Kein S…* ist auch keine Lösung

*Stakeholdermanagement

Erinnern Sie sich an die Definition aus unserem ersten Blogbeitrag? Externe Stakeholder? Ach ja, da war ja was! Was Sie bisher nicht mitbekommen haben ist, dass wir in diesem Modul weitaus mehr taten als Interviews zu führen und Artikel verfassen. Es gab einen regelmäßigen Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen, kleinere Präsentationen und einen Besuch der Flughafenbaustelle. Nicht, dass das irgendwie relevant für Sie wäre, aber es geht uns heute um einen ganz kleinen Teil davon. Ein Thema, dass wir bearbeiteten als wir noch nicht wussten, dass dies unser Leitfaden von alledem werden sollte. Wenn Sie unsere Überschrift genauer gelesen haben, wissen Sie spätestens jetzt, worum es in diesem (unserem letzten) Beitrag geht: Stakeholdermanagement.

Stellen Sie sich vor, Sie eröffnen ein Restaurant. Abgesehen von all der Logistik, den Kosten, den Vorschriften, der Einrichtung und und und…, gibt es einen ganz wesentlichen Punkt, den Sie in alles miteinbeziehen müssen: die Interessengruppen, auch Stakeholder genannt. Dazu gehören in Ihrem Fall dann Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, das Gesundheitsamt, Ihre vegetarisch essenden Nachbarn, die den Geruch Ihrer Pekingente nicht ertragen und auch Sie. Den Umgang (auch Management) mit all diesen Anspruchsgruppen nennt man Stakeholdermanagement. Gut, das war jetzt zu erwarten, aber bei einer wissenschaftlichen Definition hätten Sie an diesem Punkt schon längst geschlafen oder weitergescrollt.  

Nun, lange Recherchearbeiten und zwei Interviews später, wissen wir ein klein wenig mehr zu dem Thema. Zwar nicht wirklich viel, aber genug um darüber zu berichten und Überlegungen aufzustellen. Dank der Gespräche mit Jutta Matuschek und Frank Zimmermann wissen wir jetzt zum Beispiel, warum es anfangs so unglaublich schwer war, etwas über die Zusammenarbeit beider Parteien zu finden. Denn beide sind der Meinung, dass Parteien eigentlich nichts mit dem BER zu tun hätten und wenn das wirklich alle so verstünden, wäre eine Zusammenarbeit diesbezüglich sinnlos. Da sie allerdings beide das gemeinsame Arbeiten der Linken und der SPD bewerten konnten, schien es ja doch etwas gegeben zu haben. Und doch wirkte der Untersuchungsausschuss des BER, das anscheinend einzige gemeinsame Forum, doch eher wie ein typischer Schauplatz einer Regierungsbildung. SPD und CDU koalierten und schafften damit die Mehrheit, Die Linke und die Grünen gingen in Opposition mit den Minderheitenvoten. Aber die Parteien haben natürlich nichts mit dem BER zu tun…

Unsere ursprüngliche Hypothese war eigentlich, dass beide Parteien bewusst oder vielleicht auch unbewusst ein organization-focussed Stakeholdermanagement verfolgen. Ja, schon wieder eines dieser wissenschaftlichen, englischen Wörter. Kurze Erklärung: organization-focussed bedeutet, dass das Wohl der Unternehmung im Vordergrund steht und man sich ausschließlich mit denjenigen Stakeholdern auseinandersetzt, die dieser schaden könnten. Kompromissfindung und Problemlösung für alle Stakeholder wird hierbei eher klein geschrieben. Jedoch kommen Parteien in ihrer Gänze in der von Matuschek vorgestellten BER-Struktur nicht vor und auch das Wenige, das wir zu den Positionen unserer Parteien fanden, wies kaum auf die Existenz eines Stakeholdermanagements hin. Die Linke präsentiert zwar regelmäßig ihren Einsatz für den Anlieger, allerdings wirkt dies aufgrund der eher weniger bemerkbaren Resultate eher wie Wahlwerbung. Die SPD wiederum bemüht sich nicht einmal, zumindest Lösungen für die “schadenden“ Stakeholder zu finden. „Der BER muss um jeden Preis fertiggestellt werden“ (Zimmermann), sagt eigentlich schon alles. Vielmehr gäbe es auch gar keine Möglichkeit für ein geeignetes Stakeholdermanagement bei diesem Projekt, denn glaubt man Jutta Matuschek, hebeln sich die beteiligten Organe von selbst aus. Nimmt man nun noch die gegensätzlichen Interessen aller Stakeholder dazu, würde jedes betriebene Management in der Praxis durch ein anderes ausmanövriert werden. Zusammenarbeit wäre hier das Stichwort, aber die Parteien fühlen sich nicht verantwortlich, die beteiligten Unternehmen streben nur den Gewinn an, Fluggesellschaften interessieren sich nicht für belästigte Anwohner und Medien freuen sich doch über jeden neuen Fauxpas. Was bleibt da noch übrig?

An dieser Stelle wagen wir etwas, was eigentlich jeder wagt: es besser wissen. Okay, hinterher ist man immer schlauer und gut reden kann jeder. Aber bei ein wenig gesundem Menschenverstand, einer Prise Wissen über Projektmanagement und gerade bei den beträchtlichen Gehältern, hätte man da vielleicht auch schon bei der Anfangsplanung draufkommen können. (Vorsicht, gleich wieder eines dieser Wörter – wird auch gleich erklärt) Wir reden vom issue-focussed Stakeholdermanagement. Hier steht eine Kompromisslösung im Vordergrund. Die Unternehmung gliedert sich in die Stakeholder ein und wird folglich ebenfalls zu einem Stakeholder des zu lösenden Problems („issue“). Wichtig hierbei ist, dass dies im Vorhinein hätte stattfinden müssen. Dann wäre Dank der Interessengruppe „Anlieger“ vielleicht sogar die Standortwahl nicht so bescheiden ausgefallen. Natürlich tun sich während eines Projektes immer wieder neue Probleme auf und die issue-focussed oder auch problembezogen aus dem Weg zu räumen ist recht kompliziert, aber man kann ein Stakeholdermanagement auch mit der Zeit ändern oder zumindest anpassen. Doch die Probleme, die schon zu Beginn deutlich waren, wären bis dahin vielleicht schon eliminiert. Aber wie schon gesagt: es gibt immer Besserwisser und keiner mag sie. Außerdem ist das Ganze schon wieder reichlich theoretisch geworden; wir hoffen Sie sind überhaupt noch da. Daher beenden wir unser Thema „Der BER und die Unverantwortlichen“ an dieser Stelle und hoffen, dass Sie zumindest ein wenig Wissen mitnehmen können.

Vielen Dank für Ihre Geduld und alles, was Sie uns an Aufmerksamkeit entgegengebracht haben!

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