Asis Domet wurde 1890 in Kairo (Ägypten) als Sohn eines protestantischen Palästinensers geboren. Er besuchte eine deutsche Schule in Haifa und machte ein Lehrexamen am Syrischen Waisenhaus, einer sozialen Einrichtung und evangelischen Lehranstalt in Jerusalem. Im Frühjahr 1910 ging er erstmalig nach Europa, wo er zahlreiche Schauspieler in München und Budapest traf. Auf seiner Reise erwachte seine Liebe für die Dichtkunst, wo auch seine ersten Werke entstanden, aus denen am 11. Juni 1914 an der Orientalischen Akademie zu Budapest gelesen wurde.
Der erste Weltkrieg trieb ihn wieder zurück nach Palästina und Syrien, wo weitere Werke entstanden. 1920 fand er nach Berlin, wo er sich als Gasthörer an der Friedrich-Wilhelms-Universität (Heute Humboldt-Universität) einschrieb. Eine Verbindung zwischen dem „orientalischen“ und „europäischen“ Geist zu schaffen, sah er als seinen Lebenszweck. So beschrieb er in der „Neuen Preußischen Zeitung“ seine Absicht, „orientalische Werke und Weltprobleme in deutsche Gewande gekleidet dem deutschen Volke darzubringen und hinwiederum auch deutsche Meisterwerke ins Arabische zu übersetzen und dem arabischen Volke mundgerecht zu machen“.
KulturPendler zwischen Deutschland und Palästina
Bevor er jedoch in Deutschland seinem Ziel nachging, trieb es ihn samt seiner Frau und Kinder wieder zurück nach Palästina, wo er es als seine Aufgabe sah, trotz wachsender Spannungen zwischen Arabern und Juden, beide Bevölkerungsgruppen durch das Wort zueinander zu bringen. Aufgrund einer wirtschaftlichen Krise trieb es den Dichter im Jahre 1928 wieder nach Deutschland, wo er sich jedoch leider seinem Schicksal stellen musste, denn Asis Domet musste feststellen, dass er weder materielles Auskommen noch künstlerischen Erfolg hatte.
Trotz seiner Bemühungen wurde er in der deutschen Gesellschaft nur als ein Dichter wahrgenommen, der zwar alles sein konnte, nur kein echter Deutscher. Sein interkultureller Ansatz stieß auf großes Unverständnis. Viele Menschen interpretierten seine Werke fälschlicherweise als Mittel, um das nach dem Versailler Vertrag geschwächte Selbstbewusstsein der Deutschen wiederherzustellen. Dieses Missverständnis trug erheblich zu seinem Misserfolg bei und verhinderte, dass sein eigentliches Anliegen, eine Brücke zwischen der deutschen und der „orientalischen“ Kultur zu schlagen, erkannt und geschätzt wurde.
Domet verfasste Schriften sowohl in deutscher als auch arabischer Sprache. Seine Theaterwerke tragen Titel wie „Der Traum von Tel Aviv“, „Die Tänzerin von Fayoum“ oder „Der Uili von Akko“. Im Jahr 1936 brachte ihm sein Schaffen sogar eine Nominierung beim schwedischen Kommittee des Literaturnobelpreises ein.
Enttäuschungen
Mit großer Enttäuschung kehrte er im Oktober 1929 nach Palästina zurück und musste mit Bedauern feststellen, dass trotz großer Bemühungen zwischen Juden und Arabern vermitteln zu wollen, sein Projekt schlussendlich gescheitert war. Sein ehrlicher Vermittlungsversuch scheiterte auch hier an zahlreichen Missverständnissen. Die arabische Bevölkerung betrachtete ihn als Verräter und Opportunisten, während die jüdische Gemeinschaft seine Bemühungen, eine arabisch-jüdische kulturelle Verständigung zu fördern, fälschlicherweise als Unterstützung des politischen Zionismus deutete. Dies erschwerte auf beiden Seiten seine Vermittlungsversuche und machte sie letztlich zunichte.
Durch das Scheitern sowohl in Deutschland als auch in Palästina litt Domet nicht nur geistig, sondern auch materiell. Ab 1939 zurück in Deutschland arbeitete er erst unbezahlt und dann als Übersetzter gegen Stundenhonorar. Der Versuch, ihm zusätzliche Einnahmequellen zu vermitteln, scheiterte, weshalb er sich wegen Geldnot an die amerikanische Botschaft wand. Dies weckte den Verdacht der nationalsozialistischen Geheimen Staatspolizei, die ihn dafür sechs Monate inhaftierte. Die Erlebnisse der Haftzeit führten in der Folge zu Anbiederungsversuchen Domets an die herrschende Ideologie.
Er behauptete nun, stets von den Juden unterdrückt worden zu sein und begrüßte die nationalsozialistische Politik, mit dem insgeheimen Streben, dass seine Werke gewürdigt würden. Vom Regime wurden seine literarischen Werke jedoch weiterhin abgelehnt. Nach vielen Fehlschlägen, als großer Künstler hervorzugehen und ein Knotenpunkt für die verschiedenen Kulturen zu sein, starb Asis Domet im Juli 1943 in Berlin.
Sein Scheitern als Lektion für die Zukunft?
Die Missverständnisse die sowohl in Deutschland als auch in Palästina entstanden, waren große Hindernisse für seinen Erfolg. Seine Vision die Kulturen durch das Wort zu vereinen und kulturelles Verständnis und Versöhnung zu schaffen wurden sowohl in Europa als auch im Nahen Osten nicht nur missverstanden, sondern auch missinterpretiert. Asis Domets Geschichte ist ein tragisches Beispiel dafür, wie interkulturelle Missverständnisse und Vorurteile die besten Absichten eines einzelnen zunichte machen können.
Die Zeiten, in denen Asis Domet lebte, verhinderten seinen dichterischen Erfolg immens. Sein literarisches Werk und seine kulturellen Bemühungen, könnten heute durchaus mehr Erfolg haben als zu seiner Zeit. Heutzutage gibt es ein stetig wachsendes Interesse und Verständnis für interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit. Leider wird das Wirken solcher, womöglich auch gescheiterten Personen häufig außen vorgelassen, ob aus Ignoranz oder fehlender Information. Auch wenn Asis Domet mit dem Versuch scheiterte eine Brücke zwischen Kulturen zu bauen, sein Versuch sollte dennoch auch heute noch gewürdigt und anerkannt werden. Wir sollten anfangen auch solch unbekannten Geschichten einen Titel zu geben.
Quelle: Gerhard Höpp – Asis Domet – ein „zionistischer arabisch-deutscher Dichter“?