Von: Vanessa Arnhold (Masterstudiengang Interdisziplinäre Lateinamerikastudien, 4. Semester)
Medien können solche Mechanismen unterstützen und verbreiten, in dem sie neue gesellschaftliche Werte und Forderungen reflektieren. Diese Stärke kann als Gut genutzt werden, um beispielsweise die friedliche Koexistenz zu bewerben. Darüber hinaus beschränkt sich die Berichterstattung der Medien nicht nur auf die Präsentation von Fakten, anstatt dessen formt sie Parameter zur Interpretation von Fakten und lässt Raum für spaltende politische Themen (Hodzic/Tolbert 2016: 1-2). Im Zeitalter sogenannter Fake-News fungieren vor allem Foren und soziale Netzwerke als Katalysatoren, um bei der Meinungsbildung „behilflich“ zu sein. Überschriften treten dann als Träger von Ideologien auf. Auf diese Art und Weise stellen die Medien ein wichtiges Instrument im Prozess des sozialen Wandels dar, da der größte Teil der Informationen, die die BürgerInnen erhalten, durch die Medien gefiltert und bereitgestellt wird. Darüber hinaus lässt sich in Kolumbien ein klares Framing der Nachrichten ausmachen. So wird durch die Verwendung bestimmter Wortwahl, Phrasen und Bilder ein konkretes Bild der Kontroverse gezeichnet. Dementsprechend erfolgt eine klare Abgrenzung von „Helden“ und „Monstern“ (Hodzic/Tolbert 2016: 3-6, 9-14).
Whether from social networks, online communities, blogs or even semi-institutional and online media forums spaces, dynamics of opinion among netizens strengthen public debates because the contributions of users offer a deliberative potential as well as discursive diversity. These interactions also reveal social contradictions and break up institutionalized monopolies of public opinion promoted through traditional channels (Montaña/González/Ariza 2012: 88).
Neben der publizierten Nachricht stellten die kolumbianischen Tageszeitungen ein dazugehöriges Diskussionsforum bereit. Durch diese Art der politischen Partizipation entsteht eine noch recht neue Zirkulation von Ideen, die AkteurInnen treten dabei in direkten Kontakt. Aufgrund der KommentatorInnen werden Meinungen „ko-produziert“. Auf der anderen Seite existieren in manchen Foren bestimmte Richtlinien, die eine freie Meinungsäußerung unterbinden. Durch diese Zensur wird gezwungenermaßen die Meinung der publizierten Nachrichten untermauert und es lassen sich keine „Ausreißer“-Kommentare finden. Einen solchen Kontrollmechanismus in interaktiven Räumen haben Montaña et. al. in ihrer Arbeit nur bei einer von drei analysierten kolumbianischen Zeitungen finden können. Bei den anderen KommentatorInnen lassen sich unterschiedliche Partizipationsmöglichkeiten ausmachen. So gibt es zum Beispiel VerfasserInnen mit einer Art Monopolstellung, sogenannte micro leaders, die in einem Forum 25% aller Beiträge ausmachen. Die Hauptthemen in der kolumbianischen Presse und den sozialen Medien generell waren ab 2012 der Waffenstillstand, die Friedensverhandlungen (Montaña/González/Ariza 2012: 90-92, 100-109) und zuletzt auch Empfehlungen für die Abstimmung im Oktober 2016.
Das Szenario, durch das Zeichnen eines bestimmten Bildes gezielt eine Meinung zu formen, kann natürlich auch in das Gegenteil umschlagen. Wochen vor dem entscheidenden Plebiszit zeichnete sich durch die Berichterstattung der Medien ein positiver Ausgang der Abstimmung ab. Die Zeichen in den Medien und sozialen Netzwerken standen auf Sí. Aufgrund dessen ist es möglich, dass am 2. Oktober zahlreiche Wahlberechtigte, die für ein Sí gestimmt hätten, die Notwendigkeit des Wählens in Frage stellten. Auf der anderen Seite war die Motivation im No-Lager durch solche Nachrichten höher ihre Stimme abzugeben. Darüber hinaus herrscht in Kolumbien keine Meldepflicht. Wahllokale befinden sich daher oftmals kilometerweit vom Wohnort entfernt. Eine Reise zur Stimmabgabe wäre daher kostenintensiv und insbesondere für Teile der ländlichen Bevölkerung finanziell nicht tragbar, die zusätzlich noch einen Verdienstausfall für den Zeitraum zu beklagen hätte. Abgesehen von einer eh schon schwierigen Anreise stellt das Wetter einen weiteren Aspekt dar. Durch ein Unwetter, welches in weiten Teilen Kolumbiens wütete, Straßen unpassierbar machte, ersparten sich viele KolumbianerInnen den Weg ins Wahllokal. Weiterhin wird darüber diskutiert, ob man bei der No-Kampagne von Manipulation sprechen kann.