Am 24.09.2017 fand der Volksentscheid zur Abstimmung über die Zukunft Tegels statt.
56,4% und somit die Mehrheit der Bürger stimmte für eine Offenhaltung, doch auch der Anteil der Gegenstimmen war enorm. Die Hauptgründe der Gegner sind offensichtlich: Fluglärm, von dem nach Berechnung der Umweltverwaltung rund 300.000 Menschen betroffen sind, Kosten für Sanierung und Umweltschutz.
Fluggesellschaften leiden weder unter Fluglärm, noch setzen Sie sich für Umweltschutz ein. Dennoch spalten sie sich in Befürworter und Gegner des 44 Jahre alten Flughafens und sind sich uneinig darüber, wie die Zukunft Tegels aussehen soll.
Für unseren ersten Blogeintrag haben wir die Positionen der 5 wichtigsten Fluggesellschaften im Hinblick auf den Standort Berlin zusammengefasst. Dabei stellt sich die Frage: Inwiefern sind Befürworter Tegels Gegner des BER und umgekehrt?
Lufthansa
Lufthansa ist mit einer Anzahl von ca. 130.000 Mitarbeitern und 540 Tochter- und Beteiligungsunternehmen die größte und wichtigste Fluggesellschaft in Deutschland und hat sich in der Vergangenheit oft gegen den Flughafen Tegel ausgesprochen.
Carsten Spohr, Chef des Lufthansa Konzerns, ist der Meinung, dass es außer bei Mega-Cities für einen Luftverkehrsstandort immer vorteilhaft sei, wenn alle Kräfte gebündelt werden. Ein Weiterbetrieb sei wirtschaftlich nicht attraktiv. So äußerte er sich in einem Interview mit dem Magazin des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller. Zusätzlich verwies er auf das Beispiel Mailand. Hier sei der Großflughafen Malpensa seiner Wachstumsmöglichkeit beraubt worden.
Auch den BER sieht die Lufthansa kritisch. Die Airline hat bereits vier Drehkreuze in Europa (Frankfurt, München, Wien und Zürich) und möchte in Berlin kein Weiteres etablieren. Vorstandsmitglied der Lufthansa, Harry Hohmeister, ist der Meinung, dass ein fünftes Drehkreuz nicht zweckmäßig wäre. Berlin habe für den Konzern keine übergeordnete Bedeutung oder gar Priorität. Ein weiterer Rückschlag für den BER.
Die Einstellung der Lufthansa zu den angesprochenen Berliner Flughäfen ist nicht verwunderlich. Der eine wird als Pannenflughafen bezeichnet, der andere zählt zu den schlechtesten Flughäfen in Deutschland. Bei einer Umfrage des Deutschen Kundeninstituts (DKI) wurden die 10 größten Flughäfen in Deutschland getestet. Tegel belegte dabei Platz 10. In den Testkategorien „bestes Flugangebot“ und „beste Aufenthaltsqualität“ wurde Tegel mit „mangelhaft“ bewertet.
Air Berlin
Vor der Insolvenz im August 2017 war Air Berlin jahrelang die zweitgrößte deutsche Fluglinie nach Lufthansa. Für den BER war Air Berlin aber die Nummer Eins. Kurz vor der geplanten Eröffnung des Flughafens schickte Air Berlin sogar ein Flugzeug mit der Aufschrift „BER Europe`s most modern Airport“ in die Luft. Air Berlin war nämlich die Einzige Fluggesellschaft, die am BER ein Drehkreuz installieren wollte. Darauf ausgerichtet wurde der gesamte Südpier gebaut. Die Passagiere sollten über neun Fluggastbrücken in die Flugzeuge gelangen und eine Air Berlin eigene Lounge würde bis zu 200 Passagieren Platz bieten. So war es auch nicht verwunderlich, dass die offizielle Stellungnahme eines Air Berlin Sprechers im Jahr 2017 gegen den Weiterbetrieb des Flughafen Tegel und auf die schnellstmögliche Inbetriebnahme des BER gerichtet war. „Ein substanzieller Ausbau der Langstrecke in der Qualität, die wir unseren Kunden bieten wollen, ist nur am BER möglich“.
Ob die Verzögerung der Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg zur Pleite der Fluggesellschaft mitbeigetragen hat ist fraglich. Air Berlin behauptet jedenfalls, dass die immer wieder verschobene Eröffnung die Fluggesellschaft wegen der mangelnden Expansionsmöglichkeiten jährlich 20 Millionen Euro gekostet hat.
Ryan Air
Die irische Billigfluggesellschaft Ryan Air, welche im Jahr 2017 bereits 11,5 Prozent aller Flüge von und nach Berlin ausführte hat ebenfalls klare Erwartungen an den Standort Berlin.
Ryan Air positioniert sich klar gegen die Schließung Tegels und warnt vor einer möglichen „politischen Fehlentscheidung“. Der offizielle Standpunkt der Fluggesellschaft: In einer Zeit ständig wachsender Touristen-, sowie Passagierzahlen wäre es ein großer Fehler Tegel aufzugeben, da damit höchstwahrscheinlich Kapazitätsengpässe auftauchen würden. Außerdem könnte Berlin mit dem Weiterbetrieb von Tegel zu einem wichtigen Drehkreuz für Langstreckenverbindungen werden. Dank der wachsenden Bedeutung des Flugverkehrs kann eine Vielzahl an neuen Jobs in der Luftbranche geschaffen werden. Den Berechnungen der Fluggesellschaft nach könnten allein durch Passagiere, die Ryanair zusätzlich bedienen möchte, in den nächsten 3-5 Jahren 4000 neue Jobs erforderlich werden. Diese positiven Entwicklungen wären aber nur mit dem Erhalt Tegels möglich. Ansonsten würde der Luftverkehr in Berlin massiven Beschränkungen standhalten müssen, so die Stellungnahme Ryanairs.
Der neue Flughafen Berlin Brandenburg bringt aber nicht nur Vorteile, sondern auch Verzögerungen und Risiken mit sich. Bislang kann Schönefeld rund um die Uhr angeflogen werden, das könnte sich aber mit der Eröffnung des BER ändern, denn es wird stark über Nachtflugverbote diskutiert. Das würde für Ryanair bedeuten, dass die Flieger nicht mehr drei Mal, sondern nur noch zwei Mal am Tag die Urlaubsziele erreichen können. Somit würde ein Drittel des Umsatzes wegbrechen.
Condor
Auch die Fluggesellschaft Condor, welche wie auch Lufthansa Mitglied im Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften ist, vertritt die Seite des Weiterbetriebs.
Der Chef des Ferienfliegers Condor, Ralf Teckentrup, spricht sich für den Weiterbetrieb Tegels aus. „Der neue Flughafen ist, wenn er denn mal aufmacht, vermutlich viel zu klein. Deshalb habe ich auch eine Menge persönlicher Sympathie dafür, den Gedanken der Offenhaltung von Tegel weiterzuverfolgen. Es funktioniert ja nicht so, wie man es vor zehn Jahren mal gedacht hat. Da muss man bereit sein, neu zu denken.“
Tatsächlich ist eine ausreichende Kapazität noch nicht festgestellt worden. In Berlin wächst der Luftverkehr deutschlandweit am stärksten. Dem Senat wird vorgeworfen zu geringe Fluggastzahlen prognostiziert zu haben.
Seit April fliegt Condor nicht mehr nach Berlin. Die Konkurrenz war viel zu groß, die Flüge wirtschaftlich nicht nachhaltig. Condor war eine der wichtigsten Fluggesellschaften am Standort Berlin. Ob der Rückzug von Condor in Verbindung zum neuen BER steht, ist unklar.
Easy Jet
Der britische Billigflieger Easy Jet hat nach der Pleite Air Berlins einige Slots übernommen. Inzwischen sind rund 230 Mitarbeiter von Easy Jet am Flughafen Tegel stationiert. Bis Ende des Jahres sollen es sogar 1000 werden. Auch die Nachfrage nach den Flügen der Fluggesellschaft entwickelt sich gut. Die Flugpläne sollen optimiert werden, sodass steigende Einnahmen erwartet werden, welche die Verluste von 43,2 Millionen Euro vom Oktober 2017 bis März 2018 ausgleichen sollen. Aus diesen Anstrengungen und Investitionen in den Betrieb am Standort Tegel, lässt sich schlussfolgern, dass auch Easy Jet auf den Erhalt Tegels setzt. Die Kapazität des BER wird eher als nicht ausreichend betrachtet.
Somit sind viele Billigfluggesellschaften gegen die Schließung Tegels nach der Eröffnung des BER.
Viele Fluggesellschaften haben ihren eigenen Flugplan, der am 25.März 2018 in Kraft getreten ist, für den Sommer 2018 erweitert. Dies kurbelt das Wachstum von Tegel enorm an. Hier ein paar Beispiele:
- die deutsche Eurowings verdoppelt ihr Flugangebot ab Berlin-Tegel
- die deutsche Fluggesellschaft Germania baut ihren Flugbetrieb ab Berlin-Tegel weiter aus. Reiseziele wie die Türkei, Griechenland, Portugal und Spanien stehen im Flugplan der Airline.
- Scoot, eine Tochtergesellschaft der Singapore Airlines, wird viermal wöchentlich nach Singapur fliegen.
- die russische Fluggesellschaft Pobeda, eine hundertprozentige Tochter der Aeroflot, nimmt in Berlin-Tegel ihren Flugbetrieb auf.
Ob während eines solchen Wachstums die Schließung von Tegel wirtschaftlich sinnvoll ist?
Verfasser: Anastasija Vatiska, Elina Gulko
Textquellen
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/volksentscheid-zum-berliner-flughafen-airlines-sind-gespalten-in-der-tegel-frage/19685550.html
https://www.frontier-economics.com/de/documents/2017/06/tegel-offen-halten.pdf https://www.morgenpost.de/flughafen-BER/article208707665/Airlines-warnen-vor-Provinzflughafen-BER.html
http://www.maz-online.de/Nachrichten/Berlin/Easyjet-in-Tegel-mit-Startschwierigkeiten
https://flug.check24.de/news/ber-eroeffnung-airlines-fordern-verbesserungen-in-tegel-55257
http://www.dw.com/de/air-berlin-eine-geschichte-des-scheiterns/a-40640169
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Lufthansa-wuerde-Tegel-treu-bleiben-article19902795.html
https://www.pressreader.com/germany/der-tagesspiegel/20170418/281865823344466
http://www.maz-online.de/Brandenburg/Tegel-spaltet-die-Gemueter
https://mwe.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.343475.de
https://www.lh-travelguide.com/de/de/berlin/txl/
https://www.wahlen-berlin.de/wahlen/BU2017/afspraes/ve/index.html
https://www.morgenpost.de/flughafen-BER/article212316929/Lufthansa-BER-wird-kein-Drehkreuz.html
https://www.welt.de/regionales/berlin/article175361814/Condor-fliegt-nicht-mehr-nach-Berlin.html
http://www.airliners.de/ber-drehkreuz-air-berlin-lufthansa-hauptstadtflughafen/41425
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