Der Platz der Vereinten Nationen

Der Platz der Vereinten Nationen umfasst einen Gebäudekomplex von vier Plattenhochhäusern und befindet sich im Ortsteil Friedrichshain . Laut dem DDR-Stararchitekten Hermann Henselmann sollte ein Gebäude den zentralen Verkehrsknotenpunkt als Eingang zum Ostberliner Stadtzentrum bilden. Als Protagonist im innovativen Plattenbau hat Hanselmann ein siebenstufig gegliedertes Hochhaus entworfen, das den Hintergrund für die skulpturale Leninbibliothek im Zentrum des Platzes ergeben sollte. Die Gebäude wurde aus ökonomischen Gründen in reduzierter Ausführung umgesetzt. Heutzutage bietet der 75 Meter breite Gebäudekomplex mit 25, 21 und 17 Stockwerken Platz für viele Wohnungseinheiten und steht unter Denkmalschutz.

Die Plattenbauten am Platz der Vereinten Nationen entstanden in der Zeit der DDR. Am 19. April 1970 wurde der Platz unter dem Namen Leninplatz mit der Errichtung eines Lenindenkmals feierlich eingeweiht. Nach dem Ende der DDR wurde die Leninskulptur abgerissen und auch der Name Leninplatz ersetzt. Seit dem 13. März 1992 ist der Platz nach der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) benannt.Mit fast 1200 Wohnungen war dieses Wohnviertel ein sehr attraktiver Wohnort. Es sollte zu diesem Zeitpunkt eine autonome Großsiedlung für die Masse sein, in der sowohl kulturelles Geschehen stattfinden sollte, als auch tägliche Angelegenheiten erledigt werden konnten. Laut einem Artikel von A. Horandt sollten sich dort ein Souvenirgeschäft, ein Selbstbedienungspostamt, eine Gaststätte, ein Espressogeschäft und ein Blumenladen befinden. Auf der Südseite des Platzes sollte eine der größten und modernsten Kaufhallen der Hauptstadt, ein plastisch gegliederter Flachbau, stehen.

Heutzutage sieht man im Zentrum des Platzes vor allem die Straßenkreuzung mit einer Straßenbahnlinie und Geschäften wie Edeka. An der rechten Seite befindet sich Volkspark Friedrichshain. Trotzdem bleibt das Konzept sehr original und außergewöhnlich. In Berlin habe ich bisher keine Plattenbaukreation wie diese gesehen: zwei krumm gebaute Hochhäuser, die sich in gewisser Weise spiegeln, nebenbei ein Hochhaus, das in abgestufter Höhe gebaut wurde und sich gegenüber allen anderen Gebäuden auszeichnet und ein Wohnblock mit Supermarkt an der südwestlichen Seite des Platzes der Vereinten Nationen. Mein Interesse haben vor allem die zehnstöckigen Gebäude geweckt, die in geschwungener Form aneinander schauen.

Abb. 1: Platz der Vereinten Nationen 3-12; Quelle: Paulina Winiarczyk

Dieses dynamisch geschwungene Gebäude war das erste Gebäude, das ich von der Straßenbahn ausgesehen habe. Sehr prächtig und außergewöhnlich, mit einer bunten Fassade, stellt dieses Wohnhaus einen interessanten Wohnbautypus eines Plattenbaus in der DDR dar. Die Umgebung ist angenehm, und vor allem sehr grün. Zum Grün gehört eine lange Wiese mit einem kleinen Brunnen. An dem Ort des abgerissenen Lenindenkmals wurde ein Springbrunnen mit vielen großen Granitsteinen am Platz errichtet.

Das Haus mit der Nummer 3 hat zehn Etagen, interessanterweise hält der Aufzug nicht auf allen Etagen, sondern nur auf sechs unterschiedlichen Etagen (ich vermute, dass der Halt auf jeder zweiten Etage möglich ist). Ich wurde problemlos in das Gebäude hineingelassen. Aufgrund der zahlreichen Mitbewohner ist es wahrscheinlich schwierig, sich alle Nachbarnamen zu merken und zu prüfen, ob jemand wirklich hier wohnt oder nur zu Besuch kommt.

Abb. 2: Innenansicht eines Plattenbaus am Platz der Vereinten Nationen; Quelle: Paulina Winiarczyk

Als ich in das Gebäude hineingelassen wurde, habe ich sofort die Sauberkeit und Geräumigkeit bemerkt An den Treppen habe ich eine junge Mitbewohnerin angesprochen und kurz darum gebeten, ob sie mir ihre Wohnung zeigen kann. Ich habe sie auch gefragt, ob sie hier zufrieden ist. Die Einrichtung der Wohnung besteht aus dunklem Vollholz und die Zimmer haben relativ große Fenster, wobei von der Küche und dem Wohnraum auf das hohe Gebäude, das von Hanselmann entworfen wurde, geblickt werden kann.

Abb.3: Wohnhochhaus am Platz der Vereinten Nationen; Quelle: Paulina Winiarczyk

Die Fenster nach Westen laden zum langen Schauen ins Grüne ein, dort befindet sich auch schon ein Teil des Volksparks. Zu DDR Zeiten verzichtete man aus sozialen Gründen auf eine Wohnküche. Ich kann mir vorstellen, dass die Grundidee war, die Frau besser in die Familie zu integrieren, da die Küche offen zum Wohnraum konzipiert wurde. Auch ein großer Balkon mit riesigen Fenstern weist darauf hin, dass das Zentrum des Lebens im Wohnzimmer liegen sollte. Das Wohnzimmer ist wirklich gut beleuchtet und von der Küche mit einer Trennwand abgeschrimt. Die Wohnung scheint sehr neutral zu sein, mit weißen Wänden und wenigen Möbeln. Die junge Bewohnerin ist mit der Wohnung sehr zufrieden, vor allem die Mietpreise sind sehr attraktiv.

Ich war beeindruckt davon, wie sauber das Gebäude ist, nur die schmutzigen Wände wurden wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr gestrichen. Der Platz der Vereinigten Nationen bietet eine sehr komplexe und außergewöhnliche Art des Plattenbaus. Es erinnert mich an die sowjetischen Mikrorayons. Die in Kurven gebauten Gebäude grenzen den gesamten Platz ab und schaffen eine urbane autonome Großsiedlung, die zu DDR Zeiten das Konzept der Mikroraion erfüllen konnte.

Paulina Winiarczyk

Weiterführende Literatur:

Autor unbekannt URL: https://www.jeder-qm-du.de/ueber-die-platte/plattenbau-historie/platz-der-vereinten-nationen/ (Stand 26.07.2021)

Autor unbekannt URL: https://www.xhain.info/friedrichshain/platz-der-vereinten-nationen.htm (Stand 26.07.2021)

Horandt, A./ Horn, G., Sie ehrten Lenin, indem sie Häuser bauten. Vom Werden und Wachsen des Leninplatzes, hg. v. Bezirksvorstand der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in der Hauptstadt der DDR, Berlin 1970. URL: https://www.ddrgeschichte.de/Wirtschaft/Industrie/Wohnungswesen/Leninplatz_-Berlin-/leninplatz_-berlin-.html (Stand 20.07.2021)