Für Ägypten in Berlin

Immer wieder suchten Aktivisten für die Unabhängigkeit ihrer kolonisierten Heimatländer auch die Unterstützung der deutschen Regierung und Bevölkerung. Einer der ersten, der sich für die nationale Selbstbestimmung Ägyptens hierzulande stark machte, war Mustafa Kamil Pascha. Wer war er und was machte ihn so bedeutend?

Von Ranaa Khalaf

Mustafa Kāmil, auch bekannt als Mustafa Kāmil Pascha, war Anwalt, Journalist und nationalistischer Aktivist. Er wurde in Kairo am 14. August 1874 geboren und dort am 10. Februar 1908. Nach seiner Absolvierung in der Khidiwiyya High School in Kairo, wurde er als als Anwalt an der französischen Rechtsfakultät in Kairo und an der juristischen Fakultät der Universität Toulouse in Frankreich ausgebildet. Sein Vater war Ingenieur, welcher zuerst in der ägyptischen Armee und dann für die zivilen Institutionen arbeitete.

Er setzte sich für die Unabhängigkeit Ägyptens und damit gegen die Besatzung durch Großbritannien ein. Sein Problem war schon immer die britische Herrschaft in Ägypten. Die Bewunderung seiner Landsleute erwarb er, da er sich nicht scheute öffentlich gegen die britische Besatzung zu agitieren. Dadurch war er eine wichtige Figur, die für die Unabhängigkeit und Entwicklung seines Landes bedeutend ist.

Kamil machte sich anfangs bemerkbar, als eine Gruppe von Studenten die er anführte, Büros der Al Muqattam Zeitung zerstörte. Diese Zeitung unterstütze die britische Besetzung in Ägypten. Kāmil gründete die nationalistische Zeitung „Al-Liwa“, („der Standard“) und war ein eloquenter Sprecher, der die ägyptische Bevölkerung mobilisierte und inspirierte. Die Zeitung diente zur Verbreitung politischer Ansichten seiner Gruppe und das Bewusstsein für die ägyptische Unabhängigkeit zu schärfen.

Zerstobene Hoffnung

Das Plakat von 1895 zeigt Mustafa Kamil in der Mitte vor dem „Tempel der Vernunft“, wie er Marianne und anderen symbolhaften Nationalvertretern seine Petition für die ägyptische Unabhängigkeit überreicht. Der britische Löwe und Soldat im Vordergrund halten eine Frau (Ägypten) in Ketten.

Für Kamil war Frankreich das Symbol des europäischen Liberalismus, weshalb er auf französische Unterstützung baute. Mit dem nebenstehenden Plakat hoffte er, Frankreich dazu zu bewegen, Druck auf die Briten auszuüben, um deren Besatzung Ägyptens zu beenden. Auf dem Bild sind Berühmtheiten zu sehen, welche die jeweiligen Nationen symbolisch widerspiegeln. Sein Aufruf machte seinen Namen schlagartig auch außerhalb Ägyptens bekannt. Das Poster wurde im Jahr 1895 in mehreren Ländern nachgedruckt.

1896/97 weilte er während seiner Europareise auch in Berlin, um für seine politischen Anliegen zu werben. In mehreren Zeitungsartikeln wandte er sich hoffnungsvoll an die deutsche Öffentlichkeit:

Ich bin überzeugt, auch in Deutschland wird es mir gelingen, für das egyptische Volk Sympathie hervorzurufen

„Die Post“ vom 9. April 1897

Diese Hoffnung sollte unerfüllt bleiben. Als Frankreich und Großbritannien 1904 die Entente Cordiale unterzeichneten, suchte Kāmil die Hilfe des osmanischen Sultans, um Ägypten im Kampf gegen die britische Macht zu unterstützen. Obwohl Ägypten zu diesem Zeitpunkt nominal eine Provinz des osmanischen Reiches war, war Kāmil gegen eine Wiederherstellung der direkten osmanischen Herrschaft. Er sah jedoch die osmanische Solidarität als potenzielle Unterstützung im Konflikt mit den Briten.

Kamils früher Tod bedeutete einen Verlust für die ägyptische Nationalbewegung. Er starb 1908 bereits mit 33 Jahren und hinterließ ein Vermächtnis, welches auch von anderen Aktivisten der ägyptischen Nationalbewegung in Deutschland und Berlin aufgegriffen wurde.

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