The State of American Democracy

Research-based Analysis and Commentary by the Department of Politics at the John-F.-Kennedy Institute

Mali ist nicht Afghanistan – Warum die USA Frankreich und Mali stärker unterstützen sollten

von Thomas Greven, Februar 2013

Die militärische Intervention Frankreichs am 11.1.2013 war für Mali Rettung in letzter Not. Auch wenn es unklar bleibt, ob die islamistischen Rebellen in die Hauptstadt Bamako vorstoßen wollten, allein die Eroberung des wichtigen Regionalflughafens von Sévaré an der Demarkationslinie hätte die Fähigkeit der malischen Armee, gegen die überlegenen Rebellen Widerstand zu leisten, erheblich vermindert. Die malische Bevölkerung und politische Klasse haben die Intervention dann auch überwiegend frenetisch begrüßt. Im Westen, auch in den USA und der Bundesrepublik, gibt es dennoch erhebliche Bedenken,  gegen ein Engagement. Zwar wird ein „afrikanisches Afghanistan“ befürchtet, also ein Rückzugsraum für gewaltbereite islamistische Terroristen, aber es wird eben auch das andere „afrikanische Afghanistan“ befürchtet, eines in dem man über Jahre oder Jahrzehnte mit hohen finanziellen und menschlichen Kosten feststeckt, mit wenig Aussicht auf ein erfolgreiches Ende. In diesem Beitrag versuche ich, die Hintergründe der Krise im Norden Malis zu skizzieren, um die relevanten Unterschiede der malischen Situation im Vergleich zur Situation in Afghanistan deutlich zu machen. Die beiden wichtigsten Punkte sind: 1) Die islamistische Agenda hat in Mali fast keinen Rückhalt in der Bevölkerung, auch im Norden und unter den Tuareg nicht. 2) Mali ist dennoch alleine nicht in der Lage, seine Grenzen zu schützen und braucht dauerhafte Hilfe. Dies muss nicht in neokolonialer Abhängigkeit enden – auch wenn die wirtschaftlichen Interessen des Westens in der Region nicht zu verneinen sind – sondern kann als Hilfe unter befreundeten Nationen gelingen.

Die Hintergründe der Krise

Die Rebellion im Norden Malis, einer unzugänglichen und armen Wüsten- bzw. Sahelregion von der Größe Frankreichs, deren tausende Kilometer lange Grenze zu Mauretanien im Westen, Algerien im Norden, Niger im Osten und Burkina Faso im Süden weitgehend durchlässig ist, hatte ihren Anlass in der unkontrollierten Einreise schwer bewaffneter ehemaliger Gaddafi-Kämpfer nach deren Niederlage in Libyen Ende 2011. Frankreichkritische Stimmen in Mali vermuteten, dass ihr Abzug mit dem Ziel verhandelt worden war, dass die von den Tuareg-Kämpfern gegründete MNLA (Mouvement National de Libération de l‘Azawad) die Präsenz von islamistischen Terroristen im Norden Malis bekämpfen sollten. Im Austausch würde Paris das Bestreben nach Autonomie von „Azawad“, von der MNLA definiert als das Gebiet der drei nördlichen Verwaltungsregionen Malis, Timbuktu, Gao und Kidal, unterstützen (de Sardan 2012). Der Militärputsch in der Hauptstadt Bamako am 22. März 2012 begünstigte schnelle militärische Erfolge der Rebellen, in deren Verlauf es zu Plünderungen und Vergewaltigungen kam, weswegen die MNLA für die meisten Malier schlicht eine Banditengruppe ist. Die MNLA ging im Zuge der Rebellion ein Bündnis mit der islamistischen Tuareg-Gruppe Ansar Dine (Verteidiger des Glaubens) ein, welche ihrerseits mit AQMI (Alqeida au Mahgreb Islamique) verbündet ist, der Terrorgruppe, um deren Bekämpfung es Frankreich ging.

Ursprünglich handelte es sich bei AQMI um eine Salafistengruppe aus Algerien, welche den nur unzureichend staatlich kontrollierten Norden Malis als Rückzugsraum benutzte, und dann in der dortigen arabischen Minderheit auch familiäre Bande knüpfte. AQMI, seit 2007 Ableger von Al Qaida, betreibt seit Jahren die Entführung westlicher Staatsbürger, zunächst begrenzt auf die Nachbarländer Malis. Zudem bestehen Verbindungen zum organisierten Drogenschmuggel.

Während das Interesse Frankreichs an einer Bekämpfung von AQMI, welche derzeit ein Dutzend Geiseln festhält, eindeutig ist, ist eines an einer Spaltung Malis wenig plausibel. Malische Beobachter spekulieren aber, das Paris eine erneute militärische Präsenz in Mali erreichen will, auch aufgrund der Nähe zu den wichtigen Uranminen in Niger, und französischen Unternehmen einen besseren Zugang zu den im Norden Malis vorhandenen oder vermuteten Rohstoffen zu sichern versucht.

Die malische Regierung unter dem damaligen Präsident Amadou Toumani Touré (ATT) unternahm Ende 2011 nichts, um die etwa zweitausend Kämpfer zu entwaffnen (oder auch nur ihre Staatsbürgerschaft zu überprüfen). Auch nach Beginn der Rebellion blieb der Präsident handlungsschwach, was die Gerüchte über seine Verstrickung bzw. die seiner Regierung und der Generalität in den Drogenhandel und die Geiselnahmen im Norden verstärkte. Diese Gerüchte basieren u.a. auf der Vermittlungsrolle ATTs beim Freikauf im Norden Malis versteckter westlicher Geiseln. Auch westliche Beobachter waren zunehmend skeptisch ob der Rolle ATTs, man vermutete einen Kuhhandel (ebd.; Rocksloh-Papendieck/Papendieck 2012) – in der Tat wurden bis 2011 in Mali selbst keine Entführungen vorgenommen und der Tourismus war eine (bescheidene) Wachstumsindustrie. Erst im November 2011, nach mehreren Entführungen im Norden Malis, erkannte die malische Regierung die Relevanz des AQMI-Problems öffentlich an.

Die grundlegenden Ursachen dieser jüngsten einer ganzen Reihe von Tuareg-Rebellionen seit der Unabhängigkeit Malis 1960 liegen tief (vgl. ebd.; Wiedemann 2012; Doumbi-Fakoly et al. 2012). Ohne die Romantisierung der berberischen „Hommes bleus“ als „Freiheitskämpfer“ in manchen westlichen Medien nachzuvollziehen, geht es im Kern um eine dramatisch unterentwickelte und von der malischen Zentralregierung stets vernachlässigte Region. Diese wird zwar nicht mehrheitlich von Tuareg bewohnt, doch stellen deren verschiedene Klans gemeinsam die größte einzelne Gruppe. Die Kel Tamashek, die Tamashek-Sprechenden, sind allerdings die größte Gemeinschaft im Norden; darin enthalten sind aber u.a. die Bellah, traditionell die Leibeigenen der Tuareg.

Die Entwicklungsproblematik, die alle Bewohner des Nordens betrifft, wird durch das schwierige Verhältnis von Tuareg auf der einen Seite und Sonrhai und Peul auf der anderen verschärft. Viele Malier unterscheiden einander auch an der Hautfarbe. Tuareg, Araber und Mauren werden oft als „blanc“ (weiß) bezeichnet, manchmal auch als „claire“ (hell). Für Malier des Südens können auch die Sonrhai und Peul des Nordens als „claire“ gelten. Da sie z.T. kulturelle Praxen der Tuareg angenommen haben (insbesondere die Bedeckung der unteren Gesichtshälfte), können sie von Malier des Südens leicht mit Tuareg verwechselt werden.

Traditionell gibt es in dieser regenarmen Region Konflikte um Wasser. Die klimatischen Veränderungen, Dürren und das weiterhin große Bevölkerungswachstum haben die Zugangs- und Verteilungsproblem zwischen Bauern und Viehzüchtern verstärkt und überfordern traditionelle und moderne Konfliktlösungsmechanismen.

Die Veränderungen treffen die Tuareg stärker als Sonrhai und Peul, und auch stärker als Araber und Mauren, kleine Minderheiten im Norden Malis, welche oft sesshafte Kaufleute sind. Die soziale Ordnung der Tuareg – das traditionelle Leibeigenschafts- (und damit Versorgungs-) Verhältnis zu den und die Hierarchien der verschiedenen Tuareg-Klans untereinander – geriet unter Druck, insbesondere das Verhältnis der Ifoghas, der traditionellen Führungsgruppe, zu ihren früheren Vasallen, den Imrhat (vgl. Rocksloh-Papendieck/Papendieck 2012). Auch der Einzug der Demokratie war problematisch, weil Wahlen hier noch stärker als in anderen Teilen Malis (und stärker als bei den Sonrhai und Peul, welche ebenfalls stark hierarchisiert sind) die traditionelle Herrschaft der Familie oder des Klans, die bzw. der die Gemeinschaft oder das Dorf einst gegründet hatte, herausfordern. Ifoghas verloren Wahlen gegen die zahlreicheren Imrhat, akzeptierten den Verlust ihrer Führungsrolle aber nicht.

Mehr als ein Nationalbewusstsein, welches im Süden stärker vorhanden ist, hilft traditionell der von den Malier_innen mehrheitlich praktizierte Islam, kulturelle Grenzen und rassistische Tendenzen zu überwinden. Die malische Gesellschaft hat zudem kulturelle Praktiken zur Konfliktvermeidung und -lösung entwickelt, welche das weitgehend friedliche Zusammenleben in einer multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft ermöglichen (insbesondere die sogenannten „Scherzbeziehungen“, frz. Cousinage, zwischen Familien, Ethnien, Generationen, und die auch klassenübergreifenden Teerunden, „grins“ genannt). Die Tuareg, Araber und Mauren sind in diese kulturellen Praktiken prinzipiell eingebunden, auch im bevölkerungsreicheren Süden des Landes, wo die Verkehrssprache Bamanakà die Ethnien übergreifende Kommunikation erlaubt. „Cousinage“ und „grins“ sorgen für weitaus friedlichere Beziehungen zwischen Moslems und Christen und Angehörigen verschiedener Ethnien als es dem Klischee von Westafrika entspricht. Versagen diese Mechanismen jedoch, kann es zu exzessiver Gewalt kommen, denn der Staat ist aufgrund von Unterausstattung und Korruption bei Polizei und Gerichten nicht in der Lage, diese zu verhindern, und wird oft auch nicht als Konfliktlösungsinstanz anerkannt.

Im Norden Malis sollten nach der Niederschlagung einer breit getragenen Tuareg-Rebellion in den frühen 1990er Jahren u.a. durch umfassende Entwicklung des Nordens die Konfliktursachen beseitigt werden. Sowohl die Tuareg-Rebellen als auch die malische Armee begingen in den diversen militärischen Auseinandersetzungen wiederholt erhebliche Menschenrechtsverletzungen. Dies, und auch der Streit darüber, wer welche Friedensvereinbarungen nicht eingehalten hat, erschwert bis heute die Verständigung über eine politische Lösung. Die Konfliktlösung gelang trotz tatsächlich gestiegener Anstrengungen der Zentralregierung und internationaler Geber nicht. Die lokale Bevölkerung fühlte sich von den von Bamako eingesetzten Leiter nicht repräsentiert und die endemische Korruption erschwerte nachhaltige Fortschritte. Selbst erfolgreiche internationale Entwicklungsprojekte litten daran, dass es nicht zu einer wirklichen malischen „ownership“ kam. Seit dieser Rebellion ist das soziale Gefüge im Norden grundlegend gestört. Sonrhai und Peul gründeten (zunächst klandestin) Milizen, Ganda Koy und Ganda Iso, ebenso die arabische Minderheit.

Nach einer weiteren Rebellion in der mehrheitlich von Tuareg bewohnten Region Kidal im Jahr 2006 stimmte Präsident ATT einem weitgehenden Rückzug der staatlichen Präsenz aus dieser Region zu. Da diese Präsenz vor allem eine militärische war und zudem oft von Korruption und Misswirtschaft geprägt war, blieb sie insbesondere unter den Tuareg immer umstritten, z.B. bezüglich des oft verweigerten Besuchs der staatlichen Schulen.

Nach den Friedensschlüssen, stets unter algerischer Vermittlung, wurden die rebellischen Kämpfer in die malische Armee integriert, viele andere Tuareg wurden Regierungsbeamte. Doch die politische Strategie der Einbindung misslang, auch weil zunächst die Tuareg-Chefs nicht mit wirklichen Funktionen ausgestattet wurden und die unteren Ränge nicht die notwendige Ausbildung erhielten. Die Zugeständnisse stießen zudem auf erhebliche Kritik bei der Mehrheitsbevölkerung und wurden als unverdiente Bevorzugung bzw. als Belohnung von unpatriotischem Fehlverhalten betrachtet. Die zahlreichen Desertionen von Tuareg-Einheiten in der Frühphase der aktuellen Rebellion schienen dies zu bestätigen. Malische Soldaten aus dem Süden sind allerdings ebenfalls desertiert; neben dem Islamismus sind dafür auch wirtschaftliche Gründe wichtig.

Im Norden Malis stieg das Interesse an staatsfreien Räumen, weil sich im Zuge der wachsenden Präsenz salafistischer Terroristen aus Algerien (AQMI) zeigte, dass mit Entführungen westlicher Staatsbürger und Drogenschmuggel weit bessere Geschäfte zu machen waren als mit traditionellen Tätigkeiten oder Tourismus. Doch schließlich drängten insbesondere die USA und Frankreich ATT dazu, die militärische Präsenz im Norden wieder zu verstärken und entschlossen gegen AQMI vorzugehen. Es musste zwangsläufig zu einem Konflikt kommen, weil der staatsfreie Raum und damit die diversen illegalen Geschäfte gefährdet waren.

Innerhalb der Tuareg kam es auch deshalb zu Konflikten, weil ATT nach dem Prinzip „Teile und herrsche“ die zahlreichere Gruppe der Imrhat bevorzugte, die ehemaligen Vasallen der Herrschergruppe der Ifoghas, insbesondere in der Armee. Sowohl die MNLA wie auch die islamistische Tuareg-Gruppe Ansar Dine mit Machtbasis in der Region Kidal an der Grenze zu Algerien bestehen mehrheitlich aus Ifoghas; sie kämpfen um ihre Vorherrschaft. Iyad Ag Ghali, der Ansar Dine gründete, weil er die gewünschte Führungsrolle in der MNLA nicht bekam, spielte nach der Tuareg-Rebellion der 1990er Jahre eine Vermittlerrolle in der malischen Nord-Politik (auch bzgl. der Geiselverhandlungen), hat sich später aber wahabitisch radikalisiert und von der malischen Regierung abgewendet. Die Islamisierung ist eine neue Facette in der Reihe der Tuareg-Rebellionen; die strenge Auslegung der Scharia kann als neues Mittel zur Legitimation einer traditionellen Führungsrolle verstanden werden.

Die MNLA wurde nach den schnellen militärischen Erfolgen der Rebellion marginalisiert – ein Beobachter sagte hämisch, sie hielte nur noch ein paar Pariser Fernsehstudios. Viele ihrer Kämpfer liefen zu Ansar Dine über, seitdem deren u.a. aus Katar finanzierte Dominanz deutlich wurde. Die Grenzen zwischen MNLA, Ansar Dine und der jüngsten Abspaltung von Ansar Dine, Mouvement islamique de l’Azawad (MIA), scheinen fließend, Führer und Kämpfer verhalten sich opportunistisch. Im Kern handelt es sich um Organisationen der Ifoghas, mit Machtbasis in der Region Kidal. Ansar Dine profitierte militärisch von dem Bündnis mit AQMI und MUJAO (Mouvement pour l’Unicité et le Jihad en Afrique de l‘Ouest) sowie anderen islamistischen Gruppierungen wie Boko Haram aus Nigeria. MUJAO wurde von arabischen Maliern gegründet, weil sich AQMI nicht ausreichend Nicht-Algeriern geöffnet hat, insbesondere bezüglich Führungspositionen. Die Gruppierung, geführt von einem Mauretanier, besteht zum großen Teil aus Maliern des Nordens (Tuareg und junge Sonrhai und Peul, z.T. aus Protest gegen die Plünderungen und Vergewaltigungen der MNLA; de Sardan 2012) und erhält auch Zulauf aus dem Süden Malis und anderen Ländern. Hierfür sind neben dem Islamismus auch Abenteuer und schneller Reichtum Motive, denn MUJAO ist im Drogenhandel aktiv. Gemeinsam kontrollierten die islamistischen Gruppierungen von März 2012 bis Januar 2013 zwei Drittel des malischen Staatsgebietes und führten eine äußerst strenge Form der Scharia ein.

Weder Tuareg-Irredentismus noch Islamismus sind im Norden Malis mehrheitsfähig, auch nicht unter den Tuareg, welche zudem in zwei von drei Regionen des Nordens nur eine Minderheit sind – die Ausnahme ist Kidal, wo allerdings nur etwa 80.000 Menschen leben. Tatsächlich ist ein großer Teil der inzwischen fast 500.000 Flüchtlinge, die entweder in Mali selbst oder im angrenzenden Ausland Schutz gesucht haben, Tuareg bzw. Tamashek-Sprechend. Auch im malischen Militär dienen loyale Tuareg (Ag Erless/Koné 2012). Es besteht dennoch die Gefahr, dass Teile der malischen Mehrheitsbevölkerung, und insbesondere die Armee und die Milizen, fortgesetzt repressiv gegen alle Tuareg und andere „Hellhäutige“ vorgehen. Zu ersten Übergriffen ist es schon 2012 gekommen.

Die malische Übergangsregierung hat Ende Januar 2013 einen Fahrplan für die Durchführung von Wahlen und den politischen Dialog über den Norden verabschiedet. Auch wenn viele Fragen offen bleiben, insbesondere zur Rolle der Putschisten und zur technischen Organisation der Wahlen (Wählerverzeichnis, Beteiligung der Flüchtlinge), ist damit zumindest die graduelle Wiedereinsetzung der westlichen Entwicklungshilfe möglich, falls sich nicht die Racheakte und Übergriffe gegen Tuareg, Araber und Mauren fortsetzen. Djibril Diallo, Führer der Ganda Koy-Miliz, betrachtet unterschiedslos “alle Tuareg als MNLA” (IRIN 2013). Schlimmstenfalls kann es zu einem Bürgerkrieg zwischen Peul- und Sonrhai-Milizen und den Tuareg kommen, was die Risiken für die Intervention zusätzlich erhöht, welche angesichts der unklaren Strategie für die zukünftige Sicherung der Grenzen und der bisher fehlenden Entwicklungsperspektive für den Norden ohnehin schwer kalkulierbar sind (Lacher/Tull 2013).

Die französische Intervention – gefolgt von der ECOWAS-Mission, welche sie zukünftig ablösen soll, wann und wie ist allerdings unklar (Boisbouvier 2013) – wurde zunächst von der malischen Bevölkerung deutlich begrüßt. Inzwischen ist die Skepsis bezüglich der französischen Motive zurückgekehrt, vor allem angesichts der Rolle der MNLA. Wie der notwendige inklusive poltische Dialog mit allen Bevölkerungsgruppen im Norden organisiert werden kann, ist unklar (Lohmann 2012). Zumindest steht der laizistische Charakter Malis (oder einer Region) wohl nicht mehr zur Disposition.

Das Mandat der Übergangsregierung läuft im Frühjahr 2013 ab; falls bis dahin Neuwahlen nicht sorgfältig vorbereitet werden können, droht eine weitere Zuspitzung der Machtverteilungskämpfe in Bamako und/oder eine Anfechtung der Ergebnisse „auf der Straße“ (vgl. Wiedemann 2013).

 

Literatur

Ag Erless, Mohamed, und Djibril Koné, 2012: Le Patriote et le Djihadiste, Bamako : L’Harmattan/La Sahelienne.

Boisbouvier, Christophe, 2013 : Sahel. Une Guerre sans fin ? In : Jeune Afrique, Nr. 2715, Januar, S. 22-31.

De Sardan, Olivier, 2012 : Evitons un Munich Sahélien ! In : Le Républicain, November 11 und 12, jeweils S. 2.

Doumbi-Fakoly ; Hamidou Magassa ; Ciré Bâ und Boubacar Diagna, 2012 : L’Occupation du Nord du Mali, Bamako : L’Harmattan/La Sahelienne.

IRIN 2013: https://www.irinnews.org/Report/97382/The-dynamics-of-inter-communal-violence-in-Mali? 31.1.2013.

Koné, Assane, 2012: Petit Chrono de la Crise Sécuritaire et Institutionelle, Bamako : L’Harmattan/La Sahelienne.

Wolfram Lacher / Denis M. Tull, 2013: Mali: Jenseits von Terrorismusbekämpfung, SWP-Aktuell, Nr. 9, Februar

Lohmann, Annette, 2012: Dialog und Intervention – Zweigleisiger Ansatz zur Lösung der Krise in Mali, in: FriEnt (Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung), Impulse, Nr. 11,  S. 10-12.

Rocksloh-Papendieck, Barbara, und Henner Papendieck, 2012 : Die Krise im Norden Malis. Aktuelle Lage, Ursachen, Akteure und politische Optionen, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.

Wiedemann, Charlotte, 2012: Die Krise in Mali. Demokratie für wen? Krieg gegen wen? Die Rolle der Zivilgesellschaft, die Verursacher der Krise und die Bedeutung religiöser Akteure, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung.

Wiedemann, Charlotte, 2013: Mali: Das Kartenhaus der Demokratie, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 1/2013, S. 25-28.

Der Beitrag wurde am Montag, den 4. Februar 2013 um 12:01 Uhr von Thomas Greven veröffentlicht und wurde unter Foreign Politics, Global Issues abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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