Oktober 2020 – Der Moment der Wahrheit für den BER

Achtung: Dieser Artikel kann polemische Spuren enthalten

Unser Flughafen BER kann alles.

Er wird es schaffen, mit einer Baugenehmigung für einen Regionalflughafen ein internationales Luftdrehkreuz zu werden.

Er wird es schaffen, mit einem Terminal für 22 Millionen Fluggäste 45 Millionen abzufertigen. Und das obwohl die Kapazität der zwei Start- & Landebahnen bereits erschöpft ist, bevor sie in Betrieb genommen wurden. Sebastian Czaja, Fraktionsvorsitzender der FDP dazu: „In dem Zusammenhang hat man verabredet, dass man Tempelhof und Tegel schließt, weil man 1996 (…) davon ausgegangen ist, dass sich die Metropolregion Berlin-Brandenburg nicht so richtig gut entwickeln wird. Man hat 1996 also im Höchstfall mit 30 Millionen Passagieren gerechnet. Die Entwicklung ist eine Andere geworden. Berlin ist hochattraktiv, was hervorragend ist (…) und alle Zahlen sprechen im Grunde die gleiche Sprache, nämlich, dass sich Berlin noch besser entwickeln wird.“ Tegel offenzuhalten, um ihn unterstützend zur Bewältigung der ausufernden Kapazitäten heranzuziehen – das geht leider nicht. Wäre schön, wenn es gehen würde, aber es geht nicht. Hat die Senatskanzlei gesagt, nehmt es also bitte hin.

Ist aber all das was einem aus „sicherer Quelle“ erzählt wird wahr? Warum sollten wichtige Entscheidungen auf Richtigkeit überprüft werden?

 Stefan Evers, Abgeordneter der CDU sagte dazu folgendes: „Also ich hätte mir bis vor anderthalb Jahren nicht vorstellen können, mal für die Offenhaltung von Tegel zu plädieren! Und zwar aus dem einfachen Grunde, dass ich das für juristisch unmöglich gehalten habe. (…) Das war eine Falschaussage. Man kann Tegel offenhalten unter bestimmten Voraussetzungen. Die allesentscheidende Voraussetzung ist der Nachweis, dass der neue Flughafen zu klein ist. Das muss handfest nachgewiesen sein. (…) Dann ist auch der Weiterbetrieb von Tegel juristisch machbar.“

Dem sollte weiter nachgegangen werden. Eine vorübergehende Offenhaltung ist unumgänglich, um der regionalen Wirtschaft nicht zu schaden.

 Beim BER herrscht seit einiger Zeit ein sogenannter Phantombetrieb. Damit es in den Bahn-Schächten nicht schimmelt, muss der Flughafenbetrieb durch täglich mehrere Bahnfahrten simuliert werden1. Eine Idee, bei der einem das Herz aufgeht! Die beste Nachricht: Mit gerade mal 20 Millionen Euro pro Monat wird damit nur wenig Geld verbrannt. Ein Flughafen, der an dem Standort gebaut wird, der von allen Gutachtern mit Nachdruck zum schlechtesten aller Alternativen deklariert wurde.

Hier lautete die einfachste Lösung: Wir nehmen einfach den BER und schieben ihn woanders hin. Vielfach wird nämlich die Frage laut, ob es nicht kostengünstiger wäre, einfach Berlin abzureißen und es neben einem funktionierenden Flughafen wiederaufzubauen.  Den Flughafen abreißen? – Unmöglich!

Über diesen Zeitpunkt sei man laut Sebastian Czaja schon längst hinaus. 2012, da wäre noch alles möglich gewesen, aber heute sei man weiter, bis auf ein paar unvorhersehbare Dinge, die man sowieso nicht erahnen könne. Was könnte nun noch unvorhersehbarer sein als eine weitere Verlegung des Eröffnungstermins?

Stefan Evers ist in dieser Angelegenheit deutlich positiver eingestellt: „Es kann sein, dass wir in 3 Jahren genau das gleiche sagen. Es ist extrem schwer durchdringt, die Hinweise, die wir auch aktuell kriegen, das Problem ist, wir haben bis heute nichts final abgenommen…“. Wird sich das in den nächsten 2 Jahren ändern? Wird dann eventuell sogar die Entrauchungsanlage abgenommen sein oder wird der Flughafen dann endgültig abgerissen werden müssen? Oder wie Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa so schön sagte: „Eine Stange Dynamit und dann neu bauen.“

Aber bis dahin lautet die Devise: Erst weiterbauen, dann planen, Informationen verschwinden lassen und Mitglieder in den Aufsichtsrat schicken, in welchem Politiker „schon gar nichts zu suchen haben“ (Stefan Evers). „Da gehört jemand hin, der von der Materie Ahnung hat und der anhand dessen beurteilt, ob jemand in seiner Funktion richtig ist oder nicht.“

Die Entlassung des Generalplaners Professor Schwarz war politisch motiviert, da die Wählerschaft jemanden brauchte, der seinen Kopf hinhält – das Gesicht des Desasters.
Und das obwohl das operative Flughafengeschäft – sein eigentlicher Zuständigkeitsbereich – wunderbar lief. Laut Evers war er im operativen Bereich „das Schwergewicht der Flughafengesellschaft“.  Aber immerhin ist ein Sündenbock gefunden.

Klaus Wowereit merkte an: Sorgen darüber, ob der Flughafen überhaupt fertig wird, braucht man sich nicht machen. Denn es ist beschlossen, dass er fertig wird. Bis dann bleibt der „modern sanierte“ Tegel wohl offen. Die Anwohnerschaft ist begeistert, der Lärm der startenden Flugzeuge gehört mittlerweile zum guten Ton. Also, was wird sich bis 2020 ändern?

Albert Einstein: „Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug.“ Gilt das auch für die FBB GmbH?

1http://www.spiegel.de/video/s-bahn-fahrt-zum-bahnhof-des-ber-video-1791202.html

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