. Ursprünglich war 𠦒 (/bān/) eine Art Getreide- oder Laubschaufel, ergänzt durch Signifikum „Feld“ 田 (/tián/) und früh für heutige Bedeutung als /bì/ entlehnt. Das Kurzzeichen basiert im Wesentlichen auf dem Phonetikum 比 /bǐ/ („vergleichen“, Nr.199), ergänzt um das graphisch an die ursprüngliche Form angelehnte 十.

Nr.1094 唯 /wéi/ „nur, allein, allerdings“: 唯物 /wéiwù/ „materialistisch“ 唯心 /wéixīn/ „idealistisch“. Phonetikum 隹 /zhuī/ („Vogel“), erweitert um Signifikum 口 „Mund“. Im Gebrauch weitgehend identisch mit Nr.1856 惟 /wéi/.

Nr.1095 谷 /gǔ/ (selten /yù/) „Tal, Schlucht“; Darstellung einer Schlucht (aus einer Öffnung fließendes Wasser). Als Kurzzeichen aber auch /gǔ/ „Getreide“ (trad. 穀; links unten 禾 „Getreide“, oben und rechts Phonetikum 𣪊  /gǔ/, vgl. Nr.1123 鼓 /gǔ/ „Trommel“). Wohl kein direkter Bezug zu Nr.442 容 /róng/ „enthalten, tolerieren“.

Nr.1096 轮 (trad. 輪) /lún/ „Rad, rotieren, abwechselnd, Runde“. Links Signifikum 車 ↓ 车 „Fahrzeug“, rechts Phonetikum 侖 ↓ 仑 /lún/ („geordnete Schriftstücke“).

Nr.1097 库 (trad. 庫) /kù/ „Lagerhaus, Speicher“. Eigentlich eine frühe Form der Garage: Ein Streitwagen / Fahrzeug 車 ↓ 车 unter einem 广 „Gebäude“.

Nr.1098 迹 (trad. auch 跡) /jì/ (früher auch /jī/) „Fußspur, Fährte, Rest, Anzeichen“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ bzw. 足 → ⻊ „Fuß” mit Phonetikum 亦 /yì/ („Achseln“ → „auch, ebenso“, Nr.886).

Nr.1099 尤 /yóu/ „auffallend, besonders“. Ursprünglich eine Hand 𠂇 (vgl. Nr.126 又 /yòu/ „Hand“ bzw. Nr.783 右 /yòu/ „rechts“) mit einer „auffallenden“ Warze. Die echte „Warze“ wurde später zur Desambiguierung mit dem Signifikum 肉 → 月 „Fleisch“ 肬, heute meist mit 疒 „Krankheit“ 疣 /yóu/ (Nr.3776) geschrieben.

Nr.1100 竞 (trad. 競) /jìng/ „wetteifern, Wettbewerb“. Zwei im Wettstreit befindliche Gestalten, im Kurzzeichen auf eine reduziert. Mit der gleichen Aussprache /jìng/ existieren auch die Varianten 竸 sowie 誩 („Disput, Redestreit“!). Eng verwandt und leicht verwechselbar mit Nr.706 竟 /jìng/ „vollenden, unerwartet“.

Nr.1101 街 /jiē/ „(große) Straße“. Signifikum 行, die Abbildung einer Wegkreuzung (/xíng//háng/, Nr.45), zwischen den beiden Bestandteilen 彳und 亍 das Phonetikum 圭 /guī/ (ein flaches Zepter aus Jade). Die zurückgenommene 2. Kurzzeichenreform von 1977 wollte für 街 /jiē/ das Kurzzeichen 亍 einführen.

Nr.1102 促 /cù/ „nahe, eilig, dringend, antreiben“. Ursprünglich „sich nähern“, weshalb das Graphem 足 /zú/ „Fuß“ nicht nur phonetisch, sondern auch semantisch interpretiert werden kann. Links Signifikum „Mensch“ 人 → 亻.

Nr.1103 延 /yán/ „verlängern, verschieben“. Das ungewöhnliche 廴 („befestigtes Bauwerk“) ist hier im Grunde eine Fehlschreibung des Signifikums 辵 → 辶 „Fortbewegung“, rechts kein Phonetikum, sondern „Fuß“ 止, hier mit einem zusätzlichen 丿-Strich, evtl. zur Abgrenzung von 㢟 /chǎn/ „langsam gehen“. Vgl. auch 𢓊 ( = 徙 /xǐ/) „einen Weg gehen“.

Nr.1104 震 /zhèn/ „erschüttern, beben“. Ursprünglich „Donner“: Signifikum 雨 „Regen“, darunter Phonetikum 辰 /chén/ („Spitzhacke“). Eng verwandt mit dem aktiven Verb Nr.1140 振 /zhèn/ „schütteln, anregen“.

Nr.1105 弃 (trad. 棄, hist. auch 𨓋) /qì/ „wegwerfen, loslassen, aufgeben“. Tatsächlich zwei Hände 廾, die ein Baby (umgekehrtes 子) loslassen. (Vgl. Nr.609 育 /yù/ „gebären, großziehen“). Im traditionellen Zeichen ist noch der Korb o.ä. (其 oder 𠦒) zu erahnen, in dem sich das Baby befand.

Nr.1106 甲 /jiǎ/ Erster der „Himmelszweige“ 天干 /tiāngān/, daher in Texten dort zu finden, wo in Alphabetkulturen der Buchstabe „A“ verwendet wird (B 乙 /yì/, C 丙 /bǐng/, D 丁 /dīng/ etc.), eigentlich „Rüstung, Panzer, Finger- oder Zehennagel“. Etymographen vermuten die Darstellung einer Rüstung, eines Panzers oder Helms (frühe Formen ähnlich 田).

Nr.1107 伟 (trad. 偉) /wěi/ „groß, großartig“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻mit Phonetikum 韋 /wéi/ (zwei Füße 止, die um etwas 口 herumgehen), im Kurzzeichen gekürzt zu 韦 (vgl. Nr.576 圍 ↓ 围 /wéi/ „umkreisen“).

Nr.1108 麻 (selten 蔴) /má/ „Hanf, Flachs, betäuben, auf die Nerven gehen“. Kein Bezug zu „Holz“ 木, sondern zwei (Flachs-)Fasern an einem Hang (ursprünglich 厂 statt 广), möglicherweise zum Trocknen ausgelegt. Als Phonetikum /mó/ o.ä. in mehreren Zeichen 魔摩磨).

Nr.1109 川 (historisch auch 巛) /chuān/ „Fluss“, vor allem im Kontext der „Vier-Flüsse-Provinz“ 四川 Sìchuān. Darstellung von fließendem Wasser (vgl. auch Nr.202 水 /shuǐ/ „Wasser“). Phonetikum in Nr.938 順 ↓ 顺 /shùn/ „gehorchen, gemäß“ oder Nr.1022 訓 ↓ 训 /xùn/ „ermahnen“.

Nr.1110 申 /shēn/ „erläutern, aussprechen“. Darstellung eines Blitzes (Urform von Nr.230 電 ↓ 电 /diàn/ „Blitz, Elektrizität“, vgl. auch Nr.227 神 /shén/ „Geister“), phonetisch entlehnt. Frühe Varianten: 𦥔 𠵓 𢑚 (nur lesbar mit UniCode Extensions!).

Nr.1111 缓 (trad. 緩) /huǎn/ „locker, langsam, verzögern, sich erholen“. Ursprünglich wohl locker geknüpfte im Gegensatz zu fest gespannten Fäden: Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 爰 /yuán/ („helfen“, nicht zu verwechseln mit Kurzzeichen Nr.394 爱 /ài/ „lieben“!).

Nr.1112 潜 (auch Jap.; trad. 潛) /qián/ „tauchen, verborgen, heimlich“; ursprünglich „unter Wassser“, daher links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 朁 /zǎn/, im Kurzzeichen ersetzt durch 替 (/tì/, Nr.1079).

Nr.1113 闪 (trad. 閃) /shǎn/ „aufblitzen, glitzern, schnell ausweichen, das Gleichgewicht verlieren“. Ursprünglich wohl „durch die Tür lugen“, daher zusammengesetzt aus „Tür“ 門 ↓ 门 und „Mensch“ 人.

Nr.1114 售 /shòu/ „verkaufen“. Signifikum „Mund“ 口 mit einer gekürzten Form des ursprünglichen Phonetikums 雔 /chóu/ „Pärchen“, das zwei Vögel (隹 /zhuī/) darstellt. Eselsbrücke: „Gezwitscher des Verkäufers“.

Nr.1115 灯 (trad. 燈) /dēng/ „Licht, Lampe“. Signifikum „Feuer“ 火 mit Phonetikum 登 /dēng/ („hinaufsteigen“), im Kurzzeichen ersetzt durch 丁 /dīng/ („Nagel“).

Nr.1116 针 (trad. 針, selten 鍼) /zhēn/ „Nadel, Stich, Injektion, genau“. Signifikum „Metall“ 金 ↓ 钅; rechts 十 (heute /shí/ „zehn“, Nr.112) war möglicherweise die Abbildung einer Nadel oder eines spitzen Gegenstandes, wird aber auch als Phonetikum betrachtet.

Nr.1117 哲 /zhé/ „weise, Philosophie“. In der Antike auch 喆, aber meist 悊 mit Signifikum „Herz“ 心. Seit der Vereinheitlichung der Schrift im 3. Jh. v.u.Z. mit Signifikum „Mund“ 口, darüber Phonetikum 折 /zhé/ („brechen“, Nr.1131).

Nr.1118 络 (trad. 絡) /luò/ „Netzwerk, umwickeln, Internet“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts各 /gè/ wird in allen Quellen als Phonetikum bezeichnet, vgl. das Problem bei Nr. 305 路 /lù/. (Alle Zeichen unter https://blogs.fu-berlin.de/andreasguder-hanzi/author/guder/ )

Nr.1119 抵 /dǐ/ „stützen, widerstehen, entschädigen, ausgleichen, mit Hypotheken belasten, ankommen“. Basiszeichen zunächst 氐 /dǐ/ „Boden, Grundlage“ (evtl. markiert durch den Punkt 丶im hier obskuren Zeichen 氏 /shì/), für das Verb („einen Boden bieten“) ergänzt durch die Hand 手 → 扌. Vgl. Nr.543 底 /dǐ/ „Boden“ und Nr.592 低 /dī/ „tief, niedrig“.

Nr.1120 朱 /zhū/ heute vor allem Familienname Zhū, eigentlich ein „Baumstamm“ (heute 株 /zhū/), auch entlehnt für „(zinnober)rot“. Möglicherweise verwandt mit Nr.998 束 /shù/ „Bündel“.

Nr.1121 埃 /āi/ „Staub“; heute vor allem verwendet für Ai-/Ä-/E-Laute in fremdsprachigen Eigennamen wie Ägypten (埃及 /Āijí/), Sowjet (苏维埃 /sūwéi’āi/) sowie für die „staubkorngroße“ Längeneinheit Ångström. Signifikum „Erde“ 土 (/tǔ/) mit Phonetikum 矣 /yǐ/ (Satzpartikel, aus 已 /yǐ/ und 矢).

Nr.1122 抱 /bào/ „umarmen, festhalten, beinhalten“. Verb zu Nr.454 包 /bāo/ „Bündel, Päckchen“ durch Hinzufügung des Signifikums „Hand“ 手 → 扌.

Nr.1123 鼓 /gǔ/ (vereinzelt auch 鼔) „Trommel“, daraus abgeleitet „Geräusch machen, ermuntern“ und „bauchig“. Darstellung einer Trommel 壴 /zhù/ und einer Hand mit Klöppel 支 (anderswo 攴 = 攵). Vgl. auch Nr.668 喜 /xǐ/ „sich freuen“.

Nr.1124 植 (historisch auch 㯰) /zhí/ „Pflanze, pflanzen, etablieren“. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 直 /zhí/ („gerade“, Nr.255) oder, auch semantisch passender, 置 /zhì/, „platzieren, installieren“ (Nr. 677).

Nr.1125 纯 (trad. 純) /chún/ „pur, authentisch, nur“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts 屯 /tún//zhūn/, das wohl eine Pflanze darstellt.

Nr.1126 夏 /xià/ „Sommer“, Familienname und legendäre Dynastie Xià. Ursprünglich eine Gestalt mit erhobenem Kopf unter einer Sonne 日. Die sinngebende Sonne ist allerdings früh verschwunden, zu erkennen ist nur noch der Kopf 頁 (Nr.1128) mit den Beinen 夊.

Nr.1127 忍 /rĕn/ „ertragen, aushalten, tolerieren“. Signifikum „Herz“ 心 mit Phonetikum 刃 /rèn/ „Klinge eines 刀 Messers“, was auch zu semantischen Interpretationen verleitet.

Nr.1128 页 (trad. 頁) /yè/ „(Buch-)Seite“: Eigentlich Darstellung eines Kopfes (/xié/) mit Beinen, eine Variation von Nr.481 首 /shǒu/ „Kopf“ (mit Haaren); als „Kopf“ auch Signifikum in zahlreichen weiteren Zeichen. Später ein frühes Kurzzeichen für „Blätter“ (eigentlich 葉 ↓ 叶 /yè/, Nr.920), daraus die heutige Verwendung als „Buchseite“.

Nr.1129 杰 (trad. 傑) /jié/ „ausgezeichnet, meisterhaft, Held“, auch phonetische Transkription für Je-/Ge-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻mit Phonetikum 桀 /jié/. Das Kurzzeichen 杰 („Holz“ 木 über „Feuer“ 火 → 灬) wurde ursprünglich nur als Personenname verwendet.

Nr.1130 筑 /zhù/ „bauen, errichten, Bauwerk“ (ursprünglich mit „Holz“ 木: 築). Eigentlich ist die Zhú 筑 ein Saiteninstrument aus Bambus 竹 /zhú/ (oben), der hier phonetische und semantische Funktion hat. Darunter 巩 „festhalten“ (/gǒng/; links Phonetikum 工 /gōng/, 凡 rechts war ursprünglich Signifikum 丮 „in beiden Händen halten“).

Nr.1131 折 /zhé/ „(zer)brechen, falten, verlieren, verbiegen, Rabatt“. Eine Hand 手 → 扌 mit einer Axt 斤 (/jīn/). Tatsächlich war hier die vermeintliche Hand 扌 ursprünglich ein Gestrüpp (zweimal 屮屮 übereinander = anderswo 艸 → 艹/cǎo/), das von der Axt zerteilt wurde.

Nr.1132 郑 (trad. 鄭) /zhèng/ historischer Staat und Familienname Zhèng. Signifikum „Region, Stadt“ 邑 →⻏   mit Phonetikum 奠 /diàn/ („ein Totenopfer bringen“, eine Amphore 酋 auf einem Sockel 大), das im Kurzzeichen nach graphischen Gesichtspunkten zu 关 (eigentlich /guān/) vereinfacht wurde.

Nr.1133 贝 (trad. 貝) /bèi/ „(Kauri-)Muschel“, phonetische Transkription für Be-/Ber-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Da Kaurimuscheln ein frühes Zahlungsmittel darstellten, ist 貝 ↓ 贝 bis heute Signifikum in vielen Schriftzeichen, die mit Geld und Handel zu tun haben, wie Nr.257 資 ↓ 资 /zī/ „Kapital“, Nr.486 費 ↓ 费 /fèi/ „Gebühren“ etc.

Nr.1134 尊 /zūn/ „ehren“, Honorifikum in Anreden. Eine zeremonielle Amphore 酉 (heute 酋 /qiú/), darunter eine Hand 寸 /cùn/ (ursprünglich zwei Hände 廾 /gǒng/), die nun semantisch und phonetisch interpretiert werden kann.

Nr.1135 吴 (trad. 吳, jap. 呉) /wú/ Familienname Wú, Kurzwort für die Region Jiangsu. Ursprünglich „laut sprechen“, Signifikum „Mund“ 口. Das heutige Graphem 天 bzw. 夨 /fú/ ist vermutlich eine Variante von Nr.377 夫 /fū/ „erwachsener Mann“ und besitzt damit auch phonetische Funktion.

Nr.1136 秀 /xiù/ „schön, exzellent, hervorragend“. Oben „Getreide“ 禾, der untere Teil geht wohl nicht auf 乃 /nǎi/ zurück, sondern auf 弓 /gōng/ „Bogen“ als Kurzform von Nr.479 引 /yǐn/ „den Bogen spannen“ (→ „kräftiges Getreide“ → „hervorragen“?). Andere vermuten eine Variante des Phonetikums 九 /jiǔ/.

Nr.1137 混 /hùn/ „vermischen, durcheinander, unbesonnen, sein Leben verbringen“ /hún/ „schlammig“. Ursprünglich wohl „Flutwelle“: Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 昆 /kūn/ (Urbedeutung unklar, wohl kein Zusammenhang zu 日 oder 比).

Nr.1138 臣 /chén/ „Diener, Beamter, Würdenträger“. Darstellung eines unterwürfig zu Boden blickenden Auges, im Gegensatz zum (ursprünglich) horizontalen Auge 罒 → 目.
In vielen Kurzzeichen wird 臣 als Subgraphem zu zwei senkrechten Strichen gekürzt (z.B. Nr.560 緊 ↓ 紧 /jǐn/ „straff“, Nr.839 臨 ↓ 临 /lín/ „nahe sein“ u.a.).

Nr.1139 雅 /yǎ/ „vornehm, elegant, korrekt“. Ursprünglich „Krähe“ (heute /yā/ 鴉 ↓ 鸦 mit „Vogel“ 鸟), hier rechts das andere Signifikum für „Vogel“ 隹 (/zhuī/), links Phonetikum 牙 /yá/ (Nr.997 „Zahn“).

Nr.1140 振 /zhèn/ „schütteln, anregen“. Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts Phonetikum 辰 /chén/ („Spitzhacke“). Eng verwandt mit Nr.1104 震 /zhèn/ „erschüttern, beben“.

Nr.1141 染 /rǎn/ „färben, verschmutzen, infizieren“. „Wasser“ 水 → 氵als Signifikum, mit der zweiten Komponente 杂, in der statt der früh auftauchenden „neun“ 九 einst ein „Kleidungsstück“ 衣 / 衤 enthalten war (vgl. Nr.853 雜 襍 ↓ 杂 /zá/ „verschieden, gemischt“). Insofern lässt sich 杂 als „Textilien“ und somit ebenfalls bedeutungstragend interpretieren.

Nr.1142 盛 /chéng/ „füllen, fassen“ /shèng/ „gedeihen, kraftvoll, großartig, sehr“, außerdem phonetische Silbe u.a. in Wa-SHING-ton. Signifikum „Schale, Gefäß“ 皿 (/mǐn/), darüber Phonetikum 成 /chéng/ (Nr.59, „vollenden, zu etwas werden“, historisch eine Streitaxt 戌).

Nr.1143 怒 /nù/ „Zorn, wütend“. Signifikum „Herz“ (Emotion) 心, darüber Phonetikum 奴 /nú/ („Sklave(n)“, eine Hand 又 ergreift eine Frau 女, Nr.1402).

Nr.1144 舞 /wǔ/ „Tanz, springen, schwenken“. Schon 無 /wú/ stellte einen tanzenden Menschen dar, mit Schmuck an den Armen, darunter zwei Hölzer 𣞤. Zur Abgrenzung vom phonetisch entlehnten Negationswort 無 ↓ 无 /wú/ (Nr.105) wurden früh „verdrehte/ tanzende Füße“ 舛 (/chuǎn/) hinzugefügt.

Nr.1145 圆 (trad. 圓, selten 圜, jap. Währung Yen 円) /yuán/ „rund, kugelförmig, Kreis“. Erweiterung von Nr.200 員 ↓ 员 /yuán/ (heute „Person“) durch eine Umrahmung 囗. Das innere 口 zeigt die runde Öffnung eines großen Bronzekessels 鼎 /dǐng/, der zu 貝 gekürzt wurde. Enge Beziehung und fälschungssichere Schreibung des Währungszeichens Nr.370 元 /yuán/ „Yuan“.

Nr.1146 搞 /gǎo/ „sich beschäftigen, erzeugen, herbeiführen“ (primär umgangssprachlich). Erst in jüngerer Zeit aufkommendes Zeichen aus Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 高 /gāo/ („hoch, groß“, Nr.134).

Nr.1147 狂 /kuáng/ „wild, heftig, wahnsinnig, hemmungslos“. Signifikum „Hund, wildes Tier“ 犬 in der Form 犭, mit Phonetikum 王 /wáng/ (einst eine Rundaxt, heute „König“, Nr.299).

Nr.1148 措 /cuò/ „arrangieren, einrichten, planen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 昔 /cuò/ (wohl verwandt mit 災 und 甾 /zāi/; heute /xī/: „frühere Zeiten“). Vgl. auch Nr.638 錯 ↓ 错 /cuò/ „Fehler“.

Nr.1149 姓 /xìng/ „Familienname, heißen“. Zusammengesetzt aus „gebären“ 生 (/shēng/, Nr.34, auch Phonetikum) und „Frau“ 女 (in Bronzezeichen auch „Mensch“ 亻). In diesem Zeichen manifestiert sich eine über Mütter definierte Clanstruktur; auch mehrere alte chinesische Familiennamen beinhalten das Signifikum „Frau“: 姬 Jī, 姜 Jiāng, 姚 Yáo.

Nr.1150 残 (auch Jap.; trad. 殘) /cán/ „beschädigen, verletzen, grausam, defekt, behindert, Überbleibsel“. Das vermeintliche Phonetikum 戔 /jiān/, zwei 戈 Hiebäxte (in Kurzzeichen gekürzt zu 戋), stellen hier das Grundzeichen dar, das früh durch das Signifikum 歺 → 歹 /dǎi//è/ „Knochen, Gerippe“ (heute „schlecht, böse“) ergänzt wurde.

Nr.1151 秋 (hist. auch 秌) /qiū/ „Herbst, Erntezeit“, symbolisiert durch „Getreide“ 禾 (/hé/) und „Feuer“ 火 (/huǒ/), die die Ernte und das Abbrennen der Felder zum Ausdruck bringen. Mehrere Quellen stellen eine Verbindung zum herbstlichen Zirpen /qiū/ von Grillen 龜 (hier nicht „Schildkröten“) her, was durch die Existenz von 𪛁 und 𥤚 unterstützt wird.

Nr.1152 培 /péi/ „Erde anhäufen, verstärken“ → „kultivieren, ausbilden“. Signifikum „Erde“ 土 mit Phonetikum 咅 /pǒu/ (Variante von 否 /fǒu/ „nicht“; vgl. Nr.84 部 /bù/ „Teil“).

Nr.1153 迷 /mí/ „herumirren, bezaubern, begierig sein auf, Fan“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 米 /mǐ/ „Reis“ (Nr. 575).

Nr.1154 诚 (trad. 誠) /chéng/ „aufrichtig, ehrlich, tatsächlich“. Links Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 成 /chéng/ (eine Streitaxt, heute „verändern“. Nr.59).

Nr.1155 宽 (trad. 寬) /kuān/ „geräumig, breit, beruhigen, verlängern, nachsichtig“. Signifikum „Dach“ 宀 mit Phonetikum 萈 /huán/ („Ziege“ mit Hörnern); man beachte den Punkt unten rechts im traditionellen Zeichen: Kein etymographischer Zusammenhang zur Pflanze „Amaranth“ 莧 ↓ 苋 /xiàn/.

Nr.1156 宇 /yǔ/ Ursprünglich „Dachtraufe“ → „Gebäude, Haus“, heute vor allem in 宇宙 /yǔzhòu/ „Kosmos, Universum“ und in Personennamen. Signifikum „Dach“ 宀, darunter Phonetikum 于 /yú/ (Nr.40).

Nr.1157 猛 /měng/ „wild, heftig, plötzlich, abrupt“. Signifikum „Hund, wildes Tier“ 犬 in der Form 犭, mit Phonetikum 孟 /mèng/ („ältester Bruder“: Signifikum „Kind“ 子 über Phonetikum 皿 /mǐn/ „Gefäß“).

Nr.1158 摆 (trad. 擺) /bǎi/ „platzieren, aufstellen, ausstellen, schwenken, Pendel“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 罷 ↓ 罢 /bà/ (ein Bär 能 unter einem Netz 网 → 罓); das 去 /qù/ in der Kurzzeichenform ist wohl aus den zwei übereinander stehenden 匕匕 → 长 → 去 entstanden. 

Nr.1159 梅 (Varianten auch 楳 槑) /méi/ „Pflaumenbaum, Essigpflaume, Aprikose“, auch Familienname Méi, phonetische Transkription für Me-/May-Laute. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 每 /měi/ („jede/r/s“; Nr.359). Ursprüngliche Form 某 (heute /mǒu/, Nr.517).

Nr.1160 毁 (trad. 毀) /huǐ/ „zerstören, ruinieren“, „abbrennen“ (hist. auch 燬), „verleumden“ (hist. auch 譭). Rechts eine Hand mit einer Waffe 殳 als Signifikum. Der obskurere linke Teil setzt sich augenscheinlich aus 臼 „Mörser“ (/jiù/, nach anderen 兒 „Kind“) und 土 „Erde“ (hist. auch 壬, im Kurzzeichen heute 工) zusammen.

Nr.1161 伸 /shēn/ „(aus)strecken, (aus)dehnen“. Links Signifikum „Mensch“ 人 → 亻, rechts Phonetikum 申 /shēn/ („erläutern, aussprechen“; ursprünglich ein Blitz, Nr.1110).

Nr.1162 摩 /mó/ „reiben, massieren, ergründen“, phonetische Transkription für Mo-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (auch „Mo-tor“). Unten Signifikum „Hand“ 手, darüber Phonetikum 麻 /má/ („Hanf, Flachs“, Nr.1108).

Nr.1163 盟 /méng/ „sich verbünden, Schwur, Bündnis, Union“. 皿 /mǐn/, das Gefäß, lässt sich hier phonetisch und semantisch interpretieren (semantischer Bezug zu Nr.658 血 /xuè//xiě/ „Blut“). Das offensichtliche Phonetikum 明 /míng/ anstelle des ursprünglichen 囧 o.ä. taucht erst in der Qin-Zeit auf.

Nr.1164 末 /mò/ „Spitze, Ende, Krümel“. Abbildung eines Baumes 木 mit einem zusätzlichen langen Querstrich am oberen Ende.  Vgl. auch Nr.92 本 /běn/ „Wurzel, Basis“ und das leicht mit 末 /mò/ verwechselbare Nr.385 未 /wèi/ „nicht mehr“ – ursprünglich ein Baum in voller Blüte.

Nr.1165 乃 /nǎi/ schriftsprachlich: „deshalb, sein (Verb); erst dann“ (hist. auch 廼 迺); früh phonetisch entlehnt für diese grammatischen Funktionen. Etymographie unklar: evtl. ein Seil (vgl. 扔 /rēng/ „werfen“), nicht belegt ist die Darstellung einer weiblichen Brust (trotz Nr.1278 奶 /nǎi/ „Brüste, Milch“ und 孕 /yùn/ „schwanger“).

Nr.1166 悲 /bēi/ „Trauer, Kummer, Mitleid, tragisch“. Emotionaler Schmerz: Unten das „Herz“ 心 als Kennzeichen von Emotionen, oben als Phonetikum 非 /fēi/ (Nr.283).

Nr.1167 拍 /pāi/ „klatschen, mit der Hand auf etwas schlagen, fotografieren, filmen“. Links Signifikum „Hand“ 手 in der gekürzten Form 扌, rechts 白 /bái/ („weiß“, Nr.286) als Phonetikum. (In der kleinen Siegelschrift der Qin-Zeit auch mit 百, heute /bǎi/ „hundert“, Nr.407.)

Nr.1168 丁 /dīng/ Vierter „Himmelszweig“ (天干 /tiāngān/), daher in Texten dort verwendet, wo in Alphabetkulturen bei Aufzählungen die Zahl 4 oder der Buchstabe „D“ verwendet wird; außerdem „Mann“, „(Fleisch-)Würfelchen“ und Familienname Dīng. Ursprünglich ein „Nagel“ (heute 钉 /dīng/), der in archaischen Zeichen als Dreieck oder (von oben gesehen) auch als Kreis oder Viereck (daher „Würfelchen“) dargestellt wurde.

Nr.1169 赵 (trad. 趙) /zhào/ häufiger Familienname Zhào (international auch Chao), auch der Name eines alten Reichs bzw. einer Region in 河北 Héběi. Ursprünglich wohl „schnell laufen“, daher Signifikum 走 „laufen” (/zǒu/, Nr.207, eng verwandt mit Signifikum 辶) und Phonetikum肖 /xiāo/ (der kleiner 小 werdende Mond 月), im Kurzzeichen nur noch ein abstraktes X.

Nr.1170 硬 /yìng/ „hart, steif, fest, energisch“, Antonym zu Nr.1043 軟 ↓ 软 /ruǎn/ „weich“. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 更 /gèng/ („verändern, mehr“, Nr.221).

Nr.1171 麦 (auch Jap.; trad. 麥) /mài/ „Getreide, Weizen“, Familienname Mài, Mai/Mae-Laut auch in fremdsprachigen Kontexten (麦当劳 Màidāngláo „McDonald’s“). Abbildung von Getreide 來, wegen Vermischung mit Nr.15 來 ↓ 来 /lái/ „kommen“ darunter ein „Fuß“ 夊. 麥 ist auch Signifikum in trad. 麵 „Mehl“ → „Nudeln“ (↓ vgl. Nr.74 面 /miàn/).

Nr.1172 蒋 (trad. 蔣) /jiǎng/ Familienname Jiǎng. Ursprünglich eine Wildreispflanze („Wasserbambus“): Signifikum 艸 → 艹 „Gras, Pflanze“ mit Phonetikum 將 ↓ 将 /jiāng/ („ergreifen“, Nr.132: Eine Hand 寸 ergreift ein Stück Fleisch 肉 → 月; das „Holzscheit“ 爿 ↓ 丬/qiáng/ ist Phonetikum).

Nr.1173 操 /cāo/ „sich mit etwas befassen, behandeln, üben, Verhalten“. Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts 喿 /zào/ („Vogelgezwitscher“) als Phonetikum. (操 wird auch gelegentlich als unauffälligere Schreibweise für das tabuisiertere 肏 /cào/ „ficken“ verwendet.)

Nr.1174 耶 /yé//ye/ Ausrufe- und Satzendpartikel (historisch auch 邪), vor allem aber als /yē/ phonetisches Zeichen für fremdsprachige Je-/Ye-Laute wie in Jesus, Yale etc.. Wohl einst ein Ortsname (Signifikum 邑 →⻏ „Region, Stadt“), das „Ohr“ 耳 /ěr/ ist hier wohl eine graphische Veränderung des Phonetikums 牙 /yá/ („Zahn“); die ältere Form 邪 /xié/ bedeutet heute vor allem „bösartig, abnormal“.

Nr.1175 阻 /zǔ/ „behindern, blockieren“. Links Signifikum 阜 → 阝 „Erdhügel, Hügelkette“, rechts Phonetikum 且 /zǔ/ /jū/ (vgl. Nr.296 且 /qiě/).

Nr.1176 订 (trad. 訂) /dìng/ „vereinbaren, buchen, bestellen, zusammenheften“. Ursprünglich „beurteilen“: Links Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, rechts Phonetikum 丁 /dīng/ (Nr.1168). Semantisch und phonetisch eng verwandt mit Nr.77 定 /dìng/ „festlegen, bestimmt“.

Nr.1177 彩 /cǎi/ „Farben, bunt, Vielfalt, Gewinn“. Rechts Signifikum 彡 „Streifen, Dekoration“, links Phonetikum 采 /cǎi/ („einsammeln, pflücken, Gemüse“, Nr.585).

Nr.1178 抽 /chōu/ „(heraus-)ziehen, sprießen, pumpen, ansaugen“; Morphem in 抽屉 /chōuti/ „Schublade“, 抽烟 /chōuyān/ „rauchen“, 抽象 /chōuxiàng/ „abstrakt“. Links Signifikum „Hand“ 手 → 扌, rechts Phonetikum 由 /yóu/ („Grund, Ursache“, Nr.136).

Nr.1179 赞 /zàn/ „helfen, beistehen“ (trad. 贊, jap. 賛), „loben, preisen“ (trad. auch mit 訁 „sprechen“ 讚). Ursprünglich „finanziell aushelfen“, daher „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝 mit ursprünglich zwei Personen 夫 (/fū/, Nr.377) darüber (賛 bzw. 讃). Diese wurden – vermutlich aus phonetischen Gründen – früh durch 兟 /shēn/ ersetzt.

Nr.1180 魔 /mó/ „Dämon, Teufel, Magie“ (aus dem Sanskrit: Dämon Mara). Unten Signifikum 鬼 „Dämon, Geist“ (/guǐ/, Nr.1042), darüber Phonetikum 麻 /má/ („Hanf, Flachs“, Nr.1108).

Nr.1181 纷 (trad. 紛) /fēn/ „unordentlich, durcheinander, zahlreich“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 分 /fēn/ („teilen, trennen“, Nr.79).

Nr.1182 沿 /yán/ „entlang, entlanglaufen, Ufer“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 㕣 /yǎn/ („Sumpfland“; auch in Nr.614 船 /chuán/ „Schiff“, 铅 /qiān/ „Blei“).

Nr.1183 喊 /hǎn/ „rufen, schreien“. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 咸 /xián/ (heute „salzig“, früher „töten“; Phonetikum auch in Nr.243 感 /gǎn/ „empfinden“, Nr.857 減 ↓ 减 /jiǎn/ „reduzieren“).

Nr.1184 违 (trad. 違) /wéi/ „zuwiderlaufen, missachten, verstoßen gegen etwas, getrennt sein“. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit Phonetikum 韋 /wéi/ (zwei Füße 止, die um etwas 口 herumgehen), im Kurzzeichen gekürzt zu 韦 (vgl. Nr.576 圍 ↓ 围 /wéi/ „umkreisen“).

Nr.1185 妹 /mèi/ „jüngere Schwester, Kusine“. Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 未 /wèi/ („nicht, nicht mehr”, Nr.385, ein in voller Blüte stehender Baum 木).

Nr.1186 浪 /làng/ „Welle, ungezügelt, romantisch“. Links Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, rechts Phonetikum 良 /liáng/ („gut“, Nr.835).

Nr.1187 汇 /huì/ Zwei Bedeutungsfelder: „klassifizieren, sammeln, Kollektion“ (trad. 彙, urspr. „Igel, wildes Tier“, aus 㣇 „wildes Tier“ mit Phonetikum 胃 /wèi/) und „zusammenfließen, (Geld) überweisen“ (trad. 匯, selten 滙, mit Phonetikum 淮 /huái/ oder 隹 /zhuī/). Vereinigt in einem Kurzzeichen, das nun nur aus „Wasser“ 水 → 氵 und einer abstrakten „Kiste“ 匚 besteht.

Nr.1188 币 (trad. 幣) /bì/ „Geld, Währung“ (人民币 Rénmínbì). Ursprünglich ein wertvoller Stoff, daher unten Signifikum „Stoff“ 巾 (/jīn/), darüber Phonetikum 敝 /bì/ („abgenutzt, lumpig“), das im Kurzzeichen zu einem (rechts beginnenden!) Piĕ-Strich gekürzt wurde.

Nr.1189 丰 (trad. auch 豐) /fēng/ „reich, üppig, im Überfluss“. Hier entspricht das Kurzzeichen der ältesten Version: Eine üppig blühende Pflanze (vgl. Nr.34 生 /shēng/ „aus der Erde sprießende Pflanze“). Phonetikum in Nr.871 封 /fēng/ „versiegeln“ (eine Hand 寸, die Setzlinge 丰 in die Erde 土 pflanzt). Das trad. Zeichen 豐 bedeutete einst „Trommelklang“ und enthält eine Trommel 壴 (/zhù/) und zwei 丰丰 als Phonetika.

Nr.1190 蓝 (trad. 藍) /lán/ „blau“. Ursprünglich der Name der zur Blaufärbung verwendeten Indigopflanze, daher Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹, darunter Phonetikum 監 ↓ 监 /jiān/ („überwachen“, Nr.838).

Nr.1191 殊 /shū/ „verschieden, speziell, einzigartig“, vor allem im Adjektiv 特殊 /tèshū/ „besonder(-e/s)“. Ursprünglich wohl „zum Tode verurteilen“, daher Signifikum 歹 (einst 歺) „Knochen, Gerippe“, rechts Phonetikum 朱 /zhū/ (Nr.1120).

Nr.1192 献 (auch Jap.; trad. 獻) /xiàn/ „darbieten, überreichen, widmen, zeigen“. Beide Komponenten sind semantisch und phonetisch interpretierbar: Ein Hund/wildes Tier 犬 /quǎn/ und ein Opfergefäß 鬳 /juàn/ (aus 虍 bzw. 虎 „Tiger“ (/hǔ/, Nr.1083) und einem Gefäß 鬲 /lì/, in Frühformen auch 鼎 /dǐng/). Im Kurzzeichen wird 鬳 /juàn/ zum phonetisch wenig überzeugenden, aber graphisch ähnlichen 南 /nán/ („Süden“, Nr.307) gekürzt.

Nr.1193 桌 /zhuō/ „Tisch“. Unten Signifikum „Holz“ 木, amalgamiert mit dem Phonetikum 卓 /zhuó/ („herausragend, hoch“, evtl. ein Mast, oder ein Mensch auf einem turmartigen Gebilde).

Nr.1194 啦 /lā/ lautmalendes Morphem des Jubelns oder Schepperns; /la/ umgangssprachliche Kontraktion von 了 /le/ (Nr.5) und 啊 /a/ (Nr.753) zu einer Ausrufepartikel. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 拉 /lā/ („ziehen“, Nr.324).

Nr.1195 瓦 /wǎ/ „Dachziegel, tönern; (Einheit) Watt“ /wà/ „mit Ziegeln decken“. Abbildung ineinander greifender Lehmziegel. 瓦 ist in wenigen Zeichen Signifikum für (ursprünglich) keramische Gegenstände, v.a. in 瓶 /píng/ „Flasche“ und 瓷 /cí/ „Porzellan“.

Nr.1196 莱 (trad. 萊) /lái/ ursprünglich Name einer Graspflanze, heute fast ausschließlich phonetische Transkription für diverse Lai-/Le-/Rei-Laute in sehr diversen fremdsprachigen Eigennamen wie HolLYwood, RHEIn, BartLEtt, BREcht u.v.a..  Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹, darunter die ursprüngliche Pflanze 來 ↓ 来 /lái/ (heute „kommen“, Nr.15).

Nr.1197 援 /yuán/ „sich hochziehen, helfen, unterstützen, zitieren“. Basiszeichen 爰 /yuán/ „an etwas ziehen, helfen“ ein Stab oder eine Stange 干 zwischen den Hand-Signifika 爫 und 又, nochmals ergänzt durch Signifikum „Hand“ 手 → 扌. Ganz ähnlich Nr.968 授 /shòu/ „überreichen, vermitteln“.

Nr.1198 译 (trad. 譯) /yì/ „übersetzen, dolmetschen, interpretieren“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 睪 /yì/ („einen Verbrecher 幸 beobachten 目“, anderswo auch /zé/), im Kurzzeichen regelhaft auf 5 Striche reduziert.

Nr.1199 夺 (trad. 奪) /duó/ „ergreifen, rauben, wetteifern, entziehen“. Unten Signifikum „Hand“ 寸; der obere Teil 大 /dà/ ist eine früh an die Lautung angeglichene Amalgamierung aus „Kleidungsstück“ 衣 und „kleiner Vogel, Spatz“ 雀 (/què/, später 隹): ein in einem Gewand versteckter Vogel.

Nr.1200 汽 /qì/ „Dampf, Abgase“. Erweiterung des Basiszeichens Nr.217 气 (trad. 氣) /qì/ „Luft, Dampf”, Lebensenergie Qi/Ch’i, der Abbildung von Schleierwolken am Himmel, ergänzt durch Signifikum „Wasser“ 水 → 氵.

Nr.1201 烧 (trad. 燒, jap. 焼) /shāo/ „brennen, kochen, schmoren, Fieber“. Signifikum „Feuer“ 火 mit Phonetikum 堯 ↓ 尧 /yáo/ (3x „Erde“ 土 angehäuft 垚 auf einem Podest: „hoch, groß“, vgl. 圥 /lù/, Variante 𠒶, wohl „Gipfel“, später „Pilz“; 坴 /lù/ „Erdhaufen“).

Nr.1202 距 /jù/ „Entfernung, Abstand“, auch „Sporn am Fuß eines Hahns/Huhns“. Signifikum „Fuß” 足 → ⻊ mit Phonetikum 巨 /jù/ („groß, riesig“, Nr.913, ursprünglich ein Winkelmaß 矩 /jǔ/).

Nr.1203 裁 /cái/ „(Kleidung) zuschneiden, kürzen, (Personal) entlassen, urteilen, beherrschen“. Unten links Signifikum „Kleidung“ 衣 (/yī/, Nr.725), der Rest 𢦏 /zái/ „schneiden, verletzen“ kann als phonetisches und semantisches Grundzeichen verstanden werden (entstanden aus der „Hiebaxt“ 戈 /gē/ und dem Phonetikum 才 /cái/!).

Nr.1204 偏 /piān/ „geneigt, schräg, einseitig, parteiisch, tendenziös, ausgerechnet“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 扁 /biǎn/ (einst „waagerechtes Türschild“, heute „flach“).

Nr.1205 符 /fú/ „Symbol, übereinstimmen“, Familienname Fu. Einst Teil eines zweiteiligen, zusammenpassendes Bambus-, Holz- oder Metallstücks zur Legitimierung. Signifikum 竹 „Bambus“ mit Phonetikum 付 /fù/ („übergeben“, das hier durchaus auch semantisch interpretierbar ist; Nr.820).

Nr.1206 勇 /yǒng/ „mutig, tapfer“. Unten Signifikum „Kraft“ 力 (/lì/). Die historischen Varianten 𢦨  und sowie kalligraphische Formen zeigen, dass kein historischer Bezug zu 男 /nán/ („männlich“, Nr.602) besteht, sondern zum Phonetikum 甬 /yǒng/ bzw. 用 /yòng/, das heute oft zu 田 „Feld“ wird. 

Nr.1207 触 (auch Jap.; trad. 觸) /chù/ „berühren, treffen“. Signifikum „Horn, Gehörn“ (/jiǎo/, Nr.736) mit Phonetikum 蜀 /shǔ/ („Seidenraupe“), im Kurzzeichen unter Verlust der Phonetizität gekürzt zu 虫 /chóng/ („Kleintier, Insekt“, Nr.1287, vgl. auch Nr.627 獨 ↓ 独 /dú/ „alleine“).

Nr.1208 课 (trad. 課) /kè/ „Unterricht, (Unterrichts-)Fach, Lektion“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 果 /guǒ/ („Frucht, Ergebnis“, Nr.165) – auch als Eselsbrücke lernbar: „sprechen mit (fruchtbarem) Ergebnis“.

Nr.1209 敬 /jìng/ „verehren, respektvoll, anbieten“. Ursprünglich wohl nur 茍 /jì/ (nicht 苟 /gǒu/!) „respektvoll“, ergänzt um die „schlagende Hand“ 攴 → 攵. Phonetikum in mehreren Zeichen wie Nr.659 驚 ↓ 惊 /jīng/ „erschrecken“ und Nr.687 警 /jǐng/ „warnen, Polizei”.

Nr.1210 哭 /kū/ „weinen, heulen“. Zwei „Münder“ 口口 über einem (jaulenden) „Hund“ 犬 (/quǎn/). Vgl. 吠 /fèi/ „bellen, kläffen“.

Nr.1211 懂 /dǒng/ „verstehen, begreifen“. In antiken Texten nicht belegtes Zeichen aus Signifikum „Herz, Emotion“ 心 → 忄 und Phonetikum 董 /dǒng/ („beaufsichtigen“, Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 und Phonetikum 重 /zhòng/ „schwer“).

Nr.1212 墙 (trad. 牆墻) /qiáng/ „Wand, Mauer“. Bereits die rechte Komponente 嗇 ↓ 啬 /sè/ symbolisiert einen Getreidespeicher (aus Nr.15 來 ↓ 来 /lái/ „kommen“, das ursprünglich Getreide darstellte, und doppelten Wänden 回). Hinzugefügt wurde das Signifikum „Erde“ 土  oder auch das Phonetikum 爿 /qiàng/.

Nr.1213 袭 (trad. 襲) /xí/ „übernehmen, nachahmen, überfallen“. Beide Komponenten 龍 ↓ 龙 /lóng/ „Drache“ und 衣 /yī/ „Kleidung“ sind phonetisch wie semantisch obskur. Quellen sprechen mal von „zwei Schichten Kleidung“, mal von einem „Überraschungsangriff“ oder von einem als Phonetikum ebenso obskuren „doppelten Drachen“ 龖 /dá/.

Nr.1214 召 /zhào/ „einberufen, zusammenrufen“, als Familienname /Shào/. Signifikum „Mund“ 口 unter Phonetikum 刀 /dāo/ („Messer“, Nr.1067). Phonetikum in anderen Zeichen wie Nr.443 照 /zhào/ „beleuchten“, Nr.754 超 /chāo/ „überschreiten“ oder Nr.941 招 /zhāo/ „winken“.

Nr.1215 罚 (trad. 罰) /fá/ „bestrafen“. Aus drei Signifika zusammengesetzt: „sprechen“ 訁 ↓ 讠 und zwei Strafmittel: „Netz“ 罔 → 网 → 罓 und „Messer“ 刀 → 刂. Als Ursprungszeichen käme das semantisch ähnliche 詈 /lì/ „beschimpfen, verfluchen“ infrage.

Nr.1216 侠 (trad. 俠) /xiá/ „(ritterlicher) Held, heldenhaft“. Vor allem bekannt aus der populären phantastischen 武侠 Wǔxiá-Literatur, den fantasievollen Legenden um wandernde Kämpfer für Gerechtigkeit. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 夾 ↓ 夹 /jiā/ („einklemmen“).

Nr.1217 厅 (trad. 廳, seltene Varianten: 廰 厛 庍, jap. 庁) /tīng/ „Halle, Saal, Behörde“. Einst 耳 „Ohr“ und 口 „Mund“ – die Urform von 聽 ↓ 听 /tīng/ „hören” (vgl. Nr.285) – unter einem Dach 广 厂: ein Raum, wo man angehört wurde. Im Kurzzeichen 厅 mit Phonetikum 丁 /dīng/ (Nr.1168), in 听 /tīng/ „hören” jedoch (irrtümlich?) mit 斤 /jīn/.

Nr.1218 拜 /bài/ „anbeten, ehren, beglückwünschen, höflich besuchen“. Ich dachte auch immer, es würde sich um zwei gefaltete Hände 手 handeln. Das rechte Graphem mit vier Querstrichen stellt jedoch eine abstrahierte lange Pflanze dar (einst 𠦪 /hū/, aus Blüten 卉 und Wurzel 本).

Nr.1219 巧 /qiǎo/ „geschickt, raffiniert, zufällig“. Links als Signifikum das Arbeitsgerät 工 (/gōng/ „Arbeit”, Nr.115), rechts als Phonetikum 丂 /kǎo//qiǎo/ („ausatmen“, auch in Nr.487 号 /hào/ „Parole, Nummer“ und Nr.495 考 /kǎo/ „prüfen“).

Nr.1220 侧 (trad. 側) /cè/ „seitlich, geneigt“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 則 ↓ 则/zé/ („Regeln, Prinzipien“, die in einen Bronzekessel 鼎 /dǐng/ mit einem Messer 刀 →刂eingraviert wurden, Nr.284).

Nr.1221 韩 (einst 𩏑, allerdings trad. sowie in Japan und Korea 韓) /hán/ „(Süd-)Korea“, Familienname Hán. Das Signifikum 韋 ↓ 韦 (/wéi/) zeigt zwei Füße 止, die um etwas 口 (eine Festung?) herumgehen: ein beschützter Ort. Links als Phonetikum das ahistorische Graphem 𠦝 als Reduktion von 倝 /gàn//hán/ („Sonnenaufgang“), aus 早+㫃 /yǎn/.

Nr.1222 冒 /mào/ „emporquellen, hochsteigen, kühn, betrügerisch“, in „Risiko“ 冒险 /màoxiǎn/ und „Erkältung“ 感冒 /gǎnmào/. Bedeutung entlehnt; ursprünglich „Kopfbedeckung“ (heute 帽 /mào/), aus der Kopfbedeckung 冃 /mào/ (weder „Sonne“ 日 noch „Mund“ 曰!) über einem den Kopf versinnbildlichenden Auge 目.

Nr.1223 债 (trad. 債) /zhài/ „Schulden“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum責 ↓ 责/zé/ („Pflicht, Verantwortung“, Nr.535).

Nr.1224 曼 /màn/ „anmutig, entzückend, lang“, v.a. aber phonetische Transkription für MAN-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (NorMAN, RoMANisch, BANGkok). Ursprünglich ein weit aufgerissenes Auge 目, darunter eine Hand 又, oben eine Kopfbedeckung 冃 /mào/ (vgl. Nr.1222 冒 /mào/), die auch phonetisch interpretiert werden kann. 

Nr.1225 融 /róng/ „auftauen, schmelzen, sich (harmonisch) vermischen, Finanzsystem“. Etymographie unklar: Links seit 2000 Jahren ein Kochgefäß 鬲 (/lì//gé/), rechts als Phonetikum 虫 /chóng/ („Kleintier, Insekt“). Im komplexen Bronzezeichen finden sich 𩫖 /guō/ „Festung“ (heute 郭) und zweimal 虫虫.

Nr.1226 惯 (trad. 慣) /guàn/ „sich gewöhnen“. Links Signifikum „Herz, Emotion“ 心 → 忄, rechts Phonetikum 貫 ↓ 贯 /guàn/ (zwei Geldmuscheln貝auf einer Schnur, die obere verändert zu 毌 /guàn/ „in Reihe verbinden“).

Nr.1227 享 /xiǎng/ „genießen“. Ursprünglich eine Opferstätte oder Tempel: 亯 → 享, später Bedeutungsverschiebung zu „Festmahl“ → „genießen“. Das untergegange Zeichen „Opferschaf“ 𦎧 /chún/ aus dem Tempel 亯und einem Schaf 羊 erklärt die Verwendung von 享 als Phonetikum in 醇 /chún/ oder敦 /dūn/.

Nr.1228 戴 /dài/ „ aufsetzen, tragen (Brille, Handschuhe etc.)“, Familienname Dài. Das Graphem 異 (heute identisch mit Nr.709 異 ↓ 异 /yì/ „verschieden“) setzte sich einst aus zwei Händen 廾/共zusammen, die etwas auf den Kopf 首 → 田setzten (evtl. auch Phonetikum 甾 /zāi/). Später mit Phonetikum 𢦏 /zái/ („schneiden“, vgl. Nr.1203 裁 /cái/ „Kleidung zuschneiden“).

Nr.1229 童 /tóng/ „kleines Kind“, Familienname Tóng. Hier sind weder 立 /lì/ (Nr.197) noch 里 /lǐ/ (Nr.50) funktionstragend: Ursprünglich ein blinder „Krimineller“, dem die Augen ausgestochen wurden (vgl. 瞳 /tóng/ „Pupille“). Zusammengesetzt aus einer Stichwaffe 辛 (→ 立), einem Auge 目 (heute verschwunden) und dem Phonetikum 東 /dōng/ über 壬 oder 土 (vgl. Nr.140 重 /zhòng/ „schwer“).

Nr.1230 犹 (trad. 猶) /yóu/ „wie, noch (schriftsprachlich); jüdisch (犹太 yóutài)“. Phonetische Entlehung; Grundbedeutung „Makake, Rhesusaffe“, daher das Signifikum 犬 → 犭 „wildes Tier“ (es existiert auch die Variante ). Phonetikum 酋 /qiú/ (酉 /yǒu/), gekürzt zu 尤 /yóu/.
Die phonetische Verwendung von 猶 ↓ 犹 /yóu/ als „jüdisch“ bis heute ist vermutlich auf die christliche Missionierung zurückzuführen und angesichts des Signifikums 犬 → 犭 „wildes Tier“ natürlich äußerst unpassend. Eine entsprechende Diskussion fand 2005 in Taiwan statt; da die israelische Vertretung aber darin kein Problem erkennen wollte, ist nichts passiert.

Nr.1231 乘 (jap. 乗) /chéng/ „mit etwas fahren, (aus)nutzen, multiplizieren“. Ursprünglich wohl ein Mensch 大, der auf einen Baum 木 klettert (in Bronzezeichen auch auf ein Fahrzeug 車). Die Elemente 北 (anderswo Nr.315 /běi/, einander den Rücken zuwendende Menschen) waren ursprünglich zwei gegeneinander gestellte Füße, wie in 舛 /chuǎn/.

Nr.1232 挂 (trad. auch 掛, selten mit „Netz“ 罣) /guà/ „hängen (transitiv und intransitiv), beiseitelassen, hängenbleiben“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 圭 /guī/ (ein flaches Zepter aus Jade) oder 卦 /guà/.

Nr.1233 奖 (trad. 獎, jap. 奨) /jiǎng/ „belohnen, Preis, Ermutigung“. Einst eine Belohnung für Hunde: Signifikum „Hund“ 犬 (/quǎn/, im Kurzzeichen ohne den entscheidenden Punkt 大), darüber Phonetikum 將 /jiāng/ (Nr.132), im Kurzzeichen regelhaft gekürzt: 爿 ↓ 丬/qiàng/ und 夕.  

Nr.1234 绍 (trad. 紹) /shào/ „fortsetzen, verbinden“; 介绍 /jièshào/ „jm. oder etwas vorstellen“, Stadtname Shàoxīng 绍兴. Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟mit Phonetikum 召 /zhào//shào/ („zusammenrufen“, Nr.1214).

Nr.1235 厚 /hòu/ „dick, tief, reichlich, stark“. Vermischung verschiedener Entwicklungen: „stark“ (von Alkohol) zeigte die Amphore 𣆪/hòu/; mit „Felsabhang“ 厂 „gewaltiger Berg“ (Variante von einst 垕, „Erde“ 土 + Phonetikum 后 /hòu/). Für „dick (Mauer)“ sind auch Varianten aus „Stein“ 石 und „Stadtmauer“ 𩫖 /guō/ nachgewiesen.  Das vermeintliche „Kind“ 子 entstand also aus einer Verkürzung.

Nr.1236 纵 (trad. 縱, jap. 縦) /zòng/ „loslassen, senkrecht, vertikal“. Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟mit Phonetikum 從 ↓ 从 /cóng/ („folgen“, Nr.98).

Nr.1237 障 /zhàng/ „versperren, blockieren, Hindernis“. Links Signifikum „Hügelkette“ 阜 → 阝, rechts Phonetikum 章 /zhāng/ („Kapitel, Paragraph“, Nr.539).

Nr.1238 讯 (trad. 訊) /xùn/ „ausfragen, verhören, Information, Nachricht“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 卂 /xùn/ (vgl. Nr.1090 迅 /xùn/ „schnell“). Ursprünglich Befragung eines Gefangenen, vor der Qin-Reform zusammengesetzt aus „Mund“ 口, „knieende Person“ 卩 und  „Seide“ 糸 (= Fesseln).

Nr.1239 涉 (jap. ) /shè/ „durchwaten, durchmachen, betreffen“. Rein semantisch zusammengesetztes Zeichen: Zwei Füße 步 (/bù/ „Schritt“, Nr.349) waten durch Wasser 水 → 氵.

Nr.1240 彻 (trad. 徹) /chè/ „durchdringen, gründlich“. Einst die „schlagende Hand“ 攴 → 攵 und ein Gefäß 鬲. Unter den Qin wurde das Gefäß 鬲 durch 育 (/yù/ „erziehen“, Nr.609) ersetzt und das Signifikum „Weg“ 彳 hinzugefügt. Die Kurzzeichenreform ersetzte die unplausiblen Subgrapheme durch das Phonetikum 切 /qiè/ (Nr.337).

Nr.1241 刊 /kān/ „schnitzen, Blöcke schneiden“, heute „drucken“. Rechts Signifikum „Messer“ 刀 →刂, links Phonetikum 干 /gān/ („Stamm“, als Kurzzeichen Nr.353).

Nr.1242 丈 /zhàng/ altes Längenmaß (ca. 3,3 Meter), daneben auch verwendet für männliche Personen wie 丈夫 /zhàngfu/ „Ehemann“. Ursprünglich zusammengesetzt aus „zehn“ 十 und „Hand“ 又 (jedoch nicht identisch mit Nr.437 支 /zhī/ „Zweig“).

Nr.1243 爆 /bào/ „bersten, explodieren; kurz braten“. Signifikum „Feuer“ 火 und Phonetikum 暴 /bào/ („jäh, ungestüm”, Nr.1028, wohl auch semantisch: zwei Hände legen etwas in die Sonne).

Nr.1244 乌 (trad. 烏) /wū/ „Krähe, schwarz“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige U-Laute. Variante von Nr.1263 „Vogel“ 鳥 ↓ 鸟 /niǎo/, reduziert um den Strich, der das (bei schwarzen Vögeln kaum sichtbare) Auge andeutet.

Nr.1245 役 /yì/ „Dienst, dienen (v.a. im militärischen Sinne)“. Kombination der Signifika „Weg“ 彳 und 殳, eine Hand 又, die ein Gerät hält, das in vielen Zeichen für eine Waffe / Lanze steht.

Nr.1246 描 /miáo/ „kopieren, retuschieren, nacherzählen, beschreiben“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌und Phonetikum 苗 /miáo/ (Pflanzen/Gras 艹 auf dem Feld 田: „Keimling, Sproß“, heute auch „Impfstoff“).

Nr.1247 洗 /xǐ/ „waschen, reinigen, baden, mischen“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 先 /xiān/ („erste(r), früher”, Nr.188; als seltener Familienname hat 洗 bis heute die Lautung /xiǎn/).

Nr.1248 玛 (trad. 瑪) /mǎ/ „Achat, Schmuckstein“, vor allem aber phonetische Transkription für Ma-Laute in fremdsprachigen Eigennamen wie WalMArt, WeiMAr, HaberMAs etc. Links Signifikum „Jade“ 玉 in seiner links stehenden Form 王, rechts Phonetikum 馬 ↓ 马 /mǎ/ („Pferd“).

Nr.1249 患 /huàn/ „Unglück, Leid, sich sorgen, an einer Krankheit leiden“. Signifikum „Herz, Emotion“ 心 unter dem Phonetikum 串 /chuàn/ („aufreihen, zusammenbinden, (Fleisch-)Spieß“).

Nr.1250 妙 /miào/ „wunderbar, geschickt, clever, subtil“. Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 少 /shǎo//shào/ („wenige“, Nr.233).

Nr.1251 镜 (trad. 鏡) /jìng/ „Spiegel, optisches Glas, Brille“. Da die ersten Spiegelflächen aus poliertem Metall bestanden, findet sich links das Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅. Rechts Phonetikum 竟 /jìng/ („vollenden“, Nr.706).

Nr.1252 唱 /chàng/ „singen, rufen“. Tatsächlich war 昌 /chāng/ ein ritueller „Morgenruf“, zeigt also oben eine Sonne 日 und nur unten einen Mund 口 → 曰. Dieses Zeichen 昌 wurde außerdem für „florieren, gedeihen“ entlehnt, so dass für „singen, rufen“ ein weiterer Mund 口 als Signifikum hinzugefügt wurde.

Nr.1253 烦 (trad. 煩) /fán/ „verärgert, verwirren, belästigen, nerven“. Laut Shuowen ursprünglich „durch Hitze verursachte Kopfschmerzen“, daher zusammengesetzt aus den beiden Signifika „Feuer“ 火 und „Kopf“ 頁 ↓ 页.

Nr.1254 签 (trad. 簽, in manchen Zusammenhängen auch 籤 籖) /qiān/ „Etikett, spitzes Stäbchen“, vor allem aber „signieren, unterzeichnen, Visum“. Ursprünglich dünne Bambusstäbchen zur Weissagung oder Losziehung, daher Signifikum „Bambus“ 竹, darunter Phonetikum 僉 ↓ 佥) /qiān/ (mehrere Menschen 从 rufen 口口 „gemeinsam“).

Nr.1255 仙 (archaisch 僊, auch 仚) /xiān/ „Unsterbliche/r, Geist“ (vor allem in daoistischen Kontexten). Ein Mensch 人 → 亻 über/neben einem Berg 山 (/shān/, der von manchen auch als außerdem phonetisch interpretiert wird).

Nr.1256 彼 /bǐ/ „jenes (andere), gegenseitig“, auch phonetische Transkription von Bi-/Pi-Lauten wie z.B. in engl. „Peter“ (彼得 Bǐdé). Signifikum „Weg“ 彳 und Phonetikum 皮 /pí/ („Haut, Leder“, Nr.741), schon früh semantisch abstrahiert.

Nr.1257 弗 /fú/ historische Negationspartikel (erste Entlehnung), heute vor allem phonetische Transkription von fremdsprachigen F-Lauten (zweite Entlehnung). Ursprünglich wohl die Darstellung des Zusammenbindens von Pfählen oder Pfeilen.

Nr.1258 症 (trad. 癥) /zhèng//zhēng/ „Krankheit, Geschwulst, Symptom“. Signifikum „Krankheit“ 疒 (ursprünglich ein Mensch 亻auf einem Bett 爿 → 丬), Phonetikum 徵 /zhēng/ (vgl. Nr.739 征) bzw. 正 /zhèng//zhēng/. Semantisch verwandt auch mit Nr.373 證 証 ↓ 证 /zhèng/ „beweisen“.

Nr.1259 仿 (trad. auch 彷) /fǎng/ „imitieren, ähnlich sein“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 (hist. auch „Weg“ 彳) mit Phonetikum 方 /fāng/ („quadratisch, Richtung“, Nr.60). Vor der Han-Zeit auch 㑂 mit Phonetikum 丙 /bǐng/.

Nr.1260 倾 (trad. 傾) /qīng/ „geneigt sein, Tendenz, umkippen“. Ursprünglich 頃 „schiefer Kopf“, aus 頁 „Kopf“ und 𠤎 „verdrehter Mensch“ (vgl. Nr.178 化 /huà/ „verändern“). Wegen entlehnter Bedeutungen für 頃 wurde für die Grundbedeutung das Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 hinzugefügt.

Nr.1261 牌 /pái/ „Brett, Schild, Platte, Marke, Spielkarte“. Links Signifikum 片 „Scheibe, Platte“, ein von einem Baum 木 abgeschlagenes Stück Holz (/piàn/, Nr.455), rechts Phonetikum 卑 /bēi/ („niedrig, minderwertig“, aus einer Hand 又 → 十 und 甲, Nr.1106).

Nr.1262 陷 /xiàn/ „Fallgrube, in die Falle gehen, Fehler“. Das zentrale Graphem 臽 /xiàn/ zeigt einen Menschen 人, der in eine Fallgrube 臼 fällt (auf Orakelknochenzeichen auch als Hirsch 鹿 über ). Schon unter den Qin wurde das Signifikum „Hügelkette“ 阜 → 阝hinzugefügt.

Nr.1263 鸟 (trad. 鳥) /niǎo/ „Vogel“. Darstellung eines Vogels (vgl. Nr.1244 烏 ↓ 乌 /wū/ „schwarzer Vogel“). Neben dem rechts oder unten stehenden Signifikum 鸟 (/niǎo/) gibt es auch das Vogelgraphem 隹 /zhuī/, das ebenfalls als Signifikum „Vogel“ oder als Phonetikum Verwendung findet.

Nr.1264 轰 (trad. 轟) /hōng/ „donnern, krachen, explodieren“. Abbildung des Lärms mehrerer (dreier) Fahrzeuge (Streitwagen) 車 ↓ 车; im Kurzzeichen wurden die beiden unteren Fahrzeuge jeweils zu einem 又 reduziert. (Selten findet sich in ähnlicher Bedeutung auch das Zeichen 訇 /hōng/, mit dem Signifikum „sprechen“ 言).

Nr.1265 咱 (hist. auch 喒 偺) /zá//zán/ „wir, uns, unser“ (den Angesprochenen einschließend). Wort für „ich“ in Regionalsprachen, möglicherweise kontrahiert aus 自家 /zìjiā/ („eigene Familie“), sowie regional andere Verwendungsweisen. Zusammensetzung aus den zwei Signifika „Mund“ 口 und „Nase“ 自 (die für die eigene Person steht).

Nr.1266 菜 /cài/ „Gemüse, Gericht, Speise“. Ableitung von Nr.585 采 /cǎi/ (heute Verb: „einsammeln, pflücken, ergreifen“, trad. auch 採): Eine Hand 爪 → 爫 pflückt Blätter oder Früchte von einem Busch oder Baum 木; zur Bezeichnung des „Pflückobjekts“ ergänzt durch „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹.

Nr.1267 闭 (trad. 閉) /bì/ „(ver)schließen, beenden“. Darstellung einer Tür 門 ↓ 门 und eines Riegels (in alten Versionen ähnlich 十 oder 扌, heute wie 才 /cái/). Vgl. 閂 ↓ 闩 /shuān/ „Türriegel“, sowie Nr.94 開 ↓ 开 /kāi/ „öffnen“ und Nr.127 關 関 ↓ 关 /guān/ „schließen”.

Nr.1268 奋 (trad. 奮) /fèn/ „sich anstrengen“. Ein Vogel 隹 (im Kurzzeichen verschwunden) „bemüht sich“, vom Feld 田 hochzufliegen. 奞 /xùn/ „die Flügel spreizen“findet sich auch in Nr.1199 奪 ↓ 夺 /duó/ „ergreifen, rauben“. In frühen Formen allerdings auch 衣 „Stoff, Kleidung“ anstelle von 大.

Nr.1269 庆 (trad. 慶) /qìng/ „feiern“. Verweis auf ein Opferfest: Ein gehörntes (mythisches) Tier 廌 /zhì/ (als Signifikum 豸; vgl. auch 鹿 /lù/ „Hirsch“), darauf eine Markierung oder Musterung (einst 文, später 心 „Herz“), unten der Schwanz 夂 des Tieres (aber ähnlich Nr.394 愛 ↓ 爱 /ài/ „liebhaben“). Als Kurzzeichen stark abstrahiert.

Nr.1270 撤 /chè/ „entfernen, wegschaffen, zurückziehen“. Vermutlich Ableitung vom älteren Nr.1240 徹 (↓ 彻) /chè/ „durchdringen, gründlich“, mit Signifikum 手 → 扌 „Hand“. Das Phonetikum bestand einst aus der „schlagenden Hand“ 攴 → 攵 und einem Gefäß 鬲, das unter den Qin zu 育 (/yù/ „erziehen“, Nr.609) umgedeutet wurde.

Nr.1271 泪 (trad. 淚, jap. 涙) /lèi/ „Träne(n)“. Im Kurzzeichen aus den zwei Signifika „Wasser“ 水 → 氵und „Auge“ 目. Phonetikum des traditionellen Zeichens ist das seltene 戾 /lì/ („Verbrechen, abartig“) – ein Hund 犬 an einer Tür 户.

Nr.1272 茶 /chá/ „Teepflanze, Tee“ (in den Min-Sprachen des chin. Südostens /ta/ oder /te/!). Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit dem um einen Strich verkürzten Phonetikum 余 /yú/ (Nr.729). Engere phonetische Bezüge finden sich in Nr.464 除 /chú/ „entfernen, außer” und Nr.1085 途 /tú/ „Wegstrecke“.

Nr.1273 疾 /jí/ „Krankheit, Schmerz, verabscheuen“. In archaischen Zeichen eine von einem Pfeil 矢 verwundete Person 大. Aber auch schon auf Bronzezeichen zusammengesetzt aus den Signifika „Krankheit“ 疒 (ein Mensch 亻auf einem Bett 爿 → 丬) und dem „Pfeil“ 矢 (evtl. auch phonetisch: /shǐ/).

Nr.1274 缘 (trad. 緣) /yuán/ „Ursache, Rand, Kante, Schicksal, Karma (缘分 /yuánfen/)“. Ursprünglich Saum oder Borte von Textilien, daher Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 彖 /tuàn/ („Tier mit Rüssel“).

Nr.1275 播 /bō/ „säen, ausstreuen, senden, verbreiten“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 (in archaischen Formen auch „schlagende Hand“ 攴 → 攵 rechts) mit Phonetikum 番 /fān//pān/ (Nr.1452), das auch als Urspungszeichen interpretiert wird, da man im Bronzezeichen „Feld“ 田 und „Reis“ 米 erkennt (im Siegelschriftzeichen dann 釆 /biàn/ „Tierspur → unterscheiden“).

Nr.1276 朗 /lǎng/ „leuchtend, klar (Stimme)“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Lan-/Ran-Laute. Rechts Signifikum „Mond“ 月 mit links stehendem und daher um einen Strich gekürzten Phonetikum 良 /liáng/ („gut“, Nr.835).

Nr.1277 杜 /dù/ Ursprünglich eine Birnenbaumart, heute vor allem Familienname Dù und phonetisches Zeichen für fremdsprachige Du-Laute (z.B. in #Düsseldorf: 杜塞尔多夫 Dùsāi’ěrduōfū, in Taiwan 杜塞道夫 Dùsèdàofū). Signifikum „Baum, Holz“ 木 mit Phonetikum 土 /tǔ/ („Erde“).

Nr.1278 奶 /nǎi/ „weibliche Brust“, davon abgeleitet „Milch, Milchprodukte“ sowie „Großmutter“. Signifikum „Frau“ 女 mit Phonetikum 乃 /nǎi/ (in dem manche eine weibliche Brust erkennen möchten, was sich jedoch nicht belegen lässt, siehe Nr.1165 乃 /nǎi/).

Nr.1279 季 /jì/ Heute „Jahreszeit, Saison“; eigentlich „jüngster Sohn“, aus den Signifika 子 „Sohn“ und 禾 „Getreide“. Das Shuowen hält禾 für ein gekürztes 稚 /zhì/ (ebenfalls „kindlich“), wofür es offenbar keinen weiteren Beleg gibt. Nicht verwechseln mit Nr.472 李 /lǐ/ „Pflaume“, Familienname Li / Lee.

Nr.1280 丹 /dān/ „Zinnober, rot, Pulver, Pille“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Dan-Laute (Daniel, Denmark etc.). Die meisten Erklärungsversuche sehen einen Zusammenhang mit 井 „Brunnen“, hier: „Zinnober-Mine“; der Punktstrich 丶 stellt also das Mineral dar.

Nr.1281 狗 /gǒu/ „Hund“. Signifikum „Hund, wildes Tier“ 犬 → 犭 mit Phonetikum 句 /gōu/ „Haken“ (auch 勾; als Einzelzeichen ist 句 heute /jù/ „Satz“, Nr.707), 口 /kǒu/ ist daher wohl auch Basis-Phonetikum.

Nr.1282 尾 /wěi/ „Schwanz, Ende“. Ursprünglich vor allem Feder- oder Fellschmuck am Hinterteil eines Menschen, deswegen zusammengesetzt aus den zwei Signifika 尸 „menschlicher Körper” (/shī/) und 毛 „Haare, Fell“ (/máo/, Nr.623).

Nr.1283 仪 (trad. 儀) /yí/ „Aussehen, Zeremonie, Gerät, Apparat“. Das Signifikum „Mensch“ 人 → 亻, das eher die soziale Aktivität zum Ausdruck brachte, scheint für heutige Bedeutungskonzepte unpassend. Die Kurzzeichenreform hat dennoch nur regelhaft das komplexe Grundzeichen 義 → 义 /yì/ gekürzt, das ebenfalls einst „Aussehen, Erscheinung“ bedeutete (Nr.208).

Nr.1284 偷 /tōu/ „stehlen, heimlich“. Ursprünglich: „würdelos, degeneriert“: Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 und Phonetikum 俞 /yú//shù/, das evtl. auf das Phonetikum 余 /yú/ (Nr.729) oder eine frühe Variante des Bootes 艅 /yú/ zurückgeht.

Nr.1285 奔 /bēn/ „rennen, fliehen“ /bèn/ „auf etwas zugehen“. Eigentlich die gleichen Grapheme wie in 走 /zǒu/ „laufen“ (Nr.207): Ein Mensch 大, darunter drei Füße 止, die bereits früh zunehmend Gras 艸屮 ähnelten und daher wie 卉 /huì/ „Gräser“ geschrieben wurden. Hübsche Alternativschreibung 犇 „drei (rennende) Rinder“.

Nr.1286 珠 /zhū/ „Perle, Kügelchen“ (u.a. auch im „Perlflussdelta“ 珠江三角洲 /Zhūjiāng sānjiǎozhōu/). Links Signifikum „Jade“ 玉 → 王 (Vgl. Nr.1001 玉 /yù/), rechts Phonetikum 朱 /zhū/ (ursprünglich „Baumstamm”, Nr.1120).

Nr.1287 虫 (auch Jap.; trad. 蟲) /chóng/ „Insekten, wirbellose Tiere“ – im traditionellen Zeichen erkennt man, dass diese Tiere in Mengen auftreten (auch 䖵 /kūn/). Als links oder unten stehendes Signifikum „Kleintier“ steht 虫 nicht nur für Insekten, Spinnen, Schnecken und Muscheln, sondern auch für Fledermäuse, Frösche, Krebstiere und einzelne Reptilien.

Nr.1288 驻 (trad. 駐) /zhù/ „verweilen, stationiert sein (z.B. von dipl. Vertretungen)“. Einst „Haltepunkt“, eine Art politisch-militärische Form von Nr.309 住 /zhù/ „stehen bleiben, innehalten, wohnen“: Signifikum „Pferd“ 馬 ↓ 马 mit Phonetikum 主 /zhǔ/ („Gastgeber, hauptsächlich”, Nr.87).

Nr.1289 孔 /kǒng/ „Öffnung, Loch, Pore“, Familienname Kǒng (auch von Konfuzius). Links Signifikum 子 „Kind“. Das Subgraphem 乚 wird oft als Fontanelle interpretiert, also die „Öffnung“ im Kopf eines Säuglings, aber von manchen auch als säugende Brust – wofür auch das ähnliche Zeichen 乳 /rǔ/ „weibliche Brust“ (Nr.1831, mit einer Hand 爪 → 爫) sprechen würde.

Nr.1290 宜 /yí/ „passend, geeignet, angemessen sein“. Graphisch und semantisch stark verändert: Archaische Formen zeigen Fleischstücke 多 auf einem Opferaltar 且 (/qiě/, Nr.296). Diese „Fleischstücke“ 多 (heute /duō/ „viele“, Nr.61) haben in manchen Zeichen auch die Lesung /yi/, vgl. Nr.880 移 /yí/ „bewegen“.

Nr.1291 艾 /ài/ „Beifuß, Artemisia, Moxa“ (Pflanze), Familienname Ài, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Ai- und engl. A-Laute. Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit Phonetikum 乂 /yì/ („regeln, kontrollieren“).

Nr.1292 桥 (trad. 橋) /qiáo/ „Brücke“. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 喬 /qiáo/ „groß, hoch“ (Nr. 1488, als Kurzzeichen 乔), eine Variante von 高 /gāo/ „groß, hoch“ (Nr.134).

Nr.1293 淡 /dàn/ „dünn, wässrig, fade, blass, gleichgültig“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 炎 /yán/ (doppeltes 火 Feuer = „Hitze, glühen“, Nr.1324).

Nr.1294 翼 /yì/ „Flügel, Flanke, Seite“. Signifikum 羽 „Flügel“ (/yǔ/) über Phonetikum 異 /yì/ (↓ 异„verschieden, andersartig, ungewöhnlich“, Nr.709).

Nr.1295 恨 /hèn/ „hassen, bereuen“. Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/) in der Variante 忄 mit Phonetikum 艮 /gèn/ („zurück blicken“, Variante des phonetisch ähnlichen 見 ↓ 见 /jiàn/ „sehen“, Nr.153).

Nr.1296 繁 /fán/ „massenhaft, kompliziert, sich vermehren“. Ursprünglich nur 䋣 /fán/ „Schmuckbänder an Pferdemähnen“, zusammengesetzt aus dem Signifikum „Seide“ 糸 und 每 /měi/ „jede/r“, dessen Funktion, wie auch die späte Hinzufügung der „schlagenden Hand“ 攴 → 攵 zu scheinbar 敏 /mǐn/, kontrovers bleibt.

Nr.1297 寒 /hán/ „kalt, Kälte, zittern, armselig, bescheiden“. Ursprünglich ein (frierender) Mensch 人, umgeben von Gräsern 茻 unter einem Dach 宀, geschützt vor Kälte (仌 oder 仒 /bīng/ „Eis, Eisstücke“, vgl. Nr.1070 冰 /bīng/). Die obere Komponente hat sich der Schreibung von 塞 /sāi/ „verstopfen“ (Nr.1080) und 賽 ↓ 赛 /sài/ „Wettbewerb“ (Nr.1064) angeglichen.

Nr.1298 伴 /bàn/ „Gefährte, Partner, begleiten“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 半 /bàn/ („Hälfte“, Nr.513).

Nr.1299 叹 (trad. 嘆, Variante 歎) /tàn/ „seufzen, bewundern“. Signifikum „Mund“ 口 / 欠 mit Phonetikum /jiān/, ein Mensch in Fesseln bzw. Gefangener, der wie in Nr.295 難 ↓ 难 /nán/ oder Nr.711 漢 ↓ 汉 /hàn/ zu 又 gekürzt wurde.

Nr.1300 旦 /dàn/ „Morgendämmerung, Tagesanbruch“, außerdem weibl. Rolle in chinesischen Opern. Eine Sonne 日 über dem Horizont 一. (Beispiele: 一旦 yīdàn „sobald, plötzlich“; 复旦大学 Fùdàn Dàxué Fudan-Universität Shanghai („Universität der wieder aufgehenden Sonne“).

Nr.1301 愈 /yù/ „gesund werden, besser, je…desto…“ (letzteres schriftsprachlich, vgl. Nr.440 越 /yuè/ „je…desto…”). Signifikum „Herz“ 心 unter Phonetikum 俞 /yú//shù/, das evtl. auf das Phonetikum 余 /yú/ (Nr.729) oder eine frühe Variante des Bootes 艅 /yú/ zurückgeht.

Nr.1302 潮 /cháo/ „Gezeiten, Strömung, feucht“ (einst auch 𣶃). Basiszeichen 朝 /zhāo/ „früher Morgen“ (Nr.593 /cháo/, vgl. Nr.462 早 /zǎo/ „früh, morgens”), ergänzt durch Signifikum „Wasser“ 水 → 氵. Vgl. 汐 /xī/ „abendliche Gezeiten“ mit Basiszeichen 夕 /xī/ „Abend(-mond)“.

Nr.1303 粮 (trad. 糧) /liáng/ „(geerntetes) Getreide, Verpflegung“. Links Signifikum „Reis“ 米 (/mǐ/), rechts Phonetikum 量 /liáng/ („Menge, messen“), im Kurzzeichen ersetzt durch 良 /liáng/ („gut, tugendhaft”, Nr.835).

Nr.1304 缩 (trad. 縮) /suō/ „schrumpfen, sich zurückziehen, reduzieren“. Ursprünglich „verschnüren“: Links Signifkum „Seide“ 糸 → 纟, rechts Phonetikum 宿 /sù//xiǔ/ („übernachten“, Nr.1752).

Nr.1305 罢 (trad. 罷) /bà/ „beenden, entlassen, fertig“, selten auch anstelle von 吧 /ba/ (Nr.470). Eindeutig ein „Bär“ 能 (/néng/, Nr.35, hier gekürzt zu 去 /qù/, Nr.64) in einem „Netz“ 罔 → 网 → 罓. Grundbedeutung kontrovers: Die einen sind der Ansicht, der Bär werde „freigelassen“, andere sagen, der Bär sei „erschöpft“.

Nr.1306 聚 /jù/ „sich versammeln, sich treffen“. Signifikum ist hier eine „Menschenmenge“ aus drei Menschen 人亻人 → 乑 (vgl. ähnlich Nr.510 眾 衆 ↓ 众 /zhòng/ „Menschenmenge“). Darüber als Phonetikum 取 /qǔ/ („mitnehmen“, Nr.323).

Nr.1307 径 (auch Jap.; trad. 徑, seltener 逕) /jìng/ „Pfad, Weg, Durchmesser“. Links Signifikum „Weg“ 彳 (oder „Fortbewegung“ 辵 → 辶). Das Phonetikum 巠 /jīng/ stellt einen Webstuhl mit den „durchlaufenden“ Seidenfäden dar.

Nr.1308 恰 /qià/ „passend, genau, exakt“. Links Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ (/xīn/) in der Variante 忄 (vgl. Nr.90), rechts 合 /hé/ „verbinden, passend schließen“ (Nr.171), das in allen Quellen als Phonetikum beschrieben wird, jedoch durchaus auch semantisch „passend“ wäre.

Nr.1309 挑 /tiāo/ „auswählen, an einer Stange tragen“ /tiǎo/ „hochheben, stochern, anstiften“ (挑战 /tiǎozhàn/ „Herausforderung“). Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 兆 /zhào/ (heute „Omen“, vgl. zur Grundbedeutung Nr.996 逃 /táo/ „fliehen“).

Nr.1310 袋 /dài/ „Beutel, Säckchen, Tasche“. Phonetikum 代 /dài/ („ersetzen, repräsentieren, Generation“, Nr.174) über Signifikum „Kleidungsstück“ 衣 (/yī/); historisch auch 帒 /dài/ mit 巾„Tuch“ (/jīn/).

Nr.1311 灰 /huī/ „Asche, grau, trüb“. Links oben Komponente „Hand“ (wie in 有 /yǒu/, 友 /yǒu/, 右 /yòu/), die über das (erloschene) „Feuer“ 火 (/huǒ/) gehalten wird. Vgl. ähnlich 㶳 → 燼 ↓ 烬 /jìn/ „Asche, Glut“ sowie Nr.953 滅 ↓ 灭 /miè/ „Feuer löschen“.

Nr.1312 捕 /bǔ/ „fangen, verhaften“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 甫 /fǔ/ (Pflanze 屮 in einem Feld 田).

Nr.1313 徐 /xú/ „langsam, gemächlich“, Familienname Xú. Signifikum „Weg“ 彳 mit Phonetikum 余 /yú/ („übrig, überschüssig“, Nr.729).  

Nr.1314 珍 /zhēn/ „Schatz, würdigen, hochschätzen“. Links Signifikum „Jade“ 玉 in seiner links stehenden Form 王, rechts Phonetikum 㐱 /zhěn/ (→ 疹 „Hautausschlag“). Selten auch 珎 mit Phonetikum 尔, vgl. Nr.449 稱 ↓ 称 /chēng/ „wiegen, bezeichnen“.

Nr.1315 幕 /mù/ „Bühnenvorhang, Zelt“. Unten Signifikum 巾 /jīn/ „Tuch“, darüber Phonetikum 莫 /mò/ (eine Sonne 日, die zwischen Gräsern 茻 → 莽 /mǎng/ untergeht, Nr.955).

Nr.1316 映 /yìng/ „widerspiegeln, reflektieren“. Signifikum „Sonne“ 日 mit Phonetikum 央 /yāng/ („Zentrum, Zentrale“ – eine Person 大, deren Kopf in der Mitte eines Prangers steckt, Nr.800).

Nr.1317 裂 /liè/ „spalten, zerfallen, zerreißen, zerbrechen, Riß, Spalte“. Ursprünglich „Stoffreste“: Signifikum „Kleidungsstück“ 衣 (/yī/), darüber Phonetikum 列 /liè/ „aufschneiden“, das auch Grundzeichen sein könnte: Signifika 歹 „Knochen, Gerippe“ und Messer 刀 → 刂. (Heute Nr.500 列 /liè/ „Reihe, Linie“).

Nr.1318 泰 /tài/ „sicher, friedlich, extrem“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Tai-Laute, auch „Thai“. Zwei Hände 廾 über Wasser 水, amalgamiert mit dem darüber stehenden Phonetikum 大 /dà/. Eng verwandt mit Nr.240 太 /tài/ „sehr, äußerst“.

Nr.1319 隔 /gé/ „trennen, entfernt sein“. Signifikum „Hügelkette“ 阜 → 阝mit Phonetikum 鬲 /gé/ (graphisch identisch mit dem Gefäß 鬲 /lì/), möglicherweise Kürzung von 𩫖 /guō/ „Festung“ (heute 郭).

Nr.1320 启 (trad. 啟, in frühen Formen auch 啓) /qǐ/ „öffnen, beginnen, aufklären, Mitteilung“. Eine Tür 户 wird (mittels einer Hand 又 oder 攴 → 攵) geöffnet. Das Kurzzeichen 启 ist auch die früheste Form des Zeichens.  Ob 口 eine Öffnung darstellt oder nur ein Symbol der Abgrenzung zu 户 /hù/ ist, ist umstritten.

Nr.1321 尖 /jiān/ „Nadelspitze, spitz, scharf(sinnig)“. Das Zeichen taucht offenbar erst nach der Han-Zeit auf, sinnfällig zusammengesetzt aus 小 /xiǎo/ „klein” (Nr.83, geschrieben ohne den unteren Haken) über 大 /dà/ „groß“ (Nr.17).

Nr.1322 忠 /zhōng/ „treu, loyal“. Signifikum „Herz“ 心 unter 中 /zhōng/ („Mitte, Zentrum“), das hier nicht nur als Phonetikum, sondern auch – entsprechend der ursprünglichen Bedeutung von 中, vgl. Nr.14 – semantisch als Flagge oder Wimpel eines Staates verstanden werden kann.

Nr.1323 累 a) /léi/ (trad. auch 纍) „zusammenbinden“, Familienname Léi; b) /lěi/ (trad. auch 纍, selten 絫) „sich vermehren, ununterbrochen, aufhäufen“ (z.T. Überlappung mit 壘 ↓ 垒 /lěi/); c) als /lèi/ erweitert zu „erschöpft, müde“ sowie für fremdsprachige Le- und Re-Laute. Phonetikum 畾 /léi/ (früh als 田) über Signifikum „Seide“ 糸.

Nr.1324 炎 /yán/ „glühend heiß, Entzündung“. Zweimal das Graphem „Feuer“ 火 (/huǒ/) übereinander. (Nicht zu verwechseln mit 焱 燄 ↓ 焰 /yàn/ „Flamme“.)

Nr.1325 暂 (trad. 暫, selten 蹔) /zàn/ „kurzzeitig, vorläufig“. Ursprünglich „kurzer Zeitraum“, zusammengesetzt aus dem für Tageszeiten stehenden Signifikum „Sonne“ 日 und dem Phonetikum 斬 ↓ 斩 /zhǎn/ „abhacken, abschlagen“ (Nr.2463, „Axt“ 斤 + Phonetikum 車 ↓ 车 /chē/ „Wagen“).

Nr.1326 估 /gū/ „schätzen, veranschlagen“. Heute verbal genutzt, ursprünglich wohl ein Schatzmeister oder Buchhalter: Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 古 /gǔ/ („alt, antik“, Nr.509).

Nr.1327 泛 (trad. auch 汎氾) /fàn/ „auf dem Wasser treiben, auftauchen, überschwemmen, allgemein“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 乏 /fá/ („unzureichend, fehlen“, entstanden aus einem丿über einem spiegelverkehrten 止, ähnlich 正 /zhèng/) bzw. 凡 /fán/.

Nr.1328 荒 /huāng/ „öde, wüst, brach liegend, vernachlässigen“. Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit Phonetikum 巟 /huāng/ (darin Phonetikum 亡 /wáng/) – allerdings lässt sich 巟 selbst auch bereits semantisch als „sterbender Fluß“ 亡 + 川 interpretieren.

Nr.1329 偿 (trad. 償) /cháng/ „kompensieren, entschädigen“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum 賞 /shǎng/ („auszeichnen, bewundern“, Nr.1450), nicht gekürzt zu 赏, sondern phonetisch passender zu (嘗 ↓) 尝 /cháng/ („probieren, schmecken“, Nr.1621).

Nr.1330 横 (trad. 橫) /héng/ „horizontal, quer, waagerecht“. Ursprünglich „Riegel, Querbalken“: Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 黃 ↓ 黄 /huáng/ („gelb“, Nr.561).

Nr.1331 拒 /jù/ „widerstehen, verweigern, ablehnen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 巨 /jù/ („groß, riesig“, Nr.913, ursprünglich ein Winkelmaß 矩 /jǔ/).

Nr.1332 瑞 /ruì/ „glückverheißend“, phonetisches Zeichen für fremdsprachige R- und S-Laute (瑞典Schweden, 瑞士 Schweiz). Ursprünglich ein zweiteiliges, zusammenpassendes Stück Jade (玉 → 王). Die Funktion von 耑 /duān//zhuān/ („Beginn“, vgl. Nr.916 端 /duān/) ist umstritten; evtl. aus 揣 /chuāi/ „verborgen tragen“ entstanden (semantisch und phonetisch).

Nr.1333 忆 (trad. 憶) /yì/ „sich erinnern“. Signifikum „Herz“ 心 → 忄. Das Basiszeichen 意 /yì/ „Bewusststein“ (Nr. 104, ebenfalls mit „Herz“ 心) kann phonetisch und semantisch interpretiert werden. Im Kurzzeichen wurde 意 (analog zu Nr.1057 億 ↓ 亿 /yì/ „hundert Millionen“) gekürzt zu 乙 /yǐ/ (Nr.1872).

Nr.1334 孤 /gū/ „alleine, einsam“. Ursprünglich ein Waisenkind, daher Signnifikum „Kind“ 子 (/zǐ/) mit Phonetikum 瓜 /guā/ („Kürbis, Gurke, Melone“, Nr.1827).

Nr.1335 鼻 /bí/ „Nase“. Signifikum „Nase“ 自 (/zì/, Nr.43, heute „selbst, von…her, seit“), darunter Phonetikum 畀 /bì/ („weitergeben, überlassen“; Etymographie unklar, kein Bezug zu 田 /tián/ „Feld“.)

Nr.1336 闹 (trad. 鬧 → 閙) /nào/ „Lärm machen, laut, lebhaft, etw. betreiben“. Zusammengesetzt aus „einander bekämpfen“ 鬥 (/dòu/, auch 鬦 → 閗 ↓ 斗), das schon seit der Songzeit häufig als 門 ↓ 门 „Tor“ (/mén/) geschrieben wurde, und dem „Marktplatz“ 市 (/shì/).

Nr.1337 羊 /yáng/ „Schaf, Ziege“. Abbildung eines gehörnten Widders. (Vgl. auch Nr.3604 羔 /gāo/ „(gebratenes) Lamm“). 羊 /yáng/ ist z.T. in graphischen Varianten echtes (z.T. auch vermeintliches) Signifikum oder Phonetikum in zahlreichen Schriftzeichen wie z.B. 美 羞 翔 样).

Nr.1338 呆 /dāi/ (auch /ái/) „dumm, stumpfsinnig, ausdruckslos; bleiben“. Ursprünglich 獃 (豈 /qǐ//kǎi/ + 犬 „Hund“); die heutige, deutlich einfachere graphische Form als „Kind“ 呆 (verwandt mit 子) ist eine späte Entlehnung des Basisgraphems von Nr.266 保 /bǎo/ „beschützen, verteidigen, absichern“.

Nr.1339 厉 (trad. 厲) /lì/ „streng, strikt, heftig“. Ursprünglich „Wetzstein“ (später 砺 /lì/ mit „Stein“ 石). Die Zusammensetzung aus 厂 „Klippe“ (/hǎn/) und 萬 ↓ 万 /wàn/ „Skorpion“ → „zehntausend“ (Nr.322) bleibt ungeklärt. (Vgl. auch Nr.480 历 /lì/ „durchlaufen“; Nr.1468 励 /lì/ „ermutigen“.)

Nr.1340 衡 /héng/ „Waagebalken, wiegen, abwägen“. Ursprünglich eine Art waagerechtes Joch (dargestellt durch 大 unten) für Stiere (Variante von Nr.736 角 /jiǎo/ „Horn“), umgeben vom Phonetikum 行 /háng/ (auch /xíng/, Nr.53). Eng verwandt mit Nr.1330 橫 ↓ 横 /héng/ „horizontal, waagerecht“.

Nr.1341 胞 /bāo/ „Plazenta, Zelle, blutsverwandt“, sowohl in medizinischem wie in patriotischem Kontext: 同胞 /tóngbāo/ (taiwanische) „Blutsbrüder“. Das Grundzeichen 包 /bāo/ „Bündel, einpacken“ (Nr.454) stellte ursprünglich einen Fötus 巳 mit Plazenta勹 dar, später wurde Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月 hinzugefügt.

Nr.1342 零 (auch 〇) /líng/ „Fragment, Kleinteil“, in der Bedeutung „Null“ meist als 〇 geschrieben, das aber oft nicht als Teil des Schriftzeicheninventars betrachtet wird. Ursprünglich „Niederschlag, Tropfen“, zusammengesetzt aus Signifikum „Regen“ 雨 und Phonetikum 令 /lìng/ („Befehl, veranlassen“, Nr.378).

Nr.1343 穷 (trad. 窮) /qióng/ „äußerst, extrem“, heute vor allem „arm, armselig“. Oben Signifikum „Höhle“ 穴 (/xué/), unten Phonetikum躳 → 躬 /gōng/ („sich verbeugen“), im Kurzzeichen ideologisch gekürzt zu Signifikum 力 „Kraft, Fähigkeit” (/lì/, Nr.106).

Nr.1344 舍 /shè/ „Hütte, Unterkunft“ (jap. 舎); Kurzzeichen auch für /shě/ (trad. 捨) „aufgeben, opfern, verzichten“. Ein einfaches Gebäude 余 /yú/ (vgl. phonetisch Nr.1459 舒 /shū/) mit  „Dach“ und 屮 „Stroh“ über 口. Die graphische und phonetische Ähnlichkeit mit 舌 /shé/ „Zunge“ (Nr.1958; dort erster Strich aber von rechts nach links!) trägt zur Verwirrung bei.

Nr.1345 码 (trad. 碼) /mǎ/ „Kennzeichen, Code“, Nummern-, Längenmaß- oder Gewichtsbezeichnung, Morphem in „Kaimauer“ 码头 /mǎtou/ und „digital“ 数码 /shùmǎ/. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 馬 ↓ 马 („Pferd“).

Nr.1346 赫 /hè/ „auffallend“, Familienname Hè, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Che-/He-Laute, Einheit Hertz. Ursprünglich „leuchtend rot, knallrot“: Verdoppelung von 赤 /chì/ „rot, nackt“ (einst ein Mensch 大über Feuer 火, Nr.1660).

Nr.1347 婆 /pó/ „ältere Frau“, Morphem in „Ehefrau, Schwiegermutter, Großmutter“. Signifikum „Frau“ 女unter Phonetikum 波 /bō/ („Welle“, Nr.664).

Nr.1348 魂 /hún/ „Seele, Geist (im Sinne von engl. spirit)“. Signifikum „Dämon, Geist“ 鬼 (/guǐ/, Nr.1042) mit Phonetikum 云 /yún/ („Wolken“, Nr.692).

Nr.1349 灾 (trad. auch 災 菑, frühe Form 烖) /zāi/ „Katastrophe, Unglück“. Auch die Form mit „Feuer“ 火 unter dem „Dach“ 宀 ist bereits vor 3000 Jahren belegt. Die Funktion der Komponente 巛 bleibt unklar, 𢦏 /zái/ „schneiden, verletzen“ kann als phonetisches wie semantisches Grundzeichen verstanden werden („Hiebaxt“ 戈 /gē/ und Phonetikum 才 /cái/!).

Nr.1348 魂 /hún/ „Seele, Geist (im Sinne von engl. spirit)“. Signifikum „Dämon, Geist“ 鬼 (/guǐ/, Nr.1042) mit Phonetikum 云 /yún/ („Wolken“, Nr.692).

Nr.1349 灾 (trad. auch 災 菑, frühe Form 烖) /zāi/ „Katastrophe, Unglück“. Auch die Form mit „Feuer“ 火 unter dem „Dach“ 宀 ist bereits vor 3000 Jahren belegt. Die Funktion der Komponente 巛 bleibt unklar, 𢦏 /zái/ „schneiden, verletzen“ kann als phonetisches wie semantisches Grundzeichen verstanden werden („Hiebaxt“ 戈 /gē/ und Phonetikum 才 /cái/!).

Nr.1350 洪 /hóng/ „Flut, Hochwasser, groß, gewaltig“, Fanilienname Hóng. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 共 /gòng/ („gemeinsam, geteilt“, Nr.330).

Nr.1351 腿 /tuǐ/ „Bein“, daraus abgeleitet auch „Schinken“, ursprünglich wohl „Unterschenkel“. Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月 mit Phonetikum 退 /tuì/ („zurücktreten, sich zurückziehen“, Nr.723).

Nr.1352 胆 (trad. 膽) /dǎn/ „Galle(nblase), Mut, Tapferkeit“. Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月, rechts Phonetikum 詹 /zhān/ („gesprächig“), im Kurzzeichen stattdessen 旦 /dàn/ („Morgensonne“, Nr.1300).

Nr.1353 津 /jīn/ „Furt, Fähre, Speichel“, v.a. in den Städtenamen Tiānjìn 天津 und Niújìn 牛津 (= Ox-ford!). Signifikum „Wasser“ 水 → 氵, ursprünglich mit einem Boot 舟 und einem Vogel 隹, die früh durch das ungewöhnliche Phonetikum 𦘔 /jīn/ (etwa „Schriftverzierung“) ersetzt wurden, das bald zum funktionslosen Subgraphem 聿 (/yù/, einer Hand mit Schreibgerät) gekürzt wurde.  

Nr.1354 俗 /sú/ „Sitte, volkstümlich, populär, vulgär“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻 mit Phonetikum谷 /gǔ/ („Tal“, Nr.1095).

Nr.1355 辩 (trad. 辯, jap. 弁) /biàn/ „erörtern, debattieren, diskutieren“. Grundzeichen und Phonetikum 辡 /biàn/ (zwei Dolche) „unterscheiden“. Darin als Signifikum „sprechen“ 言 → 讠. Vgl. Nr.367 辦 ↓ 办 /bàn/ „erledigen“ und Nr.1910 辨 /biàn/ „unterscheiden“. Die jap. Kürzung 弁 sollte ursprünglich ab 1977 (2. Kurzzeichenreform) auch in China gelten.

Nr.1356 胸 /xiōng/ „Brust, Gesinnung, Herz“. Dem Grundzeichen 匈 /xiōng/ „Brust“ (Phonetikum 凶 /xiōng/ „Grube“; zur „Umhüllung“ 勹 vgl. ähnlich Nr.454 包 /bāo/ „Embryo“) wurde früh noch einmal Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月hinzugefügt. Als Bronzezeichen auch胷.

Nr.1357 晓 (trad. 曉, jap. 暁) /xiǎo/ „Morgendämmerung, wissen, erleuchten, erklären“, auch beliebt in Personennamen. Signifikum „Sonne“ 日 mit Phonetikum 堯 ↓ 尧 /yáo/ (3x „Erde“ 土 angehäuft 垚 auf einem Podest: „hoch, groß“; vgl. Nr.1201 燒 ↓ 烧 /shāo/ „brennen“).

Nr.1358 劲 (trad. 勁) /jìn/ „Kraft, Energie, Schwung, Interesse“, /jìng/ „kräftig“. Rechts Signifikum „Kraft“ 力, links Phonetikum 巠 ↓ 𢀖 /jīng/ („Webstuhl“).

Nr.1359 贫 /pín/ „arm, unzulänglich“. Unten Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, oben Phonetikum 分 /fēn/ „teilen, trennen“ (Nr.79), das sich auch semantisch interpretieren lässt.

Nr.1360 仁 /rén/ Eine der konfuzianischen Tugenden: „Mitmenschlichkeit, Mitgefühl“, außerdem „Inneres, (Nuß-)Kern“. „Mensch“ 人 → 亻 /rén/ kann semantisch und phonetisch interpretiert werden, aber auch das Zeichen „zwei“ 二 (/èr/) ist offensichtlich semantisch zu verstehen. Vgl. die seltene Variante mit „Herz“ 忈.

Nr.1361 偶 /ǒu/ „Abbild, (Menschen-)Puppe, Partner, zufällig, gelegentlich, gerade (Zahl)“. Signifikum „Mensch“ 人 → 亻mit Phonetikum 禺 /yú/ (heute nur noch phonetisch verwendet, lt. manchen ein Affe, evtl. auch Bezug zum mythischen Kaiser 禹 /yǔ/). Vgl. Nr.899 遇 /yù/ „treffen“.

Nr.1362 辑 (trad. 輯) /jí/ „kompilieren, zusammenstellen, edieren, (Buch-)Ausgabe“, auch im Fremdwort 逻辑 /luójí/ „Logik“. Ursprünglich wohl die Sitzfläche eines Streitwagens, daher links Signifikum 車 ↓ 车 „Fahrzeug“, rechts das aus Mund 口 und Ohr 耳 zusammengesetzte Phonetikum 咠 /qì/ („ins Ohr flüstern“).

Nr.1363 邦 /bāng/ historische Bezeichnung für Feudalstaaten, heute „(Bundes-)Staat, Region“. Rechts Signifikum 邑 → 阝 „Region, Stadt”(/yì/), links Phonetikum 丰 /fēng/ („reich, üppig“, Nr. 1189).

Nr.1364 恢 /huī/ Einst „weit, offen“, heute vor allem „wiederherstellen, gesunden“. Zur ursprünglichen Bedeutung scheint das Signifikum „Herz, Gefühl“ 心 → 忄nicht recht zu passen. Rechts Phonetikum 灰 /huī/ („Asche, grau“, Nr.1311).

Nr.1365 赖 (trad. 賴, fälschlich auch 頼) /lài/ „gestützt auf, abhängen von, leugnen, beschuldigen“, Familienname Lài, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Lai-/Rei-Laute. Ursprünglich „Profit, Gewinn“ mit Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, links und oben Phonetikum 剌 /lá/ („aufschlitzen“ mit „Messer“ 刀 → 刂 → ⺈). Eventuell davon abgeleitet Nr.691 负 (trad. 負) /fù/ „auf dem Rücken tragen, sich stützen auf“?

Nr.1366 圈 /quān/ „Kreis, Ring, einkreisen, umzäunen“/juān/ „einzäunen, ins Gefängnis werfen“ /juàn/ „Stall, Koppel“. Das Signifikum „Umzäunung, Mauerring“ 囗 umgibt das Phonetikum 卷 /juǎn/ („Rolle“, Nr.1016). Vgl. Nr.576 圍↓ 围 /wéi/ „umgeben, beschützen“

Nr.1367 摸 /mō/ „berühren, streicheln, tasten, auskundschaften“ /mó/ „kopieren“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 莫 /mò/ (eine Sonne 日, die zwischen Gräsern 茻 → 莽 /mǎng/ untergeht, Nr.955).

Nr.1368 仰 /yǎng/ „den Kopf heben, aufblicken, respektieren“. Grundzeichen und Phonetikum 卬 /áng/ „hoch, aufblicken, ersehnen“, entstanden aus den mehrdeutigen Subgraphemen 匕 und卩, die hier wohl zwei Menschen darstellen (von denen der rechte kniet). Ergänzt nochmals um Signifikum „Mensch“ 人 → 亻.

Nr.1369 润 (trad. 潤) /rùn/ „glatt, geschmeidig, feucht, schmieren, verbessern, Profit“, neuerdings auch als Wortspiel für „leave (China)“ (= run!). Signifikum „Wasser, Flüssigkeit“ 水 → 氵 mit Phonetikum 閏 → 闰 /rùn/ „zusätzlich, hinzugefügt, Schalt(-jahr, -tag)“.

Nr.1370 堆 /duī/ „anhäufen, Stapel, Hügel“. Links Signifikum „Erde“ 土, rechts Phonetikum 隹 /zhuī/ („Vogel“). Ursprünglich 𠂤 (auch 垖), das auch im häufigen Signifikum 阜 → 阝 /fù/ „Erdhügel“ enthalten ist.

Nr.1371 碰 (trad. auch 掽) /pèng/ „(an)stoßen, zusammenstoßen, treffen“. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 並 /bìng/ („verbinden“, entstanden aus 竝 zwei nebeneinander stehenden Menschen, heute 并, Nr.141).

Nr.1372 艇 /tǐng/ „Boot“ (auch militärisch). Links Signifikum „Boot“ 舟, rechts Phonetikum 廷 /tíng/ „Hof (eines Palastes)”. In 廷 /tíng/ das seltene Signifikum „Bauwerk“ 廴mit Phonetikum 壬 /tǐng/ (auch in Nr.285 聽 ↓ 听 /tīng/ „hören“). Vgl. Nr.931 庭 /tíng/ „Halle“.

Nr.1373 稍 /shāo/ „ein wenig, ein bisschen“. Ursprünglich wachsender Getreidesproß, daher Signifikum „Getreide“ 禾 mit 肖 /xiào/, das den kleiner 小 (/xiǎo/, auch phonetisch!) werdenden Mond 月 darstellt (vgl. 宵/xiāo/ „Nacht“). Als semantisches Etymon steht 肖 auch in anderen Zeichen für „Verkleinerung“, vgl. Nr.439 消, Nr.904 销 (beide /xiāo/).

Nr.1374 迟 (trad. 遲, jap. 遅) /chí/ „langsam, verspätet“. Signifikum „Fortbewegung“ 辵 → 辶 mit Phonetikum 犀 /xī/ „Nashorn“ (darin unten „Rind“ 牛, oben Variante von 尾 /wěi/, Nr.1282), das in der Kurzzeichenreform durch das Längenmaß 尺 /chǐ/ (Nr.1474) ersetzt wurde – im japanischen Kanji hingegen durch 尸 mit einem „Schaf“ 羊.

Nr.1375 辆 (trad. 輛) /liàng/ „Fahrzeug“ (Zähleinheitswort). Die ersten Wagen besaßen zwei Räder, daher Grundzeichen Nr.133 兩 ↓ 两 /liǎng/ „zwei“, ergänzt durch Signifikum „Fahrzeug“ 車 ↓ 车 (/chē/).

Nr.1376 废 (trad. 廢, jap. 廃) /fèi/ „abschaffen, unbrauchbar, Müll“. Ursprünglich wohl „einstürzen“, daher Signifikum „Behausung, Dach“ 广 mit Phonetikum 發 ↓ 发 /fā/ („aussenden, hervorbringen, entwickeln“, Nr.47).

Nr.1377 净 (trad. 淨, jap. 浄, arch. 瀞) /jìng/ „sauber, restlos, nur, netto“. Signifikum „Wasser, Flüssigkeit“ 水 → 氵 (bzw. „Eis“ 仌 仒 → 冫 ) mit Phonetikum 爭 ↓ 争 /zhēng/ („streiten“, Nr.344) bzw. 靜 ↓ 静 /jìng/ („ruhig“, Nr.722).

Nr.1378 凶 (trad. auch 兇) /xiōng/ „unheilvoll, böse, schrecklich“. Für Menschen trad. mit Beinen 儿: 兇. Einst Darstellung einer Fallgrube. Phonetikum in Nr.1356 匈 → 胸 /xiōng/ „Brust“.

Nr.1379 署 /shŭ/ „jm. einsetzen, Amt, Anordnungen, unterzeichnen“. Signifikum „Netz“ 罔 → 网 → 罓 über Phonetikum 者 /zhě/ (Nr.103). Graphisch und semantisch sehr ähnlich mit Nr.677 置 /zhì/ „einsetzen, installieren“.

Nr.1380 壁 /bì/ „Wand, Mauer“. Signifikum „Erde“ 土 unter Phonetikum 辟 /bì/ (einst „bestrafen, ausweichen, überprüfen“).

Nr.1381 御 /yù/ „lenken“ (auch 馭 ↓ 驭); „kaiserlich, sich wehren, widerstehen“ (trad. auch 禦). Oben mittig das Phonetikum 午 /wǔ/, rechts eine kniende Gestalt 卩, links und unten „Weg“ 彳+ „Fuß“ 止 (in anderen Zeichen → 辵 → 辶) „sich fortbewegen“, wobei 止 mit 午 verschmolzen ist.

Nr.1382 奉 /fèng/ „höflich überreichen, in Empfang nehmen, hochschätzen“. Zwei Hände von links und rechts empfangen ein 丰 /fēng/ (auch phonetisch, Nr.1189), eine dritte Hand 手 → 扌kommt von unten (vgl. auch Nr.586 舉 ↓ 举 /jǔ/ „(an)heben“ sowie Nr.2353 捧 /pěng/ „in beiden Händen halten“.

Nr.1383 旋 /xuán/ „sich drehen, kreisen, zurückkehren“ /xuàn/ „wirbelnd, drehen“, „rund schälen, rund schleifen“ (auch 鏇 ↓ 镟). Signifikum „Fuß“ 足 → 疋 (/shū/), Phonetikum links und oben 㫃 /yǎn/ („Banner, Flagge”).

Nr.1384 冬 /dōng/ „Winter“. Ursprünglich zwei Enden eines Seils 夂 „verknoten, beenden“ (heute Nr.558 終 ↓ 终 /zhōng/ „Ende, schließlich“). Die beiden Einzelstriche bilden aber auch einen Bezug zu „Eis“ (仌 oder 仒, als Signifikum meist 冫).

Nr.1385 矿 (trad. 礦 鑛, jap. 鉱) /kuàng/ „Erz, Erzlager, Mine, Bergwerk“. Signifikum „Stein“ 石 (oder „Metall“ 金 ↓ 钅) mit Phonetikum 廣 ↓ 广 /guǎng/ („weit, breit“, Nr.468).

Nr.1386 抬 /tái/ „hochheben, (zu mehreren) tragen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 台 /tái/ („Plattform, Stufe”, Nr.388).

Nr.1387 蛋 /dàn/ „Ei, eiförmig“. Signifikum 虫 /chóng/„Kleintier“, darüber ursprünglich Phonetikum 延 /yán/ („verlängern“, Nr.1103; → 蜑), das schon früh graphisch zu 疋 (/shū/) gekürzt wurde.

Nr.1388 晨 (arch. auch 䢅) /chén/ „Morgen“. Signifikum „Sonne“ 日 über Phonetikum 辰 /chén/ („Spitzhacke, Pflug“). 辰 /chén/ selbst steht als fünftes Erdzweig-Zeichen ebenfalls für die Morgenstunden (vgl. Nr.1004 午 /wǔ/ „Mittagszeit“).

Nr.1389 伏 /fú/ „sich beugen, hinab, sich verbergen“, phonetisch entlehnt für die Einheit „Volt“. Ursprünglich ein Mensch, der sich zu Boden warf, schon in Bronzezeichen ersetzt durch einen Hund 犬 (/quǎn/), der nun vor dem Menschen zu kuschen scheint.

Nr.1390 吹 /chuī/ „blasen, pusten, wehen“, auch „prahlen, sich entzweien“. Ein geöffneter Mund 欠 (/qiàn/), ergänzt um einen weiteren Mund 口.

Nr.1391 鸡 (trad. 雞, auch 鷄) /jī/ „Huhn“. Im traditionellen Zeichen Phonetikum 奚 /xī/ (ein an einer Leine geführter Sklave) mit Signifikum „(Hühner-?)Vogel“ 隹 (/zhuī/), im Kurzzeichen mit Signifikum „(Sing-?)Vogel“ 鳥 ↓ 鸟 (/niǎo/) und dem – hier abstrakten – Subgraphem 又. Der Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Vogel-Zeichen  隹 /zhuī/ und 鳥 ↓ 鸟 /niǎo/ ist bis heute umstritten.

Nr.1392 倍 /bèi/ „vervielfachen, -fach, -mal“, ZEW. Im Shuowen noch „zuwiderhandeln“ (verwandt mit Nr.315 北 → 背 /bèi/ „Rückseite“?). Signifikum „Mensch“ 人 → 亻mit Phonetikum 咅 /pǒu/ (Variante von 否 /fǒu/ „nicht”).

Nr.1393 糊 /hú/ „Kleber, verklebt, verwirrt, angebrannt“ /hù/ „Paste, Brei“ /hū/ „verkleben“. Links Signifikum (klebender) „Reis“ 米, rechts Phonetikum 胡 /hú/ („Fleischlappen, Bart“, Nr.806, darin 古 /gǔ/). Archaisch auch 𪏻 /hú/ mit Signifikum „klebrige Hirse“ 黍 (/shǔ/), vgl. 黏 ↓ 粘 /nián/ „klebrig“.

Nr.1394 秦 /qín/ Familien- und Dynastiename Qín. Zwei Hände von links und rechts 廾 halten einen Stößel 午 (mit Mörser 臼: 舂 /chōng/ „zerstoßen“, vgl. auch 臿 → 插 /chá/ „im Mörser zerstoßen“), darunter „Getreide“ 禾. Vgl. auch Nr.921 春 /chūn/ „Frühling“.

Nr.1395 盾 /dùn/ „Schild“ (矛盾 /máodùn/ „Lanze – Schild“ → „Widerspruch“, vgl. Nr.1441 矛 /máo/). Ursprüngliche Form ähnlich 中 oder 申, erst ab der Qin-Zeit in dieser weniger intuitiven Form belegt.

Nr.1396 杯 /bēi/ „Tasse, Becher, Glas, Pokal“. Signifikum „Holz“ 木 mit Phonetikum 不 /bù/. Frühe (und teils plausiblere) Varianten auch 盃 (皿 „Behälter“), 桮 (否 /fǒu/), 柸 (丕 /pī/).

Nr.1397 租 /zū/ „mieten, vermieten, Pacht“. Ursprünglich eine Art Getreidesteuer: Links Signifikum „Getreide“ 禾, rechts Phonetikum 且 /zǔ/ /jū/ (vgl. Nr.296 且 /qiě/).

Nr.1398 骑 /qí/ „reiten, Rad fahren“. Signifikum „Pferd“ 馬 ↓ 马 mit Phonetikum 奇 /qí/ („seltsam, erstaunlich“ Nr.563).

Nr.1399 乏 /fá/ „unzureichend, fehlen“. Was wie ein altes Kurzzeichen aussieht, war eigentlich 𠂜, also ein spiegelverkehrtes 正 /zhèng/: Der erste Strich kommt von rechts 丿 statt von links 一 und steht über einem spiegelverkehrten „Fuß“ 止 /zhǐ/: Das Gegenteil von 正 /zhèng/ „richtig, korrekt“ (Nr.129; vgl. auch Nr.44 之 /zhī/).

Nr.1400 隆 (jap. 𨺓) /lóng/ „erhaben, feierlich, reichlich“ /lōng/ (Trommelklang). Ursprünglich „sich wölben, Erhebung“. Als Signifikum scheint 阜 → 阝 „Erdhügel“ daher zwar plausibel, tatsächlich ist das Signifikum wohl 土 „Erde“, ergänzt um das komplexe Phonetikum 降 /jiàng//xiáng/ (Nr.744). Dessen Subgraphem 㐄 hat sich mit 土 „Erde“ zu 一 und 生 /shēng/ verbunden. (Im jap. Kanji entfällt 一.)

Nr.1401 诊 (trad. 診) /zhěn/ „medizinisch behandeln, untersuchen“. Dass die Befragung von Patienten ein Kernelement der Diagnostik war, zeigt sich im Signifikum „sprechen“ 言 ↓ 讠, das hier mit dem Phonetikum 㐱 /zhěn/ („dicke Haare“, später鬒) kombiniert wurde.

Nr.1402 奴 /nú/ „Sklave(n), Leibeigene“, eine Hand 又 ergreift eine Frau 女 /nǚ/, die auch als Phonetikum interpretiert werden kann. Viele Quellen interpretieren 女 jedoch semantisch und geschlechtsneutral lediglich als kniende Person.

Nr.1403 摄 (trad. 攝, jap. 摂) /shè/ „aufnehmen (auch Fotos/Filme), absorbieren, sich pflegen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 聶 ↓ 聂 /niè/ (drei Ohren 耳 → „flüstern“).

Nr.1404 丧 (trad. 喪) /sāng/ „Begräbnis, Trauer“ /sàng/ „jm. verlieren“. Einst mehrere, heute zwei (schreiende) Münder 口口, dazwischen einst das heute nicht mehr erkennbare Phonetikum 桑 /sāng/ („Maulbeerbaum“) bzw. unten 兦 → 亡 /wáng/ „sterben“. In anderen frühen Formen ist auch 哭 „weinen“ (/kū/, Nr.1210) zu erkennen.

Nr.1405 污 (hist. 汙, Var. 汚) /wū/ „Schmutz, dreckig, verschmutzen, korrupt“. Ursprünglich „stehendes Wasser“: Signifikum „Wasser“ 水 → 氵mit Phonetikum 亏 /yú/ (hier nicht /kuī/, sondern Variante von 于 /yú/, Nr.40).

Nr.1406 渡 /dù/ „(ein Gewässer) überqueren, überwinden, Fährstelle“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 度 /dù/ (Nr.184: „messen, Grad“), das als Verb „Zeit verbringen“ auch in ähnlicher Funktion verwendet wird.

Nr.1407 旗 /qí/ „Banner, Flagge, Wimpel“. Signifikum 㫃 (/yǎn/) mit gleicher Bedeutung, in der Qin-zeit wurde das Phonetikum 其 /qí/ (Nr.85) hinzugefügt. Weitere Zeichen mit Signifikum 㫃 „Banner“: Nr.549 族 /zú/ Nr.553 施 /shī/ Nr.695 游 /yóu/ Nr.950 旅 /lǚ/ Nr.1383 旋 /xuán/.

Nr.1408 甘 /gān/ „süß“, Eigenname, u.a. in Provinz Gānsù 甘肃. Etwas 一 steckt in einem geöffneten Mund 口, vgl. 曰 /yuē/ „sprechen“. Eng verwandt mit Nr.937 含 /hán/ „im Mund haben“ und Nr.2020 甜 /tián/ „süß“ (mit zweitem Signifikum „Zunge“ 舌 /shé/).

Nr.1409 耐 /nài/ „ertragen, aushalten“. Ursprünglich „den Bart abrasieren“ als leichte Strafe, deshalb Signifika „Bart“ 而 /ér/ (Nr.36) und „Hand“ 寸 /cùn/ (archaisch auch 耏 mit „Haaren“ 彡), daraus die heutige, übertragene Bedeutung.

Nr.1410 凭 (trad. 凴 憑 慿) /píng/ „sich anlehnen, sich auf etw. verlassen, Beweis, gemäß, egal wie“. Signifikum ursprünglich „Tisch“ 几, in der übertragenen Bedeutung „Herz“ 心. Traditionell mit馮 ↓ 冯, /píng//féng/ (Phonetikum 冫/bīng/!), das die gleiche Bedeutung haben konnte; im Kurzzeichen stattdessen das semantisch ähnliche 任 /rèn/ (Nr.186).

Nr.1411 扎 /zhā/ „stechen, durchbohren, anzapfen, befestigen“; als Kurzzeichen auch /zā/ „verbinden, Bündel“ /zhá/ „kämpfen“ (beide trad. mit 糸 „Seide“ 紥 紮). Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit abstraktem Graphem 乚, das hier als Variante des Phonetikums 乙 /yǐ/ interpretiert wird.

Nr.1412 抢 (trad. 搶) /qiǎng/ „rauben, kämpfen, schnell erledigen, kratzen“ /qiāng/ „anklopfen, entgegengesetzt“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 倉 ↓ 仓 /cāng/ („Warenspeicher”, Nr. 671 食 „essen“ über 口).

Nr.1413 绪 (trad. 緒) /xù/ „zentrales Motiv, Gemütszustand, Laune, Tat“. Eigentlich Anfang und Ende eines Fadens, daher links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts 者, heute /zhӗ/ (Nr.103), das als offenbar schon früh verwendetes Phonetikum heute als /dōu//dǔ//tú//zhǔ//zhù//shǔ//shē/ oder eben auch /xù/ gelesen werden kann.

Nr.1414 粗 /cū/ „grob, dick, roh, kräftig, nachlässig, vulgär“. Ursprünglich grober Reis, daher Signifikum 米 „Reis“ mit Phonetikum 且 /zǔ//jū/ (vgl. Nr.296 且 /qiě/). Frühe Formen auch 觕, 麁 oder auch 麤 (drei Hirsche), die alle Bezug zu „Geweih, Hörnern“ in sich tragen.

Nr.1415 肩 /jiān/ „Schulter(blatt), auf die Schulter nehmen“. Signifikum „Fleisch“ 肉 → 月 und ein „Türflügel“ 户 (/hù/, Nr.801, in der Qin-Siegelschrift noch wie der linke Teil von 門 /mén/ „Tür“). Ob 户 einst einen Arm darstellte oder das Schulterblatt als eine Art Tür-Flügel gesehen wurde, bleibt im etymographischen Dunkel.

Nr.1416 梁 /liáng/ „Steg, Brücke, (Dach-)Querbalken“, Familienname Liáng. Zwei Signifika „Wasser“ 水 → 氵 und „Holz“ 木, dazu rechts oben Phonetikum 刅 /chuāng/ (mit „Messer“ 刀 → 刂, frühe Form von Nr.635 創 ↓ 创 /chuàng/ „erfinden, kreieren“).

Nr.1417 幻 /huàn/ „unwirklich, magisch, Illusion, Fantasie“. Die etymographische Entwicklung bleibt letztlich unklar: Offenbar ein um 180 Grad gedrehtes 予 /yǔ/ (Nr.925), das als Variante von 呂 /lǚ/ (zwei metallene Gegenstände oder Kokons) mit 亅 darunter gilt. Dieser Strich zeigte in 幻 also einst nach oben (jetzt 𠃌). Wohl kein Bezug zu 幺 /yāo/ „jung, zart“, eher zu 玄 /xuán/ „dunkel, tiefgründig“.

Nr.1418 菲 /fěi/ „bescheiden“, heute vor allem /fēi/ als phonetische Transkription z.B. für „Phenantren“ und andere fi-/fe-/fei-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (菲律宾 Fēilǜbīn „Philippinen“). Ursprünglich eine Rettichpflanze, daher Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit Phonetikum 非 /fēi/ (Nr.283).

Nr.1419 皆 /jiē/ „jedes, beide, alle“ (schriftsprachlich). Zwei Menschen 比 über einem „Mund“ 曰 / 甘 (Nr.1408 /gān/ „süß“), der allerdings bald wie 白 (/bái/ „weiß“, Nr.286) geschrieben wurde.

Nr.1420 碎 (jap. 砕) /suì/ „zerbrechen, zerreißen, schwatzhaft“. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 卒 /zú/ („beenden, abschließend“, später v.a. „Soldat, Diener“; ursprünglich ein fertiggestelltes Kleidungsstück 衣 über 十).

Nr.1421 宙 /zhòu/ „Universum, Kosmos“, ursprünglich „Raum“: Pfeiler und Querbalken eines Hauses, daher Signifikum „Dach“ 宀 über Phonetikum 由 /yóu/ (Nr.136).

Nr.1422 叔 /shū/ uncle in direct address „Onkel, Schwager“, Anrede für Männer. Ursprünglich „den Boden pflügen“, phonetisch entlehnt. 尗 /shū/ (auch Phonetikum) stellt das Gerät zum Umgraben des Bodens dar, ergänzt durch eine Hand 又.

Nr.1423 岩/yán/ „Felsen, Kliff“. Diverse traditionelle Varianten 嵓 嵒 碞 sowie mit Phonetikum 嚴/yán/ (↓ 严 „strikt, streng“, Nr.545) auch 巖 礹 巗. Signifika „Stein“ 石 und/oder „Berg“ 山. Eng verwandt mit dem seltenen Signifikum 屵 /àn/ bzw. Nr.971 岸 /àn/ „Ufer, Küste“.

Nr.1424 荡 (trad. 蕩, seltener 盪) /dàng/ „schwingen, schaukeln, spülen, beseitigen, hinwegfegen“. Angesichts des großen Wortfeldes bleibt unklar, ob „Wasser“ 水 → 氵 oder „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 (oder beide) das Signifikum darstellen. In jedem Fall ist 昜 ↓ 𠃓 /yáng/ das grundlegende Phonetikum (vgl. Nr.650 陽 ↓ 阳 /yáng/ „Sonne“).

Nr.1425 综 (trad. 綜) /zōng/ „zusammenfassen“. Ursprünglich das Verweben der Kettfäden mit den quer laufenden Schussfäden zu Textilien, daher links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 宗 /zōng/ („Vorfahren, Religion“, der Ort der Ahnenverehrung, Nr.727). Evtl. verwandt mit Nr.228 總 縂 ↓ 总 /zǒng/ „bündeln, zusammenfassen, jederzeit“.

Nr.1426 爬 /pá/ „kriechen, klettern“. Das Hand-Signifikum „Kralle, Klaue“ 爪 (/zhuǎ/) kommt nur hier in dieser Links+unten-Struktur vor (sonst fast immer in der Form 爫), hier ergänzt durch das Phonetikum 巴 /bā/ (angeblich eine Riesenschlange). 

Nr.1427 荷 /hé/ „Lotos“, Morphem in „Pfefferminze“ und phonetische Transkription für He-/Ho-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (z.B. 荷兰 Hélán „Holland“ → „Niederlande“) /hè/ „eine Bürde tragen, Verantwortung“ (ursprünglich 何). Signifikum „Gras, Pflanze“ 艸 → 艹 mit Phonetikum 何 /hé/ (heute schriftsprachlich „was, warum, wie”, Nr.229) bzw. 可 /kě/.

Nr.1428 悉 /xī/ „wissen, vertraut sein mit, detailliert, ganz“, phonetische Transkription für Si-Laute in fremdsprachigen Eigennamen (z.B. Sydney 悉尼 /Xīní/). Signifika „Herz“ 心 und „Tierspuren“ → „unterscheiden“ 釆 (/biàn/, heute Nr.1910 辨 /biàn/).

Nr.1429 蒂 (trad. /dì/ „Blütenkelch, Knospe, Ansatzpunkt einer Frucht“, phonetische Transkription für Di-/Ti-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Signifikum 艸 → 艹 „Gras, Pflanze“ mit Phonetikum 帝 /dì/ („Herrscher”, Nr.612). Im Han-zeitlichen Wörterbuch Shuowen noch 蔕 mit Phonetikum 帶 /dài/.

Nr.1430 返 /fǎn/ „zurückkehren“. Erweiterung des Zeichens Nr.237 反 /fǎn/ „umdrehen” (auch Phonetikum) durch das Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“.

Nr.1431 井 (früher auch 丼 坓) /jǐng/ „Brunnen“. Abbildung der vier Holzbohlen, die einen Brunnen einfassen. Bedeutungsähnliche Varianten: 阱 穽 /jǐng/ „Falle, Fallgrube“. Als Phonetikum wird 井 in traditionellen Zeichen zu 开 (vgl. Nr.269 形 /xíng/ und Nr.1087 刑 /xíng/, aber in modernen Kurzzeichen Nr.81 進 ↓ 进 /jìn/ und Nr.555 講 ↓ 讲 /jiǎng/ nicht).

Nr.1432 壮 (trad. 壯) /zhuàng/ „kräftig, robust, großartig, verstärken“, Volk der Zhuàng. Rechts Signifikum „Krieger, ausgebildete Person“ 士, links Phonetikum 爿 ↓ 丬 /qiáng/ („Holzscheit, Brett“).

Nr.1433 薄 /bó//báo/ „dünn, fade, bescheiden, kleinlich, leichtsinnig, geringschätzen, sich nähern“, Familienname Bó. /bò/ in 薄荷 /bòhe/ „Pfefferminze“. Ursprünglich wohl „Dickicht, Gestrüpp“: Signifikum 艸 → 艹 „Gras, Pflanze“ mit Phonetikum 溥 /pǔ/ („weit, breit“).

Nr.1434 悄 /qiǎo//qiāo/ „betrübt, still, leise“. Links Signifikum 心 „Herz, Gefühl“ in der Variante 忄, rechts Phonetikum 肖 /xiào/, der kleiner 小 (/xiǎo/, auch phonetisch!) werdende Mond 月.

Nr.1435 扫 (trad. 掃) /sǎo/ „zusammenkehren, umherschweifen, beseitigen“. Eine Hand mit einem Besen 帚 (/zhǒu/ „Besen“, im Kurzzeichen nur noch die Hand 彐), ergänzt um eine weitere Hand 手 → 扌. Vgl. Nr.932 婦 ↓ 妇 /fù/ „(verheiratete) Frau“.

Nr.1436 敏 /mǐn/ „flink, behende, sensibel“. Die „schlagende Hand“ 攴 → 攵 ist das grundsätzlich rechts stehende Signifikum, links Phonetikum 每 /měi/ (heute „jede/r/s“, Nr.359). Bezug zu Nr.1296 繁 /fán/ „massenhaft, kompliziert“ unklar.

Nr.1437 碍 (trad. 礙) /ài/ „behindern, blockieren“. Signifikum „Stein“ 石 mit Phonetikum 疑 /yí/ („zweifeln“, Nr.698), im Kurzzeichen ersetzt durch die bereits verbreitete Kurzform 碍 mit 㝵, eigentlich eine Frühform von 得 /dé/ (Nr.39).

Nr.1438 殖 /zhí/ „zeugen, reproduzieren“, heute auch „kolonisieren“. Einst wohl ein verrottender Körper, daher Signifikum 歹 /dǎi/ „Knochen, Gerippe“. Phonetikum 直 /zhí/ (Nr.255, „gerade, aufrecht”). Das heutige Bedeutungsfeld scheint nicht zum Signifikum zu passen, evtl. ursprünglich mit „Fleisch“ 肉 → 月: 䐈 /zhí/ (auch „Fett, kleben“).

Nr.1439 详 (trad. 詳) /xiáng/ „ausführlich, detailliert“. Links Signifikum „sprechen“ 訁 ↓ 讠, rechts Phonetikum 羊 /yáng/ („Schaf, Ziege“, Nr. 1337).

Nr.1440 迪 /dí/ „anleiten, führen“, heute v.a. phonetische Transkription für Di-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Signifikum 辵 → 辶 „Fortbewegung“ mit angeblich Phonetikum 由 /yóu/ (Nr.136, Etymographie unklar).

Nr.1441 矛 /máo/ „Speer, Lanze“. Abbildung einer Lanze. Meist in Kombination mit Nr.1395 盾 /dùn/ „Schild“: 矛盾 /máodùn/ „Lanze – Schild“ → „Widerspruch“. Trotz der heute großen Ähnlichkeit kein Bezug zu Nr.925 予 /yǔ/.

Nr.1442 霍 /huò/ (auch /hè//suǒ/, Variante 靃) „plötzlich“, Familienname Huò, phonetische Transkription für Cho-/Ho-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Wohl das plötzliche Auffliegen von Vögeln 隹 bzw. 雔; ob der „Regen“ 雨 /yǔ/ darin ursprünglich phonetisch war oder ebenfalls semantische Funktion besitzt, ist unklar.

Nr.1443 允 /yǔn/ „erlauben, gerecht“. Ein Mensch, der den Kopf zustimmend senkt. Nach anderen oben evtl. ein phonetisches Element 已 → 厶 /yǐ/.

Nr.1444 幅 /fú/ „Stoffbahn, Rolle“, ZEW für (Roll-)Bilder und Stoffe. Signifikum „Stoff, Tuch“ mit Phonetikum 畐 /fú/ (ursprünglich ein hohes Gefäß).

Nr.1445 撒 /sǎ/ „ausstreuen, verschütten“ /sā/ „loslassen, sich gehen lassen“. Erweiterung von und Bedeutungsüberlappung mit Nr.866 散 /sàn/ „trennen, ausstreuen“ /sǎn/ „verstreut, sich lösen“ (Signifikum „schlagende Hand“ 攴 → 攵, Rest unklar) durch Hinzufügung einer weiteren Hand 手 → 扌.

Nr.1446 剩 (jap. 剰) /shèng/ „übrig bleiben“. Rechts Signifikum „Messer“ 刀 →刂, links Phonetikum 乘 /chéng/ („besteigen, fahren mit“, Nr.1231: ein Mensch 大, der auf einen Baum 木 oder ein Fahrzeug 車 klettert).

Nr.1447 凯 (trad. 凱) /kǎi/ „siegreich, triumphierend“ (häufig in männl. Personennamen). Ursprünglich der Rhythmus siegreicher Trommeln: Das grundlegende Zeichen 豈 ↓ 岂 /qǐ//kǎi/ stellt eine Trommel dar (vgl. ähnlich 壴 in Nr.1123 鼓 /gǔ/ „Trommel“), die hier durch das Phonetikum 几 /jǐ/ („Tischchen“) ergänzt wird. Eng verwandt auch mit Nr. 3432 愷 ↓ 恺 /kǎi/ „fröhlich“.

Nr.1448 颗 (trad. 顆) /kē/ „Kügelchen“ (ZEW für runde Dinge wie Bohnen, Tropfen, Sterne, Herzen oder Bomben). Rechts Signifikum „Kopf“ 頁 ↓ 页 (Nr.1128), links Phonetikum 果 /guǒ/ („Frucht“, Nr. 165).

Nr.1449 骂 (trad. 罵 → 駡) /mà/ „schimpfen, fluchen, tadeln“. Ursprünglich ein Netz 网 → 罒, später evtl. in Analogie zu Nr.1210 哭 /kū/ („weinen, heulen“) umgedeutet in zwei Münder 口口, darunter das Phonetikum /mǎ/ 馬 ↓ 马 („Pferd“).

Nr.1450 赏 (trad. 賞) /shǎng/ „prämieren, auszeichnen, übereichen, bewundern“. Unten Signifikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, darüber semantisch und phonetisch 尚 /shǎng/ „hochschätzen, noch”, Nr. 878). Ursprünglich evtl. eine Variante von Nr.402 商 /shāng/ „Handel“; auch verwandt mit Nr.1329 償 ↓ 偿 /cháng/ „kompensieren, entschädigen“.

Nr.1451 液 /yè/ „Flüssigkeit“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 夜 /yè/ („Nacht“, Nr.665), einer ungewöhnlichen Amalgamierung aus einer Variante des Signifikums 月 „Mond“ und dem ebenfalls entstellten Phonetikum 亦 /yì/, das eigentlich „Achseln“ zeigt und heute 腋 /yè/ geschrieben wird.

Nr.1452 番 (selten auch 畨) /fān/ ZEW für Handlungen oder Sorten; „fremdländisch“ /pān/ Familienname Pān. Zusammensetzung aus釆 /biàn/ „Tierspur“ → „unterscheiden“ und scheinbar „Feld“ 田, das tatsächlich hier eine Tierpfote oder Tatze darstellte (später mit 足 „Fuß“ erweitert zu 蹯 /fán/). Phonetikum in Nr.1027 翻 /fān/ „umdrehen, übersetzen“.

Nr.1453 箱 /xiāng/ „Kiste, Box, Koffer“. Signifikum „Bambus“ 竹 mit Phonetikum 相 /xiāng/ „einander, gegenseitig”; „Aussehen, Abbild“ (Nr.152).

Nr.1454 贴 (trad. 貼) /tiē/ „kleben, anlehnen, finanziell unterstützen“, auch „Streifen“ (historisch mit „Stoff, Tuch“ 帖). Historisch „Pfandleihe“: Links Signfikum „Muschel / Geld“ 貝 ↓ 贝, rechts Phonetikum 占 /zhān/ („weissagen”).

Nr.1455 漫 /màn/ „überfließend, entspannt“, auch in 浪漫 /làngmàn/ „roMANtisch“. Erweiterung von Nr.1224 曼 /màn/ „verlängern, ausdehnen“ (auf Orakelknochen zwei Hände über 爫und unter 又 dem Auge 目: „das Auge vergrößern“?) durch Signifikum „Wasser“ 水 → 氵.

Nr.1456 酸 /suān/ „sauer, Säure“. Signifikum „Amphore“ 酉 (/yǒu/, stellvertretend für Alkohol und Gärungsprozesse) mit Phonetikum 夋 /qún/ („langsam laufen“, darin unten „Fuß“ 夊und darüber Phonetikum Nr.1443 允 /yǔn/).

Nr.1457 郎 /láng/ „junger Mann, Bräutigam“, Familienname Láng. Links Phonetikum 良/liáng/ in gekürzter Form, rechts Signifikum邑 →⻏ „Stadt“ (/yì/).

Nr.1458 腰 /yāo/ „Taille, Hüfte“. Ursprünglich nur 要 (heute /yào//yāo/ „werden, wollen“, auch „wichtig, zentral“, Nr.26): Oben zwei Hände, die etwas ergreifen (wie 𦥑), unten Frau 女 (archaisch auch 大 bzw. Versionen, in denen die Hände seitlich die Taille eines Menschen greifen). Für dieses ursprüngliche Konzept ergänzt durch das Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月.

Nr.1459 舒 /shū/ „erstrecken, ausbreiten, gemächlich“, Familienname Shū. Die Zusammensetzung aus Nr.1344 舍 /shè/ „Hütte, Unterkunft“ und Nr.925 予 /yǔ/ „geben, gewähren” bleibt dubios; beide Komponenten werden semantisch wie auch als Phonetika betrachtet.

Nr.1460 眉 (archaisch 睂) /méi/ „Augenbraue, oberer Rand“. Grafische Darstellung eines Auges 目 mit der Braue 𠃜 darüber.

Nr.1461 忧 (trad. 憂) /yōu/ „sich Sorgen machen, beunruhigt, Kummer“. Ursprünglich 𢝊 oder 𢚧: „Kopf“ 頁 über „Herz“ 心, später mit „Fuß“ 夊. Im Kurzzeichen steht das Herz links 心 → 忄, rechts Phonetikum 尤 /yóu/.

Nr.1462 浮 /fú/ „auf der Oberfläche schwimmen, leichtfertig, flüchtig, aufgebläht, übermäßig“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 孚 /fú/ („Vertrauen schaffen“ – Hand 爪 → 爫über Kind 子). Vergleiche die Ähnlichkeit mit Nr.695 游 /yóu/ „schwimmen, herumreisen“.

Nr.1463 辛 /xīn/ „scharf, hart, mühsam“, in der klassischen Zählung der 8. Himmelsstamm, Familienname Xīn. Ein Dolch oder scharfer Meißel, der auch als Signifikum verwendet wird: Nr.2420 辣 /là/ „(geschmacklich) scharf“oder als 辡 /biàn/ „unterscheiden“ (auch Phonetikum). Nicht mit Nr.902 幸 /xìng/ „Glück” verwechseln!

Nr.1464 恋 (auch im Jap., trad. 戀) /liàn/ „an jm./etwas hängen, sich verlieben“. Unten Signifikum  „Herz“ 心, darüber Phonetikum 䜌 /luán/ „(Fäden 絲) durcheinanderbringen“ (vgl. auch Nr.765 乿 亂 ↓ 乱 /luàn/ „Chaos“), im Kurzzeichen regelhaft gekürzt.

Nr.1465 餐 /cān/ „Mahlzeit, Essen“. Signifikum „Essen“ 食 (↓ 饣/shí/ Nr.671), darüber Phonetikum 𣦻 → 𣦼 /cán/, das auch als Hand 又 interpretiert werden kann, die nach einem Stück Fleisch mit Knochen 歺 greift (vgl. 歹 in Nr.317 死 /sǐ/ „sterben, Tod“). Für das komplizierte 餐 findet man heute gelegentlich 歺 als inoffizielles Kurzzeichen (= zurückgenommene Zeichenreform von 1977).

Nr.1466 吓 (trad. 嚇) /xià/erschrecken, verblüffen“ /hè/ Laut des Verachtens. Signifikum „Mund“ 口 mit Phonetikum 赫 /hè/ („leuchtend, auffallend“, Nr.1346), das im Zuge der Kurzzeichenreform durch das einfachere und der häufigeren Aussprache entsprechende 下 /xià/ („unten“, Nr.42) ersetzt wurde.

Nr.1467 挺 /tǐng/ „herausziehen, aufrecht, standhalten, außerordentlich, ziemlich, sehr“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌mit Phonetikum 廷 /tíng/ („Hof eines Palastes”. In 廷 /tíng/ das seltene Signifikum „Bauwerk“ 廴mit Phonetikum 壬 /tǐng/ (auch in Nr.285 聽 ↓ 听 /tīng/ „hören“). Vgl. Nr.931 庭 /tíng/ „Halle“.

Nr.1468 励 (auch jap., trad. 勵) /lì/ „ermuntern, anspornen“. Rechts Signifikum 力 „Kraft“ (ebenfalls /lì/), links Phonetikum 厲 ↓ 厉 /lì/ („streng, heftig“, Nr.1339. Dessen Zusammensetzung aus 厂 „Klippe“ und Nr.322 萬 ↓ 万 /wàn/ „Skorpion“ → „zehntausend“ bleibt ungeklärt.)

Nr.1469 辞 (auch Jap.; trad. 辭 辤 𤔲) /cí/ „Abschied nehmen, ablehnen, kündigen, ausweichen“; hist. auch „Gerichtsverfahren, sprachlicher Ausdruck“ (letzteres heute meist Nr.959 詞 ↓ 词 /cí/ „Wort“). Der komplexe linke Teil 𤔔 mit zwei Händen von oben 爪 → 爫 und unten 又 (im Kurzz. 舌 /shé/ „Zunge“) ist die frühe Form von Nr.765亂 ↓ 乱 /luàn/ „Chaos“; rechts ein Dolch辛 (/xīn/, Nr.1463).

Nr.1470 艘 /sōu/ (in Taiwan /sāo/) ZEW für Schiffe. Signifikum „Boot“ 舟 mit Phonetikum 叟 /sōu/ (Urform von Nr.1564 搜 /sōu/ „suchen“, mit drei Händen 𦥑 又, heute vier 扌!).

Nr.1471 键 (trad. 鍵) /jiàn/ „Riegel, Schlüssel, Taste“. Links Signifikum „Metall“ 金 → 釒 ↓ 钅, rechts Phonetikum 建 /jiàn/ „erbauen, errichten“, Nr.244).

Nr.1472 伍 /wǔ/ „Trupp, kleine Gesellschaft“, fälschungssichere Schreibweise der Zahl fünf 五 /wǔ/. Grundbedeutung: fünf 五 Menschen 人 → 亻.
Weil hier noch Platz ist, hier eine Gegenüberstellung der Zahlzeichen 1-10 und ihrer fälschungssicheren Schreibweisen: 一壹 二貳 三叁 四肆 五伍 六陸 七柒 八捌 九玖 十拾

Nr.1473 峰 /fēng/ „Gipfel“ (auch im politischen Sinne). Signifikum „Berg“ 山 mit Phonetikum 夆 /fēng/ (aus „Fuß“ 夂 und 丰 /fēng/ Nr.1189: „treffen, entgegenlaufen“, heute Nr.2181 逢 /féng/).

Nr.1474 尺 /chǐ/ „Zollstock“, Längenmaß, etwa 1/3 Meter. Ein offenbar früh abstrahiertes Kurzzeichen. Möglicherweise phonetischer Bezug zu 尸 /shī/ „menschlicher Körper, Leiche“.

Nr.1475 昨 /zuó/ „gestern“. Singnifikum „Sonne“ 日 mit Phonetikum 乍 /zhà/ („Axt“). Alle Schriftzeichen mit der Komponente 乍 haben eine mit z- oder zh- beginnende Lautung: Nr.49 作 /zuò/, Nr.382 怎 /zěn/, Nr.976 炸 /zhà//zhá/ und Nr.2244 窄 /zhǎi/.

Nr.1476 黎 /lí/ „Vielfalt, Dunkelheit“; Familienname Lí; phonetische Transkription für einige Li-/Ri-Laute in fremdsprachigen Eigennamen. Zusammengesetzt aus dem Signifikum 黍 /shǔ/ „Hirse“ (Getreide 禾 in 入 Wasser 水) und 𥝢, einer Variante des Phonetikums 利 /lì/ („Profit“, Nr.155). Fun Fact: Beide Komponenten enthalten „Getreide“ 禾, das aber nur einmal geschrieben wird.

Nr.1477 辈 (trad. 輩) /bèi/ „vom gleichen Typus, Generation, Lebenszeit“. Ursprünglich eine Reihe von (gleichen) Streitwagen, daher Signifikum „Wagen“ 車 ↓ 车 (/chē/), darüber Phonetikum 非 /fēi/ (Nr.283).

Nr.1478 贯 (trad. 貫) /guàn/ „durchziehen, miteinander verbinden“. Ursprünglich zwei mit einer Schnur verbundene (Geld-)Muscheln 貝 ↓ 贝 /bèi/ übereinander, wobei die obere ihre Gestalt verändert hat. Obwohl 毌nur in dieser Kombination vorkommt, wird es heute oft als Phonetikum /guàn/ betrachtet.

Nr.1479 侦 (trad. 偵, selten 貞 遉) /zhēn/ „erkunden, auskundschaften“. Ursprünglich 貞 /zhēn/, die „Befragung“ eines Orakels: Oben 卜 /bǔ/ „weissagen“, darunter eine gekürzte Form des Bronzekessels 鼎 /dǐng/ → 貝. (Vgl. Nr.200 員 ↓ 员 /yuán/ bzw. Nr. 1145 圓 ↓ 圆 /yuán/ „rund“). 貞 /zhēn/ bedeutete auch „loyal, treu“ (Nr.2366), weshalb für das ursprüngliche Bedeutungskonzept das Signifikum „Mensch“ 人 → 亻hinzugefügt wurde.

Nr.1480 滑 /huá/ (hist. auch /gǔ/) „glatt, gleiten, rutschen, listig, schlau“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 骨 /gǔ/ („Knochen, Skelett“, Nr.1036: ein Knochengerüst 冎 /guǎ/ mit Signifikum „Fleisch“ 肉 → 月).

Nr.1481 券 /quàn/ „Karte, Ticket, Beleg“. Ursprünglich ein Vertrag (auf Bambusstreifen), der in zwei Hälften zerschnitten wurde – daher als Signifikum „Messer“ 刀. Darüber als Phonetikum 𠔉 /juǎn/ (zwei Hände 廾 und Reis 米: „rollen“; vgl. Nr.1016 卷 /juǎn/ „einrollen ”).

Nr.1482 崇 (selten 崈) /chóng/ „hoch aufragend, erhaben, verehren, anbeten“. Signifikum „Berg“ 山 mit Phonetikum 宗 /zōng/ (Nr.727: „Vorfahren, Clan, Sekte, Vorbild“, ein Altar 示 unter einem Dach 宀, d.h. der Ort, wo die Ahnen verehrt wurden – passt auch semantisch).

Nr.1483 扰 (trad. 擾) /rǎo/ „stören, belästigen“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum憂 /yōu/ („besorgt, bekümmert“, Nr.1461), evtl. ursprünglich 夒 (→ 猱) /náo/ „Affe“? In der Kurzzeichenreform gekürzt zu 尤 /yóu/ („auffallend, besonders“, Nr.1099).

Nr.1484 宪 (trad. 憲) /xiàn/ „Gesetze, Statuten, Verfassung“. Etymographie bis heute ungeklärt: Offenbar oben wie das ebenfalls ungeklärte害 /hài/ „verletzen, zerstören“ (Nr.579), aber mit einem quer liegenden Auge 目 → 罒, darunter ein Herz 心. Im Kurzzeichen zu einem Dach 宀 (aus 害 /hài/) mit Phonetikum 先 /xiān/ („vorausgehen“, Nr.188) vereinfacht.

Nr.1485 绕 (trad. 繞, auch 遶) /rào/ „aufwickeln, umkreisen, umgehen, einen Umweg nehmen“. Links Signifikum „Seide“ 糸 ↓ 纟, rechts Phonetikum 堯 ↓ 尧 /yáo/ (3x „Erde“ 土 angehäuft 垚 auf einem Podest: „hoch, groß“, vgl. 圥 /lù/, Variante 𠒶, wohl „Gipfel“, später „Pilz“; 坴 /lù/ „Erdhaufen“).

Nr.1486 趋 (trad. 趨) /qū/ „sich beeilen, zu etwas neigen, tendieren“. Ursprünglich „ehrerbietig kleine, schnelle Schritte machen“. Signifikum走 “laufen” (/zǒu/, eng verwandt mit 辶) und Phonetikum 芻 /chú/ („geschnittenes Gras, Heu“ – zusammengepacktes 勹 Gras 屮屮), rein graphisch gekürzt zu ↓ 刍.

Nr.1487 慈 /cí/ „barmherzig, gütig“ (urspr. „mütterlich“). Signifikum 心 „Herz, Emotion“ unter Phonetikum 兹 (茲) /zī/ (klassisch „dieses, jetzt“; darin ursprünglich Phonetikum 絲 /sī/)

Nr.1488 乔 (trad. 喬) /qiáo/ „groß, hoch“, Familienname Qiáo, phonetisches Zeichen für fremdsprachige Tscho-Laute (Chomsky, George, Jonathan u.a.) Eine Variante von 高 /gāo/ „groß, hoch“ (Nr.134) mit dem Zeichen 夭 /yāo/ darüber (eine Person mit geneigtem Kopf).

Nr.1489 阅 (trad. 閱 閲) /yuè/ „durchlesen, überprüfen, erleben“. Die Motivation für das Signifikum „Tür“ 門 ↓ 门 (/mén/) bleibt unklar; Phonetikum 兌 ↓ 兑 heute /duì/, ähnlicher aber 悦 /yuè/ „sich freuen“.

Nr.1490 汗 /hàn/ „Schweiß“ /hán/ „Khan“. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit Phonetikum 干 /gān//gàn/ („Schild“, Nr.353).

Nr.1491 枝 /zhī/ „Zweig, Ast“, auch ZEW für stockartige Gegenstände. Signifikum „Holz“ 木 mit dem semantischen und phonetischen Ursprungszeichen 支 /zhī/ „Hand mit Stock, anweisen“ (Nr.437).

Nr.1492 拖 (früher auch 拕) /tuō/ „schleppen, ziehen, verzögern“. Signifikum „Hand“ 手 → 扌 mit Phonetikum 㐌 /tā/ (eine Variante des späteren 它 /tā/ „es“, Nr.107). Trotz Ähnlichkeit wohl kein direkter etymographischer Bezug zu Nr.553 施 /shī/ („durchführen“; Signifikum „Flagge“ 㫃).

Nr.1493 墨 /mò/ „Tuschestein, Tinte“. Zusammensetzung aus den beiden Signifika „schwarz“ 黑 (/hēi/, Nr.519, auch „Brandmal, Tattoo“) und „Erde“ 土 (/tǔ/, Nr.515).

Nr.1494 胁 (trad. 脅, selten 脇) /xié/ „Seiten des Brustkorbs oder Oberkörpers; bedrohen, zwingen“. Signifikum „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月 mit Phonetikum 劦 /xié/ („mit vereinten Kräften, kooperieren“, vgl. Nr.735 協 ↓ 协 /xié/ „gemeinsam“). Das Kurzzeichen 办 ist arbiträr – hier ersetzt es 劦, in Nr.367 办 /bàn/ hingegen 辦, und in Nr.590 苏 /sū/ 酥.

Nr.1495 插 /chā/ „hineinstecken, unterbrechen“. Ursprünglich nur 臿 /chá/ „etwas im Mörser 臼 zerstoßen“, später mit hinzugefügter Hand 手 → 扌.

Nr.1496 箭 /jiàn/ „Pfeil“, heute auch „Rakete“. Auf Orakelknochen noch zwei Pfeile 矢矢, die schon auf Bronzezeichen wie „Bambus“ 竹 geschrieben und um das Phonetikum 前 /qián/ („vorne“, Nr.93) ergänzt wurden.

Nr.1497 腊 /là/ „eingelegtes Fleisch, Dörrfleisch“ (trad. eigentlich 腊 /xī/) sowie „letzter (Winter-)Monat des chin. Jahres“ (trad. 臘 /là/). Signifika „Fleisch / Körperteil“ 肉 → 月 und als Grundzeichen 昔 /xī/ „in der Sonne 日 trocknendes Fleisch“ (heute „frühere Zeiten“, Nr.2388) bzw. Phonetikum 巤 /liè/ („Borsten, Mähne“).

Nr.1498 粉 /fěn/ „zerriebener Reis oder Bohnen, Puder, Staub, dünne Nudeln“. Signifikum „Reis“ 米 mit Phonetikum 分 /fēn/ „teilen, trennen, (Bruch-)Teil” (Nr.79, ein Messer 刀 teilt einen Gegenstand 八).

Nr.1499 泥 /ní/ „Schlamm, Brei, Mus“ /nì/ „kitten, mörteln, beharren“. Ursprünglich der Name des 450 km langen (und lehmigen!) ins chinesische Kernland fließenden 泾Jīng-Flusses in Gansu/Shaanxi. Signifikum „Wasser“ 水 → 氵 mit dem heute nur noch phonetisch verwendeten Phonetikum 尼 /ní/ (Nr.654).