Zu viele Besteller können den Brei auch verderben.

Hallo! Wenn Sie das hier lesen, folgen Sie wahrscheinlich entweder dem Link einer/ eines Bekannten oder haben einen komplizierten Weg durch das Internet auf der Suche nach Informationen zum BER hinter sich. Wir dachten uns, man sollte Ihnen vielleicht vorerst erklären worauf Sie hier gestoßen sind, bevor Sie beginnen sich durch all die Texte zu kämpfen:

Dieser Blog entstand und entsteht im Zuge des Moduls „Projektmanagement“, welches an der Wirtschaftsfakultät der FU-Berlin angeboten wird. Ja, Wirtschaft… Klingt erstmal trocken, aber hey: es geht um den BER, da hat man doch eigentlich immer was zu lachen. Wir befassen uns zu diesem Thema vor allem mit dem Einfluss der externen Stakeholder auf besagtes Großprojekt eines Flughafens. Für alle Nicht-BWLer oder Nicht-Englisch-Sprecher unter Ihnen: Stakeholder sind Gruppen, die Interesse an einem Projekt/ Unternehmen haben und auch Einfluss darauf nehmen wollen. Externe Stakeholder sind einfach der Teil, der nicht direkt zum Projekt gehört, aber irgendwie trotzdem was dazu zu sagen hat. Kennen Sie das Sprichwort „Zu viele Köche verderben den Brei“? Darauf bezogen wären externe Stakeholder die Besteller des Breies. Oder das Gesundheitsamt.

Die Stakeholder dieses Beitrags sind die zwei Parteien SPD und Die Linke. Wie eigentlich alle Parteien sind sie vorerst der Meinung der BER müsse fertig werden, dass alles schief lief ist ein Desaster und schuld ist irgendwie irgendwer anders. Was auch sonst? Doch natürlich muss man sich als Partei auch für irgendetwas einsetzen und das dann auch lange diskutieren. Das können sie schließlich auch, denn Zeit gibt es hier ja zur Genüge. Aktuell zwar nur bis Oktober 2020, aber der Termin scheint ja mittlerweile doch recht flexibel.

Die SPD entschied sich für die Rolle des Optimisten. Von einem „Wir stehen kurz vor der Eröffnung“ (2010) von Klaus Wowereit bis zu einem „Wir sind überzeugt davon, dass der neue Hauptstadtflughafen (…) eine Erfolgsgeschichte wird“ aus dem Wahlprogramm 2016-2021. Erstere Aussage war übrigens einen Monat vor der bereits zweiten Eröffnungsterminverschiebung. Wie schon gesagt: Optimismus. Aber warum auch nicht, denn immerhin erhofft sich die SPD vom BER „zusätzliches Wachstum, Steuereinnahmen und Arbeitsplätze in der Region“[1] (irgendwie muss man die verprassten Steuergeld ja auch wieder einnehmen). Wichtig war ihnen außerdem ein Zugang aller Abgeordneter auf die Unterlagen der Flughafengesellschaft, denn gerade bei all den Komplikationen ist Transparenz ein wichtiger Schritt zur besseren Kontrolle. Der entsprechende Beschluss dazu erfolgte dann im Jahr 2016.

Die Linken präsentieren sich nicht wirklich als ein „BER-Fanmitglied“. Viel mehr findet man Begriffe wie „Milliardengrab“[2] oder „Verschwendungsdenkmal“[3]. Außerdem merken sie auch gern an, dass sie die Standortentscheidung auch schon immer ablehnten. Passend dazu ist auch ihre Leitlinie: ein Nachtflugverbot und mehr Schallschutz zum Schutz der Betroffenen. Dabei setzen sie vor allem auf das Argument „Gesundheit“, die durch die Nähe des Flughafens an Wohngebieten und den dadurch entstehenden Lärm gefährdet ist. Finden wir eigentlich nachvollziehbar, denn nachts friedlich schlafen ist schon was Feines.

Für lärmmildernde Gestaltungsmöglichkeiten steht übrigens auch die SPD. Irgendwie. Allerdings eher dafür, „dass für die vom Betrieb des Flughafens ausgehenden Belastungen für die direkten Anwohner ein gerechter Ausgleich gefunden wird (…), um die Akzeptanz des neuen Flughafens zu verbessern“, hieß es im Beschluss des Landesparteitags der SPD Brandenburg (5. November 2011). Der beinhaltete auch eine dauerhafte Ablehnung einer dritten Start- und Landebahn. Ursprünglich waren sich beide Parteien auch einig, dass der Flughafen nicht ausgebaut werden solle. Gerade um des Klimaschutzes willen solle man möglichst auf zu viel Flugverkehr verzichten und daher den Flughafen auch nicht erweitern. Dem dienlich sei außerdem ein Nachtflugverbot, das Streichen finanzieller Anreize für den Flugverkehr und mehr Werbung für einen „klimafreundlichen Urlaub“[4] (zum Beispiel mit dem Fahrrad). Allerdings spricht die SPD Berlin im Wahlprogramm von 2016-2021 von einem „attraktiven Airport mit Ausbaupotenzial zur Anpassung an die Flugzahlen“. Aktuell zeigt sich die Partei eher als Ausbaugegner. Klingt ein wenig nach interner Uneinigkeit.

Zum Ende zurück zu unserem Sprichwort. Dass es viele externe Stakeholder in diesem Projekt geben würde, war wahrscheinlich schon im Vorhinein klar und mit Einigkeit wäre das vielleicht auch gar kein Problem. Vielleicht wurden zu Beginn einfach zu viele (teils wirklich unqualifizierte) Köche bestellt, um den Brei zu kochen. Und vielleicht führte auch erst diese Fehlbesetzung zu viele dieser Unstimmigkeiten. Aber ist es wirklich so gut einfach mit Neubesetzung weiter zu kochen oder sollte nicht doch lieber ein neues Rezept her bevor der Brei verbrennt?

Quellen

 

[1] 1 Aus dem Beschluss vom Landesparteitag der SPD am 5. November 2011

[2] Kolumne von Dietmar Bartsch (Linke), 07. September 2015

[3] Pressemitteilung von Richard Pitterle (Linke), 07. Oktober 2014

[4] https://www.tagesspiegel.de/berlin/hauptstadtflughafen-ber-berliner-spd-will-auf-den-ber-ausbau-verzichten/19722986.html

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