Von: Marga Zenth (M.A. Interdisziplinäre Lateinamerikastudien, FU Berlin)
Die subcomisión de género konnte nur dank des Engagements vieler Menschen, die sich für die Rechte von Frauen und für eine sexuelle Vielfalt im Land stark gemacht haben, erreichen, dass die Genderperspektive in alle Punkte des finalen Friedensabkommens aufgenommen wurde. Zahlreiche Treffen, Vorträge, Forumsdiskussionen, Nationale und Internationale Gipfel sowie Demonstrationen, die seitens der Frauen organisiert und mobilisiert werden, machen das breite zivilgesellschaftliche Engagement der Menschen deutlich, die sich für eine größere Beteiligung von Frauen im Friedensprozess einsetzen möchten.
Insgesamt wird im Abschlussdokument der Genderfokus 144 Mal erwähnt. Laut der Juristin Ilva Myriam Hoyos Castañeda ist die unterschiedliche Verwendung des Begriffs zu beachten. Einerseits wurde der Begriff enfoque in verschiedenen Bereichen verwendet (enfoque territorial, enfoque multidimensional, enfoque reparador, enfoque étnico etc.), andererseits wird die Ebene auf die er sich bezieht unterschiedlich definiert (manchmal als Analyseinstrument auf bestimmte policies bezogen, manchmal jedoch auch als Ziel an sich innerhalb einer bestimmten policy). Die Autorin führt das zu dem Schluss, dass es sich bei dem Friedensabkommen eher weniger um eine Stärkung der Rechte der Frauen handelt, als um das heimliche Einbringen einer „Gender-Ideologie“. Sie repräsentiert damit einen Teil des Gegenwinds durch konservative Strömungen und kirchliche Akteure, die vor einer Gender-Ideologie warnen. Ebenfalls die „No“-Kampagne der ultra-derecha, die den Genderfokus abzulehnt, da dieser ihrer Meinung nach die Rechte der traditionellen Familie und die Entwicklung von Kindern gefährde.
In einer Stellungnahme der Mujeres Farianas wird dies explizit verneint und bekräftigt, dass
Ni el enfoque de género, ni ningún proceso de formación que busque acercar a las comunidades a este tema va a hacerle daño al pueblo colombiano; al contrario, sentará las bases de una sociedad menos excluyente y discriminatoria.
Dass die Bevölkerung im Referendum des 2.10.2016 die verhandelte Version des Friedensvertrags ablehnt, hat zur Folge, dass das über einzelne Inhalte des Abkommens noch einmal verhandelt wird. In diesen Verhandlungen werden die Gegner der Friedensverhandlungen mit an den Verhandlungstisch geholt. Vergleicht man beide Dokumente wird deutlich sichtbar, dass der Genderfokus an unzähligen Stellen aus den Dokument gestrichen werden musste oder teilweise durch Hinweise auf besondere Rechte der Frauen (oder der Frauen und Männer) ersetzt wurde.
Auf die Zukunft und die Implementierung bezogen geht das zivilgesellschaftliche Engagement der Frauen weiter. Auf dem II Cumbre Nacional de Mujeres y Paz im September 2016 beispielsweise diskutieren die Teilnehmerinnen die Realisierung des Abkommens und wie der Frieden mit allen Beteiligten der Gesellschaft und besonders mit einer starken politischen und institutionellen Beteiligung der Frauen realisiert
werden kann. In einem Interview stellt die Aktivistin Beatriz Quintero zusammenfassend fest:
A nosotras no nos interesa un proceso de paz en el que no cambiemos nada, sino uno en el que construyamos una nueva realidad y nos comprometamos a eliminar la violencia contra las mujeres.