Historiae (2018)

Perlustrazione II

Di notte per non svegliare nessuno con la luce
lascio che una torcia tenuta accanto al letto
mi guidi per tutto il corridoio,
stretto, senza finestre fino al varco del bagno
e poi della cucina dove bevo
notando con la coda dell’occhio
come il cielo schiarisca e si rifletta
– cerchiato dalle nubi – sull’acciao dei tubi.
Non è molto ma basta
per scrivere qualcosa – una nota,
a volte con un barlume di poesia
in fretta su un foglio già usato per la spesa.
Torno a letto, guardo nella penombra il tuo profilo
ancora un po’ infantile, alto verso il soffitto da cui pende
un lampadario a gocce. Ascolto il tuo russare, curiosa
di quel suono che il corpo orchestra col fiato, o forse
con un osso deviato verso gli occhi e la fronte.
Resto a lungo così pensando che l’osservare
privo di giudizio basti anche per vivere
e sia una forma – data a noi umani – per amare.

Anedda, A., Historiae, Torino: Einaudi 2018, 57.


Übersetzung von Rahel Jung und Charlotte Weber-Spanknebel (SoSe 2021)

Erkundung II

Nachts, um niemanden mit dem Licht aufzuwecken
verlasse ich mich darauf, dass eine Taschenlampe, die ich neben dem Bett liegen habe,
mich durch den ganzen Flur,
den engen, ohne Fenster, bis zur Badezimmertür führt,
und dann in die Küche, wo ich trinke
und dabei aus dem Augenwinkel bemerke
wie der Himmel sich aufhellt und sich wiederspiegelt
– umgeben von Wolken – in dem Stahl der Rohre
Es ist nicht viel, aber es genügt,
um etwas zu schreiben – eine Notiz,
manchmal mit einem Funken Poesie
in Eile auf ein bereits für den Einkauf genutztes Blatt Papier.
Ich kehre zurück ins Bett, betrachte im Halbdunkel dein Profil
noch ein bisschen kindlich, hoch, die Decke, von der
ein Kronleuchter hängt. Ich lausche deinem Schnarchen, gespannt
auf diesen Ton, den das Körperorchester mit dem Atem hervorbringt, oder vielleicht
mit einem schiefen Knochen in Richtung Augen und Stirn.
Lange verbleibe ich so, denke darüber nach, dass das urteilsfreie Beobachten
auch zum Leben reichen würde
und dass es eine – uns Menschen gegebene – Form wäre zu lieben.