Weniger Passagiere: Ist das die Lösung?

Einfluss der Stakeholder auf Technische Entscheidungen des Projektmanagements 

Der BER: nicht funktionierende Technik, Eröffnungsverschiebungen, allgemeines Chaos. Niemand wundert sich mehr, wenn schon wieder von Problemen am BER berichtet wird und viele Fragen sich ob es überhaupt jemals zu einer Eröffnung kommen wird. Aber wie konnte es eigentlich dazu kommen? Und wieso sind die Fehler noch nicht behoben? Wir haben uns die vergangenen Monate genau mit diesem Thema beschäftigt und hoffen zumindest einem Teil der Probleme am BER identifiziert zu haben.

1. Mangelnder Entwurfs- und Ausführungsplanung
Dem vom Generalplaner pg bbi erstellten Plan fehlte es an Planungstiefe, er war nicht geeignet um ohne weiteres damit fortzufahren. Ein Gutachten der Firma Drees & Sommer, dass 2009 der FBB vorgelegt wurde sah zwei Möglichkeiten vor: 1. Die Planung fertigzustellen und auszubessern und dafür einen wesentlich späteren Eröffnungstermin in Kauf zu nehmen, oder 2. Baubegleitend weiter zu planen und die Risiken und höheren Kosten zu tragen um eine Eröffnung 2012 möglich zu machen. Die FBB-Führung entschied sich für letzteres, der erhoffte Vorteil der früheren Eröffnung blieb aus, die vorausgesagten Nachteile traten alle ein.

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Wer bekommt den schwarzen Peter?

Wenn Mario Barth mal wieder zu einer neuen Runde seiner Sendung „Mario Barth deckt auf“ einlädt, dann kann man sich einer Sache sicher sein: Der heimliche Star der Sendung wird garantiert nicht unerwähnt bleiben. Wie ein roter Faden zieht sich der zukünftige Berliner Hauptstadtflughafen BER durch die Sendung, sei es durch albernde Wortspiele, Vergleiche oder durch den ein oder anderen Besuch der Großbaustelle. Und jedes Mal, wenn der BER wieder Thema der Sendung ist, hört man allerorts einen Aufschrei der Empörung, Hand in Hand mit der Frage, wer denn diesmal an der unsäglichen Verschwendung von Steuergeldern schuld sei.

Ursächlich für die in der Enthüllungs-Show von RTL gescholtenen Verschwendungen von Steuergeldern sind in erster Linie die zahlreichen technischen und baulichen Mängel am Großflughafen BER, die bereits in einem vorherigen Blogpost thematisiert wurden. Beginnend mit einer Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten als eine erste theoretische Grundlage, über zahlreiche Online-Artikel, bis hin zu überaus aufschlussreichen Experten-Interviews haben wir eine Vielzahl von Informationsquellen zu Rate gezogen, um uns ein abschließendes Bild in Bezug auf die Schuld an den aufgetretenen technischen Mängeln zu machen. „Wer bekommt den schwarzen Peter?“ weiterlesen

Alfredo di Mauro: BER – das große Projekt mit viel Ärger (Teil II)

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?

Nicht treffender könnte die Lage am Flughafen BER durch den Dichter und Autoren Friedrich Löchner ausgedrückt werden; „Fast jede Kommunikation ist eine Kette von Mißverständnissen“.
Nur zu gerne ist der ehemalige Planer der Brandschutzanlage am BER, Alfredo di Mauro, mit unserer Studiengruppe am 28.05.2018 in Kontakt getreten, um Gehör zu bekommen, wo es ihm an anderer Stelle versagt wurde.
Beim Thema Technik steht vor allem eine Frage im Raum: wie konnte es nur zu all den Fehlern kommen? Ein zentraler Punkt war dabei die Kommunikation – mit eines der Einflussfaktoren für ein erfolgreiches Großprojekt.
Der Informations- und Kommunikationsfluss auf der Baustelle wird dabei vor allem durch den Projektsteurer beeinflusst, der das Vorgehen organisiert und Teams bildet, um bestimmte Anliegen zu diskutieren. Hierbei hätte man mehr auf die Stimmen zwischen den Hierarchieebenen hören müssen, um Fehler frühzeitig zu erkennen. Denn laut Alfredo die Mauro „brauche nicht jeder auf der Baustelle einen Doktortitel“ zu haben, um wichtige Erkenntnisse zu liefern und Gefahren zu erkennen und weiterzuleiten. Jedoch empfand der technische Planer die Kommunikation sehr einseitig, vor allem von oben herab statt auch Mitarbeitern zuzuhören, die direkt an der Praxis des Bauens beteiligt sind.
Weiterhin kritisiert di Mauro, dass Großprojekte von Fachleuten geplant und organisiert werden sollen. Im Flughafenmanagement waren und seien zu viele Leute, die „keine Ahnung haben vom Bauen“. Daraus folgernd wurden Entscheidungen getroffen, die die Einhaltung von Terminen unmöglich machten, Prozesse verlangsamten und veränderten. Es gab viele Entscheidungsträger, die primär ihre eigenen Interessen verfolgen statt der schnellen Fertigstellung des Flughafens. Vorzufinden sei ein „politisches Kräftemessen“, jeder sei beeinflusst von Meinungen von innen und außen, sodass auf der eigenen Baustelle nicht einmal mehr zusammengehalten wurde.
Hinzuzufügen zum Flughafenmanagement sei, dass der ständige personelle Wechsel fatal sei für die stetige flüssige und transparente Kommunikation auf der Baustelle. Ein kontraproduktiver Faktor sei da auch die Dokumentenvernichtung gewesen, die der Fast-Ingenieur selbst mitbekommen habe. Dabei wurden Unterlagen aufgrund von Platzgründen vernichtet – so hieß es in einem Auszug aus dem E-mailverkehr zwischen Herrn di Mauro und der Flughafenverwaltung.
Fraglich sei auch die Verteilung von Verantwortung an der Berliner Landesgrenze. Gerne wurden sowohl auf dem Flughafenboden sowie in den Medien Aussagen so gedreht und gewendet, sodass anderen Personen die Schuld zugesprochen wurde, um selbst seine Position unbefleckt beibehalten zu können.
Jedoch sollte es laut Alfredo di Mauro um Sachlichkeit gehen und alle ein gemeinsames Ziel vor Augen haben: das erfolgreiche Abschließen des Megaprojektes Flughafen BER. Die unzureichende, wenn nicht sogar fehlende Kommunikation zwischen relevanten Gruppen kommt dem Projekt jedenfalls nicht zu Gute.

Verfasst von: Teilgruppe 02a – Technische Fehler und Stakeholdereinfluss

Alfredo Di Mauro: „BER – das große Projekt mit viel Ärger“ (Teil I)

Wenn man an das Projekt BER denkt, dann ist Alfredo Di Mauro sicher einer der ersten Namen, welchen man hiermit in Verbindung bringt.

Der von den Medien als „falscher Ingenieur“ verschriene Gründer des Ingenieurbüros „TechnikConsult GmbH“ kam durch seine Beteiligung am BER in den Jahren 2007 bis 2014 zu ungewollter Berühmtheit.

Di Mauro war für die Planung eines Teils der Entrauchungsanlagen verantwortlich, seine fristlose Kündigung 2014 war ein schnell gefundenes Fressen für die Medien, die ihm nach der Eröffnungsverzögerung des Flughafens die Schuld für die Funktionsunfähigkeit besagter Anlagen zusprachen.

Zuvor war Di Mauro bereits an der Planung der Entrauchungsanlage im Shoppingcenter ALEXA in Berlin beteiligt, jedoch ist er auch in Sachen Skandale nicht ganz unerfahren: Bereits 2002 wurde er beschuldigt, beim Bau eines Ärztehauses in Offenbach gepfuscht zu haben.

Wir haben Herrn Di Mauro getroffen und uns von ihm seine Sicht der Dinge erklären lassen und ihn dazu befragt, wie es seiner Meinung nach zu den zahlreichen, vor allem technischen, Fehlern gekommen sei. „Alfredo Di Mauro: „BER – das große Projekt mit viel Ärger“ (Teil I)“ weiterlesen

Der BER und seine Legenden – Dieter Faulenbach da Costa räumt auf

Dieter Faulenbach da Costa, gelernter Stadt-, Regional- und Landesplaner, ist seit 1995 ausschließlich mit der Planung von Flughäfen beschäftigt. Obwohl er nur zu Anfang stark in die Planung involviert war, ist der Flughafen BER das Projekt, das ihn bis jetzt am längsten begleitet. In einem Interview mit Studenten der Freien Universität Berlin war er gerne bereit, seine Erfahrungen und Ansichten bezüglich des BER offenzulegen.

Grundlegend ist Herr Faulenbach da Costa nicht der Meinung, dass die – auch im Untersuchungsausschuss – dargelegten Änderungen die Ursache der im Laufe der Jahre auftretenden Probleme darstellen. Stattdessen wären “Hybris und Inkompetenz” zusammengekommen, vor allem in Form des Architekten, der zuvor noch kein vergleichbares Flughafenprojekt geplant hätte.

Eine weitere Ursache für das Scheitern des Projektes BER sieht er maßgeblich in der Entscheidung für den Standort Schönefeld. Diese wäre allein aus Prestigegründen gefallen, da das Land Berlin nicht ohne Luftverkehrsbehörde dastehen und den anderen Ländern auf diesem Gebiet nicht nachstehen wollte. Das Gelände des Flughafens Schönefeld liegt nämlich zum Teil auf Berliner Boden, was das Vorhandensein einer solchen Behörde begründet habe.

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Previously at BER

Seit 15 Minuten rollen wir schon mit der Boeing 737 Richtung Startbahn und der Blick auf meine Uhr lässt mich daran zweifeln, ob ich es überhaupt noch rechtzeitig nach London schaffe. Bei dem Versuch wieder eine halbwegs bequeme Position – auf dem per Zufall zugeteilten Mittelsitz – einzunehmen, fällt mein Blick nach links durch das kleine Fenster. Nicht allzu weit entfernt erblicke ich den neuen Hauptstadtflughafen BER. Das Terminal sieht von hier auch ziemlich fertig aus, denke ich mir…

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Technische Fehler und der Stakeholdereinfluss

Ein neues Thema bedeutet immer auch Zugang finden. Der neue Flughafen ist keinem von uns unbekannt – sei es, man verfolgt die Enthüllungssendungen von Mario Barth auf RTL oder sitzt in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause. Nachrichten über den neuen noch nicht fertig gestellten Flughafen scheinen überall auf jemanden zu lauern. Ironisch, dass so viel über einen der sichersten Flughäfen der Welt diskutiert wird. Warum sicher?

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