Während der Zeit, als Muhammad Kamil Ayyad (1900-1986) in Berlin Student war, fanden in Deutschland bedeutende gesellschaftliche und politische Veränderungen statt. Noch gezeichnet von den Folgen des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des Kaiserreichs im Jahr 1918 wurde die Weimarer Republik gegründet. In dieser Zeit gab es politische Instabilität, wirtschaftliche Herausforderungen und soziale Unruhen in Deutschland. Die Weimarer Republik war geprägt von politischen Spannungen, extremistischen Bewegungen und dem Versuch, eine demokratische Regierungsform zu etablieren. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit, die auch die diplomatischen Beziehungen Deutschlands zu anderen Ländern beeinflusste.
Durch Ayyads Studium in Berlin an der ehemals noch „Friedrich-Wilhelms-Universität“ (heute Humboldt-Universität), gelang es ihm sich akademisches Wissen anzueignen und zu vertiefen, zusätzlich sich mit Experten aus den Bereichen Geschichte, Philosophie, Nationalökonomie und Islamwissenschaft
auszutauschen. Seine Arbeit trug dazu bei, historische Ereignisse zu analysieren und zu verstehen, und damit das Verständnis für die politischen Veränderungen und Entwicklungen seiner Zeit zu vertiefen.
Muhammad Kamil Ayyads Engagement zeigte sich auch außerhalb des Strebens nach Wissens, denn er setzte sich für arabische Studenten ein. Er wurde zum Vorsitzenden der „Vereinigung der Arabischen Studenten in Berlin“ gewählt und kümmerte sich um die Aktivitäten der antikolonial gesinnten arabischen Studenten, die sich zu der Zeit in Berlin aufhielten. Er setzte sich insbesondere dafür ein über die imperialistische Kolonialpolitik zu informieren und die Solidarität mit und zwischen den Antikolonialisten aus Afrika und Asien zu stärken.
Steiniger Weg zur Promotion
Die erste historisch-kritische Analyse, die ein Araber über den mittelalterlichen arabischen Historiker schrieb, dessen „Muqaddima“ (Prolegomena) mittlerweile als ein Vorläufer sozialwissenschaftlicher Geschichtsbetrachtung gilt
Gerhard Höpp, „Araber in Berlin“, 1998
1927 brachte für Ayyad sowohl Erfolg, als auch Niederlage: Seine politischen Aktivitäten in Berlin erlebten ihren Höhepunkt, während er zur selben Zeit sein Studium abbrechen musste. Ayyad kehrt zurück nach Damaskus, da seine Eltern ihn nicht mehr finanzieren konnten. Ein Jahr später kehrt er zurück nach Berlin, um sich der Fertigstellung seiner Dissertationsschrift zu widmen. Aufgrund weiterer Probleme verzögerte sich die Promotion und am 6. März 1930 konnte er schließlich in Abwesenheit promoviert werden. Der Titel seines Werkes „Die Bedingungen und Triebkräfte des geschichtlichen Geschehens in Ibn Khalduns Geschichtslehre“ wurde ihm selbst zum Leitmotiv. Als Professor in Syrien prägte er mehrere Generationen arabischer Wissenschaftler und Intellektueller und steuerte, gemäß den Aussagen Gerhard Höpps, dem nationalen Streben und sozialen Befreiungskampf in den arabischen Ländern stets wichtige neue Impulse bei.